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Lchllrarzwalder Lüge^zeliung
unter öer Parole: „Kampf für das heilige Rußland". Auch in diesem Bandenkrieg sollte der Winter gewinnen helfen. Gewiß Laben wir zuerst in dem unwegsamen Jaila-Eebirge heftige Gefechte mit starken Banden führen müssen, haben Tag und Nacht in Lauerstellungen liegen müssen, aber zugleich haben wir die Bevölkerung, namentlich die tatarische, für uns gewonnen. In allen Dörfern des Gebirges fast fanden wir Bundesgenossen, die uns aus Schleichpsaden an die Lager der Wegelagerer heran-
^So°"gelang es unserer SD.-Eruppe in Feodosia, allein LK Lager im Jaila-Gebirge auszuheben und da- M,t etliche tausend Wegelagerer gefangenzunehmen bzw. zu vernichten. Anfänglich fanden wir in diesen Lagern reichliche Mengen an Verpflegung, Waffen und Munition; aber je gründlicher wir vorgingen, desto mehr schrumpften die Vorräte zu- ammen, die wir dann fanden. Woher diese Vorräte stammten? Nun, anfangs als die deutschen Truppen vorgingen, wurden ischnell verhältnismäßig große Vorratslager an Mehl und Konserven in den Höhlen des Gebirges eingerichtet. Die Truvve "onnie oamais dte vielen Schluchten in den zerklüfteten Bergen licht genügend durchkämmen. Davon lebten die Verbrecher eine geitlang. Späterhin wurden sie von sowjetischen Flugzeugen zersorgt, die nachts Fallschirme mit Lebensmitteln und Munition abwarfen.
Aber dann kamen wir ihnen auch hier auf die Schliche. Wir beobachteten nämlich, daß zu gewissen Nachtzeiten und an immer lnderen Orten Lichtsignale gegeben wurden. Wir gaben eines Nachts ebenfalls die gleichen Zeichen und wurden zu unserem Erstaunen mit einem Fallschirm voll Zwieback und Konserven belohnt, die von uns sogleich an die Bauern verteilt wurden, die von den Wegelagerern überfallen und ihres Viehs und ihrer wenigen Lebensmittel beraubt worden waren. Seitdem beteiligt sich die von uns unterrichtete Bevölkerung lebhaft und nutzbringend für uns und für sie an diesen nächtlichen Lichtspielen.
Die Folge davon ist, daß die ohnehin schon überaus schlechte, ja verzweifelte Stimmung der Banditen täglich im Wachsen ist. Die „Ueberläufer" mehrten sich und unter ihnen die, die uns jetzt selbst die verschlungenen Wege zu den wenigen noch vorhandenen Schlupfwinkeln ihrer Genossen führen. Ja, es ist vorgekommen. daß eine der von uns gefangenen Verbrecherinnen unsere Männer antrieb, doch schneller zu laufen, weil uns sonst unsere Beute entwischen könnte.
Gnadenlos ausgemerzt
Es ist ein harter Kampf, den wir gegen diese Banden führen, aber er scheint sich bald seinem Ende entgegenzuneigen. Die jüdischen Organisatoren dieser „Zerstörungsbataillone" und ihre jüdischen Führer haben hier auf der Krim mit ihren Verbrecherbanden weder den deutschen Vormarsch erschweren, noch die Versorgung der Truppe in ihren Winterquartieren mit allem, was sie brauchte, gefährden können. Gewiß haben sie auf den schmalen Paßstraßen des Jailagebirges manchen allein fahrenden Lastkraftwagen überfallen und ausgeplündert, manchen Kraftfahrer aus dem Hinterhalt erschaffen, aber diese feigen nächtlichen Meucheleien sind immer Einzeltaten geblieben, die nie — vom Ganzen her gesehen — ins Gewicht gefallen sind. Wir haben zudem im Verein mit der Wehrmacht rücksichts- und gnadenlos dafür gesorgt, daß diese Verbrechen gerächt wurden."
Kleine Nachrichten aus aller Wett
Gauleiter Weichtier in Italien. Auf Einladung des italienischen llnterrichtsministers Bottai weilt der Reichswaiter des NS-Lehrerbundes, Gauleiter Wächtler, zurzeit in seiner Eigenschaft als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Freilufterziehung in Italien. Er studiert hier vor allem Fragen des italienischen Freiluftschulwesens. Am 22. Mai fand ein Empfang Lei Minister Bottai und beim deutschen Botschafter statt, bei dem gleichfalls Unterrichtsminister Bottai anwesend war. In Anwesenheit von Gauleiter Wächtler eröffnete am Pfingstsonntag llnterrichtsminister Bottai die Ausstellung für Freilufterziehung.
Wieder 118 Ueberlevende versenkter USA.-Schifs« gelandet.
118 lleberlebende von versenkten nordamerikanischen Handelsschiffen wurden in den letzten beiden Tagen in Häfen des Golfes von Mexiko und den Antillen gelandet. Es handelt sich dabei um Vesatzungsangehörige von vier USA.-Handelsschiffen, die auf der Fahrt nach nordamerikanischen Häfen "von Unterseebooten der Achsenmächte versenkt wurden. Unter den versenkten Schiffen befand sich ein großes, unter der Flagge von Panama fahrendes Handelsschiff von 9000 BRT., das im Rohstofftrans- port einer großen nordamerikanischen Rederei fuhr.
Acht Todesopfer in den Bergen. Während der Pfingstfeiertage haben die Berge nach bisherigen Meldungen acht Todesopfer geiordert. In den Berchtesgadener Bergen starben im Gebiet des Hohen Göll und der Reiteralpe drei Bergsteiger, im Kaisergebirge am Totenkirchl und am Kopstörlgrat ebenfalls drei Bergsteiger an Erschöpfung. In der Eeistelstein-Nordwand stürzten zwei Bergsteiger ab, von denen der eine nur tot geborgen werden konnte. Auch an der Ostkante der Partenkirchener Dreitorspitze ereignete sich ein tödlicher Absturz.
Maschinenschrott als Rohstoff. Unter den Metallen, deren Beschaffung England mit seiner fortschreitenden Abschnürung von Len überseeischen Lieferländern Sorge bereitet, steht Wolfram mit in vorderster Reihe. Die „Times" berichtet, daß man heute m England keine andere Möglichkeit zur Gewinnung dieses Metalles sehe als in der Sammlung und Aufbereitung von Wolframhaltigem Schrott. Deshalb sollen alle Maschinen und Etahlteile mit Wolframlegierung, die gegenwärtig nicht unbedingt gebraucht würden, als Schrott zur Verfügung gestellt werden. ^
Aus Brasilien in Lissabon eingetrofsen. Am Samstag traf der portugiesische Dampfer „Scrpa Pinto" mit 84 Deutschen, 76Jta- »enern und 6 Rumänen aus Brasilien in Lissabon ein. Zum ampfang waren u. a. erschienen der deutsche Gesandte in Lissabon von Hoyningen-Hüne und Legationsrat Freytag vom Auswärtigen Amt sowie Vertreter der befreundeten Mächte.
Kerne Verteuerung in Kanada. Wie Deuter aus Ottawa meinet, mußte der kanadische Munitionsminister E. D. Howe vor oem Unterhaus bekanntgeben, daß es im kommenden Winter weder in Fabrikgebäuden noch sonstwo in Kanada OelheizuNg Men werde.
Märchen vom Nüstungsarsenal Indien. Der Leiter der von Noosevelt nach Indien entsandten technischen Mission, Henry wrady vom Washingtoner State Departement, hat in einer Er- tarung gegenüber dem Reuterschen Nachrichtenbüro erklärt, daß re indische Kriegsproduktion zwar einen ganz netten Umfang "genommen habe, jedoch noch weit davon entfernt sei, mit ihrer Produktion das Arsenal des mittleren und nahen Ostens zu "den. Man werde weiterhin genötigt sein, aus den Vereinigen Staaten in steigendem Maße Materialien zur Verfügung zu gellen, um die Produktion in ausreichendem Umfang erhalten o» können.
Neuer Gauleiter in Weser-Ems
DNV Berlin, 26. Mai. Die Nationalsozialistische Parteikorrespondenz meldet:
Der Führer hat an Stelle des verstorbenen Gauleiters und Reichsstatthalters Röver den stellvertretenden Gauleiter Paul Wegener zum Gauleiter des Gaues Weser-Ems der NSDAP, uyd zum Reichsstatthalter in Oldenburg und Bremen ernannt.
Wegener war bisher stellvertretender Gauleiter im Gau Mark Brandenburg und seit der Besetzung von Norwegen als Vertreter des Reichskommissars für die besetzten norwegischen Gebiete in Oslo tätig. Parteigenosse Wegener hat in den Reihen der Waffen-^ am Kriege teilgenommen und wurde mit dem EK. ll ausgezeichnet.
Eva Chamberlain-Wagner gestorben. In der Nacht zum Dienstag ist in Bayreuth Eva Chamberlain-Wagner im Alter von 78 Jahren gestorben. Sie war die Tochter Richard Wagners aus seiner Ehe mit Cosima Wagner und die Witwe des „Sehers des Dritten Reiches" Houston Stewart Chamberlain.
Sowjets kontrollieren iranische Polizei. Nach den letzten Berichten aus Teheran haben die Sowjets die Kontrolle über die iranische Polizei völlig an sich gerissen. In der Polizeiverwaltung sitzen sowjetische Kontrollbeamte. In den von den Sowjets besetzten Landesteilen sind allen iranischen Eendarmeriestationen sowjetische Kontingente zwecks Unterstützung beigegeben worden. Diese Position verschafft den Sowjets nunmehr die Möglichkeit, die altbewährten EPU.-Msthoden zur Entfernung mißliebiger Elemente fallen zu lassen und sozusagen auf legalem Wege zum Ziele zu gelangen.
Seelische Rüstung der Heimat
> Von Professor Hanns Schmiedel.
Wenn die Heimat im Banne der Front steht, so lebt ebenso stark die Front von den seelischen und geistigen Kraftquellen der Heimat. Die Menschen draußen und drinnen bilden ja ein Ganzes: das deutsche Volk. Das Geschehen an den Fronten schlägt über die Wochenschauen den eisernen Bogeni zu denen daheim, die auch in diesen bruchstückartigen Aus-! schnitten sämtlicher Kriegsschauplätze die Wucht und Ausdehnung unseres Ringens begreifen und mittragen lernen.! Die einzelne Heldentat, in der deutscher Mannesmut sich selber übertrifft, reißt im P. K.-Bericht zu schrankenloser Bewunderung hin und stärkt unsere Charaktere zu stählernem Durchhalten. In den Erläuterungen zur Weyrmachtsmeldung erkennen wir Sinn und weitgesteckte Pläne, die der Rettung, europäischer Kultur gelten. Die Austragung dieser Gedankew ist ein Hauptstück geistiger Heimatschlacht. Unsichtbar und doch zukunftswichtig werden die Grundlagen großer geschichtlicher Wirklichkeiten geschaffen: die wehrhafte Heimatseele ringt um die Erfüllung dieses Zieles.
Der Kampfwille der Heimat begegnet uns besonders stark und überzeugend in dem unermüdlichen Fleiß der Rüstungsindustrie. Neben dem alten treuen Werkmannsgeist bewährt sich junges, glühendes Menschentum, die Studentin, die Angestellte, die Gestalten der Kontore und Laboratorien. Auch hier müssen Tapferkeit des Herzens und Härte des Dienens das Wesentliche tun, wo schwere Umstellungen und Verzichte auf gewohnte Daseinsfreuden letzte Tugend herausforoern. Die immer mehr angespannte Umkehr vom privaten zum völkischen Wehrwirtschaftsdenken wirkt revolutionierend auf. die Betroffenen. Ihr Herzens- und Verstandeskampf gleicht einem dauernden Gefecht mit der Schwerkraft der Gewohnheit. Heimat und Front wachsen über sich hinaus. Widerstände -brechen, aus strengen Gesetzen verjüngt emporsteigen, mit der Front wetteifern im Wollen und Wirken, das ist alles in allem täglicher Kampf aufreibender zäher Selbstopferung.
Der deutsche Acker ist im erhöhten Sinne ein Schlachtfeld der Lebenssicherunq der Nation. Was auf ihm die Bäuerin, die Magd, das Kind sogar leisten, geht ein in den Ruhm-deutscher Bewährung. Die Stadt sendet in diesen friedlichen Streit, der dennoch blutig ernst ist, ihre freiwilligen Helfer, durch Eifer ersetzend, was ihm an Uebung anfangs zu mangeln scheint. Die Volksbrücken vom Städter zum Landmann sind unverlierbare Gewinne im Kriegsgeschehen der inneren Front. Was die Jungstädterin im Erntekindergarten und in der NSV.-Jugendbetreuung kut, das wird der Heimkehrende einmal dankbar erkennen. Der Totalsieg der wahren Volks- geschlossenheit ist wahrlich ein kostbarer Kampfpreis. Bei all dem geht der Kleinkrieg dex Volksernährung mit beschränktem Küchenzettel nebenher. Die deutsche Hausfrau läßt sich nicht beirren, bezwingt jede neue Lage mit den unversiegenden Quellen ihrer Lebensbejahung.
Das schönste Zeugnis der Zusammengehörigkeit ist die oft rührende Nachbarschaftshilfe. Diesem tätigen Eingreifen ist ein Gutteil der seelischen Rüstung der Heimat zu danken. Kein feindlicher Fliegerüberfall und kein noch so dunkles Geschick vermag diese Kampfkraft deuscher Frauenhilfe zu lähmen. Sind das gemessen am Frontwerk nur Scharmützel und Kleingefechte, so ergibt doch das Endergebnis dieser tausendfältigen aktiven Hingabe das Bild bewundernswerter Tapferkeit. In der Liebestat des Roten Kreuzes wird diese Frauenpflicht am sichtbarsten, hier teilt die Gefährtin des Mannes sogar das Schlachtfeld und alles Grausame Geschehen in unausweichlicher Nähe. Die deutsche Lazarettbetreuung fließt aus charakterlichen Grundkräften, die denen der Front wesensverwandt find.
Die Jugend stellt ihre Herzen als Beitrag bereit. Ihre befcheidenden Liebesdienste bezwingen rauhe und doch so heimathungriae Soldatenherzen. Die große deutsche Familie feiert gemeinsam diese Triumphe. Der Stolz vom Schicksal gezeichneter Frauen, Mütter, Bräute und Töchter trocknet Tränen, lindert persönliches Leid, reißt empor zu heldischer Haltung und macht uns der Ahnen würdig. Welch ein edler Wettstreit zwischen dem liebenden letzten Gedenken des Sterbenden an der Front und dem wehmütig herrlichen Segen der Mutter, die ihn dem Volk einst schenkte!
Die Herzen weiten sich. Alle haben dasselbe Schicksal. Menschsein ist alles. Familien rücken enger zusammen. Die Hausgemeinschaft reift zu Schutz und Trutz. Im Luftschutz dienen alle allen. Die Jugend hat mit dem Altmaterialsammeln offene Türen gefunden. Rücksichten und bessere Einfühlungen ins Lebensgemeinsame gedeihen im Beruf, im Verkehr, bei den Behörden, auf der Straße, überall. Kleiner Alltagsärger verflüchtigt sich vor der witzigen Klugheit humorvoller Ueberlegenheit, Krisen legen sich in vereintem Angriff. Der neue Tag findet uns gerüsteter, als der alte uns entließ. Das Schicksal glättet sein dusteres Antlitz, der Mutige entwirrt das drohende Gespinst, das gestern noch zu ersticken versuchte, was frei und tapfer gewagt wurde. Hellwacher Kampfgeist bei einfacher, zum Teil spartanischer Lebensweise und trutziger
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Entfaltung aller deutschen kulturellen Werkfrische sind Bürgen des Endsieges.
Wenn „Der große König" uns im Film bezaubert und emporreißt, dann sind wir gewillt, eine neue geschichtliche Großtat seinem Werk zur Seite zu stellen. Bauernzähigkeit, Arbeitertrutz, Seefahrermut, Schollenkraft und Schwertweihe stehen als große Wahrzeichen über allen Deutschen in diesen Schicksalsja'hrcn der Weltgeschichte.
Soldat hinterm Pflug
Von Unteroffizier Werner Schulze
„Genesungsurlaub, Mutter!"
Der junge 'Soldat freut sich über den freudigen Schreck der Mutter, die am Fenster sitzt uno Kartoffeln schält, plötzlich aufspringt und ihm wie ein junges Mädel entgegeneilt. Sie glaubte ihn noch im Lazarett, erwartete ihn noch nicht, und fragt und berichtet nach der ersten Begrüßung in aufgeregtem Durcheinan« der. Er hat Hunger! Ist ihr erster, ruhiger Gedanke; dann kan« es also mit der Verwundung nicht mehr so schlimm sein, und eilends stellt sie den Kaffee auf den Tisch. Dabei kommen sie ins ein geruhsames Erzählen. j
Raffelnd fährt da der Wagen mit dem Vater und den Brüderq auf den Hof, halbwüchsigen Jungen, die jetzt die Arbeit voq Erwachsenen leisten. Bis sie ausgespannt und abgeladen Habens muß sich der Urlauber mit einem flüchtigen Händedruck begnüge«.
Nach dem Abendessen geht's noch einmal ans Erzählen. Langd sitzen die Männer um den großen Tisch in der Wohnküche, llnds immer wieder in ihrem Gespräch die Worte: Arbeit und Dienst! und Kampf, harte, schwere Vauernarbeit und ernster, strenger Waffendienst. Als sich der Urlauber im Bett ausstreckt, spürt ei die Anstrengung der langen Reise vom Lazarett an der Grenz« des Reiches in sein Heimatdorf in allen Gliedern, Urlaub. -« Erst mal wieder ausruhen.
Als sich am nächsten Morgen die Brüder leise, um ihren Soldaten nicht zu wecken, aus dem Zimmer schleichen wollen, wird der Urlauber munter. Mit einem Satz ist er aus dem Bett und im Nu angezogen. „Kinderspiel für einen alten Landser", sagt er lachend und sitzt noch vor den Brüdern am Kaffeetisch.
Der Bauer bespricht mit seinen Söhnen die Arbeitseinteilung, behält sich selbst die beiden Braunen vor den Plug vor, unk hinterm Dorf die Brache umzubrechen. „Und ich?" fragt der Urlauber dazwischen.
Du wolltest dich doch erst mal ausruhen", ist die Antwort.
Natürlich wollte er das, hat es wohl auch nötig. Aber jetzt sehnt er sich danach, mal wieder einen Pflugsterz in die Hand zu nehmen. Der Wunsch ist übermächtig, und schließlich gibt der Bauer nach.
Als der junge Soldat auf den Acker hinausfährt, liegt noch der Morgennebel über der Flur. Der Pflug springt und zittert auf dem festen Wagenboden, der talauf und talab des ausgefahrenen Feldweges in harten, klirrenden Stößen auf Stahl uni» Eisen weiterleitet. Merkwürdig, denkt der Junge in der Schoßkelle, das dröhnt und rumpelt, grollt und donnert wie mein Geschütz hinter Protze und Sechsergespann.
Ehe er den Pflug dicht neben dem Grenzstein in die Erd« setzt, prüft er noch einmal die Schärfe der Schar, in deren! silberglänzender Fläche er sich spiegeln könnte. Ein Ruck, uni» die Sterze stehen aufrecht. Die Pferde ziehen an. Schwer drückt das Körpergewicht auf den Pflug. Die erste Furche gräbt fiH in den Acker. Stunde um Stunde vergeht im Auf und Ab. Stolz steht der Junge, daß er noch pflügen kann wie einst im Frieden. Schnurgerade ziehen sich die Furchen hin.
Als der Wagen in der Fütterzeit wieder heimwärts rappelt sitzt ein müder Mann auf dem Strohsack der Schoßkelle. Verständnisvoll läßt er die beiden Braunen im Trott dahintappen.
Wie kam es eigentlich, daß ich zum Ackern aufs Feld fuhr, statt mich daheim auszuruhen, wie ich's mir vornahm, denkt der Soldat. Der Urlaub begann ganz anders, als ich ihn mir noch vor wenigen Tagen ausmalte. Da sitze ich nun müde in meiner Schoßkeile und freue mich, daß ich eine gerade Furche gezogen habe. Und in drei Wochen bin ich wieder bei der Truppe, habej vergessen, was heute und vor dem Kriege war, und bin Soldat, nichts als Soldat. Merkwürdig, daß man beides zugleich und' ganz und ausschließlich sein kann, — Bauer und Soldat.
Gleichnisse des Ungleichen.
„Ich bilde mich selbst", sagte die Eule, schob die Brill« zurecht und las in dem Buche weiter, das sie selbst geschrieben hatte. „Ich aber", sagte der Esel, „lasse mich bilden", uni er fraß seine Disteln weiter.
„Ich will die Harmonie", sagte der Mensch zum Künstler, „sie ist mir Zweck. Nur aus der Harmonie entstehen die Schönheiten des Lebens." — ,^Jch will die Disharmonie", sagte de, Künstler zum Menschen, „sie ist mir Mittel. Nur aus de» Disharmonie entstehen die Schönheiten der Kunst."
„Ich bin schöner als du", sagte das Spiegelbild zum Vogel, „ich bin ein Bild und eine tiefere Natur als du. Ich bin dar Spiegelbild deines Lebens." — „Du scheinst zu sein", sagt« der Vogel, „aber du bist nicht ohne mich. Wenn ich fortfliege, bist du gar nicht da. Du schnäbelst, aber du singst nicht. Du bist nur ein Spiegelbild meines Lebens."
„Ich warte", sagte der Fisch und hing regungslos in, grünen Wasser des Glases. „Ich warte auf das, was kommen muß. Vielleicht füttert man mich, vielleicht tötet man mich zum Mittag. Keiner entschwimmt sich. Ich veredle meinen Zustand durch Geduld. Ich bin der wartende Fisch. Es ist meine große Weisheit, nichts anderes zu sein. Man frißt, oder man wird gefressen."
„Ich bin", sagte der Dichter, „eines jener Wesen, die halb Eule, halb Esel, halb Mensch, halb Künstler, halb Vogel, halb Spiegelbild, halb Fisch, halb Fischesser, nicht in sich, aber doch in allem sind. Ich weiß um das Gleichnis, deshalb gleiche icy nicht. Ich vergleiche und bin hüben wie drüben. Ich spreche — und die Bilder wachen auf, ich singe — und die Marche» werden wahr, ich lebe — weil die Wunder nicht sterben können."
Die Pistole kuriert.
Der Sohn Maria Stuarts, König Jakob der Erste, war ein starker Esser. Das zeigte er besonders dann, wenn ihm ein neues wohlschmeckendes Gericht vorgesetzt wurde. Diese Freude verschaffte ihm eines Tages der Koch, mit dem unerfreulichen Erfolge jedoch, daß sich der schlemmerhafte Herrscher gehörig den Magen verdarb. Alle Abführmittel versagten. Ratlos umstanden die Leibärzte den Kranken, der sich auf seinem Stuhle krümmte. Da rettete einer der gelehrten Herren, der das Hasenherz der Majestät kannte, auf eigenartige Weist das bedrohte Leben: Er feuerte einen Pistolenschuß ab! Der plötzliche Knall hatte durchschlagende Wirkung, ünd Jakob der Erste zahlte gern den Preis — ein neues <zutter für d» königliche Hose!