steht. Das Gebet ist von rasendem Hatz gegen die Deut­schen erfüllt. Es wird den Deutschen darin vorgeworfen, daß sie die Gottesmutter verspotten, und es wird in diesem Gebet umSchutz vor diesen Teufeln" gebetet! Vor dem Kriegsgericht Mülhausen hatten sich der soz.-dem. Landtagsabgeordnete Martin und der Ar­beitersekretär Wiky wegen Bekundung deutschfeindlicher Gesinnung zu verantworten. Das Urteil lautete auf je 3 Monate Gefängnis. Als Entlastungszeugen waren die aus Altdeutschland stammenden Abg. Bohle und Fuchs aufgetreten. Unter einem Teil der Mülhauser Sozialdemokratie traten schon vor dem Krieg wiederholt franzosensreundliche Sympathien hervor. Während des Krieges haben nationale Differenzen zu einem Bruch mit dem radikalen, aber entschieden deutschgesinnten Reichstagsabgeordneten Emmel geführt. DieStratz- burger Post" berichtet noch nachträglich Bemerkenswer­tes über die Kriegsgerichtsverhandlung gegen den we­gen Kriegsverrats zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilten Abgeordneten Brogly: Die Verhandlung gab interes­sante Aufschlüsse über die Beteiligung der Mülhauser Bevölkerung im allgemeinen an Borschubleistungen zu Gunsten der Franzosen. Ein als Sachverständiger ge­ladener Eeneralstabsoffizier gab bekannt, datz sowohl die Aussagen kriegsgefangener Offiziere und Mann­schaften, als die bei den Gefallenen Vorgefundenen Tagebücher keinen Zweifel darüber Netzen, datz von Seiten der Mülhauser Bevölkerung dem französischen Heere in grotzem Matze Vorschub geleistet worden ist. Das Mülhauser Milieu war es wohl auch, das für den Angeklagten Vrogly verderblich wurde, der sich der kur­zen Franzosenherrschaft anzupassen suchte und bei mehr­fachen durch die Zeugen bekundeten Vorfällen dazu übergegangen war, seine Befriedigung über die neue Zeit zu äutzern. Als Leiter des im Kloster der Riedis- heimer Patres errichteten Lazaretts wurden französische Offiziere sehr intim mit Brogly. Im Lazarett herrschte die französische Sprache und französische Neigungen. Im Hause wirkte auch ein altdeutscher Arzt. Als die Fran­zosen im Rückzug begriffen waren, bemerkte dieser lä­chelnd zu Brogly:Wenn das so weiter geht, so können wir hier noch eine Menge Gefangene machen." Es waren nämlich auch unverwundete französische Soldaten im Kloster. Bezeichnenderweise wurde dieser deutsche Arzt bei der zweiten Invasion der Franzosen von diesen verhaftet und mitgeführt. Der erste Vorhalt aber, den ihm der französische Etatoffizier machte, war eben diese Aeutzerung, die auher Brogly niemand gehört haben konnte.

Aus Stadt und Land-

Eal», den 10 August 1S1K.

* Zur Erntezeit. Aus einem Gäuort geht uns die Anregung zu, wir möchten doch auf die Gelegen­heit Hinweisen, die sich jetzt bei der Getreideernte für manche bedürftige Familie ergebe, aus billige Art und Weise wenigstens für einige Zeit sich das täg­lich« Brot zu verschaffen. Es wurde in dem betref­fenden Orte festgestellt, datz dieses Jahr nicht in dem Matze, als das in früheren Jahren der Fall war, von dem überall eingeräumten Ai echt Gebrauch ge­macht wird, eine Nachlese von zurückbleibenden Aehren vorzunehmen. In vergangenen Jahren hatte sich manche Familie auf diese Weise auf längere - Zeit mit Brot versehen können, und es sollte daher gerade dieses Jahr nicht verfehlt werden, diese schöne

und lohnende Uebung beizubehalten. Die Kinder haben jetzt Ferien, und es kann ihnen in jeder Weise nur nützen, wenn sie dazu angehalten werden, ihr tägliches Brot mitzuverdienen. Andererseits aber wird so mancher Zentner Getreide seiner Bestimmung zugefiihrt, der sonst entweder verkommen, oder aber den Mäusen und unnützen Vögeln zur Beute fallen würde.

Das Eiserne Kreuz.

Der Kriegsfreiwillige Paul Haasts von Emberg hat das eiserne Kreuz 2. Klasse erhalten.

Kriegsauszeichnung.

Der städtische Vorarbeiter Karl Hang von Calw, Gefreiter bei der württ. Landsturmpionierkomp. Nr. 2, hat die silberne Berdieastmedaille erhalten.

Verlustliste für den Oberamtsbezirk Ealw.

Aus den amtlichen preußischen Verlustlisten 263 und 264.

Lehr-Iufanterie-Regiment.

Hörmann, Karl, Füs. Wildberg OA.Nagold verm.

Infanterie-Regiment Nr. 114.

Kusterer, Gottlieb Monakam l. verw.

Die Schwaben überall.

SCB. Stuttgart, 9. Aug. Der König hat lautStaatsanzeiger" ein Telegramm erhalten, wornach ei« wiirttembergifches Regiment am letzten Donnerstag als erstes in Warschau, freundlich be­grüßt von der Bevölkerung, einmarschiert ist.

Kriegsgemäße Rezepte.

Schwarze Platte.

Eine breite Schüssel wird mit Brotschnitten (in guten Zeiten nimmt man Zwieback) ausgelegt, diese gut mit Zucker und etwas Vanillezucker bestreut und darauf mit heißer Milch übergossen, bis das Brot gut durchweicht ist. Dann streicht man ein dick eingekochtes Heidelbeermus darauf und gibt die Speise kalt zu Tisch.

LiebenHell, 9. Aug. Eine Feier ganz besonderer Art wurde am Donnerstag und Freitag nachmit­tag den Verwundeten der hiesigen Reserve-Lazarette Oberes und Unteres Bad" geboten. Kurgäste der Pension Schönten haben mit Unterstützung einiger anderer Fremden gemeinsam im Cafe Schönlen ein Soldatenkränzchen veranstaltet. Bei Kuchen und Kaffee, ein für manchen Kriegsmann seit langem entbehrter Genuß, verlobte man zusammen einige recht schöne und angenehme Stunden. Musikalische Darbietungen und Ansprachen von Damen und Herren, als den Veranstaltern der Feier, gemein­same Soldaten- und Vaterlwndslieder und derglei­chen. sowie die zahlreich zur Verteilung gelangenden Liebesgaben ließen bald die richtige Stimmung auf- kommen. Auch manches lustige Kriegserlebnis wurde von den Verwundeten zur allgemeinen Erheiterung zum Besten gegeben. Verschönt wurde die Feier noch durch das Eintreffen der Siegesnachrichton von War­schau und Jwangorod, die mit freudigem Hurra aus­genommen wurden und bei beiden Feiern durch Fest­reden, die in ein Hoch aus den deutschen Kaiser und den König von Württemberg ausklangen. Nur zu

schnell verfloß der Nachmittag und man trennte sich gegen Abend mit dem Bewußtsein, den Verwundeten einige sorglose und frohe Stunden bereitet zu haben. Man hofft, durch weitere freiwillige Zuwendungen derartige nachahmenswerte Veranstaltungen des öftern wiederholen zu können.

SCB. Stuttgart, 9. Aug. Zwei Versamm­lungen der Mtlchproduzentenvereinigung in Schorn­dorf und Kirchheim u. T. sind vom ftellv. General­kommando verboten worden. Wie dieSchwäbische Tagesztg." erfährt, hätte in den Versammlungen eine Eingabe an das Ministerium des Innern be­raten werden, sowie die entsprechenden Schritte wegen lleberlassung größerer Mengen Gerste zu Futterzwecken an kleine Landwirte, die weniger als lg Zentner ernten, vorbereitet werden sollen. Welche weitere Folgen diese Versammlungsverbote haben und ob damit eine Aufhebung und ein Ver­bot der Mtlchproduzenten-Vereinigung überhaupt Hand in Hand gehen wird, bleibt abzuwarten.

Sprechsaal.

(Für Stnsenbungen unter dieser Rubrik übernimmt di» Redaktion nur dt« preßgesetzlichr Berantwoetu«-.)

Anregung für die Getreide- bezw. Rehlverteilung.

Einem Bürger des hintern Waldes sei es ge­stattet, auf diesem Weg einen Gegenstand zur Sprache zu bringen, der hier im vergangenen Jahr manche Unzufriedenheit erregt hat. Es handelte sich dabei um die bestehenden Mehlvorschriften, und da in der neuen Periode die einzelnen Kommunaloerbände mehr Freiheit bekommen sollen, wäre eine Aende- rung vielleicht möglich. Zunächst möchte aber der Einsender die Beteiligten nur anregen, auch ihre Ansicht zu äutzern. Nach den seitherigen Bestim­mungen wird den Selbstversorgern soviel Frucht be­lasten, als sie für die zu ihrem Haushalt gehörigen Personen verwenden dürfen, einerlei welcher Gat­tung die Frucht ist. Da wir hier oben aber nur Rog­gen bauen, so fehlt uns das Weizenmehl gänzlich. Roggenmehl ist jedoch zu Kochzwecken durchaus un­geeignet. Hier könnte nun in der Weise abgeholfen werden, daß den Selbstversorgern etwas weniger Roggen belasten würde (etwa auf Antrag oder allen) und sie dafür Karten zur Erwerbung von Kochmehl erhalten würden. Das brächte allerdings etwas mehr Arbeit für die ausführenden Organe, doch könnte das ganze Mehlgeschäft dadurch vereinfacht werden, datz nur 2 Mehlsorten Weitzmehl und Brot­mehl, geführt würden. Würde aus dem Weizen bezw. Dinkel etwas mehr Weitzmehl gewonnen, es brauchte kein Nullmehl zu sein, so könnte vielleicht davon pro Mehlkarte 300 Gramm abgegeben werden. Nach meiner Ansicht, die sich allerdings nicht auf Zahlen gründet, bliebe immer noch etwas von dem Weizen bezw. Dinkel übrig, was mit dem Roggen zu Brot­mehl verarbeitet werden könnte. Allerdings müßte wohl in den dinkelbauenden Orten etwas Dinkel gegen Roggen vertauscht werden.

Für die Schriftl. verantwortl. Otto Seltmann, Calw. Druck u. Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei, Calw.

Mtheugstett. den 9. August 1915.

LoSes-klnzeigL.

Schmerzerfüllt teilen wir Verwandten, Freun­den und Bekannten die traurige Nachricht mit, daß unser lieber Enkel und Neffe

8»i« MweriWser.

Einjährig-Freiwilliger im Infanterie-Regiment Nr. 128, im Alter von 21 Jahren, bei einem Gefecht fürs Vaterland den Heldentod gestorben ist.

Z« tiefer Trauer:

die Großeltern: Gottfr. Wollmershäuser,

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