Italienischer Kriegsschauplatz. Im Doberdo-Abschnitt griffen die Italiener gestern mit­tag den Monte dei Seibussi neuerdings an. Sie wur­den, wie immer, zuriickgeschlagen. Vor dem Görzer Brückenkopf herrscht Ruhe. Än der übrigen küsten­ländischen Front fanden stellenweise heftige Geschütz­kämpfe statt, so namentlich im Raume von Flitsch, wo sich die feindliche Infanterie vorsichtig heranar­beitet. Der bereits gestern als geschlagen gemeldete Angriff gegen den Nordabschnitt der Hochfläche von Lavarone wurde von starken feindlichen Kräften ge­führt. Nach zehntägiger, auch die Nacht hindurch an­dauernder heftiger Beschießung unserer Werke stei­gerte die feindliche Artillerie vorgestern abend ihr Feuer gegen die Front Zinna di Mezzena-Basson zu größter Schnelligkeit. Bis nach Mitternacht über­schüttete sie unsere Stellungen mit Geschossen aller Kaliber. Sodann schritten mehrere Infanterie-Regi­menter und Alpinibataillone zum Angriff. Unsere braven Tiroler Truppen und Standschützen, von österreichischen Schützen und der Artillerie hervor­ragend unterstützt, schlugen die Stürme zurück. In den Morgenstunden war der feindliche Angriff end­gültig zusammengebrochen. In den Hindernissen allein liegen 2V0 tote Italiener. Darnach läßt sich ermessen, welche Opfer dieser Angriff gekostet haben mag. Wir hatten nur geringe Verluste. Einer un­serer Flieger erzielte in der Munitionsfabrik von Brescia mehrere Bombentreffer.

Unsere Erfolge im Festungskrieg.

(WTB.) Berlin. 26. Aug. Mit Brest-Litowsk ist wiederum ein starker russischer Waffenplatz ge­fallen. Ein neues Glied der russischen Sperrkette eines der letzten ist gesprengt, ein neuer, für die Versammlung und Verbindung großer Heeresmassen besonders wichtiger Punkt dem Feinde abgenommen. Als Festungsbezwinger stehen unsere Truppen seit dem Anfang dieses Krieges unerreicht da. Im We­sten sind 9 Festungen in unsere Hand gefallen: Lüt­tich, Namur, Longwy, Montmedy. La Före, Laone, Maubeuge. Antwerpen und Lille, außerdem 6 Forts: Manonviller. Givet, Les Ayelles, Hirson, Eonde und Camp des Roumains. Im Osten hat Rußland 11 Festungen: Libau Rozan, Pultusk, Jwangorod, Warschau, Lomsha, Ostrolcnka, Kowno, Nowo-Ge- orqiewsk, Ossowiec und Brest-Litowsk an uns ver­loren. Die Wegnahme der festen Plätze in Belgien und Frankreich fällt in die ersten 10 Wochen des Krieges. Die der ruffischen Festungen hat abge­sehen von der Besetzung Libaus am 8. Mai 1915 erst am Ende des ersten Kriegsjahres begonnen. Trotz der in dieser Zeit überall erzielten Erfahrungen ist aber das Bild in seinen Grundzügen überall un­verändert geblieben: einer regelrechten Belagerung durch deutsche Truppen widersteht kein fester Platz. In kurzer Zeit erliegen die Werke und die Nerven der Besatzungstruppen der ungeheuren Wirkung der deutschen und österreichisch-ungarischen schweren Ge­schütze. Lüttich fiel in überrumpelndem Sturm, Na­mur nach 5-tägiger, Maubeuge nach 2-tägiger Be­schießung, Antwerpen, diestärkste Festung der Welt" nach 12-tägiger Belagerung durch verhältnismäßig schwache Truppen. Einen Teil der obengenannten Festungen und Forts verteidigten die Franzosen über­haupt nicht, ein anderer Teil wurde ihnen nach kur­zer Beschießung genommen. In mehreren Fällen war ein Jnfanteriesturm nicht mehr nötig. Ganz ähnlich ist es auch im Osten gegangen. Libau. Rozan, Pultusk, Lomsha. Ostrolenka und Ossowiec sind ohne regelrechte Belagerung gefallen. Warschau gaben die Russen preis, als die Bloniestellunq von unseren Truppen genommen war und auch Praga räumten sie nach 4 Tagen. Jwangorod wurde am 13. Tage nach dem Beginn des Angriffs besetzt, Kowno nach 12-tägiger Beschießung. Aber auch die Einnahme der großen Festung Nowo-Eeorgiewsk mit ihren mehr als 700 Geschützen und über 2 Armeekorps Be- satzungstruppen hat nicht länger gedauert. Am 7. August fiel schon das Fort Dembe. am 19. August der ganze Platz in unsere Hand. Bei Brest-Litowsk wurde eine Woche lang um die Vorstellungen ge­kämpft und dann die ständige Befestigung sofort im Sturm genommen. Wie weit diese Erfahrungen, die sich in so auffallender Weise nach dem Ablauf des ersten Kriegsjahrs erneuerten, bereits einen all­gemeinen Schluß auf den Wert der Festungen im Kriege der Gegenwart zulassen, kann späteren Er­örterungen Vorbehalten bleiben, Uns mag vorerst die erfreuliche Tatsache genügen, daß unsere Gegner keinen auch nur annähernd ähnlichen Erfolg im Kampfe gegen Festungen aufzuweisen haben. Tsing­tau und Przemysl sind erst nach monatelanger Be­lagerung voll heißer Kämpfe gefallen. Die Feste Boyen ist uneinnehmbar geblieben. So sind wir vorderhand berechtigt, die Fähigkeit zur überraschend schnellen Bezwingung fester Plätze als eine besondere

Amtlich« Beka»«t«achu»-e>.

Erwerb und Ausmahlung von Brotgetreide durch Bersorgungberechtigte.

Nach einem Erlaß der W Landesgetreidestelle darf der Kommunalverband Personen. die zu den Bersorgungsberechtigten gehören, die Erlaubnis zu« Ankauf und zur Ausmahlung von Brotgetreide vorerst nicht erteilen.

Mit Rücksicht jedoch auf die zahlreichen in dieser Sache eingegangenen Anträgen ist von seiten der W. Landesgetreidestelle beabsichtigt, die Frage zum Gegenstand einer Besprechung mit dem Vor­sitzenden des Direktoriums der Reichsgetreidestelle zu machen.

Das Ergebnis dieser Besprechung wird sr. Zeit bekannt gegeben.

Ealw. den 26. August 1915.

_ K. Oberamt: B i nd er.

Die Schultheißenämter

werden an die Erledigung der oberamtlichen Erlasse vom I4./20. ds. Mts.. Calwer Taabl. Nr. 192/194, betreffend Saferlieferuug für das Heer,/und vom 13. August ds. Is., Calwer Taqbl. Nr. 188, betteffend Verkehr mit Gerste aus dem Erntejahres 1816, erinnert.

- Calw, den 26. August 19l5.

K. Oberamt: Binder.

Saatgetreide.

Di« Bundesraisoerordnunq über den Verkehr mit Brot­getreide und Mehl aus dem Erntejahr 1915 ist durch eine Verordnung vom 19. ds. Mts. (R.-G.-BI. S. 508) bezüg­lich des Verkehrs mit Saatgetreide abgeändert worden.

Die Veräußerung und der Erwerb von Saatgetreide ist künftig nur mit Genehmigung des Komunalverbands zulässig.

Calw, den 26. August 1915.

K. Oberamt: Binder.

Eigenart der deutschen Truppen und unserer Ver­bündeten anzusehen. Den Führern, die so Großes erzielten, den Tapferen, die es durchstritten, und den Männern, die dazu die gewaltigen Waffen ersannen und fertigten, schulden wir dafür um so mehr Be­wunderung und Dank.

Zur Einnahme von Brest-Litowsk.

Berlin, 26. Aug. Heber die Einnahme von Brest-Litowsk meldet dieNationatezitung" aus Wien: Die Truppen der Bugarmee, die am Ostuser des Flusses an den Roknitosümpfen Raum gewonnen hatten, drangen unaufhaltsam gegen die Festung vor. Der Gegner hatte sich hier verzweifelt zur Wehr gesetzt, um die einzige Verbindung von Brest-Litowsk mit dem Hinterland möglichst lange freizuhalten und zu diesem Zwecke große Verstärkungen an die Front geworfen. Da der Aufmarschraum nur beschränkt war, mußten die Massen in dicht hintereinandersteh­enden Linien verwendet werden. So kam es. daß hinter jeder geworfenen Linie schon auf 12 Kilo­meter eine frische dastand, die aufs neue niederge­kämpft werden mußte, um vorwärts zu kommen. Ide Nacht brachte neue Erfolge. Ganz besondere Wirkung hatte die schwere Artillerie.

Die Bedeutung von Kowel.

Wien, 25. Aug. DieFranks. Zeitg." schreibt: Nach dem österreichisch-ungarischen Tagesbericht vom 24. August hat deutsche und österreichisch-ungarische Reiterei die Hand auf den wichtigsten Knotenpunkt Kowel gelegt. Fünf Bahnlinien haben dort ihre Kreuzung. Nach Osten führt die Bahn über Sarny nach Kiew, nach Südosten über Luzk-Rowno nach Odessa, nach Nordwesten nach Brest-Litowsk. nach Westen nach CholmLnblinJwangorod und nach Südwesten die Sackbahn nach WladimirWolinsk. Außerdem laufen in Kowel die Straßen von Brest- Litowsk, GrubeschowWladimirWolynsk und von Ro-wno nach Luzk zusammen. Die Vorgänge auf dem Kriegsschauplatz im Südosten an jenem Ende­glied zwischen den russischen Fronten am westlichen Bug, der Zlota Lipa und am Dnjestr waren neben den großen Ereignissen im Zentrum und im Nord­osten etwas in den Hintergrund geraten. Die Be­setzung von Kowel rückt nun die Wichtigkeit dieses Vorstoßes im Westteil des Gouvernements Wol­hynien ins hellste Licht. Er bezweckte von Anfang an nichts Geringeres als die Abtrennung der süd­östlichen russischen Front an der Zlota Lipa und am Dnjestr von der russischen Hauptfront, die einst in Polen, jetzt auf der Riickzugsfront Brest-Litowsk Bialystok steht. Dieser Zweck ist nun vollkommen er­reicht. Die Vorwärtsbewegung der verbündeten Truppen auf diesem Weg setzte schon zu der Zeit ein, als noch der heftige Kampf südlich von Lublin und Cholm tobte. Sie fiel damals dem rechten Flügel der Armee Mackensen zu. Von Krylow am westlichen

Bug aus erfolgte der Vorstoß, der zunächst auf Wla­dimirWolynsk zielte. Diese Operationen schritten ganz allmählich im Einklang mit dem raschen Bor- wärtsdrängen zwischen Bug und Weichsel voran und dienten anfangs zum großen Teil der Flankendeckung. Das ständige Vorrücken der Hauptarmee Mackensen in nördlicher Richtung machten dementsprechend in kleinerem Maßstab auch die Abteilungen mit, die inzwischen WladimirWolynsk besetzt und brücken­kopfartig gegen feindliche Vorstöße gesichert hatten.

Angriff auf Brest-Litowsk war dann für dreje Heeresteile die Zeit gekommen, um auf ihr eigentliches Ziel loszugehen: Kowel wurde besetzt. Damit wurden die beiden sehr wichtigen russischen Hauptbahnen, nämlich Brest-LitowskKowelKiew und KowelLuzkRownoOdessa durchschnitten. Damit ist jede direkte Verbindung zwischen dem rus­sischen Heere im Zentrum und Norden und den Trup­pen im Südosten unterbunden. Die beiden Bahn­linien scheiden für Transportzwecke vollständig aus. Es steht nun nur noch der einziae Schienenstrang zur Verfügung, der quer durch die Waldsümpfe des'Pol- jessje, die sich an Kowel nord- und nordostwärts an­schließen. hindurchführt. Sonst kommt nur der ge­waltige Umweg über Kiew in Frage, der große Un­bequemlichkeiten und Zeitverluste mit sich bringt. Sodann wird mit der Besitznahme von Kowel die Umschließung von Brest-Litowsk erleichtert, da nun­mehr auch die Bahn von dort nach Südosten den Russen verloren ist, sodaß nur noch zwei Linien aus der Festung führen, die östlich nach Pinsk und nord­östlich nach Minsk. Weiter geraten aber auch die noch das galizische Grenzgebiet haltenden russischen Truppen in Gefahr, vom Rücken gefaßt zu werden. Die Hauptentfernungen auf diesem Teil der Kriegs­schauplatzes sind von Kowel aus nach Eholm 80 Km., nach Brest Litowsk 120 Km., nach Luzk 70 Km., nach Rowno 130 Km. und nach Wladimir-Wolynsk 50 Kilometer.

Bon unserer Ostseeflotte.

(WTB.) Berlin. 26. Aug. Am 25. Aug. abends beschoß einer unserer kleinen Kreuzer die russische Signalstation Kap Süd-Ristna auf der Insel Däzö und zerstörte sie teilweise. Zu gleicher Zeit nahm ein anderer kleiner Kreuzer die Signalstation Andreasberg gleichfalls auf Dazö erfolgreich unter Feuer. Feindliche Streitkräfte wurden nicht gesichtet.

Unsere l_1--Boote.

Lissabon, 26. Aug. (Agence Havas.) Der aus Barry kommende norwegische DampferHavtor" hat am 21. August 40 Schiffbrüchige des englische» Damp­fersWindsor" ausgenommen, der von einem deut­schen Unterseeboot versenkt worden war. Der DampferWindsor" war von London nach Italien bestimmt.

Die Dardanellenverteidigung.

(WTB.) London, 26. Aug. Afhemead Bartlett sagt in einem Bericht vom 12. August über die auf die Landung in der Suve-Bai folgenden Kämpfe' Alle Augenzeugen stimmen überein, daß die Türken völlig frische Truppen ins Feld brachten, um unfern Vormarsch zu hindern, und daß sie mit größtem Mut und größter Entschlossenheit fochten und die Gegen­angriffe mit einer Energie ausführten, die wir seit den Tagen der ersten Landung ans Gallipoli nicht erlebten. Man darf nicht vergessen, daß die Türken für ihren Fortbestand als unabhängige Nation käm­pfen, daß die Soldaten nahezu zum Fanatismus ge­gen die Ungläubigen aufgestachelt sind und infolge­dessen einen Widerstand leisten, desgleichen man nicht seit Osmans Verteidigung Plewnas gesehen hat.

Die Lage auf dem Balkan.

Die englische Gewaltpolitik gegen die Balkanstaaten.

Athen, 26. Aug. Wie aus unterrichteten Kreisen verlautet, hat der englische Gesandte von der griechi­schen Regierung die Anstellung englischer Kontroll- beamten in den mazedonischen Zollämter« gefordert für den Fall, daß die Durchsuchung griechischer Schiffe, die dem griechischen Seehandel großen Schaden zu- fügt, künftighin vermeiden will, und zwar hat der Gesandte diese Forderung im Namen aller Mächte des Vterverbandes gestellt. Die griechische Regierung soll dieses Anfinnen zurückgewiefen haben.

(WTB.) Konstantinopel, 26. Aug. Die Blok- kade des Hafens von Dedeagatsch durch die englische Flotte dauert trotz des Einspruchs der bulgarischen Regierung ungeschwächt fort. Englische Kriegsschiffe liegen beständig vor dem Hafen und untersuchen jedes ein- oder ausfahrende Schiff. Den bulgarischen Han­delskreisen erwächst durch dieses Vorgehen Englands