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Nr. 285

Srtte 3

Bus Stadt und kaud

Ntteusteig. de» 4 . Dezember 1942

Sternhimmel im Dezember

Am 22. Dezember erreicht die Sonne den tiefsten Punkt ihrer jährlichen Bahn, den sogenannten Winterpunkt der Ekliptik, die Tage haben ihre kürzeste Dauer; von da an nehmen sie, wenn mch zunächst nur langsam, wieder zu. Bereits um 17 Uhr nach­mittags ist es jetzt vollständig dunkel und um diese Zeit steht man im Westen noch die drei Sternbilder Leier, Schwan urür Adler, doch werden sie bald Herabfinken und unsichtbar werden, gn den späteren Abendstunden bietet das Südfeld des Firma­ments wenig Einruck. In der Nähe des Zenit steht man das Viereck, das die Sterne des Pegasus bilden, und daran schließt sich die Kette der Andromedasterne an; ganz in deren Nähe ist! ,ls eben noch sichtbares Wölkchen der Andromedanebel für de« p, erkennen, der seinen genauen Ort weiß. Am östlichen Himmel erscheinen die Bilder des Stieres, der Zwillinge und etwas später auch der Orion; die Nähe der beiden Eroßplaneten Ju­piter und Saturn erhöht noch den Eindruck. Der Himmelswagen ist bis unmittelbar an den nördlichen Horizont herabgesunken. Im nordwestlichen Sektor des Himmels sind Cepheus und Cassio­peia zu finden, Perseus und Fuhrmann haben fast den Zenit erreicht.

Bon den großen Planeten sind Jupiter und Saturn in gün­stiger Sichtbarkeit. Nahe bei Saturn ist Uranus der dem bloßen Auge bei genauer Kenntnis des Ortes eben noch als schwaches Sternchen sechster Größe erkennbar ist. Die anderen Planeten, Merkur, Venus und Mars, bewegen sich so nahe der Sonne, daß Pe nicht gesehen werden können.

Der Mond ist in der ersten Monatshälfte am Abendhimmel nicht sichtbar; am 8. Dezember ist Neumond, dann erscheint der Trabant unserer Erde wieder, erreicht am 14. Dezember das erste Viertel, am 22. Dezember den Vollmond und am 30. De­zember nochmals das letzte Viertel.

Dr Ley vor den Schaffende« der westdeutschen Betriebe DNB Berlin, 3. Dez. In dieser Woche hat Reichrorganifa- tionsleiter Dr. Ley die Reise augetreten, die ihn »och vor Weihnachten in eine große Zahl von Betrieben Westdeutschlands pnd Norddeutschlands führt. Dr Ley besucht die schaffende» Menschen dort an ihren Arbeitsplätzen, unterrichtet sich über ihre Wünsche und Haltung und spricht zu ihnen aus Betriebs» appellen über die Ziele unseres Freiheitskampfes. Während der ersten beiden Tage dieser Reise weilte Dr. Ley in seinem Hei­matgau Köln-Aachen. Die Reise wurde im Gau Düsseldorf fort« gesetzt, und am Ende dieser Woche wird der Reichsorganisatious» leiter unter den Kohlen- und Eisenarbeitern in einem Gebiet des Ruhrgebietes sein. Sowohl in seinen persönlichen Gesprä­chen als in den Großkundgebungen, die in den Werkhallen statt­finden, konnte sich Dr. Ley von der vorbildlichen Haltung und der unerschütterlichen Widerstandskraft der arbeitenden Bevöl­kerung überzeugen. Dr. Ley dankte de« Schaffenden für ihre» vorbildlichen Einsatz, der gerade in den luftgefährdeten Gebis stn ein Ruhmesblatt für alle Zeiten bleiben wird.

: ^ch bringe Ihnen die Grüße des Führers, der beglückt ist immer wieder festzustellen, daß der deutsche Arbeiter in Lest stung und Haltung der Beste der Welt ist", sagte Dr. Ley.Wtt tverden in Treue und im Glauben an den Führer weitermatt schieren und Weiterarbeiten, bis Deutschland frei ist, frei von Hot und So. gen um Nahrung, um Rohstoffe, frei von der EnÄ des Raumes. Der Kampf wird noch hart sein, aber wir habe» die Fesseln der Umklammerung bereits gesprengt. Wenn Chur­chill nach dem Weltkrieg schrieb, daß Deutschland damals nur noch ein halbes Jahr auszuhalten brauchte, um die englische Insel durch seine U-Boote zum Aufgeben des Kampfes zu zwin­gen, so erklären wir ihm heute, daß wir diesmal nicht eine halbe Stunde, ja keine Minute zu früh den Kampf abbrechen werden. Mr werden die Bolschewisten und England so zu Boden schla­gen, daß diese Länder und das hinter ihnen stehende Judentum sich nicht noch einmal Deutschland auf seinem Marsch in eine gesicherte Zukunft des Wohlstandes und Sozialismus entgegen­stellen können. Dafür bürgt der Führer, dem die schaffende Na­tion bedingungslos folgt, wohin er uns führt und dessen Be­fehle wir unter jedem Opfer ausführen, das der Führer im Interesse der deutschen Zukunft von uns verlangt."

! Zum 4. Opfersonntag am K. Dezember

- Ein U-Boot läuft in den Heimathafen. Jubel umdrängt die bärtige Besatzung. Wimpel flattern auf. Es ist zum Künder eines erfolgreichen Unternehmens, zum schlichten Dokument des Sieges geworden.

' Ein Flugzeug setzt zur Landung an.Wieviel Abschüsse?" ist die erwartungsvolle Frage, als der Pilot herausgeklettert war. Kameraden heben den Sieger aus die Schulter, und der junge Jagdflieger berichtet von seinen Erfolgen. Auf seinem kampf­erprobtenVogel" tritt der Pinsel in Aktion, der diese Erfolge des Tages sichtbar macht.

j Ein Stoßtruppführer meldet sich zurück. Sein Auftrag ist er­füllt, das Gelände erkundet, eine große Anzahl Gefangener wurde außerdem dabei eingebracht. Streiflichter aus dem Kriegs­geschehen. Wo überall der deutsche Soldat kämpft, summieren sich die Zahlen stolzer Siege. Die Kurve steigt steil und stetig.

^ Müßte uns in der Heimat dieses statistisch verdeutlichte Bild nicht immer vor Augen stehen und uns mit stolzem Dank er­füllen, wenn auch unsere Einsatzbereitschaft sichtbaren Ausdruck finden soll? Die Sammelergebnisse für das WHW., sie sollen äuch in diesem Jahr zum Gradmesser unserer Opserbereitschaft werden. Jeder einzelne trage daher zum Ganzen bei, daß auch Ln der großen Liste, die die Taten der Heimat verzeichnet, die Kurve steigt.

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Unveränderte Lebensmittelrationen

Für dke neue Versorgungszeit vom 14. Dezember 1942 bis zum 10. Januar 1913 gelten unverändert die Lebensmittel- rationen der laufenden Versorgungszeit. In der kommenden 44. Dersorgungszeit erhalten also alle Verbraucher die folgenden Erzeugnisse in der gleichen Menge wie in der 43.: Brot, Mehl, Fleisch, Butter, Margarine, Käse Quark, Getreidenährmittel, Teigwaren, Kartoffelstärkeerzeugnisse, Kaffeemittel, Vollmilch, Zucker, Marmelade, Kunsthonig und Kakaopulver. Die Ausgabe der Sonderzuteilungen aus Anlaß des Weihnachtsfestes ist be­reits amtlich bekannt gegeben worden.

* Bor Ausgabe der neuen Naricherkarte. Mit den Lebensmittel­karten für den 44. Zuteilungszeitraum werden fast überall auch die neuen Nauchcrkartcn wieder für Männer und Frauen aus- gegeben. Sie gellen wieder ein halbes Jahr, nämlich bis zum 30. Juni 1943. Die jetzt gültigen Raucherkarten verlieren mit dem 31. Dezember 1942 ihre Gültigkeit. Die neuen Raucher­karlen haben im Vergleich zu den alten ein etwas verändertes Aussehen Sie mußten aus Gründen der Papierersparnis kleiner werden. Das hat bedingt, daß bei den Männerkarten zwei, bei den Fraucnkartcn vier Punkte zu jeweils einem Kartenabschnitt vereinigt wurden, wobei selbstverständlich diese Kartenabschnitt« den Wert von zwei bzw. vier Punkten behalten. Für die Karten­inhaber bedeutet diese Zusammenlegung von Punkten zu Karten- abschniiten die Erleichterung, daß sie künftig nicht mehr jeden Tag einkaufen müssen, sondern nur noch jeden zweiten (bei de« trauen jeden vierten) Taa.

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Walddorf. (Wir ehren das Alter.) Testern wurde Frau Frie- deiike Wurster. Witwe, 70 Jahre alt. Heut' kann Frau Marie Brenner geb. L mpharth Witwe, auf 71 Lebensjahre zurück- bstcken. Beide erfreuen sich erträglicher Grsunbheit. .Herzliche Glückwünsche!

Freudenstadt. (Tragisches Grsckstck.) Ein tragisches Gesch ck ist einer Freudenstädter Birrgerstockter, Frau Sophie Stahl gib. Schmelzte, Tochter des verstorbenen Gipserin»isters Schmelzte, zum Opfer gefallen. In Waldkirch wohnhaft, wollte sie ihren Ehe­mann, der nach Hamburg versitzt wurde, dort besuchen. In Hamburg wollte sie mit der Straßenbahn fahren und stand auf einem übervollen Wogen außerhalb. B-i einem starken Rük des Wagens fiel sie von demselben und wurde überfahren, was ihren sofortigen Tod zur Folge holte. Dies geschah, kurz bevor sie mit ihrem Ehemann zusammentnffen sollte. Die Verstorbene stand im 42. Lebensjar und wurde am Montag hier betgeletzt.

Dienstnachrichtea

Der Führer hat ernannt: im Bereich des Württ. Kultministers: zu Studtenräten die Ctudienass ssoren Adolf Huber in Nagold, Erwin Meyer in Herr>nb»rg, Karl Pflüger in l Calw (sämtliche z. Zt bei der Wehrm >chi).

Der Herr Kultminister hat versetzt: den Lehrer Walter Dilger in Birkenfeld nach Calw-Aizerbe g.

Im Bereich der Reichsbahndirekiton Stuligart wurde versetzt: techn. Neichsbahnobertnspektor Graulich in Calw (R.ichsbahn- Bctriebsamt) nach Hetloronn als Boisteher der Bahnmeisterei I.

Der Herr Landesbischof, hat übertragen: die Dekanats- und Erste Vtadtpfarrstelle Eßlingen a. N., dem Dekan Hei mann in Calw.

Kirchheim u. T Kr. Nürtingen. (Pferdefuhrwerk er­saßt.) Auf dem Vahnhofgelände in Kirchheim wurde et» Pferdefuhrwerk von einer Rangierlokomotive erfaßt. Dabei wurde der Pferdelenker vom Wagen geschleudert und erlitt innere Verletzungen. Außerdem wurde ein Pferd verletzt, de» Fuhrwerk schwer und die Lokomotive leicht beschädigt. i

Oehringen. (V om Ra r HU s.) Der Hausyattplan 1942 wurd» bei der letzten Beratung des Bürgermeisters mit den Ratherr«» festgesetzt. Es war möglich, den Haushalt in den Einnahme» und Ausgaben auszugleichen, Rücklagen zu machen und die bi» herigen Gemeindesteuern zu belassen. Die städtischen Schuld«» wur>-n o-v-nUb-r dem Vorfahr um 20 200 RM. gesenkt.

Schwenningen a. N. (An einem Schuhnage k erstickt^ Ein vierjähriger Junge verschluckte dieser Tage einen Schuh- nagel. Der Nagel blieb dem unglücklichen Kinde in der Luft­röhre stecken. Obwohl das Kind sofort in die Klinik übergeführt und operiert wurde, starb es in der Nacht zum Dienstag. V« zwei Jahren war derselbe Junge aus der im 2. Stock gelegene» elterlichen Wohnung gefallen; damals blieb er unverletzt.

Blaubeuren, Kr. Ulm. (Willkommene Weihnacht»« gäbe.) Die Blaubeurer Volksschule hatte den lleberschuß ihrer aus dem Buchrckernsammeln erzielten Fettmarken dem Lazarett jukommen lassen. Fleißige Schwesternhände verarbeiteten di> willkommene Gabe zu schmackhaftenS", so daß die meist an» anderen Gauen stammenden Lazarettinsassen mit den bekannt«»! schwäbischen Weihnachtsgutsle erfreut werden können. ,

Brua-,».. (Streichhölzer in Kinderhänden.) T Forst, spielte ein fünfjähriger Junge mit Streichhölzern. Di». Folge war ein Brand, dem zwei Scheunen zum Opfer fielen.

lieber allem steht die Infanterie" l

Der Gauleiter empfing Ritterkreuzträger nsg In diesen Tagen findet wie in allen anderen Gaue» des Reiches, so auch im Gau Württemberg-Hohenzollern, ein» von der Partei durchzuführende Werbung für die deutsche In­fanterie statt. In Versammlungen der Partei, bei Heimabende» der Hitler-Jugend und bei Betriebsappellen der DAF. werde» namhafte Redner sprechen. So wurden vom OKW. dem Ea» Württemberg-Hohenzollern die Ritterkreuzträger Major Pfei­fer, Oberleutnant Brachat und Leutnant Hengstler zugewiese». Gauleiter Reichsstatthalter Murr hat die Ritterkreuzträger a« Mittwoch empfangen und im Schwabenland herzlich willkom­men geheißen.

Gauwichlige Kundgebungen

Ansprachen von Reichsleiter Rosenberg und Gauleiter Reichsstatthalter Murr

nsg Stuttgart, 3. Dez. Das kommende Wochenende steht iw Zeichen bedeutsamer Kundgebungen, die in der Eauhauptstadt stattfinden. An erster Stelle ist dabei die große Arbeitstagung des Eauschulungsamtes zu nennen, bei welcher am Samstag­nachmittag vor den Kreisschulungsleitern, Kreisschrifttumsbeauf­tragten und Cchulungsrednern Eauhauptamtsleiter Haupt- bexeichsleiter Dr. Klett, Hauptdienstleiter Dr. Groß und Stabs- lei'ter Dr. Stellrecht sprechen werden. Die weltanschauliche Feier­stunde, die am Sonntagmorgen um 10.30 Uhr im Großen Hau» der Württembergischen Staatstheater durchgeführt wird, steht, unter dem LeitgedankenSippe und Volk" und wird eine Reihe von Verwundeten, mit dem Kriegsverdienstkreuz ausgezeichnete Arbeiter und Bauern sowie Inhaber der Auslesebestätigung der Reichsbundes Deutsche Familie als Ehrengäste der Partei sehe«. Am Sonnlagnachmittag sprechen anläßlich einer Eroßschulung Reichsleiter Alfred Rosenberg, Gauleiter Reichsstatthalter Mn» und Stabsleiter Dr. Stellrecht.

Außer der Arbeitstagung des Gauschulungsamtes werde»' noch von einer Reihe anderer Aemter und Gliederungen Son­dertagungen durchgcführt. So treffen zu einer Arbeitsbesprechung der Eaupropagandgleitung sämtliche Kreispropagan- daleiter des Gaues in Stuttgart ein. Der Nationalsozialistisch«

! Bund Deutscher Techniker ruft seine Mitglieder zu einer großen Kundgebung desHauptamtes für Technik der NSDAP." zusammen, damit sie eine gewisse Zusammenschau aller tech­nischen Gebiete gewinnen und für ihren Einsatz neue Kraft u«d neuen Schwung aus einer großen Eemeinschaftskundgebung der Techniker aller Fachrichtungen mitnehmeu können. Die Fachoer« anftaltunaen am Samstasvormittaa bieten Fachleuten wie auch'

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Die Nacht war sternenklar und die Mondsichel hing als blanker Scherben schräg über der Jochwand, als Maria und Andreas wieder ten Berg hinaufgingen. Sie gingen langsam und verhielten manch­mal den Schritt. Ihr gesegneter Zustand gestattete ihr kein rasches Bergstürmen mehr und außerdem war die Nacht auch zu schön, um gedankenlos durch sie zu schreiten. Sie sprachen von der Zukunft und von dem Kind, das nun bald kommen mußte. Ach, wie war es schön, davon zu sprechen und die Zukunft in Hellen Farben zu malen.

Verstohlen schmunzelte der Mond in eine Wolke hinein, als möchte er nicht hören, was zwei Menschlein da drunten aus der Erde an zukunstssreudigen Bildern entwarfen.

Und während die beiden vom Kronwitthof in dieser Nacht ihr künftiges Leben in verlockender Weise vor sich aufstellten und dies auch in den nächsten Tagen und Wochen taten, wußten und ahnten sie so wenig wie andere Menschen im Tal von den ungeheueren Schatten, die aus dem Osten heraufgekrochen kamen wie ein gif­tiges Gewürm, schweres Geschehen ankündend. Da drunten im Osten war ein Volk größenwahnsinnig geworden und forderte großspurig in seinem unbegründeten Haß das Schicksal heraus.

Aber das Schicksal schlief noch zu dieser Stunde.

Noch!

Sie legten am Vormittag die Kornmandeln auf dem Büchl­ocker um, weil es zu früher Stunde schon ungewöhnlich schwül war an diesem Tag, Ende August. Es war anzunehmen, daß heute noch ein Wetter kommen würde.

Ach, es war eine magere Ernte, die es zu bergen galt. Cs mar kein Boden da oben sür Getreide und sie bauten auch immer nur soviel, als sie für den Hausbedarf nötig hatten.

Die Fliegen und Bremsen waren recht arg an diesem Vor­mittag. Die Schwalben schossen blitzschnell dicht am Boden durch die Luft, Kein Lüftchen kühlte den Tag, über den Bergen brütete es dunstig.

Zu dieser Stunde griff der gewaltige Arm des Schicksals nach »em Verghof Kronwitt.' Gerade als sie die letzten Kornmandl um­legten, kam der Bote des Postamtes, der die Eilsachen immer aus­trug, den schmalen Wiesenweg heraus, direkt auf den jungen Kron- Mitter zu.

Andreas kniff die Augen ein wenig zusammen und ein Schreck durchzuckte ihn, obwohl er seit Tagen fchon innerlich vorbereitet war auf dieses Jerufenwerden,

Schnaufend und schwitzend kam der Bote heran, schimpfte über den steilen Weg und die Hitze und wischte sich mit einem großen, geblümten Taschentuch die Glatze.

Tu nur einmal her, den Zettel da", sag» Andreas ungeduldig. Ich kann mir's ja denken was es ist."

So. denken kannst du dir's schon. Die andern jedenfalls, bei denen ich heut fchon war, die haben keine Ahnung gehabt."

Währenddessen hatte Andreas das Schreiben entsaftet und ge­lesen, Gelassen steckte er es in die Tasche, dann streckte er sich. Er war schon zweimal auf solche Art gerufen worden, beim Einsatz nach Österreich und beim Einsatz ins Sudetenland, Nun war es das drlttemal und eine dunkle Ahnung sagte ihm, daß er diesmal nicht nach wenigen Wochen schon wieder heimkehren werde.

Überhaupt war diesmal alles anders. Diesmal stand er irgend­wie betroffen auf einem Bergacker, der sein Eigen war, er stand bedrängt von vielerlei Fragen und Gedanken, die doch nur um ein einziges kreisten: um Maria und den Berghos Kronwitt.

Was is nachher?" fragte der Bote, der von Natur aus sehr neugierig war.

Was wird es denn sein? Fort muß ich heut noch."

Da schau her!" stammelte die Kathl erschrocken.Is am End' Krieg?"

Andreas nickte und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch das Haar. Ach, es war nicht die Angst vor dem Kommenden, die ihn bedrückte. Gott hatte ihm ein tapferes Herz geschenkt. Aber da war Maria, diese junge, blühende Maria, die in den nächsten Tagen ein Kind erwartete.

Bist du am Hof schon drunten gewesen?" fragte er plötzlich den Boten.

Nein, ich bin gleich da rauf, wie ich dich g'sehn Hab."

Dann is gut", sagte Andreas, griff nach seiner Joppe, hing sie über die Schultern und ging zum Hol hinunter.

Was soll denn ich jetzt tun?" fragte die Kathl.

Legst halt die paar Kornmandln noch um, dann kimmst auch heim. Gleich nach dem Essen fahr'n wir das Korn noch heim, weil ich doch erst um halb fünf mit dem Zug fahren kann. Früher geht ja keiner,"

Maria stand gerade am Brunnen und wusch Salat. Sein Fuß stockte einen Moment, als er sie so stehen sah, sorglos und heiter im Wesen. Sie summte ein kleines Lied vor sich hin und ein paar Strähnen ihres Blondhaares hingen lustig in ihre Sftrne.

Mit festem Schritt trat er näher.

Sie wandte den Kopf und hörte zu summen auf.

Seid ihr schon fertig droben?"

Er nickte und sah an ihr vorbei, legte die Joppe weg und tauchte seine nackten Arme tief ins Wasser, ließ sich den Wasser­strahl über Gesicht und Nacken rinnen und schüttelte sich dann, daß die Trapsen von ihm sprühten. Dann griff er nach ihrem Schurz und trocknete sich das Gesicht.

Herrgott, wenn es doch nicht gar so schwer wäre, ihr zu sagen, was ihn erwartete. Vergeblich suchte er nach den rechten Worten und er dachte inbrünstig: wenn sie mir nur net gleich zu weinen anfangl

Er knöpfte sich das Hemd über der Brust zusammen und sagt« zunächst lo beiläusia:

Die Polacken da drunt können net Ruh geben. Hat der Ahndl gestern g'sagt. daß die Polen nach Berlin marschier'n möchten, die Hund', die inis'rabligen. Und Danzig möchten s' auch."

Maria sah ihn an und unter ihrem Blick lächelte er harmlos wie ein Knabe.

Dieses Danzig ist nur ein Vorwand sür die Polen. E - um mehr, diesmal , sagte sie ruhig.

So, meinst?" fragte er und wich, weil sie ihn immer noch so sonderbar anschaute, ihrem Blick aus.

Andreas. Schau mir einmal in die Augen", verlangte sie.

Er tat es, wurde ganz ruhig, ein tiefer Atemzug hob sein« Brust

Du mußt sort, ich weiß es. Es wird Krieg werden, ich Hab« vorhin den Boten zu dir hinaufgehen sehn aus den Acker."

Andreas nickte und zog dann die Order aus seiner Joppen­tasche. tat so, als habe er sie das erstemal nicht recht gelesen und sagte dann:

Heut muß ich noch fort, Maria."

Sie senkte den Kops, ihr Mund zuckte ein wenig, aber tapfer hielt sie die Tränen zurück. Ganz klar und ruhig war ihr Bli-1 der wieder in den seinen hineinging.

Warum sagst nix?" fragte er und mußte sich schon Zwang antun, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu geben. Irgendwie war er erregt durch ihr Schweigen, durch ihr Schauen, das bis in sein Herz hineinreichte.

Was sollen hier viele Worte, Andreas? Was jetzt kommt, war unausbleiblich. Zuviel Unrecht war einmal unserm Volk angetan worden. Jetzt werden die Würfel fallen. Und ich weiß. Andreas, du wirst wiederkommen. Eine innere Stimme sagt mir das,"

Da war es, als falle eine Zentnerlast von ihm,

Gott sei Dank", sagte er befreit.Ich Hab mir schon gedacht, du sangst gleich zu heul'n an, wenn ich sag. daß ich sort muß."

Warum sollen wir Frauen euch das Fortgehen schwer machen?"

Ja, freilich, aber jede denkt halt net so wie du,"

(Forliegunv lolgt^ ^