ohne Land dazustehen, war offenbar der Ansicht, dag er für die hohe Apanage, die ihm feine Londoner Geldgeber ausgesetzt haben, auch mal etwas tun muß. So erließ er einen theatralischen Aufruf, in dem natürlich die übliche Versicherung aller geflohenen Potentaten nicht fehlen durfte, daß er den Kampf außer Landes fortsetzen wolle. Dabei darf man den von allen guten Geistern verlassenen jungen Mann daran erinnern, daß sein« Vorfahren, auf die er sich zu berufen wagt, während des Weltkrieges ihr Land wenigstens an der Spitze ihrer Soldaten kämpfend verlassen haben. Daß für ihn und die von ihm als „legale Vertreter des Volkes" bezeichneten Putschisten statt der Kapitulation auch so etwas wie ehrenvoller Untergang hätte in Frage kommen können, war be: diesem nach dem englischen „Gentleman-Ideal" erzogenen Puppenkönig allerdings kaum zu erwarten.
Wie Havas aus Beirut meldet, verlautet aus Jerusalem, daß König Peter von Serbien in Begleitung General Simowitsch's, des Vizepräsidenten, des Außenministers und des Hofministers dort eingetroffen sei. Das Flugzeug des Königs sei auf dem Fluge nach Alexandrien angegriffen und ein Minister dabei getötet worden.
Mil den ersten Flugzeugen in Larissa
Wir fliegen Munition für die Panzer der vordersten Linie
Von Kriegsberichter Werner Kark
DNB..., 21. April. (PK.) Eine knappe Stunde ist nach dem Einlaufen der Meldung von dem Einmarsch in Larissa verstrichen Auf unserem griechischen Feldflughafen, der dieser Tage erst be- Kogen wurde, stehen unsere Flugzeuge zum ersten Einsatz nack der neu gewonnenen Stadt. Die Panzer an der Spitze brauchen Munition. Aus dem Luftweg werden sie rascher Nachschub erhalter Rönnen, als es durch Kolonnen möglich ist. Wir starten in di« ioordersten Linien Zur kämpfenden Truppe.
Nach den schweren Regentagen, die von Heer und Luftwaff« äußerste Anstrengungen erforderten, ist nun endlich strahlende- kketter ausgezogen. In makelloser Schönheit zeigt sich uns aus dem Anflug der Olymp mit seinen ,charfen Graten und blitzen) Meißen Schneefeldern. Inmitten der Bergketten treffen Böen di« flNaschine wie mit Faustschlägen, sicher aber tragen die starke» Motoren unser Flugzeug über die Höhenzüge, die greifbar nah« §an uns vorüberziehen. Dörfer und Städte, Eisenbahnen uni jStraßen werden überflogen. Nirgendwo in diesem Bereich jenseits der Front winkt uns ein Lebenszeichen.
^ Mit einer Kurve umfliegen wir den Flugplatz von Larissa Gestern noch mag ein Engländer oder Grieche von diesem Rollfeli Kestartet sein. Heute morgen landete die erste Maschine, wenig« Minuten nach der Besetzung der Stadt. Vor dem Anschweben Rönnen wir erkennen, daß unsere Jäger bereits da sind. Sie "aben ihre Maschinen abgestellt zwischen den Trümmern und »sgebrannten Rümpfen englischer Flugzeuge, die sie selber vieleicht im Tiefflug vorher zerstört haben. In den Hallen und lnterkunften des Flughafens selbst zeugen schwere Einschläge von der Maßarbeit unserer Kampfverbände.
Unsere Munition ist ausgeladen worden. Autos und Kräder Dringen sie in höchster Eile Panzern, die Larissa jetzt längst durchschritten haben. Wir müssen wieder starten, um am gleichen Tage noch neues Gut der Front zuzuführen.
1ü OVV Tonnen amerikanische Munition flog in die Luft
Von Kriegsberichter Herbert Schultze
st DNB .22. April. (PK.) Wir waren auf Fahrt ün kalten
Mordatlanrik. Es ist April, und das Wetter macht diesem Monat Me Ehre. Vor uns läuft ein wohlbeladener, schöner großer Dampfer. Ich schätze ihn auf 8000 BRT. Der Kapitän muß ein ^tüchtiger Mann sein. Schon einen Tag lang ist er vor uns her im Zickzack gefahren, und seine Kursänderungen sind so geschickt, daß wir einmal beinahe die Fühlung mit ihm verloren hätten. Aber es gelingt ihm nicht, uns abzuschütteln. Die Verfolgung wird fortgesetzt, bis wir ihn haben. Das Verhalten des Dampfers käßt daraus schließen, daß er wichtige Ladung an Bord hat. Plötzlich entdecken wir, daß noch ein zweitesdeutsches A - Boot hinter jrm her ist. Eine kurze Verständigung zwischen «ns beiden, dann ist die Schußfolge geregelt. Inzwischen ist eH
dunkel geworden. Da haben wir endlich nach langer Hetzjagd eine ausgezeichnete Angriffsstellung gegen den sehr schnellen Dampfer erreicht. Der Augenblick zum Torpedoschuß ist gekommen. Treffer! Es ist ein sauberer Vlattschutz. Aber der Dampfer sinkt nicht sofort. Er funkt SOS. Die Besatzung verläßt das Schiff und geht in die Boote. Inzwischen habe ich mit freudiger Ueberraschung nach dem gefunkten Namen des Schiffes feststellen können, daß er noch größer ist als wir schätzen. Ein 10 000 Tonner mit 15 000 Tonnen-Ladung. Wir tauchen auf und beschießen das Schiff mit > Artillerie, um das Sinken zu beschleunigen. Feuer bricht aus. Die Holztsile der Aufbauten und des Decks fangen sofort zu brennen an. Mit rasender Geschwindigkeit greift der Brand um sich. Jetzt steigt unter Brausen und Dröhnen eine gewaltige gelbe Stichflamme zum Himmel. Dann erfolgt eine ungeheure Detonation. Das Schiff muß mit Pulver und Munition beladen sein und explodiert mit fürchterlicher Wucht. Unser Boot wird von einer Stoßwelk gepackt, geschüttelt und aus dem Wasser gehoben, gleich darauf prasselt ein Hagel von Sprengstücken auf uns herab. Die Besatzung hatte ihr Schiff gleich nach dem Torpedoschuß verlassen, aber die Rettungsboote werden kaum unbeschädigt diesem Eisenhagel entkommen sein. Dann reißt das Achterdeck ab und wirbelt als zerfetzte, sprühende Masse durch die Luft. Währenddessen heulen die Sirenen des sinkenden Schiffes ihr Wehgeschrei in die Nacht. Der letzte Rest des in Flammen lodernden Vorschiffes legt sich nach Backbord über, und die Trümmer des geborstenen Dampfers gehen auf 3000 Meter Wassertiefe zum ewigen Tauchen. Nach langer Verfolgung war der ebenso schnelle wie geschickt manövrierende Gegner gestellt und mitsamt seiner für Englands Krieg so wichtigen Ladung in einem kurzen, aber gigantischen Feuerzauber auf den Meeresboden befördert.
Ein besonderes Pech hatte' ein anderer englischer Dampfer von 4180 BRT., der uns kurz darauf bei Irland in die Hände fiel, er hatte eine lange Reise von vier Monaten hinter sich. Von Kalkutta war er reich beladen mit den Schätze« Indiens ums Kap der Guten Hoffnung gelaufen. Dann lag er lange in einem westaf-ükanischen Hafen, auf die Zusammenstellung eines Geleitzuges nach England wartend. Als der Eeleit-
zug endlich startete, war inzwischen ver Schifssboden des Dampfers durch cas lange Liegen so bewachsen und seine Geschwindigkeit war so herabgesetzt worden, daß er mit dem Eeleitzua nicht mehr mitkam. Das war zunächst sein Glück; denn der Geleitzug wurde vor der portugiesischen Küste von deutschen Ueber- wasserstreitkräften gestellt und bis zum letzten Schiff vernichtet. Doch das Glück blieb ihm nicht bis zur letzten Stunde seiner Fahrt treu. Dicht vor der Küste Irlands, als er sich schon in Sicherheit und fast zu Hause glaubte, bekamen wir ihn zu fassen. Auch seine Ladung, die aus Tee, Jute, Zinn und Eisenbarren bestand, dazu Streichhölzer, die England früher viel einfacher aus Schweden beziehen koirnte, wurde ein Opfer des Meeres
Zwischen Thessalien, Piräus und Poleponrres
Eisenbahnen in der griechischen Welt der Berge und Täler
Das Pindos-Gebirge, das sich wie ein hoher Sattel durch Nord- und Mittelgriechenland zieht, trennt die westlichen Landschaften des Epirus vom östlichen Thessalien, in dem die Städte Trikkala, Palamas, Karditza, Sofades, Pharsalos und Larissa wie ein Kranz in der gebirgsumwallten Ebene verteilt sind. An den eigentlichen Pindos schließt sich im Süden bis zum Golf von Korinth ein wildes Bergland an. Das im mittleren Griechenland vom Pindos nach Osten schweifende Othrys-Eebirge riegelt de« unteren Teil der thessalischen Ebene ab.
Vom Aegäischen Meer bricht der Kanal von Trikari nach Westen weit in das Land ein; er rundet sich im Norden zum Golf von Wolos, der einem riesigen geschützten Binnensee gleicht. Aus dem Piräus dringt der Kanal von Euripos und als Fortsetzung der Kanal von Attalante nach Nordwesten vor und vereinigt stH südlich der Othrys-Gebirges mit dem Kanal von Trikari. Durch diese drei Meereseinschnitte wird die Provinz Euböa vom Fest-? land abgetrennt. Mit einer Länge von 160 Kilometern und einer! größten Breite von 50 Kilometern ist Euböa eine der größte«! Inseln Griechenlands; sie ist fast ganz mit Gebirgen erfüllt. Die? Hauptstadt ist Chalkis mit etwa 20 000 Einwohnern.
' ^Zwischen dem Südrand der thessalischen Ebene und Athen kiegs eine Strecke von etwa 250 Kilometern. Mächtige Gebirgszugsschieben sich immer wieder wellenförmig von West nach Ost: S>i^ gipfeln im Westen in den Kauflüsten der Giona und des Par- naffos; weiter östlich ist das Gebirge stark aufgelöst; es umfaßt mehrere bergumrahmte Tiefengebiete, unter denen die vom Kephisos durchströmte Landschaft Vöotien und die Halbinsel Attika die wirtschaftlich wichtigsten sind.
Unterhalb des Othrys-Gebirges senkt sich der Fels zur Ebene von Lamia ab, in die der Golf von Lamia als eine Fortsetzung der Kanäle von Attalante und Trikari hineinragt. Das südlich des Golfs von Lamia aufsteigende Kallidromos-Eebirge hatte im Altertum in dem Engpaß derThermopyle n^die einzige Straße zwischen Mittel- und Nordgriechcnland. Die Thsrmo- pylen hatten daher als leicht zu sperrendes Einfallstor eine großmilitärische Bedeutung. Man unterschied drei besonders enge Stellen der Thermopylen, das West-, das Mittel- und das Osttor. Am Mitteltor traten die Felsen, steil abfallend, bis unmittelbar an das Meer heran, und die Straße mußte deshalb über einen kleinen Sattel etwas landeinwärts geführt werden. Geschichtlich berühmt ist die Verteidigung des Passes der Thermopylen durch die Griechen unter dem spartanischen Feldherrn Leonidas gegen die Perser. Er fiel dort im Jahre 480 vor de« Zeitwende; die Kämpfe fanden vor dem Mitteltor statt. Von dem Grabmal des Leonidas sind auf dem Hügel am Mitteltoi heute noch spärliche Reste vorhanden. Später versuchten die Griechen im Jahre 279 vor der Zeitrechnung vergeblich, den Galliern den Einmarsch nach Griechenland zu verwehren. Auch im Jahre 191, als sich die Griechen unter Antiochus gegen di« ^ Römer zu halten versuchten, verloren sie ihren Widerstandskamps bei den Thermopylen. Heute ist die Landschaft durch die Anschwemmungen des Spercheios und mehrerer Eebirgsbäch« die die Meeresküste um etwa fünf Kilometer vorgeschoben haben, gänzlich verändert: der Engpaß der Thermopylen ist nicht mehr vorhanden. »
Eine Eisenbahnstrecke durchbricht die Welt von Bergen und Tälern zwischen Thessalien und dem Piräus. Sie kommt aus dem Norden, aus Saloniki, geht über Larissa und führt dann a« Sofades, Dowoskos, Lamia, Amfiklia, Skripou, Theben und Marathon vorbei nach Athen. Von dort aus wird auch der Peloponnes durch Bahnlinien erschlossen. Eine von ihnen zieht sich in einem großen Bogen am Kanal von Korinth und am Jonischen Meer entlang. Eine zweite Strecke biegt bei der Stadt Korinth ins Landesinnere ab und sendet mehrere Zweiglinie« über Argos, Nauplion, Megapolis, Filiatra und Kalamata zui West- und Südküste Griechenlands.
Auch der Peloponnes, das Kernland des griechischen S.taates, ist von Hochgebirgen durchzogen, die an den Küsten in weit ausladenden Halbinseln enden. Die zentrale Landschaft des Peloponnes ist Arkadien, eine unzusammenhängende Hochebene, di« abwechselnd aus Berg- und Talland besteht. Die fruchtbarste« Ebenen des arkadischen Gebietes liegen bei Tegea, Mantineia, Orchomenos und Megapolis. Rings um Arkadien liegen die reicher ausgestatteten Küstenlandschaften Achaia, Messenien, Lako- «ien und Argalis.
Verwegener Hnjarenritl in der Wüste
Ju 52 bringt Wasser und Benzin in die vordersten Linien
Von Kriegsberichter R. W, Billhardt
DNB—, 22. April. (PK.) Verbände des Heeres sind südlich Tobruk weit vorgestoßen, den Tommy zu flankieren. Ungeheure Anforderungen stellte dieser Vormarsch, härteste Probe war dieser Weg in die Wüste. Aber die befohlene Stellung wurde erreicht.' Was aber heißt schon: „Stellung in der Wüste"! Platt und eben ist das Land, wie eine Tenne. Ganz weit in der Ferne ist ein graublauer Strich zu sehen. Dort hinten gibt es auch Schluchten und bergende Verstecke. Hier aber? Mit Vlenheims griff der Engländer die Schutzlosen an. Mit Hurricanes. Er warf Bomben und schoß mit Kanonen und ME.s. Aber die Stellung wurde gehalten. Trinkwasser, Verpflegung, Benzin gingen zur Neige, Munition wurde knapp, der Tommy zerschoß Funkgerät, über die Stellung wurde gehalten. Es gab Tote und Verwundete, es gab einen qualvollen Tag, einen zweiten, der dritte war schon halb vorbei. Da endlich klang vertrautes Motorengeräusch aus der Luft. Kommt eine deutsche Maschine? Ist endlich eine Meldung
i ourchgedrungen? Kameraden kommen! Hilfe kommt, sie lassen unz ! nicht allein.
^ Von einem Feldflughafen, von dem gestern Panzer den Tommy ! vertrieben hatten, waren wir losgebraust. Eine gute alte Ju 52, ! Unsere einzige Deckung gegen englische Jäger, die es hier noch iv ! größerer Zahl gibt, war unsere Wachsamkeit und — das fliegerische Können des Staffelkapitäns, der die Ju flog. Ein Hauptmann, drahtig, Helle Augen, Helles Haar, kurz angebunden: „Sii wollen mit? Ist Ihnen die Lage bekannt?" — „Jawohl, Her« Hauptmann!" — „Na, dann los, rein!"
Auf Benzinkanistern hockend, das MG. schußbereit. Aufpasseq aufpassen; wenn der Jäger kommt und wir sehen ihn nicht frütz ist es aus. Wir fliegen dicht über dem Wasser, immer an dei Küste entlang, fast streifen wir die Felswände, so dicht. Dan» geht es im Sprung hinaus, über die Steilküste, die Berge, in d« flache Wüste hinein, bis zu der „Straße", an der wir entlang) fliegen müssen. Da ist sie schon. Und da — sind das deutsche Wagen, deutsche Soldaten?
Sie sind es, winken, werfen beide Arme hoch, laufen der landenden Maschine nach, unbekümmert um die riesige rotbraun« Staubfahne, die hinter uns aufwirbelt. Ihr Kommandant jagt auf einem Krad heran. Kurze Worte genügen. Schon steht ein, Schlange halbnackter, brauner, bärtiger Männer von der Ju bis zu den Fahrzeugen. Die Benzinkanister wandern von Hand z, Hand. Jubelnd empfangen. Wasser, Verpflegung gehen den gle« chen Weg. „Es ist alles da! Ihr seid uns wie die Engel vom Himmel gekommen!" ruft ein schwarzbärtiger Spieß aus der Steiermark. „Schreibt lieber Post, wir nehmen sie mit!" mahnt ein Mann unserer Besatzung. Und schon wird überall eilig un- eifrig gekritzelt. Grüße aus der Wüste nach Hause. Ihr Kommandeur aber treibt uns an: „Los, schnell, fort, der Tommy kan» jeden Augenblick kommen!" Wir jagen zurück. Immer dicht über dem Boden, jede Deckung nutzend, schleichen wir uns wi« ein Fuchs durch die Schluchten des Küstengebietes. Gewinnen di« See und die deckende Küste, sehen den englischen Jäger, lange eh, er uns entdecken kann, landen glücklich.
Als wäre nichts gewesen, meldet der Staffelkapitän: „Trupp, versorgt, Aufklärung geflogen. Deutsche Wagen liegen hier — da — dort an der Straße." Er zeigt die Stellen auf der Karte, damit auch diesen Kameraden geholfen werden kann, tritt ab. Ei» verwegener Husarenritt über die Wüste ist zu Ende. Ein Hu- farenritt? Mehr. Ein wundervoller Beweis der Kameradschafts des prachtvollen Einsatzes, der großartigen Zusammenarbeit alle« deutschen Waffen, ihrer Führung und jedes einzelnen Mannes!
Die beiden Hauptleute, die uns dann vernahmen, behandelten uns freundlicher. Unsere Stricke wurden gelöst. Wir bekäme« Wolljacke und Feldbluse zurück und durften uns jetzt erst setzen. Sitzend haben wir die Nacht verbracht. Unsere Berufung auf die Genfer Konvention hatte den Erfolg, daß ein Arzt kam und unsere Unterbringung in ein Lazarett versprach. Statt dessen wurden wir am nächsten Morgen im LKW. ins Militärgefängnts nach Sisak gebracht und in einen kahlen, übelriechenden und schmutzstarrenden Raum geführt. Am Abend des 10. April besuchte uns ein kroatischer Oberst. Er ließ uns schließlich in ein richtiges Zimmer mit drei Strohsäcken bringen und unsere Verletzungen durch einen Militärarzt untersuchen. In der Nacht hörten wir dauernd Schießereien auf der Straße und erfuhren, daß Kroatien-zum Freistaat erhoben worden ist. Der kroatische Oberst ließ uns am nächsten Tage ins Lazarett bringen und wieder eine» Tag später begrüßte uns ein Leutnant unserer Panzertruppe. Eine kroatische Schwester teilte uns auch mit, daß sie durch Radio den Aufenthalt unseres vierten Kameraden erfahren habe. Jetzt waren wir glücklich und haben nur einen Wunsch: Sobald wie möglich zurück zu unserer Staffel!"
Britische Truppen besetzten Bagdad
'Die Landung größerer britischer und indischer Truppenvev bände in Basra rief im ganzen Nahen Osten Aufsehen hervov Inzwischen haben die britischen Truppen auch Bagdad, di) Hauptstadt des Irak, besetzt. Die Araber des Irak hielten di« bisherige vertragliche Beschränkung der englischen Besatzungsarmee auf insgesamt 10 000 Mann Fliegertruppen, die alle wesb lich des Euphrat stationiert sein mußten, für die wertvollste Errungenschaft in ihrem Kampf um die echte Unabhängigkeit. Damit ist es jetzt vorbei. Wavell muß schon sehr schwerwiegend« Gründe für diese Maßnahme haben, denn sonst würde er nicht tr dem Augenblick, wo er jeden Soldaten in Griechenland und a» der ägyptisch-libyschen Grenze dringend gebraucht, starke Einheiten nach dem Irak abzweigen. Als die Londoner Presse kürzlich die möglichen Folgen der deutsch-italienischen Offensive in Nordafrika untersuchte, stellte sie dabei fest, daß von ihr nicht nm Aegypten selbst, sondern auch die englische Landbrllcke nach Indien über Transjordanien und Irak bedroht sei. Für das französisch« Mandatsgebiet, das jetzt auf drei Seiten, an seiner palästinensischen, transjordanischen und irakischen Grenze, von britischst Truppen umstellt ist, ist die Gefahr, von den Engländern besetzt z» werden, wieder sehr aktuell geworden.
Der unmittelbare Anlaß zu diesem englischen Vorgehen dürft) der Staatsstreich zu Beginn dieses Monats in Bagdad sein, aü Nationalisten und Militärs die cnglandfreundliche Regierung Taha el Haschemi stürzten, die zwei Monate vorher die Regierung Raschid el Kailani ersetzt hatte. Im größeren Rahmen gesehen, sieht England die Säulen seines Imperiums wanken unversucht, ihnen in letzter Stunde auf gewaltsame Weise Stütze» einzubauen. Die Gärung im arabischen Raum datiert nicht erst aus unseren Tagen. Im Irak war schon 1936 der Staatsstreich des Generals Sidky Bey ein Sturmzeichen, nachdem der englandfreundliche Kriegsminister Dschaffar Pascha er« mordet worden war. Irak, das frühere Mesopotamien und Zweit strömeland zwischen Euphrat und Tigris, gehörte seit 1534 zum Osmanischen Reich. Als die Engländer nach Weltkricgsende dis Türkei in Teilstaaten zerschlugen, entstand am Persischen Golf der Freistaat Irak, 371000 Quadratkilometer groß und von 3,5 Millionen Einwohnern bevölkert. England nahm den Irak als M«m- datsgebiet am 23. August 1921 aus der Hand des Völkerbundes entgegen und machte den Emir Faisal, den die Franzosen aus Syrien verjagt hatten, zum König dieses Vasallenstaates. Iw Vertrag vom Jahre 1930 gab England unter dem Druck der Selbständigkeitsregung im Vorderen Orient dem Irak eine gewisse Souveränität, behielt sich aber bis 1957 das Recht «or, Flugstützpunkte auf dem Gebiete des Irak zu unterhalten, vor Mein zum Schutze der reichen Petroleumvorkommen um Mossul. die gewaltsame Beseitigung König Faisals durch England u«d i-ie Einsetzung König Ehazis I. als dessen Nachfolger hat die Rationalen Regungen im Irak, wie die neueste Entwicklung zeigt, »rcht aufhalten können. In höMeL-Rst aebt England wieder Z«