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Der italienische Wehrmachtsbericht
Neuer Angriff auf Malta — Sechs feindliche Flugzeuge abgeschossen
DNB. Rom. 6. Nov. Der italienische Wehrmachtsbericht vom Donnerstag hat folgenden Wortlaut:
Bomberverbände der italienischen Luftwaffe griffen in der vergangenen Nacht den Flottenstützpunkt von La Valetta und die Flugplätze von LaVcnezia und Micabba (Malta) un. Die Ziele wurden wirksam getroffen und es entstanden "Mithin sichtbare Brände.
Im Verlause eines Luftangriffes aus die Wohnviertel von Augusta (Sizilien), der vier Tote und fünf Verwundete unter der Zivilbevölkerung zur Folge hatte, wurde von der Boden- adwehr ein Flugzeug abgeschoffen. In der C y r e n a i k a wurden drei britische Flugzeuge von unseren Jagdflugzeugen brennend zum Absturz gebracht. An der Tobruk-Front örtliche Aktionen unserer vorgeschobenen Posten und Artillerietätigkeit.
Deutsche Flugzeuge bombardierten einen englischen Flugplatz östlich von Marsa Matruk und beschädigten dabei einige Maschinen. Im Mittelmeer schoß eines unserer Torpedobote 'wei feindliche Flugzeuge ab.
Crfolgsmeldungen von der Ostfront
Berlin, 6. Nov. Ein Infanterie-Regiment einer motorisierten deutschen Division zeichnete sich im Nordabschnirt der Ostfront unter persönlicher Führung des Divisionskommandeurs am 5. November besonders aus. Das Jnfanterie-Regimem durchbrach bolschewistische Bunkerstellungen an einem Flug. Ee «rzwang den llebergang und erkämpfte sich am jenseitigen Ufei «inen Brückenkopf, der für weitere Operationen von Bedeu- jtung war.
An einem der letzten Kampftage an der Ostfront war ein, deutsche Flakbatterie an der Abwehr eines starken sowjetischen Panzerangriffs erfolgreich beteiligt. Die Geschütze diese, Batterie vernichteten innerhalb 2b Stunden durch direkten Beschuß 11 überschwere Panzer der Bolschewisten, die auf die deutschen Stellungen vorzustoßen versuchten. Ein Fahnenjunker-Unteroffizier zeichnete sich bei diesen Kampfhandlungen als Geschütz sührer besonders aus. Er vernichtete in kurzer Zeit mit seinen Geschütz heben überschwere Panzer.
Der Kompanieführer einer deutschen Jnsanterie-Kompani, zeichnete sich in den Kämpfen des 4. November im Nordabschniti der Ostfront durch besonderen Schneid aus. Nach voraufgegangener Artillerievorbereitung griffen die Sowjets diese deutsch, Kompanie mit stärkeren Kräften an. Trotz großer Verluste durck die heftige deutsche Abwehr gelang es den Sowjets, in Stärk, von 60 Mann in die deutschen Stellungen einzubrechen. In richtiger Erkenntnis der Lage raffte der deutsche Kompanieführei sofort alle greisbaren Soldaten seiner Kompanie zusammen unk Lriff mit ihnen im Gegenstoß die Bolschewisten an. Im Nah- kampf wurden alle Sowjetsoldaten, denen der vorübergehend« Ei nbruch in die Stellungen der Kompanie gelungen war, restlos ar-sgerieben.
Eine Flakabteilung des deutschen Heeres war im bisherigen Verlaus des Feldzuges gegen den Bolschewismus wiederholt bei der Abwehr sowjetischer Luftangriffe erfolgreich. So hat die Flakabteilung einer deutschen Panzer-Division bis zum 5. November insgesamt lüg Sowjet-Flugzeuge ab ge- schossen.
DurchLruchsversuch im Jaila-Eebirge zurückgeschlagen
DNB Berlin, 6. Nov. Auf der Krim erzielten die deutschen Truppen am 5. November aus der Verfolgung der geschlagenen Bolschewisten weitere Erfolge. Sowjetische Kräfte, die aus dem Jaila-Eebirge nach Westen vorzubrechen versuchten, wurden von einer deutschen Infanterie-Division zum Kampf gestellt. In heftigen Gegenangriffen versuchten die Bolschewisten immer wieder durchzubrechen. Die Sowjets wurden von der deutschen Division unter schweren sowjetischen Verlusten geschlagen. Ein Infanterie- Regiment dieser Division warf die Bolschewisten im Gegenstoß nach Nordosten zurück. Deutsche motorisierte Einheiten nahmen sofort die Verfolgung der stellenweise fluchtartig zurückweichenden Bolschewisten auf. Eine Vorausabteilung der deutschen Division stieß bis zu einer sowjetischen Feldstellung vor und eroberte sie nach mehrstündigem Kampf, obwohl die Bolschewisten alle verfügbaren Verstärkungen zur Verteidigung dieser Stellung yerangezogen hatten.
Ueberfetzverfuch über den Donez abgewiefen
Die ungarische Nachrichtenagentur meldet von der Ostfront: Die an der ukrainischen Front kämpfenden verbündeten Streit- kräfte haben den Feind in den Raum zwischen Woroschilowgrad vnd dem südöstlichen Donez-Becken zurückgedrängt. Die Operationen nehmen trotz der Ungunst der Witterung und trotz der schwierigen Verkehrsverhältnisse ungestört ihren planmäßigen Verlauf. Die Honvedarmeeteile haben in Erfüllung ihrer Aufgaben, den Donez zu sichern, den Versuch einer feindlichen Einheit, den Fluß zu überschreiten, mit Leichtigkeit abge- wiesen. Im übrigen war in diesen Frontabschnitten nur spärliche Fliegertätigkeit zu verzeichnen.
Starke Brände in Moskau und Leningrad
Berlin, 8. Nov. In der Nacht zum 6. November richteten sich die Angriffe der deutschen Luftwaffe erneut gegen Moskau und Leningrad. Die aLgeworfenen Bomben riefen starke Brände in den beiden Städten hervor. In der Nähe eines wichtigen Lenin- grader Bahnhofs wurden nach erfolgtem Bombenabwurf Detonationen und hohe Stichflammen beobachtet, sowie eine Anzahl großer Brände, die rasch an Ausdehnung gewannen. Von diesen erfolgreichen Luftangriffen kehrten alle eingesetzten Flugzeuge zu ihren Stützpunkten zurück.
Sowjets erleben ans der Krim ihr Dünkirchen
Berlin. 6. Nov. Der Angriffsgeist ver deutschen Wehrmacht hat auch auf der Halbinsel Krim, wie schon früher bei Reval und auch in den Feldzügen im Westen und Südosten, dahin geführt, daß oer geschlagene Feind, in diesem Falle die Sowjets, sich aus alle Art und Weise bemühen, über das Meer zu entkommen. Weder die Luftwaffe noch die nachdrängenüen Verbände des Heeres lassen den Bolschewisten jedoch die Zeit, sich auf die Tranportschisje zu begeben. Die deutsche Kriegsmarine hat im übrigen schon im September 1941 15 Kriegsschiffe der bolschewistischen Kriegsflotte im Schwarzen Meer versenkt und außerdem sechs Kriegsschiffe beschädigt. 2m Oktober hat dann die deutsche Luftwaffe im Zusammenwirken mit den Angriffen der deutschen Verbände auf die Landenge von Psrekop und mit dem Vormarsch über die Krim-Steppe dafür gesorgt, daß die Bolschewisten nur so wenig Nachschub wie möglich über das Meer heranbringen konnten. Als nun aber die Sowjets geschlagen sich
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zum Abtransport in den Hafenorten zusammendrängten und hier Truppentransporter aller Größen für den erhofften Abtransport zusammenfuhren, hatte die deutsche Luftwaffe wieder die Aufgabe, durch Versenkung der Sowjetschiffe ein Entkommen der Sowjettruppen zu verhüten. So wurden in den letzten Wochen um die Halbinsel Krim herum fünf Kriegsschiffe der Sowjets und 34 Handelsschiffe schwer beschädigt. Die beschädigten Handelsschiffe können auf den Werften der Sowjets nicht mehr repariert werden, weil die Werften in Odessa, Nikolajew, Cherson seit Wochen in deutscher und rumänischer Hand sind und die beiden Häfen an der Ostküste !^ps Schwarzen Meeres. Noworessijsk und Votum entweder unter dem deutschen Bombenhagel oder zu weit entfernt liegen. Die Sowjets erleben also jetzt an den Küsten der Krim die gleiche Situation wie ihre Verbündeten, die Briten, seinerzeit in Dünkirchen.
Bomben auf Häfen Sewastopol und Kertsch
Drei Transportschiffe mit 14 000 VRT. versenkt Berlin, 6. Nov. Deutsche Kampfflugzeuge bombardierten am 8. November erfolgreich die Häfen Sewastopol und Kertsch. Drei i.. den Häfen liegende Transportschiffe von 6000, 5000 und 3000 BRT. wurden versenkt. Vier weitere Schiffe am Kai erlitten schwere Beschädigungen.
Kampfflugzeuge griffen bei Sewastopol und auf der Halbinsel von Kertsch sowjetische Artilleriestellungen und Feldbefestigungen mit gutem Erfolg an Eine große Anzahl von Fahrzeugen fliehender sowjetischer Truppen wurde mit Bomben und Bordwaffen bekämpft und vernichtet.
Infanterie in Schlamm und Regen
Angriff trotz gewaltigster Geländeschwierigketten
Von Kriegsberichter Dr. Joachim Fischer
DNB_, 6 Nov. (PK) Sie stehen reglos. Keiner der In
fanteristen rührt sich. Es siele auch schwer. Denn die HÜHe stecken :m saugenden Schlamm, oer sich eisernen Klammern gleich um die Beine legt Diese Moderrinne ist ein Weg. Rückwärts schoß es kurz und heftig, und die vorgehende Kompanie lauschte, was es wird. Aber nach den paar Schüssen, die in den Gehölzen verhallten, blieb es ruhig. Die Kampferfahrenen wußten, daß in ihrem Rücken dreißig, vierzig Mann mit Geschrei angrifsen, irgend welche Trägertrupps zu zeriprengen suchten. Es blieb alles still. Sie standen im Schlamm, einzelne auf ihre Waffen gestützt, dix sie abgcstellt harten — reglose Gestalten, die Mäntel dreckverkrustet, die Gesichter grau vor Anspannung, mit scharfen Augen, voller Erregung.
„Weiter!" Der Chef rief es. ein Leutnant, kaum von seinen Soldaten unterscheidbar. Die Stimme verebbte. Das Stapfen durch diesen grundlosen Morast ging weiter. Keuchend flatterten die Lungen — die Anstrengung war groß. Die Munition war schwer, die Essenträger wogen in dieser Schlammwüsts doppelt, die Gewehre zerrten am Hals, das MG. war schwerer als ein Sack Kohlen — Flüche, Stöhnen und trotz des kalten Regenwindes Schweiß, der in Strömen floß. „Wenn es nachts nur so heiß wäre, verflucht nochmal." Einer sagte es für alle. Die tiefen Mulden soll der Teufel holen, die Berge erst recht. Wasser sammelte sich zu tiefen Lachen, die Wege glichen Bachläufen und rötlichgelber Schlick drang durch die Oeffnungen der Stiefelschäfte, daß es in den iowieso schon nassen Strümpfen nur so quatschte.
Der Waldrand. Zerfetzt hingen dre Baumwipfel, aufgewühlt der Bachgrund. Wenn die ersten hier herauskamen, begann die sowjetische Artillerie. Tatsache bekannt — ein jeder wußre >>s. der diesen Weg vorkam. Der Leutnam war der erste. Im Schutze der geborstenen Wipfel erreichte er den Vorderrand. Noch war er getarnt. Ein paar tote Sowjets, von ihren eigenen Granaten immer wieder zerschlagen, lagen mit gebreiteten Armen, starren Augen, verkrampften Händen. Durch die Kälte dieser Tage und Nächte unverwest — dies war es, was der Leutnant zuerst bedachte, es sind dies Feststellungen des Soldaten, als wären sie allgemein gültig. Die Mulde war von den Granaten zerfurcht. Drüben am Hang lag das Dorf, das sie erreichen mußten. Der Leutnant sprang. Hinter ihm lösten sich ein Mann nach dem anderen aus dem schützenden Waldvorhang. Durch Wasser, Schlamm, Morast, Kumpftümpel hasteten sie, mit keuchenden Lungen. Immer mit wachen Sinnen auf das orgelnde Heulen der Granaten bedacht.
Wumsend stiegen die schwarzen Erdbrocken, vermischt mit glühenden Splittern, einer Wand von vier Säulen gleich, in die Höhe. Sie sackten zusammen und noch im Zusammenfallen rannte alles wieder los. Noch lagen sie zu weit. Schon kam die nächste. Das gleiche wiederholte sich, noch einmal Glück gehabt — der dritte Zug bricht aus — sie rennen nach rechts und haben Glück — der Leutnant sieht es mit fiebernden Augen — die dritte Gruppe knallt in die Löcher, in denen die Männer vom Zuge hockten — weiter. Mit schnellem Lauf, jagenden Pulsen fegen sie weiter — an das Dorf heran.
Die Dämmerung sinkt. Noch rechtzeitig hat die Kompanie das Dorf erreicht. Die dichten grauschwarzen Wolken, die wie ein Brett über den Mulden und Bergen, den Dickichten und Dörfern schweben, öffnen sich. Das Wasser pladdert herunter. Kalt und heftig schlagen die Tropfen zu. Die Zeltbahnen, steif von der Nässe so oder so, halten es noch ab. Aber in den Löchern sammelt sich das Sickerwasser. Sie schöpfen mit der leeren Konservendose das rötliche Lehmwasser heraus, werfen es über die Deckung, als wäre dies hier ein leckes Boot.
Sie essen das Brot. Mit dem Seitengewehr reißen sie die Konservenbüchse auf. Die bärtigen Gesichter, die Hellen Augen, scheinen zufrieden. Essen und Post, auch schlafen — so sagen sie immer wieder — „das Beste, wo man hat —". Wenig wird gesprochen. Nach 2000 Kilometer Marsch durch den Osten, nach vier Monaten ständigem Kampf wird nicht mehr viel gesprochen. Die alten Obergefreiten, die Besten im Heer, die erfahrenen, erprobten — oftmals Zugführer. Retter m vielen verzweifelten Situationen — reden nicht. Sie geben den Jüngeren Ratschläge und wissen alles. Sie kochen mit Spreißel und ein wenig Pulver in einer Konservenbüchse Tee, wärmen sich dabei und lesen im schwachen Licht solcher winzigster aller Feuer noch Briefe und schreiben welche und hören dabei noch alles, was außerhalb ihres Schützenloches vor sich geht.
Die Nacht ist dunkel, tiefschwarz, feindselig, gefährlich. Unsere Artillerie schießt. So lange bleibt es drüben ruhig. In dem dunklen, muffigen Loch, das sich der Vataillonskommandeur gegraben hat, spricht er mit seinen Kompaniechefs den morgigen Angriff durch. Er hat sie — durch das Aufschließen der nachmittäglichen Kompanie — wieder beisammen. Auch hier wird wenig gesprochen. Es ist alles klar. Im Sprechen ncch brechen sie ab. Sie lauschen auf das messerscharfe Pfeifen, nach dickem Wummern Granatwerfer. Der Gegner schießt sich für die Nacht ein. Aber wer im Loch sitzt, hat Dusel.
Die Nacht ist kalt. Der Regen ist still geworden. Im Nachbarabschnitt schießt noch die Artillerie. Man nickt ein, schläft im Stehen, im Hocken, im Warten. Einige können irgendwo lang liegen. Die Nacht — wie hundert Nächte — kalt und feindselig.
Der Sowjethaufen drüben bleibt ruhig. Sie haben ihn zusainmen- gehauen, daß es eine Pracht war. . Ein Regiment, nämlich ihr Regiment, hat in zwei Kamvitaaen über 500 Erdbunker genommen; da hockt der Kerl drin, ließ sich totschlagen, und sie haben doch noch mehr als tausend Gefangene gemacht.
Die Füße sind eisig, ohne Gefühl. Das nasse Hemd liebt wie ein kalter Wickel in Kindertagen. Es ist kalt. Wir frieren bitter. Und die Zeit sinkt in Tropsen. Der Himmel ist etwas lichter. Noch viele Stunden bis zum Morgen. Die Augen sind schwer. Ein Schuß macht alle wach Aber es war wohl ein Versehen — kann Vorkommen.
Drei Stunden Schlaf. Dann wird es zu kalt. Es friert. Man spürt es am Mantel. Der Dreck ist steifhart und knistert. Schemenhaft hebt sich der Tag. Es schneit ein wenig. Nur gering, aber so, daß es weiß bepudert aussieht, was vor uns liegt.
ME.s fangen an. Es war mal wieder so weit. Schnelles Feuer am linken Flügel, dort, wo nun die Holzreste verbrannter Häuser einstmalige Wohnstätten verkünden. Es geht ziemlich rasch. Kurze Sprünge, Deckung, ein paar Handgranaten — links drüben Minen — verfluchter Mist. Ein sowjetischer Panzer fährt aus einem Gehölz. Volle Deckung. Eotr sei Dank — dieses eisensprühende Ungetüm fährt zu weit und knallt doch auf eigene Minen. Horrido
— er sieht. Die Luke geht auf, und einer springt heraus — es knallt nochmal. Er hüpfte aus dem Panzer auf eine eigene Mine
— die andern drei rennen in der Spur ihres Panzers zurück. ME.-Feuer verfolgt sie, einer fällt noch. Es geht rasch weiter. Was man im Osten rasch nennt. Es schießt drüben, als wenn sie Erbsen säten.
Wut und Zuversicht, Hoffnung zum Leben und hemmunoc-c.'ior ftorn treiben uns an. Es schießt heftig. Ein ME rechts bahnt uns oen Weg Wir sind heran. Der Angriff ist gelungen. W:> haben sie mal wieder eingesackt. Einen kleinen Bataillonskesseli Wir zählen die Gefangenen — 167 Mann. Das Doppelte ist tot, sagt der verwundete bolschewistische Bataillonskommandeur.
Es schneit. — Langsam in nassen Flocken Der Schnee legt sich auf die Toten — und schließt ihnen die Augen.
Asbse den TaLarengrabsn
Wie deutsches Heldentum die gewaltige Sowjet-Festungsanlage durchbrach
Von Kriegsberichter Dr. Peter Wolffram (PK.)
Ul. Der Durchbruch
Bis in die Angriffsnacht hinein gehen unsere Batterien in Stellung, rollen Mnnitionskolonnen. Die ganz schweren „Brok- ken" werden erst wenige Stunden vor Angriffsbeginn in Stellung gebracht. Die Erdlöcher für di- Bettungen der klobigen Mörser und wuchtigen Haubitzen sind bereits ausgehoben worden. Im Dunkel der Nacht werden die Bettungen eingelassen, die Lafetten aufmontiert, die Rohre aufgesetzt: Das Knarren der Winden, die Hau-ruck-Rufe der Batterieoffiziere und der Geschützführer schallen unnatürlich laut in der unheimlichen Stille. Die Front schweigt. KeinSchußfällt. Nach Mittler, nacht surren vereinzelte feindliche Flieger über die Stellungen hinweg. Aber keine Bombe fällt. Es ist die Stille vor dem Sturm. Die Front ist in einen Scheinschlaf versunken, wie stets vor dem entscheidenden Angriff.
Ein Hollenkonzert bricht los
V — Zeit.Ein doppelter, ohrenbetäubend-er Knall zerreißt die Stille des schwach dämmernden Morgens. Grelle Blitze zucken in den noch sternklaren Himmel empor, die unendliche Ebene kilometerweit hell erleuchtend. Riesige Rauchringe werden um die steil nach oben gerichteten Mündungen der wuchtigen Rohre für Sekundenbruchteile sichtbar. Unheimliches Fauchen und Sür- ren erfüllt die Luft. Die Mörser haben mit gewaltigem Feurr- schlag den Kampf eröffnet. Fast meint man. Fliegerbomben rauschen herab, so pfeifen die Granaten Tausende von Metern in die Höhe empor. Wenige Sekunden später, nachdem es wieder still geworden ist, in der Ferne dumpfe Detonationen. Die Granaten haben ihr Ziel erreicht, den bolschewistischen Stützpunkt Hof-Preobraschenka.
Das Angriffssignal für die Artillerie ist gegeben. Nun flammt der Horizont auf, im Halbkreis von Nordwest nach Nordost, im unentwegt blitzenden Mündungsfeuer. Eine große Anzahl Geschütze speien Verderben gegen die Wälle und Befestigungen der Landenge von Perekop. Dreißig Minuten lang saust Granate nach Granate in den feindlichen Festungsgürtel. Abschuß und Einschlag sind in dem Höllenkonzert nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Es ist ein ununterbrochenes Krachen und Donnern. Feuersäulen schießen vor Gräben und Feldstellungen auf, wenn durch die Einschläge Minenketten in die Luftfliegen.
Um jeden Fußbreit Boden
Die Infanteristen liegen bereit. Die Stoßtrupps der Pioniere ibenfalls. Als der Artillerieüberfall vorüber ist. reißen die gestreckten Ladungen Gassen für die zum Sturm ansetzende Infanterie. Die ersten Flammenwerfer werden gegen die Bunker gerichtet, die vordersten Feldbefestigungen überrannt.
Noch ist der Feind überrascht, noch entfaltet er nicht seinen vollen Widerstand. Doch bald wacht er auf, vor allem seine Artillerie. Und nun beginnt das verzweifelte, erbitterte Ringen um jeden Fußbreit Boden. Die deutsche Luftwaffe greift in den Kampf ein. Stukas stürzen sich laut aufheulend auf die bolsche- wistisckien Vatteriestellungen, die Sowjets antworten mit Mar- rinboyibern und Ratas auf die vorderste deutsche Linie. Handgranaten detonieren. ME's hämmern. Gewehrschüsse peitschen auf, Granate um Granate zerpflügt den Boden. Die Hölle um die Festung Perekop ist entfesselt.
Vom Morgengrauen bis zum Abenddämmern wird auf der acht Kilometer breiten Front von Meer zu Meer zäh und erbittert gerungen, am Boden und in der Luft. Wild tobt der Kampf um jeden einzelnen Bunker, um jedes einzelne Schützenloch, um jedes einzelne Stück der schmalen, tiefen, auch im stärksten Artilleriefeuer ausgezeichneten Schutz bietenden Gräben der Sowjets. Es gelingt den anareisenden deutschen Divisionen, 5 Kilometer tief in die bolschewistischen Stellungen einzudringen. Der erste sowjetische Stützpunkt Hof- Preobraschenka wird genommen. Nur im Ostteil ist noch letzter erbitterter Widerstand niederzuringen.
Die Deutschen stehen am Abend des ersten Angriffstages a« den Panzergräben, die die stärksten Sicherungen sind für die sowjetischen Hauptstellungen.
Alle Gegenangriffe scheitern
Am zweiten Angriffstag haben die Sowjets die Lage erkannt. Sie sind sich darüber klar geworden, daß die Deutschen zum frontalen Angriff auf die Festung Perekop angesetzt haben und mit allen Mitteln den Durchbruch versuchen. Die Bolschewisten wissen jetzt, daß die deutsche Führung entschlossen ist, den Stier bei den Hörnern zu packen und das schwer verrammelte Tor der Krim aufzustoßen.