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Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt

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Rümmer 236

Alteusteig, Donnerstag, den 8. Oktober 1942

68. 3ahrgang

Stalins Schrei nach der zweiten Front

Der amerikanische Botschafter fährt nach USA.

DNV Stockholm, 7. Oktober. Der amerikanische Botschafter in b« UdSSR., Admiral Stanley, wird sich demnächst, wie Reu­ter aus Moskau berichtet, nach den USA. begeben, um Roose- Bericht zu erstatten. In Beantwortung von Fragen er­klärte Stanley: Man hat in Moskau allgemein das Gefühl, - die amerikanische Hilfe für die UdSSR, nicht den Erwar­tungen entspricht. Die Sowjets haben das Empfinden, daß Amerika nicht alles tue, was es tun könnte.

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Stalin hat bekanntlich den Moskauer Vertreter der USA-- SkachrichtenagenturAssociated Press" kommen lassen und auf bteftm Wege bei den angloamerikanischen Kriegspartnern jeg- Mhe Zweifel zerstört, die noch hier und da über die Nichtein- Mrng gegebener Hilfeversprechungen vorherrschen könnten. Stalin lancierte schwerwiegende Fragen, die er mit noch schwe­rerem Geschütz beantwortete.Welche Rolle spielt die zweite Front in der strategischen Planung der Sowjets und welche Be­deutung wird ihr demnach beigemessen?"

. Stalins Antwort lautet:Die zweite Front spielt eine sehr wichtige Rolle, ja, man kann sagen, eine Rolle ersten Amges und erster Bedeutung."

Und die zweite Frage war:Ist die Hilfe der westlichen Alliierten bisher wirksam gewesen und was könnte unternom­men werden, um sie auszuweiten und zu verbessern?" Stalin gabeine noch de u t lichere Antwort. Er sagte:Ver­glichen mit der Hilfe, die die Sowjets durch ihren unmittelbaren Fronteinsatz den westlichen Alliierten angedeihen lassen, ist die Mise der Westmächte für die Sowjetunion wenig wirksam. Es Abt nur einen Weg, um diese Hilfe zu erhöhen und wirksam zu gestalten, und dieser ist, daß die Alliierten vollständig und zur rechten Zeit die Verpflichtung einlösen, dte sie eingegangen sind."

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London und Washington haben diese Aeußerungen Stalins einen Sturm ausgelöst, der in den Zeitungen als Sensation empfunden und behandelt wird. Man ist geneigt, anzunehmen, daß Großbritannien und die Vereinigten Staaten anscheinend ein zeitlich festgelegtes Versprechen über die Eröffnung einer zweiten Front gemacht und entweder nicht eingehalten oder im zwischen widerrufen haben müßten. Die amerikanische Regierung ist sichtlich bemüht, zu dämpfen; die Frage einer zweiten Front; heißt es, müsse in ihrer Entscheidung den zuständigen militäri­schen Stellen überlassen bleiben. Das Drängen der Öffentlich­keit, mehr über die Hintergründe zu erfahren, die das Verhal­ten und den Vorwurf Stalins erklärlich machen könnten, ist jedoch so stark, daß sich sowohl der britische Botschafter in den Bereinigten Staaten, Lord Halifax, der sich augenblicklich auf einer Besichtigungsreise der amerikanischen Kriegsindustrie befindet und in Saint Louis in Missouri ist, als auch der llnter- ftaatssekretär des amerikanischen Außenministeriums, Sumnei Well es, veranlaßt gesehen haben, in öffentlichen Aeußerungen auf die Frage einer englisch-amerikanischen Offensive einzugehen

Halifax erklärte:Abgesehen von den Aeußerungen über dis zweite Front und die Rüstungslage war Stalins Brief sehr er­mutigend." Sumner Well es erklärte weit düsterer, daß er die Bemerkungen Stalinsmit äußerster Sorge" gelesen habe. Natürlich fügte er hinzu, die Vereinigten Staaten gäben der Sowjetunion jede im Augenblick nur mögliche Hilfe im größten Maße. Im übrigen begnügte er sich mit der Mitteilung, dis militärische Entscheidung sei bereits getroffen worden,die zweite Front im frühesten Augenblick, der möglich ist, zu er­richten".

2m Unterhaus hat Churchill zunächst ausweichend aus unbequeme Fragen geantwortet; aber der Londoner Nachrich­tendienst kündigte eine offizielle Antwort Großbritanniens und der USA. auf die Frage Stalins an.

Stalin wird aus diesen Stimmen erkennen, daß London und Washington ihn auch weiter Hinhalten wollen. Seine Aktion hat ihm bestätigt, was er wohl auch schon vorher gewußt oder zum wenigsten vermutet hatte, jedoch wünschte er die Probe aufs Exempel zu machen, aber das Ergebnis ist für ihn bestimmt 2ühtermutigend". Als Trost bleibt ihm, daß Willkie A4 der Rügen, die er wegen seiner rednerischen Eskapaden in ^stkan aus London und Washington und Neuyork erhalten auf einem Bankett bei Tschiangkaischek abermals im Aue Stalins für einezweite Front" sprach und dabei viel- *At noch kräftigere Ausdrücke anwandte als seinanspornen". Akckr Krieg, meinte Willkie in Tschungking, werde Nicht von Seelen" gewonnen, er werde vonmutigen und ^Men Männern" gewonnen werden, die ihre Völker begeistern, Whue Pläne zu fassen und durchzuführen.Aengstliche Seelen" fuudeu immer Entschuldigungen für die Verzögerungen, anstatt Mressio zum Sieg vorzustoßen. Es. ärgere ihn, daß ein großer der Macht der Alliierten unstetig umherstehe und auf de» Em^tz m einer unbestimmten Zukunft warte. Mit Willkie wird Staüu gewiß zufrieden sein, aber die .zweite Front" bleibt doch einstweilen noch zweifelhaft.

StM« hatte es sehr eilig

Wie das Cassidy-Juteroiew zustandekam.

DRV Stockholm, 7. Okt. Wie der Londoner Korrespondent vonAstonbladet" meldet, berichtet der Moskauer Korrespon­dent desDaily Expreß", Paul Holt, die spannende Geschickt«.

Stalin verschärft seinen Blntterror

Unterirdischer Kampf an der Ostfront begonnen

Deutscher Wehrmachtsbericht

Hartnäckige Eebirgskämpfe im Kaukasus Ring um di« nordwestlich Stalingrad eingeschlossenen sowjetischen Kräfte weiter verengt Zwei britische Schnellboote versenkt Bei Einflügen sechs Britenbomber abgeschosseu

DRV Aus dem Führerhauptquartier, 7. Oktober.

Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

I« Nordwestteil des Kaukasus hartnäckige Eebirgskämpfe.

Südlich des Terek nahmen Verbände des Heeres und der Waffen-ff bei schwierigsten Wetter- »nd Geländeverhältnissen in hartem Nahkamps die. in einem wichtige« Erdölgebiet lie­gende Stadt Malgobek.

Nordwestlich Stalingrad wurde der Ring um die einge­schlossenen feindliche» Kräfte weiter verengt. Deutsche und rumänische Luftstreitkräfte griffe» Sowjetslugplätze und Nach­schubstrecken beiderseits der Wolga mit guter Wirkung an.

Südostwärts des 2 lmense e s macht der eigene Angriff gegen zähe» Widerstand in unwegsamem Wald- und Sumpf­gelände gute Fortschritte. Deutsche Sturzkampsverbände und kroatische Kampfflieger hatten au diese« Kämpfen besonderen Anteil.

I« heftige» Luftkämpfe» über der 2nsel Malta schossen deutsche Jäger zwei britische Flugzeuge ohne eigene Verluste ab.

Leichte deutsche Seestreitkräste stießen in der Nacht zum 8. Ok­tober vor ver flandrischen Küste auf eine Gruppe bri­tischer Schnellboote. Ein feindliches Boot würbe von einem Minenräumboot oersenkt. Ein weiteres von einem Minen­suchboot in Brand geschossen und durch Rammstotz zum Sinken gebracht. Weitere britische Boote erhielten im Nahkampf Ar­tillerietreffer.

Von einzelnen Flugzeugen bei Tagesstörflügen über dem Westen Deutschlands abgcworsene Sprengbomben verursachten nur geringen Schaden. Nachtangriffe der britischen Luftwaffe richteten sich gegen nordwestdeutsches Gebiet, vor allem gegen die Stadt Osnabrück. Die Bevölkerung hatte Verluste. Es entstanden Zerstörungen und Brandschäden vor­wiegend in Wohnvierteln und an öffentlichen Gebäuden. Sechs der angreifendcn Bomber wurden abgeschossen.

Gegenmaßnahmen zum Schutz der deutschen Soldatenehre

Das Oberkommando der Wehrmacht gibt ferner bekannt:

Nach dem mißglückten Landungsversuch bei Dieppe hatte er« erbeuteter englischer Befehl, in dem die Fesselung deut­scher Gefangener befohlen war, das Oberkommando der Wehrmacht gezwungen, zum Schutze der deutschen Soldaten- ehre entsprechende Gegenmaßnahmen anzukündigen. Daraufhin erklärte Las britische Kriegsministerium am 2. September: Es wird mit Nachdruck in Abrede gestellt, daß irgend einem deut­schen Gefangenen die Hände gebunden worden sind. 2eder der­artige Befehl wird, falls er herausgegeben sein sollte, wider­rufen werden.

Inzwischen haben sich beide Erklärungen des britischen Kriegs­ministeriums entweder als leichtfertige unüberp rüste Behauptung oder als bewußte Lüge herausgestellt.

Denn aus den gerichtlichen Vernehmungen von einem deutschen Unteroffizier, einem Obergefreiten und fünf Schützen sowie fünf Männern der Organisation Todt, die bei Dieppe vorübergehend in britische Gefangenschaft geraten waren und später befreit wurden, geht hervor, daß sie sämtlich zwischen 10 Minuten bis 1^ Stunden gefesselt waren. Entweder wurden ihnen die Hände auf dem Rücken gefesselt oder die Ge­lenke, zum Teil sogar die einzelnen Finger vor der Brust zu- sammengebunden.

Damit aber nicht genug, hat sich ein ähnlicher schändlicher Vorfall am 4. Oktober auf der Kanalinsel

wie das historische 2nterview Stalins mit dem Assopreß-Korre- fpondenten Eafsidy zustande kam.

Danach bekam Eafsidy vor einer Woche die telegraphische An­weisung von seinem Neuyorker Büro, Stalin schriftlich um er» Interview zu bitten, dessen Ausgangspunkt die in dem B«H formulierten Fragen waren. Eafsidy nahm sich drei Tage Zeit, um sich die Fragen zu überlegen. Erst am Freitag abend um 21.00 Uhr wurde der Brief von einem Boten an dem südwest­lichen Einfahrtstor des Kreml abgegeben. Stalin seinerseits war aber schneller als der Amerikaner. Mitten in der Nacht zum Sonntag um ein Uhr morgens, d. h. 28 Stunden später, wurde Eafsidy telefonisch vom Pressechef des Außenkommissa­riats, Palgunow, geweckt. Verdrossen und mürrisch begab sich der Amerikaner auf den verdunkelten Straßen Moskaus nach dem Kreml, ohne zu ahnen, was für eine Sensation ihm bevor­stand. 2n stockendem russisch habe er dem Wachposten am Kremk geantwortet. Schließlich stand er blassen Angesichts vor Pat- gunow, der ihm ganz einfach sagte:Hier ist das Papier, ans das Sie warten." Die Antwort Stalins war auf ein großes- weißes Papier ohne jeglichen Stempel mit Maschine geschrieben und adressiert an: Easpidin Eafsidy.

Sercq ereignet. Dort überfielen in den frühen MorgenstunÄä 10 Engländer ein deutsches Arbeitskommando von einem Untem Offizier und vier Mann. Diese wurden im Hemd mit einer düu» nen, aber sehr festen, rund geflochtenen Schnur gefesselt, oe« hindert, weitere Bekleidungsstücke anzulegen und zum Drann abgeführt. Als sich die deutschen Soldaten gegen diese unerhört« Behandlung zur Wehr fetzten, wurden der Unteroffizier un» ein Mann durch Schüsse und Stiche mit dem Seitengewehr ge­tötet, ein weiterer Soldat verwundet. Diese Tatsachen werde» durch die Aussagen eines Pioniers bestätigt, dem es gelang, ick Handgemenge zu entkommen. Die Untersuchung hat ergeben daß die Fesselung planmäßig vorbereitet war

Damit besitzt das deutsche Oberkommando der Wehrmacht dst einwandfreien Beweise, daß beide Erklärungen d>e«s britischen Kriegsministeriums vom 2. Septem» Ler 1912 wahrheitswidrig abgegeben wurden:

Das Oberkommando der Wehrmacht sieht sich dahels gezwungen, folgendes anzuordnen:

1. Vom 8. Oktober 12 Uhr mittags an werden sämtliche betz Dieppe gefangenen britischen Offiziere und Soldaten in Fesselst gelegt. Diese Maßnahme bleibt solange wirksam, bis das bei« tische Kriegsministerium nachweist, daß es in Zukunft wahre Er­klärungen über die Fesselung deutscher Kriegsgefangener abgibst oder daß es sich die Autorität verschafft hat, seine Befehle bet der Truppe auch durchzusetzen.

2. In Zukunft werden sämtliche Terror- und Sabotagetrupp» der Briten «nd ihrer Helfershelfer, die sich nicht wie Soldaten! sonder» wie Banditen benehmen, von de» deutschen Truppest auch als solche behandelt «nd, wo sie auch auftreten, rücksichtslos im Kamps uiedergemacht werden.

Stalin verschärft seinen Dlrrltcrror

Drohender Appell au die Sowjetbevölkerung

DNB Berlin, 7. Okt. In der gesamten Sowjetpresse ist Aufrufandas sowjetischeVolk" erschienen, der hoHH aufschußreiche Rückschlüsse auf die innere Lage der Sowjet»»' zuläßt. Dieser Aufruf, der auch vom sowjetischen Nachrick dienst verbreitet wurde, trägt bezeichnenderweise die lle schrift:Eiserne Disziplin, die Hauptbedingung des SiegeSÄ Der Sowjetbevölkerung, die bisher mit Illusionen über Errichtung der zweiten Front gefüttert worden war, wird in unzweideutigeer Weise der wahre Ernst der Situation hüllt. Es wird ihr in brutalen Worten angedroht, daß wie au l Front auch im Hinterland jeder, der nicht strengste ziplin halte, rücksichtslos erschossen werde.

Stalin, dessen verzweifelte Hilferufe an seine Verbündeten ist England und in USA. nichts anderes als Debatten und Dinst kusstonen aber keine wirkliche Unterstützung auslösten, hat er^ könnt, wie wenig den wortreichen Versprechungen Churchills Roosevelts zu trauen ist. Er greift daher zur Selbsthilft versucht, mit drastischen und brutalen Maßnahmen seine waltherrschaft aufrechtzuerhalten und das Letzte an Leistung und Kraftanstrengungen aus der Bevölkerung herauszuprefsi Er weiß, daß der nahende Winter unlösbare Probleme mAll tärischer und versorgungswirtschaftlicher Natur mit sich brir Der betrogene Partner der westlichenDemokratie" malt der unwissenden, mißhandelten Sowjetbevölkerung ein ersck, kendes Bild ihrer Lage, er sagt ihr, daß der Feind zur Wotzst und zum Kaukasus dränge und nach der Einnahme S"t-aL lingrads Moskau zu besetzen plane. In dieser schwS ren Situation dürfe keine Schlamperei und keine Disziplinlofig» keil aufkommen. Daher werde jeder, der, ganz gleich, ob a» der Front oder im Hinterlande, keine Disziplin halte, erschösse» werde. Was das bei den bekannten EPU-Methoden bedeutet, M hinlänglich bekannt, genügt imParadies der Bauern und Ar­beiter" doch schon der leiseste Verdacht, um dem Vlutterror null den Genickschußmethoden des Kremls rettungslos ausgelieftcki zu sein. Wenn Stalin bei der stumpfen Duldsamkeit, mit der die Sowjetbevölkernng ihr schweres Los trägt, gezwungen ist zu solchen brutalen Maßnahmen zu schreiten, weiß man, was vie Glocke geschlagen hat.

Unterirdischer Kampf an der Ostfront begonnen

Wichtige Höhenftellung trotz Sprengung von Niedersachsen gehalten 81 Angriffe am Wolchow-Vrnckenkopf von Ost­preußen abgewiesen

DNB Berlin, 7. Oktober. 2m Feldzug im Osten sind eine Fülle neuer Kampfmittel eingesetzt worden. Daneben hat man aber auch die Auswertung von Erfahrungen früherer Kriegs nicht vergessen. Bisher spielten sich die Schlachten auf der Erde und in der Luft ab. Nach neueren Meldungen des Oberkom­mandos der Wehrmacht hat nunauchderuuterirdische Kampf begonnen.

Zum erstenmal cm der Ostfront haben die Bolschewisten am 5- Oktober sudostnmrts Orel Lurch Unckeraninierung und Sprengung Eickbrüche in wichtige deutsche Höhenstellungen z« erzwingen versucht.

Unwillkürlich denkt man an den ersten Weltkrieg zurück, wo die VoLLftn. die Lraonneu und vor allem die Vimmyhöhe di«