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ÄLk Vl)II / Von Reichsmiuister Rosenberg

welcher Weise das Internationale Rote Kreuz seine Mithilfe gewähren werde.

DNB Berlin, 17. April. Die Ausgrabungen, Jdent-isizierungs- arbeiten und Untersuchungen an der Mordstätte im Blutwald von Katyn werden von den mit der Aufdeckung dieses furcht­baren Verbrechens befaßten deutschen Militärbehörden unter Mitwirkung einer polnischen Abordnung mit Nachdruck fortge­setzt. Die Untersuchungen werden mit größter Sorgfalt und Genauigkeit durchgeführt und nehmen eine entsprechende Zeit in Anspruch. Bisher wurden die genauen Namen von über hundert ermordeten Offizieren der ehemaligen pol- Mschon Armee ermittelt.

Italienische Wehrmachtsberichte

DNV Rs«, 17. April. Der italienische Wehrmachtbericht vom. Samstag hat folgenden Wortlaut:

Im Süd rbschnitt der tunesischen Front verstärktes bei­derseitiges Artilleriefeuer. Ein starker feindlicher Angriff im Westabschnitt wurde mit schweren Verlusten für den Gegner zurückgewiesen.

In den Luftkämpfen des Tages verlor die englisch-amrri» kanische Luftwaffe elf Flugzeuge; sechs davon wurden in Tunis von deutschen und fünf über dem Kanal von Sizilien von unseren Jägern abgeschossen. Fünf weitere Flugzeuge stürz­ten. von Bodeneinheiten getroffen, ab.

Verbände viermotoriger amerikanischer Bomber unternahmen auch gestern Luftangriffe auf die Städte Catania und Palermo, wo sie im Stadtinnern beträchtliche Schäden verursachten. Unter der Zivilbevölkerung von Catania gab es 81 Tote und 268 Ver­letzte. In Palermo wurden bisher fünf Tote und 35 Verletzte unter der Zivilbevölkerung festgestcllt. In Palermo wurden zwei Flugzeuge von unseren Jägern und eines von der Flak ab­geschossen.

DNV Rom» 18. April. Der italienische Wehrmachtbericht vom Sonntag hat folgenden Wortlaut:

Längs der Tunesienfront heftige und lang andauernde Artillerieduelle. Feindliche Vorstöße im Slldabschnitt unserer Stellungen wurden in unmittelbaren Gegenstößen abgewiesen. Ein Flugzeug wurde von deutschen Jägern abgeschossen.

Bei Angriffsversuchen auf unsere Geleitzüge wurden sieben Feindflugzeuge von italienischen, zwei von deutschen Jägern ab- geschossen.

In der Nacht zum 16. April führten zwei unserer Torpedo­boote, die als Deckung eines Eeleitzuges fuhren, einen kühnen Angriff auf zwei englische große Zer st ö rer durch. Einer der Zerstörer entfernte sich mit Feuer an Bord und ging infolge Explosion unter. Eines unserer Torpedoboote ging unter.

Mehrmotorige amerikanische Flugzeuge belegten gestern Pa­lermo, Catania und Syrakus mit Bomben, wobei in Palermo und Catania öffentliche und private Gebäude beschädigt wurden. Die Bevölkerung von Palermo hatte 20 Tote und 30 Verletzte, die von Catania drei Tote und 17 Verletzte, die von Syrakus sieben Verle^- zu verzeichnen. Bei diesen Angriffen verlor der Gegner elf Fmgzeuge, von denen sieben von Flakbatterien, vier von Jägern abgeschossen wurden. Vier der abgeschossenen Flug­zeuge fielen westlich von Cap Lallo, zwei westlich von Cap Rama, eins östlich von Syrakus rns Meer. Weitere Flugzeuge stürzten im Gebiet des Monte Cuecio (Palermo) ab. Ein wei­teres Flugzeug entfernte sich, wre beobachtet wurde, mit dem rechten Tragdeck, in Flammen und ist als abgeschossen anzuseheu.

Dr. Goebbels vor den Leitern der Reichspropagandaämter. Am

17. und 18. April fand in Berlin eine Arbeitstagung der Leiter der Reichspropagandaämter statt, in deren Rahmen führende Persönlichkeiten aus Partei und Staat Referate über wichtige Fragen aus ihren Arbeitsgebieten hielten. Im Mittelpunkt der Tagung stand eine Rede von Reichsminister Dr. Goebbels, der einen umfassenden lleberblick über die militärische und poli­tische Lage gab. Er zeigte, wie die Achsenmächte dank ihrer bis­her errungenen Erfolge alle Faustpfänder für den endgültigen Sieg in den Händen hielten und wie die auch heute noch keines­wegs voll ausgefchöpften Kraftreserven, die ihnen zur Verfügung stehen, eine weitere Grundlage für die unbeirrbare Siegesgewiß­heit des deutschen Volkes bilden. Im festen Vertrauen auf den Führer fei auch der Glaube an den Sieg begründet.

DNB Berlin, 17. April. Reichsminister Alfred Nofenberg ver« öffentlicht in der Sonntagsnummer dosVölkischen Beobachters^ einen Artikel, dem wir entnehmen:

Die Entwicklung, welche der Luftkrieg seitens der Anglo- Amerikaner genommen hat, zwingt nicht nur das deutsche Volk sondern alle betroffenen Nationen Europas, sich über den Geis! Rechenschaft abzulegen, der heute die Vereinigten Staaten voii Nordamerika und Großbritannien beherrscht. Bekanntlich hatt« der Führer schon vor Jahren den anderen Staaten vorgeschlagen, den Luftkrieg auf die eigentliche Kampfzone zu beschränken; des Führer hatte, als die ersten Luftangriffe 1040 von Engländern auf friedliche Gebiete stattfanden, gewarnt und viele Monati gewartet. Als aber hier jegliche Rücksichten auf die Zivilbevöl­kerung seitens England fielen, sah sich auch Deutschland ge­zwungen, entsprechend zurückzuschlagen.

Wir haben es also mit einer Geistesverfassung zu tun, di< schon lange deutlich vor allen Dingen in Amerika, aber auch im heutigen England in ihrer ganzen kulturlosen Brutalität sich zeigte, wenn die äußere Tünche abfiel. Der heutige Ameri­kanismus, dessen traurige Erzeugnisse des Filmkitschs von Holly­wood und dessen Ausbeutungsgeist von Wallstreet Deutschland 14 Jahre lang aus nächster Nähe verspürte, ist ein Produkt, das man sich geschichtlich erklären muß, um die ganze Gefährlichkeit dieser Erscheinung und die kulturzersetzende Kraft dieses Systems richtig zu begreifen.

Einst eroberten wilde, tapfere Pioniere die weiten Ebener und Wälder Nordamerikas. Menschen, in denen die Tyrannei des englischen Königtums, konfessionelle Unterdrückung unk andere Motive den Wunsch nach einem neuen Leben wachriefen Ihnen erschien der neuentdeckte Kontinent als das Land uner­meßlicher Möglichkeiten. Mit ihnen vereinigten sich nach und nach Auswanderer aus Deutschland, Frankreich, Skandinavien und eroberten in jahrzehntelangen Kämpfen sich die Flußmün­dungen und die Bodenschätze dieses ungeheuren Erdteils. Hinter ihnen aber kamen sehr bald in Hellen Scharen Händler, Aben­teurer und später Verbrecher aus der ganzen Welt. Sie kon­zentrierten sich wie immer an den Handelszentren. Die tech­nische Entwicklung des 19. Jahrhundert eröffnete leichte Ver­kehrsmöglichkeiten, und so ballte sich an wenigen Stellen ein« ungeheure Menschenflut zusammen. Diese berief sich zwar auf die alten Ideen eines unbekümmerten persönlichen Einsatzes, auf das Recht der individuellen Freiheit, wie die einstigen Pioniere, aber alle diese Ideen wurden schließlich Freibriefe für ein fast ungehindert um sich greifendes Schiebertum und Verbrechertum. Immer steigend zu Ende des 19. Jahrhunderts und ins 20. hinein bildeten sich in den Elcndsquartieren der Einwanderer Verbrecherzentren, die die Bürgerschaft der betreffenden Stadt unter Druck hielten und erpreßten. Und nun ergab sich das Kennzeichnende der amerikanischen Entwicklung. Der Staat ist in diesem vergangenen Jahrhundert nicht stark genug gewesen, um diese Gefahr, sei es durch soziale Maßnahmen, zu überwinden oder durch harte staatliche Mittel auszurotten. Für die erste Möglichkeit erwies er sich wegen der Verwechslung von Freiheit und Schiebertum als unfähig. Die ganze Ideologie, die aus einem glücklichen Betrüger, der über Millionen verfügte, einen Philantropen machte, verhinderte jegliche Korrektur einer staats­feindlichen Entwicklung. Da dieserStaat" fortschreitend prak­tisch in der Hand einiger Finanz- und Parteigruppen war, se konnte er gegen das großgewordene unmittelbare Verbrechertum nicht angehen, ohne nicht zugleich die Existenz der Finanzdiktatui zu gefährden. So sahen wir nunmehr Wie groteske Entwicklung, daß die Parteien, und vor allen Dingen die demokratische Partei als Organisatorin der Schieberfinanz von oben, sich mit dem Verbrechertum von unten verbündeten. Um die Wahlgegner zr schlagen, mieteten sich die Führer der demokratischen Partei di« Verbrecher aus allen Elendsquartieren, welche die gegnerische« Wähler terrorisierten, Wahlergebnisse fälschten, um ihre Geld­geber in die Position der Macht zu führen. So gelangt? eir Verbrecher nach dem anderen auf den Posten etwa des Ober­bürgermeisters oder Gouverneurs von Reuyork. Derart unter­stützt, oganisierte sich nunmehr dieses zunächst wilde Verbrecher­tum in ganz bestimmten Ringen undFach"-Eebieten. Es be­steht bei allen Kennern der Vereinigten Staaten vollkommen« Einmütigkeit darüber, daß diese Ringe und Verbrecherzirkel das soziale Leben derart beherrschen, daß sie in den eingeteilte« Rayons von allen Geschäftsinhabern und Betrieben gleichsam ihre Steuer einziehen, damit dieser betreffende Betrieb vor Ileberfall und Zerstörung bewahrt bliebe. Versucht sich ein Be­trieb dieser organisierten Erpressung zu widersetzen. dann endet

tz meist damit, daß das entsprechende Unternehmen zersrorr um», ne Inhaber zumindest furchtbar geschlagen oder ermordet wer» >en. Die Polizei kennt zwar alle diese Verbrecherringe, der Staat ennt die führenden großen Verbrecher selbst ebenfalls genau, wer da auch einst Roosevelt als Gouverneur von Neuyork mit >em Gelds der von Al Capone geführten Verbrecherorgamfa- ionen gewühlt worden war, ist es der amerikanischen Parteien- velt unmöglich, diesem ganzen organisierten asozialen Wesen zu Leibe rücken zu können. Diesen Verbrechern gehören übelste Spelunken, Schmugglerzentren, Spielhöllen, Unternehmungen seglicher Art; die Ratsherren etwa von Neuyork sind oft In­haber gleicherBetriebe" und deshalb von ihren Terrorgruppen auch geschäftlich abhängig.

Diese. Vereinigten Staaten von Nordamerika, einmal von tapferen Pionieren erobert, und dann von einer Abenteurer- and Verbrecherwelle überschwemmt, haben nunmehr für den Dypus dieser ganzen sozialen Entwicklung selbst einen Begriff geprägt, der heute an der Spitze der Bezeichnungen für di« ganze Gesellschaftsordnung der USA. steht: der Gangster: Der Gangster ist die Summe von Verbrechertum, Schiebertum and Erpressertum, das nunmehr fest organisiert eine Macht innerhalb der Macht, einen Staat innerhalb des Staates dar­stellt. Hinzu kommt, daß dieses Gangstertum, besonders vereinigt in dem Hauptquartier der demokratischen Partei in Neuyork von jüdischen Schiebern und Bankiers bezahlt und geführt wird. Das Judentum, das in der ganzen Welt im Verlauf seiner Ge­schichte stets seine Unterstützung beim unmittelbaren Verbrecher­tum suchte, und später, zu Geld und Macht gelangt, überall de» bester angezogenen Börsenschieber ausbildcte, hat sich auch des sozialen, dann des politischen Lebens der Vereinigten Staaten von Neuyork aus bemächtigt. Neuyork ist eine Stadt mit zwei­einhalb Millionen Juden, d. h. es ist das größte Judenzentrunxj das jemals in der Weltgeschichte bestanden hat. Neuyork hat als/ dreimal mehr Juden als München Einwohner zählt. Weiß mach daß Deutschland um 1919 etwas über eine Million Juden um­faßte, und vergegenwärtigt man sich den Einfluß, den oas Judentum damals in Frankfurt und Berlin besaß, dann erst kann man annähernd verstehen, was die jüdische Macht allein schon wahlstimmenmäßig für das politische und wirtschaftlich« Leben Amerikas, vor allem seiner Zentren Neuyork, Chivago, Philadelphia bedeutet.

Der heutige 1l2A.-Staat", unfähig seine fruchtbaren Riescn- räume zu gestalten, unfähig eine wirklich kolonisatorische Tätig- kein durchzuführen, ausgeliefert einem reinen Kapitalismus schmarotzerhaften Denkens, terrorisiert vom Gangstertum der Börsen und Spelunken seiner Großstädte, das ist die Gefahr, die sich nunmehr wie ein Schleimpilz auf Europa stürzt und in Großbritannien, d. h. in seiner heutigen greisenhaft anmaßen­den Oberschicht, den vollkommenen Helfer gefunden hat. Aus blin­dem Haß über ein junges Europa hat dieses ebenfalls stark jüdisch-kapitalistisch durchseuchte Großbritannien den Ent­schluß zu einer großen Politik nicht gefunden, sondern sich rest­los seinem jüdischen Partner in grauenhafter Verkennung de« heutigen Ganges der Weltpolitik verschrieben und steht nun­mehr auch unter der Herrschaft des Eangstergeistes.

In Deutschland wächst angesichts dieser organisierten Mord­brennerkrieges auf deutsche Städte heute ein Haß empor, wie er dem deutschen Wesen scheinbar gar nicht gemäß erschien. Es ist aber notwendig, daß dieser Haß selbstverständlich Gefühl bei 80 Millionen Deutschen wird, nicht mehr gelöscht werden kann und auch alle übrigen Völker ergreift, die heute unter diesen auf Kinder- und Frauenmord ausgehenden Gangsterbomben zu leiden haben. Es ist für ganz Europa lebensnotwendig, dies« ganze Gefahr sowohl militärisch, politisch, als auch kulturell z« erkennen, und die Eesamterscheinung, mit der unser Kontinent es heute zu tun hat, in ein Wort zu fassen, und dieses Wort heißt: Der Gangster der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Dieses Wort sollte für ein geflügeltes Wort für alle Deutsche» und für alle übrigen erwachenden Völker Europas werden. Was dort von Amerika kommt, das ist Ausdruck des Ehrlosesten und Kulturlosesten, was die Welt neben dem bolschewistischen Hrn- kertum je erlebt hat, die Summe von Verbrechertum, Schieber­tum und Erpressertum, gestützt auf den Erfindungsreichtu!» europäischer und auch amerikanischer Kräfte, die aber unfähig erscheinen, eine politische Macht gegen die Bedrohung auch ihrer eigenen Landes auszubilden. Denn wir wissen sehr wohl, daß im Mittelwesten gegen die riesigen Vcrbrecherzentralen vo» Neuyork und Chiacgo Widerstände bestehen.

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viel zu oft hörbar unter der Trennung. Ach, Herr Zuppke hatte keine Ahnung, wessen Frauen fähig sind, wenn es um das Wohl und Wehe eines glücklich liebenden Paares gegen den Haustyrannen geht!

O ja, ein Haustyrann konnte August Zuppke mit seinen kollehrischen" Anfällen schon sein. Darüber wären sich alle weiblichen Mitglieder seines Hauses einig gewesen, hätte man sie gefragt.

War meine Tochter hier?" ließ Herr Zuppke sich, den regennassen Herbstmantel in Annas dienstbeflissene Hände gleiten lassend, wieder einmal so nebenbei vernehmen. Und Anna stellte sich ebenso wieder einmal dumm:

Frollein Hanna? Die is ebend jekommen", flötete sie artig.

So", brummte Zuppke. Mißlaunig ging er in das Speisezimmer, wo Amalie ihn ebenfalls wieder einmal mit verweinten Augen erwartete. Annas boshaft-vergnügtes Grinsen sah er nicht mehr.

Frau Amalie beging, übrigens von Hanna angeregt, die kleine Bosheit, zu jeder Mahlzeit für Lise mitdecken zu lassen.Das arme Kind soll sehen, daß ich immer auf sie gelauert habe", schluchzte sie, wenn Zuppke darüber zu meckern begann,ich halte ihr ihren Platz im Elternhaus offen, an meinem Tisch und an meinem Herzen."

Herrjott nochmal! Sie will doch aber nichtl Nu laß endlich das Iewinsel. Nich zum Aushalten is es!"

Dann maulte wieder die Hanna:Immer das Jeschnauze, V wo Mama so schon so unglücklich ist." f Da warf der Hausherr Messer und Gabel hin und ver- w ließ das Zimmer.

^ Ach, August Zuppke hatte es längst aufgegeben, etwas

oagegeu zu tagen. Dazu m-m-ckle iym H-rau Amalies Ver­pflegung viel zu gut, weit besser jedenfalls als derFraß" im Restaurant. Und August Zuppke war nie ein Kostver­ächter gewesen, das bewies der nette kleine Schmerbauch, der sich bereits merkbar vor ihm wölbte, das sah man am , beginnenden Doppelkinn und den beiden Würstchen, die über dem Stehkragen den derben Nacken zierten.

Einmal aber kam der Tag es war schon ziemlich nahe an Weihnachten, und er sah in den Schaufenstern so viele Herrlichkeiten, die seiner Lise Freude gemacht hätten es kam der Tag, da August Zuppke seine Frau nach dem Essen aufforderte, ihn in sein Zimmer zu begleiten. Dort fragte er sie aus, kreuz und quer, bis Amalie erkannte, wie sehr sein Vaterherz litt und ihm gestand, daß sie zwar nicht wisse, wo Lise sich aufhalte, daß sie aber Nachricht habe, daß es ihr gut gehe.

Da sank der Mann mit einem Seufzer der Erlösung in sich zusammen, was wiederum Fraü Amalies Herz tief er­griff. Aber sie preßte die Lippen zusammen: Bloß nicht - weich werden, sonst kriegte er sie doch noch klein und mit dem Baron war es womöglich Essig. Und weil sie sich über­haupt gern an Sprichwörter hielt, dachte sie auch sogleich: Schmiede das Eisen, solange es warm ist!

Das stimmt, blitzte es ihr durch den Kopf. Sie hatte den Eisenkopf tüchtig warm gemacht! Und so knetete üe nun seine gemarterte Seele nach allen Regeln der Kunst unter Seufzern und Augenaufschlag, bis er windelweich war und versprach, sich sofort bei drei Auskunfteien zugleich über Groß-Leitenau im allgemeinen und den Baron Bodo im besonderen zu erkundigen.

Die Auskünfte lauteten übereinstimmend ganz hervor­ragend; die drei Institute hatten sich mit ihrer vertraulichen - Anfrage sämtlich an den Oberinspektor des Nachbargutes, ! Herrn Richard Naumann in Hohen-Eichen gewendet. Was ! Naumann aber, der den Braten natürlich sehr bald roch, über seinen Kameraden aussagte, ist nicht schwer zu erraten !

So erhielt denn eines Tages Hanna den Auftrag, Elisa­beth von der Wendung der Dinge in Kenntnis zu setzen. Es gab eine Aussprache zwischen Vater und Tochter, in der sich

Elisabeth oerpst-chiete, ihr Staatsexamen, in das sie soeben hineingestiegen war, mit allem Fleiß zu Ende zu führen, dafür wollte der Vater sogleich selbst c» Bodo schreiben und ihn für Ostern in den Harz einladen. Glückselige Briefe .flogen von Dahlem nach Groß-Leitenau und zurück.

Da lud Amalie endlich einmal wieder die lieben Ver­wandten. die sie unter allerhand Vorwänden so lange fern­zuhalten gewußt hatte, ein.Denkt euch", rief sie, den Hörer auflegend, in den Feierabendfrieüen der zum erstenmal wieder vollzählig versammelten Familie hinein,denkt euch, der Willi Piesicke macht sich so gut, daß ihm ein Lehrjahr erlassen wird! Da kommt er Gustav Ostern ron der Tasche. Ich sag ja immer, schlau is der Bengel. Wenn bloß der Hermann halb so Helle wär!"

Immer der Hermann!" sagte Hanna kampfbereit, was ihr bloß gegen den Hermann habt!"

Es war aber so, daß Hermann, Schutzes Ältester, sein? Eltern mit seinen Schulzeugnissen noch nie in einen Freuden­taumel versetzt hatte. Er hörte sich das Pensum gern zum zweiten Male in derselben Klasse an. Wenn aber Gustav Schulze einmal jemand brauchte, der rasch zusprang und so­gleich begriff, worauf es ankam, konnte er keinen besseren finden als den Hermann. Darum lachte Gustav Schulze bloß, wenn Mutter Marie schalt.Laß man, Mieze", tröstete er,aus dem wird noch mal was! Ich Hab dir doch neulich vorgelesen, wieviel große Männer auf der Schule nichts ge­taugt haben. Ich bin auch nicht über die Untertertia weg­gekommen; wenn der Bengel das Einjährige schafft, is er mir sogar noch über."

Du bestärkst ihn immer noch in seiner Faulheit", maunzte Marie.

Faulheit? Ich Hab den Hermann noch nie faul jesehn! Der hat immer was zu tun. Der wird sich schon machen!"

Hoffentlich", seufzte die Mutter.

Natürlich, Miezeken! Ein Handwerk hast du nich je­wollt, das er lernen sollte. Na also, soll er noch auf der Schule bleiben und Kaufmann werden oder Lqndwirt, oder meinetwegen, was er will. Hat ja noch Zeit."

(Fortsetzung solat.!