Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung
tzeisratzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt
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N«Wmer 244
Alte »steig, Samstag, de» 18. Oktober 1941
64. Jahrgang
Der frühere Schah von Iran ins Exil geschickt So springt England mit dem ihm mißliebigen Staatschef um
DNB. Stockholm, l7. Okt. Amtlich wird laut Reuter in London bekanntgegeben daß es »infolge der Kriegslage" wünschenswert erschienen, ist, daß sich der Exschah von Iran zeitweilig nach Mauritius begibt, wo er bereits eingetroffen ist.
Wer es noch nicht gewußt hat, kann es nun aus diesen zynischen Worten des englischen Nachrichtenbüros lesen, wie England dem angeblich von Deutschland bedrohten Iran die wahre Freiheit bringt.
Derjenige, der sein Volk vor dem britischen Einfall und damit der englischen Knute schützen wollte, mußte außer Land gehen und wird jetzt von den „Befreiern" nach Mauritius, eine 500 Meilen östlich Madagaskar gelegene, durch verheerende Orkane bekannt« Insel im südindischen Ozean ins Exil geschickt, weil cs „infolge der Kriegslage wünschenswert erschien".
Mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet
DNB Berlin, 17. Okt. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht verlieh auf Vorschlag des Oberbefehlshabers des Heeres, Eeneralfeldmarschall von Vrauchitsch, das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an: Generalleutnant Vehlendorff, Kommandeur einer Infanterie-Division; Generalmajor Raus, Kommandeur einer Schützen-Brigade; Oberst Va- dinski, Kommandeur eines Infanterie-Regiments; Oberst Freiherr von Waldensels, Komandeur eines Schützen-Regiments; Major Vunzel, Vataillonskommandeur in einem Infanterie-Regiment.
Zusammenarbeit Schwedens mit Deutschland
DNB Stockholm, 7. Okt. Die schwedische Agentur TT. gibt ein kurzes Referat über eine Rede, die Direktor S. E. Sandström, her Vorsitzende der Natinelle Foerbund (schwedische Nationalpartei), auf der sogenannten Finnlandtagung hielt, wieder, ll. a. sagte er, daß das kommende Europa ein einziges und starkes Deutschland als Kern haben muffe, und daß es in Gegnerschaft zu Deutschland keine Sicherheit gebe. Schweden müsse mit Deutschland in Freundschaft leben. Eine offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Deutschen Reich sei eine Notwendigkit. Es könnte nicht ohne innerpolitische Umstellung durchgeführt «erden. Im übrigen kritisierte der Redner die schwedische Außenpolitik und gibt der Meinung Ausdruck, daß Schweden heute bester dastehen würde, wenn es sich nach dem Programm der Natinelle Foerbund von 1938 gerichtet hätte.
Irakische Armee soll britische Hilssttuppe werben
Ankara, 17. Okt. Nach Meldungen aus Bagdad sind dort einige hundert britische Offiziere, von Indien und Aegypten kommend, eingetroffen, um auf Grund des von der neuen irakischen Regierung unter Nuri Said erzwungenen Vertrages als Instrukteure für die irakische Armee tätig zu sein und die Vefehlsgewalt zu übernehmen. Die irakische Armee soll damit zu einer britischen Hilfstruppe erniedrigt werden, die England nach Belieben für eigene Zwecke einsetzen kann. Das Eintreffen dieser britischen Offiziere wird naturgemäß die Opposition im irakischen Offizierkorps gegen den proenglischen Kurs Nuri Saids weiter verstärken.
Petain zum Prozeß von Riom
Bestrafung der Hauptschuldigen des französischen Zusammenbruchs
Vichy, 17. Okt. Der französische Staatschef Marschall Pstain hielt am Donnerstag eine Rundfunkansprache, in der er ausführte, der politische Gerichtsrat, der aus der Elite alter Frontkämpfer und Förderer des öffentlichen Wohles zusammengesetzt ist, habe einstimmig festgestellt, daß die Haft auf einer Festung — die schwerste Strafe, die in dem konstitutionellen Akt Nr. 7 vorgesehen ist — auf Edouard Daladier, Leon Blum sowie auf General Eamelin angewandt werden muffe. Infolgedessen ordnete Petain die Inhaftierung dieser drei Personen auf der Festung du Portalet in den Pyrenäen an. Was E«y La-Chambre und den Generalkontrolleur Iacomet betrifft, deren Vergehen leichter erscheinen, wich die Ansicht des Nates ab. Guy La-Chambre und Jacomet werden infolgedessen in Vouraffel interniert bleiben. Die definitive Aburteilung mir. durch den Gerichtshof in Riom erfolgen.
Die Tragweite der Taten, die den Hauptverantwortlichen des französischen Zusammenbruchs vorgeworfen werden, ist nach den Worten Petains eine d-erartige, daß sie nicht einfach durch politische Sanktionen verschleiert oder vertuscht werden kann. Was schließlich Paul Reynaud und Georges Mandel betrifft, die als erste vor dem Gericht von Riom verhört wurden, ist der französische Staatschef, gestützt auf die Meinung der Mehrheit »er Mitglieder des politischen Eerichtsrates, zu der Ansicht getanzt, daß die schweren Indizienbeweise, die auf ihnen lasten, chre sofortige Inhaftierung auf einer Festung rechtfertigen. Pstain hat daher diese Maßnahme angeordnet. Der llrteilsspruch, der den Prozeß von Riom beschließen wird, wird die Personen, aber auch die Methoden, die Sitten und das Regime treffen. Gegen ibn wird nickst Berufung eingelegt werden
Verfolgung zwischen Asowschem Meer und Donez
Der deutsche Wehrmachtsbericht
Bomben auf Fluchtschiffe der Sowjets bei Odessa
Sechs Handelsschiffe mit etwa 38 888 BRT. versenkt — Verfolgung des geschlagenen Feindes zwischen Asowschem Meer und Donez — Verbände der spanischen Legion im Nordabschnitt der Ostfront erfolgreich — Moskau und Leningrad erneut bombardiert
DNB. Aus dem Führer-Hauptquartier, 17. Okt.
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Unter dem Oberbefehl des Staatsführers von Rumänien, Marschall Antonescu, hat eine rumänischeArmee, geführt von Korpsgeneral Jacobici, und unterstützt von wenigen Sonderverbänden des deutschen Heeres und der deutschen Luftwaffe, am 18. Oktober Stadt und Hafen Odessa genommen. Damit wurden die seit zwei Monaten andauernden schweren Kämpfe gegen den in tiefgegliederten Feldstellungen vor Odessa haltenden Gegner siegreich zum Abschluß gebracht. Die Beute ist noch nicht zu übersehen.
Mit Odessa wurde dem Feind ein bedeutendes Industriezentrum, eine seiner wichtigsten Städte und der größte Hafen im Schwarzen Meer entrissen.
Im Seegebiet vor Odessa griff die deutsche Luftwaffe Transporter des aus der Stadt fliehenden Feindes «it großem Erfolg an. Sie versenkte durch Vombenvoll- treffer sechs Handelsschiffe mit zusammen etwa 3ü üvü VRT. Acht weitere große Schiffe wurden schwer getroffen, ein somatisches Schnellboot vernichtet.
Zwischen Asowschem Meer und Donez wird die Verfolgung des geschlagenen Feindes durch deutsche» italienische, rmgarische und slowakische Truppen fortgesetzt.
Im Rordabschnitt der Ostfront nahmen Verbände der spanischen Legion erfolgreich an den Kämpfen teil. Im übrigen verlarffen die Operationen im Osten planmäßig.
Wirkungsvolle Luftangriffe richteten sich am gestrigen Trwe und in der letzten Nacht gegen kriegswichtige Anlagen inMoskau. Auch Leningrad wurde in der Nacht zum 17. Oktober erneut bombardiert.
Vor der Humber-MLndung und westlich der Scilly-Jn- feln wurden ein großes Handelsschiff und ein weiteres Schiff von 1S88 VRT. durch Bombenwurf versenkt. An der onMscheu Südost- und Westküste belegten Kampfflugzeuge Hafenanlagen des Feindes mit Bomben.
Einige britische Bomber warfen in der letzten Nacht tn Westdeutschland Spreng- und Brandbomben. In einigen Orten entstanden unerhebliche Schäden. Ein feindliches Flugzeug wurde abgeschofsen.
Der italienische Wehrmachtsbericht
B»«cken auf La Valetta — Wieder ein britisches U-Boot versenkt — Ausfall aus Tobruk vereitelt
DNB. Rom» 17. Okt. Der italienische Wehrmachtsbericht vom Freitag hat folgenden Wortlaut:
Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt:
Verbände der Luftwaffe bombardierten in der vergangenen Ikacht den Flottenstützpunkt von La Valetta (Malta).
Feindliche Flugzeuge führten einen Angriff auf Neapel durch und warfen eine Anzahl Bomben ab. Es wurden einige Wohnhäuser getroffen, wobei 12 Personen getötet und 37 verletzt wurde». Der Abwurf von Brandbomben löste i« der Stadt an einigen Stellen Brände aus, die sofort begrenzt und gelöscht wurden.
In Rordafrika wurden feindliche motorisierte Einheiten bei einem Ausfallversuch aus Tobruk von unserer Artillerie sofort unter Feuer genommen und zurückgeworfen.
Englische Flugzeuge warfen Bomben auf Venghasi ab, wo Schäden an Wohnhäusern entstanden
In Ostafrika nahm eines unserer Flugzeuge bei bewaffntem Aufklärungsflug Lastwagenabteilungen im Gebiet von Aabar ^nordwestlich von Eondar) unter MG.-Feuer, wodurch «rige in Brand gerieten. Obwohl das Flugzeug wiederholt
durch das heftige Abwehrfeuer getroffen wurde, kehrte es zu seinem Stützpunkt zurück.
Abteilungen der Stellung von Celga, die eine unserer Verpflegungskolonnen sicherten, kamen mit feindlichen Abteilungen ins Gefecht und schlugen sie in die Flucht.
Im Mittelmeer wurde außer dem bereits im gestrigen Wehrmachtsbericht gemeldeten ein weiteres U-Boot von einem unserer Torpedoboote unter Befehl von Korvettenkapitän Luigi Fran- zoni versenkt.
Zwei britische RWzeuge irr den Kanal gestürzt
Berlin, 17. Okt. Deutsche Marineartillerie schoß am 16. Oktober zwei britische Jagdflugzeuge an der niederländischen Küste ab. Noch vor dem Einflug in das besetzte Gebiet trafen gut liegende Schüsse die beiden britischen Jäger, so daß sie über dem Küstenvorfeld in Brand gerinn u«d in den Kanal stürzten.
Odessa befreit
Zwei Stunden nach der Einnahme durch rumänische Truppe» in einem Flugzeug über der Stadt
Von Kriegsberichter Heinz Schubert
DNB_, 17. Okt. (PK.) Einmarschiercnde rumänische Trup
pen, sinnlos zerstörte Gebäude und Industrieanlagen, brennende Fabriken und lodernde Oeltanks im Hafen am Schwarzen Meer, unter dem Himmel sich hinziehende Qualmwolken — so sieht heute Odessa im letzten Abcndlicht aus, jene Stadt, die wir oo» den Angriffen der langen Wochen so gut in Erinnerung haben.
Wie war es doch: Von der Seeseite her flogen wir unsere Angriffe auf Schiffe im Hasen, auf Werften und Lagerkais und nun zuletzt auf die von Wahnsinnigen befohlenen Befestigungen der Stadt, nachdem uns die bolschewistische Flak aus der großen Synagoge heraus beschossen hatte. Viele Bruttoregistertonnen Kriegs- und Handelsschiffe, Munitionsdepots, Bahnhöfe und Gleisanlagen, das waren unsere Ziele gewesen Mit sowjetische» Jagdflugzeugen hatten wir uns über der Stadt herumgeschlagen, während sich der Ring der rumänischen Waffenbrüder immer enger schloß. Auf diese Stadt zu flog ich heute statt wie sonst in ein paar tausend, nur in hundert Meter und noch weniger Höh« vom Westen her in einem kleinen Flugzeug mit dem Oberleutnant eines rumänischen Kampffliegerverbandes. Noch wenige Kilometer vor dem Häusermeer: Hier schon die ersten Zeichen des harten Kampfes der vergangenen Zeit. Jähe Rauchfahnen am Horizont, unter dem von Eranattrichtern zerpflügte Felder, Pferdekadaver, leere drohende Schützengräben, versenkte Geschützstellungen, die harmlos geworden waren, ein Stacheldrahtzaun in Zick-Zack-Linie und immer wieder ein paar Grundmauern, wo früher einmal, bevor die Bolschewisten sie zerstörten, Dörfer anb Gehöfte gestanden hatten.
^ Und nun die Stadt: Vier, fünf, sechs große schwelende Brandherde, daneben schon abgebrannte und zerstörte Häuserblocks. Auf allen Straßen rumänische Truppen und immer wieder groß« Straßensperren und Barrikaden, die nun schon zur Seite geräumt wurden. Ueber dem Hafen riesengroße schwarze Qual.n- wolken von brennenden Oeltanks, von dem vernichtenden Wahn der Sowjets in letzter Minute in Brand gesteckt.
Am Nordrand der Stadt: die Blechbüchsen zerbeulter und zertrümmerter Oelbehälter; über eine 10 Meter hohe Böschung hinabgestürzt zwei Eisenbahnzüge, völlig zerschmettert liegen st« da. Im Hafen vernichtete und ausgebrannte Schiff« — das ist die Arbeit der deutschen und rumänischen Luftwaffe. Das ist die Wirkung unserer Angriffe! Es ist ein wildes Chao^ dieses Bild von hier oben, in das nun einmarscherende Truppen eine Regelung hineinbringen.
Von allen Straßen, aus allen Höfen und draußen vor der Stadt, aus den Gärten aber winken zu uns Hände herauf von den rumänischen Kameraden und auch von den Zivilisten, d« wir dazwischen erkennen können; Bewohner der Stadt, die ihr«' Befreier xn vergangenen Wochen erwarteten, die nun begeistert gegrüßt haben.
Die Stimme Englands rief: „Nie wird Odessa fallen!" Di« Sondermeldung aus dem Führer-Hauptquartier hat der Welt aucki diesen Siea aemeldet. ^
Odessa» größter Schwarzmeerhafen
Odessa, das am 16. Oktober von rumänisch-deutschen Truppen genommen wurde, ist die größte Hafenstadt des Schwarzen Meeres. 5 Kilometer lang ziehen sich die Hafenbecken an der Küste entlang, gegen das Meer hin durch Molen und Wellenbrecher geschützt. Das Hafenareal umfaßt allein 103 Hektar. Dahinter dehnt sich die Stadt auf einer fast 50 Meter hohen Ebene» die zum Meer hin steil abfällt. Da sie sich erst in jüngster Zeit zu einer Großstadt auswuchs, hat sie einen fast amerikanischen Grundriß mit regelmäßigen Häuserrcchtecken. Die Einwohnerzahl steht zwar hinter Kiew und Charkow zurück, hat di« 600 OOO-Grenze aber bereits überschritten Zum ukrainischen Grundstock sind Großrusscn hinzugetreten, außerdem noch Juden, Armenier und Griechen, die der Handel angezogen hat. Denn über Odessa wurden die ukrainischen Produkte, vor allem das Getreide, ausgeführt und Maschinen, Textilwaren, Lebensmittel und Steinkohle eingeführt, zur Zeit im Küstenverkehr zwischen bolschewistischen Häfen. Dazu kommt noch ein Erdölumschlag» der in einem Sondcrhafcn abgewickelt wird.
1933 gingen über 3 Millionen Tonnen durch den Hafen von Odessa. Dadurch ergab sich die Ansiedlung einer beträchtlichen Industrie von selbst: Handels- und Kriegsschiffwerf- ten, Raffinerieanlagen mit beachtenswerter Leistungsfähigkeit» Rüstungsbetriebe, die nach dem Weltkriege ausgebaut oder ganz neu errichtet wurden, Walzwerke, Werkzeugmaschinenfabriken» Waggon- und Lokomotivbau und anderes mehr. Im Hinblick auf den Krieg ist die Fabrikation von Kampfwagen, von Munition und Artikeln der Luftrüstungsindustrie besonders zu nennen. Für das Hinterland spielt die Industrie Odessas eine große Rolle durch die Superphosphatindustrie, welche die Ukraine mit Kunstdünger versorgt. Dazu kommen weitere chemische Werke, sowie Textil-, Trikotage- und Baumwollfabriken. Eine Gemüse- und eine Fischkonservenfabrik können je 3090 Büchsen am Tage Herstellen, und eine Schwefelsäurefabrik ist eine der größten der Sowjetunion überhaupt.
Die Einnahme von Odessa krönt den tapferen Kampf der rumänischen Armee unter der klugen Führung des Marschalls Antonescu. Die Sowjets hatten sich darauf verbissen, diesen Platz z» halten und prahlten immer wieder, Odessa werde „niemals" ge-' nommrn werden. Eie posaunten letzthin sogar aus. ihre Truppen