Nr. 95
SchwarzwSl er Tageszeitung
Seite 4
Das Osterbrot von Rostock / Bo« Gerd« Wa«hsmuih
NSK Man mich in der Geschichte schon so viel Jahrhunderte prrückgehen, wie man Finger an den Händen zählt, um von lenem lleberfall zu berichten, den die Wenden einst auf die otadt Rostock versucht haben und der durch das treue nachbarliche Verhältnis zweier deutscher Ansiedlungen vereitelt worden ist.
Es war wenige Wochen vor Ostern, als die Wenden von den Östlichen Gebieten eindrangen und vor die Stadt Rostock zogen, »m diese als Stütz- und Ausgangspunkt weiterer kriegerischer keutezüge einzunehmen. Nach Art derer, die sich selbst und anderen stark scheinen wollen, ohne es jedoch zu sein, hatten sie gerade diesen Ort gewählt, weil sie wußten, das; seine Männer in eben jenem Augenblick durch einen ungünstigen Zufall entblößt waren von allen Verteidigungsmitteln. Aber wenn auch die Massen fehlten, so waren doch die Tore von Rostock genug gesichert, und es gelang auch dem erbittertsten Anrennen nicht, sie zu öffnen. Sie trotzten der Gewalt gleich der sesten Stadtmauer, die einen sicheren Ring schloß um die Häuser und ihre. Menschen. Da alles dieses der Wendenhauptmann, den wir Dubislav heißen mögen, bemerkte, rief er seine Leute zusammen und gab den Befehl, die Stadl ausdauernd zu belagern. „Der Hunger", sagte er, „wird das erzwingen, was wir nicht vermögen: man wird uns, über kurz oder lang, die Tore auftun." Denn, so sprach er weiter, der Hunger sei der beste Sturmbock, der beste Kämpfer, der beste Wegbereiter des Sieges — und die Rostocker, abgeschnitten von jeder Zufuhr an Nahrungsmitteln, würden alsbald sehen, was es bedeute, am mageren Zipfel des Fastentuches zu beißen!
Doch hatte der Wende Dubislav nicht bedacht, daß feste Mauerü und feste Türme nur von solchen Menschen erbaut werden, di« selbst sesten Sinnes und Willens sind, ihre Stadt vor jedem Einbruch des Feindes zu verteidigen. Die Rostocker nahmen dis Belagerung mit Starkmut hin. Sie hatten leere Schüsseln und leese Töpfe, und manchmal weinten sich die Kinder in einen leisen Schlaf, aus dem sie oft und oft der nagende Hunger wachrief. Aber sie, diese Männer und Frauen der festen Stadt, hatten etwas, das ihnen unendlich kostbarer dünkte als braunes duftendes Brot, kostbarer als dicker Mehlbrei, ja kostbarer selbst als gebratenes Fleisch und gebackene Fische: sie hatten ihre Freiheit. Eie waren Herren auf ihrem eigenen Grund und Boden, und wo sie gingen und standen, da konnten sie stolz das Haupt erheben und sagen: „Unser Land!" Und als eines Tages ein Kleinfinniger hervortrat mit feilen Worten von der freiwilligen Uebergabe, die, wenn man es recht bedenke, nicht schlimmer sei als der Mangel, der auf die Dauer beginne, wehe zu tun und mörderisch zu zwicken in den leeren Eingeweiden, — da empfing er handgreifliche Belehrung von den anderen.
So vergingen die Wochen. Schon konnte man die Tage bis zum Osterfest ohne sonderliche Mühe in einem Atemzuge hersagen, und noch immer lagerten die Wenden vor Rostock. Da erhoben sich die Männer von Schwan, jener Stadt, die den von den Feinden Bedrängten am nächsten gelegen war. bie hatten die Zeit nicht untätig verrinnen lassen, sondern, stets das Schicksal der Nachbarn vor Augen und im Herzen, waren sie mit Eifer dabei gewesen, ihre Waffen zu richten, und der Echwertfeger von Schwaan hatte genug zu tun gehabt, dieses und jenes Wehrgehenk zu neuem Glanz und, was nötiger, zu neuer Schärfe zu bringen. Nun, da solche Vorbereitungen getan, beschlossen die Schwaaner, ihrer Pflicht zu folgen und die Not der Belagerung von Rostock abzuwenden, noch ehe die Osterglocken zum ersten Male angeschlagen. „Mag es auch ein heißes Fest für uns werden", sagte der Bürgermeister, den sie Matthias Wieprecht hießen, „ein Nachbar aus gleichem Blut muß wissen, was er dem andern schuldig ist. Die Rostocker aber sind unsere Nachbarn und Vlutsfreunde."
Am frühen Morgen des Grünen Donnerstag, da eben die Sonne aufgegangen, zogen die kampffähigen Männer von Schwaan vor die Rostocker Tore. Unter ihnen war der Bäckermeister Ludwig Ullrich mit zwei jungen Gesellen, die, gleich ihm, große verdeckte Körbe trugen. Die Wenden erschraken, als ft« die nahenden Gewaffneten erblickten; sie selbst hatten in den laugen müßigen Wochen des Harrens vor den geschlossenen Toren
das kriegerische Mark fast aus den Knochen verloren, Wein und Würfelspiel hatten es ihnen ausgesogen. Zwar gaben sie ihre Stellung nicht sogleich auf, sondern fochten, angetrieben von den Flüchen des Hauptmanns Dubislav, mit einiger Gewalt. Die Schwaaner aber zeigten sich stärker, und als die Sonne weiter am Horizont vorgerückt, war das Treffen dahin entschieden, Laß die feindlichen Belagerer in regelloser Flucht von dannen türmten.
„Nachbarn", sprachen die Räte von Rostock zu den Schwaaner», „wie sollen wir euch das vergelten?" Matthias Wieprecht, der mit dem Schwerte dreingeschlagen wie ein Junger, obwohl er den Sechzig näher als den Fünfzig, — Matthias Wieprecht legte seine Hände auf die Schultern derer, die ihm zunächst standen. Es komme nicht auf das Vergelten an, antwortete er ruhig. Ls komme auch nicht darauf an, den Anteil der einzelnen Stadt rn dem Siege abzuschätzen. „Gesiegt haben wir beide, Rostock and Schwaan, denn es wird, solange man kämpft, immer so sein, daß der eine in Not und Entbehrung die Stellung halten muß so lange, bis der andere zum Dreinschlagen vollauf gerüstet ist." Dann winkte er dem Bäckermeister llllbrich und entnahm dessen verdecktem Korbe ein köstlich-duftendes Gebilde. sDas Osterbrot für unsere Nachbarn und Freunde", sagt« Matthias Wieprecht. Er bot das Brot dar, und vor den Auge« derer, die es nahmen, wuchs die Verheißung des Friedens: di« Saat, in kriegerischer Zeit unter Gefahr und Mühen der Erd« »»vertraut, wird Frucht und Brot werden. Brot für Mann un> Weib und Kind, — Brot für alle.
Die sportliche Familie
„Wohlauf die Luft weht fiisch und rein, wer lange sitzt motz rosten". — Familie Maier begrüßt den Lenz.
Oster-ABC
Auch in unserer Sprache blüht und duftet es
Das Lexikon des Frühlings enthält viele Wörter, die wir in Keser Jahreszeit täglich und stündlich gebrauchen, ohne uns darüber klar zu sein, woher sie stammen, und daß ihre frühesten Formen meist weit in die Vergangenheit zurückreichen. Das be- zinnt gleich mit dem ersten Frühlings-Ahnen. Ein Wort, das aus dem mittelhochdeutschen „anen" entstanden ist und das soviel wie voraussehen bedeutet. Es wurde früher meist in der Form „mich anet" gebraucht: mich anet, daß der Frühling kommt...
Das Blühen, einstmals blüen, vlüjen geht auf den germanischen Stamm „blo" zurück, der auch in dem Worte Blust für Blüte enthalten ist. Auch die Wörter Blakt und Blume stehen damit in verwandtschaftlichem Zusammenhang.
Der Duft der ersten Frühlingsblumen hieß im Mittelhochdeutschen tust und entsprach im Sinne Dunst, Nebel, Tau oder Reif. Das Wort Dampf steht damit in Zusammenhang.
Erquicken ist in der gleichen Form schon im Mittelhochdeutschen vertreten und bedeutet „neu beleben", vom Tode erwecken. Es steht in Zusammenhang mit dem Wörtchen „keck", das wiederum aus queck, d. h. lebendig entstanden ist. Hier ist auch die Wurzel des Wortes Quecksilber zu suchen.
Freude und freuen gehören zum Frühling. Beide sind aus dem Worte froh, froh machen, gebildet. Der Frühling selbst ist ein Wort, das erst im 15. Jahrhundert aufgekommen ist und allmählich die frühere Bezeichnung Lenz verdrängt hat. „Frühling" ist eine Wortbildung, die ähnlich wie Spätling für Herbst, die im Schwäbischen oft gebraucht wird, entstanden ist.,
Im Frühling mutz alles gedeihen, „gedihen" sagte man im Mittelhochdeutschen, „gidihan" im Althochdeutschen. Die erste Hitze des Jahres erinnert daran, daß dies Wort aus heiß entstanden ist. Das althochdeutsche „hizza" ist in das Romanische übergegangen und findet sich heute im italienischen „izza" für Zorn und Unwille wieder.
Das Jauchzen der Kinder vor Frühlingsfreude ist aus dem Worte „juchezen" entstanden; „juch" und „ju" war der Ausdruck der Freud«.
Der Keim findet sich in anderer dialektlicher Sprachform wieder in der niederdeutschen „Keide" für Sprößling. „Zerkinen" bedeutete im Mittelhochdeutschen: zerspalten, bersten, und zeigt,
daß die Bedeutung „keimen" von der lebendigen Anschauung des Aufspringens ausgegangen ist. Das Wort „Knospe" ist eng verwandt mit Knopf, es wurde noch bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts in diesem Sinne in der Literatur verwendet.
Für den Lenz kannte man im 16. Jahrhundert noch vielfach die Bezeichnung Elentz. Beides ist aus dem früheren lenze, lenzo entstanden, der ältesten Form für Frühling.
Lenz, und Minne gehören zusammen. Minne ist eines der ältesten deutschen Worte und bedeutet Liebe, im weiteren Sinne auch Andenken, Erinnerung, Eedächtnistrunk. Der Frühling macht alles neu. Als „niuwe", „niuwi" oder „niujis" ist das Wort schon in frühen Zeiten bekannt gewesen.
Der Osterhase und die Ostereier gehören zum Osterfest. Der Hase war bei den Germanen der Göttin Ostara heilig, doch ist das Wort „Osterhase" erst um 1800 entstanden. Die Ostereier waren ursprünglich Zinseier von Bauern an ihre Gutsherrschafl oder ein Kloster.
Pflanze dürfte-aus dem gleichbedeutenden lateinisch-romanischen „planta" entstanden sein. Die „Rabatten" in unseren Gärten sind ein niederländisches Lehnwort, das mit dem Einfluß der niederländischen Gartenkunst im 17. Jahrhundert bei uns heimisch geworden ist.
Die Saat und das Säen hängen mit dem Worte Samen zusammen. Alle drei sind aus der Wurzel se, säen, entstanden. Daß die Vögel „trillern" oder einen Triller von sich geben, ist sprachlich erst seit der Mitte des 18. Jahrhunderts vermerkt. Das Wort dürfte von dem italienischen „trillo" übernommen sein.
Wachsen, mittelhochdeutsch wahsen ist aus der germanischen Wurzel „wahs" entstanden, ist verwandt mit „wecken" und entspricht der Bedeutung stärken, mehren.
Und endlich der Zweig. Ein Wort, das mit „zwei" zusammenhängt und ursprünglich soviel wie „Gabelung" bedeutet hat.
Vogelnester — pfundweise
In China werden bestimmte Vogelnester gern zur Herstellung besonders schmackhafter Suppen verwendet. Es sind dies Nester, die besonders klein sind und die etwa der Größe einer Austernschale entsprechen. Man kauft sie pfundweise, wobei im Durchschnitt 32 Vogelnester auf ein Pfund gehen.
Amtliche Bekanntmachung
Kreis Freudenstadt
Zuteilung von Eiern
Auf den'vom. 5. April bis 2. Mai 1943 gültigen Bestellschein Nr. 43 der Reichseierkarte werden außer den auf die Abschnitte s und d bereits aufgerusencn 4 Eiern noch weitere 2 Eier ausg geben und zwar auf den Abschnitt c.
Freudenstadt, IS. April 1943.
Der Lan-rat — Ernährungsamt Abt. S—
Arbeitszeit in Bäckereien und Konditoreien
Der Wiirtt. Wirtschastsminilter hat wegen des starken Teschästs- «mfalls über Ostern und Pfingsten 1943 für die Herstellung von Bäcker- und Konditorworen den Arbeitsbeginn am Karsamstag, den 24. April 1943 und Pfingstsamstag, den 12. Juni 1943, je um 2 Uhr, unter den üblichen Bedingungen gestattet.
Freudenstadt, den 20. April 1943.
Der Landrat.
Vki« leicht geben ikn viel» ew«. Lut bseotsn, vor auch beutscken Pfennig sbchckeim- >00 Pfennigs ergeben I
„Lrüner vsum" - Ucktrpisle
Lsmstag 20 Ilbr, Ostersonntag 16 und 20 Abr
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mit jlse Vera er, Oreie Veiser und Viktor de Xonvs
8ckvsre 8orgsa beschatten den Olücksbimmsl eines jungen Ehepaares. Vis es sich gegen alles Vlißgsschi-K und dlüte durchsetzt, srräblt dieser amüsante Eilm.
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Statt des erwarlelen Wiedersehen Iras uns die unsahbare Nachricht, das mein Innigstgeliebler. herzensguter Satte mein lieber Sohn. Schwiegersohn, unse guter Bruder, Schwager, Onkel, Nesse und Döte
Otto Frey
Obergefreiter in einer Pionier-Komp, am 4. Februar bei öen Kämpfen um Sllexandrowka im Alker von 33 Jahren den Keldentod für seine geliebte Keimat gefunden hat.
In großem Schmerz:
Die Gattin*. Christel Frey, geb. Brenner die Mutter: Christine Frey. Waldh. Ww., Besenfeld die Schwiegermutter: Marte Brenner Wwe. die Brüder und alte Angehörigen.
Wir können dir nichts mehr bieten, Mit nichts mehr dich erfreun,
Nicht mal eine Kand voll Blumen Auf deinen Grabeshügel streun.
Du warst so gut, du starbst so früh, Wer dich gekannt, vergißt vich nie.
Trauergottesdienst am Ostermontag, den 26. April 1943 in Egenhausen, 14.30 Uhr.
Mit den Angehörigen trauern die Betriebsführung und Gefolgschaft der Fa. Möbelfabrik Bauer um einen tüchtigen, zuverlässigen, stets einsatzbereiten Arbeilskame- raden, der in ehrenvollem Andenken bei uns bleiben wird.
Kirchliche Nachrichten
Gründonnerstagabend 18 Uhr Abendmahlsgottesdienst. Karfreitag Uhr Gottesdienst und Abendmahl. Anmeldung jedesmal vor Beginn des Gottesdienstes.
Altensteig-Dors: Karfreitag 9 Uhr Predigt und Abendmahl und Beichte. Berneck: 11 Uhr Predigt und Abendmahl. Ebershardt: 14 Uhr Predigt.
Methosistengemeinde
Karfreitag: V-lO Uhr Predigt. Osterfest: V-10 Uhr Predigt und Feier des hl. Abendmahls; 14 Uhr Gemeindefeier. Mittwoch 20.15 Uhr Bibel- und -Gevetstunde.
Karte der
Weltmächte
und
Weltmeere
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Kath. Gottesdieaft
Karfreitag, 10 Uhr Andacht.