Erfolgreiche Stotztrupptiitigkeit an der Ostfront

Schwere Luftrvaffenaugriffe gegen Ansladebahuhöfe

DilkB Aus dem Führerhauptquartier, 25. Mai. ^urrlommaudo der Wehrmacht gibt bekannt:

Von der Ostfront wird nur aus einigen Abschnitten er folgreiche eigene Stoßtrupptätigkcit gemeldet.

Die Luftwaffe führte schwere Angriffe gegen stark belegt, Ausladebahnhöfe des Feindes und bombardierte an der mitt­leren Wolga ein großes Werk der Flugrustungsindustrie. Bei einem Angrisfsversuch eines V andcs feindlicher Schlacht«'ug- zeuge auf einen deutschen Frc lugplatz wurden von den elf angreifenden Sowjetflugzeugen zehn noch vor Erreichen des Zieles abgeschossen.

Bei einem erfolglosen Angriff eines starken Verbandes bri­tischer Kampsflugzeuge gegen ein deutsches Geleit vor der niederländischen Küste brachten Sicherungssahrzeuge der Kriegsmarine sieben mehrmotorige britische Flugzeuge zum Absturz und beschädigten vier weitere schwer.

Schwere deutsche Kampfflugzeuge bombardierten in der ver­gangenen Nacht die Häfen Vone und Djidzelli. Ein Han­delsschiff erhielt so schwere Treffer, dag mit seiner Vernichtung gerechnet werden kann. Flakartillerie der Luftwaffe schoß im Mittelmeerraum, neun feindliche Flugzeuge ab.

Nach abschließenden Feststellungen verlor die britische Luft­waffe bei dem Angriff aus westdeutsches Gebiet in der Nacht zum 24. Mai 44 Bomber.

Rumänische Jagdverbände an der Ostfront zeichneten sich in letzter Zeit besonders aus. Sie schossen in kurzem Zeitraum LI sowjetische Flugzeuge im Lustkampf ab und zerstörten sjinf weitere Flugzeuge am Boden.

Änfang Mai am Kubanbruckenkopf über 2VÜ Sowjetpanzei vernichtet

DNV Berlin, 25. Mai. Im Süden der Ostfront entwickelter sich am 24. Mai nur beiderseitige lebhafte Stoßtrupptätigkeit An der Nordostccke des Kubanbrückenkopfes scheiterten

Italienische Flugzeuge griffen Ziele im Sudan und in Jtalienisch-Ostafrika an

DNV Nom, 25. Mai. Der italienische Wehrmachtbericht oöm Donnerstag hat folgenden Wortlaut:

Italienische Flugzeuge erreichten nach einem langen, schwie­rigen Flug militärische Ziele im Sudan und in Ita­lien i s ck - O st a s r i k a. die sie wirksam angriffen.

Die Häsen von Djidjelli und Bone wurden von Ver­bänden der deutschen Luftwaffe bombardiert. Ein Handels­dampfer, der schwer getroffen wurde, kann als versenkt betrachtet werden.

Feindliche Luftangriffe auf die beiden Küsten der Meerenge von Messina, auf Catania und auf verschiedene Ortschaften in Sardinien verursachten einige Schäden. 2n Reggio Calarbria waren die Schäden empfindlicher.

Unsere Jagdflugzeuge schossen in erbitterten Luftkümpfen über Sizilien und Sardinien a ch t Bomber ab. Zehn weitere feind­liche Flugzeuge wurden von der Vodenabwehr vernichtet.

Erfolge der italienischen See- und Luftstreitkräfte

Nom, 25. Mai. Die italienischen See- und Luftstreitkräfte ver­senkten vom 1. bis 24. Mai im Mittelmeer und im Atlantik insgesamt 80 000 BRT. feindlichen Schiffsraums, berichtet Messaggero". Ferner wurden in der gleichen Zeit ein Kreuzer, zwei Zerstörer und sechs große Handelsdampfer schwer beschädigt, sowie ein U-Voot versenkt, dessen Besatzung gefangen benommen wurde.

Erfolge italienischer Langstreckenbomber

DNV Nom, 25. Mai. lieber den im italienischen Wchrmachr- bericht vom Dienstag bekanntgegebenen Angriff italienischer Flugzeuge auf militärische Ziele im Sudan und in Jtalie­nisch-Ostafrika veröffentlicht die Stefani-Agentur folgend« interessante Einzelheiten.

2m Laufe der Nacht zum 24. Mai haben italienische Lang, streckenbombcr wirksam militärische Ziele in Port Sudan am Roten Meer und in dcrZone von Asmara in Eritrea angegriffen. Dieser von weit vorgeschobenen Stützpunkten aus erfolgte Feindflug richtete sich gegen zwei feindliche Stützpunkte, die für die feindliche Nachschubvcrsorgung im mittleren Osten von außerordentlicher Bedeutung sind. Ein bedeutender Teil des gesamten englischen Nachschubs trifft heute auf dem See­wege in Port Sudan ein, während die nordamerikanischen Luft­transporte auf der transafrikanischen Strecke sowie die bri­tischen Luftverbindungen nach dem mittleren Orient heute auf dem Flughafen in Goura Zusammentreffen.

Der Bombenangriff bewies von Neuem die ausgezeichnet, Ausbildung und Geschicklichkeit der italienischen Besatzungen, denen es gelungen ist, ferngelegene strategische Verbindungen des Feindes zu treffen.

Die italienischen Langstreckenbomber verließen den im öst. lichen Mittelmeer gelegenen Stützpunkt im Morgengrauen de, 23. Mai. Angesichts der Länge der Strecke war eine vorher, gehende Feststellung der atmosphärischen Flugbedingungen nicht möglich. Die Navigation war daher außerordentlich schwierig. Nach 11)4 Stunden erreichten die italienischen Langstrecken­bomber Port Sudan. Trotz leichten Nebels konnten die An­griffsziele eindeutig festgestellt-werden. Der Angriff wurde aus nner Höhe von dreihundert Meten: durchgeführt. Abgeworfe« wurden Spreng- und Brandbomben, die Depots und Lager­häuser trafen. Die zweite Angriffsaktion richtete sich gegen militärische Ziele in der Zone von Asmara in Ostafrika. Nach einem Flug von 11 Stunden und 45 Minuten erreichten die italienischen Flugzeuge den Lnfthafen Goura. Der An­griff erfolgte für den Feind völlig überraschend. Bei Hellem Licht bot er ein günstiges Angriffsziel. Aus einer Höhe von eintausend Metern wurden die Bomben auf den Flughafen ab­geworfen. Eine schwere Explosion, der ein ausgedehnter Brank folgte, zeigte die durchschlagende Wirkung des Angriffs. Sämt­liche Flugzeuge, die an den beiden Angriffsaktionen teilnah- men, kehrten am 24. Mai früh wieder zu ihrem Ausgangsstütz­punkt zurück. Die Flugdauer betrug 23. bzw. 24 Sk-nimn.

Innerer Zerfall Tschungking-Chinas"

Inflation'»«!, Hungersnot Besorgte USA.-Stimmen

DNV Lissabon, 25. Mai. Die nordamerikanischen Zeitungei und. politische Zeitschriften bringen ausführliche Berichte am Tschungking, die die Lage Tschiangkaischeks als hosfnungs

zwei feindliche Vorstöße in Kompaniestärke, während im Lagunen- gebiet an der Küste des Asowschen Meeres unsere Stoßtrupp­mach schwierigem Anmarsch in die feindlichen Linien eindrangen dort mehrere Stützpunkte vernichteten und mit Gefangenen unk Beute in ihre Ausgangsstellungen zurückkehrtcm Südlich Nowo- rossijsk versenkte Artillerie durch Volltreffer ein Schiff mi! Nachschubmaterial für die an der Landekopffront abgeriegelten Bolschewisten. Unsere Luftwaffe bombardierte Truvpenansamm- langen und Feuerstellungen des Feindes. Gemeinsam mit de: Artillerie vernichtete sie zahlreiche Kampfstände, Geschütze und Munitionsstapel und störte die feindlichen Nackschubbewegungen. Bei den örtlichen Gefechten und Luftangrsifen wurden seit dem Abbruch der bolschewistischen Offensive am 10. Mai erneut 19 Sowjetpanzer vernichtet und 16 weitere bewegungsunfähig geschossen. Die Zahl der seit Monatsbeginn am Kubanbrücken- kopf abgeschossenen feindlichen Panzer hat sich damit auf übe: L00 erhöht.

Die Miusfront blieb ruhig. Am mittleren Donez zer­schlugen unsere Stoßtrupps den Widerstand feindlicher Eraben- besatzungen bei Lissitschansk und rollten die bolschewistischen Kampfstellungen in 300 Meter Breite aus. Nordwestlich Bjel- gorod fühlten feindliche Spähtrupps mit Unterstützung durch schwere Waffen mehrfach in Stärke bis zu hundert Mann gegen unsere Stellungen vor, wurden aber jedesmal blutig abgewirsen.

Unsere Luftwaffe bombardierte im Süden der Ostfront bei Tag und Nacht Truppentransporte, Bahnhöfe, Eisenbahnstrecken und Brücken, vor allem im Mündungsgebiet des Dons sowie bei Lissitschansk, Kupjansk und Jsjum. Jäger sicherten die bomben­tragenden Verbände und schossen beim Freikämpfen der Ziel­räume zehn Sowjetflugzeuge ab. Insgesamt verloren die Bol­schewisten an der Ostfront in Luftkämpfen und durch Flakabschuß 25 Flugzeuge.

Der gesamte feindliche Verband aufgerieben

DNB Berlin, 25. Mai. In den Abendstunden des Montag versuchten, wie im OKW-Bericht schon gemeldet, sowjetische Flugzeuge einen Ueberfall auf einen deutschen Frontflugplatz im Norden der Ostfront. Sie setzten dazu einen Verband von elf sowjetischen Schlachtflugzeugen an, dem Jäger als Begleit- schutz beigegeben waren. Der anfliegende Feind w"-:de schon vor Erreichen des Zieles von unseren Jägern zum Kampf ge­hellt und zersprengt. In Luftkümpfen schossen die Jäger neun sowjetische Flugzeuge ab, Zn zehntes brachte unsere Flakabwehr pim Absturz. Damit war der feindliche Verband völlig auf- zerieben, ehe er überhaupt zum Angriff ansetzen konnte.

los bezeichnen. ^ .

^idgar Snow, der Sonderberichterstatter derSaturdai Evening Post", ein alter Lhinakenner, meint, daß der inner- Zerfall Tschungking-Chinas von gleicher Bedeutung sei wie dm militärische Vorrücken der Japaner. Die Inslation des Ehma dollars habe unvorstellbare Ausmaße erreicht. Während dm Durchschnittseinkommen der Beamten Tschiangkaischeks 601 Lhinadollar im Monat nicht übersteige, koste ein Frühstück >> dem einzigen annehmbaren Hotel Tschungkings 80 Dollar, en Pfund Mehl 20 und eine Schachtel Streichhölzer einen China dollar. Die Einwohner Tschungkings interessierten sich kaum nock für den Krieg gegen -Japan, sondern dächten Tag und Nach: daran, wie sie ihr Leben fristen könnten.

D'e zweite große Gefahr für Tschiangkaischek steht der ll«A.- Journalist in dem wachsenden Einfluß des Kom munismus in China. Ganze Armeen Tschiangkaischeks seiet durch die kommunistischen Banden gebunden, die große Teil- des nordöstlichen Chinas beherrschten. Selbst in Tschungkinj ginge der Einfluß der Kuomintang immer mehr zurück, währen! der der Kommunisten immer mehr ansteige. Diese inneren Zer- sallserscheinungen beurteilt Snow als noch ernster als di« Offensiven der Japaner.

Aehnliche Berichte liefert auch der Korrespondent der New yorker ZeitungTime", der sich insbesondere mit der unvor­stellbaren Hungersnot in der Provinz Honan beschäftigt. Au! einer Fahrt durch diese Gebiete habe er die Einwohner ganze: Stc»s und Dörfer verhungert am Wegesrand angetroffen, di« ihre Heimstätten verließen, aber auf dem Wege nach anderer Ge^i en unterwegs an Auszehnung gestorben waren.

Sehr ernste Lage der Tschungkingtruppen DNV Schanghai, 25. Mai. Die japanischen Truppen nähme: l am Freitag Puyangkrvan in der Provinz Hupeh, 55 Kilometer ! südwestlich von Jchian, ein. Puangkwan stellt, Central Preß zu- > folge, einen der wichtigsten Stützpunkte Tschungkings nicht nur

! als Nachschubbasis für die 10. Tschungkinger Armee, sondern auch

als Einfallstor in die 6. Tschungkinger Kriegszone dar. Mili­tärische Beobachter in Tschungking, die 'den Verlust vor Puyangkwan zugeben, machen nach einer Tschungkinger Mel- ung keinen Kehl daraus, daß sich die Lage in Hunan uw Hupeh nach dieser Niederlage der Tschungkinger Truppen sehr ernst gestalte.

Brutale britische Kolonialmethoden Eingeborenenbevölkerung wird dem Hungertod ausgelieferi DNB Stockholm, 25. Mai. Die letzten Nachrichten aus Bri- :i s ch - O st a f r i k a zeigen, daß die Hungerssiot unter den Ein. geborenen einen unvorstellbaren Grad erreicht hat. Aus den Meldungen geht hervor, daß die britische Kolonialverwaltung :ie Eingeborenen rücksichtslos dem Hungertods ausliefert, um ne Ernährung der weißen Bevölkerung sicherzustellen. So wird reispielsweise in einer amtlichen Erklärung angeordnet, in Zu- lunft würden nur Farbige, die für bestimmte kriegswichtige llrbeiten eingesetzt sind, in den Städten und" größeren Siedlungen roch Nahrungsmittel erhalten, alle übrigen müßten sofort aus «en Städten wegziehen und in ihre Dörfer im Innern des Lan- >es zurückkehren. Da in den Dörfern bereits größere Hungers­not herrscht, werden Brot-, Reis- und Maisrationen lediglich m Weiße ausgegeben,' die Eingeborenen Ostafrikas erhalten oeder Brot noch Mais. Sie werden angehalten, Wurzeln als Ersatznahrungsmittel" zu verwenden. Aber die verfügbaren leis- und Maismengen reichen nicht einmal für die weiße Ve- lkerung aus. Die Kolonialoerwaltung versucht jetzt Getreide us dem Ausland einzuführen. -

Verstärkter Arbeitseinsatz der Frauen in Japan. Nach einem Beschluß des sogenannten nationalen Arbeitsmobilisierungs- rates, der unter dem Vorsitz des Premierministers tagte, wird der Arbeitseinsatz der Frau in Japan künftig weiterhin ver­stärkt werden. Während bisher nur Männer im Alter von 15 bil 40 Jahren zu Arbeitsleistungen herangezogen werden konnten, wurde nunmehr die Altersgrenze auf 50 Jahre heraufgesetzt.

Vritenkönig versetzt seine Krone

Sechshundertjahr-Erinnerung an Blütezeiten der Hanse Am 23. Mai. vor 600 Jahren, lösten deutsche Hanse Kaufleute die von Eduard III. in Trier verpfändete eng lische Königskrone aus.

Daß ein König seine Krone versetzt, ist gewiß schon nicht all­täglich, aber daß eine Königskrone erst mit Hilfe eines Pum­pes im Ausland wieder ausgelöst werden kann, das hat schon etwas von einer welthistorischen Eroteskkomödie. Es war ein englischer Herrscher, der sie vor genau 600 Jahren in Szene setzte. Eduard III., ein sehr raubsüchtiger Herr, geriet durch seine kriegerischen Unternehmungen in stark finanzielle Schwierig­keiten. So ließ er sich nach dem Erlöschen der Kapetinger in Frankreich von seinem Juristen Ansprüche auf die französische Krone zurechtmachen und kam durch die Einnahme von Calais und die Schlachten bei Crscy und bei Poiiier tatsächlich in den Besitz ausgedehnter Teile von Frankreich. Allerdings vermochte er nur einen Teil des Raubes, darunter vor allem Calais, auf die Dauer zu halten. Auch mit Flandern ließ er sich in einem Wirtschaftskrieg ein. der sich um die Einfuhr und Ausfuhr von Wolle und Tuchen in beiden Ländern drehte. 2n dieser für beide Teile kostspieligen Fehde arbeitete Eduard vor allem mit Be­stechungsgeldern, eine Methode, die also schon damals echt bri­tisch war. Er verteilte durch seine in Frankreich sitzenden Agen­ten Gelder an zahlreiche Territorialfürsten an der Rheinmün­dung und an der Maas. Obgleich sich das englische Parlament gegenüber den militärischen und politischen Unternehmungen des Königs in der Bewilligung des nötigen Geldes sehr will­fährig zeigte, war in Eduards Kassen doch immer wieder ver­hängnisvolle Ebbe. Er half sich, indem er im Ausland borgte, in Italien, aber auch in Deutschland. Die deutschen Städte Köln und Dortmund, in denen zu jener Zeit sehr einflußreiche G-ld- märkte bestanden, vermittelten dem Vritenkönig mehrfach hohe Anleihen. Da Eduard auch persönlich auf großem Fuß lebte, jeden Tag Spiellcute und bei Tisch Speisen aus silbernem Ge­schirr" benötigte, war es kein Wunder, daß, über die immer wieder aufgenommenen Anleihen im Großen hinaus, auch nn

Kleinen noch, nebenbei, gepumpl weroen mugie.

Bei einer dieser Verlegenheiten mußte nun die Königskrons daran glauben. Eduard verpfändet sie dem Erzbischof von Trier für 8000 Pfund. Gleichzeitig wanderten zwei kleinere Kronen in die Geldschränke^weiterer Geldgeber in Köln. Es war ein uraltes Stück, von dem Eduard III. sich trennte. Die ständig in Westminister aufbewahrte Krone stammte aus dem Jahre 1000, bestand aus massivem Gold und war reich mit Rubinen, Saphi­ren, Smaragden, Diamanten und Perlen geschmückt. Der Trie­rer Erzbischof hatte also für sein gutes Geld wahrhaftig ein Pfandobjekt in Händen, das sowohl als historische Jnsignie, wie als künstlerisches und reales Prunkstück von unschätzbarem Wert war. Kein Wunder, daß Eduard sie wieder haben wollte. Seine Finanzen aber wurden gerade zu jener Zeit von neuem und sehr schwer durch den Zusammenbruch italienischer Banken er­schüttert. In seiner Not wandte er sich wieder einmal an Deutsch­land. Es war ein Konsortium von dreizehn deutschen Hanse­städten, die dem Vritenkönig das Loch in der Börse mit etwa 25 000 Pfund zustopften. Das war 1341. Zwei Jahre später griff die deutsche Hanse noch einmal für ihn in die Tasche, liehen Eduard weitere 6500 Pfund in bar und lösten mit fast 9000 Pfund für ihn die englische Krone in Trier und die kleineren Insignien in Köln wieder aus. So geschah es, daß ein britischer König einmal die englische Krone geradezuabstotterte", und zwar aus deutschem Pfandgewahrsam und mit deutschem Leih- aeld....

Knigge benimmt sich. - ^ '

Anekdote von Georg Mohler-Enkenbach.

Freiherr Adolf Knigge, dessenUmgang mir Men­schen" wenigstens dem Namen nach jeder kennt, war keineswegs der Biedermann, als den er sich in seinem Werk und auch sonst gern ausspielte.

Man schrieb das Jahr 1784.

Im großherzoglichen Schloß zu Weimar war eine glän­zende Gesellschaft versammelt. Freiherr Knigge flirtete, dis über beide Ohren verliebt, mit einem entzückenden Hofdämchen, das ihm gegenübersaß. Aber die Unterhaltung verlief ziemlich e in seitig. Das vornehme und eitle Fräulein verspürte nicht di«

geringste Zuneigung für den als Luftikus bekannten Habenichts und wies seine Annäherungsversuche mit eisiger Miene zuruck.

Und so gab der Freiherr schließlich sein -hoffnungsloses Werben in plötzlich aussteigendem Aerger auf.

Da aber bemerkte er etwas Seltsames: Das Fräulein machte sich heimlich etwas unter dem Tisch zu schaffen. Knigg« spähte vorsichtig unter das Tischtuch und bemerkte, wie die kleine Krabbe einen ihrer zierlichen Stöckelschuhe vom Fuß abstreifte, der sie offenbar gedrückt hatte. Kurz entschlossen streckte Knigge seine langen Hölzer aus und schob das Schüh- chen langsam zu sich heran, ließ dann seine Serviette fallen, bückte sich nach ihr und steckte dabei das niedliche Ding in sein« Nocktasche.

Kurz darauf war das Essen beendet. Alle standen auf und begaben sich in den T-gnzsaal. Nur das Hoffräulein saß ver­einsamt auf ihrem Stuhl im Speisesaal, hatte ein puterrotes Gesicht und suchte verzweifelt nach ihrem verlorenen Stöckel­schuh. Nach und nach aber wurde die Gesellschaft auf das selt­same Verhalten der Dame an der leeren Tafel ausmerksam. Schließlich erbarmte sich einer der Kavaliere, trat zu ihr heran und forderte sie zum Menuettwalzer auf.

Das Fräulein ward noch röter, stammelte etwas von Müdigkeit und stocherte mit ihrem bestrümpften Füßchen unter der Tafel herum. In diesem Augenblick erschien ein gold­betreßter Lakai. Auf silbernem Tablett trug er einen seltsamen Gegenstand in den Saal: einen zierlichen Stöckelschuh!

Die Gäste staunten und vergaßen sogar das Tanzen bei diesem merkwürdigen Anblick. Der Lakai ging mit undurch­dringlicher Miene durch ihre Reihen in den Speisesaal.^

Das verzweifelte Fräulein erstarrte fast zur Salzsäule, als sie ihren Schuh aus dem Tablett erkannte.

Der Diener trat auf sie zu, überreichte ihr mit tiefem Bückling den Schuh und sprach laut und vernehmbar in das ringsum herrschende Schweigen hinein:Dieser Schuh wurde soeben für Mademoiselle abgegeben. Die gnädige Demoisell« hätte ihn zu Hause vergessen, sagte der Bote..."

Bebend vor Scham und Zorn ergriff das Dämchen ihre« Schuh, streifte ihn flugs über den Fuß und enteilte, währe«» ein schallendes Gelächter sie umbrandete.