Nr. 120

zerstören. Eine graste Klarheit spricht aus seinen Werken, grost und still wie das ewige Firmament, in oas sein Blick sich versenkte, und dem er jene Erkenntnis abrang, die einem neuen Zeitalter Bahn brechen sollte, bleibt sein Denken. Die hör- manische Weltordnung ist die tiefste geistige und seelische Trieb- keder des kopernikanischen Forschsns. Er empfindet die gleiche Keistesrichtnng bei den Pytagoräern und bei Platon, und darum ist sein Humanismus lebendig und schöpferisch. Es ist der Geist der königlichen Geister in den Jahrtausenden, arischer Geschichte.

Erst allmählich wurden die Gegner dessen inne, datz mit dei Darstellung vyn der Bewegung der Erde auch ein Zeitalter sich ui bewegen begann. Diese Bewegung ist mit unserer Generation in' einen neuen bedeutsamen Abschnitt getreten, und darum sehen gerade wir im nationalsozialistischen Deutschland Adolf Hitlers auf Kopernikus als einen siegreichen Führer der Vor­hut, mit dem wir uns in dem großen Kampf um eine neue Mt lebendig verbunden fühlen, und dem wir nachkämpfen «ollen mit derselben ruhigen Gewißheit, daß auch unsere Vor­stellung von einer vollkommenen geordneten Welt bei gleicher Beharrlichkeit der Durchbruch nicht versagt bleiben wird. Was koethe von Kopernikus sagte:Unter allen Entdeckungen und ileberzeugungen möchte nichts, eine größere Wirkung auf den menschlichen Geist hervorgebracht haben als die Lehre des Kopernikus. Kaum war die Welt als rund anerkannt, so sollte fie auf das ungeheure Vorrecht Verzicht tun, der Mittelpunkt des Weltalls zu sein. Vielleicht ist noch nie eine größere For­derung an die Menschheit geschehen . . . kein Wunder, daß man fich auf alle Weise einer solchen Lehre entgegensetzte, die die» jetzigen, der sie annahm, zu einer unbekannten, ja ungeahnten Denkfreiheit und Grobheit der Gesinnung berechtigte und ouf- sorderte."

Ich sage, was Goethe von Kopernikus sagt, das gilt auch vom Bannerträger unserer Zeit, um den sich nicht nur in Deutsch­land. sondern in Europa die alte Kulturwdlt zur Verteidigung ihrer großen Tradition und zur Eroberung einer neuen Zeit geschart bat.

Reichsminister Rust erwähnte dann Keplers Eintreten süi Kopernikus' großes neues Weltbild und fuhr fort: Seine Stützung und Weiterführung kann nicht genannt werden, ohne eines italienischen Heroen gleichen Geistes auf gleichem Kampf­feld zu gedenken, der mit ihm in engster Verbindung forschte und kämpfte, Galileo Galilei. Und wenn wir nun überhaupt dieser großen Männer gedenken und auch nur bdi ihren Zeit­genossen beginnen uns umzusehsn, so tauchen Namen auf wie Luther und Paracelsus, Dürer und Hutten, Columbus und Leonardo da Vinci, Michelangelo und Raffael, und in ihnen erleben wir die ganze große abendländische Kultur, deren Schick­sal von dem Verantwortungsbewußtsein und dem eisernen Durch­haltungswillen unseres Geschlechts abhängr.

Das gewiß sagenhafte Wort, das Galilei in den Mund gelegt worden ist, als die Inquisition in ihm die gefährliche Lehre ses Kopernikus treffen wollte:Und sie bewegt sich doch!» soll als Schlachtruf gegenüber einer geist- und gottlosen Welt unserer Gegner auch der unsrige sein. Und die Zeit bewegt sich doch, und wir wollsn als ihr Bannerträger und als Schwertträger zugleich gegen den Ansturm der Feinde bestehen und siegen.

2m Anschluß an die von stürmischem Beifall oft unterbrochene Rede des Reichsministsrs nahm der Rektor der Albertus-Uni- versität die,Verleihung von drei Kopernikus-Preisen vor. Der Preis des preußischen Ministerpräsidenten Reichsmarschalls Her­mann Göring wurde an Professor Dr. Francesco Severi-Rom, dem hervorragendsten Vertreter der algebraischen Geometrie, ver­liehen. Die Kopernikus-Preise der Universität Königsberg fielen an Professor Heisenberg vom Kaiser-Wilhelm-Jnstitut in Berlin- Dahlem und an Professor Unsöld-Kiel.

Am Nachmittag begab sich Reichsminister Rust nach Frauen­burg am Frischen Haff, um dort die Wirkungsstätte des welt­berühmten Astronomen zu besichtigen und sich an Hand des Modells die geplante Gedächtnisstätte für Kopernikus erklären zu lassen.

Albert Leo Schlageters Vermächtnis

Frontgedanken znm 20. Jahrestag seiner Erschießung

NSK Auf der Golzheimer Heide bei Düsseldorf fiel am L8. Mai 1923 unter den mörderischen Kugeln französischer Büttel des internationalen Judentums Albert Leo Schlageter. Er, der als der ersten einer erkannte, daß der Nationalsozialismus »ei­nem innersten Wesen nach Frontsoldatenrum und aufopfernder Kampf für die Gemeinschaft ist, wurde in der Folge durch jein Sterben zum Symbol aller derjenigen, die, komme was da wolle, in dunkelster Notzeit ihrem Vaterlande die Treue zu halten gewillt waren. Ihnen blieb sein heroisches Opfer immer­während Mahnung und Befehl. Sie machten sich innerlich bereit, ihm nachzuleben, um einmal den Schimpf und die Schande aus­zulöschen, die mit jener Tat einem ganz in die Irre gegangenen Wolke zugefügt worden war.

Der Morgen graut eben über der weiten Fläche der Golz­heimer Heide, als, inmitten eines Exekutionspeletons Schlageter dem Sandloch zuschreitet, das man für seine Ermordung aus- rrsehen hat. Er soll niederknien, so will es die Vorschrift.Nie­mals!" wehrt Schlageter dem erniedrigenden Befehl. Da tritt ihm von hinten ein französischer Sergeant die Knie durch, daß er zu Boden sinkt. Die gefesselten Hände werden am Pfahl ver­schnürt.

Trommelwirbel! Es ist wie Hohn, als die französische Kom­panie präsentiert.

Schlageter reißt sich empor, kniet aufrecht.

Feuer!"

Die Salve peitscht durch die Morgenstille.

Das Opfer einer Schandjustiz sinkt in sich zusammen. Ein Offizier tritt an den noch zuckenden Körper des tapferen Kämpfers für deutsche Ehre und Freiheit heran, setzt die Pistole «n die Schläfe des Gemordeten und gibt ihm den Fangschuß.

Schlageter hatte ausgekämpft.

Damals schrieben wir:Die Trauer der Besten der Nation geleitete feine sterblichen Reste auf ihrer Fahrt in die Heimat, fvo man sie zu Füßen seiner Schwarzwaldberge beisetzte. Der Schwur seiner Gesinnungsgenossen:Du sollst nicht umsonst ge­fallen sein!" stand wie ein ehernes Menetekel gen die Vogesen. Lus dem Bau Frankreichs, der Kerker sein sollte für Deutsch­lands Seele, brach in diesen Tagen ein Stein. Man sah es nicht, dennoch fiel eine Zwingburg zusammen. Ein Held war Von Kugeln zerfetzt, doch ein Märtyrer trug in Geisterhänden

vre unsterbliche Idee von der Tat, der deutschen Tat um der Freiheit willen ..."

Andere freilich fanden andere Worte. Im eigenen Volke gab es damals genug der Geister, die noch den Toten schmähten, und das jüdische Wort vom Heldenideal, das das dümmste aller Ideale sei, lebte gerade in jenen Tagen in mannigfacher For­mulierung neu auf. Was bedeutete.es da schon, daß der Pariser Eaulois" frech und zynisch den Mord an Schlageter als ge­wollt zugab, weil man der Bevölkerung an Rhein und Ruhr eine drohende Mahnung erteilen wollte. Manche gab es auch, die nichts dabei fanden, daß der bolschewistische Jude Radeck in einem Aufsatz in derRoten Fahne" Schlageter als denWan­derer ins Nichts" bezeichnete, und sein Leben nnd Sterben mit jenem Hohn umgab, den Moskau immer bereit hatte, wenn es galt, eines Volkes Wirrnisse zum Chaos zu tr.eiben.

Zehn Jahre bedurfte es, bis des Helden Bild, ungetrübt und bewahrt vor aller Beschmutzung,-vor der deutschen Nation wie­der in seiner ganzen Größe erstehen konnte. Es war ein langer Weg von 1923 bis 1933. Wir, die wir ihn als kämpfende Nationalsozialisten im Geiste Schlageters gingen, wissen darum. Wir wissen aber auch um die Kraft, die aus dem Mahnen seines Opfertodes kam, um den inneren Befehl, der uns stetig aus der Erinnerung an seinen Opfertod erreichte. -

Das Banner muß stehen, wenn der Man,n auch fällt!" Wir hielten getreu seinem Wort in der Hakenkreuz­flagge das Banner des Kampfes Schlageters hoch. Und als, wiederum Jahre später, die Stunde kam, da jenes Frankreich das einst, in maßlosem Größenwahn und infernalischem Haß gegen alles Deutsche keiner Stimme der Vernunft zugängig, den Mord an Schlageter als Werkzeug internationaler Ein­peitscher begangen hatte erneut gegen unser Volk antrat, willens, es im Aufträge der gleichen internationalen Treiber nun endgültig zu vernichten, da erfüllte sich der Schwur von einst. Ein gerechtes Schicksal sühnte den Tod des Märtyrers von der Golzheimer Heide an den Mördern. Daß wir dennoch Verblendung mit Großmut lohnten, daß der Sieger dem Be­siegten die Brücke wies in eine neue Zukunft auch damit ehren wir nur ihn, bleiben seinem Geiste treu. Dem Geist des aufrechten deutschen Soldaten, der die Gerechtigkeit will, dem jedoch der Haß ohne Ende fremd ist; der dem Feinde mutig die i

srrrn vieler, der es aber verschmäht, den web-losen Gegner zu demütigen.

Diese Zeilen werden auf einem Gefechts st and an der Ostfront geschrieben. Es ist ein weiter Weg von hier zur Golzheimer Heide. Und doch sind die Tausende von Kilo» Metern nicht eigentlich ein Nichts; ebenso wie die zwanzig Jahre, die zwischen heute und dem Tage des Mordes liegen?

Ja, es ist so! Greifbar nahe steht in uns das Gedenken an Zeit und Geschehen. Denn der Geist weiß um keine Entfernung und die lebendige Erinnerung um keine Jahre. Und wenn wir bedenken, daß nur die Schauplätze des Kampfes gewechselt haben, wenn wir wissen, daß lediglich die Figuren des Spiel» anders getarnt sind und die Phraseologie der.Gegner sich anderer Formulierungen bedient, dann fühlen wir, daß hier die un­mittelbare Fortsetzung des Kampfes vor sich geht, in dem einst Schlageter stand und siel, daß dieselben Geg­ner von einst versuchen, über uns, und damit über ihn und seinen Geist des Kampfes für die Freiheit zu triumphieren. Es ist der internationale Jude, der sich, je nach Bedarf, chauvini­stischer Nationalisten, gieriger Plutokraten oder des Bolsche­wismus bedient, oder sie wie jetzt zusammen vor seinen Wagen jpannt.

Einst, vor mehr als zwanzig Jahren, - schlichen wir, ei» geringer Hausen unentwegter Kämpfer, mit ihm oder in seinem Aufträge, durch Nächte voll Unheil. Wir durchwachten Tage der Verfolgung. Wir wußten von Not und Tod, aber auch von herrlicher Kameradschaft und dem erhebenden Gefühl der Be­friedigung nach erfüllter Pflicht. Ueber uns aber stand der Name eines Mannes, dessen Taten im Felde, im Baltikum, i« Oberschlesien, vor ihm hereilten als schönste Beweise deutsche« Mannestums, als herrliche Ausweise eines Soldaten des Vater­landes: Albert Leo Schlageter!

Heute stehen wir, vor 20 Jahren erweckt durch das Fanal seines Opfertodes, alle auf der Wacht und ipr Kampf für Deutschland. Und wieder ist es dieser wunderbare Ansporn aus dem Wissen um Taten, um Sieg, Opfer und ewige Bereitschaft, die uns Kraft und Willen geben, auszuhalten, mag kommen was da kommen will! Schlageter nicht mehr ein Name, son­dern gleich Millionen! Denn seine Saat ist aufgegangen, sein Beispiel lebt im nationalsozialistischen Reich. Einst Winkelried des deutschen Freiheitskampfes, hat sein Leben und sein Sterben überall die Bahnbrecher des deutschen Gedankens gezeugt, di« mutvoll und ohne Zaudern dem Feinde die Brust bieten, um den Brüdern die Gasse des Sieges zu bahnen.

In diesem Geiste auch begehen wir den 20. Jahrestag seines Todes. Bewußt und dankbar seines Opfers; stolz darauf, daß wir seinem Mahnen gerecht geworden, willens, allzeit zu bleiben wie er war: tapfer, treu und bereit! P. E. R.

Seegefecht im Finnischen Meerbusen DNB Helsinki, 24. Mai. Der finnische Wehrmachtbericht vom Montag berichtet u. a.: In der letzten Nacht kam es im öst- lichen Teil des Finnischen Meerbusclls zu einem heftigen Ge­fecht mit fünf feindlichen Wachtbooten, wobei auf feindlicher Seite auch eine Küstenbatterie eingrifs. Zwei feindliche Wacht- Motorboote wurden versenkt. Alle eigenen Wachtboote kehrten an ihre-Stützpunkte zurück. Die Luftwaffe bombardierte im Rücken des Feindes Unterkunftsplätze, Transportzüge und Eisen- bahnstationen, wobei Brände und Explosionen festgestellt wurden.

Staatssekretär Dr. Conti in Litzmannstadt DNB Litzmannstadt, 24. Mai. Der Reichsgesundheitsführer Staatssekretär Dr. Conti besichtigte die gesundheitlichen Ein­richtungen eines großen llmsiedlerlagers sowie das Entbindungs­heim der Volksdeutschen Mittelstelle in Litzmannstadt und gab seiner Anerkennung für die in der llmsiedlerzentrale Litzmann­stadt geleistete Aufbauarbeit auf gesundheitlichem Gebiet Aus­druck. In drei Jahren sei aus dem als Seuchenherd verrufenes Lodz das saubere und hygienische Litzmannstadt geworden. I« einer Großkundgebung betonte Dr. Conti die Tatsache, daß der Warthegau mit seiner Geburtenziffer an der Spitze aller deut­schen Gaue steht. Er stellte weiter fest, daß Deutschland, ab­gesehen von kleineren Schwankungen bei Sarlach und Diphtherie, noch nie so frei von Seuchen gewesen sei wie heute.

Kriegszuschlag nun auch in den eingegliederten Ostgebieten.

Der Reichsfinanzminister und der Reichsinnenminister haben mit gemeinsamer Verordnung bestimmt, daß die Vorschriften über den Kriegszuschlag zur Einkommensteuer nunmehr auch in den eingegliederten Ostgebieten und im Momelland in Kraft treten, und zwar am 1. Juli 1943.

Menschen im Dunkel

Roman von Maria Fuchs

llrheberrechtsschutz Verlag A. Schwingen st ein, München 8. Fortsetzung Nachdruck verboten

Beim Hinausgehen hört er noch, wie einer sagt:Schab um ihn. Ist der reinste Armleutedoktor geworden und hat einen sol­chen Kopf!"

Soll er sich tnndrehen und dem müßigen Schwätzer erklären, was er nicht verstehen kann? Daß er sich bei seinem einfachen be­scheidenen Leben glücklich fühlt. Und daß keiner weiß, wie das 'st, wenn sich so eine Arbeiterhand zu wortlosem Dank in die seine legt? Das sind Schwingen, die ihn tragen. Gutsein ist Melodie, die dem Leben erst den rechten Klang gibt. Schad, daß nicht alle Menschen dran glauben.

Die Traudl ist eine van denen, die ihr Herz am rechten Fleck haben. Still ist üe heut gewesen inmitten der lachenden Hochzeits­gäste. Vielleicht hat ihr der eins alle Sonne vom Gesicht ge- strichm, der auch dortsaß, steif, kühl und stumm, und der die blütenübersäte Tafel fast streng überblickte: Rüdiger.

Auch jetzt zündet.wieder aus Vaters Auge ein Blitz zu ihm hinüber. Ruhig erwiderte der Junge diesen Blick. Mag der Vater "ur sehen, wie er sich dem allen gegenüberstelltl

Einmal steht Bender wie zufällig neben seinem Aeltesten, stgt ihm hart die Hand auf die Schulter und sagt:Rüdiger, nimm dich zusammen!" Er hat nicht mehr gesprochen, aber der Aub weiß, was in diesen Worten lag? ,

Und schweigt.

Es dämmert der Abend. Der letzte Wagen fährt die Straße hinab. Funi erstenmal sitzen sich Traudl und Franz allein im eige- "in Heim als Gatten gegenüber. Doll Vertrauens blickt er sie an.

Schade, daß ich keinen Urlaub nehmen konnte. Wir holen »her alles noch nach. Ich zeige dir den Süden und du wirst sehen, »Ne schön das sein wird. Freust du dich darauf?"

Wenn es dir gleich ist, bleibe ich lieber daheim. Es gewöh- -an ^ ^ Kinder leichter an mich und das ist doch meine Freude

Nein, nein, Traudl, so ernst darfst du deine Aufgabe nicht Ichen. Sie sollen deine Welt nicht kleiner machen."

Meine Welt ist euer Heim. Franz. Das soll noch sonniger werden als das Stückiein südlichen Himmels."

Traudl, dn bist ein edler Mensch!"

Werden es ihr die Kinder danken?

Da ist vor allem der Rüdiger.

Er muß mit ihr darüber reden. Offen, als Kamerad.

Unser Aeltester ist ein etwas schwieriger Charakter", beginyt er.Laß dich von seiner Art nicht abschrecken. Er ist noch jung, da heißt es: biegen oder brechen. Er darf dich nie kränken, Traudl, dafür stehe ich da. Du sollst nicht etwas allein tragen müssen, was dich ermüden könnte. Jugend hat oft ein hartes Urteil und verrennt sich leicht in Ungerechtigkeiten. Wirst du zu mir kommen, wenn du mich brauchst?"

Sie bricht diese Frage ruhig mit ihrer Antwort entzwei.Um den Rüdiger brauchst du dich nicht sorgen Wenn er mir gegen­über fehlen sollte, tut er es nur aus seiner Liebe zur verstorbenen Mutter heraus. Es wäre «in gegensätzliches Beginnen, das zu rügen. Ich habe ihn oft und heimlich beobachten können und ich kann dir nur sagen, er ist ein selten guter Junge. Nimm nur den einen Fall, wie er sich um den armen Thalhuber kümmert; wie er einstehr für seinen Karneraden. Ein anderer hätte in seinem Alter gar nicht den tiefen Blick für die Armut seines Freundes."

Der Thalhuber, ja, das ist auch so eine Sache." Bender run­zelt die Stirne und seine Worte sind umwolkt von einer Sorge. Dieser Kameradschaft hätte ich oft schon den Riegel vorgeschoben, wenn mich nicht eine gewisse Gerechtigkeit vor dem eigenen Ge­wissen dazu gewarnt hätte. Du scheinst anders darüber zu denken."

Was hast du gegen den Thalhuber?" Erstaunt blickt sie ihren Mann an.Mir gefällt der Bub", verteidigt sie ihn.Und erst dem Doktor Siegwein! Der Gottfried ist sein Schützling. Um, einen, der es nicht wert ist. bemüht sich mein lieber alter Onkel nicht so sehr!"

Weißt, Traudl, der Siegwein ist mir mit seinem Urteil nicht immer maßgebend. Der rennt mit seiner Menschenlieb alle Mauern nieder und meint noch, der andere hat sie ihm weg- gerissen."

Sie lachen beide. Aber gleich darauf umschattet Traudls Ge­sicht eine fragende Enttäuschung. ,

Sag einmal, was gefällt dir an dem Gottfried nicht? Weil er der uneheliche Sohn eines armen Mädels ist? Du bist dach nicht klein in deinem Urteil, ich kenne dich doch. Und es wäre ungerecht, Kinder die Sünden ihrer Eltern büßen zu lassen."

-Tu icki auch nick" Aber der Tiinae selber bat so was an sieb.

das unruyig macht. Denk stur einmal an seine unreifen, unbe­herrschten Urteile! Und schau dir einmal die Augen dieses jungen Menschen an! Die brennen oft wie ein Vulkan. Ich merk es doch wie er den Rüdiger mitreißt in eine unserem Jungen förmlich unbekannte Welt hinein. Kennst du diese Welt? Kenne ich sie?*

Ich glaube, daß ich sie verstehe, Franz. Es ist die unge­schaute große Welt der jungen Menschen, in denen das Ideale reift. Daß sie dieser Gottfried äuf anderem Wege sucht als unser Rüdiger ist leicht erklärlich. Der Boden, auf dem der Thalhuber steht, ist feucht. Ein« lichtlose Kindheit, eine kranke Mutter, Hun­ger, Not, das olles sind Mauern für einen Heranwachsenden Menschen, der sich frei soll entwickeln können."

Du hast die Sprache von Siegwein", lehnt er ihre, werbende Fürsprache ab.Ich stelle mich nicht gegen den Thalhuber, da» weißt du ja; es würde 'ja tonst ein Wort von mir genügen, um dieser Freundschaft ein Ende zu Minden. Nur sage ich mir, der beste Umgang für Rüdiger ist-er gerade nicbt,"

Sie aber verteidigt ihn ruhig weiter:Franz, iür die beiden Jungen stehe ich ein. Brauchst wirklich keine Angst zu haben."

Vom Nebenzimmer her kommen die Stimmen der Kinder. Man hört die kleine Erika sagen:Ich bin sehr froh, daß wir jetzt eine neue Muttör haben. Und es ist schön."

Ja", pflichtöt ihr Paul bei.Hast du sie auch lieb, Erika? Ganz lieb?"

Ja. ganz!" Das Mädelchen meint es ehrlich. Sie geht seit Tagen schon wie auf seidenen Königsschuhen im Märchen.

Ich Hab sie auch lieb, die Mutter. Sie kann Schlösser mit meinen Steinen bauen und spielt oft mit mir. Glaubst du, di« tote Mutti im Himmel ist traurig, weil wir eine neue haben, die auch !ieb ist?"

Ach, du bist ein dummer Bub", sagt das Mädel.Die freut sich doch nur, daß wir es einmal schön habem"

Franz und Traudl haben das kindliche Geplauder glückschwei­gend mitangehört. Ihr Blick gleitet zur Türe hin, hinter der zwei Kinöerherzcn einer Frau die Heimat bereiten.

Da fällt auf einmal laut und unbeherrscht eine LÜre ins Schloß.

Erschreckt fahren die zwei Kleinen zusammen. Richtig, neben­an war Rüdiger und lernte. Sie haben ihn wohl gestört und er ist böse auf sie geworden.

Warum aber stürmt er die Stiege hinab und rennt in di« hereinbrechcnüe Nacht hinaus? Erika' sieht ihn vom Fenster au» mit lgiigen Schritten um die Ecke biegen.

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