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Schwarzwälder Tageszeitung

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Mit 76 Jahren wieder zur Arbeit

Da ist in Probstzella ein 76jähriger Arbeiter, der im Schiefer- brück, tätig war; er hatte Picke und Schaufel längst niedergelegt, «ls aber der Krieg ansbrach und wehrwichtige Bauten errichtet werden muhten, war auch dieser 76fiihrige Arbeitskamerad, ohm das, man ihn aufforderte, zur Stelle, nachdem er seine Jungen Nr die Front verabschiedet hatte. Heute trägt er stolz das Krieasverdienstkreuz.

In Leipzig ist ein 71jähriger Bauarbeiter zeit seines Lebens tm Kanalisationsbau beschäftigt gewesen. Es ist bekannt, daß aerade diese Arbeit nicht leicht ist; aber weiterhin ist auch be- krnnt daß die in der Kriegswirtschaft arbeitende Bevölkerung schweren Erkrankungen ausgesetzt gewesen wäre, wenn di« Kanalisationsarbeiten nicht genau so gewissenhaft durchgeführt würden wie in Friedenszeiten. Das sagte sich der 71jährig< Kanalisationsarbeiter und ist heute noch den jüngeren Arbeits­kameraden stets ein Vorbild. Er bezieht bereits die Invaliden­rente und hätte es auf Grund seines hohen Alters wirklich nicht nötig noch die schwere Arbeit zu verrichten, aber er sagt nt seinem unverwüstlichen Humor:Wichtig ist, daß wir den Krieg gewinnen. Und dabei muß ich genau so mithelsen wie ihrAn­fänger"-"

Mehr leiste«! ist ihre Parole

Beispielhaft ist auch der Einsatz eines Schlossers i« eine« Neichsbahnausbesserungswerk in Süddeutschland. Cr hat da« 88. Lebensjahr bald erreicht und arbeitet trotzdem in der Wocht noch Stunden. Außerdem hat der Schlosser noch einen recht weiten Anmarschweg; obgleich er dadurch täglich mehr alt 15 Stunden unterwegs ist, tut er abends noch seine Pflicht als Amtswalter der Partei.

In Pommern wurde einem Arbeitskameraden, der SO Jahr, bereits im selben Betrieb tätig war, von seinem Betriebsführe, eine andere, und zwar leichtere Arbeit zugewiesen. Wenig, Tage darauf erklärte der Mann seinem Betriebsführer, daß dit Rücksicht auf sein Alter zu weit gehe. Wenn er auch nicht di, ganz schwere Arbeit mehr leisten könne, so wäre er doch im­stande, mehr zu tun als beispielsweise viele der im Betrieb ein­gesetzten Frauen. Der Betriebsführer wies dem treuen Arbeit» kameraden daraufhin eine schwierigere Arbeit zu, und wenig, Wochen darauf füllte der alte Mann mit zwei ganz junge, Arbeitskräften einen Posten aus, der im Frieden drei voll­wertige Arbeitskräfte beansprucht hatte.

Pflichtgetreu trotz aller Schicksalsschläge

Ein Schlosser in einem Rüstungsbetrieb der Bayerischen Ost, mark hat ebenfalls schon 50 Jahre pflichttreuer Tätigkeit hiutei sich. Er hat den ganzen Krieg 1914/18 an der Front mitgemachi und trägt das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse. Heute arbeitet e, trotz seines hohen Alters er ist über 70 Jahre alt als Spezialist für einen bestimmten Zweig dieses Rüstungsbetriebes Jetzt im Kriege hat er im Zuge des betrieblichen Vorschlag- wescns neue kleine Werkzeuge konstruiert und andere Vev L'sssrungsvorschlägc eingebracht, die eine erhebliche Leistungs­steigerung zur Folge hatten. Der Arbeitskamerad begnügt fick also nicht mit der Pflichterfüllung an seinem Arbeitsplatz, so» dern denkt noch weiter, und zwar an die Eesamtleitung des Betriebes zugunsten unserer kämpfenden Truppen.

Ein anderer Arbeitskamerad im gleichen Betrieb ist Schwer, kriegsbeschädigter (1914/18). Obwohl ihm beide Beine fehleq versieht er einen wichtigen Posten im Betrieb. Dieser Arbeit» kamerad hätte es gleichfalls nicht mehr nötig, zu arbeiten, den, feine Rente und sein Einkommen reichen für seinen Leben» unterhalt aus. Seitdem aber nach der Machtübernahme dr, deutsche Wirtschaft in zunehmendem Maße Arbeitskräfte be­nötigt, fährt der Kriegsversehrte täglich in seinem Rollstuhl wie­der in den Betrieb, in dem er schon einmal vor 1914 als Fei« Mechaniker tätig gewesen ist. Er arbeitet 12 Stunden kraucht morgens und abends fast eine Stunde für den An- unl Abmarsch.

Ein Architekt, der sein Motorrad mit dem Fahrrad vertausch« hatte und in einem Rüstungsbetrieb notwendige Bauarbeiter, leiten mußte, erlitt auf seinem Wege zum Betrieb durch Sturz vom Fahrrad einen schweren Bruch des linken Oberarms. D« feine Arbeit keinerlei Aufschub duldete, hat dieser Arbeit» h>merad sich mit dem gebrochenen Arm auf das Fahrrad ge­fetzt, im Betrieb einen Notverband anlegen lassen, die wich­tigsten Tagesarbeiten zu Ende geführt und sich dann erst ii ärztlicher Behandlung richtig schienen lassen. Sofort vom Arzt begab er sich wieder in das Werk und Hai trotz seines Arm- kruches nicht einen einzigen Tag versäumt.

Verkehrshindernisse gibt es nicht

Auch die Heimat hatte an verschiedenen Stellen während des harten Winters sehr beachtliche Schwierigkeiten zu überwinden. So wird von einer 50jährigen Arbeitskameradin aus Ober­bayern berichtet, daß sie ihren Betrieb nicht erreichen konnte, da durch die Schneeverwehungen der Omnibusverkehr eingestellt werden mußte. Diese Arbeitskameradin hat bei hohem Schnee eine Stunde Wegs zum nächst erreichbaren Bahnhof zurllck- zelegt, um auf Umwegen in zweimal zweieinhalb Stunden Bahnfahrt den Betrieb, in dem sie arbeitete, dennoch zu er­reichen. Nachts ist sie dann um 2.30 Uhr zu Haus gewesen, stand ,m 4.30 Uhr wieder auf, um rechtzeitig wieder an ihren Ar­beitsplatz zu kommen. Das hat diese 80jährige Arbeitskameradin nne Woche durchaehalten. in der Hoffnung, daß die Schnee» türme Nachlassen würden. Da aber ihre Hoffnung sich nicht er- mllte, ließ sie ihre Wohnung im Heimatort von einer Nach­barin betreuen und wohnte dann drei Wochen lang in einem Nädchenheim des Betriebes.

Was Churchill nicht begreift

Nicht ganz absichtslos haben wir aus einer sehr großen Zahl oon Beispielen gerade diejenigen ausgewählt, die von einer hohen Leistung betagter Arbsttskameraden sprechen. 2n Eng­land setzten die Plutokraten ihre ganze Hoffnung auf den deut­schen Arbeiter, der angeblich durch die Jahre des wirtschaftlichen Zusammenbruchs, der Arbeitslosigkeit körperlich und seelisch zer­rüttet und dann durch die harten Anforderungen nach der Macht­übernahme überanstrengt sei Zweiundeinhalb Jahre Krieg haben wir nun hinter uns, und die Leistung des deutschen Ar­beiters ist nicht abgesunken, sondern eher noch gestiegen. Der Plutokrat Churchill, der mit diesem Argument des Leistungs­abfalls des deutschen Schaffenden besonders gern arbeitete, konnte seiner ganzen Veranlagung nach nicht wissen, daß der Leistungswille des deutschen Arbeiters nicht mehr allein nur eine Verdienstangelegenheit ist, sondern vielmehr noch die Be­kundung einer sehr ausgeprägten Ehrauffassung.

Hasso von Vredow.

Dr. Ley in Karlsruhe

Berlin, 19. Mai. Vor mehreren tausend Betriebsführern, Be­triebsobmännern und betrieblichen Unterführern sowie Politi­schen Leitern sprach Reichsorganisationsleiter Dr. Ley am Dienstag auf einem großen Schulungsappell in Karlsruhe. Das Vertrauen des deutschen Volkes in seine Führung sei im Kriege, soweit überhaupt noch möglich, gewachsen. Reichsleiter Dr. Ley erklärte ferner, es wird sich nicht wieder wie im ersten Welt­krieg ereignen, daß es den deutschen Soldaten jemals an Mu­nition mangele. Er forderte die Schaffenden in der Rüstungs­wirtschaft auf, weiter wie bisher Waffen und Munition herzu­stellen und in der Leistung nicht nachzulassen. Das deutsche Volk kämpfe um Raum und Brot, um die Erhaltung seiner Raffe und die Sicherung seiner Zukunft.

Eauobmann Dr. Roth der DAF. erklärte, daß Pflichterfül­lung und Leistung die beste Kameradschaft gegenüber den Sol­daten an der Front sei.

Rosenberg im Ostland

DRV Riga, 19. Mai. Während der ersten Besichtigung im Reichskommissariat Ostland durch den Reichsminister für die be­setzten Ostgebiete, Reichsleiter Alfred Rosenberg, sowie sei­nen ständigen Vertreter Gauleiter Dr. Meyer und Reichskom- missar Lohse wurde dem Minister von einer großen Anzahl von Abordnungen und Bevollmächtigten, wie es ukrainische und andere Abordnungen in der Reichshauptstadt schon getan hatten, der Dank für die Befreiung von der bolschewistischen Barbarei übermittelt. In den Ortschaften überbrachten die Bürgermeister und Kreisältesten den Dank an den Führer und die deutsche Wehrmacht. Alle Ortschaften prangten im Schmuck der Haken­kreuzfahnen. Die Kundgebungen im Ostland gaben die Dank­barkeit über die Befreiung von der Not des bolschewistischen Terrors zum Ausdruck.

Auf dieser ersten Dienstbesichtigung im Reichskommissarial Ostland weilte der Reichsminister für die besetzten Ostgebiete, Reichsleiter Alfred Rosenberg, auch in Reval. Aus Anlaß de- Besuches hatte Reval reichen Fläggenschmuck angelegt.

Die höhere Schule im Kriege

DRV Bayreuth, 19. Mai. In der Reichsschule des NSLB. ir Donndorf bei Bayreuth fand eine Arbeitstagung der Eaufach- schaftsleiter 2 (höhere Schulen) statt. Die Arbeitstagung nahn

besonders Stellung zu. der Frage der Oberschule für Mädche, hinsichtlich ihrer Stellung zu der Frage der Spaltung in di, hauswirtschaftliche und sprachliche Form. Bei Erörterung d-- vielumstrittenen Problems der Fremdsprachen kam ma» zu dem Ergebnis, daß die derzeitige Sprachfolge der Oberschub Englisch-Latein auch nach dem Kriege zweckmäßig beibe halten würde. Ein Vertreter der Wehrmacht legte die Fords rung dar, die die Wehrmacht an die höheren Schulen zu siel Ilen bar.

Kleine Nachrichten aus aller Wett

17 000 Mädel für den Einsatz auf dem Lande erfaßt. Mit üb«

500 Mädeln der Hitler-Jugend aus den 7. Klassen der höhere» Schulen Berlins verließ der erste Sonderzug in Richtung Dan-> zig-Westpreußen die Reichshauptstadt. Gleichzeitig hat auch t» den übrigen Gauen des Reiches der Mädeleinsatz im Rahme» der Sicherung der Ernährung des deutschen Volkes begönne«. Insgesamt werden 17 000 Mädel erfaßt. Im allgemeinen kom­men die Mädel in der Nähe ihres Wohnortes zum Einsatz, mn die Großstädte und dicht bevölkerten Bezirke geben Kontingent« zur Verwendung in anderen ländlichen Gauen ab.

Dr. Ley i» Frankfurt a. M. Dr. Ley sprach vor Tausende» oon Vetriebsführern, Betriebsobmännern und betriebliche» Unterführern der Rüstungswirtschaft. Dr. Ley betonte die Härte des Kampfes der deutschen Soldaten in diesem Winter, in de» der deutsche Soldat nie versagte. An der Heimat liege es, der kämpfenden Truppe weiterhin die besten Waffen und die best« Ausrüstung zu geben. Dr. Ley erkannte dabei den opferbereite» Einsatz der Frauen im großdeutschen Freiheitskampf an.

Reiihsjugendsuhrer Axmann vor der niedersächsischen Jugend, Mit einer großen Kundgebung in Vraunschweig haben di« Frühjahrsappelle der Hitler-Jugend im Gebiet Niedersachse» ihren Abschluß gefunden. Reichsjugendführer Artur Axmann und Gauleiter Lauterbacher sprachen zu rund 20 000 Jungen und Mädeln. Der Reichsjugendführer appellierte an die Jugend, durch ihre Taten in der Heimat mit den Leistungen unserer Frontsoldaten Schritt zu halten. Durch ihren Kriegseinsatz muss« sich die Hitler-Jugend des Zeitalters unter Adolf Hitler würdig erweisen.

Sondertrcuhiinder für das Gaststätten- und BeherberguuKs- gcwerbe. Der Reichsarbeitsminister hat auf Grund des Gesetze» zur Ordnung der nationalen Arbeit den Reichstreuhänder d« Arbeit für das Wirtschaftsgebiet Thüringen, Dr. Wiesel, zu» Sondertreuhänder für das Gaststätten- und Beherbergungsge­werbe bestellt. Der neue Sondertreuhänder hat die Aufgabe^ unter Zuziehung eines Sachverständigungsausschuffes nachza» prüfen, inwieweit eine einheitliche Regelung der Arbeitsbe­dingungen für die Gefolgschaftsmitglieder im Gaststätten- und Veherbergungsgewerbe möglich ist.

200 Todesopfer des Erdbebens iu Ecuador. Nach Wiederher­stellung der Fernsprechverbindungen mit Ecuador liegen nun­mehr auch Nachrichten über den Umfang der durch das Erd­beben angerichteten Schäden in der Provinz Esmeralda im Norden des Landes vor. Die Gesamtzahl der Todesopfer erhöht» sich durch neue Meldung auf rund 200.

Gewalttätiger Schwarzschlächter hiugerichtet. Am 19. Mai ist der in Schilsdorf geborene Christian Schlüter aus-Kiel, Boniw- straße hiugerichtet worden, den das Sondergericht in Kiel zu» Tode verurteilt hat. Schlüter war am 13. Mai wegen Schwarz» schlachtens zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden. Als da» Urteil verkündet wurde, hat er auf den Staatsanwalt und di« Richter mehrere Schüsse abgegeben.

Rücktransport der Neuseeländer. Nach einem Bericht des Lon­donerDaily Sketch" war es nicht möglich, dem Wunsch de» neuseeländischen Regierung auf Rücktransport der neuseelä» dischen Truppen aus Nordafrika und Europa zu entsprechen, da kein Schiffsraum vorhanden ist. Die neuseeländische Regierung wurde deshalb zu einer Erklärung veranlaßt, wonach sie trotz der drohenden Gefahr auf den Heimtransport dieser Truppen verzichtet.

Admiral Oldrkop gestorben. Nach mehrjähriger schwer« Krankheit ist Admiral a. D. Iwan Oldekop im Alter von 64 Jah­ren gestorben. Admiral Oldekop, der als damaliger Stabschef des Admirals von Reuter die Ehre der deutschen Flotte i» Scapa Flow nach Beendigung des Weltkrieges retten half und an den Vorbereitungen zur Versenkung der deutschen Schiff« beteiligt war, ist gebürtiger Schleswig-Holsteiner. Nach de« Weltkriege war Admiral Oldekop von 1927 bis 1932 Flottench«f der deutschen Flotte.

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Urheber-Rechlsichuk: Drei Quellen-Verlag» königsbrück (Be, Dresden:

War's ein Zufall, daß ihm da eine alte Melodie in den Hornruf kam und über die sonnigen Wiesen klang?

Postillon, fahr' uns ins Glück,

Noch sind wir ja so jung.

Später bleibt doch nur zurück Die Erinnerung."

Neunmal schlug die Kirchturmuhr vo.n Fuchsenberg.

Da fuhr Leopold, der Postillon, im gelben Wagen Renate Förster durch das Stadttor in die alten verwinkel­ten Gassen des Studentenstädtchens.

Neugierig sah das Mädel aus dem kleinen, blanken Fenster.

Ganz langsam ließ Leopold die Pferde gehen, und so hatte Renate Muße, alles zu betrachten.

Die spitzgiebeligen Häuschen lehnten sich aneinander, als wollten sie sich stützen, hinter den grüngestrichenen Gartenzäunen blühte der Flieder und bildete über den höl­zernen Bänken vor der Tür ein schimmerndes Dach.

Hier und dort hing ein geschmiedetes Wirtsschild überm Tor, und in roter Weste und schwarzem Käppchen sah der Wirt prüfend nach dem Wetter und nach frühen Gästen.

Als man auf den Marktplatz bog, stieß Leopold so freu­dig ins Horn, daß die buntbemützten Studenten, die da um .den Brunnen standen und sich überlegten, was wohl besser sei: pflichtgetreu und ernsthaft in die Vorlesung zu gehen oder pflichtvergessen und fröhlich durch den Frühling zu ziehen, aus ihrer lebhaften Unterhaltung aufgeschreckt wurden.

Da läßt sich einer sein Mädel als Postpaket nach­schicken!" meinte der dicke Florian, dem man nicht zu Un-

recht den Beinamender Ewige" gegeben hatte, weil er nun schon endlos lange studierte, ohne an ein Examen zu denken. Jedes Kind kannte den drolligen Kleinen mit dem Bäuchlein, und wo er auftauchte, waren Lachen und Über­mut an der Reihe.

Auch jetzt hatte er wieder einen Einfall:Wollen wir mal nach der Adresse sehen?" fragte er und stürnste dem Wagen hinterdrein. Die anderen folgten und im Nu hatten sie das Gefährt umringt.

Vergnügt hielt Leopold die Pferde an. Er kannte die Studenten, und geändert hatte sich in den letzten zwanzig Jahren hier nichts.

Renate aber sah ängstlich auf die lachenden Gesichter unter buntem Mützentuch.

Auf einen Ruf flogen die Kappen vom braunen, blonden und schwarzen Haar an die Brust.

Florian aber öffnete den Schlag und hielt eine feierliche Begrüßungsrede:

Schönes, unbekanntes Fräulein! Die Ihr mit dem Frühling in unser altes Städtchen kommt, habt weder Angst noch Schrecken. Wir sind die schönsten Männer dieses Ortes und legen Euch unsere glühenden Herzen zu Füßen. ... Ihr steht fortan in dieser Stadt unter meinem Schutz und dem meiner Freunde. Ich bin der Florian ... und wenn's wo fehlt, dann schickt nur nach mir, ich will's schon in Ordnung bringen! Wir geben Euch das festliche Geleit ... Wohin, du Postillon, geht deine Fahrt?"

Nach dem Gasthof >Zum Rautenkranz'!" antwortete Renate rasch, ehe Leopold etwas sagen konnte, und da saß Florian auch schon neben ihr !m Wagen, der Tritt klappte hoch und die Tur schlug zu.

Die anderen buntbemützten Gesellen aber führten die Schimmel und umringten so lärmend die Postkutsche, daß sich hier und da ein Fenster im Hause öffnete und ein neugieriges Menschengesicht dem sonderbaren Einzug zusah.

Renate wußte nicht recht, ob sie lachen oder böse sein sollte. Da aber der gute Florian so strahlend neben ihr saß und kein häßlicher Spott hinter dem ganzen Schauspiel stand, sondern nur der Übermut frühlingsfroher Jugend, so lächelte

sie ihren rundlichen Beschützer mit großen Augen an, daß der gute Florian vor Glück einen mohnroten Kopf bekam.

Weit war der Weg nicht zumRautenkranz", und der Wirt stand schon unter der Tür, weil er den Zug kommen hörte. Es war wirklich nicht das erstemal, daß die Fuchsen- berger Studenten ein hübsches Mädel im Triumph durch die Straßen fuhren. Und ihm sollte es schon recht sein.

Vor dem Tor unter dem kupfernen Wirtshausschild hatten die Studenten Spalier gebildet. Wieder flogen die Mützen herunter, wieder huldigten Fuchsenbergs buntbemützte Burschen Renates Jugend. Dann zogen sie mit dem dicken Florian an der Spitze davon.

Das Problem, über das sie sich am Brunnen vor dem Rathause die Köpfe zerbrochen hatten, war nun endgültig gelöst: Man schwänzte also die Vorlesung und wanderte durch den Frühling.

Ein niedliches Zimmerchen mit bunten Tapeten, Hellen Möbeln und lichten Gardinen, die von rosaroten Schleifen am Fensterrahmen gehalten wurden, sollte Renates Heim in Fuchsenberg lein. Mit rührender Besorgnis hatte der alte Leopold für das Töchterlein seines Jugendfreundes mit dem Wirt vomRautenkranz" verhandelt und alles ins Rechte gebracht. So kam es, daß Renate das schönste Zimmer im ersten Stockwerk erhielt, dessen zwei Fenster in das Frühlings­blühen des Gartens schauten und. über die Bäume fort zum Burgberg sahen, auf dem im Sonnenlicht die Ruinen der einstigen Feste Fuchsenburg staäden.

Um die Mittagsstunde sagte Leopold der blonden Renate Lebewohl.

Man braucht mich nun daheim", so meinte er.Wenn ich Zeit habe, bin ich bald wieder einmal zu Besuch hier. Aber Sie müssen auch mal zu mir kommen."

Da sagte Renate zu, schüttelte dem prächtigen Alten dank­bar die Hand und winkte ihm vom Torweg mit ihrem Tüch- lein nach, als sein gelber Wagen durch die Gasse davon­rumpelte.

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