Nr. 269
Sette 3
^eywarzwätder TüxesMung
Ms Stadl »ad Laad
HMeasteig. de« 16. Nomber 1942
Gate Laune
gute Laune ist die beste (LAährtin des Menschen. Es ist nicht ßmmer leicht, sie an sich zu fesseln. Denn in jedem Leben gibt ^ schwere Stunden, wo sie verschwindet, jeder Alltag bringt Aeine Aergernisse und Widrigkeiten, gegen die die gute Lsmn einen recht schweren Stand hat. Manchmal kann am frühen Morgen etwas „quer" gegangen sein, und schon zieht sich die gute Weggefährtin unseres Alltags beleidigt zurück.
Trotzdem sollten wir alles daransetzen, um mit ihr gut Freund zu sein. Denn oft geht sie in unserem Leben unsichtbar an unserer Leite, und wir merken es nur nicht oder wollen es nicht merke». Vielleicht ist gerade der Himmel gra«, und darum ist auch di« Stimmung grau, und gleich machen wir ein Gesicht, als hätten wir in eine Zitrone gebissen. An solchen Tagen kann man sogar innerlich beleidigt sein, wenn plötzlich ein gutgelaunter Merrsth auf uns zutritt, mit einem heiteren Scherzwort und einem Erficht, das von Tatenfreude und Zuversicht geradezu strahlt. „Wir kommt der Mensch dazu?", denken wir dann, „na ja, der kann fich's eben leisten, so gut möchte ich's auch mal haben!" Später M uns ein, dass es der andere gar nicht so gut hat. Im Gegenteil, er hat's eigentlich viel schwerer als wir selber. Mehr Sorgen vielleicht, mehr Arbeit und womöglich noch irgend ein kleines körperliches Leiden, das ihn quält und hindert dazu. Er ist trotzdem guter Laune, und wenn man sich von ihm getrennt hat, bleibt noch für eine gute Weile der Eindruck seines frohen, sonnigen Gesichtes in uns haften. Als Vorbild und als Mahnung.
' Wenn wir nicht wirklich ein schweres Leid oder ernste Sorge« auf den Schultern tragen, dann haben wir auch kein Rechck, Mißgestimmt zu sein. Es gibt Menschen, die sich von dem klein- sichen Aerger, dem kleinen Missgeschick, das jedes Leben «Ä> sicher Alltag mit sich bringt, viel zu sehr beeinflussen lasse». Worum? Wir machen uns das Leben dadurch keineswegs leich- j«, aus der frohen Lebensbejahung, der Lebensfreude, der gut« Saune aber erwachsen starke Kräfte, die uns mit allen Ansf haben unseres Daseins noch einmal so leicht fertig werden lassem
Wochendienstplan der Hitlerjugend vom 16.—2l. 11. 1942 BDM.-Gr«pqe 27: Dienstag 20 Uhr Wcrkarbeit im HI -Heim. Me zweite fertige Arbeit abliefern. HI.-Sparen I Entschuldigungen »ur in Krankheitsfällen.
BDW.-Werk „Glaube und Schönheit* Gruppe 27: Montag 20 Uhr Jugendherberge, Werkarbeit. Me bis jetzt gefertigten Spielsachen mitbringen.
HJ.-Sef. 27/401. Der F.A.-Zug tritt am Montag, den 16. 11. um 20 Uhr in Uniform am Heim an.
Schar II tritt am Mittwoch, den 18. 11. Hin 20 Uhr am Heim an (Basteln.)
Schar l tritt am Donnerstag, den 19. 11 um 20 Uhr am Heim an (Basteln.) ^
Eltern! Hausfrauen!
Sicherlich liegt auch bei Euch in irgend einer Ecke, von Euren W erwachsenen Kindern verlassen, ein altes verstaubtes Kinder- Wlzeug: eine halb verfallene Burg, ein Hampelmann, Holzautos, Tine zum Rachziehen, Kaufläden, zerfetzte Puppen, alte Spiele „sw. Holt das Zeug hervor und gebt es den Pimpfen, die am Mittwoch zu Euch kommen. In den Werkarbeitsstunden der Hitlerjugend werden die Spielzeuge ausgebeflert und aufgefrischt and werden wieder vielen Kleinen zu Weihnachten neue Freude bereiten.
Berkehrsverbesserung. Mit dem morgigen Dienstag tritt eine Verbesserung des Fahrplanes auf der Strecke Altensteig—Nagold in Kraft, die von der Bevölkerung des Altensteiger Bezirks sehr begrüßt werden wird. Es ist ein neues Zugpaar eingeschaltet worden, das jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag Altensteig ab 9.45 Uhr, Nagold an 10.36 und Nagold ab 12.40 Uhr, Altensteig an 13.32 Uhr verkehrt.
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Lalw. (Schulbeginn in der Landwlrtschaftsschule Calw.) Auch während des Krieges ist die Ausbildung und fachliche Ertüchtigung des bäuerlichen Nachwuchses im Hinblick auf die Ernährungssicherung von grösster Bedeutung. Trotz verschiedener Schwierigkeiten konnte es möglich gemacht werden, die Landwirtschafts- schule Lalw am ' letzten Montag mit dem 23. Winterlehrgang
wieder zu eröffnen. Der untere Kurs wird von 37 Schülern besucht. Don den 22 Schülern des unteren Kurses vom Vorjahr konnten Heuer nur 9 den oberen Kurs besuchen: die übrigen 13 Schüler haben bereits den Pflug mit dem Gewehr vertauscht. Die der Landwirtschaftsschule Calw neuangegliederte Mädchenabteilung in Bad Liebenzell wurde am Donnerstag mit 24 Schülerinnen eröffnet. Die Anmeldungen zum Besuch der Mädchenklasse sind so zahlreich eingegangen, daß 12 der Angemeldeten für den Schulbesuch im Winterhalbjahr 1943/1944 zurückgestellt werden mussten. In Anbetracht der gegenwärtigen Verhältnisse ist dies eine recht erfreuliche Besucherzahl.
Deckenpfronn. (Arbeitsmaiden nahmen Abschied.) Der erste Sommer, in welchem die Arbeitsmaiden des hiesigen Lagers hier und in der Gemeinde Oberjesinqen eingesetzt waren, ist vorüber. Die Maiden sind zum grössten Teil am 1. Novbr. abgerückt und haben eine neue Arbeit im Kricgshilfsdienst übernommen. Zu einer kleinen Abschiedsfeier wurden die Frauen, bei denen sie in diesem Sommer eingesetzt waren, eingeladen. Im schön geschmückten Epeisesaal des Lagers fand eine Bewirtung mit Kaffee statt. Die Maiden boten zur Unterhaltung schöne Musik und Theaterstücke. Alle anwesenden Landfrauen bezeugten ihre volle Zufriedenheit und zollten den Maiden ihre Anerkennung.
" nsg Stuttgart. (Eauverbandstagung.) Der Eauver- band Wiirttemberg-Hohenzollern des Reichskolonialbundes hielt eine Arbeitstagung seiner Kreisverbandsleiter und Mitarbeiter im Eauverbandsstab ab. Die Tagung wurde durch den Gauverbandsleiter, ss-Hauptsturmfiihrer Dr. Naschold, erösfnet, der im Aufträge des Bundesführers, Reichsleiter Ritter von Epp, dem als Gast geladenen verdienten Kolonialbeamten, Präsident Köstlin, die Ehrenplakette des Reichskolonialbundes in Silber* und verschiedenen bewährten Mitarbeitern die Ehrenplakette in Bronze überreichte. Anschließend wurden vier wichtige Referate von hervorragenden Männern über koloniale Fragen gehalten.
Stuttgart. (Gebietssortenschau.) Am Samstag und Sonntag wurde vom Landesleistungsausschuss für den Gemüse- und Obstbau in Württemberg im Hindenburgbau eine Gebietsfortenschau für Aepfel und Birnen veranstaltet, die in den Fachkreisen starke Beachtung fand, lieber 70 Aepfel- und Birnensorten aus den verschiedensten Kreisgebieten waren ausgestellt. Die -mit einer Wertung verbundene Schau, die auch in anderen Landesbauernschaften durchgefllhrt wird, hatte den Zweck, im Hinblick auf die Schäden, die der starke Frost in den letzten Jahren den Obstbäumen zugefügt hatte, dem Reichsleistungsausschuß Unterlagen für widerstandsfähige, anbauwürdige Obstsorten zu liefern.
Stuttgart. (Von der Wirtschaftsoberschule.) Am 71. Eründungstag der Schule hielt unter dem Vorsitz von Franz Kübel der „Verein für die Höhere Handelsschule zu Stuttgart E. V." seine Mitgliederversammlung ab. Aus dem von Arthur Hallmayer erstatteten Geschäftsbericht war zu entnehmen, dätz weitere acht Städte Höhere Handelsschulen zu Wirtschaftsoberschulen ausbauen konnten. Die Gesamtzahl der im Geschäftsjahr 1941/42 von Wirtschaftsoberschulen ausgestellten Reifezeugnisse hat sich auf über 1700 erhöht. Oberstudiendirekior Dr. Waetzig konnte mitteilen, daß die Wirtschaftsoberschule und Höhere Handelsschule Stuttgart mit 434 Schülern einen neuen Höchststand erreicht habe.
. Ehlingen. (Betrug.) Wegen fortgesetzter Preisüberschreitung und Betrug erhielt der 51 Jahre alte Josef S. aus Stuttgart vom Amtsgericht vier Wochen Gefängnis und 400 RM. Geldstrafe. Er hatte an etwa 25 Frauen in Eßlingen-Mettingen selbst hergestellten Mistelsaft als angeblich naturreines extra« starkes Produkt zur Kurzwecken gegen alle möglichen Krankheiten verkauft und sich für die Flasche 2,50 RM. bezahlen lassen, während es sich in Wahrheit um ein fast völlig wertloses Gemisch von vier Teilen Wasser auf einen Teil Saft handelte, dessen Herstellung ihn kelbst auf höchstens 75 Rpf. zu stehen kam nsg Heioenyetm. >5 0 Zentner B u - ck e r n.j Die schulen von Heidenheim, Schnaitheim und Oggenhausen haben bis jetzl nahezu 50 Zentner Vuchele abgeliefert. Es sind Kinder dabei, welche zwei Pfund an einem Nachmittag sammelten. Auch viele. Volksgenossen zogen hinaus und haben die gute Vuchelesernte reichlich genützt.
Hengen, Kr. Münsingen. (Schwerer Unfall.) Auf der Heimfahrt scheuten die Pferde des Bauern Geora Boßler und gingen durch. Dadurch geriet Boßler unter ein Waaenrad, das Lber ihn wegging. In schwerverletztem Zustand mußte er ins Kreiskrankenhaus übergeführt werden.
"Herbolzherm, Kr. Freiburg. (Zweimal Apselernte.1 Dieser Tage konnte ein hiesiger Landwirt zum zweitenmal i»i diesem Jahre die Ernte eines Apfelbaumes einbringen. Es handelt sich um einen Frühapfelbaum, der bereits im August abgeerntet wurde, dann neue Blüten trug und nun zum zweitenmal fast voll ousg-reifte Früchte hervorbrachte.
Schwäbischer Dichterpreis
wp Stuttgart, 15. Nov. Im Kleinen Haus der Wür-t. Staats» theater wurde wie alljährlich die Verkündung des Schwäbischen^ Dichterpreises durch Ministerpräsident und Kultminister Mer^ genthaler vorgenommen. Er verlieh den Schwäbischen Dichter» preis 1942 im Einvernehmen mit Gauleiter Reichsstatthall« Murr und Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Goebbels der Dichterin Frau Auguste Supper in Lnd»? wigsburg für ihr gesamtes dichterisches Lebenswerk. Mit dies« Auszeichnung ist ein Barpreis von 5000 RM. verbunden. Ein» auszeichnende Hervorhebung erhielten ferner von den 30 zum Wettbewerb eingesandten Arbeiten die Werke von Hermann strenger, Stuttgart, Otto Linck, Güglingen, und Hans Reyhing, Alm. Mit herzlichen Glückwünschen überreichte der Kultminister der 75jährigen Dichterin die Verleihungsurkunde.
Eautagung des VDA.
nsg ^-»«rtgart. Der Eauverband Württemberg VDA. veranstaltete im Halbmondsaal des ehemaligen Württ. Landtages eine Kreisoerbandsleitertagung, die im Zeichen einer Neuordnung der volkspolitischen Arbeit in Württemberg steht. Außer den Amtsträgern des VDA. waren dazu auch die neuernannten Volkstumsbeauftragten der einzelnen Kreise zusammen mit den Kreisbeauftragten der Volksdeutschen Mittelstelle und den Kreis« aßteilungsleiterinnen Grenz-Ausland der NS.-Frauenschaft erschienen. Zahlreiche Ehrengäste von Partei, Staat und Wehrmacht und der Stadt der Ausländsdeutschen zeugten von der starken Anteilnahme an der Arbeit des VDA. Gauverbandsleiter, Oberbereichsleiter Dr. Klett, eröffnete die Tagung und unterstrich die Notwendigkeit der Volkstumsarbeit. Der stellv. Gauverbandsleiter, Pg. Kurz, gab ein anschauliches Bild der VDA -Arbeit im vergangenen Jahr. Heber eine Million RM. wurden im Gau an Beiträgen und Spenden aufgebracht. Die Beratungsstelle betreute in den letzten neun Monaten 2400 Volksdeutsche. 227 Volksdeutsche finden auf Kosten des VDA. für den späteren Einsatz in den Volksgruppen ihre Berufsausbildung in Württemberg. In 12 Kameradschaften sind die Volksdeutschen des ganzen Landes, vorwiegend aus dem Südosten, zusammengefaßt. Menscheneinsatz und Sachspenden für das Pateu- fchaftswerk des VDA. im Warthegau und im Protektorat sind sehr beträchtlich. Eine außerordentlich große Zahl von Schulungsveranstaltungen vertiefte das volkspolitische Wissen in de« einzelnen Kreisen. In einem großangelegten Vortrag sprach Oberregierungsrat Dr. Gaßmann vom Rassenpolitischen Amt über das Wesen des Reiches in volkspolitischer Schau. Nachmittags unterrichtete der Leiter der Schulungsabteilung der VDA.-Buw- desleitung, Dr. Puls-Berlin, über die Aufgaben der volkspoli- tllchen Erziehungsarbeit.
Drei SSuglingspflegeschule« der NS8.
nsg Der NS.-Reichsbund Deutscher Schwestern bildet nebe» Krankenschwestern auch Säuglings- und Kinderkrankenschwester« aus, und zwar in den dafür eigens von ihm eingerichtet« Säuglingspflegeschulen in Schwäb. Gmünd und in Waiblingeru Seit 1940 bestehen diese beiden Säuglingspflegeschulen für de« Gau Wiirttemberg-Hohenzollern, die immer wieder junge Mädchen als Säuglings- und Kinderkrankenschwestern nach abgelegter Prüfung entlassen und neue Schülerinnen zur gründliche» Ausbildung aufnehmen. Im September 1941 eröffnete dann d« NS.-Reichsbund Deutscher Schwestern noch eine dritte NS-- Säuglingspflegeschule des Gaues Württemberg-Hohenzoller« Ravensburg. ,
Gestorbi«
Pfalzgrafenweiler: Fritz Stein, 38 I.: Karl Lang, 30 I.: Schiltach: Johannes Schüttle, Schuhmachermeister, 76*/, I.: Mitteltal-Habrrland: Frieda Finkbeiner, Wwe., 31 I.: Cal m b a ch : Paul Wildbrett, 20 I.: Höfen: Karl Zorn, 30 I.; Schömberg: Julius Herrmann, 55 I., Besitzer des Kindersanatoriums; Wildbad: Karl Fischer, 23 I.
Blllinlwortttch für den gesamten Inhalt Dieter Lauk in Altensteig Druck: Buchdruckerei Dieter Lauk, Altensteig. Z.Zt. Preis!. 3 gültig
ins nSvS I-eisen
stoiiiLo vor» ttsils Lrilst
Di^eder-Keckrssckutr: Deutscher kowan-VerlLs, ILIotrscke lLer. Dresden)
24,
Andreas war immer noch ganz ruhig und seine Stimme klang um keinen Ton lauter als vorhin.
„Klemens, wenn d' dein Maul net hältst, dann furcht ich, daß Mir die Hand ausrutscht."
, Klemens wechselte die Farbe. Seine Augen funkelten drohend. Er reckte sich und schien um einen halben Kopf zu wachsen. Trotzdem erreichte er bei weitem noch nicht die Größe des Bruders.
„Du —" zischte er zwischen den Zähnen hervor. „Ich rat dir's im Guten. Laß die Finger von dem Madl — es gibt ein Unglück sonst ..."
Andreas wandte sich zum Gehen und er schob dabei den Bruder mit dem Ellbogen zur Seite.
„Was redest du denn überhaupt daher! Hast es nimmer gehört, was sie g'sagt hat, die Maria, daß ich ihr völlig gleichgültig bin?"
Andreas ging über die Stiege hinauf. Klemens starrte ihm ungläubig nach. Die letzten Worte des Bruders hatten ihn nicht ganz beruhigt und es zitterte noch immer jener Zorn in ihm nach, der ihn jäh angesprungen hatte. Als er die beiden so stehen sah, hatte ihn dies so überrascht, daß eine ganze Welt von Gedanken und Plänen in ihm Zusammenstürzen wollte.
Sein heftiges, leidenschaftliches Verlangen nach diesem blonden Rädchen hatte sich gewandelt in eine Liebe, die ihn vollends umzuwandeln schien. Vielleicht war es das erstemal, daß der Klemens uvn einer richtigen Liebe zu einem Menschen erfaßt wurde. Und « hatte es nicht mehr in sich verbergen können und hatte sich seiner Mutter hier anoertraut. Die hatte ihn zuerst unsicher angeschaut und dann mit ihrem rechnenden Verstand gleich das Richtige herausgefunden.
„Mei Bub, hättest du ein Glück, wenn dich das Mädl mölm- Bedenk doch, 50 000 Mark Vermögen. Da könntet ihr euch einen ffos kaufen, vor dem der Hartegghof verschwinden müht und du wärst dem Ander! net bloß gleichgestellt, du wärst ihm sogar noch aber."
Das alles hatte auch Klemens sich durch den Kopf gehen lassen und er wollte nichts unversucht lassen, zu seinem Ziele zu gelangen. Da sollte ihm auch der Bruder nicht hindernd im Wege sem. Klemens aiua über den Hof und setzte sich unwett aus einen Hügel.
Von dort aus hatte er das Fenster der Maria im Auge. Und er sah, wie sie mit der . Heranwachsenden Dunkelheit das Licht einschaltete und sich dann hinter den Vorhängen bewegte. Er überlegte, ob er es wagen dürfe, am Fenster bei ihr zu klopfen. Zu gerne hätte er gewußt, was der Andreas mit ihr gesprochen hatte. Sie würde ihm das gar nicht so übelnehmen, ja, er glaubte, daß sie ihm sogar ausrichtig gut sei, wenn er sich an die paar Zärtlichkeiten erinnerte, die sie ihm geschenkt hatte.
Wenn Klemens gewußt hätte, was Maria in dieser Stunde' dachte. Sie lag im Bett und starrte zu den Blumenmustern auf, die übea ihr an der Decke waren. Noch niemals zuvor war sie in einem solchen Zwiespalt gewesen wie jetzt. Sie kannte sich nicht mehr aus, weder mit sich selbst noch mit den Worten, die Andreas zu ihr unter der Türe gesprochen hatte. Über ihr Herz glitt etwas hin wie eine Welle unsagbaren Glückes, hinter dem aber eine Stimme raunte: du täuschest dich, Maria Wolters. Nachdem er weih, wie reich Lu bist, zeigt er dir ein zärtliches Lächeln und deutet mit ein paar weithergeholten Worten an, daß du ihm nicht ganz gleichgültig bist.
Maria wollte auf diese Stimme nicht hören. Nein, sie wollte unbedingt an das Glück glauben. Das durfte kein Traum sein und sie sagte sich in dieser Nacht hundertmal vor, daß er ja gar nicht auf ihr Geld zu pochen brauchte. Hatte er nicht selbst Besitztum genug, und es konnte auch nur Gehässigkeit gewesen sein, daß Klemens dies damals auf dem Maitanz sagte, der Andreas sei aufs Geld versessen wie der Teufel auf eine arme Seele. Oft hatte sie schon verwünscht, daß sie dem Wein damals Gewalt über sich gewinnen ließ. Es wäre sonst sicher nicht vorgekommen, daß sie diese kleinen Zärtlichkeiten an den Klemens verschwendet hätte. Nur der Wein war schuld, vielleicht auch der Trotz, der Wille, zu vergessen.
Klemens allerdings nahm dies viel ernster, als es von ihr gemeint war. Oh, Maria fühlte es wohl, wie er seitdem ein Gebaren an den Tag legte, als hätte er irgendein Recht dazu. Und wenn sie dies nicht gefühlt hätte, heute abend hatte sie es deutlich genug gehört, als sie auf dem Treppenabsatz stand und die Brüder sich drunten stritten.
Das erste, um mit sich selber wieder vollständig ins Reine zu kommen, war nun, daß sie dem Klemens bei nächster Gelegenheit sagt«, daß er seine Hoffnungen auf eine falsche Rechnung setze. Und wie sie das dachte, klopfte es an ihr Fenster. Sie erschrak bis ins Herz hinein und dachte nichts anderes, als daß es Andreas wäre. Erst die Stimme, die. draußen vor dem Fenster heiser ihren Namen rief, brachte sie in die Wirklichkeit zurück. Sie erkannte, daß es Klemens war und hielt sich ganz still. Schließlich entfernte sich der nächtliche Rufer wieder und es war nichts mehr zu hören im Zimmer als das eintönige Summen einer schweren Fliege.
In dieser Nacht hatten auch zwei andere Menschen eine seltsame Unterredung. Als der Hartegger vom Dorf heimkam und dk« eheliche Kammer betrat, fand er die Bäuerin noch wachliegend. Und sie ließ ihn auch gar nicht im Zweifel, daß sie auf ihn gewartet habe.
„Heut' Hab' ich warten müssen aus dich, weil ich dir was sagen muß", meinte sie.
Der Bauer trank Sonntags meist ein paar Halbe mehr «>d war dann immer recht gut aufgelegt.
„So, was ist denn das so Wichtiges, daß es gar net Zeit hat bis morgen?" fragte er.
„Ich weiß ja net, ob es dir auch so wichtig erscheint wie mir. G'wohnt bin ich es ja schon, daß du nie recht hör'n' willst, wen» es sich um den Klemens dreht."
„Ah, um den dreht es sich? Was hat er denn schon wiÄ>« ausgefressen?"
„Gar nix! Er hat sogar ganz was Vernünftige« im Edm."
Der Hartegger hatte nun glücklich die Schuhbänder gelöst «nd lachte jetzt.
„Dös wär das erstemal, daß ich von dem was Vernünftig« ersahrn könnt."
„Ja, dös weiß ich schon, bei dir gilt ja bloß der andere was. Der Klemens ist allweil schon der Mindere g'wesen und wird's auch bleiben, wenn er sich net selber rührt."
„Geh, Hab mich doch gern mit dem Schmarrn. Dös bildest ja du dir bloß allweil ein. Mir is einer so lieb wie der andere, bliH hat mir der Klemens noch recht wenig Gelegenheit gegeben, da« ich mich freu'n könnt an ihm. Dem seine Dummheiten kannst a>E kei Kuhhaut mehr schreiben. Aber wie g'sagt, wenn du was Vernünftiges von ihm weißt, mich tät es freuen."
Die Bäuerin setzte sich halb auf im Bett.
„Also, laß dir sagen, der Klemens hat die Absicht, die Mari» zu heiraten "
Der Hartegger lachte schallend auf und schlug sich, bevor « ins Bett stieg, auf den Schenkel, daß es klatschte.
„Ah, da schau her! Hat 's ihn jetzt schon vom Bein weg. Döa is freilich was Vernünftiges! Und du. Alte, du bist so dumm «M glaubst, daß die Maria ihn mag? Dös sieht dir wieder gleicht
Ärgerlich ließ sich die Bäuerin in die Kissen zurückfallen.
„Ich Hab mirs ja gleich denkt, daß man mit dir net g'fchiG reden kann. Hast schon wiä>er z'viel Bier erwischt."
„Soviel Bier Hab ich net trunken, daß ich nimmer merken tät. was dös für ein Böldsinn is."
„Warum soll dös ein Blödsinn sein? Meinst du, der Klemens hätt sich mir anvertraut, wenn er kein« besttmmte« Aussichte» üäü'."
(Fortsetzung wlotd