SchwarzwAder Tageszeitung
Sekte r
Nr. 233
»
lcher Regimenter, die in dem Raum nördlich von Tuapse eingesetzt sind, weist auf die Zahl und Umfang der feindlichen Befestigungen und Flakstellungen hin. Danach hat eins Division dort in fünf Kampftagen über 500 Erd- und Hollzbunker im.Sturm genommen, 86 meist verminte oft kilometerlange Baumsperren überwunden, sieben tiefe Drahthindernisse kämpfend durchschritten und dabei mehr als M Minen unschädlich gemacht.
Auf den Hochgebirgspässen des Kaukasus, die meistens bereits mit Schnee bedeckt sind, werden erbitterte Stoßtuppkämpfe geführt, in deren Verlauf deutsche Gebirgsjäger ihre Stellungen verbesserten und zugleich empfindliche Lücken in den Bestand des Feindes an geschulten Gebirgstruppen rissen.
Schwere Kämpfe in der „grünen Hölle" des Nordens.
DNB Berlin, 3. Okt. Die Vernichtung der Masse von sieben bolschewistischen Divisionen südlich des Ladogasees liegt nach den beim Oberkommando der Wehrmacht vorliegenden Meldungen in der mustergültigen Zusammenarbeit aller deutschen Waffengattungen begründet. Die von der Infanterie in den unwegsamen Sumpfwäldern geführten Kämpfen wurden von ununterbrochenen Angriffen der Kampf- und 'Sturzkampfflugzeuge begleitet, bis es mit Unterstützung von Sturmgeschützen und stärkstem Artilleriefeuer gelang, die Masse der Bolschewisten durch Angriffe von Norden und Süden in die Zange zu nehmen. Die Schwierigkeiten des Geländes konnten von den Infanteristen um nach unvorstellbaren Anstrengungen überwunden werden.
Nicht umsonst bezeichnen die hier eingesetzten Truppen dieses Kampfgelände mit seinem mannshohen verwilderten Buschwerk, leinen Seen und vergrasten Sümpfen, mit seinen morastigen Vraben und vermoorten Wäldern als die „Grüne Hölle des Nordens". Bei den weiteren Angriffen zur Verengung des Kessels klammerten sich die Bolschewisten in Massen an die trockenen standbrücken, wo ihr Widerstand im Feuer der deutschen Artillerie zusammenbrach. Vergeblich trieben die Kommissare ihre Regimenter zu immer neuen Ausbruchsversuchen an. Die auf- «sundenen Berge Gefallener beweisen die Wirkung des deuten Abwehrfeuers.
Nicht anders verliefen die Entsetzungsversuche von außen her Der deutsche Einschli etz ungsr in g hielt, und in mehr- Ntigen Kämpfen wurde dann alles, was innerhalb des Kessels war, zerschlagen. Heute ist das ganze Kampfgelände nur ein em- Hes Trümmerfeld. Hunderte von vernichteten Panzern und Gesuchen stehen an den Waldrändern oder versinken langsam im Deichen Boden. In den Büschen, Sümpfen und Wäldern liegen »e Toten zu Haufen dicht aufeinander. Ungezählt sind die Mengen und Waffen, die über die Zahlen des Samstag-Wehrmachts- derichbes hinaus in den Morästen versanken. 12 370 Gefangene, stber 28 000 Tote und Hunderte an Panzern, Geschützen und Massen Traktoren und Fahrzeugen kostete den Bolschewisten auch dieser vergebliche Versuch, Leningrad zu entsetzen.
Statt«: „Ein furchtbarer Schlag-
Der deutsche Vorstoh bis zur Wolga
DNB Genf, 4. Okt. „Daily Expreß" veröffentlicht Aeußerungen stillkies über dessen Unterredung mit Stalin. Hier handele es stch um eine persönliche Niederschrift Willkies. Er führt dabei a. aus, es sei ihm gleich zu Beginn seiner Rücksprache mit Stalin klar gewesen, daß dieser seinen Besuch in der Sowjetunion nicht als einen Höflichkeitsbesuch, sondern als eine Gelegenheit zu einer Aussprache über den Krieg und „jene Probleme, die im Krieg wie im Frieden die verbündeten Nationen bewegten", angesehen habe.
Stalin habe ihm offen gesagt, daß die Deutschen, indem sie im Süden bis zur Wolga vorgedrungen seien, der Sowjetunion »einen furchtbaren Schlag" zugefügt hätten. Stalin habe dann einen dringenden Appell um sofortige Hilfe an die „Alliierten" gerichtet, ebenfalls „ihre letzten Kraftquellen" mit der größtmöglichen Schnelligkeit einzusetzen. Er, Willkie, solle den Amerikanern sagen, daß die Sowjets alles gebrauchen könnten, was man in Werkstätten der USA. erzeuge. Die Sowjetunion werde für alles, was sie erhalte, in höchstem Maße dankbar fein. Malm habe sich dann darüber beklagt, daß die Amerikaner „die Sowjetunion nur gönnerhaft behandelten."
Eichenlaub für einen Württembergev
DNB Berlin, 3. Oktober. Der Führer hat dem Leutnant Hans Beißwenger in einem Jagdgeschwader das Eichenlaub zun Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen und ihm folgende! Schreiben übersandt: .
„In dankbarer Würdigung Ihres heldenhaften Einsatzes rn Kampf um die Zukunft unseres Volkes verleihe ich -ihnen al! 130. Soldaten der deutschen Wehrmacht das Eichenlaub zun Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes, gez. Adolf Hitler."
Leutnant Hans Beihwenger, der als Sohn eines Volksschul lehrers am 8. Novembei 1916 zu Mittelfischach bei Ga,l- sorf geboren wurde, erhielt seine militärische Grundausbildung beim Flakregiment 25 in Göppingen. Später wurde er zu» Fliegertruppe versetzt und wurde zum Flugzeugführer ausgebil- det. Bei Kriegsausbruch befand er sich auf der Jagdfliegerschull Schleißheim. Im Herbst 1940 wurde er in das Jagdgeschwaoei versetzt, bei dem er, inzwischen zum Leutnant befördert, naä dem Abschuß von 47 feindlichen Flugzeugen und eines sowje- tischen Fesselballons am 9. Mai 1942 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes erhielt. Nachdem er am 26. September 1942 seine« 100. Gegner i m, L u f t k a m p f besiegt hatte, wurde ei nunmehr durch die Verleihung des Eichenlaubs zum Ritterkreu> des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Der Vatsr Beitzwengers isi jetzt Lehrer und Ortsgruppenleiter in Uhingen, Kr. Göppingen
»
Ferner verlieh der Führer das Ritterkreuz des Eisernen Krem zes an: Oberfeldwebel Schmitt, Flugzeugführer in einer Fernaufklärerstaffel; Oberst Hellmuth Böhlke, Kommandeur eines Infanterieregiments und an Oberfeldwebel Er aß muck, Flugzeugführer in einem Jagdgeschwader.
*
Glückwunschschreiben des Reichsmarschalls an Major Graf zum 202. Luftsteg
DNB Berlin, 4. Oktober. Der Reichsmarschall des Großdeutschen Reiches und Oberbefehlshaber der Luftwaffe sandte zum 202. Luftsteg des Majors Graf nachstehendes Glückwunschschreiben an den erfolgreichen Jagdflieger:
„Lieber Graf! Zu der einmaligen Leistung in der Geschichte des Luftkrieges, die Sie mit Ihrem 202. Luftsieg errangen, spreche ich Ihnen meine größte Anerkennung aus. Sie sind der Stolz meiner Luftwaffe. Das ganze deutsche Volk verehrt Sie als einen seiner großen Helden und blickt mit Bewunderung auf Ihre Taten, die jetzt mit Ihrer Beförderung zum Major erneut Ihre besondere Würdigung durch den Führer gefunden haben."
Fliegerheld Marseille bei Derna beigesetzt
DNB Berlin, 3. Oktober. Auf dem Militärfriedhof von Derna wurde am Freitag der tödlich verunglückte Fliegerhauptmann Hans-Joachim Marseille, Sieger in 158 Luftkämpfen und Träger des höchsten deutschen Tapferkeitsordens, beigesetzt. In ehrenden Worten gedachte Generalfeldmarschall Kesselring des verunglückten deutschen Helden, an dessen Bahre Kränze des Führers, des Reichsmarschalls, des deutschen Oberkommandos der Wehrmacht, des italienischen Oberkommandos und des italienischen Luftfahrtministeriums niedergelegt wurden.
Wehrmacht spendete 50 Millionen NM. für das DRK.
DNB Berlin, 4. Oktober. Nach den bisher vorliegenden Meldungen hat die deutsche Wehrmacht für das „Kriegshilfswer! für das Deutsche Rote Kreuz" in der Zeit vom 1. April bis 31. August 1942 in freiwilligen Spenden einen Betrag vor» 49 974 088 in Reichsmark und ausländischen Zahlungsmittel» aufgebracht.
Das Ergebnis ist um rund 260 v. H. höher als das Sammelergebnis für das Deutsche Rote Kreuz 1941.
Reichsminister Dr. Goebbels empfing eine Abordnung des Wehrmachtsbefehlshabers Norwegen, Generaloberst von Falkenhorst, bestehend aus je einem Angehörigen des Heeres, dei Kriegsmarine und der Luftwaffe, die sich im Norwegen-Einsaj besonders ausgezeichnet haben. Als Symbol der engen Verbindung zwischen Front und Heimat überreichte die Abordnung dem Minister einen Betrag von 500 000 Kronen, der voz den drei Wehrmachtsteilen in Norwegen für ihre bombeni geschädigten Volksgenossen im Reich freiwillig gespendet worden ist.
Rommel über den Kampf in Nordafrika
Der Eeneralfeldmarschall sprach vor Vertretern der deutschen und ausländischen Presse.
DNB Berlin, 3. Okt. Generalfeldmarschall Rommel, der während seines kurzen Aufenthaltes in Berlin East im Hause von Reichsminister Dr. Goebbels war, empfing auf dessen Einladung am Samstag einen Kreis führender Vertreter der deutschen und ausländischen Presse.
Nach einleitenden, sehr herzlichen Worten des Reichsministers Dr. Goebbels, der den Eeneralfeldmarschall als eine Persönlichkeit würdigte, über deren Bedeutung in diesem Kriege Freund und Feind einer Meinung seien, ergriff Marschall Rommel das Wort zu einer kurzen Ansprache, in der er u. a. ausführte: „Sie werden verstehen, daß ich nur über das zu Ihnen sprechen kann, was gewesen ist. Was sein wird, ist hier nicht zu erörtern. Der Kampf in Afrika ist Seite an Seite mit unseren italienischen Bundesgenossen unter sehr schwierigen Bedingungen geführt worden. Ich kann mit Stolz sagen, daß wir es verstanden haben, dem Engländer die Position wegzunehmen, die er im Mittelmeer schon erobert hatte. Zweimal war es ihm bereits gelungen, nach der Cyrenaika vorzustotzen, obwohl unsere militärische Kraft ihm zahlenmäßig oft unterlegen war. Aber vie Qualität unserer Truppen und der Führurrg hat uns den Sieg verschafft. Wenn später die Geschichte über diese Ereignisse berichten wird, so wird die Welt vielleicht erstaunt sein, mit welch geringen Kräften wir es fertigbrachte«, den Engländer zu schlagen und weit über die Grenzen Aegyptens zurückzutreiben. Heute stehen wir 100 Kilometer vor Alexandrien und Kairo und haben das Tor Aegyptens in der Hand — und zwar mit der Absicht, auch hier zu haiirden! Wir sind dort nicht hingegangen, um uns über kurz oder lang wieder zurückwerfen zu lassen. Man kann stch auch hier darauf verlassen: Was w i ^ b a b en b a l t? n w i r f e st.
Die Zusammenarbeit mit den italienischen K-a-, meraden ist mustergültig, das gegenseitige Verhältnis ist a«s-j gezeichnet. Eine große Anzahl von italineischen Soldaten besitzt! r heute das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse. Auch ein Ritterkreiq wurde einem italienischen Befehlshaber auf dem afrikanische« Kriegsschauplatz für seine besonderen Leistungen und die hervorragende Führung verliehen. Auch in der gemeinsamen Arbeit der Kommandos verstehen wir uns ausgezeichnet. Als ich vor kurzem dem Duce über die Lage in Nordafrika Bericht erstattete^ konnte ich ihm. zu meiner Freude berichten, daß das Zusammne- gehen zwischen den deutschen und den italienischen Stellen i« jeder Hinsicht mustergültig sei.
Der Kampf in Afrika ist von Monat zu Monat härter geworden. Aber auch unsere Truppen sind härter geworden in ihre» Art. Besonders die klimatischen Verhältnisse sind' schwierig, aber nicht so schwierig, daß wir Deutschen aus dem hohen Norden uns nicht an sie gewöhnen könnten.
Die Entfernungen, die wir zurückgelegt habe«, find seh« groß. Von Tripolis stehen wir heute 2300 Kilometer eutferiÄ Wenn man dies auf eine europäische Karte überträgt, so kommt einem diese Entfernung unendlich vor. Ich habe schon von de» Leben in der Wüste gesprochen. Es ist hart für unseren deutsche« Soldaten. Er sieht nur Sand, lebt stets in der freien Sonne und hat unter den Fliegen zu leiden. Aber er kämpft zäh, verbisse« und tapfer, wie wir es erwarteten." ^
Nach diesen allgemeinen Ausführungen gab der Generalfeldmarschall den versammelten Journalisten.noch Gelegenheit, Fron gen an ihn zu richten. Auf die Frage nach dem Wert des a vre« litauischen Kriegsmaterials in Nordafrika erwidert» Eeneralfeldmarschall Rommel: ,Mir haben das amerikanistA Kriegsmaterial in größeren Mengen in der letzten Schlacht ke«-- nengelernt, darunter auch den „Pilot". Schon in den frühere« Kämpfen waren wir ameikanischen Panzern begegnet, die aSe» ohne wesentliche Bedeutuug waren. Sie waren schlecht gebaut und gepanzert, so daß von einer Bewährung nicht gesprochen werden kann. Die neuen amerikanischen Panzer, die wir antrw- fen, sind schon wesentlich bessere Kampfmittel. Aber sie liege« schon alle hinter unserer Front (Heiterkeit). Auch der „Pilot" ist unseren Panzergrenadieren, der Panzerabwehr und der Flak zu» Opfer gefallen! Ich g aube, daß wir seit JiSi 2500 PauHer vÄ nichtet haben. Sie liegen zum Teil wskt tu der Wüste vckrstr«rt und es lohnt sich bei diesen Entfernungen wirklich nicht, fie her-' auLzuziehen und zu verschrotten."
Aus die Frage «ach den S-rjerhrungeu mit de« (k»M> l ä n d er n als WWenkämMr sagte Generalfeldmarfchall Rom»
Itlsino; Zrliiklual in groker lest
VOldI
Urkebsr-NeUiuscdutL- venrs^-er Nom-a-Vsrl-x (von--. L. vnvewcbt). LlOrricZia
„Laß dich rufen. Kind. Warle ad, bis Jörg Wernicke dich bittet, zu ihm zu kommen, oder bis er selbst kommt. Warte wenigstens ein paar Tage, Jlsabe!"
Und Jlsabe hatte es sich in der Nacht auch ganz fest 'vorgenommen. nicht von selber zu dem Mann zu gehen, von dem sie nun weiß, wie sehr sie ihn liebt, und hat es dann doch einfach nicht ausgehalten!
Er ist doch verwundet, er kann ja gar nicht zu ihr kommen. Und vielleicht denkt er, sie wolle nichts vün ihm wissen, wenn sie plötzlich fern bleibt?
Den ganzen Tag ist sie zwischen „Hingehen" und „Nicht- hingehen" hin- und hergerissen worden und ihre Arbeit hat sich nicht gerade durch allzugrohe Sorgsamkeit ausgezeichnet, so daß Direktor Henske verschiedentlich Grund hatte, den Kopf zu schütteln und einmal beinahe „Fräulein" Ohlen gesagt hätte. Und dann ist sie nach Werkschluß in ihrem allerschönsten Tempo nach Hause gekannt, hat ein hellgrünes Leinenkleid angezogen, von dem Jörg Wernicke einmal gesagt hatte, er möge es so gern, und hat der Mutter einen Kuß gegeben und gesagt: „Sieh bloß nicht so vorwurfsvoll drein, Mutter, ich muß einfach zu Jörg. Ich halte es sonst nicht aus, ich habe ihn doch so lieb!"
Aber noch vor seiner Tür nimmt sie sich vor: Nichts merken lassen, Jlsabe — und dann kommt mal wieder alles ganz anders!
Seit gestern gegen Abend Schwester Magdel ihren Kopf bei 2org Wernicke durch die Tür gesteckt hatte und hereinrief: „Ich soll bloß schnell von Herrn Oberstarzt bestellen: Fräulein Ohlen käme morgen, Herr Assistenzarzt wüßten dann schon Bescheid", hat es kaum noch erwarten können, daß die Stunden herumgingen, bie Stunden, die ihn von Jlsabe trennten.
Er konnte es verstehen, daß der Oberstarzt nicht selber noch einmal zu ihm gekommen war, denn die Nachricht, die er ihm geschickt hatte, konnte ja nur das eine bedeuten: daß Jlsabe Ohlen sich für ihn, den Assistenzarzt Jörg Wernicke. entschieden hatte. Entschieden — was für ein dummes Wort! Daß sie ihn lieb hatte.
Der Tag rann ihm so zäh durch die Finger, daß es fast zum Verzweifeln war. Sekunde um Sekunde versickerte endlos langsam, und alles, was sonst lange Zeit in Anspruch nahm, schien heute zu verfliegen und die übrige Zeit noch länger erscheinen zu lassen: die tägliche Visite, die Masseuse, die ihm wehtun mußte, der Schlaf
nach Tisch, den man gehorsam wenigstens oorzutäuschen hatte. Bis endlich die Tür aufgeht und Jlsabe zögernd darin steht.
Sie hält sich einen Augenblick am Türpfosten fest, denn Jörg Wernicke liegt nicht mehr im Bett, wie sie es gewohnt ist, sondern sitzt am Fenster in einem Lehnstuhl, und neben ihm stehen zwei Krücken. Cr trägt seine abgeschabte, sorgsam gereinigte Uniform, und das kranke Bein ist fast nicht von dem gesunden zu unterscheiden, nur unten schaut noch ein Stück weißer Verband heraus, und ein umwickeltes Gestell stützt den Fuß und hindert ihn am Auftreten.
Jlsabe steht und schaut ihn an — viel größer kommt ihr der junge Arzt vor als im Bett, viel männlicher. Hat sie es eigentlich schon gewußt, wie breit seine Schultern sind und wie straff seine Haltung? Und er sieht auch längst nicht mehr so jung aus. das macht wohl die Uniform.
„Jlsabe!"
Wie seine Augen strahlen. Jlsabe Ohlen fühlt, daß sie unter diesem warmen rufenden Blick anfängt zu zittern. Sie kann nicht von der Stelle, kann nicht zu ihm hin und kann nicht fort. Da greift Jörg Wernicke etwas ungeschickt.nach seinen Krücken, läßt die eine aber »allen und versucht, ehe Jlsabe recht begreift, was er eigentlich vor hat, auf sie zuzugehen.
Er stützt sich mühsam auf und greift mit der freien Hand nach dem Beltrand, um sich zu halten, schwankt ein wenig und wird blaß, weil das kranke Bein doch wleder streikt — da ist Jlsabe schon neben ihm.
Mit beiden Händen saßt sie zu: „Jörg, nicht! Du tust dir weh!"
Nun poltert auch die zweite Krücke zu Boden.
Jörg steht, von Jlsabe gehalten und nimmt ihr Gesicht in beide Hände. Ganz nahe sind sich ihre Augen so, atemlos schauen die beiden jungen Menschen sich an.
Aber Worte sind ja auch nicht nötig.
Bis Jlsabe Ohlen die Augen schließt, da fragt Jörg Wernicke leise: „Hast du — Du zu mir gesagt, Jlsabe?"
„Ja — darf ich nicht?"
Nun lacht Jlsabe schon wieder und fügt besorgt hinzu:
„Du darfst gewiß nicht so lange stehen. Komm, ich bring' dich zu deinem Stuhl."
„Du brauchst mir nicht mehr lange zu helfen, Liebling, bald kann ich wieder gehen "
War Jörg Wernickes Stimme immer so warm und vertraut?
Sorgsam geleitet Jlsabe ihn zu dem Stuhl, in den er sich vorsichtig gleiten läßt, dann zieht er das Mädchen an beiden Händen ganz dicht an sich heran.
„Jlsabe, seit gestern weiß ich, daß ich wieder ganz gesund werde. Nun darf ich dich fragen, Jlsabe, ob du mich so lieb hast wie ich dich? Willst du meine geliebte Frau werden, Jlsabe?"
Hat Jlsabe Ohlen wirklich jemals denken können, sie habe
einen anderen Mann lieb? Hat sie nicht von der ersten Sekunde an gewußt, daß der Verwundete, dem sie ihr Blut gab, auch ihr Herz nahm? Daß sie ihm gehört vom ersten Augenblick an? Wie kann man nur so falsche Wege gehen.
„Jlsabe?"
Da sagt Jlsabe aus tiefstem Herzen: „Ja!" Beugt stch ein wenig vor und legt ihre weiche Wange ganz sanft an Jörg Wer- nickes Gesicht. Das ist eine Gebärde, von der so viel Zärtlichkeit ausströmt und zugleich eine so völlige Hingabe an das Gefühl, das nun übermächtig in ihr aufsteht, daß der junge Arzt ganz erschüttert ist. So sehr kann Jlsabe Ohlen lieben?
Zart legt er seinen Arm um sie und zieht sie neben sich aus die Stuhllehne, denn sie auf seinen Schoß zu nehmen, wie er wohl möchte, kann er mit seinem kranken Bein nicht wagen.
Ganz still sitzen die beiden so nebeneinander, nur ihre Hände haben sich gefaßt und scheinen sich nie wieder Kennen zu wollen. Bis Jörg das glücklich-schwere Schweigen löst:
„Jlsabe, meine Mutter kommt heute, ich habe vorhin di« Nachricht bekommen. Wie wird sie sich freuen über dich! Wirst du sie sehr lieb haben, Jlsabe? Sie hat viel Schweres durchmachen müssen in ihrem Leben."
„Ich will sie so lieb haben wie ich nur kann, Jörg. Wenn st« nur mit mir zufrieden ist?"
Jlsabe Ohlen hat plötzlich das Gefühl, als sei sie sehr dum» und unbedeutend und der Liebe ihres Geliebten gar nicht w«t Nicht einmal richtig kochen kann sie zum Beispiel. Sie wird Iöe» Wernickes Mutter bestimmt viel zu ungenügend sein als Frau ft, ihren Sohn! Doch der sagt voller Stolz und Glück:
„Nicht zufrieden — mit dir? Oh, Jlsabe!"
Und dann lacht er plötzlich leise und glücklich auf:
„Wir find schon komilch, Jlsabe! Wir verloben uns ««I haben uns noch nicht eininal geküßt'"
Da schließt Jlsabe zum zweiten Mai die Augen.
Doch nach einer Weile ist sie es. die sich aufatmend losmacht Es ist zuviel, was unter seinen Küssen aus sie einstürmt, auf st, das kleine Mädchen Jlsabe, das bis eben doch noch nicht ganz A» wußt hat, was das ist: Liebe!
Und die nun davon bis in ihr innerstes Herz aufgewühlt wist und geschüttelt von einem Sturm, den sie nie erahnt hat. Leis läßt sie stch neben dem Stuhl auf die Knie gleiten und legt dam die Arme um den Mann, der ihr die Liebe geschenkt hat. Um bei Mann, von dem sie jetzt erst erkannt hat, wie sehr er ein Mann ist und nicht mehr ein kranker Schützling —.
Ihr werßes Gesicht hebt sie zu ihm auf, ihre Blicke suche» feine Augen und dann drückt sie den Kopf gegen seine Brust.
(Fortsetzung folgt»