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Wetterleuchten im Mittelmeer

Mit deutschen Flugzeugen gegen die englische Flotte im Mittelmeer

Von Kriegsberichter Franz Hausmann

DNB. Aus dem Gefechtsstand einer Gruppe in Sizilien. 15. Jan. Noch keine 24 Stunden sind vergangen, seit die Maschinen hier eintrasen und sich sofort unter die Oelbäumeverrollten". Dort lagen sie während der ersten Nacht. Jetzt stehen die Maschinen startbereit am Rand des Rollfeldes mit lausenden Motoren.

Ledes Warten hat ein Ende

Ein starker Verband englischer Kriegsschiffe, darunter Flug­zeugmutterschiffe, mit Kurs Nordwest, 350 Kilometer vor Sar­dinien. Ab 9.30 Uhr Startbereitschast." So lautet der Befehl an den Kommandeur der Gruppe.

9.30 Uhr. Nun ist es soweit. Männer und Maschinen stehen fertig da und warten auf den Einsatzbefehl, der jeden Augen­blick kommen kann, aber ebenso gut noch eine Weile aus sich warten lassen kann. Spürbare Ungeduld herrscht heute unter den Fliegern, die sonst die Ruhe selbst sind. Das ist aber kein Wun­der, denn die Uebersührung des Verbandes nach Italien, nach Eüditalien, brachte eine ganze Reihe unerwünschter Ruhetage.

Selbst das längste Warten hat ei» Ende. Es werde» noch eine stattliche Reihe Mandarinen verzehrt, ehe der Startbefehl kommt. Aber jetzt geht's los Eine Maschine nach der anderen jagt über die Startbahn und zieht über die Zitronenwälder dahin. Eine Schleife bis aufs Meer hinaus, noch eine zweite, dann sind alle in der Lust. Die Gruppe fliegt geschlossen davon hinein in den azurblauen Himmel Richtung Süden, wo ein starker eng­lischer Flottenverband noch ahnungslos dahinzieht. Immer mehr .Maschinen werden es. Stukas von Osten und Stukas von Westen stoßen zu der mit abgedrosselten Motoren fliegenden Formation.

Es wetterleuchtet im Mittelmeer!

Hörst du nicht, Albion? Aus dem Wetterleuchten wird ein Gewitter werden, wenn auch der Himmel noch so blau und das Meer kaum von einem Lüftchen gekräuselt wird.

Erbitterte Gegenwehr

5500 Meter zeigt der Höhenmesser. Wir haben längst die Sauer-' stofsmaske angelegt und von Süden und Frühlingswärme ist nichts mehr zu merken. Im Gegenteil, trotz der Pelzstiefel und ! Pelzhandschuhe ist es empfindlich kalt. Aber das vergeht, vergeht im Nu, denn plötzlich pulsiert das Blut lebhafter. Schwarz und klein, wie undeutliche Striche, sind am Horizont die englischen Kriegsschiffe aufgetaucht. Vollgas!Ran an den Feind...!"

Jetzt hat der Engländer das Wetterleuchten endlich bemerkt. Die Tommys schießen wie verrückt und der blaue Himmel ist iy> Gedankenschnelle mit dunklen und Hellen Wölkchen übersät. Wie «in dichter Vorhang legt es sich über die zwölf oder fünfzehn Schisse da unten, die gar keine Zeit mehr haben, ihren Verband «uszulösen.

, Auf mittlerer Höhe liegen die Sprengwölkchen der leichten iFlak, die schwere legt ihr Abwehrfeuer noch höher. Unbeirrt von diesem Feuerwerk greifen unsere Stukas an. Eine nach der an­deren kippt über den Flügel ab und stürzt mit rasender Schnelle in die Tiefe. Das Meer ist ein Hexenkessel geworden, riesige Wasserfontänen schießen hoch das sind die Bomben, die knapp ihr Ziel verfehlen und neben den Schiffen ins Meer schlagen. Die Gewalt der Unterwasserexplosionen reicht aber aus, auch den gepanzerten Kolossen die Flanken einzudrücken.

Auf dem Heck des Flugzeugträgers schlägt eine Brandbombe ein. Und eine halbe Minute später eine Sprengbombebester Qualität". Der schwere Kreuzer vor dem Flugzeugmutterschiff hat einen Volltreffer erhalten. Er neigt sich aus die Seite, weiter hinten brennt ein drittes und viertes Schiff. Die englischen Zerstörer rasen wie irrsinnig im Zickzack-Kurs um ihren Verband herum und feuern aus allen Rohren.

Damit brechen sie aber nicht unseren Angriff, der mit elemen­tarer Gewalt über sie dahintobt.

Und noch einmal drauf!

Die Schlacht ist vorbei, das Unwetter, das mit dem Vorzeichen des schwarzen Valkenkreuzes auf die Engländer niedergeht, zieht mit Nordkurs genau so schnell ab, wie es ankam.Kurbelei hat es keine gegeben, denn die englischen Jagdflieger kamen nicht mehr zum Start."

Nachfolgende Aufklärung ergibt, daß der englische Verband ganz anständig angekratzt nach Malta strebt. Noch weit entsernt davon, mit diesem Resultat zufrieden zu sein, saust sofort eine «eue Welle von Kampfflugzeugen los. um der Mittelmeerflotte «och einen zweiten scharfen Schlagzu verpaßen". Diesmal geht es noch weiter übers Wasser, denn die Schiffe suchen gar nicht Schutz in Malta, sondern dampfen nach Osten weiter. Und wieder gelingt die Ueberraschung. Die Flak kommt erst zum Schießen, «ls unsere Stukas schon geworfen haben. Wieder bleiben drei Schiffe brennend und mit Schlagseite liegen.

Am Abend versuchen die Engländer mit einem größer angeleg­ten Angriff auf Palermo Revanche für die bittere Schlappe von heute nachmittag zu üben. Resultat: Sie machen Bekanntschaft .mit der deutschen Flak. Die Revanche ging daneben. Eine Elou- rester holt unsere Flak auf Anhieb, eine zweite Maschine, die »rennend ins Meer stürzt, holt sich die italienische Abwehr.

, Das Frühlingsgewitter im Mittelmeer läßt also nicht zu jwünschen übrig, besonders wenn man bedenkt, daß derartige iWetter dazu neigen, mit verrückender Jahreszeit immer heftiger Igu werden. Und unser Wetterleuchten wird schon hinreichen, um den Engländern auch in dieser Gegend heimzuleuchten.

Ruhm über das Grab hinaus!

Mltertreuz für den Pionierleutnant Danzer nach dem Tode s verliehen

iwmmen worden Von seinem Unternehmen brachte er sogar den feindlichen Sprengtrupp mit nach Hause.

Das andere Mal war es in Epinal! Die Panzerdivision war in Eilmärschen zur Mosel gekommen, um in schnellem Zugriff de» Uebergang zu erzwingen und die Festung Epinal vom Westen zu nehmen. Damit hatten die Franzosen nicht gerechnet, denn sie erwarteten den Feind vom Osten, und sie mußten in letzter Mi­nute die sechs Brücken über die Mosel sprengen. Sie flogen in die Luft bis auf eine, die sie für den Rückzug brauchten Bei der Nachbarbrücke war es ihnen nicht ganz gelungen, und das war ein Glück für unsere Panzerpioniere. Ein Osfiziersspähtrupp der Pioniere hatte in der Nacht zum 19. Juni erkundet und fest- gestellt, daß es unmöglich war, über die noch bestehende Brücke vorzudringen. Einen deutschen Panzer hatte dort das Schicksal ereilt.

Und doch! Die Brücke mußte ungesprengt in den Besitz der Di­vision kommmen, denn nur über diese Brücke konnte der glatte Vormarsch ungehindert weitergehen, in die Feste hinein und dis zur Schweizer Grenze.

Das war ein Auftrag, der dem Leutnant Danzer ins Herz geschrieben war Als sein Oberstleutnant ihm auseinander- jetzte, wie wichtig der Besitz dieser Brücke für die Panzerdivision war, da fieberte in dem jungen Wiener bereits das Drauf­gängertum eines echten Kampfpioniers. Mit zwei Spähtrupps zog er zur Mosel. Der eine sollte die Zündleitung aus diesem Ufer durchschneiden, während Leutnant Danzer mit seinen Pionieren über die schlecht gesprengte Brücke in den von den Franzosen be­setzten Teil von Epinal Vordringen wollte.

Sie kamen gut hinüber. Die Schützen verteilten sich im Häuser­kampf, während die Pioniere an den Straßen der Mosel vor­sichtig entlang tasteten Sie mußten die Häuser an der Brücke er­reichen, aus deren Kellern heftiges Pak- ME.- und Schützenfeuer über den Fluß ging. Die Franzosen paßten höllisch auf. Sie wuß­ten, daß mit dem Fallen dieser Brücke ihr Schicksal in Epinal besiegelt war.

Bis zum Eckhaus an der Vrückenrampe waren die Pioniere ge­kommen. Von hier ans peilte Leutnant Danzer die Lage an, und sekundenschnell stand in ihm der Entschluß auf, die Brücke auf jeden Fall zu nehmen, also die Mincnriegel auszubauen und die Zllndleitungen zu den Minenkammern zu durchschneiden, deren Ladungen automatisch in die Luft geflogen wären, wenn die Minenzünder belastet worden wären.

Nebenbei machten sie ein Pak-Geschütz unbrauchbar, bas neben ihnen am Fenster eingebaut war, holten sich einen Gefangenen aus den Nebenhäusern und paßten auf, wie sich der Feind ver­hielt. Dabei stellte Leutnant Danzer sest, daß in den Feuerpausen französische Zivilisten die Brücke passierten und es reifte in ihm ein grandioser Plan. Er schnappte sich mit seinem Begleiter ein«« alten herrenlosen Lieferwagen auf der Straße, fuhr unbehelligt mit ihm zur zerstörten Brücke und verständigte seinen Spähtrupp auf dem anveren Ufer über sein Vorhaben. Sie beschwichtigten, aber Leutnant Danzers Entschluß stand sest. Er befahl Feuer­schutz und brauste mit seinem sonderbaren Wagen zum Marktplatz von Epinal. Sein Spähtrupp riet ab, aus die Brücke zu gehen. Aber Leutnant Danzer blieb dabei,...und wenn es mein Leben kostet!"

So fuhr er denn über die Brückenrampe bis an die Minen­riegel heran, stieg aus, warf sich auf die Erde und begann die Zündleitungen zu zerschneiden. Dann warf er in hohem Bogen die Kastenminen in die Mosel.

Jetzt merkten die Franzoien, daß sie einer Kriegslist zum Opfer gefallen waren und begannen bis auf die Brücke zu folgen. Leut­nant Danzer erhielt einen Streifschuß am Hals, arbeitete aber ruhig weiter und beseitigte die Minensperre auf der Brücke. Dann sprang er auf, um mit ein paar Sätzen die schützende Deckung zu erreichen. Dabei ereilte ihn sein schweres Schicksal. Mit einem Oberschenkel- und Bauchschuß wurde er in Deckung geholt. Dort flüsterte er schwer leidend:Die Hauptsache ist, daß ich die Brücke freigemacht habe, und daß der Vormarsch der Division ge­sichert ist!"

Der Divisionsgeneral Hai noch in der gleichen Stunde das Ritterkreuz für den tapferen Kampspionier beantragt, aber es war zu spät! Leutnant Danzer starb am nächsten Tage an den Folgen seiner schweren Verwundung.

Nun hat ihm der Führer und Oberste Befehlshaber doch mit dem Ritterkreuz den Ruhm über das Grab hinaus gegeben.

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t Berlin. 15. Jan. Wie wir meldeten, hat der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht dem Pionierleutnant Danzer, der Zugführer in einem Panzer-Pionier-Bataillo» war, nachträglich das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ver­liehen. Leutnant Danzer ist ein geborener Wiener. Er war schon in den Jahren vor der Rückkehr der Ostmark ins Reich ein treuer Gefolgsmann Adolf Hitlers. Seine Brust zierte nicht nur die Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938. sondern auch »as Eiserne Kreuz I. Klasse, das sich der junge Pionierleutnant «m Kanal von La Basier erworben hatte. Dort war von ihm »me wichtige Brücke, die bereit, zur Sprengung von den Frau- ,of«n vorbereitet gewesen war, im feindlichen Abwehrfeuer W»>

Fernkampfslieger überm Atlantik

Angriff viele hundert Kilometer von der Küste Noch keine Maschine über See verirrt

Von Kriegsberichter Ludwig v. Danwitz (PK.)

NSK Auf einer der Karten im Lagezimmer der Fernkampf­gruppe wimmelt es geradezu von Schiffssilhouetten. Jede Sil­houette bezeichnet eine Stelle, an der Flugzeuge unserer Gruppe ein feindliches Schiss versenkt haben. Schon einem flüchtigen Blick verrät sich die stolze Erfolgsserie. Von den Säulen des Herkules bis zum Nordkap hinaus reicht das Erntefeld der Fern­kampfflugzeuge und stößt nach Westen weit in den Atlantik. Das Neuartige dieser Seekriegsührung hat auf der britischen Insel größte Bestürzung, in der übrigen Welt Staunen und Bewun­derung erregt.

Das Eingreifen der Luftwaffe in die Entscheidungen auf dem Atlantik ist eine der ausfälligsten Ueberraschungen des modernen Krieges. Niemand hat vor diesem Kriege daran gezweifelt, daß Schiffe nicht mehr nur von Schiffen, sondern auch von Flug­zeugen angegriffen werden könnten , und gerade die Schisssflak ist mit besonderem Fleiß entwickelt worden. Aber auf freier See fühlte man sich vor Fliegerangriffen sicher. Mit einem Han­delskrieg im Zuge von Langstreckenflügen hatte man nicht gerechnet. Wir erinnern uns noch allzu deutlich, wir es um die ersten Atlantiküberquerungen stand. Der Weltflug von Hauptmann von Moreau und Flugkapitän Henkel, der von Mar­schall Balbo geführte Eeschwaderflug über den Südatlantik ließen zwar schon den zukünftigen Radius der Luftwaffe ahnen, stellten aber noch einmalig« Leistungen dar. Um sie zu vollbringen, mutzte die günstigste Wetterlage abgewartet werden. Als Navigations­mittel hatte man den ungestörten Funkverkehr der ganzen Welt zur Verfügung. Außer einem riesigen Brennstoffvorrat braucht« man keine nennenswerten Lasten mitzunehmen, und einige Post­säcke bedeuteten höchsten» den Hinweis aus das, «as die Zukunft bringen würde.

Solche Flüge, die mit ihrer Durchführung bereits ihren Zweck erreicht hatten, sammelten zwar wertvolle Erfahrungen, konnten «»er noch keine militärischen Erfolge versprechen. Die Voraus- setzungen, unter denen sie stattfanden, waren für den Einsatz van

rrampnuigzeugen nicht zu schaffen. Selbst die Leistung der ameri­kanischen Clipper, die heute mit derselben Regelmäßigkeit, mit der unsere Lufthansa bereits den Südamerikadienst betrieb, dem Atlantik und den Pazifik überqueren, mußte von unseren Fern­kampfflugzeugen in den Schatten gestellt werden, damit sie zu einer ernsten Bedrohung der englischen Handclsscqiffahrt wur«i den. Ein Passagierflugzeug als Konkurrent luxuriöser Ozean­dampfer hat in seiner Ausstattung zweifellos größeren Ansprü­chen zu genügen als ein Kampfflugzeug. Einen Multimillionär^ kann man weder wie einen Bordschützen im Heckstand unter­bringen noch wie eine Bombe schweren Kalibers unter die Trag­fläche hängen. Aber die Lasten an Bomben und Abwehrwasfe«, die ein Fernkampfflugzeug mitschleppt, sind gewichtiger als di» Passagiere und die Postsäcke der Clipper.

Die deutsche Luftwaffe verfügt über eine stattliche Anzahl sol-s cher Fernkampfflugzeuge. Fast noch mehr als die anderen be­kannten Flugzeugtypen kennzeichnen sie den hohen Stand unserer^ Flugzeugindustrie, die auch die Fernkampfflugzeuge bereits serien­mäßig herstellt. Auf zahlreichen Flügen haben sie sich unter den: schwierigsten Bedingungen bewährt. Wie in so mancher andere«' Hinsicht ist auch hier der Krieg bahnbrechend für die Technik Die mit diesen Flugzeugen gewonnenen Erfahrungen haben ihr» Bedeutung für den Frieden so gut wie für den Krieg, und wer mit einer dieser Maschinen häufiger auf Feindflug war, der weist! die wundervoll ruhige Fluglage zu schätzen, die dieses Flugzeugs noch immer zum Jdealtyp des großen Verkehrsflugzeuges macht.! Wir haben aber auch erlebt, welchen Unwettern das Fernkampf­flugzeug gewachsen ist. Ts konnte dann sein, daß ein Zittern und Beben durch den vom Sturm gerüttelten Riesenvogel ging. Auf und nieder wogten die mächtigen Tragflächen. Aber noch nie ist eine unserer Besatzungen von diesen treuen Maschinen im Stich gelassen worden. Selbst mit schweren Verwundungen in einem seiner Motoren, im Rumpf oder in den Tragflächen hat da» Fernkampfflugzeug oft über viele hundert Kilometer heimge« funden.

Dabei ist es so schnell, daß es draußen auf See keines ebenbürtigen Gegner hat. Im Angriff auf Schiffe habeE wir andere hervorragende Eigenschaften schätzen gelernt, wenn e» sich wie ein Raubvogel aus den Feind stürzt und dann in steiler Kurve davonzog. Tauchte da backbords oder steuerbords plötzlich eine Beute auf, dann wandte sich das Fernkampfslugzeug t» Kurven, bei denen es geradezu aus der Stelle zu wenden schien, zum Angriff.

Zahl und Qualität der Flugzeuge allein tun es nicht. Es ge­hören auch die Männer dazu, die solche Flugzeuge führen. Pilo­ten, die den Lanpstrcckenflug beherrschen. Nicht umsonst sind in der Fricdenszcit mehr noch als die Maschinen die Flugzeugsüh- rer gefeiert worden, die für die Luftfahrt Bahnbrechendes lei­steten Man schrieb von ihnen, man sprach von ihnen. Ganze Bü­cher wurden mit ihren Lebensbeschreibungen gefüllt. Schon sin» auch einige Männer der Fernkampsfliegerei durch besondere mili­tärische Leistungen bekannt geworden. Aber die Langstreckenflüg» an sich gelten als Selbstverständlichkeit. Bescheiden, wie diese Pi­loten sind, finden sie nichts Außergewöhnliches an ihrem Tun. Daß sie auch mitten in der Nacht mit einer tadellosen Landung das Riesenflugzeug auf unseren Platz bringen, wird nie erwähn^ wogegen man sich durch einen kleinen Fehler beim schwierige« Nachtstart direkt persönlich gekränkt fühlt. Dabei ist das schwer beladene Fernkampfflugzeug mit seinen mächtigen, bis obenan gefüllten Tanks schon am hellichten Tage nicht leicht in di« Luft zu bringen. Von Langstreckenflügen der Friedenszeit ist hinlänglich bekannt, welche Probleme das Starten aufgab. Heute starten unsere Fernkampfflugzeuge trotz ähnlicher Um­stände pünktlich und regelmäßig.

Das Fliegen oft viele Stunden über dem Wasser ist mehr noch eine Angelegenheit des N a v i g i e r e n s als des Steuern». Wasser ist Wasser und nur scheinbar überall verschieden. Es hat nicht n'' - keine Balken, sondern auch keine Täler und keine Eisen­bahnen. Beim Flug über Land lassen sich die Wolken oft genug mit einigem Glück durchstoßen, und man kann Erdorientierung aufnehmen. Atlantikflieger der Friedenszeit haben sich gelegent­lich noch an Hand des Schiffsverkehrs zurechtgefunden. Alle« aber standen von Küsten und Schiffen her so viel Funkstationen zur Versügung, wie sich die Bordfunker nur wünschen konnte«.' Für das Fernkampfflugzeug ist diese Hilfe recht erheblich redu­ziert. Immer wieder greift der Kommandant am Kartentischche« nach Zirkel und Dreieck, um mit Hilfe des Sonnenstandes dc« Standort des Flugzeuges zu bestimmen, und entwickelt ebensoviel seemännische wie fliegerische Fähigkeiten. Nicht einmal aus di« Vorhersagen desWetterfrosches" kann er sich unbedingt ver­lassen. Wenn der versprochene Seitenwind inzwischen schon z» einem starken Rückenwind umgeschlagen ist, steht das Flugzeug vielleicht viel weiter westlich, als zunächst anzunehmen war, und' würde man jetzt noch weiter nach Westen fliegen, dann wäre an eine Heimkehr nicht mehr zu denken.

Aber noch nie hat sich ein deutsches Fernkampfflugzeug drau­ßen auf dem Atlantik verirrt. Obgleich sich unser« Flieger nicht auf irgendeinen Funkverkehr stützen können un» nicht jeder Kllstenstreifen gelobtes Land ist, sondern nur der im deutschen Besitz, haben sie stets sicher heimgefunden Well di« Weite das Element des Fernkampfflugzeuge» ist, gehen sie immer wieder bis an die Grenze ihrer Reichweite, ln der Hoffnung, auch diesmal wieder zu lohnender Beute zu kommen. Stunden kreuzen sie über den Schissahrtsweg des Fein­des, bewirtschaften mit hausfraulicher Sparsamkeit ihren Brenn­stoff und verrechnen sich nie.

Verantwortung stählt die Persönlichkeit. Unsere Fernkampf­flieger sind daran gewöhnt, ohne fremde Hilfeleistung das gleich» zu leisten, was im Frieden einige wenige mit einer hilfsbereite« Welt erreichten. Würden sie beispielsweise wegen Brennstoff« mangels auf dem Atlantik niedergehen müssen, oder gar auf hoher See zum Aussteigen mit dem Fallschirm gezwungen sei«, so könnten sie gewiß nicht damit rechnen, sich in der Nähe eine« unserer U-Boote wiederzusinden. Selbst bei exaktester Stand­ortangabe würde ihr Notruf die sofort einsetzende Rettungsaktion nicht unbedingt hoffnungsvoll machen. Aber gerade dieses Be­wußtsein, daß man im Fernkampfflugzeug ganz auf sich selbst gestellt ist, hat die Fernkampfflieger zu ihren größten Erfolge» befähigt.

Ost genug ist der Schneid ihrer Angriffe im Wehrmacht«- bericht hervorgehoben worden. Inmitten stärksten Zerstörer­schutzes find zahlreiche Handelsschiffe des Feindes von unsere» Fernkampfflugzeugen im Tiefangriff vernichtet worden. Auch dl« Empreß o? Britai n". das größte Schiff, das je in einem: