italienischen Seitental des Ortlergebiets eine Halb­kompagnie des Feindes und brachte ihr erhebliche Verluste bei.

Ein italienisches V-Boot vernichtet. Ein Luftschiff heruntergeholt.

(WTB.) Wien, 6. Aug. Eines unserer Unter­seeboote hat gestern früh ein italienisches Untersee­boote vom TypNautilus" bei Pelagosa anlanciert und versenkt. Das italienische LuftschiffCitta di Jesi" wurde um Mitternacht vom 5. auf den 6. Aug. bei dem Versuche, über den Hasen von Pola zu flie­gen. durch Schrapnellseuer heruntergeholt, bevor es irgend einen Schaden anrichten konnte. Die gesamte Bemannung, bestehend aus drei Seeoffizieren, einem Maschinisten und zwei Mann, ist gefangen. Das Luftschiff wurde nach Pola gebracht.

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Zur Eroberung Warschaus.

Köln, 6 . Aug. Zum Einzug in Warschau mel­det dieKöln. Ztg.": Zwei Tage haben unsere Ge­schütze ohne Unterbrechung vor den Festungswerken ihre dumpf dröhnende Sprache geredet, als die Rus­sen nach Aufgabe der Blonie-Linie es nochmals ver­suchten, den deutschen Vormarsch aufzuhalten. Noch in der letzten Nacht dauerte die gesteigerte heftige Beschießung mit der ganzen Artillerie des Feldheeres an, jedoch schon um 3 Uhr räumten die Russen das von Bayern hart bedrängte Werk der äußeren Linie. Darauf griffen Württemberger .Sachsen und Preu­ßen die weiteren 8 Werke an. Vor den Bastionen von Werk 7, 7 a, 8 und 9 kämpften preußische Regi­menter, die sich, wie die Sachsen vor Werk 5 schon am Tage zuvor bereits an die Drahtverhaue herange­arbeitet hatten. Ueber die nackten Gräben sprengten sie vor. Es entspannen sich aus der ganzen westlichen Angriffsfront heftige Kämpfe. Wir erlitten keine übermäßigen Verluste, jedoch kann von einer frei­willigen Aufgabe Warschaus keine Rede sein. Die Russen wurden regelrecht von unseren Truppen hin­ausgeschlagen. Als sie bis auf das östliche Weichsel­ufer zurückgeworfen wurden und sich auf die um die Vorstadt Praga errichteten Festungswerke nochmals stützten, sprengten die Russen alle Wejchselbrücken. In dem genommenen Westwerke erbeuteten wir Ma­schinengewehre und Geschütze aller Kaliber. Warschau hat unter der Beschießung so gut wie gar nicht ge­litten. Bei dem Einzug unserer in der ersten Auf­regung befindlichen Truppen bemächtigte sich der Be­völkerung ein geradezu rauschartiger Freudezustand. Alles drängte sich auf den Anmarschstraßen zusam­men, um die winkend und singend einziehenden Re­gimenter zu umjubeln. so daß der Einmarsch einem Triumphzuge glich. Die ganze Weststadt war auf den Beinen. Erst auf den in der Nähe der Weichsel gelegenen Straßen änderte sich das prunkvolle Ein­zugsbild. Dort wurden die Straßen leer, denn es entspann sich sofort ein heftiges Nachhutgefecht, in das zur Unterstützung der Infanterie Maschinenge­wehrabteilungen und Artillerie mit eingriff. Wäh­rend sich die freudig erregte Bevölkerung bei den von den hohen Stäben belegten großen Gasthäusern zu­sammenfand, pfiffen an der Weichsel Jnfanterie- kugeln, zeigte sich vor dem Schloß und dessen Um­gebung ein Bild erregten Kampfes. Dort stand Jn- fanteriereserve in Bereitschaft und im Schloßgarten lagen unsere Leute im Gefecht, so daß die Maschinen­gewehre ohne auszusetzen hämmerten. So wehte also die deutsche Fahne seit heute früh zuerst auf den Werken von Fort 6 über dem deutschen Warschau. Unter dem Befehl des Generals der Infanterie Sch. standen dei angreifenden Truppen, die sich glänzend geschlagen haben. Regimenter der Division H. rück­ten als erste deutsche Truppen in die Hauptstadt Po­lens ein. General G. wurde zum Gouverneur von Warschau ernannt.

Berlin, 7. Aug. DemBerliner Tageblatt" zufolge ist dem Eeneralfeldmarfchall Prinz Leopold von Bayern, dem Sieger von Warschau, der Orden pour le merite" verliehen worden.

Köln, 6. Aug. DieKölnische Volkszeitung" meldet: Der hiesige Polizeipräsident von Glasenapp ist in gleicher Eigenschaft an die deutsche Verwaltung von Warschau berufen worden.

Eine Wiederholung der Schlacht bei Sedan".

(WTB.) London, 6. Aug. DieTimes" schreibt über die Einnahme Warschaus: Es wäre töricht zu behaupten, daß die Einnahme Warschaus geringe miitärische und geringe politische Bedeutung habe. Der Verlust von Warschau hat zur Folge, daß die Möglichkeit des Wiederbeginns einer Offensive, wo­durch die Sicherheit Deutschlands ernstlich bedroht würde, für unbestimmte Zeit vorbei ist. Es ist be­ruhigend, daß die Deutschen die russischen Heere nicht vernichtet haben. Der politische Mitarbeiter der Morning Post" schreibt über den Rückzug der Rus­sen: Die Schwierigkeiten eines solchen Rückzuges

Amtliche Bekanntmachung.

Mehl- und Kleie-Anweisung.

Zum Zweck der persönliche» Austuuftserteiluug in Getreide-, Mehl« und vrotfachen, sowie zur An­weisung von Mehl und Kleie wolle das K. Oberamt künftig nur noch

Mittwoch von 812 Uhr vorm. u. 26 Uhr nachm., und Samstag vormittags von 812 Uhr in An­spruch genommen werden.

Ferner wird mit Bezug auf die Bekanntmachung vom 19. Juli 1915 über die Abgabe von Kleie Calwer Tagblatt Nr. 168 wiederholt darauf hingewiesen, daß Kleie nur noch gegen eiue schult» heitzenamtliche Anweisung vom Kommuaalverbaad abgegeben wird.

Die Anweisung, welche der Ortsvorsteher auf Grund seiner persönlichen Kenntnis von der wirk­lichen Bedürftigkeit an Kleie und unter Anwen­dung der erforderlichen Sparsamkeits-Grundsätze ausstellt, ist dem Oberamt vorzulegen, welches den Besteller nach erfolgter Prüfung, soweit eine solche möglich ist, zur Bezahlung des Kaufpreises veranlaßt. Der Preis für 1 Zentner Kleie beträgt 7 Mark, für einen halben Zentner 3,75 Mark. Für jeden vollen Sack ist der Mühle ein leerer Sack einzusenden.

Calw, den 6. August 1915.

K. Oberamt. Binder.

haben sich bereits bei der Rückwärtsbewegung in Ga­lizien fühlbar gemacht. Da diesmal der Feind aber überall in einer Frontlinie aufmarschierte. bestand wenig Gefahr, daß große Truppenmassen abgeschnit­ten würden. Jetzt ist die Lage viel verwickelter. Das Heer hält eine Front von 300 Meilen besetzt und ist umzingelnden Angriffen aus Norden, Westen und Süden ausgesetzt. Es ist klar, daß eine gleichzeitige Zurücknahme aller Teile des Heeres zur Folge haben würde, daß die gesamte Streitmacht ungefähr in der Mitte des russischen Gebiets eingeschlossen würde. Der Feind beabsichtigt offenbar eine Wiederholung der Schlacht von Sedan in großem Stil.

Russische Maßnahmen.

Berlin, 6. Aug. Aus Kopenhagen meldet die Nationalzeitung": Wie aus Petersburg berichtet wird, hat die Militärintendantur verschiedene Maß­regeln getroffen, die der veränderten Kampfeslage Rechnung tragen. So machte die Intendantur be­kannt, daß alle weiteren Militärlieserungen nach den westlichen Festungen sofort einzustellen seien, und auch die Lieferungen nach dem Militärbezirk Riga wurden eingestellt. Die Deutschen stehen gegenwär­tig 2V Kilometer vor Riga. Auf der ganzen Linie befinden sich die deutschen Armeen in der Richtung gegen Riga, Dünaburg und Wilna in fortdauern­dem Vormarsch. Aber auch in Südpolen werden ge­wisse Gebietsstrecken von dem Petersburger Militär­bezirk als stark gefährdet anerkannt. So wurden die Gebietsteile westlich von den Bahnlinien Bialostok, BrestLitowsk und KowalBrestLitowsk von der Zivilbevölkerung geräumt. Ferner wurden Anord­nungen für die von den Russen noch derzeit besetzt gehaltenen Gebietsteile in Galizien getroffen. Die russische Reichsbank hat seit Montag den ganzen Zah­lungsverkehr in ihren galizischen Filialen offiziell eingestellt. Die Reichsbankfiliale Vrody wurde auf­gelöst und nach Kowno verlegt. Auch für die Festung Dubno werden von der russischen Reichsbank keine Zahlungen und Ueberweisungsaufträge mehr ange­nommen. Alle diese Maßnahmen üben ihre entspre­chende Wirkung aus. So mußte man sich entschlie­ßen, sämtliche 19 russischen Munitionsfabriken durch Militär zu besetzen, da die Arbeiter streng überwacht werden müssen. In der Pulverfabrik Ochta besteht das Wachaufgebot aus 50 Mann. Trotzdem ist es vorgekommen, daß Arbeiter die Weiterarbeit ver­weigern. Diese wurden sogleich zum Heeresdienst eingezogen und in die Kasernen geführt. Auch Brände gewisser Fabriken, die für den Heeresbedarf arbeiten, sind wiederum an der Tagesordnung.

Zwischen Weichsel und Bug.

(WTB.) Berlin. 7. Aug. Aus Wien wird dem Berl. Lokalanzeiger" gemeldet, daß Berichte, die in Budapest eingetroffen sind besagen, daß sich dem Rückzug der Russen zwilchen Bug und Weichsel große Schwierigkeiten entgegenstellen. Der Widerstand er­matte immer mehr. Die Gefangenenzahl erhöht sich bedeutend. Die ausgedehnten Sumpfgebiete vor Brest-Litowsk haben nur wenige Wege, die für das riesige Material nicht ausreichen. Die Situation ist deshalb für die Russen höchst gefährlich, da Mackensen bereits den Swinskasluß überschritten hat.

Der Einzug in Lublin.

(WTB.) Wien, 6. Aug. Aus dem Kriegspresse- quartier wird gemeldet: Armeekommandant General der Infanterie Erzherzog Joseph Ferdinand zog ge­

stern vormittag 11 Uhr an der Spitze seiner Truppen feierlich in Lublin ein. In den Straßen bildet Mi­litär Spalier. Vor dem Automobil, das Reiter flan­kierten, ritt ein Zug Kavallerie. Beim Regierungs­gebäude war eine Ehreneskadron zu Pferde mit der Regimentsmusik ausgestellt. Zum Empfang waren erschienen: Der Präsident der Stadt Lublin mit einer Abordnung des Gemeinderats, Vertreter der Pro­vinz Lublin, der Präsident der freiwilligen Bürger­miliz und Vertreter der Geistlichkeit aller Bekennt­nisse. Auf eine huldigende Ansprache des Stadtprä­sidenten antwortete der Erzherzog mit folgenden Worten: Empfangen Sie meinen Dank, Herr Prä­sident, für den mir im Namen der Stadt Lublin ent­botenen Gruß. Die verbündeten Armeen führen Krieg gegen die russische Wehrmacht, nicht aber ge­gen die friedliche Bevölkerung der von uns eroberten Gebiete. Das Volk und die Stadt Lublin können meines Wohlwollens und meines Schutzes solange versichert sein, als sie sich jeder feindseligen Handlung und jedes Widerstandes enthalten und unseren be­rechtigten Forderungen entsprechen. Hiernach zeich­nete der Erzherzog alle erschienenen Beamten durch Ansprachen aus. Am Abend fand Platzmusik statt.

Japanische Munition für Rußland.

Basel, 6. Aug. DerCorriere della Sera" er­fährt aus Udine, daß Mitglieder der japanischen Mi­litärkommission erklärt haben, auf Grund einer zwi­schen Japan und Rußland abgeschlossenen Verein­barung habe ersteres dem verbündeten Rußland seine sehr starken Munitionsreserven zur Verfügung ge­stellt. Es sei nunmehr der Munitionsnachschub für die Zukunft dauernd gesichert.

Deutsche V-Boote zwischen Marseille und Algier.

Gens, 6. Aug. Die Blätter Südfrankreichs wie dieDepeche Toulouse" undPetit Marsellais" be­richten, daß unter den Schiffsreedern der südlichen französischen Häfen eine Panik ausgebrochen ist. weil deutsche Unterseeboote zwischen Marseille und Algier in Tätigkeit getreten sind. Am 1. August wurde 60 Meilen von Algier ein französischer Hilfskreuzer tor­pediert, der indes noch einen Hasen erreichen konnte. Dasselbe Schicksal erlitt ein Handelsschiff in der Nähe des Kap Matifou. Auch derMatin" bringt dies­bezügliche Marseiller Depeschen.

Neue Dardanellenpläne.

Athen, 6. Aug. Privatnachrichten zufolge wer­den bei den Inseln Ehios und Lemnos Torpedojäger und Kreuzer zusammengezogen, sowie Truppen der Verbündeten in einer Gesamtstärke von rund 15000 Mann. Es wird nach derDeutsch. Taqesztg." an­genommen, daß eine Landung bei Tschesme oder Adalia als Ablenkung von den Dardanellen beab­sichtigt wird.

Die Neutralen.

Die bulgarische Anleihe abgeschloffen.

(WTB.) Berlin, 6. Aug. Der Delegierte der bulgarischen Regierung Dr. Stoyanoff, Direktor der bulgarischen Staatsschuldenverwaltung, hat nach er­folgter Beendigung seiner Verhandlungen mit dem unter Führung der Diskontogesellschaft stehenden Konsortium Berlin verlassen. Vor seiner Abreise ist er noch von dem Staatssekretär des Reichsschatzamts und dem Unterstaatssekretär des Auswärtigen Amts empfangen worden.

Rumänien.

Berlin 6. Aug. Aus Bukarest meldet dieVoss. Zeitg.": Die Angriffe gegen die Politik des Mini­steriums Bratianu und gegen die Person des Finanz- minister Costinescu nimmt nunmehr greifbare For­men an. Großgrundbesitzer und mittlere Grundbe­sitzer, die sich aus allen Parteien zusammensetzen, haben gestern eine stürmische Sitzung abgehalten, worin sie gegen das unsaubere Gebühren der näch­sten verwandtschaftlichen Umgebung des Finanzmini­sters Einspruch erhoben. Was bisher nur in den Kaffeehäusern als offenes Geheimnis bekritelt wurde, daß sich auch die beiden Söhne des Finanzmi- nistcrs an den Schiebungen im Getreide- u. Benzin­handel schamlos bereichern, das wird jetzt in den Versammlungen laut und vernehmlich verkündet. Was in den letzten Tagen besonders dazu beigetragen hat, die Stellung Costinescus unhaltbar zu machen, ist die Verbohrtheit, mit der er beständig den nahen Fall Konstantinopels als den untrüglichen Ausweg aus allen Schwierigkeiten hinstellt. Spätestens in 14 Tagen, so verkündet er mit unfehlbarer Sicherheit, müsse Konstantinopel fallen, eine Versicherung, die um so weniger ernst genommen wird, je öfter sie wiederholt wird. ..