Amtliche Bekanntmachungen. Abrechnung über den Brot- und Gastmarken­verkehr im Monat Oktober 1915.

Zur Vorbereitung der Oktoberabrechnung wird an­geordnet.

1. Nach Abschluß der Abrechnung für September, also vom 6. Oktober ab, dürfen die Kartenabgabestellen Septembermarken von den Kleinverkäufern usw. nicht mehr zurücknehmen. Unter den auf 20. Ok tober zurückzugebenden Marken dürfen sich sonach nur noch Oktober-, keine Ceptembermarken befin­den. Bei den auf 20. Okt. zurückgegebenen Marken sind die Marken aus anderen Bezirken auszuschei­den und getrennt aufzubewahren.

Falls bei der Markenabgabe auf 6. Nov. ds. Is. bereits neue Marken (Novembermarken Hell- blau) von den Bäckern und Kleinhändlern zurück- gegeben werden, sind diese ebenfalls auszusondern und erst bei der Abrechnung für den Monat No­vember in Anrechnung zu bringen.

2. Die im Lauf eines Monats von den Wirten und Kleinverkäufern zuriickgegebenen Gastmarken haben die Kartenabgabestellen aufzubewahren (unter Ausscheidung der bayerischen und badischen Landes­brotmarken) und dem Oberamt mit der Monats­abrechnung einzusenden.

8. Zur genaueren Ueberwachung der Markenausgabe wird angeordnet, daß die Schultheißenämter (Kar­

tenabgabestellen) den Empfang von Brotkarten und Gastmarken jeweils dem Oberamt aus der der Sen­dung beiliegenden vorbereiteten Empfangsbeschei­nigung zu bestätigen haben.

Calw, Len 11. Oktober 1915.

K. Oberamt: Binder.

K. Oberamt Calw.

Auf die imStaatsanzeiger" Nr. 246 erschienene Bekanntmachung des Reichskanzlers (Reichsamt des In­nern) vom 14. ds. Mts., betreffend Festsetzung von Ein­heitspreisen für zuckerhaltige Futtermittel und Zuschläge dazu, werden die beteiligten Kreise hiemit hingewiesen.

DerStaatsanzeiger" kann bei den Herren Orts- vorstehern eingesehen werden.

Den 21. Okt. 1915

Regierungsrat B i n d er.

Verarbeitung von Bucheckern.

Das K. Ministerium des Innern veröffentlicht im Staatsanzeiger" Nr. 246 eine in obigem Betreff er­gangene bundesrätliche Verordnung vom 14. ds. Mts., welche lautet:8 1. Die gewerbliche Verarbeitung von Bucheckern darf nur durch den Kriegsausschuß für pflanz­liche und tierische Oele und Fette E. m. b. H. in Berlin erfolgen. Der Reichskanzler kann nähere Bestimmungen erlassen und Ausnahmen zulassen K 2. Der Kriegs­ausschuß hat für die alsbaldige Verarbeitring der ihm gelieferten Bucheckern zu sorgen. Er hat das gewonnene

Oel und die Pretzrückstände nach den Weisungen des Reichskanzlers abzugeben. Z 8. Mit Geldstrafe bis zu 1500 Mk. oder mit Gefängnis bis zu 3 Monaten wird bestraft, 1. wer der Vorschrift des 8 1 oder den von dem Reichskanzler erlassenen Ausführungsbestimmungen zu­widerhandelt: 2. wer wissentlich Oel, das der Vorschrift des 8 1 zuwider hergestellt ist, verkauft, feilhält oder sonst in den Verkehr bringt. 8 4. Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. Der Reichskanzler bestimmt den Zeitpunkt des Außerkraft­tretens."

Calw, den 21. Okt. 1915.

K. Oberamt: Binder.

K. Oberamt Calw.

Versteigern«;, von Fohlen.

Am Montag, den 25. Oktober ds. Is., von vormit­tags 9 Uhr an werden in Stuttgart am Zirkusgebäude am Marienplatz 100 aus Nordfrankreich stammende der K .Zentralstelle f. d. Landw. von dem Generalinten­danten des Feldheeres überwiesene Fohlen und 3 Pony meistbietend (ohne Rückerstattung des Uebererlöses) versteigert.

Die Verkaufsbedingungen können bei dem Unter­zeichneten erfragt werden.

Den 22. Oktober 1915.

Reg.-Rat Binder.

z?fischen Divisionen gehören, find unter den in Saloniki gelandeten Streitkraften bemerkt worden. Wie es scheint, haben die abziehenden Franzosen ihre Stacheldrahtverhaue zerstört. Bisher ist hier nichts bekannt, ob größere englische Einheiten die Insel verlassen haben.

Die Balkanlage.

DieTimes" über die Lage der Serben.

(WTB.) London, 22. Okt. Der militärische Mit­arbeiter derTimes" schreibt: Da Griechenland und Rumänien nicht mittun, ist es nicht klar, ob die franzö­sischen und englischen Verstärkungen, die in Saloniki gelandet sind, rechtzeitig Hilfe bringen können. Die ser­bische Armee steht der größten Gesahr gegenüber, die sie bedrohen kann. Die Lage ist nicht verzweifelt, solange di« serbische Hauptarmee nicht geschlagen ist. Aber sie ist natürlich höchst ernst und die Serben verteidigen sich unter äußerst nachteiligen Umständen. Die Krise kann nicht lange dauern. Sarrail kann im Strumitzatal wenig ausrichten. Das beste, was die französisch-britischen Truppen tun könnten, wenn sie nicht sofort verstärkt werden, wäre, di« bulgarischen Kolonnen in Jstip und Strumitza aufzuhalten, aber Voraussetzung wäre, daß sick die gesamte Truppenmacht in Gewgheli versammelt und für den Kampf in dem höchst schwierigen Gelände ordentlich ausgerüstet würde, worüber leider wenig Nachrichten vorliegen.

London. 22. Okt. Der militärische Mitarbeiter der Times" schätzt die Truppen Mackensens auf serbischem Gebiet auf 16 Divisionen. Das bulgarische Heer zähle gleichfalls 16 Divisionen, von denen jede 24 000 Mann, stark fei. Wie viele hiervon an der griechischen u. rumä­nischen Grenze stehen, fei nicht bekannt, aber auf Grund der breiten Front, auf der die Bulgaren operieren, sei wahrscheinlich, daß nicht weniger als 12 Divisionen, in 3 Armeen verteilt, in Serbien kämpfen. Serbien, das in den früheren Feldzügen 150 000 Mann verloren habe und weitere 50 000 Mann infolge von Krankheiten, ver­füge jetzt nur über 300 000 Mann, sodaß seine Feinde eine numerische lleberlegenheit von mindestens 2 gegen 1 hätten, die noch größer werde, wenn die Türken sich an der Offensive beteiligen. Es sei unsicher, ob das englisch- französische Expeditionskorps noch rechtzeitig Serbien zu Hilfe kommen könne.

Die neue serbische Residenz.

(WTB.) Bukarest, 22. Okt. DerIndependance Roumaine" zufolg« ist der Sitz der Regierung nach Kraljeoo verlegt worden, da der Weg nach Monastir nicht mehr frei ist.

Das verlassene Serbien.

Budapest, 22. Okt.A Nap" läßt sich, nach derDeut­schen Tageszeitg.", aus Saloniki drahten: Laut Nach­richten aus Monastir fand im serbischen Hauptquartier ein Kronrat statt, in dem der Thronfolger ausführte, daß der Kampf gegen die Mittelmächte und Bulgarien vollständig aussichtslos sei. Nur ein Weg zur Rettung sei möglich, wenn man um jeden Preis mit den Mittel­mächten und Bulgarien Frieden schließe. Der Woiwode Putnik und Ministerpräsident Pasitsch schlossen sich den Ansichten des Thronfolgers an. Auf Beschluß des Kron- rates richtet« der Thronfolger Telegramme an den Kö­nig Georg von England ,an den Zaren und an Präsident Poincare des Inhalts, daß endlich Griechenland gezwun­gen werden müsse, den Bündnisfall anzuerkennen oder Serbien ohne «eitere Verpflichtungen gelassen und es

ihm anheimgestellt werde, sein Schicksal selbst zu lenken. Trotz des Widerstandes der Gesandten des Vierverban­des gingen diese Telegramme ab. Eine Antwort ist noch nicht eingetroffen. Zwischen Pasitsch und dem englischen und französischen Gesandten kam es sodann zu einer hef­tigen Auseinandersetzung, worin Pasitsch in nicht miß- zuverstehender Weise der Meinung Ausdruck 'gab, daß Serbien die verbündeten Generale ohne die verbündeten Armeen nicht nötig habe.

Dieopferbereiten" Alliierten.

(WTB.) London, 22. Okt. Das Reutersche Bureau erfährt, daß das Ministerium des Aeußern jetzt keine Erklärung welcher Art auch immer über Cypern und Griechenland abgeben werde. In diplomatischen Kreisen bestehe, wie das Reutersche Bureau weiter erfährt, alle Ursache, zu glauben, daß Großbritannien bereit sei, Lq- pern an Griechenland abzutreten, wenn dieses dem ser­bisch-griechischen Bündnisvertrag getreu, Serbien zu Hilfe komme. Dieses Angebot sei, so wird betont, der stärkste Beweis dafür, daß die Alliierten bereit seien, Opfer zu bringen, um Serbien unter den gegenwärtigen Umständen jede mögliche Hilfe zukommen zu lasse«.

Die Anrebote an Griechenland.

(WTB.) Mailand. 22. Okt. Der Athener Sonder­berichterstatter desCorriere della Sera" macht bezüg­lich der Angebote und Forderungen des Vierverbandes an Griechenland u. a. nach Athener Blättern folgende Mitteilungen: Die rasche Folge der Balkanereignisse könne in kurzem Griechenland zur Präzisierung seiner Haltung zwingen, umsomehr als die gegenteiligen Aus­legungen des serbischen Vertrages zu einem Kollektiv­schritt des Bierverbands bei der griechischen Regierung führen werden. Nach amtlich nicht bestätigten Informa­tionen solle der Vierverband bereits Griechenland unter Anbietung von Kompensationen zur Teilnahme am. Kampf aufgefordert haben. In politischen Kreisen nenne man als Kompensationen Smyrna mit Hinterland, Thrazien und Cypern. Auch sei sogar vom Dodekanesos und einem Teile Ostrumeliens gesprochen worden. Wenn der Bieroerband erst seine 300 000 Mann in Mazedo­nien haben werde, werde Griechenland genötigt sein, di« Frage mit dem Bierverband endgültig zu regeln.

Berlin, 23. Okt. Wie dasBerliner Tageblatt" aus Athen erfährt, wird jetzt bekannt, daß folgende neue Konzessionen seitens der Entente an Griechen­land gemacht worden find, falls es sich am Kriege beteiligt; ihm sollen außer Landstrichen in Klein- afien auch der umstrittene Teil vou Nordepirus, ferner die Linie MonastirGewgeliDoiraa und das bulgarische Küstenland in Thrazien znfalleu.

Gegen die Bedrohung Griechenlands.

London, 22. Okt. Der Vorsitzende des Englisch, Hellenischen Bundes, Pember Reeves, wendet sich in einer Zuschrift an dieWestminster Gazette" dagegen, daß führende englische Blätter England und seine Verbündeten auffordern, Griechenland als Feindesland zu behandeln, die Häfen zu blockie­ren, die Schiffe zu beschlagnahmen und die Inseln zu besetzen. Reeves zählt auf, was sich Griechen­land bisher von den Allierten habe gefallen lassen: die Besetzung von Lemnos, die Benutzung von Jm- bros, Mytilene und Tenedos als Flottenstützpunkte für die Dardanellenunternehmung und endlich die Landung in Saloniki. Reeves fragt, ob England nach alledem die Griechen behandeln wolle wie chinesische Piraten.

Italien und Griechenland

Budapest, 22. Okt.A Nap" meldet, lautDeutsch. Tageszeitg.", aus Athen: Der italienische Gesandte er­schien bei dem Ministerpräsidenten Zaimis und machte ihm die Mitteilung, die Verbündeten hätten entschieden, daß die in Saloniki gelandeten und noch zu landenden Truppen auch durch italienische Truppen unterstützt wer­den sollen. Er bringe daher Zaimis zur Kenntnis, daß Italien vorläufig 80 000 Mann in Saloniki und Ka-, walla zu landen beabsichtige. Zaimis gab dem Gesandten die kurze Antwort, daß die italienischen Truppen die möglicherweise zu landen versuchen würden, auf den Wi­derstand der griechischen Kiistenbatterien stoßen würden.

Bon unseren Feinden.

Unzufriedenheit in England.

(WTB.) London, 22. Okt. Der parlamentarische Mitarbeiter desDaily Chronicle" berichtet: Carsons Standpunkt, der seinen Rücktritt verursachte, war der, daß England 300 000 Mann auf den Balkan senden und sofort die Wehrpflicht einführen müsse. Der Mitarbeiter fährt fort: Trotz der augenblicklichen Windstille infolge der Erkrankung Asquiths sind di« Kennzeichen politischer Unrast sehr bemerklich. Cs ist nutzlos, die Tatsache zu verbergen, daß eine Bewegung besteht, Asquith, Ereq und andere Minister zu stürzen.

Neuer französischer Skandal.

(WTB.) Lyon, 21. Okt. Die hiesigen Blätter be­richten, daß in Paris eine neue Skandalaffäre aufge­deckt wurde, die großes Aufsehen macht. Zwei Stabsärzte, ein Hilfsstabsarzt und mehrere Sekretäre des Rekrutie­rungsbureaus. sowie zwei Ziyilärzte, von denen der eine der Vorsitzende des Bezirksrats von Sceaux ist, sind ver­haftet worden. Di« beiden Zivilärzte hatten auf Grund ihrer Verbindungen durch Vermittlung der Stabsärzte und der Rekrutierungsbeamten militärpflichtige Per­sonen gegen Bezahlung von 200010 000 Francs als militäruntauglich erklären lassen. Die Verhafteten, de­ren Zahl bisher 18 betrügt, hatten einflußreiche Bezieh­ungen in politischen Kreisen. Weitere Verhaftungen stehen den Blättern zufolge bevor.

Die Wahlen in Südafrika.

(WTB.) Kopenhagen, 22. Okt. (Reuter.) Bisher stellt sich die Stärke der Parteien wie folgt: Südafrika­nische Partei 37. Unionisten 36. Nationalisten 21, Ar­beiterpartei 4, Unabhängige 5. 27 Wahlergebnisse stehen noch aus. Man glaubt, daß die meisten davon zu Gun­sten der Südafrikanischen Partei ausfallen werden. Bo- thas Stellung wird dadurch nicht beeinflußt, da bereits eine ansehnliche Mehrheit für seine imperialistische Po­litik im neuen Hause gesichert ist. Im Freistaat trugen die Nationalisten den vollständigen Sieg davon und er­hielten alle Sitze außer Bloemfontain. Die dort für die Nationalisten abgegebenen Stimmen betrugen 17 542 gegen, 10 095 für di« Regierungsparteien.

Vermischte Nachrichten.

Sozialdemokraten als Gemeindebeamte in Bayern.

München, 22. Okt. Wie verlautet, wird die bayer­ische Regierung in der am 27. Oktober stattfindenden Sitzung des Eemeindebeamtengesetz-Ausschusses eine Er­klärung dahin abgäben, daß in Zukunft Sozialdemo­kraten als Eemeindebeamte unter bestimmte» Boraus­setzungen bestätigt werden.