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Lchwarzwälder Tageszeitung
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Lraniendaum im Feuer der deutschen Artillerie
Berlin, 7. Okt. In den Meldungen von der Front vor Lenin- zrad ist in den letzten Tagen wiederholt der Hafen von Ora- rienbaum genannt worden. Gleichzeitig mit dem sowjetischen Kriegshafen Kronstadt bildet Oranienbaum seit den letzten Sep- iembertagen das Ziel der schweren deutschen Artille- r i e. Tag für Tag werden im Hafen von Oranienbaum Kriegsund Handelsschiffe von den deutschen Granaten getroffen, werden in Brand geschossen oder versenkt.
Oranienbaum liegt an der Südküste des Finnischen Meerbusens, vierzig Kilometer von Leningrad entfernt, gegenüber der Insel Kotlin und dem Hafen Kronstadt. In früheren Zeiten hatte Oranienbaum. das im Jahre 1714 Fürst Menschikow durch einen deutschen Architekten erbauen lieg, lediglich die Bedeutung eines kleinen Villenvororts von Leningrad und war ein beliebter Ausflugsort. Heute ist feine Bedeutung als Zufluchtsort für die Reste der sowjetischen Ostseeflotte erheblich gei stiegen. In dem an sich nur kleinen Hafen drängen sich Handelsund Kriegsschiffe aller Art, denen durch die erfolgreichen Operationen der deutschen Kriegsmarine und die Verminung des Finnischen Meerbusens die Ausfahrt unmöglich gemacht ist.
Am 26. September wurde ein größeres sowjetisches Kriegsschiff im Hafen von Oranienbaum erfolgreich von der deutschen Artillerie beschossen. Sowjetische Küstenbatterien, die am 26.9. ln den Landkampf einzugreifen versuchten, wurden niedergemacht. Am gleichen Tage beschoß die deutsche Artillerie Schiffs- zrele auf der Reede von Oranienbaum. Am 30. 9. und am 1. 10. wurden mehrere sowjetische Kreuzer und Handelsschiffe in Brand geschossen, darunter ein Dampfer von 3000 BRT. Tag für Tag bat Oranienbaum so im Feuer der deutschen Artillerie gelegen. Große Explosionen und Brände wurden durch die deutschen Granaten hervorgerufen. *
Außer seinem Hafen besitzt Oranienbaum einen Flugplatz der sowjetischen Marineluftwaffe und eine bedeutende Funkstation. Mehrere kleine Dockanlagen und Reparaturwerkstätten für kleinere Schiffe ergänzen den militärischen Wert dieses Leningrads! Vorortes. Die wirtschaftliche Bedeutung Oranienbaums liegt in der umfangerichen und intensiven Garten- und Landwirtschaft.
Schwere Verluste der Bolschewisten bei Leningrad
Berlin. 7. Okt. 2m Lause des 6. Oktober versuchten die in Leningrad eingeschlossenen sowjetischen Kräfte wiederum vergeblich, den eisernen Ring der deutschen Truppen zu durchbrechen. Die Bolschewisten setzten starke Infanteriekräfte, Panzerkampfwagen, Artillerie und Flugzeuge ein. Alle Angriffe, die die Bolschewisten mit großer Hartnäckigkeit immer wieder vortragen, wurden von den deutschen Truppen zurückgeschlagen. Die Sowjets hatten wiederum schwere Verluste an Menschen und Material.
Ein deutsches Kampfflugzeug sichtete am 6. Oktober ein sowjetisches Schnellboot in der Ostsee und griff es mit Bordwaffen an. Das Schnellboot verringerte daraufhin seine Fahrt. Ohne zur Abwehr gekommen zu sein, wurde das Schnellboot durch die Bomben in Brand gesetzt und blieb sinkend liegen.
Erfolge der Luftwaffe
1KS sowjetische Flugzeuge in 2 Tagen vernichtet
Berlin, 7. Okt. Die deutsche Luftwaffe unternahm auch in der Nacht zum 7. Oktober ihre rollenden Angriffe gegen Bahnanlagen, Straßen und Transportbewegungen der Bolschewisten. Straßen und Gleise, auf denen deutlich Kolonnen und beladene Transportzüge zu erkennen waren, wurden mit Bomben und Bordwaffen bekämpft, wodurch der Feind, große Verluste an Menschen und Material erlitt.
Nachdem die sowjetischen Luftstreitkräfte in den 24. Stunden des 5. Oktober 116 Flugzeuge verloren, brachte ihnen die deutsche Luftwaffe auch am 6. Oktober neue schwere Verluste bei. Deutsche Jäger schossen in Luftkümpfen 32 Sowjetmaschinen ab. 16 Flugzeuge der Bolschewisten wurden durch deutsche Flakartillerie zum Absturz gebracht. Fünf weitere Flugzeuge wurden bei Angriffen auf Flugplätze am Boden zerstört. Damit hat die sowjetische Luftwaffe in zwei Tagen 169 Flugzeuge verloren.
Deutsche Kampfflugzeuge unternahmen am 6. Oktober einen Angriff auf drei sowjetische Transport- und Versorgungsschiffe im Asowschen Meek. Alle dreiSchiffe mit zusammen 3800 Bruttoregistertonnen erhielten schwere Bombentreffer.
Gewaltige Marschleistungen
Berlin, 7. Okt. Die deutschen Truppen haben bei den Kämpfen an der Ostfront gewaltige Marschstrecken bewältigt. Es gibt im deutschen Heer kaum eine Einheit, die nicht schon über 1000 Kilometer kämpfend und marschierend zurückgelegt hat. Diese hohe Gesamtleistung baut sich auf vielen einzelnen Tagesleistungen auf, die in sich wiederum wahre Rekorde darstellen. So sind z. B. die Truppen einer deutschen Infanteriedivision in der Zeit vom 22. September bis zum 4. Oktober über 400 Kilometer auf schlechten Straßen und auf verschlammten und aufgeweichten Wegen marschiert, Teile dieser Division hatten in dieser Zeit fortwährend Feindberührung. Die bisher bekannte Höchstleistung stellte eine deutsche Infanteriekompanie auf, die innerhalb eines Tages 90 Kilometer marschierte. Man muß berücksichtigen, daß diese Leistungen nicht auf guten Straßen, sondern auf schlechten Wegen und in oftmals wegelosem Gelände durchgeführt werden und daß die. marschierenden Einheiten große Strecken kämpfend zurücklegen.
Brände in Leningrad
Wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung — Aussagen Gefangener
Helsinki, 7. Okt. In einem Frontbericht, den die finnische Presse veröffentlicht, werden Aussagen von Gefangenen wiedergegeben, die an der Ostfront in die Hand der finnischen Truppen gerieten. Sie find Augenzeugen der deutschen Angriffe auf Leningrad gewesen und erzählten, daß die gewaltigen Stahlwerke in Putilow immer noch brennen und zum größten Teil vernichtet seien. Ebenso seien die Treugolnik-Eummifabrikanlagen von zwei großen Bomben getroffen worden, die mehrere Stockwerke vernichtet hätten, wobei auch zahlreiche Menschen getötet worden seien. Weiter erzählt ein Gefangener, daß die Eisenbahn- »nd Stationsanlagen schweren Schaden erlitten hätten und ebenfalls mcbrcre Oelbehälter in Brand geraten seien.
Trotz schärfster Maßnahmen seien die Nöte sehr groß und die Unzufriedenheit ständig im Wachsen. Nur etwa fünf Prozent der Bevölkerung seien evakuiert worden. Die Stadt hätten nur diejenigen verlassen können, die über reichliche Geldmittel oder gute Bekanntschaften verfügten. Die Soldatenfrauen, die in der Stadt zurückgeblieben seien und die ständig zu militärischen Ar
beiten lierangezogen würden, wobei sie auch unter deutschem Eeschützseuer arbeiten müßten, schrieben hoffnungslose Briefe an die Front und forderten ihre Männer auf, sich zu ergeben, Denn die meisten von ihnen glaubten nicht, daß sie am Leben blieben. Man wage bereits, in Briefen Kritik am Kommunist mus zu üben. Lange Schlangen vor den Läden, das sei für die Lebensmittellage bezeichnend, wobei die meisten der Anstehenden nichts erhielten.
September-Berlustziffern 308:29
Auf einen deutschen Flugzeugverlust entfielen 18 bis 11
Berlin, 7. Okt. Der Monat September schließt für die britische Luftwaffe wieder mit keiner Erfolgsbilanz ab. Sie versuchte sehr viel seltener als während ihrer gescheiterten Non- stop-Offensive in den Monaten vorher und mit sehr viel geringeren Kräften am Kanal einzugrerfen, ins besetzte Gebiet ein- judringen oder nach Norwegen vorzustoßen.
Die deutschen Jäger, einschließlich der Nachtjäger, die Flak, die Marineartillerie, ja sogar die Infanterie, die Wacht im Westen hält, wehrten sie so kräftig ab, daß insgesamt- 3 0 8 britische Flugzeuge abgeschossen wurden.
Da die deutsche Luftwaffe im Monat September nur 29 eigene Verluste im Raume Westen, am Kanal, über den besetzten Gebieten und Norwegen zu verzeichnen hat, steht die Verlustziffer 308:29. Mit anderen Worten: Auf einen deutschen Flugzeugverlust im Westen entfielen im September 10 bis 11 britische Flugzeugverluste.
77 Flugzeuge verloren die Briten im September allein bei Einflügen in das Reich
Die Briten flogen während des Monats September IKmal in das Reich ein. Sie brachten bei der Mehrzahl der Einflüge freilich nur schwache Kräfte über die Deutsche Bucht und die deutschen Küstengebiete hinaus vor, weil die deutsche Abwehr ihnen bei jedem Einflug Verluste, meist recht schwere Verluste, beibrachte. Die britische Luftwaffe verlor bei diesen 18 September-Einflügen in das Reich allein 77 Flugzeuge, überwiegend die vielgerühm- ten viermotorigen Bomber. Sie wird auch jetzt, wie schon 'in Monat August, feststellen müssen, daß die Einslüge ins Reich ihr teuer zu stehen kommen, zu teuer im Vergleich zu der Wirkungslosigkeit ihrer Angriffe auf militärische Ziele.
Bericht der slowakischen Armee
Preßburg, 7. Okt. Der am Montag ausgegebene Bericht ver slowakischen Armee hat folgenden Wortlaut:
In der vergangenen Woche operierten unsere Kampfeinheiten am Dnjepr und östlich dieses Flusses. Sie beteiligten sich abwechselnd an den Abwehrkämpfen und an Vorstößen, wobei namentlich die Flak und die Bodenartillerie eine erfolgreiche Tätigkeit entfalteten. Sie haben einige feindliche Angriffe abgewehrt. Das slowakische Militär erbeutete zahlreiche Kriegsgeräte und brachte 1400 E-efangene ein, deren Zahl bei unbedeutenden eigenen Verlusten noch im Wachsen ist.
Kavallerie im Waldgefecht
Deutsche Reiter zerschlagen einen feindlichen Ausbruchsversuch
PK. An den Straßen entlang, mit den Panzern als eherne Spitze, stoßen unsere motorisierten Korps tief in den Feind. Zur seitlichen Sicherung einer der Vormarschstraßen ostwärts des Dnjepr wird Kavallerie eingesetzt. Ihr Gegner sitzt mit starker Infanterie und Artillerie im unübersichtlichen Wald- und Sumpfgelände. Aber gerade hier auf weichem und nassem Boden, wo das Kraftfahrzeug versagt, bewährt sich das Pferd. Es gelingt, einen Teil des Gegners einzukesseln. Im festen Ring umspannen die Schwadronen an Zahl und Geschütz überlegene bolschewistische Einheiten. Hart ist der Kampf, immer wieder trieben dis Kommissare ihre Soldaten gegen die dünnen Linien der Reiter.
Besonders heiß ging» es an einem Tage zu. Von morgens bis in den späten Nachmittag schoß der Feind mit 18-Zentimeter- Eranaten und Granatwerfern. Gegen 18 Uhr glaubte er unsere Stellungen sturmreif. Das Artilleriefeuer verstummte, und in dicken Rudeln stürzen die Sowjetarmisten durch den Wald und durch das dichte Unterholz.
Unsere Schwadron hatte einen Abschnitt von ca. 1000 Meter Breite zu verteidigen. Ihre Schützennester lagen auf einer mit Kieferkusssln bewachsenen Bodenwelle, die sich windwärts zu einer flachen Mulde senkte. Dichtes Unterholz und dahinter Hochwald ermöglichten den Bolschewisten, sich gedeckt bis auf nächste Entfernung heranzuarbeiten. Bis auf 40 Meter waren sie an einigen Stellen herangekommen.
Während des Artilleriefeuers hatten unsere Reiter in ihren Löchern gehockt. Die dauernden Einschläge, die krepierenden Granaten und zwischen den Baumstämmen sausenden Splitter konnten sie nicht erschüttern. Kaum schwieg gegen 18 Uhr das schwere Feuer, da lagen sie schon wieder hinter ihren schußbereiten Gewehren und Maschinengewehren. Sie brauchten nicht lange zu warten. Ueberall wimmelte es in den Büschen und Sträuchern von Sen gelb-braunen Uniformen der Sowjetarmisten, die sich kreischend und springend vorarbeiteten.
„Da rechts kommen sie", schrie der Gewehrführer, und dann prasselte eine MG.-Garbe in ein dichtes Rudel und viele standen nicht mehr auf. Auf der ganzen Front begann jetzt ein tolles Geknalle. Bald waren die Läufe heiß, und die Munition ging zur Neige, immer neue Bolschewiken quollen aus dem Wald und brachen im Anlauf zusammen. Aber bald waren wieder neue Wellen von Angreifern da. Der Obergefreite S. zog seinen vorletzten Gurt ins ME. „Munition brauchen wir", schrie er seinem Munitionsschützen zu. Dieser stürmte im Hagel des feindlichen Gewehrfeuers zurück und schleppte neue Kästen heran, die mit Pferden bis dicht hinter die vörderste Linie gebracht worden waren.
Immer dichter wurden die angreifenden Volschewikenhaufen. Der Obergefreite S. hatte von seinem Schützenloch aus kein Schußfeld mehr. Er sprang mit seiner Bedienung aus dem Nest heraus, legte das MG. dem Reiter T. auf die Schulter und feuerte stehend weiter.
An der Straße lag der Obergefreite Fl. Plötzlich sah er, wie die Sowjetarmisten im Straßengraben vorkamen. Die Magazine seiner Pistole waren schon leer. „Wartet nur, ihr Burschen", knirschte er wütend, dann packte er seine Büchse und schoß stehend einen Bolschewisten nach dem andern ab. Als ihm die Munition ausging, sprang er vor zu einem verlassenen feindlichen MG., drehte es um und feuerte weiter. Ein anderes MG. wurde von feindlichen Haufen so bedrängt, daß das Gewehr allein nicht mehr ausreichte, sondern die Bedienung sich erst durch einige Handgranaten Luft verschaffte.
Dicht gesät lagen die Toten des Feindes. Kein Fußbreit Boden
wurde aufgegeben. 2a, die blutigen Verluste hatten die Gegner jo geschwächt, daß der Kessel immer enger gezogen und schließlich ausgerüumt werden konnte. Mehrere tausend Gefangene, sieben Batterien und Gerät fielen der Division in die Hände.
Von Kriegsberichter K. H. Britz.
Es dämmert in London und Moskau
„Jetzt wissen wir, was Hitler am Freitag meinte" — Nach Tagen der maßlosen Lügen bittere Erkenntnisse
Berlin, 7. Okt. Nachdem am Montag morgen der Londoner Nachrichtendienst stolz in die Welt hinausposaunte, dckß Vud- jcnny in der Ukraine große Erfolge errungen und die sowjetischen Truppen dreißig Kilometex vorgedrungen und dreißig Dörfer zurückerobert Hütten, und sogar noch am Dienstag morgen Marschall Budjenny weitere Erfolge andichtete, meldete am gleichen Tage der Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht: 2m Zuge der angekündigten neuen Operationen hat im Raume nördlich des Asowschen Meeres eine große Schlacht stattgefunden. Seite an Seite mit den Truppen der verbündeten Staaten verfolgen die deutschen Truppen den geschlagenen Feind. Motorisierte und Panzerverbände stießen tief i« die feindlichen Rückzugsbewegungen hinein.
Auch an den übrigen Abschnitten der Ostfront, heißt es im OKW.-Bericht weiter, nehmen die Angriffsoperationen ihren vorgesehenen Verlauf.
Die Ankündigung des Führers in seiner letzten großen Rede zur Eröffnung des Winterhilfswerkes, daß im Osten erneut Operationen in gigantischem Ausmaße eingeleitet seien, die dazu beitragen würden, die Sowjets endgültig niederzuringen, stießen zunächst in Moskau, London und Washington nicht nur auf Unglauben, sondern die gegnerische Agitation war darüber hinaus krampfhaft bemüht, sie als Prahlerei gegenüber der Welt und als Zwecklüge dem deutschen Volke gegenüber hinzustellen.
So berichtete noch am Montag die amerikanische National Broadcasting Comp, wörtlich: „Hitlers Prahlerei vom letzten Freitag, daß Operationen im Gange wären, die Sowjets zu vernichten, ist bis jetzt für militärische und politische Kreise ein Rätsel gewesen. Keiner der militärischen Sachverständigen, die jede Information und jede Bewegung der deutschen Truppen aufs genaueste untersuchen, konnte bis jetzt ausfindig machen, was der Führer meinte."
Reuter zitierte noch am Sonntag den militärischen Kommentar von Annalist, in dem es heißt: „Was die Kämpfe der letzte» 24 Stunden betrifft, so haben sie keine bemerkenswerten Entwicklungen gebracht und Hitlers angekündigte große Offensive scheint trotz des Ablaufs weiterer 48 Stunden keinen Eindruck gemacht zu haben."
Aus diesen und zahlreichen anderen Stimmen aus Moskau und London ging einwandfrei bervor, wie sehr man auf sowjetisch-britischer Seite im Dunkeln tappte und nichts ahnte vc>E dem Ausmaß und dem Stand der deutschen Operationen.
Nunmehr scheint es aber auch den notorischen Besserwisser» und Schreibtischstrategen in Moskau, London und Washington zu dämmern. Denn plötzlich heißt es in Radio London: „Bei Hitlers letzter Rede waren die „ungeheuren Operationen" noch eine Voraussage; heute scheinen sie Gestalt anzunehmen." Auch Radio Neuyork wird plötzlich wach. Kein Wort mehr hört man da über „Prahlereien Hitlers", sondern: „Dis Deutsche» haben eine große Offensive e i n g e lei 1 et."
Selbst der „Prophet" Frazer sagt im Londoner Nachrichtendienst: „Wir müssen einsehen, daß die deutschen Armeen im Osten in einem bemerkenswerten Grad fest zuschlagen und entlang der ganzen Front tief eindringen." An anderer Stelle heißt es: „Die Deutschen scheinen an verschiedenen Stellen Boden gewonnen zu haben; jedenfalls finden im Osten gigantische Operationen statt."
„Jetzt wissen wir, was Hitler in seiner Rede am Freitag meinte." Zu diesem ersten offenen Eingeständnis sieht sich der Londoner Nachrichtendienst am Dienstag morgen genötigt. „Die bisher größte deutsche Operation im Rahmen des Ostfeldzuges i st im Gange", heißt es da im Gegensatz zu den rosarot gefärbten Berichten der letzten Tage. „Die deutschen Operationen scheinen gewaltig zu sein. Die deutsche» Hilfsquellen werden stark in Anspruch genommen; doch haben die Deutschen die Initiative behalten."
Sie wollen nicht mehr zurück
DNB Berlin, 7. Okt. Die steigenden Zahlen der Gefangenen und Ueberläufer beweisen, daß die Sowjetarmisten immer mehr einsehen, wie falsch die ihnen eingehämmerte Behauptung ist, die Deutschen brächten ihre Gefangenen um. Wenn sich viele von ihnen bisher in völlig sinnlosem Widerstand bis zu ihrem Tode wehrten, so spricht, wie sich jetzt aus Gefangenenaussagen immer wieder ergibt, dabei die krasse Wirklichkeit mit. Immer wieder bitten Gefangene dringend, wenn sie verhört werden, daß sie nach Kriegsende nicht wieder in die Sowjetunion zurückgeschickt werden. Ein Teil hat erfahren, daß die Sowjetarmisten. die im Winterfeldzug gegen Finnland gefangen und nach Kriegsende entlassen wurden, nach der Rückkehr sofort nach Sibirien deportiert wurden.
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Keiner weiteren Erläuterungen bedarf folgende Mitteilung, die den deutschen Truppen im Osten in die Hände fiel. Sie ist gerichtet an den Genossen Werchoglas, den Kommissar der 177. Sowjet-Schlltzen-Division und lief gegen Mitte August dies« Jahres bei ihm ein. Aus sehr verständlichen Gründen ist sie mit „ganz geheim" bezeichnet. Diese Meldung enthält nämlich das „Abschußergebnis" dieser Division unter ihren eigenen Leuten. Bereits am 11. August konnte der untergeordnete Kommissar als Ergebnis seiner Bemühungen 13 Deserteure, darunter zwei Leutnants, sowie acht Konterrevolutionäre verzeichnen. Außerdem hatte er im 486. Schützenregiment zwei „Konterrevolutionäre" entdeckt und liquidiert. Weitere 25 Mann waren bereits umgelegt, aber die Untersuchungen waren noch nicht zu Ende geführt. 48 aktenmäßig verbürgte Erschießungen innerhalb einer einzigen Division in sieben Wochen dürfte einen Rekord darstellen. Nach den bisher gemachten Beobachtungen find die Kommissare inzwischen nicht glimpflicher geworden.
„Nicht dem Wunsche des Volkes folgen!"
Kriegshetzer Willikes Auffassung von Demokratie lyork, 7. Okt. Der charakterlose Renegat Wendell W r l l kr« ft sich immer wieder mit Erfolg, seinen früheren h r Roosevelt bei seinem Wettlauf hinter dem Krreg ichkeit zu übertrumpfen. So erklärte er auf EM F-1 - das zu Ehren des britischen Botschafters rn Washington . < o _o—^ n^viTnstaltet wurde. aueM