BMLsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung — Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt
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Nummer 14
Alten steig, Samstag, den 18. Januar 1941
64. Jahrgang
Vor 70 Jahren:
Versailles 1871
Von Walter Vloem
Am 18. Januar sind siebzig Jahre seit dem ersten jener „Tage von Versailles" vergangen, die einem tiefen Ein- ,schnitt in die Geschichte des deutschen Volkes bedeutet haben: seit der „Kaiser-Proklamation", der Wiedererrichtung des Reiches.
Als Kaiser Napoleon III. am 19. Juli 1870 Preußen den Krieg erklärte, trat ihm nicht nur der gesamte 1867 unter preußischer Führung entstandene „Norddeutsche Bund" entgegen, sondern auch die süddeutschen Fürstentümer, die noch 1866 gegen Preußen gekämpft hatten, nahmen Frankreichs Fehdehandschuh auf. Jeder deutsche Soldat, der damals ins Feld zog, focht in dem Willen und mit der felsenfesten Gewißheit, daß das Waffenbündnis dieses Krieges sich zum „ewigen" Bunde des wiedererstehenden Deutschen Reiches erweitern müsse — allerdings auf unabsehbare Zeit noch ohne Oesterreich, das seit Königgrätz geschlagen und grollend draußen stand. Diese Hoffnung der Heere und auch der Heimat erfüllte jener 18. Januar 1871 im Königsschloß von Versailles.
Die Aeltesten unter den heutigen Deutschen erinnern sich noch, daß ihrer Jugend dieser Tag als die Erfüllung der alten Sehnsucht nach dem einigen Reich der Deutschen galt. Heute wissen wir, daß damals nur eine Teilerfüllung erreicht wurde — allerdings eine bedeutungsvolle und folgenträchtige. Schon dieser vorläufige, äußerlich und innerlich gleich unvollkommene Zusammenschluß der Deutschen bracht« einen so sichtbaren Aufschwung unseres nationalen Lebens, eine so überwältigende Fülle von Macht, Weltgeltung. Glanz des deutschen Namens, daß unsere geblendeten Augen jahrzehntelang die Mängel des Einigungswerkes übersahen. Wir vergaßen, daß das Bismarck-Reich noch längst nicht das ganze von deutschstämmigen Menschen bewohnte Gebiet des einstigen Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation umfaßte. Im Glück über die Wiederdewinnung des Elsaß und Lothringens wollten wir nicht daran denken, daß andere große Teilgebiete, die dem Reich in Zeiten feiner Ohnmacht von Frankreich entrissen worden waren, sowie weitere, die freiwillig das sinkende Reichsschiss verlassen hatten, außerhalb des neuerrichteten Reiches ihr Sonderdasein fortsetzten — ja wir nahmen sogar die kleindeutsche Lösung, den Verzicht auf die Wiederaufnahme Oesterreichs in den erneuerten Reichsverband, als endgültige Entscheidung des deutschen Schicksals hin.
Wir sahen darüber hinweg, daß dieses neue Reich schon dem Wortlaut seiner Verfassung nach nicht ein Bund der zur deutschen Nation vereinigten Volksgesamtheit war, sondern nur ein Bund der Fürsten, der freilich die Genehmigung der „Volksvertretungen" erhalten hatte. Wir mochten uns die Freude über das Errungene nicht durch das Bewußtsein trüben lassen, daß dieses „geeinigte" Deutschland auch weiterhin aus vier Königreichen und einer Vielzahl von Großherzogtümern, Herzogtümern, Fürstentümern, Freien Städten zusammengesetzt bleiben sollte, denen das zu dauerndem Aschenbrödeldasein verurteilte „Reichsland Elsaß-Lothringen" angegliedert worden war. Schlimmer noch: dieser äußeren Vuntscheckigkeit entsprach eine noch immer in der Tiefe fortglimmende partikularistische Gesinnung. Sie träumte sogar vom Wiederauferstehen der formell schon beseitigten alten Staatengebilde und „Volkstümer" wie des Königreichs Hannover, der Herzogtümer Kurhessen und Hessen-Nassau...
Wir waren für den Augenblick bereit, uns einzureden, «ir seien tatsächlich schon, wie unser großer Schiller es ersehnt hatte, „ein einzig Volk von Brüdern" — obwohl doch Büßer den Trennlinien der Schlagbäume noch viel tiefere Spaltungen uns zerklüfteten: die konfessionellen, die sozialen ... Alle diese Unvollkommenheiten, llnfertigkeiten, Vorläufigkeiten des neuen Reichsgebildes nahmen wir in Kauf, denn trotz alledem war mit dem Werk des 18. Januar schon etwas Gewaltiges erreicht, etwas nie zuvor Geglücktes: die Zusammenfügung von rund drei Fünfteln aller lebenden Menschen deutschen Blutes in einem Staatswesen, das diesen Namen wirklich verdiente. Pufendorf, der große Staatsrechtslehre! des preußischen Hofes feit 1688, hatte jenes erste seltsame Gebilde des Heiligen Römischen Reiches als ein „politisches Monstrum" bezeichnet. Er würde auch das Bis marck-Reich noch immer mit dem gleichen Nerdammungs- urteil belegt haben. Aber es stellte doch nicht nur eine „Erneuerung", eine „Auferstehung" des ersten Kaiserreiches dar — es war ein vollkommeneres, kraftvolleres Staatswesen als jenes erste, das seit Jahrhunderten nur noch ein Scheinleben geführt hatte, mehr Traum und Sehnsucht als Wirklichkeit gewesen war.
Wir aber, denen es vergönnt ist, das Werk, das Bismarck unvollendet hinterlassen mußte, in eine vollkommene Erfüllung hineinreifen zu sehen — wir begehen das siebzigjährige Gedenken des großen Elückstages von Versailles in dankbarem Gedenken an seine Vollbringer.
Erster Großangriff deutscher Stukas aus Malta
Der deutsche Wehrmachtsbericht
Vorzügliche Wirkung des Angriffs unserer Kampfflugzeuge auf La Valetta. — Volltreffer schwersten Kalibers aus ein ^ Handelsschiff. — Kreuzer „Southampton« inzwischen gesun- ! ken. — Bombentreffer auf drei Handelsschiffe von insgesamt 13 vov VNT. — Hafen in Westengland sowie Ziele in Südengland mit Erfolg angegriffen.
DNB Berlin. 17. Jan. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
In den frühen Nachmittagsstunden griffen deutsche Kampfflugzeuge englische Seestreitkräste im Hafen von La Vale t t a auf Malta mit vorzüglicher Wirkung an. Auf dem bereits am 10. Januar stark beschädigten Flugzeugträger wurden mehrere Volltreffer schweren und mittleren Kalibers erzielt. Außerdem trafen zahlreiche Bomben das Arsenalgebiet. Ein Handelsschiff erhielt einen Bombenvolltreffer i schwersten Kalibers.
i Der durch die Angriffe deutscher und italienischer Kampfverbände am 10. Januar schwer getroffene englische Kreuzer „Southampton« war derart beschädigt, daß er inzwischen gesunken ist.
Im Zuge der bewaffneten Aufklärung wurden am gestrigen Tage auf zwei Handelsschiffen von insgesamt 13 000 BRT. westlich Nordschottland und an der englischen Südostküste mehrere Bombentreffer erzielt. In der letzten Nacht griffen Kampfflieger-Verbände einen Hafen in Westengland sowie Ziele in Südengland mit Erfolg an. ! Der Feind warf in der Nacht zum 17. Januar mit schwa- s chen Kräften im Reichsgebiet wenige Spreng- und Vrand- ! bomben. Es entstand nur geringer Eebaudeschaden. Der ! Feind verlor am 15. Januar und gestern zusammen fünf ! Flugzeuge. Seit dem 15. Januar abends kehrten drei eigene Flugzeuge nicht zurück.
Der Haupterfolg des neuen deutschen Stuka-Angriffs.
Flugzeugträger kann im Laufe des Krieges nicht wieder kampffähig gemacht werden.
! DNB Berlin, 17. Jan. Der britische Flugzeugträger ist im Hafen von La Valetta (Malta) erneut von deutschen Sturz- lampfflieger« angegriffen worden. Das vor wenigen Tage« südlich Sizilien »ach dem Eingeständnis der britischen Admiralität schwer von Bomben getroffene Schiff hatte sich «och nach La Valetta zu begebe« vermocht und ist nunmehr «och im Laufe des gestrigen Tages aufs neue bombardiert worden. Dabei wurde« einwandfrei mehrere Bolltreffer auf dem Schiff beobachtet, darunter solche schweren Kalibers. Gleichzeitig wurde ein in demselben Hafen liegendes feindliches Handelsschiff von einem Sturzkampfflieger angegriffen und von einer Bombe . schwersten Kalibers getroffen. Ebenso wurde das Gebiet des Hafenarsenals wirkungsvoll mit zahlreiche« Bomben belegt. Trotz der starken englische« Abwehr sind alle angreifenden Flugzeuge außer einem, das vermißt wird, zurückgekehrt. Der Haupterfolg dieses Angriffes besteht darin, daß es der britischen Admiralität nicht mehr gelingen wird, den Flugzeugträger im Laufe des Krieges wieder kampffähig zu machen und neu in Dienst zu stellen.
Bisher zwei Flugzeugträger versenkt und vier weitere ' schwer beschädigt
! DNB Berlin, 17. Jan. Von den Verlusten durch Luftangriffe ^ bei Sizilien trifft die britische Flotte der zeitweise Ausfall des Flugzeugträgers „Illustrious" zweifellos am härtesten. Die- ! ser Flugzeugträger, dessen schwere Beschädiaunaen und Besät-
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Wir nennen zuerst den „Reichsschnned" Otto von Bismarck. dessen stählerner Wille, dessen unerschütterlicher Glaube, dessen unwiderstehliche Urkraft, getreu seinem Grundsatz, daß Politik „die Kunst des Möglichen" sei, mit klarem Blick für die Vorläufigkeit und Bedingtheit des zur Stunde Erreichbaren, eben dieses Werk, einer Welt von Widerständen zum Trotz, in die Wirklichkeit seiner Gegenwart zwang. Wir gedenken der verständnisvollen Haltung jener deutschen Fürsten, die damals große Teile ihrer landesherrlichen Gewalt an das neue Reichsoberhaupt abtraten, und der „deutschen Völker", die mit gewafsneter Hand, in treuer Kameradschaft Schulter an Schulter fechtend, das , erneuerte Krondiadem aus deyr Feuer der Schlachten holten.
Vor dieser Großtat deutscher Vergangenheit erheben wir heute unseren Blick mit ehrfürchtigem Dank zu dem Schöpfer des Eroßdeutschen Reiches, der Erfüllung des alten Sehn- snchtstraume» aller Deutschen.
zungsverluste auch in dem amtlichen britischen Bericht nichts unterdrückt werden können, gehört zu jenen hochwertigen Kriegs» schiffen, von denen die britische Flotte zu Kriegsbeginn «uv ! sieben Einheiten besaß.
! Von diesen sieben Flugzeugträgern sind zwei im Verlaufe de» i Krieges versenkt worden, im September 193g der Flugzeugträge, l „Couragcous" durch das U-Boot des Kapitänleutnants Schuhardi und im Juni 1940 der Flugzeugträger „Elorious" durch schwen deutsche Streitkräfte im Nordmeer. Bier weitere Flugzeugträger wurden im Verlaufe des Seekrieges in der Nordsee, vor der norwegischen Küste und im Mittelmeer durch schwere Beschädt- i gungen längere Zeit außer Gefecht gesetzt. Die jetzt im Mittel« s mcer ourch Vombenvolltreffer schwer beschädigte „Jllustrious* l ist einer der neuesten englischen Flugzeugträger, der zu Kriegs«
! beginn noch im Bau war und erst im Verlauf des Krieges in Dienst gestellt wurde. Sein Ausfall ist im Hinblick auf di« Schwere der Bombentreffer auf mehrere Monate zu veranschlag gen und stellt bei der augenblicklichen Kampflage für di« britische Mittclmeerflotte einen empfindlichen Verlust dar.
Der bei dSm Gefecht in der Straße von Sizilien gleichfalls ! durch Bombentreffer hart mitgenommene und infolge der erlittenen Beschädigungen nachher gesunkene Kreuzer „Southamp-- i ton" ist bereits am 16. Oktober bei einem Angriff auf de»
I englischen Flottenstützpunkt im Firth of Forth von deutsche« Fliegerbomben getroffen worden.
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Der italienische Wehrmachtsbericht
Weitere Treffer aus den Flugzeugträger „Jllustrious«. — Angriff deutscher Bomber auf den britischen Flottenstütz- ! punkt La Valetta auf Malta. — Volltreffer auf die Hafen» ! aulage» und das Arsenal. — Ein Kreuzer und ein Dampfer schwer getroffen.
DNB Rom, 17. Jan. Der italienischche Wehrmachtsbericht vom Freitag hat folgenden Wortlaut:
Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt: An der griechischen Front haben wir bei Aktionen lokalen Lharak« l ters dem Gegner empfindliche Verluste beigebracht.
An der Cyrenaika Artillerie- und Spähtrupp-Tätigkeit.
JnOstafrika normale Artillerie-Tätigkeit im Gebiet von Eallabat. Der Feind hat einige Ortschaften in Somaliland bombardiert, ohne Schaden anzurichten.
Eine Vomberformation des deutschen Fliegerkorps hat, begleitet von deutsche« und italienischen Jägern, in aufeinander»
! folgenden Wellen den Flottenstützpunkt von La Valetta ans Malta heftig Lombardiert. Der Angriff wurde mit kühner Entschlossenheit durchgesührt. Der Flugzeugträger „Jllustrious". der infolge der schweren Beschädigungen während der Kämpfe der letzten Tage in Malta Zuflucht gesucht hatte, wurde mit Bombe» schweren und mittleren Kalibers getroffen. Ebenso wurden ei» Kreuzer und ein Dampfer getroffen. Das Arsenal »nd die Hasenanlagen wurden einem wirksamen und langanyaltende» Bombardement unterzogen »nd erhielten mehrere Volltreffer. Gi» deutsches Flugzeug ist nicht znrückgekehrt.
Bei dem am 29. Dezember gerammten und im Wehrmacht»« ! bericht vom 9. Januar erwähnten ll-Boot handelt es sich um da»
! griechische ll-Boot „Protheus". Dieses ll-Voot französischer Pro« ! duktion verdrängt über Wasser 700 und eingetaucht 930 Tonne» z und war mit acht Torpedorohren und einem 10,2-Zentimete« ^ Geschütz bewaffnet. >
i Während des feindlichen Luftangriffes auf Catania in deis > -Nacht zum 16 Januar hat die Luftabwehr außer dem im Wehr«,
! machtsbericht vom gleichen Tage gemeldeten Flugzeug noch ei»
! weiteres Flugzeug abgeschossen.
^ Britischer 15VVV-Tonner torpediert
DNB Ne « york, 17. Ja«. Der 1t 938 BRT. groß« englisch^ s Lransportdampser „Almeda Star« hat in einem Funkspruch mitgeteilt, daß er im Nordatlantik torpediert worden ist. Der SOS- Ruf der „Almeda Star« war der zweite innerhalb weniger Stunden aus diesem Seegebirt.
> Der Verlust des Schiffes ist für die Briten besonders fühlbar^ da die „Almeda Star« mit Kuhleinrichtungen versehen ist.
Zahlreiche beschädigte Schiffe in englischen Häfen Stockholm, 17. Jan. „Dagens Nyheter" gibt die Eindrücke eine» schwedischen Steuermanns wieder, der bis jetzt auf Frachtern a»
! Englands Küste gefahren ist und nun über Lissabon, Barcelonas ! München, Berlin nach Schweden zurückkehrte. „Auf dem Anhaltes ' Bahnhof", so sagte dieser schwedische Seemann, „machte ich grotz^ Augen, denn ich hatte in England gehört, daß er schwer bom^ j bordiert sei. Davon merkte man aber gar nichts." In gewisse»