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SchroarzwSlder Tageszeitung

Nr. 94

Kolkes die Verbundenheit! Wertschätzung und Verehrung für den Führer zum Ausdruck.Novo Hrvaska" schreibt u. a daß die Vorsehung in Adolf Hitler dem deutschen Volke und darüber Piräus ganz Europa einen Mann beschert habe, der nicht nur iie tödliche Gefahr, die den europäischen Völkern und der euro­päischen Kultur drohte, rechtzeitig erkannt habe, sondern der auch »lle Kräfte gesammelt habe, um ihr wirksam zu begegnen. Das 2latt sieht in dem Führer den Bauherrn eines neuen Europa «rd eines neuen europäischen Lebens.

Der Frontsoldat Adolf Hitler gab seinem Volk einen neuen Klauben und eine neue Weltanschauung, während der Staats­mann Adolf Hitler ein einiges Volk schuf, so schreibtAften- posten" in Oslo. Die Norweger hätten einen besonderen Grund, Adolf Hitler an diesem Tage zu huldigen, so schreibtFritt Folk". Nur der Führer sei es nämlich gewesen, der den Nor­wegern immer wieder mit aufrichtigem Wohlwollen und mit dem ehrlichen Wunsch gegenseitiger Verständigung entgegen- zekommen sei. Diese großherzige Politik könne man als einmalig bezeichnen. Im Zeichen der germanischen Gemeinschaft müsse das »orwegische Volk die Reihen der vielen Millionen schließen, die heute in Europa den größten Europäer Adolf Hitler feiern.

Hitler ist der erste Soldat Deutschland", überschreit die MadriderJnformaciones" anläßlich des Geburtstages des Führers ihre» Leitartikel. Die Persönlichkeit Hitlers hat bereits eine derartige Größe erreicht, daß man in ihm nicht mehr nur den Führer des deutschen Volkes, sondern eine jener genialen und universellen Persönlichkeiten sehen muß, wie es sie nur selten im Verlaufe der Jahrhunderts gegeben hat. Sein größtes Verdienst besteht darin, daß er als erster lange vor der Macht­übernahme die Gefahr der im Dienste des Judentums stehende« Bolschewisten und Plutokraten für die gesamte zivilisierte Mensch­heit erkannte. Seit Beginn des Krieges ist Adolf Hitler nicht tur der geniale Politiker, sondern auch der erste Soldat seinos Kolkes."

Japans Jugend grüßt den Führer

DRV Tokio, IS. April. (O a d.) Anläßlich des Geburtstages des Führers brachte der japanische Rundfunk eine Sendung, in der japanische Jugend für die deutschen Kameraden sang.

Einleitend sprach der Präsident der japanischen Staatsjugend, Generaloberst Suzuki. In diesen Stunden, so erklärte er, in denen das deutsche Volk den Geburtstag seines Führers feiert, übersenden auch die 15 Millionen Mitglieder der japanischen Staatsjugend ihre herzlichsten Grüße. So wie Japan in Oftasten die Waffen ergriffen hat zur Vernichtung der Anglo-Amerika­ner, kämpft das von uns tief verehrte deutsche Volk gegen Eng­land, die USA. und die Bolschewisten für eine neue Ordnung der Welt. Wenn unsere Kriegsschauplätze auch weit voneinander getrennt sind, so führen Deutschland und Japan diesen Kampf zur Vernichtung ihrer gemeinsamen Feinde doch in starker Ge­schlossenheit durch, bis die Morgenröte einer neuen Welt an­bricht. Nicht eher werden wir unsere Waffen nicderlegen,als bis dieses Ziel erreicht ist. Kameraden der Hitler-Juged! Auf Euren jugendlichen Schultern liegt die große Verantwortung, aus den Trümmern der alten Ordnung eine neue und bessere erstehen zu lassen. Wir versichern Euch, daß wir in tiefem gegenseitigem Verstehen in fester kameradschaftlicher Geschlossenheit und Zu­sammenarbeit diese schwere Kriegszeit überwinden und uns mit allen Kräften für eine neue»Weltordnung einsetzen werden. Wir wünschen auch, daß Euer Führer dem deutschen Volk noch lange erhalten bleiben möge.

Amerikanische Uebertreibungssucht entlarvt DNV Berlin, 19. Äpril. Nach einer in der schwedischen ZeitungNya Dagligt Allehanda" veröffentlichten Agentur­meldung aus London erklärte einer der von dem Terroraagriff auf Bremen am Samstag zurllckgekehrten USA.-Flieger:Ich werde nie die rasenden Luftkämpfe vergessen, als die deutschen Flugzeuge wie Laub auf die Erde fielen. Sicher ist Deutschland nach diesem Angriff um etwa 60 Flugzeuge ärmer geworden."

Nach dem Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht vom Sonntag gingen bei dem Angriff aus Bremen, bei dem von der deutschen Abwehr 20 viermotorige feindliche Bomber abge- schossen wurden, nur zwei eigene Jagdflugzeuge verloren. Der von dem USA.-Flieger angewandte Multiplikator 30 ist kenn­zeichnend für die amerikanische Uebertreibungssucht, wie sie übrigens in allen amerikanischen Meldungen, insbesondere auch in denen über die amerikanische Rüstung, zum Ausdruck kommt.

Oertliche Vorstöße der Sowjets zurückgefchlagen

Erfolgreiche Angriffe der Luftwaffe im Raum vou Noworossijsk

DNB Berlin, 20. April. 2m Raum von Noworossijsk bombardierten Kampfflugzeuge und Nahkampffliegerkräste am 19. April mit nachhaltiger Wirkung feindliche Kräftegruppen, die sich in den dichten Wäldern der zerklüfteten Höhenzüge ver­schanzt haben. Empfindliche Ausfälle erlitten außerdem sowje­tische Batterien, von denen ein beträchtlicher Teil nach den hef­tigen Luftangriffen lein Feuer einstellen mutzte. Mehrere Muni­tionslager der Bob hewisten flogen durch Bombentreffer unter weithin sichtbaren Explosionen in die Luft. Sturzkampfflugzeuge unternahmen einen überraschenden Tiefangriff auf einen sowje­tischen Flugstützpunkt. Obwohl der Feind versuchte, die Flieger durch heftiges Abw hrfeuer von ihren Zielen abzudrängen, konnten acht am R -de des Flugplatzes abgestellte Flugzeuge vernichtet werden, w rend weitere startbereite sowjetische Flug­zeuge stark beschädigt wurden.

Hafenanlagen und Schiffsverladungen des Feindes vor der westkaukasischen Schwarz meerkll st e waren iy der Nacht zum 20. April das Ziel unserer Kampfflugzeuge. Ein im Hafen ankerndes Schnellboot- wurde dabei durch Volltreffer versenkt, ein beladener Frachtdampfer in Brand geworfen und zwei wei­tere am Kai festgemachte Nachschubdampfer stark beschädigt. Im Donbogen griffen Kampfflugzeuge den sowjetischen Nachschub­verkehr auf mehreren Eisenbahnstrecken an und trafen verschie­dene Transportzüge schwer. Zahlreiche Güterwagen brannten aus. In Bahnhofsgebäuden, Stellwerken und Gleisanlagen ent­standen starke Zerstörungen. Deutsche Jäger schossen bei der Siche­rung des Luftraumes im Süden der Ostfront 24 sowjetische Flug­

zeuge ab, zwei weitere brachten slowakische Jagdflieger zum Absturz.

Am mittleren Donez griffen dis Bolschewisten mit etwa 200 Mann unsere Vorpostenstellungcn an. Einen örtlichen Ein­bruch bereinigten unsere Grenadiere in unmittelbar folgendem Gegenstoß, wobei die Eindringlinge auf ihre Ausgangsstellungen zurückgeworfen wurden. Ein weiteres örtliches Unternehmen der Sowjets geriet in das eigene Minenfeld, wo 50 tote Bolsche­wisten liegen blieben. Ungarische Kampfflugzeuge bombardierten die feindlichen Stellungen und mehrere mit Truppen belegte Ortschaften. Nächtliche Luftangriffe richteten sich gegen starke Bereitstellungen der Sowjets.

Südlich des Ladogasees griff der Feind in den frühen Morgenstunden in etwa Regimentsstärke östlich der Uferstraße der Newa an. Das gut geleitete Feuer unserer Artillerie machte den Vorstoß aber schon in der Entwicklung zunichte und erzielte außerdem mehrere Volltreffer auf einer für die Bewegungen der Bolschewisten wichtigen Eisenbahnbrücke. In einigen Waldlagern verursachte das Störungsfeuer der Artillerie zahlreiche Brand«. Kampfflugzeuge setzten in der Nacht zum 20. April ihre An­griffe gegen den feindlichen Nachschubverkehr fort. An der Eis­meerfront waren wieder Bahnhofsanlagen sowie Transportzügs auf der Murmannbahn das Ziel unserer Kampf- ''und Sturz­kampfflieger. Bahnhöfe südlich Murmansk und die Gleisanlagen einer Abzweigung der Murmanbahn an der Kandalakschabucht wurden zerstört. Jäger begleiteten die Kampffliegerverbände> schossen zehn feindliche Flugzeug« ab.

Deutsch-türkische Wirtfchaftsvereinbarungen

Verhandlungen im Geist der Freundschaft und des gegenseitigen Verständnisses

DNV Ankara, 19. April. In Ankara haben in den letzter Wochen Wirtschaftsverhandlungen zwischen Deutschland und dei Türkei stattgefunden. Die getroffenen Vereinbarungen wurden am 18.'April für Deutschland von Botschafter von Papen und dem Gesandten Clodius und für die Türkei vom türkischer Außenminister Numan Menemencioglu und dem Vorsitzenden de- Ausschusses für Wirtschafts- und Finanzverhandlungen, Burhar Zihni Sanus, unterzeichnet.

Um dem Waren- und Zahlungsverkehr zwischen den beider Ländern für die Zukunft eine dauerhafte Grundlage zu geben ist ein Abkommen zur Regelung des Zahlungsverkehrs aüge> schlossen worden, die ohne zeitliche Beschränkung weiterlaufen wenn sie nicht von einem der beiden vertragschließenden Teil« zu den in dem Abkommen selbst vereinbarten Terminen geküm digt werden. Gleichzeitig wurde in einem besonderen Protokoll der Umfang des Warenaustausches im Rahmen der geschlossener Abkommen bis zum 31. Mai 1944 vereinbart. Für diesen Zeit> raum ist ein Warenaustausch von 120 Millionen Reichsmark ir jeder Richtung vorgesehen worden. Deutschland wird wie bisher an die Türkei solche Jndustrieerzeugnisfe liefern, die für dis Türkei von besonderem Interesse sind, wogegen die türkische Ausfuhr nach Deutschland diejenigen Rohstoffe umfassen wird, auf deren Bezug Deutschland besonderen Wert legt.

178 Sowjetflngzeuge in vier Tagen vernichtet

DNB Aus dem Führerhauptquartier, 20. April.

Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Südlich Noworossijsk halten die heftigen Kämpfe, in di« »i« Luftwaffe erneut mit starken Kräften cingriff, an. An der lvestkaukafischen Küste wurde ein feindliches Schnellboot durch Kampfflieger versenkt und drei Schiffe beschädigt. Von der übrigen Ostfront wird nur geringe Kampftatigkeit gemeldet.

Sn der Zeit vom «. bis 19. April wurden 178 Sowjetflng- seuge vernichtet. Davon schosse« allein finnische Jäger 22 ab. Elf eigene Wugzeuge gingen in der gleiche« Zeit verloren.

Oertliche Angriffe des Feindes gegen Hohenftellunge« der tunesischen Westfront wurde« abgewichen. S« den anderen Kampfabschnitten herrschte lebhafte beiderseitige Artillerie- und Spacht rnpptätigkeit.

I» -er Nacht zu« 2V. April flogen acht feindliche Bomber über Holland in das nordwestliche Reichsgebiet ein. Vier Flug­

zeuge würden abgeWchfe», ein fünftes Flugzeug wurde« Minensuchbooten über dem Kanal zum Absturz gebracht.

Der italienische Wehrmachtbericht

DNB Rom, SO. April. Der italienische Wehrmachtbericht hat siegenden Wortlaut:

An der ganzen tunesischen Frönt heftiges Ariilleriefeuer. Oert- kiche Angriffe feindlicher Abteilungen wurden abgewiesen. Auf beiden Seiten starke Tätigkeit der Luftwaffe. Unsere Luftwaffe belegte in Tag- und Nachtangriffen Ziele im feindlichen Hinter­land mit Bomben. Deutsche Jäger schossen 13 Feindflugzeuge ab.

Bei dem feindlichen Luftangriff auf La Spezia sind acht Tote und 50 Verletzte zu beklagen. Ein Feindflugzeug wurde abge- sthofsen.

2m Tyrrhenischen Meer wurde nach längerer Verfolgung ein feindliches U-Boot von einem unserer U-Bootjäger unter dem Befehl von Oberleutnant zur See Renata Riccomanni versenkt.

Auf Schlauchbooten in den überschwemmten Wolchow-Wäldern

DNV Berlin, 20. April. An der Wolchow-Front wird das Ueberschwemmungsgebiet täglich größer. Die Sumpfwälder und Moorwiesen stehen jetzt bis zu zwei Meter unter Wasser. Unsere Grenadiere haben unsere Stellungen auf die in geringer Anzahl vorhandenen Sandhügel verlegt, die nun als Wider­standsinseln in den kilometerbreiten Seen liegen. Die Verbin­dung zwischen diesen weitauseinanderliegenden Stellungen, der Nachschub und die Ablösung der vorgeschobenen Postierunge» wird von Pionieren mit Sturmbooten, Flößen und Schlauch­booten in täglich zwanzigstündigem Fährbetrieb aufrecht erhal­ten. Die einzelnen Kampfstände zwischen den Stützpunkten find in Baumkronen oder auf hohe Gerüste verlegt worden und in den Nächten stoßen mit ME.-Schlltzen besetzte Schlauchboote durch die Wasserwüste gegen den Feind vor, um die überfluteten Feld­stellungen gegen Ueberraschungsangriffe zu sichern. Auch süd­lich des Ladogasees sind als Folge des Tauwetters un- neuer starker Regenfälle die Stellungen in mehreren Abschnitten überflutet. Auf dem trockeneren Hllgelgelände südöstlich Leningrad setzten dagegen die Bolschewisten am 18. April ihre örtlichen Vorstöße weiter fort, denen kurz nach Mitternacht schweres Artilleriefeuer vorausging. Als dann der Feind in

Hundert Tugediede / Von Joses Robert Harrer

Im Jahre 1563 malte Pieter Brueghel an seinem großer Turmbau zu Babel, jenem Gemälde, das heute ein Glanzstück der Wiener Gemäldegalerie ist. Es ging dem Maler damals nicht gerade gut; jedenfalls war kein übriges Geld im Hause, um eine Flasche Wein,zu kaufen. Und gerade nach einem Glas Wein hatte Brueghel Verlangen.

Mißmutig blickte der Maler aus seinem Atelierfenster. Da kam eben, begleitet von seinem Diener, der reiche Bernaerl van Stütze vorüber, der zwei üble Eigenschaften hatte: Geiz und Eitelkeit. Brueghel faßte einen raschen Plan. Er rief hinab:He, Bernaerl, willst du nicht auf einen Sprung zu mir kommen? Ich brauche ein Modell für einen vornehmen Herrn!"

Geschmeichelt begab sich der Gerufene in Brueghels Ate­lier.Wie du siehst", sagte der Maler,arbeite ich da an einem großen Bild. Ich möchte gerne links im Vordergründe in der Gruppe, die sich um den Bauherrn schart, auch dich ver­ewigen. So wirst du die Zeiten überleben! Wie ich höre, interessiert sich der Kaiser für das Bild!"

Gerne, lieber Pieter! Meine Zeit ist zwar kostbar, aber du brauchst mir kein Modellgeld zu zahlen!" erwiderte der Geizhals.

Immer zu Scherzen aufgelegt!" meinte Brueghel.Bitte, nimm Platz! Ich will schnell deinen Kops skizzieren!... Ach, heute geht mir die Arbeit aber gar nicht von der Hand! Warte, ich will Nachsehen, ob noch eine Flasche Wein im Kasten ist!... Nein, leider nicht!... Wie wäre es, lieber Bernaerl, wenn du Jan eine Flasche Wein holen ließest?"

Herr van Stade verzog das Gesicht; aber schon lief sein Diener fort. Keine zehn Minuten später kam er atemlos mit einer Flasche Wein.

Fein hast du das gemacht, Jan!" rief Brueghel lachend. Du führst die Aufträge deines Herrn aus, ehe er sie noch ausgesprochen hat!"

Ich habe ja gar nicht!" warf Bernaerl böse ein.

Schon gut, lieber Freund!" sagte Brueghel.Prosit!... Und jetzt wollen wir Weiterarbeiten!"

Da blinzelte Jan dem Maler heimlich zu und sagte zu jeinem Herrn:Beinahe hätte ich vergessen! Als ich eben MMckkam, fragte ein Herr nach Euch! Er will Euch in Ge­

schäften dringend sprechen. Er wartet auf dem Marktplatz unter den Arkaden!"

In Geschäften? Ach, Pieter, dann verzeih mir! Ich muß gehen!"

Als sich Bernaert entfernt hatte, zog Jan eine zweite Flasche aus dem Wams. Er reichte sie dem Maler und sagte grinsend:Mein Herr ist so schrecklich geizig! Ich mußte sorgen, daß er fortgehe; denn wenn er die zweite Flasche gesehen hätte, würde ihn der Schlag getroffen haben! Aber er verdient, daß"

Du Tagedieb!" unterbrach ihn Brueghel.

Tagedieb? Auch Tagediebe muß es geben! Da, auch auf Eurem Bilde werdet Ihr Tagediebe malen. Malt mich als solchen, Meister! Ihr könnt mich mehrmals malen; ich bringe Euch für jedes Mal eine Flasche Wein!"

Brueghel lachte. Er nickte. Geiz mußte bestraft werden! So brachte Jan Tag für Tag eine Flasche Wein aus dem Keller seines Herrn, und Tag für Tag wurde er als loser Tagedieb mit wenigen Strichen auf dem Gemälde verewigt. Es wurde Brueghel leicht; denn auf seinem Bilde wimmelte es von vielen Menschen. Jan war begeistert; immer wieder rief er:Da würde ich auch hrnpassen, da neben dem Ziegelhaufen, da beim Hafentor, da auf der Brücke, da neben dem Brun­nen, neben dem Wirtshaus, da auf der Leiter, da oben auf dem Turm und da auch, da auch-!"

Nur schön langsam! Wenn ich schon mit deiner Tage­dieberei einverstanden bin, muß ich doch beim festgesetzten Honorar bleiben! Ich kann dich für eine Flasche Wein nur einmal malen!"

Da Jan im Laufe der Wochen über hundert Flaschen Wein brachte, ist er noch heute auf Brueghels Turmbau über hundertmal zu sehen. Es wäre eine Preisfrage, auf dem Ge­mälde genau die Zahl herauszufinden und die Stellen, wo Jan, der Tagedieb, zu sehen ist.

Als das Bild fertig war, kam zufällig der geizige Bernaert van Stade zu Brueghel.

Ich bin doch neugierig, wie ich auf deinem Gemälde anssehe!" sagte er. Brueghel schüttelte den Kopf und erwiderte:

Du bist damals so schnell fortgelaufen! Da ich mich im Malen Ln die Wirklichkeit halte, habe ich dich auf meinem Bilde als Laufenden nnteraebracht. Und da du ein unerhört

schneller Läufer bist, warst du viel schneller, als mein Pinsel malen konnte. So kam es, daß du bereits in dem Hanse da, in dem Haus mit dem Erker neben der Brücke, verschwandest, als ich den Pinsel ansetzte!"

Wo? Man sieht mich doch nicht?" meinte Bernaert enttäuscht.

Man kann dich natürlich nicht sehen, weil du hinter ge­schlossenen Fenstern eben Geschäfte machst! Aber schau nur länger hin; vielleicht wirst du doch noch mit den Geschäften fertig und man sieht dich dann aus dem Hause herauskom­men!" sagte Brueghel lachend.

Und deshalb habe ich eine Flasche Wein geopfert?" seufzte der geizige Bernaert.Da bin ich dir wieder einmal aufgesessen!"

Wegen einer Flasche Wein regst du dich auf? Was würdest du erst sagen, wenn es dich hundert Flaschen gelostet hätte?"

Bernaert fuhr entsetzt auf.Hundert Flaschen? Da müßtest du mich in Lebensgröße malen!"

^Schön, darüber kann man reden!" meinte Brueqhel.

Aber da der Geiz Bernaerts doch größer war als ferm Eitelkeit, kam es doch nicht dazu, daß ihn Brueghel malte, weder lebensgroß noch klein wie seinen Diener Jan, de» Tagedieb, der über hundertmal auf dem Gemälde vom Turm­bau zu Babel seine Zeit überdauert hat und auch unsere Zeit überdauern wird.

Der Ortssinn der Schwalben

Schwalben haben einen stark entwickelten Ortssinn, der de« der Brieftauben kaum nachsteht. Das haben Versuche bewiesen» die seinerzeit in Italien durchgeführt wurden und bei denen man feststellte, daß auch Schwalben sich vorzüglich zur lieber- Lringung von Botschaften eignen würden, wenn es nicht so schwer hielte, sie zu zähmen. Bei diesen Versuchen wurde eine in Oberitalien nistende Schwalbe nach Erythräa in Nordostafrika gebracht, wo man dem Vogel, genau wie den Brieftauben, ein« bestimmte Nachricht am Fuß befestigte. Die Schwalbe traf anf dem kürzesten Wege wieder an ihrem Heimatsort in Ober« Italien ein-