Schwarzuiuiüer Tageszeitung

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-teil später em Horizont amerikanische Flugzeuge auftauch- war das Tiefwassergebiet schon erreicht. Die Alarmglocken rillten durch das Boot, die Männer von der Brücke sprangen - >»>n Turm, und einen Augenblick später schlugen die Wellen Mantik schon über dem Rumpf des Bootes zusammen. Dke See war leer, mochten die Flugzeuge suchen.

^ Kreta beute

Von Kriegsberichter Erich Geiseler

M.) Wunderbar ist der küchle Fachrtwind auf der Straße «ach Süden. In unendlichen Schlangenlinien zieht sich das weiße Band durch das saftige Dunkelgrün der Landschaft im Inneren Asel. Alle Augenblicke müssen wir langsam fahren, denn surren werden verbreitert. Löcher zugepackt, Felswände wcg- äesprengt und Brücken verstärkt, die den erhöhten Anforderungen nickt mehr genügen.

Es ist wie ein Symbol: Wo die rot-weiße Flagge mit dem sckwarzen Hakenkreuz hochsteigt, da fängt die Arbeit an. Wie in «riiedenszeiten in Deutschland, wie im Kriege in allen besetzten Gebieten: an der Küste des Atlantiks wie am Dnsepr, so auch hier. Wenn ein griechischer Spötter von Griechenland selbst sagte, den Sinn der Arbeit wallte der lieber handelsbeflissene Grieche nur in kleinen Dosen aufnehmen, um von dieser Medezin nicht qleiS umgeworfen zu werden, so gilt dies nicht für die kretische Bevölkerung. Und wenn es bisher zum guten Ton gehörte, in fürsorglicher Nacbsicht eine gewisse Müdigkeit in der Haltung des griechischen Volkes auf die Eiaensckmft Griechenlands als Wiege aller Kultur, also auf eine Art Ausgescbönftheit zurück- zuführen. so braucht die Insel Kreta diese Rechtfertigung auf keinen Fall. Sie ist sogar die Urheimat der euroväischen Kultur, war die Wurzel selber, aus der die altgriechische Glanzzeit empor­blühte. und doch sind die heutigen Kreter ein starkes, gesundes, arbeitsames Volk. Selbst der Handel hat ein solideres Angesicht als in den Städten des Festlandes. Es wird crzeuat und ver­kauft. das ist einfach und gut, das ist in Ordnung. Ueberall am Straßenrand sieht man sie in Hellen Scharen, die Dorfbewohner, eifrig den Schotter für die Fahrbahn klopfend, und die Luftwaffe holt sogar diese Arbeitskräfte für ihre Zwecke täglich in Last­kraftwagen aus den Dörfern zusammen und bringt sie nach getaner Arbeit wieder zurück. Auf der ganzen Insel wird solcher­maßen gearbeitet, geschachtet, gesprengt, planiert und gebaut, ein zukunftsträchiiges Bild. Kreta ist kein vorgeschobener Posten mehr, sondern ein Stützpunkt und eine Station.

Die Straße ist zu Ende. Sie verliert sich in einem dichten Olivenhain. Wir sind über eine Serie schöner und steiler Ser­pentinen in eine weite Senke hinabgerollt und stehen nun an der Südküsts, da, wo ein kleiner Flutzlauf ins Meer strömt. Die Sonne glüht herab. Ruhig schimmert das blaue Wasser. In kleinen Strandtümpeln platschen die Frösche in die trübe Tiefe und Schildkröten verstecken sich behende im Schlamm. Hier ist kein Hasen. Nur eine sehr weite Ebene dehnt sich vom Strand bis fast an die Hänge des Jda und wird von zwei Vorgebirgen flankiert, die bis ans Wasser heranreichen und da steil ab- stürzen. Eine kleine, alte, verwinkelte Ortschaft, die den Mittel­punkt dieser weiten Teilfläche gebildet hatte, ist in den Kämpfen fast völlig zerstört worden. Die Wiederherstellung lohnte hier nicht mehr. Also wird fast das ganze Städtchen umgesiedelt.

Wie kurz sind die Zeitabstände, in denen auf Kreta sich alles wandelte! Kaum ist der Kampf vergessen, kaum das Chaos be­seitigt, und schon geht es an die Arbeit, schon ist ein Schassen, Verändern und Wirken im Gange, als sei es nie anders ge­wesen. Der Luftwaffe dient der Insel in erster Linie. Sie hat natürliche Eeländeflächen genug, um die vorhandenen Plätze zu vergrößern und zu ergänzen. Neben dem lebhaften Flughafen- betrieb selbst herrscht überall ein großzügiges Bauen und Weiter­entwickeln. Wo eben noch ein Schlachtfeld war, wo eben noch Flugzeuge auf Bshelfsplätzen startend und landend über Ruinen hinwegrauschten, da ist wie über Nacht die Wetterwarte mit ihrem Stab von Leuten, mit ihren mehrmals täglich neugezeich­neten Wetterkarten von ganz Europa, die Reparaturwerkstätte mit sämtlichen Hilfsmitteln, sind Tankstellen mit unteridrischen Venzinballons, sind Flakbatterien für den Dauerschutz ein­gerichtet; da ist neben der Horstkompanie bereits die Nachrich- tenstassel mit allem Personal für Draht und Funk aufgebaut. Da haben wir Gelegenheit, das Krankenrcvier der Sanitäts- stasfel zu besuchen, wo übrigens statt des regen Betriebs überall eine wohltuende Ruhe herrscht. Es sind nicht viel Kranke da, doch in diesen kühlen, schattigen Räumen, eine wahre Zuflucht vor der sengenden Sonne, wird in der Stille gearbeitet. Es gibt

hier, namentlich an der Südküste, das Papataci-Fieber, das viele Leute für ein paar Tage überfällt und dem bereits mit Bayrr- präparaten erfolgreich zuleibe gegangen wird. Auch einen Fall von Tropengeschwür, das ulcus trocicum, demonstriert der Stabsarzt, zu besten Bekämpfung er ein sicheres Verfahren an Ort und Stelle entwickelt hat. Derselbe Lustwaffenarzt hat im Einvernehmen mit dem Horstkommandanten, der zugleich Orts­kommandant ist, die Malariabekämpfung bei der Zivilbevöl­kerung ausgenommen. Denn die Arbeitskräfte müssen gesund sein und eine Abwehr der Krankheit ist nur möglich wenn alles, was lebt, von den Schutzmaßnahmen erfaßt wird. 2n Hellen Scharen versammelt sich alt und jung auf de», Marktplatz, um sein Atebrin kostenlos zu empfangen und gleich zu schlucken, eine vom Bürgermeister geleitete, fast feierlich ernsthafte Handlung.

Die Sonne sinkt über den hoch am Rand der Senke an die Bergwand gelehnten Häuser Die Arbeiter sind heimgekehrt vom Bauplatz tief unten im Tal. Die Frauen haben ihre Kinder auf dem Arm, denen sie eben das unerläßliche Heilmittel in den kleinen Schnabel gesteckt haben, und stehen plaudernd beiein­ander, ein Bild des Friedens. Wie wird dies alles nach einem weiteren Jahr aussehen? Wo guter Wille und gute Fäuste da sind und eine ungebrochene Lebenskraft fest in der Gegenwart wurzelt, da geht es mit Riesenschritten vorwärts.

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Unser neuer Beitrag zum Sieg

AMleider- und Spinnstoffsammlung der Partei für die Schaffenden

NSK Erneut richtet die Gemeinschaft den Appell an die deutsche Hausfrau: Spendet Altkleider und Spinnstoffe!

Die Intensivierung der kriegsnotwendigen Arbeit erhöht stän­dig den Bedarf an Arbeitskleidung. In den Rüstungsbetrieben, in den Fabriken, in der Landwirtschaft und im Frontbereich sind Millionen von Schaffenden neu eingesetzt worden. Sie alle haben Bedarf an fester Arbeitskleidung. Zum großen Teil kam- men sie aus ganz anderen Berufen und sind deshalb auf die neue Arbeit kleidungsmäßig nicht eingestellt.

Die Textilindustrie ist durch die Herstellung von Uniformen und unentbehrlicher Kleidung voll in Anspruch genommen, so soll und muß die zusätzliche Arbeitskleidung im Volke selbst auf­gebracht und gespendet werden. Neue Spinnstoffe für Arbeits­kleidung herzustellen, erfordert viel mehr Arbeitskräfte, die an anderer Stelle weit wichtiger gebraucht werden, als gebrauchte Kleidungsstücke in den Familien zu sammeln, zu reinigen und an die vordringlichen Stellen zu verteilen.

An das ganze deutsche Volk, besonders aber an die Frauen, ergeht deshalb die Bitte, sich mit Spenden an der Sammlung von Altkleidern und Spinnstoffen für die in der Heimat Schaf­fenden weitgehendst zu beteiligen. Die Frau kann in der Zeit vom 1. bis 13. Juni wieder einmal einen aktiven Beitrag zum Sieg leisten. Alle ungenutzten Kleidungsstücke und Spinnstoff­reste werden gebraucht! Jedes gespendete Kleidungsstück sichert den Einsatz von Arbeitskräften!

Gebraucht werden Altkleider und Spinnstoffe aller Art: Männer- und Vurschenoberkleidung, wie z. V. Anzüge, wobei Straßenanzüge ebenso wichtig sind wie alte Gesellschaft?- oder Sportanzuge (Trainings- oder Skianzüge): Mäntel oder Jacken ar ngEnau so gern genommen wie einzelne Westen oder Hüte. An Frauenoberkleidung werden Kleider, Blusen, Röcke, alte 'Schurzen und Arbeitskittel dringend gebraucht.

Altspinnstoffe jeder Art können nützlich verarbeitet werden und sind deshalb sehr erwünscht: so z. B. Flicken und Lumpen aus Wolle, Baumwolle. Leinen, Zellwolle, Seide, Kunstseide und nicht mehr tragfähige Kleidungsstücke, wie alte, zerschlissene Ovcroekleidung jeder Art. aber auch alte Wäsche, Krawatten, Strumpfe, alte Fahnen, Stoffreste, nicht mehr verwendbare Ear- dmen, Teppiche sogar Kokosmatten, Säcke, Filzhüte, Filzschuhe, Wall- und Bindfadenreste. Diese Altspinnstoffe werden auch dann wenn sie schmutzig, vermottet oder sogar verölt sind Manche Hausfrau wird zunächst einmal glauben, daß sie beim kesten Willen nichts mehr abgeben kann, denn heute werden ja ln jeder Familie eifriger denn je alte Kleidungsstücke um- geandert und wieder tragbar gemacht. Diese Stücke sollen aber auch gar nicht in die Sammlung kommen. Die Sammlung will lediglich solche Kleidungsstücke und Spinnstoffreste aufnehmen, die seit Jahren ungenutzt im Schrank liegen. Und so etwas findet sich immer noch in jedem Haushalt. Es gibt in jeder ü-amilie noch irgend einen alten Filzhut oder ein paar zer­rissene Hausschuhe, von denen sich Vater nicht hat trennen wollen, weil er sich nur ungern an neue Sachen gewöhnt. Viel­leicht findet sich auch ein alter Trainingsanzug vom Jungen, der ihm längst zu klein geworden ist, oder ein Arbeitskittel, den

der Sohn in seiner Heimwerkstatt getragen hat und den er be­stimmt nicht mehr anziehen kann, wenn er von der Front zuriick- kommt. Auch an Frauenkleidung findet sich bestimmt noch vieles, denn welche sparsame Hausfrau hätte nicht seit Jahren alte Kleider, Blusen, Röcke und Flicken aufbewahrt, weil sie diese vielleicht" noch einmal brauchen könnte! Längst hat sie ein­gesehen, daß damit nichts mehr anzufangen ist. Aber zum Weg­werfen waren diese Dinge und das mit Recht zu schade. Nun ist die Gelegenheit da alles wird genommen, alles wird gebraucht!

Wo sind die Spenden abzugeben und wie wird gesammelt? Durchgeführt wird die Altkleider- und Spinnstoffsammlung in der Zeit vom 1. bis 15. Juni von der Partei. Wie im vorigen Jahre werden überall Sammelstellen erreichtet, bei denen die Volksgenossen ihre Sachen abgeben können. Sollte ein Paket zu schwer sein, um es zur Sammelstelle zu tragen, oder können ältere Volksgenossen, Kranke und Berufstätige nicht selbst kom­men, so sorgt die HI. für pünktliche Abholung. Die Spenden können aber auch, mit Anschrist und Absender versehen, beim Blockleiter abgegeben werden, der die Weiterleitung besorgt.

Auf dem schnellsten Wege werden die Sachen dann der Ver­wertung zugeleitet. Nach der notwendigen Reinigung und Aus­besserung werden sie umgehend den Betrieben zur Verteilung an die Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt. Die Altspinnstofse kommen in den Altstofshandel, der in kürzester Zeit die not­wendigen Stücke daraus fabriziert. Denn Altspinnstoffe sind ein begehrter Rohstoff!

Es gilt, in Kriegszeiten keinen Wert unbeachtet zu lasse«. Nichts darf umkommen! Das gilt nicht nur für die Ernährung, sondern auch für die Kleidung. Was im Haushalt an Alt- kleidung und Spinnstoffresten nicht sofort gebraucht wird und seit Jahren auf dasvielleicht" wartet, wandert in die Samm- lung. Die deutsche Frau hat schon so oft bewiesen, wie begeistert sie mithilst, wenn es um die siegreiche Beendigung des Krieges geht. Die ersten beiden Juniwochen geben ihr dafür erneute Be­währungsmöglichkeiten. Diesmal gilt es, den Kleiderschrank und die Mottenkiste zu durchstöbern und einer gründlichen Prüfung zu unterziehen. Jedes alte Kleidungsstück und jeder Faden Spinn­stoff werden gebraucht!

Millionen neu eingesetzter Arbeitskräfte-warten auf diese Spenden der Heimat. Wer könnte sich ausschließen, wenn er mit- helfen kann, den Arbeitseinsatz des deutschen Volkes zu sichern? Eine gesicherte Kriegswirtschaft schafft eine gesicherte Heimat, das wissen wir alle. Was die Heimat leistet, kommt der Front zugute, die täglich und unermüdlich wiederum die Heimat schützt und vor grenzenlosem Leid bewahrt. So wird die deutsche Frau auch diesmal selbstverständlich und freudig bei der Sache sein, denn letzten Endes hilft sie auch mit diesen Spenden sich selbst und ihrer Familie!

Kleine Nachrichten aus aller Welt

DNB Prag, 27. Mai. Gegen den stellv. Reichsprctcltor ^-Ober­gruppenführer Heydrich wurde am Mittwoch vormittag in Prag von bisher unbekannten Tätern ein Anschlag verübt. ^-Ober­gruppenführer Heydrich wurde hierbei verletzt, befindet sich jedoch außer Lebensgefahr. Für die Ergreifnng der Täter ist eine Be­lohnung von 1V Millionen Kronen ausgesetzt worden.

Der japanische Reichstag nahm am Donnerstag einstimmig den Gesetzentwurf für die Finanzierung des Schlsfsbauww- gramms an. Auch der eingeorachte Zusatz!,aushalt jand em- mütige Annahme.

83. Geburtstag des Reichsmimsters Dr. Lammers. Der Führer hat Reichsminister Dr. Lammers anläßlich des 63. Geburtstages seine herzlichsten Glückwünsche ausgesprochen. Ferner übermittel­ten Glückwünsche der Reichsmarschall des Großdeutschen Reiches und zahlreiche weitere führende Persönlichkeiten.

General Dietl in Helsinki. Der Befehlshaber der deutsche» Truppen an der Nordfront, General Dietl, traf zu einem Besuch in Helsinki ein, wo er dem Kriegsminister General Walde» und Ministerpräsident Rangell Besuche abstattete. Anschließend wurde der General von Staatspräsident Ryti empfangen. Auch der Kommandeur des Verbindungsstabes Nord, General der In­fanterie Erfurth, ist in Helsinki eingetrofsen.

Verurteilte Schwarzhörer. Im Rechnungsjahr April 1941 bi» März 1942 mußten 1720 Strafverfahren gegen Schwarzhörer ein­geleitet werden, 1482 führten zu einer rechtskräftigen Verurtei­lung. 40 Personen wurden zu Gefängnisstrafen bis zu 1 Jahr verurteilt, 1437 Personen erhielten Geldstrafen bis zu 1^00 RM-

Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, königsbrück Ive;. Dresden!

Da zögerte das Mädel, wandte sich um und sah zur Burg hinauf.

Als aber Jürgen die Hand hob, um sie zurückzuhalten, da wandte sie sich um und schritt mit gesenktem Kopf schneller den Pfad bergab, denn zuvor.

Jürgen stützte beide Fäuste auf die steinerne Brüstung, daß sie schmerzten.

Er schien alles ringsum vergessen zu haben.

Renate ..." sagte er nur.

Nur:Renate ..."

Da ging Florian, den sie denEwigen" nannten, mit einemAch so .. " verlegen davon.

Postillon, fahr' uns ins Glück!

Die Tage gingen.

Jürgen Stark kam nicht ins Städtchen zurück, sondern 'lieb droben bei den Wolken.

Und doch waren fast drei lange Wochen vergangen, seit Renate auf der Burg war und Florian mit ungeschicktem Wort das Glück zerstörte, noch ehe es die ersten Blüten trug.

Renate lebte wie im wachen Traum. Sie hörte die Vor­lesungen nur mit halben Sinnen, saß stundenlang in ihrem Kämmerlein und weinte vor sich hin oder lief unruhvoll durch die schmalen Gassen des Städtchens. Oft bis in die tiefe Nacht finein.

Einmal traf sie Florian.

Sie fühlte den Wunsch, stehenzubleiben und mit ihm zu prechen. Vielleicht sagte er etwas von Jürgen. Er aber lies chuldbewußt mit ungeschicktem Gruß vorüber.

Es war geräuschvoll imRautenkranz" geworden, seit üe anderen Studenten von ihrer Fahrt heimgekehrt waren,

. und Renate nahm fast alle Mahlzeiten auf ihrem Zimmer ein, weil sie allein sein wollte.

l Pepus, der Wirt, kam schweigsam ihrem Wunsche nach, i schüttelte aber nachdenklich und besorgt den Kopf, wenn er ! das Essen fast unberührt in die Küche zurücktragen mußte.

Und doch war's besonders gut von feiner Frau für Renate zubereitet.

*

Bis endlich etwas geschah, was das blonde Mädel nicht erwartet hatte.

Eines Sonntags sie wollte gerade denRautenkranz" verlassen, um durch den Morgen zu wandern fuhr mit Trari und Trara der alte Leopold vors Haus. Er saß ganz ! stolz auf seinem Bock und strahlte sie so fröhlich an, daß auch ihr froher zumute wurde, und schon wollte sie fragen, was er am Sonntag in Fuchfenberg suche, und warum er selber fahre, da klappte die Tür der Postkutsche und im grauen Reise­mantel betrat ein hochgewachsener Mann das Pflaster von Fuchsenberg.

Und dieser Mann war ... Alexander Förster, Renates Vater.

Mit einem Freudenruf war sie zu ihm geeilt. Zärtlich hielt der Wissenschaftler sein blondes Töchterlein in den Armen.

Leopold aber, der alte, gute Leopold, kletterte vom hohen Bock, hängte seinen Pferden den Futterbeutel um und stand fröhlich daneben.

Kein Wort fragte Renate den Vater, sie war glücklich, daß er da war, und wollte nicht wissen, warum er kam und woher.

Alexander Förster musterte sein Töchterchen, ohne daß sie es merkte, sehr aufmerksam, und als sie später zu zweit mit­einander im Garten saßen, da fragte er ganz unvermittelt:

Nun, Renate, wie heißt er denn . -. oder willst du das deinem alten Herrn immer noch verheimlichen?"

Sie verstand ihn nicht.Wer denn, Vater?"

Alexander Förster lächelte verständnisvoll:Aber Mädel .. der Jemand, dem ich es zu verdanken habe, daß ich in den letzten drei Wochen keinen einzigen Brief und nur eine arg

traurige Postkarte von dir bekommen habe. Ich war doch lange genug in Fuchsenberg Student, als daß ich nicht wüßte, wann man das Briefeschreiben verlernt. Freilich, daß du dich gleich in der ersten Woche verlieben würdest, hätte ich ..."

Er unterbrach sich. Renate hatte die Hände vor das Gesicht gehoben und weinte.

Aber Mädelchen, was hast du denn? Bist du gekränkt? Habe ich dir weh getan?"

Renate schüttelte den blonden Kopf.

Da verstand der Axt:Also ... unglücklich verliebt, Renate. Nun, das ist eine Krankheit, die's öfter gibt hier im Städtchen. Wir hatten früher ein Sprüchlein, das trug Wahrheit in sich: Lieb' ist Leides Anfang Leid ist Liebes Ausgang. Das muh man halt mit sich selber abmachen oder mit dem, den es noch angcht. Alte Herren ziehen sich dabei ängstlich zurück."

Damit streichelte er den Blondkopf zärtlich und ging nachdenklich in die Gaststube, wo Leopold eben mit Pepus, dem Wirt, von den Tagen sprach, da der lustige Alexander Förster noch seinAxi" war, der hier im Hause beim alten Pepus manche frohe Nacht verbrachte. Er wollte eben fragen, wie es dem Vater des jetzigen Wirtes ginge und ob er noch seinen Kirsch braue wse ehedem, da trat Renates Vater in den Raum.

Sie saßen dann'eine Weile um den runden Tisch am Ofen, dessen Sims blankes Zinngeschirr trug, dasdamals schon so alt und verbeult aussah", wie Alexander Förster lächelnd meinte,als ich noch Student war und Axi hieß, der im .Rautenkranz' seinen täglichen Platz hatte."

Dann aber legte Alexander dem hinterm fünften Kirsch schon etwas traumooll dreinschauenden Leopold die Hand auf die Schulter und sagte:

Was meinst du, alter Freund, wollen wir nicht ein ganz klein wenig Erinnern feiern am heutigen Tag? Mir steht der Sinn nach einer stummen Zwiesprache mit liebvertrauten Dingen hier im alten Städtchen, das unsere Jugend sah. Laß uns bummeln gehen ... bummeln, wie einst so oft!"

(Fortsetzung folgt)