Schnurzrvöwer Tages-ci'.ung

Nr 251

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Tagesbefehl an die italienische Luftwaffe DNB Rom, 28. Oktober. Zum 20. Jahrestag des faschistischen Regimes richtete General Fougier, Unterstaatssekretär im Mstfahrtministerium, einen Tagesbefehl an die italienische Luft­waffe. Er bringt darin den Stolz dieses Wchrmachtteils zum Ausdruck, an erster Stelle und an allen Fronten den Bund der Ausbeuter der Welt bekämpfen zu dürfen. Der Tagesbefehl ge­denkt der in der Durchführung ihrer Aufgabe gefallenen Söhne Italiens und spricht den Schwur aus, die im Einsatz Gefallenen rächen zu wollen. General Fougier erinnert an die den hoch­mütigen Briten, den habgierigen Amerikanern und den bolsche­wistischen Störenfriedei. .eits beigebrachten Schläge und schließt Vit einem Aufruf zur Weiterführung des mit absoluter Sieges- geuiWeit'geführten Kampfes.

Politik der Illusionen

Von Reichspressechef Dr. Dietrich

NSK 2n jedem Kriege gibt es nur ein unumstößliche Gewiß­heit, nämlich die, daß der Stärkere aus ihm als Sieger hervor- ueht. Nun besteht kein Zweifel darüber, wer sich in diesem Kriege hjsher als der Stärkere erwiesen hat. Deutschland und seine Ver­bündeten haben der demokratisch-bolschewistischen Allianz dis schwersten Schläge versetzt, gewaltige Gebiete erobert und Kräfte entwickelt, von deren Ueberlegenheit die Schlachtfelder dreier Kontinents Zeugnis ablegen. Wenn man die Frage nach der weiteren Entwicklung stellt, dann kann die menschliche Vernunft Schlüsse auf die Zukunft nicht anders als aus den Erfahrungen d'r Vergangenheit ziehen. Unsere Gegner haben jedoch eine andere Art von Logik entwickelt. Sie machen es umgekehrt.

Sie lassen sich nicht von Erkenntnissen belehren, sondern von Illusionen berauschen. Sie mißachten die Tatsachen der Gegen­wart und ziehen unaufhörlich Wechsel auf die Zukunft. Nach Churchills klassischem Rezept:Jede englische Niederlage bereitet nur den Sieg vor", betrachten sie alle Schlachten, die sie verlie­ren, als wertvolle Fingerzeigefür den zukünftigen Sieg". Ihre Rückzüge ersetzen sie durch einen Vormarsch imaginärer Zahlen. Obwohl sie eine Niederlage nach der anderen hinnehmen müssen, erwarten sie doch den Triumph ihrer Waffen wie den Vollzug eines Naturgesetzes, wie die noch nicht ausgereifte Frucht eines Baumes, die sie früher oder später zu ernten gedenken. Die Un­gunst der Gegenwart übergehen sie als einen peinlich zu tragen­den Erdenrest, statt dessen sprechen sie über Weltverbesserung Md Menschheitsbeglückungnach dem Siege".

Man ist vielfach geneigt, diese seltsame Geistesverfassung den Eigenarten und Verschrobenheiten der englisch-amerikanischen Mentalität zuzuschreiben, der mit Arroganz zur Schau getra­genen Selbstsicherheit ihrer Oberschicht, der Oberflächlichkeit und Leichtgläubigkeit der Massen sowie ihrem Hang zur Phrase und Selbsttäuschung. Aber eine solche Erklärung beleuchtet nur die äußere Fassade. Sie kennzeichnet zwar die Auswirkung, deckt über nicht die Ursache dieser selbsttrügerischen Haltung auf. I« Wirklichkeit liegen die Dinge anders.

Wir wissen heute auf Grund untrüglicher Beweismittel über die Arbeitsweise unserer Gegner, daß der latente Zustand der dialektischen Selbsttäuschung, in der sich die angelsächsischen Völ­ker befinden, das Ergebnis einer wohlberechneten Suggestiv­methode ist, auf der Churchill und Roosevelt die gesamte Kriegs­propaganda aufgebaut haben.

Äon jeher war der Bluff ein entscheidendes Merkmal jüdisch- demokratischer Lebensäußerung. In diesem Kriege aber ist er Wr alles beherrschenden Idee ihrer geistigen Kriegführung ge­worden. Der Glaube versetzt bekanntlich Berge. Warum sollte die Phantasie nicht auch Siege beschwören? So haben sie die Ver­nunft in einem Meer von Phrasen ertränkt und ihrem gedan­kenlosen Publikum allen Tatsachen zum Trotz den Mythus der Unbesiegbarkeit, den Wahn des unvermeidlichen Triumphs sug­geriert.

IhrGlaube an den Sieg" ist nicht begründet in dem Glau­ben an die eigene Kraft, sondern das Produkt kalter Rechner. Le stärker die Tatsachen das Gegenteil beweisen, um so mehr wird dieser blinde Glaube in die Gehirne gehämmert. Er wird auf Flaschen gezogen oder tropfenweise zum Ausschank gebracht. Täglich und stündlich verkünden die amtlichen Leierkästen in England und USA. dasselbe Lied:Wie lange der Krieg auch dauern mag, wir werden ihn gewinnen",mögen wir geschlagen werden wo immer der Endsieg ist so sicher, wie die Sonne ausgeht." Es, würde keine besondere Intelligenz dazu gehören.

um rynen mit mehr Anspruch auf Logik zu entgegnen:Eure Niederlage ist ebenso sicher, wie der Mond untergeht."

Aber in den kriegführenden Demokratien ist heute das Denken verpönt und die Vernunft strafbar. In einem Anfall von Selbst­erkenntnis erklärte der stellvertretende Marineminister der USA., Bard:Wir sagen immer, wir können den Krieg nicht verlieren. Wir können es ebensogut zugeben, daß jedesmal, wenn einer von uns dieses sagt, wir diesen Satz nur als reine Rhetorik be­trachten, als eine Art der altbekannten Redensarten zur Auf­pulverung der Gemüter."

Aus diesen sich immer gleichbleibenden Redensarten, aus die­sen ununterbrochenenInjektionen zur Auffrischung der dahin­schwindenden Glaubhaftigkeit", aus dieserDialektik des Be­truges und der Irreführung" besteht in der Tat die gesamte gei­stige Kriegführung der Angelsachsen. Diese Primitivmethode so sagen Churchill und Roosevelt entspricht dem niedrigen Bildungsniveau der Rassen. Sie wird untermauert durch einen groß angelegten, dimensionalen Bluff der Zahlen, der die eige­nen Gemüter aufrichten, die Gegner erschrecken und die Neu­tralen einschllchtern soll.

Sie operieren mit astronomischen Ziffern, die zwar von ihrem staunenden Publikum nicht überprüft werden können, aber den Vorzug besitzen, daß man sie in jeder Situation vervielfältigen kgnn, um sie den jeweiligen Verhältnissen der Propaganda an- zupassen. Der Mythus der Dimensionen, der Bluff der Zahlen und die falschen Produktionsrekorde ihrer Fabriken, das sind die Säulen, auf denen das Gebäude ihrer Jllusions- und Schreck­propaganda beruht. Aber so schwach sie auch fundiert ist, sosehr sie jeder sachlichen Begründung hohnspricht, Millionen erliegen ihr, und Millionen glauben an sie. Denn auf die Masse der Menschen, die in bestimmten Fragen ein eigenes Urteil nicht haben können, wirkt eine zehnmal wiederholte Lüge stärker als einmal ausgesprochene Wahrheit.

Nun spricht Deutschland über sein Rüstungsprogramm wenig, denn gerade auf dem Gebiet der Rüstung spielt die Ueberra- schung eine Rolle. Das Reich arbeitet mit ungeheurer Energie und schafft schweigend Gewaltiges, damit später die Waffen um so lauter zu sprechen vermögen. Unsere Gegner aber sind geschwätzig. Sie prahlen, und während wir schweigen, suchen sie durch Wort« die Stunde zu nutzen.

Deshalb werden wir von Zeit zu Zeit an Hand unwiderleg­licher Tatsachen die Hohlheit ihrer Argumente aufdecken, dir Flügel ihrer Produktionsphantasien beschneiden und sie aus der Welt ihrer trügerischen Zahlenkunststücke wieder auf den Vodev der harten Tatsachen und erbarmungslosen Wirklichkeit zurück- führen. Wir werden sie mit ihren eigenen Zahlen widerlegen 2n dem Maße, in dem der MythusAmerika" verblaßt, wird der Glaube an Europa sich erheben.

Europäische Einhettsbriesgebühr

Abschluß des Wiener Postkongresses

DNB Wien, 24. Oktober. Unter dem Vorsitz des Reichspost­ministers Dr.-Jng. Wilhelm Ohnesorge trat der erste euro­päische Postkongreß in Wien am Samstag im Festsaal des Pa­lais der Deutschen Neichspost zu seiner letzten Vollsitzung zu­sammen. Auf Vorschlag von Alterspräsident Albrecht-Finnland stellt im 1. ständigen Ausschuß (Postwesens Deutschland den Vor­sitz und Ungarn den stellvertretenden Vorsitz, im 2. ständigen Ausschuß (Fernmeldebetrieb und -gebühren) Italien den Vorsitz nud Rumänien den stellvertretenden Vorsitz, im 3. ständigen Ausschuß (Fernmeldetechnik) Deutschland den Vorsitz und Bul­garien den stellvertretenden Vorsitz.

Reichsvostminister Dr.Jng. e. h. Ohnesorge würdigte die ge­leistete Arbeit. Es wurde beschlossen, noch weitere Neuerungen einzuführen, die als außergewöhnliche Ergebnisse charakterisiert werden dürfen und schon den Stempel der angestrebten Tiefen und weitblickenden europäischen Zusammenarbeit im Post- und Fernmeldeweien tragen. Es sind dies 1. die Schaffung einer europäischen Einheitsbriefgebühr; 2. die allsei­tig« Anwendung eines wesentlich vereinfachten Eewichtsstufen- systems für Briefe; 3. die Beseitigung der Landdurchgangsgebüh­ren für Briefpost; 4. die Schaffung einer einheitlichen Tele­grammgebühr; 5. der Wegfall der gegenseitigen Abrechnung im Telegrammdienst.

Nach der Schlußansprache von Exzellenz Pession-Jtalien unk Eeneralpostdirektor Albrecht-Finnland erklärte Reichspostminister Dr. Ohnesorge den europäischen Postkongreß Wien für geschlossen

Festigung des Deutschtums im Warthegari

Staatssekretär Gutterer in Posen.

DNB Posen, 25. Okt. In mehrtägigen politischen und kultu­rellen Kundgebungen gedenkt der Reichsgau Wartheland in den Tagen vom 23. bis 26. Oktober des dritten Jahrestages seiner Befreiung von polnischer Fremdherrschaft und seiner Eingliede­rung in das Eroßdeutsche Reich. Der Mittelpunkt der Veran­staltungen, die am Sonntag mit einer Großkundgebung auf dem Wilhelmsplatz in Posen ausklang, bildeten die Reden des Staats­sekretärs im Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda Leopold Gutterer und der Rechenschaftsbericht des Gauleiters und Reichsstatthalters Greiser. Nach einem Appell der Propa- gandaleiter sprach Staatssekretär Gutterer auf einer Festsitzung .des Eaukulturringes über die umfangreiche Kulturarbeit des Reiches während des Krieges. Grundsatz unserer Kulturpolitik im Osten sei, daß die Besten gerade gut genug sind für die Auf­gabe hier zu wirken. Der Staatssekretär schilderte, was im ein­zelnen bisher geleistet worden ist. Während im Osten ein neues Kulturzentrum entstehe, könnten wir heute rückblickend voll Stolz feststellsn, wie tiefgreifend die Kulturerziehung unseres Volkes seit 1933 bereits gewirkt habe. Waren es im Jahre 1939 623 722 000 Volksgenossen, die Filmauffllhrungen besuchten, so waren es im Jahre 1941 892 263 060. Aehnlich ist die Entwicklung Lei den Theatern. Im Anschluß an die Sitzung des Eaukultur­ringes wurde im Kaiser-Friedrich-Museum die zweite Kunstaus­stellungMaler im Wartheland" eröffnet.

! Am Nachmittag erstattete Gauleiter und Reichsstatthalter Greiser vor dem Führerkorps aus Partei, Staat und Ver­waltung den großen Rechenschaftsbericht über die in drei Jah­ren vollbrachte Aufbauleistung. Auf dem Gebiete der landwirt­schaftlichen Erzeugung ist das Wartheland in den Abliefe­rungsziffern von Brotgetreide und Kartoffeln an die erste Stelle aller deutschen Gaue gerückt. Die Festigung des Deutsch­tums im Warthegau hat durch die Seßhaftmachung von über 60 000 Umsiedlerfamilien mit rund 300 000 Menschen, durch die Umsetzung von 9000 alteingesessenen deutschen Bauern auf größere Wirtschaften und ferner durch Landzulägen an 11000 Volksdeutsche Bauern eine weitere Festigung erfahren. Mit be­sonderem Nachdruck unterstrich der Gauleiter die Entschlossenheit der politischen Führung zur kompromißlosen Lösung der Volks­tumsfrage. Nach Beseitigung der zersetzenden Elemente des pol- Nischen Volkstums konnte der willige polnische Vevölkerungsteil einer zufriedenstellenden arbeitsrechtlichen Stellung zugeführt werden. Zum Schluß verlieh Gauleiter Greiser den in Höhe von 10 000 Mark für besondere Verdienste um den deutschen Ostge­danken gestifteten Clausewitz-Preis an den Berliner llniverfi- tätsprofessor Dr. Manfred Laubert, der durch seine Wissenschaft- liche Tätigkeit den Anspruch auf die Wiederüefreiung des Ostens dem deutschen Volke nahe gebracht hat. Gleichzeitig wies der Gauleiter dem kriegsversehrten Eichenlaubträger Hein einen Bauernhof im Warthegau zu und teilte mit, daß, nachdem bis­her die ersten 50 Frontkämpfer im Warthegau ihren Ein­satz gefunden hätten, nach dem Kriege allein in den Berufen des Handels im Wartheland 20 000 Frontkämpfern eine gesunde l Existenzlage zur Verfügung gestellt werden könnte.

1942 wurde die Gelegenheit verpaßt DNB Stockholm, 25. Oktober. Die Gelegenheit zur Synchronhs sierung der Operationen in Europa ist für 1942 vorbei, erklärt* nach einer Reutermeldung der ehemalige britische Kriegsministet Kore Belisha in Devonport. Der gelegenste Moment, ein« zweite Front in Westeuropa zu errichten, kann kaum dann sein, wenn die aktiven Operationen an einem großen Teil der Sowjet­front vor ihrer Einstellung stehen. Deutschland habe alle sein« Siege dadurch errungen, daß es den Widerwillen seiner Gegner ausnützte, entweder ihren Widerstand oder ihre Angriffe gleich« zuschalten. Solange nicht ein System zum Ausgleich der Mei­nungsverschiedenheiten über das, was kommen soll, und zur Unterordnung der Interessen zum Nutzen des Ganzen entwickelt werden kann, können wir nur Ahnungen über den weiteren Verlauf des Kampfes haben.

Moskaus Wühlarbeit in Spanien

DNB Madrid, 25. Okt. Es ist der spanischen Regierung zur Kenntnis gekommen, daß die Moskauer Komintern für Spanien folgende neue Anweisungen erteilt hat: Es soll nicht mehr mit den Schlagworten von derDiktatur des Proletariats" urll> dem Klassenkampj operiert werden,, sondern die gesamte Arbeft ««ßl

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Wolfgang bemerkte wohl die Schranke und bemühte sich, sie »icht zu erschrecken mit seiner Ungeduld und seinen wilden Wünschen. Er war rücksichtsvoll und aufmerksam zu ihr, er war ein vollendeter Kavalier in jeder Beziehung.

So blieb es denn nicht aus, daß Maria ihm geneigter wurde von Tag zu Tag. Und wenn ihr auch seine Zärtlichkeiten kein allzugroßes Glück zu schenken vermochten, so duldete sie sie doch ohne Abneigung. Wenn sie jetzt manchmal seinen Namen aus- sprach, so lag darin ein eigener Klang, es schwang darin doch etwas wie eine ferne Zusammengehörigkeit. Ja, es kam so, daß sse sich freute, wenn er Sonntags kam und sie in seinem Wagen abholte. Das wurde dann jedesmal ein Tag voll frohen Unbe- tümmertseins. -

Natürlich blieb es im Hause der Eltern nicht verborgen. Dasür sorgte schon Alfons, der jetzt seine netten Abenteuer allein «leben mußte. Der forsche, flotte Wolfgang fehlte ihm manchmal und er konnte auch gar nicht verstehen, daß ein Mensch sich in kurzer Zeit so verwandeln konnte eines Mädchens wegen. Aber schließlich war dieses Mädchen seine Schwester, seine sentimentale Schwester, die in der Liebe ein Wuyder sehen wollte. Alles. Narretei, alles Quatsch, dachte Alfons in seiner leichten Art. Ein Mädchenherz ist wie ein Barometer, wetterwendisch, heute so und morgen anders. Hatte sie nicht einmal gesagt, daß sie den Wolf- Lang nicht lieben könne. Und nun?

Der Vater war zufrieden, daß es so gekommen war und be­dauerte jetzt mehr als früher, ein geschlagener Mann zu sein, da llie Tocher nun bereit war, in ein neues Leben zu gehen. Ach, war ihm nicht wir anderen Vätern vergönnt, sich in der Öffent­lichkeit zu zeigen mit seiner großen, schönen Tochter.

Frau Adelheid allerdings nahm die Sache mit ungeheurer Wichtigkeit. Sie hatte den festen Willen, die Angelegenhest nicht mehr aus dem Auge zu lassen. Ja. sie fühlte sich wie der Fak-^ Mann eines Schicksals und sie war unter allen Umständen berert Und entschlossen, das Steuer so zu «enden, daß es eine baldige Verlobung gab.

Dies war dann einmal der Gegenstand einer ernsthaften Milienaussprache. Bielleicht merkte Frau Adelheid auch, saß

Maria doch nicht so ganz bei der Sache war, und darum wollte > sie eine Verlobung um jeden Preis.

j - Es war nach dem Mittagessen, als Frau Adelheid eine ganz j wichtige Miene aufsetzte und zu Alfons, der sich entfernen wollte, i sagte:

sWillst du nicht noch ein wenig hierbleibep, Alfons. Ich ! hätte nämlich etwas sehr Ernsthaftes zu besprechen, das uns alle ! angeht. Mit Vater bin ich darin vollständig einig. Cr teilt meine ! Meinung" «ie lehnte sich weit im Stuhl zcklück, umklammerte die beiden Lehnen und sah Maria an. jEs handelt sich um dich, Maria."

!Um mich?"

!Ja, mein Kind. Wir wissen alle, daß du den jungen Kiinger-

j Hamm liebst und was mich und Vater betrifft wir haben nichts dagegen. Aber so kann und darf es auf die Dauer nicht weitergehen. Es hat sonst in der Öffentlichkeit den Anschein, als seist du nur die Geliebte des jungen Klingerhamm. Das unter­gräbt deinen Ruf. Warum verlobt ihr euch denn nicht?"

Maria hatte plötzlich das Gefühl, als stände ihr in der Mutter eine geschäftstüchtige Heiratsvermittlerin gegenüber. Ach, daß sie so gar keinen Menschen hatte, der ihr Rat und Hilfe gebracht hätte in der Zeit ihrer größten Verwirrung.

^Wir haben wirklich noch nicht darüber gesprochen," sagte Maria.

Auch noch nicht daran gedacht?"

Was mich betrifft, ich habe noch nicht daran gedacht,"

Ich finde das unverständlich. Was ist deine Meinung?"

Der Kranke saß in diesem Augenblick recht klein und hin­fällig in seinem Lehnstuhl. Es war gar nicht auszudenken, daß dieser Mann auch noch eine Meinung haben könnte. Aber es lebte in diesem geschlagenen Körper noch eine Menge Ordnungs­sinn, sodaß er nicht anders lagen konnte:

Natürlich müßt ihr euch verloben. Ich verstehe nicht, wie sich Herr Klingerhamm das -denkt."

Alsons, um seine Meinung befragt, blies natürlich ins gleiche Horn, obwohl er sonst in seinen moralischen Grundsätzen ziemlick wankelmütig war. Jedenfalls sah Maria sich ganz allein und sie hörte nichts anderes, als daß es mit Sitte und Moral nicht mehr vereinbar sei, wenn sie ein Verhältnis aufrecht zu erhalten ge- i denke, um der Umwelt Gelegenheit zu geben, zu flüstern und zu tuscheln und die Köpfe zu schütteln.

Nach endgültigem Beschluß des kleinen Familienrates würde Herr Wolters demnächst mit dem jungen Klingerhamm sprechen, falls er nicht binnen acht Tagen käme, um offiziell um Marias Hand anzuhalten.

Maria war somit endgültig vor eine Entscheidung gestellt.

Als sie ein paar Tage später Wolfgang wieder traf, es war in einem kleinen Kaffee, da nahm sie sich vor ihm zu sagen, wie man bei ihr zu Hause über das Verhältnis dachte. Aber dann «and sie nicht den Mut dazu, denn Wolfgang war an diesem Tage lehr lustig und aufgeräumt. Sie dachte, daß sie ihm die Stim­mung verderbe.

Wolfgang hatte schon seinen Grund, daß er lustig war. Er hatte nämlich für diesen Tag etwas beschlossen. Es war ein schöner Herbsttag, einer von jenen, die schon ein Gottesgeschenk waren um diese späte Zeit. Es war doch schon Anfang November.

Als Maria ins Auto stieg, dachte sie, daß sie vielleicht irgend­wo ins Freie hinausführen, ins Isartal vielleicht, oder in die nahen Berge. Stattdessen hielt er vor dem großen Geschäftshaus seines Vaters. Maria hörte ihr Herz angstvoll schlagen. Er aber lächelt«:

Du mußt keine Angst haben, Maria. Ich habe meiner Mutter versprochen, dich ihr zu bringen. Sie wartet heute aus dich."

Maria fühlte, während sie vor ihm die teppichbelegten Stufen hinaufschritt, daß sich in dieser Stunde wiederum ein Blatt im Buche ihres Lebens wendete und unerbittlich liegen blieb. Es gab kein Entrinnen mehr und immer klare: tagte ihr Verstand, daß sie wohl Wolfgang Klinge; Hamms Frau werden würde.

Sie kannte seine Mutter nicht und machte sich schon bereit, von strengen, forschenden Augen betrachtet zu werden. Kein« «pur davon.

Ein Mädchen öffnete. Es machte einen artigen Knix und nahm Maria den Mantel ab. Wahrscheinlich wußte sie um diesen Betuch schon. Dann führte Wolfgang sie n, einen großen, mit «chönen Biedermeiermöbeln ausgestatteten Raum, in dem seine Mutter vor einem'kleinen Rähtischchen in der Fensternische saß.

Frau Klingerhamm hatte trotz ihrer fünfzig Jahrs schon silbergraues Haar. Doch war viel Jugendlichkeit in ihr, als sie jetzt ausstand und Maria entgegenging. Sie streckte ihr mit herz­licher Gebärde die Hand hin.

Herzlich willkommen in unserem Haus, Marial"

Wie wenn im heißen Sommer sin kühler Regen die Erde segnet, so öffnete sich Marias Herz, als sic sich von der Frau beim Vornamen rufen hörte. Sie fühlte es mit raschem, dank­barem Herzschlag, daß hier keine Schranke war, sondern nur Herzlichkeit und verständnisvolles, mütterliches Entgegenkommen. Es ging eine solch wohltuende, stille Kraft von der Frau aus, daß sich Maria im ersten Augenblick schon wie zuhause fühlte. Nach­dem sie Platz genommen hatten, fragte Wolfgangs Mutter:

Na, ein wenig Angst gehabt, Maria. Oh ja, ich weiß ja selber, wie »das ist. Aber ich freue mich, daß ich Sie einmal kennenlernen darf. Bitte, fühlen Sie sich ganz wie zu Hause bei uns." Fortsetzung wtgt.t