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Der italienische Wehrmachtsberichl

Bomben auf die Flughäfen von Malta

DNV Rom, 8. Okt. Der italienische Wehrmachtsbericht vom Mittwoch hat folgenden Wortlaut:

In Nordafrika wiesen unsere Jnfanterieeinheiten in örtlichen Unternehmungen an der Front von Tobruk feindliche Annähe­rungsversuche ab. Die Artillerie beschoß wirksam Verteidigungs­stellungen bei Tobruk. Es wurde festgestellt, daß bei den Luft­kämpfen b e i S o l l u m, die im Wehrmachtsbericht vom 6. Okto­ber erwähnt wurden, deutsche Jagdflugzeuge fünf anstatt, wie gemeldet, zwei feindliche Flugzeuge abgeschossen haben.

Englische Flugzeuge warfen erneut Bomben auf Tripolis, die fünf Opfer forderten. Geringe Materialschäden wurden ver- »rsacht.

Italienische Flugzeuge bombardierten in der vergangenen Rächt die Flughäfen von Malta, große Explosionen wurden fest- vestellt.

Erfolgsmeldungen von der Ostfront

Sowjetischer 52-Tonnen-Tank anher Gefecht

Ein Vorbild hervorragenden soldatischen Einsatzes gab ein deutscher Artillerieleuinant bei den Straßenkäm­pfen, die sich in einer harr umkämpften Ortschaft im Süd- abschnitt der Ostfront während der ersten Oktobertage abspielten. Hinter einem Omnibus stand in einer Seitenstraße ein angriffsbereiter sowjetischer Panzerkampfwagen von 52 Ton­nen. Der Leutnant schlich an den Panzerkampfwagen heran und schoß den noch im Turm stehenden Kommandanten mit der Pi­stole nieder. Unter den Panzerkampfwagen schleuderte der Leut­nant eine geballte Ladung. Trotz der Beschädigungen durch die explodierenden Handgranaten ichoß die Besatzung des Panzer­kampfwagens weiter. Der Leutnant sprang den Sowjetpanzer erneut an und, warf eine zweite geballte Ladung in das noch offenstehende Turmluk des Panzerkampfwagens. Die Explosion der Handgranaten zerriß das Innere des Panzer­kampfwagens und setzte die Bedienung endgültig außer Gefecht. Zwei andere sowjetische Panzerkampfwagen, die sich in diesem Augenblick der Kampfstätte näherten, drehten angesichts der hohen Stichflamme ab.

Kühnes Stohtruppunternehmen

Ein kühnes und erfolgreiches Unternehmen führte am 3. Okto­ber im Nordabschnitt der O st front ein deutscher Feld- webeI mit einem zahlenmäßig nur schwachenStotztrupp durch: der Auftrag des Stoßtrupps lautete: ein bolschwisti - fches Widerstandsnest in schnellem und überraschendem Zugriff zu vernichten. Trotz des heftigen sowjetischen Abwehr­feuers drangen die deutschen Soldaten bis an die sowjetische Stellung vor. Mit Handgranaten zwangen sie die Bolschewisten zur Feuereinstellung. Im Sturm drangen sie in die Stellung ein und brachen den Widerstand der Bolschewisten im Nahkampf mit blanker Waffe. Mit einem verzweifelten Mittel versuchten die flüchtenden Reste der Sowjets, das weitere Vordringen der deutschen Soldaten aufzuhalten. Sie schleuderten den deutschen Infanteristen Bienenstöcke entgegen. Der Versuch schei­terte. Der Stoßtrupp setzte sein Unternehmen fort bis zum näch­sten Dorf, in dem sich sowjetische Unterkünfte befanden. Hier nutzte er die Ueberraschung der Bolschewisten aus und überwältigte die Sowjetarmisten, die nur noch vereinzelt Widerstand leisteten. Im Verlauf dieser Gefechte machte dieser deutsche Stoßtrupp 34 Gefangene und erbeutete fünf schwere und sieben leichte Maschinengewehre. Der deutsche Stoßtrupp kehrte ohne Verluste zurück.

Bahnanlagen in Moskau zerstört

DNB Berlin, 8. Okt. In der Nacht zum 8. Oktober griffen deutsche Kampfflugzeuge erneut die sowjetische Hauptstadt Mos­kau mit guter Wirkung an. Bombentreffer zerstörten wichtige Bahnanlagen. Zahlreiche Brände konnten noch im Abflug von den deutschen Piloten beobachtet werden. Gleichfalls wurde bei diesen Einsätzen eine Stadt westlich Moskaus bombardiert.

Einsatz schwerer deutscher Artillerie bei Leningrad

Die schwere deutsche Artillerie hat in den Kämpfen vor Leningrad einen erheblichen Anteil an der Bekämpfung der sowjetischen Kriegsschiffe, die mit ihren Schiffsgeschlltzen rn den Landkampf einzugreifen versuchten. »In allen Fällen haben die deutschen Artilleristen ihre gute Treffsicherheit bewiesen. Bereits am 17. September setzten die Geschütze einer deutschen Artillerie­abteilung zwei sowjetische Kreuzer im Hafen von Leningrad durch ihr gutliegendes Feuer außer Gefecht. Einer der beiden Kreuzer erhielt einen Treffer in die Munitionskammer, der zweite wurde durch mehrere Treffer schwer beschädigt. Im Laufe des September versenkten die deutschen Geschütze im Hafen von Leningrad ins­gesamt fünf sowjetische Handelsschiffe und beschädigten ein wei­teres so schwer, daß es auf Grund gesetzt werden mußte. Die Hafenanlagen von Leningrad, Kronstadt und Oranienbaum sind durch das Feuer der deutschen Artillerie ebenfalls bereits schwer beschädigt. Mehrere Landungsversuche der Bolschewisten an der Küste des Finnischen Meerbusens unter dem Schutz sowjetischer Schiffsgeschütze wurden unter der Wirkung der deutschen Artille­rie ebenfalls vereitelt. An der Vernichtung der in Reval liegen­den Sowjetschiffe haben zwei Artillerieabteilungen des deutschen Heeres hervorragenden Anteil gehabt.

Sowjetdivision von deutscher Panzerdivision vernichtet

Eine deutsche Panzerdivision war in den Kämpfen am 7. Okto­ber im Südabschnitt der Ostfront sehr erfolgreich und fügte den Bolschewisten schwerste Verluste zu. Die deutsche Panzer­division vernichtete sowjetische Kräfte in Divisions- stärke. Im Verlauf der Kämpfe machten die deutschen Panzer­kuppen insgesamt 3500 Gefangene. An allen Stellen tteses Frontabschnittes setzte ein Zustrom von Ueberläufern ein, ßie truppenweise zu den deutschen Truppen übergingen.

Außerordentliche Erfolge-

Budapest, 8. Okt. Der militärische Lagebericht des MTJ. lau­tet am Dienstag: Der Angriff der verbündeten Streitkräfte gegen die Bolschewisten schreitet mit ständig zunehmendem Schwung vorwärts. Außerordentliche Erfolge wurden erreicht. Im Süd- abschnitt der Dnjepr- und Donez-Front versuchte der Feind, seine übriggebliebenen Einheiten über das Asowsche Meer vor den umfassenden Bewegungen der Verbündeten in Sicher­heit zu bringen.

Zufolge der allgemeinen Lage ist auch die den ungarischen Truppen gegenüberstehende bolschewistische Front zusammen­gebrochen, wo der Feind seinen Rückzug begann. Kleinere Ver­bände der ungarischen Truppen baben einige wichtige Punkte

am Ost ufer-des Dnjepr besetzt. Die ungarische Luftwaffe jat planmäßig die Verbindungsstraßen des zurllckweichenden Fein­des mit Bomben belegt.

Spannungen in der Sowjetarmee

DNB Berlin, 8. Okt. Ueber die Spannungen in der bolsche­wistischen Armee machten Gefangene, die dem zur 84. Division gehörenden Schützenregiment Nr. 46 angehören, aufschlußreiche Angaben. Als dieses Regiment am 15. September eine Schützen­stellung beziehen sollte, forderte der Kommissar Politruk die Mannschaften auf, sich bis zum letzten Blutstropfen zu vertei­digen. Als die Soldaten über schlechte Verpflegung sowie den Mangel an Patronen und anderen Ausrüstungsgegenständen klagten, wies der Kommissar sie auf das Vorbild ihrer Väter und älteren Brüder in den Jahren 1917/18 hin, in denen es noch viel knapper gewesen sei. Die Kämpfer von damals hätten das Sowjetregime noch gar nicht erlebt gehabt und trotzdem ge­kämpft. Die jetzigen hätten es 20 Jahre mit allen seinen Seg­nungen erlebt und müßten es daher erst recht verteidigen. Das wirkliche Protokoll der Aussage fährt fort:Darauf riefen ihm die Rotgardisten von allen Seiten zu:Ja, sie haben die Sowjet­regierung nur deswegen verteidigt, weil sie dieselbe nicht kann­ten. Wenn die Arbeiter und Bauern sie damals erkannt hätten, wie wir dieselbe kennen, so hätten sie diese selbst gestürzt und nicht verteidigt und hätten ihre Festigung unter allen Umständen verhindert. Für diese Worte hat das Revolutions tribu- nal diese Gruppe von Soldaten zum Tode durch Erschie­ßen verurteilt." Soweit das Protokoll, weder die Worte der Soldaten, noch das drakonische Vorgehen der Kommissare be­dürfen eines Kommentars.

Juwelen im Werte von 35090 Pfund gestohlen

Britische Soldaten berauben internierte Flüchtlinge

Genf» 7. Okt. Vor einiger Zeit wurden in England internierte Flüchtlinge unter Bewachung einer britischen Pionier­abteilung auf dem DampferDunera" nach Uebersee ge­bracht. Während der Schiffsreise kamen den Flüchtlingen wert­volle Juwelen und Schmuckstücke abhanden. Der britische Kriegs­minister mutzte sich auf Anfrage verschiedener Abgeordneten vor dem Unterhaus zu dem Geständnis bequemen, daß sich die eng­lischen Wehrmachtsangehörigen an dem Flüchtlingsvermögen vergriffen hätten. Insgesamt seien Juwelen im Werte von 35 000 Pfund Sterling von den englischen Soldaten gestohlen worden.

Sieben neue Ritterkreuzträger

DNB Berlin, 8. Okt. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht verlieh auf Vorschlag des Oberbefehlshabers des Heeres, Generalfeldmarschall von Brauchitsch, das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an: Generalleutnant von Löper, Kom­mandeur einer Infanteriedivision; Oberst Herr, Kommandeur einer Schützenbrigade; Oberst Schlömer, Kommandeur eines Schützenregiments: Oberstleutnant von Boddien,' Komman­deur einer Aufklärungsabteilung: Hauptmann Kötz, Batail­lonskommandeur in einem Infanterie-Regiment; Oberleutnant Salwey, im Stabe eines Infanterie-Regiments; Oberleut­nant Büchner, Kompaniechef in einem Infanterie-Regiment.

Hemkel-Bomber schießt zwei Ratas ab

Eine harte Bewährungsprobe hatte vor einigen Tagen ein deutsches Kampfflugzeug vom Muster He 111 nach dem Angriff auf Eisenbahnzüge und Gleisanlagen im Süden der Ost­front zu bestehen. Als die Besatzung ihre Bomben über dem Ziel abgeworfen hatte, wurde das Flugzeug von sowjetischen Jägern zugleich angegriffen. Ein Sowjetjäger kam dabei so nahe an den Heinkel-Bomber heran, daß seine Luftschraube das Leit­werk der deutschen Maschine spaltete. Das Sowjetflugzeug wurde wenige Sekunden später abgeschossen, rammte aber beim Absturz die He 111, zerbeulte ihren Rumpf und riß ein 2 3,5 Meter großes Loch in die rechte Tragfläche. Ferner wurde durch den Anprall der Antennsnmast geknickt und die Abdeck­klappe herausgerissen. Mittelstück, Außenflügel und Querruder waren ebenfalls angeschlagen. Trotz dieser starken Beschädigungen setzte sich die Maschine noch gegenüber den anderen beiden Sow­jetjägern durch, die die He 111 verfolgten. Bis auf zwei Muni­tionstrommeln hatte sich die deutsche Besatzung verschossen, als die Rata-Jäger brennend nacheinander in die Tiefe stürzten. Wohlbehalten langte die deutsche Besatzung nach einer Stunde mit der schwer beschädigten Maschine auf ihrem Feld­flughafen an.

Neuer Beweis für die Vorbereitungen der Sowjets

Berlin, 8. Okt. Bereits im Februar 1941 bekam die 155. bolschewistische Schützendivision die Anweisung, sich auf den Krieg mit Deutschland vorzubereiten. Diese Feststellung ergibt sich aus Papieren, die bei einem in deutsche Kriegsgefangenschaft gerate­nen Angehörigen des Stabes der genannten bolschewistischen Einheit vorgejunden wurden. Den Offizieren wurde befohlen, rasch die wichtigsten Ausdrücke der deutschen Sprache zu erlernen, und die Mannschaften wurden bereits im ersten Vierteljahr 1941 über die geographische Lage Deutschlands unterrichtet. Aus oen aufgefundenen Befehlen geht außerdem hervor, daß der Hauptteil der sowjetischen Einheiten auf Ostpreußen angesetzt werden sollte.

Zustrom von Flüchtlingen nach der Türkei

DNB Ankara, 8. Okt. In der letzten Zeit hat auch aus Iran ein Zustrom von Flüchtlingen und Ueberläufern nach der Türkei eingesetzt. Darunter befinden sich Sowjetarmisten, und zwar Mannschaften wie auch Offiziere, die im westlichen Iran einge­setzt waren. Außerdem treten Hunderte von Iranern sowie Kau­kasusbewohner auf türkisches Gebiet über, um dem Sowjetterror zu entgehen.

Ostwärts Smolensk voran!

Kraftvolles Vordringen des deutschen Angriffs

Von Kriegsberichter Dr. Fritz Meske DNV ..., 8. Okt. (PK.) Die gewaltige Herbstschlacht, die am 2. Oktober einsetzte, vollzieht sich bei einem so herrlichen Offenfiv- Wetter, wie es sich der Soldat nicht schöner wünschen könnte. In im Ostfeldzug vorbildlich eingespielter Zusammenarbeit mit den Panzerdivisionen ist unsere Infanterie- schon am ersten Tage der Herbstschlacht überall in die feindlichen Stellungen eingebrochen, die der Gegner in der letzten Zeit zur Ueberwinterung sehr stark ausgebaut hatte. Wie am 22. Juni, als wir aus dem Suwalki- Zipfel herausbrachen, um den ersten großen Kessel um Bialystok zu schließen, istdielleberraschunginvollstemMaße gelungen. Ohne große Artillerievorbereitung durchbrach«« die Panzer vlötzlich um 6 Uhr morgens die feindlichen LiirtzgA

Starke Jnfanteriekräfte operierten am zweiten Tage des An­griffs bereits im freien Raum, während die Panzerkräfte, weit vorgeworfen, planmäßig, in den Flanken abgedeckt, die Umfas. sung gewaltiger Massen der bolschewistischen Heeresmitte voll­enden.

Wenn die Bolschewisten in der letzten Zeit einmal ein paar Flugzeuge über die deutschen Linien schicken konnten, ohne lxchs sie sofort abgeschossen wurden, posaunten sie in die ganze Welt binaus, daß sie trotz ihrer gewaltigen Flugzeugverluste immer noch die Luftüberlegenheit besäßen.

Auch die deutsche Luftwaffe hat sich in den Tagen v« dem Herbstangriff zurückgeh alten und ihre ganze Kraft erst wieder gezeigt, als das Heer zum Angriff vorbrpch. Die I«. fanterie aber ist jetzt immer wieder von neuem begeistert, wem» die dichten Stukageschwader, umschwärmt von schnellen Jäger», am blauen Himmel feindwärts brausen. Ein überzeugender« Bild deutscher Luftherrschaft haben wir nie gesehen als in dieser herbstschlacht im Osten.

Brandfackeln auf Eisenbahnschienen

Von Kriegsberichter Anton Müller-Engstfeld

DNV . - 8. Okt. (PK.) Seit dem frühen Morgengrauen star­ten die Maschinen unserer Kampfgruppe wieder in ununterbro­chener Folge gegen den Feind. Während ein erster Angriff einem sowjetischen Truppinlager galt, das durch mehrere Bomben ge­troffen wurde, lagen während des ganzen Tages die Eisenbahn­linien in einer Flanke der Front im Bombenhagel unserer Kampfgruppe, di« in den 3)4 Monaten des Osteinsatzes bereits so manche Eisenbahnstrecke durch Volltreffer aufriß.

Bei einem der Angriffe am ersten Tage der neuen Offen-, sive wurde als verheißungsvoller Auftakt zu den Einsätzen dieser Entscheidungsschlacht von der Besatzung des Gruppenkom­mandeurs, Hauptmann P., ein langer Tank^ug getroffen, dessen Wagen wie riesige Fackeln über die Schienen rollten. Man kan» sich die Freude der deutschen Besatzung vorstellen, als sie an den runden Wagen erkannte, daß ihr ein sowjetischer Tankzug ent- zegenjuhr. Nach der Fahrgeschwindigkeit der Eisenbahn zu schlie­ßen, mußten die Tankwagen mit Brennstoff gefüllt sein. In niedriger Höhe nahm die deutsche Maschine den Tankzug an, tauchte in die Dampfwolken der Lokomotive, löste im Feuer feind­licher Maschinengewehre ihre Bomben los, um dann in einer Steilkurve hochzuziehen. Außerhalb der Reichweite sowjetischer MG.-Schützen überzeugte sich die Besatzung von ihrem Treff- :rgebnis, das in seiner vernichtenden Wirkung ihre Erwartungen noch übertraf. Umsonst versuchte die Lokomotive, ihre kostbare Fracht durch beschleunigtes Tempo zu retten. Die Vernichtung saß dem Transport im Nacken und verbreitete sich unaufhaltsam, schon war das Feuer übergesprungen auf den zweiten Wagen, der ebenfalls in Flammen aufging. Dann aber erschütterten nacheinander etwa 10 Explosionen die Luft, daß die Erschütte­rungen selbst in der fliegenden Maschine noch spürbar waren. Zehn riesige Stichflammen, die in Abständen von wenige» Augenblicken aufzischten, hatten zehn Tankwagen auseinander­gerissen. Wie von mutwilligen Riesenfäusten wurden die übrigen Wagen durcheinandergewürfelt, deren Brennstoff sich zum Teil über die Böschung ergoß und Feuer sing. Längst hatte die Loko­motive gebremst, denn der Transport war restlos vernichtet.

Blutroter Himmel über Odessa

Von Kriegsberichter Dr. Erich Grathoff

PK. Als der Abend die Glut des Tages vertreibt und der Mond bleich und dürr am Himmel emporklettert, stapfen wir den Hügel hinaus, der sich wie eine Düne zwischen den Liman und das kleine Dorf mit dem guten, deutschen Namen legt. Hauen uns in die noch warmen, mit Stroh ausgelegten Löcher, aus denen die abgelösten Kameraden eben hervorkriechen, lockern die Last des Koppels, die häßlich auf den Magen drückt, und schieben den Kopf behutsam über die Brüstung. Steil unter uns liegt der See, wirft sein silbernes Licht aus das andere Ufer, das, kaum einen halben Kilometer entfernt, langsam gegen Osten ansteigt. Da sind die Feuerstellungen der Bolschewisten, in kleinen Mul­den, dichten Hecken, in zerfallenen Scheunen und flachen Gräben. Wir wissen genau, wo sie liegen; ohne Unterlaß, in der prallen Mittagshitze, in kalten Nächten haben wir sie von hier aus beobachtet. Keine noch so kleine Bewegung da drüben ist uns verborgen geblieben .Da ist die breite Straße, die senkrecht zum See hinunterführt, auf der jetzt gerade zwei Wagen rollen. Ganz deutlich vernehmen wir das Geräusch ihrer Motoren. Die Straße kommt von der Munitionsbahn her, die sich breit und be­häbig quer zur Front entlangzog. Jawohl, entlangzog. Denn eben sind die Artillerie-Geschosse dabei, mit unentwegten Salven dem kühnen Traum der Sowjets ein Ende zu bereiten.

Mit Hellem Pfeifen ziehen die Granaten über uns hinweg, schlagen mit geometrischer Genauigkeit in Abständen von 5 bis 10 Metern auf dem kleinen Bahndamm ein. Ein Heller Feuer­schein, ohrenbetäubendes Krachen, und wie die Zinnsoldaten stehen schwarze Pilze, Mischungen aus Dreck, Balken und ver­bogenen Schienen, sür Sekunden gegen den fahlen Himmel. Millimeterarbeit!" Franz, der brave Bauer aus dem Böhmer­wald, ist Spezialist darin, die jeweilige Situation mit kurzen, lakonischen Bemerkungen zu beschreiben.Der Bart ist ab!" mur­melt er noch, hüpft vor lauter Freude in seinem Loch hin und her und schiebt sich ein Stück Schokolade zwischen die Zähne. Diese Bahn war seine spezielle Freundin gewesen, die köstlichste Aus­wahl seiner derben Flüche hatte bislang ihr gegolten. Auf ihr rollte noch vor kurzem der Panzerzug hin und her, der uns mit seinen Geschützen das Leben reichlich sauer machen wollte. Nun hockt er weiter rechts von uns, ein Torso nur noch, dem das Feuer unserer Artillerie böse mitgespielt hat. Ein zweihundert Meter langer Schienenstrang ist nun noch sein einziges Bewe- gungs- und Betätigungsfeld. Von dort bellt er jetzt von Zeit z» Zeit zu bestimmten Stunden, die wir mit der Uhr in der Hand erwarten können so genau hält er seine Besuchszeiten ein bösartig und verärgert in die Gegend.

Eine große Freude erlebten wir gestern, als wir zu unserer B-Stelle gingen, die wenige Meter von uns entfernt waghalsig dicht am llferhang klebt. Da schauten wir durch das Scheren­fernrohr und konnten das Häusermeer von Odessa sehe«, ins Ziel unseres Angriffs, erkannten dahinter den Hafen, die Kai­anlagen und Lagerschuppen, über denen eine dunkle Wolke schwe­lender Brände lag.

Ganz in der Nähe, links von uns, hämmern plötzlich Maschi­nengewehre in wilden Stößen durch die Nacht. An dem Damm» der die beiden Ufer verbindet, ist rumänische Infanterie im dichten Maisfeld, im Schilf des Sees vorgehend, den Bolsche­wisten, die sich verzweifelt wehren, hart zu Leibe gerückt. Uns gegenüber sind sie nun auch nervös geworden. Verirrte Geschosse, ohne Sinn und Ziel abgefeuert, zischen an uns vorüber, Quer­schläger pfeifen im Laub der Bäume. Auf beiden Seiten rm«