Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt

1877

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A « mmer 11

Altensteig, Mittwoch, den 15. Januar 1941

6 1. Jahrg ang

Ein militärischer Seitensprung

Unter Vic!em Stichwort jchrecht der Haupischriftleitcr der Deutschen Allgemeinen Zeitung":

Eir Walter Lay ton ist aus Amerika nach England zurück­gekehrt. Er hat drüben als Wirtschaftsberater der britischen Re­gierung die Möglichkeiten der amerikanischen Hilfsaktion unter­sucht und seine Sprache an die Amerikaner war sogar noch etwas offener als die des verstorbenen Lord Lothian. Das englische Volk hat von seiner bedenklichen wirtschaftlichen Lage zuerst auf dem Umwege über Amerika Kunde erhalten. Was Layton in Amerika alles erzählte, hat in England daher viele Leute überrascht. Layton ist auf feinem Gebiet ein Fachmann. Er kommt aus der Journalistik, war Herausgeber desEconomist" und schließlich be­rief ihn die Quäkerfamilie, die den beherrschenden Einfluß auf die liberale Presse Englands hat, an die Spitze desNews Chro- nicle". Das war, als Lloyd George seine Aktienbeteiligung am Daily Lhronicle" abgestoßen hatte und sein altes Kampfblatt mit derDaily News" unter dem neuen gemeinsamen Titel ver­einigt wurde. Layton verdankt seinen Namen neben seinen wirt­schaftlichen Fachkenntnissen in erster Linie seinen fortgeschrittenen fozialkritischen Ansichten. Seit er Wirtschaftsberater der Regie­rung wurde, hat er sich auf diesem Gebiete nicht mehr betätigt, ohne daß er sich durch diese Zurückhaltung das Vertrauen der Londoner City und alles dessen, was wart unter dieser Bezeich­nung begreift, erwerben konnte. Dieser Mann ist die Wirtschafts­statistik in Person. Ihm sind vomEconomist" her die wirtschaft­lichen Schwächepunkte Englands gegenwärtig, die er so oft her­ausgestellt hat.

Als Ergebnis feiner Untersuchungen in England und in Ame­rika stellt er jetzt fest, daß die britischen Inseln das Waffen- arfenal der Reichsverteidigung nicht mehr sein können. Diese Rolle könne nur noch Amerika spielen. Es werde aber lange dauern, bis eine wachsende Kriegsproduktion in den Vereinigten Staaten den Engländern auch tatsächlich zugute komme. Letzten Endes findet dieser englische Sachverständige jetzt im Kriege nur bestätigt, was er imEconomist" jahrelang gepredigt hatte. Immer wieder hatte er darauf hingewiesen, daß der Weltkrieg die wirtschaftliche Stellung Englands erschüttert hätte und daß die wirtschaftliche Waffe stumpf geworden war. Darüber hinaus stellt er heute fest, daß Deutschland durch seinen Siegeszug auf dem Kontinent seine wirtschaftliche Kampfbafis so verbessert hat, daß die deutsche llebexlegenheit über England in der Stahlpro­duktion das Dreifache, auf anderen Gebieten sogar das Fünffache beträgt. Das alles sagte er in einem nüchternen Vortrag und überließ den einzig möglichen Schluß seinen Zuhörern.

Wir haben das Bekenntnis eines britischen Mirtschaftsstrategen vor uns, daß dieser Krieg nicht wirtschaftlich, sondern miltärisch entschieden wird. Der alte General Füller kommt zu demselben Ergebnis. Er beklagt sich in einem langen Zeitungsartikel dar­über, daß den Engländern auch heute noch ein strategisches Hirn, ein Organ fehle, das den Krieg als Ganzes überblickt. Man hätte Pch eingebildet, daß man nur stillzusitzen und zu blockieren brauche. Dann würde Deutschland schon zusammenbrechen. Heute Hätte Deutschland mindestens drei Viertel der Fabriken von Eu­ropa unter seiner Kontrolle. Er sähe daher nicht ein, warum die amerikanische Unterstützung die Gewinnung der Überlegenheit unbedingt verbürgen solle. Dieser alte General meint, England vergesse, daß es eine Seemacht sei. Es sei absurd, von der Luft­waffe oder von der Armee den Sieg zu erwarten. Was die See­lriegslage betrifft, so begnügt sich der General allerdings mit einem Hinweis auf die deutschen Stützpunkte am Nordmeer und am Atlantik. Auch er überläßt seinen Lesern den Schluß. Auch er steht keine Möglichkeit der wirtschaftlichen Kriegsentscheidung. Da er selbst gegen diesen Krieg war, kann er die Frage nach de» Möglichkeiten der militärischen Entscheidung denjenigen über­lasten, die für die britische Kriegserklärung verantwortlich sind.

Solche Einsichten in das Wesen des Krieges halten ihren Ein­zug allmählich auch in die Aemter, die den Wirtschaftskrieg füh­ren sollen. Blockademinister Dalton sprach in einer Red« j-war immer noch von dem ständig wachsenden Druck der eng­lischen Blockade, warnte aber feine Zuhörer vor allzu großer Eelbststcherheit Es sei natürlich nicht möglich, in kurzer Zeit zu vernichten, was Deutschland in über sieben Jahren angehäuft hätte und wozu noch große Vorräte wertvollen Materials hinzu- tzekommen wären, die den Deutschen als Beute auf dem Kon­tinent zufielen. Während sein Restart sich auf lange Sicht ein­stellen möchte, ist es dem Minister weniger wohl bei dem Ge­danken, daß der Feindin den nächsten Monaten, ja vielleicht schon Wochen" eine aktivere Phase der Feindseligkeiten eröffnen würde. Daran, so meinte Dalton, könne niemand zweifeln, und der Staatssekretär seines Ministeriums, Dinglefood, setzte hinzu, gerade wegen der Tätigkeit des britischen Blockadeministeriums glaube er, daß Deutschland in ziemlich naher Zukunft einen neuen Versuch machen werde,auszubrechen". DemObserver" ist es schonseit mehreren Wochen klar", daß die Deutschen, wenn sie ihre Flugzeuge in Reserve halten, eine neue Luftoffensive vor­bereiten, und das Blatt fordert von der britischen Kriegführung mehr militärische Initiative. Man steht, daß die Hochstimmung über Bardia nicht lange vorgehalten hat, und das konnte auch nach Lage der Dinge nicht anders sein.

Denn die britische Aktion in Nordafrika entsprang ja nicht einer großzügigen Konzeption mit dem Ziel der Ent­scheidung des Krieges, sondern sie war bei allem Einsatz von

Kriegswichtige Ziele in

Der deutsche Wehrmachtsbericht

Flugzeuge versenkten feindliches Handelsschiff und erzielten auf einem Kreuzer zwei Bombentreffer Verminen briti­scher Häfen fortgesetzt Der Feind verlor vier Flugzeuge

DNB. Verlin. 14. Jan. Das Oberkommando der Wehr­macht gibt bekannt:

Flugzeuge versenkten bei bewaffneter Aufklärung ein feindlichesHandelsschiff von 4üüv BRT. und er­zielten auf einem Kreuzer zwei Treffer mit Bomben mittleren Kalibers.

In der Nacht zum 14. Januar wurden kriegswichtige Ziele in Plymouth erfolgreich mit Bomben belegt.

Das Verminen britischer Häfen nahm feine« Fortgang.

Der Feind verlor gestern vier Flugzeuge, davon wurde, wie bereits bekanntgegeben, je eins durch ein Bewachungs- sahrzeug der Kriegsmarine und Marineartillerie ab- geschosten.

Der italienische Wehrmachtsbericht

Feindliches U-Boot versenkt Trnppenlager und Stellun­gen non der italienischen Luftwaffe bombardiert Zwei feindliche Flugzeuge abgeschosten

Rom, 14. Jan. Der italienische Wehrmachtsbericht vom Diens­tag hat folgenden Wortlaut:

Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt: An der griechifchenFront Patrouillen- und Artillerietätigkeit. Un­sere Luftformationen haben einen feindlichen Stützpunkt wieder­holt bombardiert. Außerdem wurden Kraftwagen und Truppen- zusammenziehungen mit Maschinengewehren beschosten.

In der Eyrenaika Tätigkeit unserer Artillerie, die an der Front von Tobruk feindlichen motorisierten Abteilungen Verluste zufügte, sowie Patrouillen- und Artillerietätigkeit in der Gegend von Eiarabub. Feindliche Luftangriffe auf Ortschaf­ten der Cyrenaika-Küste haben keine Opfer verursacht.

In Ostafrika geringe Tätigkeit im oberen Sudan sowie Artillerietätigkeit in der Gegend von Eallabat. Im Sudan haben unsere Flugzeuge Trnppenlager und feindliche Stellungen bom­bardiert. Eine unserer Flugformationen, die von feindlichen Jä­gern angegriffen wurde, hat nach hartem Kamps ein Flugzeug vom Eloster-Typ abgeschosten. Ein weiteres Aufklärungsflugzeug wurde über Eritrea von unseren Jägern abgeschosten. Der Feind hat einige Ortschaften bombardiert, wobei einige Personen ver­wundet wurden

Ein griechisches U-Boot hat am Vormittag des 31. De­zember eine» kleinen Frachtdampser versenkt, der in jugoslawi­schen Territorialgewnssern fuhr. Das U-Boot hat sodann gegen jegliche Kriegsnorm das Rettungsboot des Dampfers beschaffen und dabei zehn Mann der Besatzung, die sich gerötet batten, getötet.

Ein Flugzeug und ein Schnellboot (Mas) haben am 9. Januar ein feindliches U-Boot angegriffen und versenkt."

gruppen und Material öermilitärischeSeitensprung j einer Kriegführung, die trotz aller Wiederholung des Gegenteils gedanklich nach wie vor von der Theorie der wirtschaftlichen Kriegsentscheidung beherrscht bleibt. Das läßt sich an vielen An­zeichen immer wieder feststellen. Länger als mit der militärischen Lage mußte sich der Minister Dalton mit dem .Zugeständnis" be­schäftigen, das die britische Regierung auf Ersuchen des Präsi- > deuten Rooscvelt gemacht habe, gewisse Waren nach dem nicht- ! besetzten Frankreich hineinzutasten. Lang und breit mußte Dalton § auseinandersetzen, daß diese Waren auf medizinische Artikel im engeren Sinne, auf Vitaminpräparate, Milch und Babykleidung s beschränkt würden, daß sie im unbesetzten Frankreich bleiben wür- s den, und daß dies Zugeständnis jederzeit widerrufen werden ! könne. Er mußte sich mit vielen Worten gegen den Vorwurf s verteidigen, daß diese Zugeständnisse einbedeutendes Loch in > der Blockade" darstellten, und versicherte, cs sei keine Rede von : einer allgemeinen Abschwächung der englischen Kontrolle. :

So viel Federlesens würde man um ein paar Medikamente ! nicht zu machen brauchen, wenn man nicht doch noch die letzte , und einzige Hoffnung auf den wirtschaftlichen Krieg gegen den > Kontinent setzen würde. Es ist aufschlußreich genug, daß die Eng- § länder gegen die bisherigen Erfahrungen und gegen das Urteil ihrer wirtschaftlichen Sachverständigen an dieser Hoffnung fest« , halten. Das tut in einer solchen Lage nur einer, der die mili» § tärischcn Hoffnungen ausgegeben hat, und es gibt daher kaum > rin besseres Zeichen für die Schwäche der britischen Kriegsposi» ! Man , als diese» Klammern an völlig vergebliche Hoffnungen.. ^

Plymouth angegriffen

Heftige Angriffe auf eine Küstenftadt >

Deutsche Vergeltungsschläge in der Nacht zum Dienstag j

Neuyork, 14. Jan Wie Associated Preß aus London meldefl fanden in der Nacht zum Dienstag heftige Luftangriffe aufein » Küsten st adt im Südweften Englands statt. Zahlreich« Brand- und Explosivbomben seien geworfen worden. Einzelfliege« hätten die Nordostküste überflogen und feien in das Landinner« vorgedrungen.

Für überragende Tapferkeit

Zwei neue Ritterkreuzträger des Heeres

DNB Berlin, 14. Jan. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat auf Vorschlag des Oberbefehlshabers der Heeres, Eeneralfeldmarschall von Brauchitsch, den folgende» Offizieren das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen: Ober­leutnant Bndäus, MG.-Zugsührer in einem Infanterieregi­ment, und Oberleutnant König, Kompaniechef in einem In­fanterieregiment.

Oberleutnant Budäüs erreichte am S. April 1940 mit nur cinem MG.-Zug lange vor den übrigen zur Wegnahme de» norwegischen Kriegshafens Horten bestimmten Einheiten sei» Ziel. Trotz der zahlenmäßigen Schwäche seiner Kampfgruppe hat er durch sein eigenes schneidiges Drausgehen, durch sein ener­gisches und zielbewutztes Handeln auch nach Verlusten sich gegen eine vielfache Ileberlegenheit mit vllem Erfolg durchgesetzt. Er war der verantwortliche Führer. Der entscheidend wichtige Kriegshasen wurde besetzt, 120 Offiziere, 1100 llnterossizier« und Mann wurden gefangen, die Arsenale, zahlreiche Batterie» und umfangreiches Material erbeutet.

Oberleutnant König war mit feiner Kompanie bei der Ver­teidigung des Brückenkopfesvon Abbeville am lin­ken Flügel seines Bataillons bei Mesnil Troius Feftus einge­setzt. Am 4. Juni griff der Feind unter Fortsetzung der seit de« 28. Mai rollenden Panzerangriffe erneut nach mehrstündiger schwerer Artillerievorbereitung die Brückenkopsstellung südlich Abbeville an, um den Durchbruch über die Somme zu erzwingen. Es gelang ihm, mit zehn mittleren und schweren Panzerwagen in die Stellung, die den Eckpfeiler darstellt, einzubrechen. Die von Oberleutnant König geführte Kompanie, die hier standzu­halten hatte, wurde von drei Seiten eingeschloffen, die einge­setzten drei Paks von der Uebermacht der angreifenden Panzer überwalzt. Im Rücken der kämpfenden deutschen Truppen wurde feindliche Infanterie aus gepanzerten Transportfahrzeugen aus­geladen. Die Kompanie König erlitt schwere Verluste. In dieser Krisenlage rettete Oberleutnant König, nachdem er stundenlang mit den Resten seiner Züge verbissen und fanatisch gegen de« weit überlegenen Feind angekämpft hatte, die Lage. Er verlegte die Hauptkampflinie etwa 300 Meter nordostwärts Mesnil, um dadurch die angreifenden Panzer in den Bereich der weiter rückwärts eingesetzten Flakgeschütze zu bringen. Bei dem Kampf, um Mesnil trois Fostus zeigte Oberleutnant König überrage»-«' Tapferkeit und gab seiner Kompanie ein hohes Beispiel der Furchtlosigkeit und des Willens zum Dnrchhalten. Er war di» Seele des, Widerstandes. Nur wenige Meter von den Kanone« und MG. der Panzerwagen sprang er von Schützenloch zu Schüt­zenloch und feuerte seine Kompanie durch Beispiel und Zuruf zum Aushalten an. Nur seiner zielbewußten Führung und dem heldenhaften Widerstand seiner Männer war es zu verdanke«, daß die Krise an der Einbruchstelle überwunden wurde.

So ist es nicht weiter verwunderlich, wenn Amerikaner es vorzichen, sich selbst an Ort und Stelle davon zu überzeugen, welche Kriegsaussichten man den Engländern noch glauben könne. Nachdem Präsident Roosevelt seinen Sondergesandte» Hopkins geschickt hat, der Oberst Donovan London und Kairo inspizierte, begibt sich nun auch der unterlegene Präsident­schaftskandidat Willkie auf die Reife nach England, der' immerhin mit seiner Stimmenzahl recht nahe an die Hälfte der amerikanischen Wähler herangekommen ist. Auch zeugt es nicht gerade von Vertrauen in den englischen Sieg, wenn der Vor­sitzende des Auswärtigen Senatsausschusses, Senator George, in einem Antrag an den Senat den Einbau von Garantie» in das Hilfsgesetz verlangt. Für den Fall, daß England die ge­liehenen Waffen nicht zuriickgeben oder ersetzen kann, har der Senator sein Auge auf denbedeutenden Besitz Großbritannien» an Zinn- und Eummiunternehmungen" geworfen, wie auf die Rohstoffvorräte, die für die USA. annehmbar wären. Auf die Ab­tretung der Stützpunkte in der westlichen Hemisphäre, auf di« Hypothek, die Amerika auf die gesamte britische Flotte schon ge­legt hat, folgt mit der Earantieklausel die Beschlagnahme der Erbmaste, und kein Amerikaner, der sich an die unbezahlten Mil­liardenschulden eines siegreichen Englands von damals erinnert, wird den Senat übertriebener Vorsicht beschuldigen. Denn die Aussichten Englands, diesen Krieg zu gewinnen, haben nicht ein­mal qm 3. September 193.9 bestanden, und seither ist dir Lag« Englands von einem Abschnitt des Kriege» zum anderen 1r«st- loser geworden, während wir aus jedem Risiko heraus sind.