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Schwarzwälüer Tageszetmvg
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geschwindigkeit schossen die Panzerjäger. In kaum acht Minuten vernichteten sie sieben der bolschewistischen Pav> ,erkampfwagen. Gleichzeitig kämpften unsere Grenadier« die mit diesen Panzern vorgehenden feindlichen Schützen nieder. Bei -Nacht versuchten die Bolschewisten, mit Transportflugzeugen ihre eingeschlossenen Kräfte zu versorgen. Flakstu«, vertrieb die Flugzeuge, noch bevor sie ihre Aufträge erfülle« konnten. Gin einzelnes feindliches Flugzeug, das aus dem Kessel einen hohen bolschewistischen Kommandeur herausholeu wollte, landete hinter unseren Linien.
Auch südlich Rschew gingen die Abwehrkämpfe weiter. Die Bolschewisten setzten wieder starke Jnfanterieverbände ,nd zahlreiche Panzer mit aufgesessenen Kavalleristen ein. Da dieser Angriff des Feindes erwartet wurde, nahmen die schwe- ren Waffen den Kampf so frühzeitig auf, daß die bolschewisti- schon Sturmabteilungen oft schon im Vorfeld zusammengeschossen wurden. Feindliche Kräfte, die bis in das HauptkampfstL Vordringen konnten, wurden im Nahkampf aufgerieben oder zurückgetrieben. Insgesamt verloren die Bolschewisten bei diesen Kämpfen 27 Panzer. Vier weitere liefen an anderen Frontstellen bei örtlichen Angriffsversuchen auf Minen und blieben mit zerrissenen ^Gleisketten liegen. Mit diesen neuen Ausfällen erhöht sich die Zahl der im Bereich einer deutsche« Armee seit dem 25. November vernichteten oder kampfunfähig geschossenen feindlichen Panzer auf 1568.
Neben den großen Kämpfen südlich Rschew und gegen die eingekesselten feindlichen Stoßgruppen führten unsere Truppen im den ruhigeren Frontabschnitten erfolgreiche Stoßtruppunter- .nehmen durch. Diese dienten dazu, die Stärke der gegenüberliegenden feindlichen Truppen und ihre Absichten festzustellen. Ini Raum von Toropez gelang es der Stoßgruppe einer Luftwaffenfeldeinheit, durch überraschenden Angrifs in die Kindlichen Kampfgräben einzudringen und diese in 1366 Meter Breite aufzurollen. Sie zerstörten 26 Bunker und KaMpfständ« und setzten sich dann unter Mitnahme zahlreicher Gefangenen und Waffen wieder vom Feinde ab.
Auch südöstlich des Jlmensees konnten bei Vorstößen zur Verbesserung des Frontverlaufs 26 Kampfständ« und Wohnbunker der Bolschewisten genommen und gesprengt werden. Auch in diesem Kampfraum blieben örtliche Angriffe des Feindes ohne Erfrllg. Die angegriffene Jnfanterie-Diwision soß erneut mehrere Panzer ab und hat damit innerhalb 11 Tagen allein 62 bolschewistische Panzerkampfwagen außer Gefecht gesetzt.
Hkrnzerdivisionen im Angriff — Gegen Stalins Winter-
offensive im mittleren Frontabschnitt
Von Kriegsberichter Walter Brandecker
DNB Südostwärts Toropez, Dezember 1912. (PK ) Durch Hange Monate hindurch vorbereitet, traten die Bolschewisten am G. November zu ihrer großen diesjährigen Winteroffenfive im mittleren Frontabschnitt an. Aus den dichten, im Sommer fast undurchdringlichen Urwäldern südostwärts Toropez und südwestlich Kalinin wollten sie unsere Front mit einem neue« ^Massenaufgebot an Menschen und Material über die im Sommer ungangbaren Sümpfe hinweg durchbrechen. Hier, wo die Natur den Aufbau einer durchlaufenden Front- iinie nicht gestattete, wo nur Brennpunkte entstehen konnte«, hier glaubten sie leichtes Spiel zu haben und den Erfolg mit Sicherheit erringen zu können, der ihnen in der blutigen Sommerschlacht bei Rschew versagt bleiben mußte, weil dort der deutsch« Grenadier in aufopfernder Pflichterfüllung den bolschewistischen Massensturm zunichte machte. Mit Schlachtfliegern, zahlreichen Panzern und der nun schon, sattsam bekannten gewaltigen Artillerievorbereitung begannen sie ihren Angriff rannten sie in den Wäldern gegen unsere Stützpunkte an, erhielten auch kleine Einbrüche, die aber im Gegenstoß wieder ber.intgt werden konnten, und zersplitterten sich in ihrer Angriffskraft bald so vollkommen, daß sie durch die gewaltigen Blut- und Materialverluste der ersten Tage empfindlich geschwächt find. Diese mit so großen Hoffnungen begonnene Offensive ist so gut wie zunichte geworden.
Nun hat die deutsche Führung mit einem neuen Gegen- schlag den Bolschewisten geantwortet: Seit drei Tagen steht unsere Panzerdivision im Angriff, lleberraschend sind wir diesmal angetreten, überraschend für die Bolschewisten, die diesmal die Stärke unserer Reserven nicht kannten und glaubte«, «»r eine dünne Hauptkampflinie vor sich zu haben. Schon am
ersten Tage ging es gegen den zähen und erbitterten Widerstand bis hinter die Linien oer Sowjets. Zahlreiche Versorgungswege der Bolschewisten bieten jetzt unseren Panzern eine willkommene Rollbahn. Daneben aber stürmten unser« Panzergrenadiere zahlreiche befestigte Stützpunkte, die sich di« Bolschewisten in den Urwäldern südostwärts Toropez geschaffen hatten.
Am dritten Tag, da unser Angriff rollt, sind die Erfolge schoy gewaltig. Zahlreiche Dörfer wurden besetzt, Gefangene gemacht und umfangreiches Material erbeutet, das die Bolschewisten zm Durchführung ihrer Winteroffensive aufgestapelt hatten. Während kilometerweit von uns entfernt die Kameraden noch in schwerem Abwehrkampf gegen einzelne, erbittert vorgetragen« Angriffe der Bolschewisten halten, stehen wir mit unserer Panzerdivision in ihrem Rücken, bedrohen ihre Versorgungsstraßen und ihren Rückzugsweg. Auf den ^Krafträdern hängen in der scharfen Kälte, im Schneetreiben und in manchen Stunden auch im Schneesturm unsere Kradschützen. Hinter ihrem Gesichts schütz verborgen, lauern sie nach vorn, jeden Augenblick bereit aufflammenden Widerstand zu brechen. Unsere Panzer stehen n hartem Kampf. Ueberall aber, wo ihnen Widerstand entgegentritt, wird von unseren Langrohrpanzern dieser Widerstand ge> brachen. Hinter den schneeverwehten Sehschlitzen spähen di« Panzerbesatzungen nach vorn, und manchmal tauchen sie auH durch die geöffnete Turmluke in ihren Pelzmänteln auf.
Es ist ein hartes, erbittertes Ringen. Denn neben dem Gegner, der sich gegen unsere überraschenden Angriffe mit bekannter Zähigkeit und Verbissenheit wehrt, ist es auch noch di« Natur, die überwunden werden muß, ist es Urwald, KSlt«. und Schnee, aber wieder zeigt es sich: Der deutsche Grenadier, in unzähligen Angriffen bewährt, in den Abwehrkämpfev gehämmert, nimmt es mit allem auf. So wird auch in den Urwäldern südostwärts Toropez im Angriff, der in die Offensive der Bolschewisten hineinstößt wie ein jäh zuckendes Schwert, der deutsche Grenadier gegen den erbitterten Gegner Sieger bleiben in einer Winterschlacht, deren Anfänge und Auswirkungen sich in den ersten Tagen in spärlichen Meldungen abzeichnen können und dürfen.
Wochenverlufte der Berten im Weste«
Vom 8. bis 11. Dezember 18 Flugzeuge verloren
DNB Berlin. 13. Dez. Im Kampf gegen England und USA. fielen in der Woche vom 6 bis 12 Dezember laut Sondermeldung vom 9. in Nord- und Mittelatlantik 15 versenkte Schiffe mit 168 666 BRT. den deutschen U-Booten zum Opfer. Da dabei ein großes Fahrgasttransportschiff und drei mit Kriegsgerät beladene Fahrzeuge waren, erlitt das Expeditionskorps in Nordafrika zu den schon vorher erzielten großen Mannschafts- Mnd Materialverlusten neuerdings eine große Einbuße an Schlagkraft.
Im Kanal endigte ein Seegefecht mit der Versenkung eines Zerstörers und Beschädigung eines Schnellboots durch leichte Eeestreitkräfte.
Ein Sabotagetrupp, den die Engländer an der Eirondemündung absetzten, wurde vernichtet. Den heftigsten Angriff führte die alliierte Luftwaffe am 6. Dezember pnter tags gegen die besetzten Westgebiete durch. Trotz Wolken- kchutzes und Voraussendung von Jägern, die die Abwehr täuschen sollten, wurden schon vor Erreichen der Küste britische Bomber abgeschossen. In der folgenden Nacht gegen west- und südwestdeutsche Orte, darunter Karlsruhe und Iffezheim, angesetzte Kampfflieger wurden ebenfalls wirksam bekämpft, so daß innerhalb von 21 Stunden der Feind 11 Flugzeuge verlor. Die am 7. Dezember am Tage unternommenen Störflüge einzelner Maschinen über Nordwestdeutschland und Einflüge'gegen die deutschen Küsten in der folgenden Nacht waren von geringer Bedeutung. Als in der Nacht vom 9. auf kV. Dezember die Briten über Frankreich nach Italien flogen, verloren sie unterwegs durch deutsche Nachtflieger und Flak drei Bombenflugzeuge. Insgesamt verloren die Briten vom 6. bi» 11. D^ember im Westen 18, die Deutschen 16 Flugzeuge.
In Libyern holte' am IS. Dezember die deutsche Luftwaffe wieder weit »ach Osten aus, um dekr Nachschub der Brite« empfindlich zu stören. Deutsche Kampfflu'H^g^ flogen den Hafen Bengasi am Flakstellungen in der Bucht, die Hafenmole und Lagerhallen, die erst in den letzten Tagen wiederhergestelll worden waren, wurden von zahlreichen Bomben getroffen und erheblich erstört. Oestlich Bengasi wurde der Flugplatz Benin« mit Bomben belegt und einige der dort abgestellten Flugzeuge beschädigt. Andere Verbände schwerer deutscher Kampfflugzeuge griffen den britischen Flugplatz Eambut in der Marmarica an. Die Bomben fielen zwischen abgestellte viermotorige Flugzeuge. Zwei davon gerieten sofort in Brand, drei weitere wurden schwer beschädigt. Beim Rückflug beschoß der gleiche deutsche Verband Krastfahrzeugkolonnen tm Raum von Martuba mit Bordwaffen.
Deutsche Jäger stellten im Laufe des 13. Dezember über der östlichen Cyrenaika wiederholt britische Flugzeuge. 2« Kämpfen, die sich weit über die Wüste hinzogen, bewiesen di« deutschen Maschinen und Flugzeugführer neuerlich ihre große lleberlegenheit. Bei nur einem eigenen Verlust schossen sie neu» feindliche Flugzeuge, darunter zwei.Bomber, ab.
3VVV. Luftsieg eines Jagdgeschwaders DNB Berlin, 11. Dez. An der Ostfront errang am 1Z. D» zember das unter Führung von Ritterkreuzträger Major Trant- loff stehende Jagdgeschwader seinen 3666. Lustsieg. Der Abschich wurde von Eichenlaubträger Stotz über dem mittleren Frrür^ abschnitt erzielt, der damit die Zahl seiner Lustsiege «ruf 1« erhöhte.
Deutsche Sliegererfolge in Nordafrika
DNB Berlin, 11. Dez. An der tunesischen Fr nt stellten deutsche Jäger am 13. Dezember einen feindlichen Verband viermotoriger Flugzeuge zum Kampf. Eine Messerschmitt mit Ritterkreuzträger Leutnant Badum schoß in kürzester Zeit zwei der großen Bomber ab. Die Flugzeuge gerieten schon in der Luft in Brand und stürzten im Küstengebiet ab.
Britischer Angriff ans mrrdwestfranzöfisches Gebiet Ei« Kinderheim bei Rone» völlig vernichtet DNB Berlin, 13. Dez. Der britische Luftangriff auf uoÄxveft- ranzöstsches Gebiet am Samstag wurde im Schutz einer fast geschlossenen Wolkendecke durchgefiihrt. Stärkere deutsche JwO» verbände bekämpften die Formationen des Feindes. Dabei wur- zwei viermotorige Bombenflugzeuge innerhalb kurzer Zeit schwer getroffen, daß sie im Gebiet der Küste brennend ab- ärzten. Einige Spitfires, die sich den anstürmenden Fock» 8ulf- und Messerschmitt-Jägern entgegenstellten, wurden » tämpfe verwickelt, bei denen drei Spitfires abstürzten. An a» nver Stelle wurde ein Flugzeug vom Muster Mustang abgemessen.
. Die Bombenwürfe der britischen Flugzeuge forderten unter französischen Zivilbevölkerung wiederum hohe Opfer, igefähr hundert Personen wurden getötet oder verletzt. Ei»» ßs Zahl der Bomben fiel auf stetes Feld. Das Kinderheim Vorortes Sotteville von Rouen ist durch ein« schwerste 8ombe völlig zerstört worden. Alle deutschen Jäger kehrten von essu Kämpfen zu ihren Stützpunkten zurück.
Kommunistische Mordbestien wüten in Algerien Nom, 11. Dez. Die Mehrzahl der Zwischenfälle ist auf da« Verhalten der von den Amerikanern aus den Gefängnissen befreiten kommunistischen und sonstigen verbrecherischen Elemente zurückzusühren, die an nichts anderes denken als Rache für ihre Verhaftung zu nehmen. Allein in Algier wurden von den befreiten Gefangenen, unter denen sich zahlreiche ehemalige Angehörige der rotspanischen Miliz befinden, zwölf Morde verübt.
Briten erschossen 13 indische Arbeiter Tokio, 11. Dez. Wie „Hotschi Schimbun" aus Bangkok meldet, haben die Engländer nach dort vorliegenden Berichten bei einem großen Streik in der Munitionsfabrik von Cawnpur die neue» Antistreikbestimmungen angewandt und 13 Arbeiter erschossen. Ferner wird gemeldet, daß indische Nationalisten ein englische» Militärlager in Peschawar angegriffen haben. Bei dem Feuergefecht, das über eine Stunde dauerte, habe es auf beiden Seit« große Verluste gegeben.
10» Tote aus Neufundland. Aus Saint Johns (Neufundland) wird gemeldet: In dem Hotel „Night of Columbus", das all kanadischere Militärlazarett dient, brach Feuer aus. Es kam p> furchtbaren Szenen. Eine ganze Reihe junger Mädchen wurd« zu Tode getreten. Insgesamt sind bisher 161 Tote gezählt worden. Die Liste ist jedoch noch nicht vollständig. Die Zahl der Verwundeten liegt weit über 166.
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„Doch, kurz vor Weihnachten hat.sie geheiratet. Meine Mutter schrieb es mir. Und Alfons ist immer noch zu Hause, ich habe aber keine Beziehungen mehr zu ihm."
Wie schnell doch die Zeit vergangen war. Draußen sank schon die Dämmerung über Giebel und Häuser. Maria mußte zu ihrem Zug gehen und Wolfgang ließ es sich nicht nehmen, sie dorthin zu begleiten.
Als sie sich verabschiedeten, sagte Maria:
„Ich möchte dir nur wünschen, daß du auch so glücklich wirst, wie ich es bin. Und Hab recht herzlichen Dank für alles, -was du mir Tröstliches gesagt hast in dieser Stunde. Vielleicht begegnen wir uns irgendwo und irgendwann im Leben wieder -einmal, jetzt habe ich auch keine Angst mehr davor. Lebe wohl, -Wolfgang und alles Gute."
„Leb wohl, Maria."
Der Zug fuhr ab.
Zu Hause angekommen, schrieb sie gleich ihrem Manne, daß he Wolfgang Klingerhamm nochmal getroffen habe, denn sie wollte in künftigen Zeiten, wenn der Name Klingerhamm fiel, nicht mehr die Augen abwenden müssen. Das Vergangene allerdings, das war begraben. Sie kannte nur den Frontsoldaten Wolfgang Klingerhamm, der ein Kamerad ihres Mannes gellesen war.
! Lange hielt sich in diesem Jahre der Schnee. Die ältesten Leute wußten es nicht mehr, daß der Winter so lange gedauert hatte. Es war kein Zweifel mehr, daß das Wintergetreide Schaden erlitten hatte. So gab es denn in den ersten offenen Tagen gleich eine Menge Arbeit auf den Äckern. Der Weizen batte sich tapfer gehalten, aber das Korn mußte umgebaut werden.
Aber siehe da, je höher die Tage stiegen, je mütterlicher die rühlingssonne die Erde begnadete, desto mehr grünte und keimte s. Um die Pfingstzeit standen die Felder wieder grün und tark und wußten nichts mehr von der Schwere des Winters. Die ^gewaltige Kraft der Natur ließ sich nicht betrügen. Es glitt lies bedingt im gottbestimmten Werdegang dahin. Dieser Vorommer breitete sich ohne Verweigern aus. verströmte sich in den
Abenden, die blau waren und ohne Ende. Er strömte all sein Licht hinein in die wogenden Ährenfelder, taumelte hin über Blüten und Blumen ohne Zahl, sein Wind küßte die Mohnblumen im Feld und in feiner Morgenfrühe schwangen sich trillierend die Lerchen ins blaue Himmelsall.
Das ist Leben, das ewiA wiederkehrende Leben der Natur in jedem Jahr. Das Starke und Gesunde beginnt geradezu sichtbar sich auszubreiten und vernichtet gnadenlos alles Schwache und Kränkliche. War nicht ein Gleichnis vorhanden dafür im Leben der Völker?
Um diese Zeit, da die Sonne tagelang aus einem wölken-' losen Himmel den Strom ihres Lichtes über Berg und Tal hinschickte, geschah weit in der Ferne eine jener schicksalhaften Begegnungen, die mit dem Verstände kaum zu fassen sind.
Und doch geschah es an einem rotglühenden Juniabend, daß im Tal der Seine in der Nähe von Fleury zwei Brüder plötzlich sich begegneten und nicht begreifen konnten, daß dies Wirklichkeit sei, denn sie hatten einander vorher nie in Uniform gesehen.
Andreas war so ergriffen von dieser Begegnung, daß es ihm zunächst die Stimme verschlug. Aber dann riß er den Bruder so ungestüm an sich, daß Klemens fühlen mußte, alless was sie einmal voneinander getrennt hatte, war ausgelöscht in dieser Stunde des Wiedersehens.
Wie hätte auch Feindschaft sein können zwischen zwei Brüdern, wenn Millionen Brüder eines großen Volkes auf breiter Front in unübersehbaren Wellen siegreich ins feindliche Land hineinstürmten.
Nein, es war wirklich alles vergessen und ausgelöscht. Dieser junge Soldat, dessen schmalgewordenes Gesicht vom Rand des Stahlhelms ein wenig beschattet wurde, war ja auch nicht mehr der leichtsinnige Bruder Klemens, der sein Tun nie ernst genommen und dessen Handeln immer von einem grenzenlosen Egoismus bestimmt war. Nein, das war wirklich kein Vergleich mehr, das spöttische Lächeln hatte er verloren, der Sturm, d'er in den letzten Wochen über fremdes Land gegangen war, hatte gleichsam auch ihn reingefegt, hatte seine Seele hochgerichtet und sein Denken klar und kompromißlos gemacht.
Und während die Nacht huldvoll ihren Mantel über das zerrissene Land breitete, sahen die beiden Brüder ein wenig abseits in einem Talgrund und sprachen von der Heimat.
„Mein Bub," erzählte Andreas mit nicht geringem Stolz, „er kann schon durch die ganze Stube rutschen, schreibt mir Maria. Und die Ernte steht gut. Das Korn hat wohl umgebaut werd'n müss'n nach dem harten Winter, ist erstickt unterm Schnee."
„Was ist?" fragte Klemens, der mit seinen Gedanken nicht ganz dabei war.
„Erstickt ist es, das Korn. Mußt denk'n. daß über hundert Tag der Schnee auf ihm gelegen hat."
„Heißt es net: Nach hundert Tagen Schnee, treibt kein Korn mehr in d' Höh," erinnerte sich Klemens.
„So ähnlich heißt es, ja."
„Wenn du der Maria wieder schreibst, magst dann einen schönen Gruß von mir mit einschreib'n?"
„Gern, Klemens."
Dicht neben ihnen preschten ein paar Batterien nach vorne. Ohne Unterlaß brüllten rechts drüben die schweren Gesck " Maschinengewehrfeuer knatterte irgendwo, im Vordergrund begann ein Dorf zu brennen und beleuchtete das Land ringsum m>1 Tageshelle.
„Es wird morgen wieder einen schweren Tag geben," me- Andreas.
„Wird net schwerer werden wie die letzten waren," entgeg- nete Klemens und lehnte sich ein wenig gegen den Bruder hin. Die Müdigkeit wollte ihn übermannen. Ader er riß seine Gedanken nochmals gewaltsam hoch. „Was ich dich frag'n wollt. Ander!. Wie steht es jetzt mit dem Hartegghof? Ich mein, ihr seid ja jetzt wieder gut mitsammen, du und der Vater."
„Der Hartegghof g'hört dir, Klemens. Wie ich Weihnachten daheim in Urlaub war. Hab ich dös mit dem Vater alles schon besprochen."
Ein tiefer Atemzug hob Klemens' Brust. Er lächelte und nannte wie im Halbschlaf den Namen des Hofes, dann rutschte ihm der Kopf herunter von der Achsel des Bruders, fiel hinein in dessen Schoß und Andreas legte feinen Arm um den Nackei- des Bruders. Ihn fiel kein Schlaf an. Diese Begegnung heute hatte ihm alle Müdigkeit genommen. Seine Gedanken wandelten weit zurück in die Heimat, seine Seele war auf dem Berg, umschlich den Hof Kronwitt, wanderte über Wiesen und Felder. Er sah sich selbst hinschreiten und er hatte seinen Buben auf dem Arm, d«r jauchzend nach jedem bunten Falter die Händchen streckte, oder in großer Verwunderung auf die roten Mohnblumen schaute, die im Ährenfeld leuchteten wie Blutstropfen.
Da zerriß auch schon die Nacht. Kaum spielte das erst« Gran im östlichen Gewölk, schien die Hölle zu erwachen. Abschuß und Einschlag waren nicht mehr"zu unterscheiden. Harte Kommandostimmen klangen auf, ein Geschwader schwerer Bombenflugzeug« brauste über den Talgrund.
Andreas rüttelte den Bruder wach, sprang selbst a«f und zog den Riemen des Stahlhelms fester.
„Es geht los, Klemens."
Klemens war sofort hellwach. Seine Kompanie lag mehr links im Vordergrund. Ein fester Händedruck, dann sprang er mit weiten Sprüngen davon, verschwand im Dämmergrau des Morgens. (Schluss ltzjM