Seite 2
SchwarzwAder Tageszeurmll
Nr. 98
Erklärung vorgeschlagen hat, in der gegen die von den Russen in Polen begangenen Grausamkeiten protestiert werden soll.
Das Foreign Office hält unter den gegenwärtigen Umständen eine derartige Kundgebung für inopportun, da sie keinerlei praktische Bedeutung habe, andererseits aber Unzu- träglichkeiten politischer Art bieten kann."
Leiche eines ermordeten polnischen Feldgeistlichen gefunden
DRV Berlin, 27. April. Im Zuge der Ausgrabungen :n Walde von Katyn, bei denen täglich neue Opfer der dolsche wistischen Bestialität geborgen werden, wurde jetzt die erst, Leiche eines ehemaligen pol nischenFeldgeist'licher obduziert. Nach den bei dem verstümmelten Leichnam Vorgefundenen Papieren bandelt es sich im gegebenen .Falle um der „St.Kaplan ad. Parasit Wojoska" Jan Ziolkowski aus Jaros- law. An der Uniform des im Majorsrang stehenden Feldgeistlichen wurde ein Kettchen mit einem aus Holz geschnitzten Kruzifix gefunden. In der Tasche des Ermordeten fand sich ein Gebetbuch.
Mit der Auffindung der Leiche des Feldgeistlichen Ziolkowski wird die Tagebuchnotiz eines im Lager Kosielsk gefangenen polnischen Offiziers vom 21. 12. 39 erklärlich. Diese Notiz besagte datz am genannten Tage sämtliche im Lager Kosielsk in Haft gehaltenen Geistlichen von den übrigen Gefangenen abgesondert wurden. Auf der Liste der abgesonderten befand sich u. a. auch der Name Ziolkoski. Gemeinsam mit diesem Kaplan dürften auch die übrigen polnischen Geistlichen den Weg nach Katyn angetreten haben, um im dortigen Schreckenswald ihr Ende durch jüdisch-bolschewistische Mörderhand zu finden.
Washington und der Verlust des „Ranger" Dementi nach bewährtem Muster DNV Stockholm, 27. April. Der Verlust des Flugzeugträgers „Ranger" ist dem USA.-Marinemtnisterium so in die Knochen gefahren, datz es sich nach dem Muster von Pearl Harbour nur zu der abgeschmackten Methode des Dementis entschließen kann. Es läßt laut Reuter rundweg erklären, daß der „Ranger" nicht versenkt worden sei.
Da die Versenkung des Flugzeugträgers nicht mit papierenen Dementis rückgängig gemacht werden kann, stellt man sich also dumm und wendet die bekannte, den Japanern gegenüber schon mehrfach angewandte Methode an. Kriegsschiffsverluste niemals bekannt zu geben, „um dem Feind kein? Unterlagen für seine Entschlüsse zu geben". Das ist bisher immer die Taktik des Washingtoner Marineministeriums gewesen, die allerdings — so oft angewandt — niemandem in der Welt mehr Sand in di« Augen zu streuen vermag.
Kurznachrichten
Strandgut bezeugt Schisfssterben. Am Strand von Vejer und Tarifs (Andalusien) wurden zahlreiche Kisten, Schiffsgerümpe, »nd Kleidungsstücke ausländischer Matrosen angespült. Die Untersuchung ergab, daß es sich um llebsrreste eines versenkten inglijchen und nordamerikanischen Schiffes handelt.
England pumpt noch Geld vön Gibraltar. Angesichts der täglich steigenden Kriegsausgaben sieht sich die britische Regierung -n immer stärkerem Maße gezwungen, die finanzielle Hilfe seiner Dominien und Kolonien in Anspruch zu nehmen. So meldet »er englische Nachrichtendienst am Montag, daß Gibraltar der dr iischen Regierung 690 090 Pfund zinsfrei geliehen habe.
Ministerkrife in Nordirlaud. Wie aus Belfast gemeldet wird, ist in Nordirland eine Ministerkrife ausasbrochen. Der stellvertretende Premierminister, der Kronanwalt und vier Parla- jncntssekretäre traten als Kabinettsmitglieder zurück. Dieser Vorfall wurde durch Fragen der Rekrutierung in Nordirland hervorgerufen.
Eroßfeuer in der Slowakei. 78 Gebäude eingeäfchert. In der Gemeinde Namestovo (Nordslowakei) brach am Montag ein Vroßfeuer aus, das 36 Wohngebäude und 42 Wirtschaftsgebäude nnäscherte und 69 Familien mit 179 Personen um ihr Obdach trachte. Ein Greis kam bei dem Brand ums Leben. Das Feuer .ntstand durch die Unvorsichtigkeit einer jungen Magd, die in )er Nähe einer Scheune glühende Asche ausschüttete.
Vereinzelte örtliche Angriffe der Sowjets abgewiesen
DNB Berlin, 27. April. Am Kuban-Brückenkopf beschränkten sich am Sonntag die Kampfhandlungen des Heeres auf einzelne örtliche Unternehmungen. Sowjetische Nachschubstützpunkte im östlichen Teil des Asowschen Meeres waren das Ziel deutscher Sturzkampf- und Kampfflugzeuge. Mehrere Explosionen mit starker Brand- und Rauchentwicklung »entstanden in verschiedenen Materiallagern und auf Stapelplätzen von wertvollem Heeresgut schon nach den ersten Bombentreffern. Außerdem wurde eine Anzahl von Küstenfahrzeugen vernichtend getroffen.
Kampflugzeuge griffen sowjetische Truppenansammlungen und Vatteriestellungen im Raume von Noworossijsk überraschend an. Sturzkampfflugzeuge erzielten auf einem in der Nähe der Front gelegenen Flugplatz zahlreiche Volltreffer, wobei drei Flugzeuge zerstört und mehrere abgestellte ein- und mehrmotorige Flugzeuge schwer beschädigt wurden.
In der Nacht zum Montag setzte die Luftwaffe ihre Angriffe auf Nachschubbahnhöfe und Eisenbahnstrecken am Kuban- Brückenkopf und oberen Donez fort, vernichtete neun mit Truppen und Material beladene Transportzüge, warf einen Treibstoffzug in Brand und richtete an Gleisanlagen und Stellwerken erhebliche Schäden an.
Unter hohen Verlusten scheiterte ein Versuch des Feindes an der Mius-Front, zuerst mit etwa 300 Mann und später in Kompaniestärke unsere Stellungen anzugreifen. Im mittleren Frontabschnitt machte der Stoßtrupp eines Erena- dierregiments bei der erfolgreichen Durchführung seiner Erkundungsaufträge 26 Gefangene und erbeutete neben zahlreichen Handfeuerwaffen vier Maschinengewehre und fünf Maschinen
pistolen. Durch gut liegendes Artilleriefeuer wurden drei Geschütze der Bolschewisten außer Gefecht gesetzt und Treffer in einem Munitionsdepot erzielt.
Südlich des Ladogasees und südöstlich Leningrad schlugen unsere Soldaten einzelne örtliche Vorstöße der Sowjets in Bataillonsstärke zurück. Einer dieser Angriffe südöstlich Leningrad, den der Feind in den frühen Morgenstunden mit einer Kompanie in zwei Wellen unternahm, kostete ihn sehr hohe Verluste an Toten und Verwundeten.
Im Nordabschnitt der Ostfront wiesen Grenadiere der spanischen Freiwilligendivision am Sanntagvormittag mehrere Angriffe der Bolschewisten in Vataillonsstärke unter hiche» Einbußen für den Feind ab.
Ein Stückchen Heimat — dicht hinter der Front
Berlin, 27. April. In einer kleinen Stadt südlich Leningrad versehen elf deutsche Frauen und Mädchen als deutsche Rote- Kreuz-Helferinnen in einer Heeresbetreuungsstclle ihren schweren Dienst. Die elf freiwilligen Helferinnen bedeuten auf diesem vorgeschobenen Posten, der nur zu oft unter dem Eranatfeuer der sowjetischen Artillerie liegt, für die Männer der Front ein Stückchen Heimat. Jeden Tag sind es.durchschnittlich 1209 Mann, die bei der Fahrt oder aus dem Marsch durch die Stadt in den Hellen Baracken der Unterkunft eine kurze Ruhepause einlegen. Für sie alle wird von den DRK.-Helferinnen auf das Beste gesorgt. Monatlich werden rund 36 000 Liter Suppe und 45 000 Liter Kaffee zusätzlich zur Verpflegung an die Soldaten abgegeben. Die deutschen Frauen und Mädchen erweisen sich Hieh wie auch in zahllosen anderen Heeresbetreuungsstellen, als b«> währte Kameradinnen unserer Frontsoldaten im Osten.
Die Grenadiere am Wolchow
18 Monate heißer Abwehrschlachten .
Von Kriegsberichter Falko Klewe PK.
NSK Weit über das Land leuchten nördlich des Jlmensee- cie immer noch goldenen Kuppeln des tausendjährigen Nmp- gorods, das mit seinen zerschossenen Steinhäusern, halbzcrfalle- nen Glockentürmen, Kirchen mit byzantinischen Kuppeln aus romanischen Bögen und seiner protzigen Stadtmauer den noch jungen Wolchow säumt, der mit stahlblauen Fluten nach Norden strömt.
Er wurde Schicksalsstrom für alle die deutschen Divisionen, die an seinen Ufern vom Jlmensee bis zum Ladogasee dem Ansturm bolschewistischer Massen trotzten in einem ständigen Wirbel und Wechsel der Kämpfe, die sich vom kleinen, flüchtigen Spähtrupp bis zu Schlachten von ungeahnten Ausmaßen steigerten. Immer sind die Grenadiere dieser Divisionen Sieger geblieben, und aus den goldenen Sarg, in dem einst die die Gebeine Fürst Ruriks, des Gründers Nowgorods, in die Fluten des Wolchow gelassen wurden, sinken die hundertausend Toten sowjetischer Armeen.
Zuweilen ist die Front am Strom zwischen den weiten Seen im Norden ruhig. Es fällt kaum ein Schuß. Die Grenadiere in ihren verschneiten Postenständen im Winter und in den verschlammten Gräben im Frühjahr und Herbst sehen nach Osten in das Dickicht der moorigen, unwegsamen Wiesen, aus denen eines Tages wieder die erdbraunen Gestalten Hervorbrechen und gegen die deutschen Stellungen anrennen können.
Die Grenadiere zwischen Ladoga- und Jlmensee haben in 18 Monaten heißer Abwehrschlachten ihren Abschnitt mit all seinen Reizen, Schrecknissen und Grausamkeiten kennengelernt wie niemals vorher ein gleichgroßes Stück Land ihrer Heimat.
Sie liegen heute am Finnischen Meerbusen und morgen in den Trümmern eines Zarenschlosses vor Leningrad. Sie liegen zwischen den zerborstenen Masten, weiter Hochspannungsleitungen, die zu den zerschossenen Hallen eines Paizerwerkes führten, das einst die 52-Tonner lieferte. Sie liegen im Morast des schwabbernden Dschungel am Wolchow und in dem tausendfach zerwühlten Trichterfeld zwischen Schutt- und Eeröllhaufen auf einem immerwährend heißumkämpften Brückenkopf. Sie stehen
. . sonst hatte sich nichts geändert
Stunden um Stunden im knietiefen Sumpfwasser am Westufer des Stromes. Sie liegen hinter den aufgeworfenen Wällen ostwärts Nowgorod oder schauen über die Weite des Jlmensees.
Sie sind heute hier und morgen da, und die Namen, die immer wieder heiße Schlachten ihres Abschnitts bezeichnen, haben für sie eine ganz bestimmte Vorstellung angenommen. Leningrad, Nowgorod, Ladogasee, Jlmensee, die Rollbahn und der Wolchow sind den Grenadieren dieses Frontabschnittes Begriffe geworden, die sie nie vergessen werden. Dazwischen taucht in der Erinnerung die eine oder andere größere Etappenstadt auf, in der sie einmal einige Tage lagen, bevor sie zu neuem Einsatz kamen, wo sie ins Frontkino gingen oder die Mädchen einer Varietstruppe tanzen sahen. Es waren schwere Tage-und solche, die gleich einem vorwitzigen Sonnenstrahl die grauen, wogenden Nebel über dem Wolchow zerreißen. -
Vor Leningrad verlor der eine seinen besten Kameraden. Auf hem Brückenkopf wurde er verwundet. Bei Gatschina lag er im Lazarett.' In Nowgorod bekam er die Nachricht, daß seine Frau ihm ein Söhnchen geschenkt hatte, und am Jlmensee überreichte ihm sein Kompaniechef das Sturmabzeichen. In einem kleinen Bunker im Wolchow-Dschungel hatte er mit seinen Kameraden Weihnachten gefeiert. Der Divisionskommandeur war am Heiligen Abend in den Graben gekommen, war von Bunker zu Bunker gegangen und hatte Geschenke verteilt.
Auch zwischen die größten Schlachten senken sich Stunden der Besinnung, und Gespräche flattern hin und her. „Weißt du noch, damals . . Und der alte Kamerad entsinnt sich schnell. Ein flüchtig hingeworfsncs Wort: „War ein feiner Kerl... Toller Rabatz ... da Hab ich mir das EK. geholt", lassen immer wieder schwere und stolze Stunden erstehen. Der junge Kamerad lauscht dann still den Worten der alten, die in vielen Schlachten hart geworden sind, schossen und kämpften, von tausend Mücken zerstochen im Sommer, mit frierenden Gliedern im unbarmherzig kalten Winter.
Dann standen sie eines Tages auf dem Bahnhof, den sie so oft hatten nennen hören. Es war irgendwie unwirklich. Di« Kameraden lachten, Bekannte trafen sich, die aus derselben
düü EÄlDIUöV / Von Werner Schmidt
Als der Kappen mir zum erstenmal die Geschichte von dem Kostümball in Colombo erzählte, sagte ich zu ihm: „Diesmal will ich dir's noch glauben; aber das nächste Mal lasse ich mich nicht wieder anlügen!"
Ja, so zweifelhaft kam mir die Geschichte vor; aber er hat mir bei Spill und Spake geschworen, daß es die reine Wahrheit sei. Am besten ist Wohl, ich lasse ihn selbst erzählen:
„Tjä, wenn ich noch an mein Erlebnis auf dem Kostümball in Colombo denke, sträuben sich mir heute noch die Haare, obwohl ich seit'n Stücker zwanzig Jahre all 'ne Glatze trage.
Wir waren also damals mit unserm Kahn nach Ceylon bestimmt und hatten in Colombo längere Liegezeit.
Damals gab übrigens gerade der Zirkus Hagenbeck ein Gastspiel in Colombo.
Als ich vor dem Zirkuszelt stehe und mir das Programm anguck', haut mir einer von hinten auf die Schulter, daß ich beinah in die Knie sack'. Da war das mein Freund Jonni Schütt aus Hamburg, der als Kapitän die Bark „Meerzwiebel" führte.
Ich fuhr damals bei derselben Reederei das Vollschiff „Meerrettich". Jonni Schütt war an der ganzen Küste wegen seiner Säbelbeine bekannt. Zum Fußballtorwart oder Schweinehirt hätte er sich darum nie geeignet, und deshalb ging er vielleicht auch zur See.
Fußball ist übrigens mein Lieblingssport, und 'ne anständige Schweinskaroonade ist auch nicht zu verachten.
Tja — was wollte ich nu eigentlich noch erzählen? — Ach, richtig, von dem Kostümball in Colombo.
Jonni sagte zu mir: „Jonas, weißt du schon, daß unser Reedereivertreter heute abend 'n großen Kostümball in seinem Haus gibt? Gerade ehe ich von Bord ging, kam die Einladung. Du wirst Wohl auch eine vorfinden. Selbstverständlich können Wir uns nicht ausschließen. Es ist natürlich Kostümzwang."
„Kostümzwang?" sage ich. „Bei der Affenhitze? Als was soll ich mich denn verkleiden?"
„Geh nüchtern hin, Jonas!" sagt Jonm. „Dann kennt -»ich kein Mensch wieder."
Ich hätte mich ja nu ins Bullauge geschlagen fühlen können; aber von Jonni ist nichts anderes zu erwarten. Mit solchen Säbelbeinen wird man im Leben kein feiner Mann. Kennt ihr Jonni Schütts Säbelbeine nicht? Das sind so
genannte Kino-happy-end-Beine. Erst gehen sie nämlich auseinander, und nachher kommen sie doch noch glücklich zusammen.
Tja, wovon wollt ich doch man noch erzählen? — Ach, richtig, von dem Kostümball in Colombo.
Ich sag also zu Jonni: „Als was willst du dich denn verkleiden?" Da sagt er: „Das verrat ich nicht! — Wetten um 'ne Runde Eisbrecher — Hitze muß man mit Hitze vertreiben —. daß du micb nicht erkennst. Jonas?"
„Die Wette hast du verloren, Jonni!" sag ich, „oder du mußt dir zu heute abend andere Beine einschrauben."
Na, um eine lange Geschichte kurz zu erzählen: An Bord verkleidete ich mich als Koch. Unser Smutje mußte mich recht natürlich mit seinen Sachen ausstaffieren — und fertig, war die Laube.
Im Hause von unserm Reedereivertreter war schon eine bannige Wuling. Die Leute peddeten sich gegenseitig auf die Hühneraugen, so eng ging das da zu.
Ich peilte erst mal die Lage von wegen Jonni Schütt; aber so viel Beine ich auch aufs Korn nahm, die von Jonni waren nicht da. — Auf einmal geht die Tür auf, und ein Gorilla spaziert herein. Fabelhaft natürlich; aber ich sah beim ersten Mick, wer sich darunter verbarg. Diese Säbelbeine konnten nur Jonni Schütt gehören! -
Nun sollte er aber auch gleich wissen, daß ich ihn erkannt hatte und daß er die Eisbrecher verloren hatte. Ich zog den Whiskybuddel, den ich unter der Kochschürze verborgen hatte, hervor — man wird ja flau bei der Hitze, wenn man nicht ab und zu einen hievt —, nahm einen Schluck und bot Jonni die Flasche.
„Prost Jonni, du bist erkannt!"
Er riß mir den Buddel aus der Hand, nahm einen richtigen Kuhschluck, und dann — er hatte sich Wohl verschluckt, oder er wollte sich rächen, weil er die Wette verloren hatte — prustete er mir die ganze Bescherung ins Gesicht. Ich tropfte, und alle ringsumher lachten. Na, ich Hab' ja schon gesagt: einer mit solchen Säbelbeinen wird nie ein feiner Mann.
„Jonni", sagte ich also und packte ihn am Arm, „du bist doch ein ausgewachsener Swinegel! — Dreh dich mal um!"
Ich half ein büschen nach, und als er mir nun die Kehrseite zudrehte, trat ich ihm kräftig ins Heck, daß er weit übers Parkett schlidderte.
Im nächsten Augenblick hatte sich Jonni aber wieder hinter mich geschlichen und versetzte mir einen Tritt vors Gatt,
daß ich glatt 'n Purzelbaum schoß. Weiß der Deibel, was für 'ne Kraft in seinen Säbelbeinen steckte.
Natürlich gab es 'n großes Hallo, und alle sagten, so fem hätten sie sich noch auf keinem Kostümball unterhalten. Einesteils war es mir aber doch 'n büschen genierlich, sozusagen den Clown zu spielen.
„Jonni", sagte ich'also, „komm, wir wollen uns wieder vertragen. Jetzt gehen wir rüber in die Kakadu-Bar und nehmen einen eisgekühlten Drink!" Damit stülpte ich ihm meine Weiße Kochmütze auf seinen Affenschädel. Spaß muß ja sein, nich? Jonni guckte sich um, als wenn er was suchte. Wir standen übrigens dicht bei der Musikkapelle, die gerade Paus« hatte.
Und was machte Jonni da? — Er nahm mit beiden Händen die große Trommel und stülpte sie mir übern Kopf.
Es gab einen großen Krach, als das Kalbfell Platzte, und ich hatte ja nun auch eine Mütze auf.
Zwei Mann befreiten mich. Jonni aber tanzte vor Vergnügen von einem Bein aufs andere.
Ich meine, jeder Spaß hat. seine Grenzen, und was z« viel ist, ist zu viel.
Ich sage also zu Jonni: „Herr Schütt, wenn das ein Späh sein soll, dann ist es ein verteufelt schlechter, und im übrige« sind wir fortab geschiedene Leute, und Sie können mir kreuzweis im Mondschein begegnen!"
Damit reiß ich ihm die Mütze herunter und gehe alle!« zur Kakadu-Bar hinüber, um meine Wut über sein Benehmen herunterzuspülen.
Und als ich nun auf die Straße trete — ich denke, mich laust der Affe —, wer kommt da gerade aus der Bar heraus? — Jonni Schütt in höchsteigener Person und ohne Verkleidung!
„Jonas", sagte er, „ich kann erst später kommen. Traf noch einen alten Freund von der Steuermannsschule her, und so was muß doch begossen werden."
Ganz brägenklüterig — laßt euch mal 'ne Trommel bis über die Ohren stülpen — stottere ich: „Jonni, bist du das wirklich, oder bist du dein Geist?" Doch ehe er antworten kann, rennen da ein paar Männer die Straße entlang und rufen uns zu: „Habt ihr nicht 'n Gorilla gesehen? — Er ist ausgebrochen bei.Hagenbeck!" .
Merkt ihr was? Tjawoll, das war mein Erlebnis auj dem Ball in Colombo!"