Ein gegenseitiges Versprechen.

Paris, 5. Aug. (Agence Havas.) Poincare hat vom König von England nachstehendes Tele­gramm erhalten: Aus Anlaß der Iahreswiederkehr des Tages, wo mein Land gezwungen wurde, die Waffe« gegen ei«e Macht zu ergreifen, die de« Krieg einer Konferenz oorzog, die auf das flagran- teste den Vertrag, den sie unterzeichnet hatte, ver­letzte, wünsche ich Ihnen meine beste Zuversicht aus­zusprechen, daß unsere vereinten Bemühungen zum Erfolg führen werden, und Sie meiner unermüdli­chen Mitwirkung und meines Landes Entschlusses zu versichern, den Krieg mit unseren tapferen Armeen fortzusetzen» bis er zu unserer Befriedigung beendet werden, bis der Frieden stchergestellt werden kann. Poincare antwortete: Ich danke Ew. Majestät für die Zusicherungen, die Sie mir geben. Frank­reich beginnt das zweite Kriegsjahr mit derselben Zuversicht wie England. Es ist entschlossen, die Waffen nicht niederzulegen, bevor nicht der Sieg unsere und unserer tapferen Bundesgenoffen Waffen krönt, bevor nicht unsere Feinde niedergerungen sind und aufhören, eine Bedrohung des Weltfriedens zu sein.

DieGuerre soziale" wieder beschlagnahmt.

Pari», 5. August. DerTemps" meldet: Die Guerre Soziale" ist gestern wegen eines Artikels Gustave Herve's, in dem er die Regierung heftig angriff, wieder beschlagnabmt worden. Diesmal waren Maßnahmen getroffen, daß keine Nummer des Blattes an die Abonnenten in der Provinz und in der Umgebung von Paris gelangen konnte. Der Drucker und der Leiter des Blattes wurden bestraft.

Der Streit um die Geltung des Seerechts.

Washiugtou, 5. August. (Reuter.) Das Staats­departement beschäftigt sich mit einem Entwurf einer Antwort auf die britischen Noten. Man glaubt, daß diese beinahe fertig ist. Die amerikanischen Noten erkennen einerseits an, daß die neuen Um, stände, die England zu einem besonderen Vorgehen veranlaßt haben, tatsächlich vorhanden seien, be­streiten aber andererseits die Gesetzlichkeit der Be­schlagnahme von Schiffen auf hoher See, di« nach neutrale« Häfen unterwegs find. Ferner wird be­stritten, daß der Handel der Vereinigten Staaten, nicht gelitten habe. Es scheint Neigung vorhanden zu sein, die schließliche Entscheidung eine« Schieds­gericht anheim zu stellen.

Washington, 5. August. (Reuter.) Die Regier­ung bereitet einen Protest wegen des Dampfers Darin vor, dessen Beschlagnahme von dem franzöfi- fchen Prisengericht bestätigt wurde. Die Regierung will eine prinzipielle Entscheidnng über das Recht einer nentralen Regierung, Schiffe kriegführender Staate« i« Schiffsregister anfzunehme«, herbei- führen.

Washington, 5. August. (Reuter.) Deutschland weigert sich in seiner letzten Note anzuerkennen, daß die Versenkung des Dampfer William Frye nach dem preussisch amerikanischen Vertrage eine Ver­letzung der amerikanischen Rechte darstellt.

Eine echt Grey'sche Note.

(WTB.) London, 4. Aug. Das amtliche Presse­bureau hat den Notenwechsel zwischen der englischen Regierung und den vereinigten Staaten wegen der Festhaltung des von Rotterdamm nach Amerika unter­wegs befindlichen amerikanischen Dampfers Reches ver­öffentlicht. Darin erklärt Sir Edward Erey, die deutsche Regierung beobachte in den Gewässern, die der Dampfer Neches habe durchfahren müssen, die Methode, neutrale u:u.- englische Handelsschiffe ohne Unterschied des La- dungs- oder Abgangsort, in den Grund zu bohren, ohne sich um die Rettung der Fahrgäste und die Besatzung zu kümmern, was den Bestimmungen des Völkerrechts und den Grundsätzen der Menschlichkeit widerspreche. Dage­gen halte sich die englische Regierung an die Vorschrift, daß die Schiffe untersucht und in einen Hafen und vor ein Prisengericht gebracht werden müßten. Deshalb er­scheine es, solange Deutschland bei seiner Handlungsweise bleibe, als unbillig, von England zu verlangen, daß es die Durchfahrt deutscher Güter durch von englischen Schiffen überwachte Gewässer erlaube. Es sei unnötig, auf die Pflicht der Neutralen hinzuweisen, alles zu tun, um den gemeinsamen Feind wegen seiner schändlichen Verletzungen der Bestimmungen und Grundsätze zivili­sierter Kriegführung zu unterdrücken. Erey spricht hier von Vergiftung von Brunnen in Deutsch-Südwestafrika, von der Anwendung giftiger Gase in Flandern und von der Versenkung der Lusitania, woraus er folgert, daß die Engländer kein rechtsmäßiges Mittel zu ihrer Ver­teidigung unbenutzt lassen dürfen. Die Verbündeten hätten mitgeteilt, daß sie beabsichtigen, den Versuch der Deutschen, die Ein- und Ausfuhr von Gütern nach und von England zu verhindern, dadurch zu beantworten, daß sie die Ein- und Ausfuhr von Gütern nach und von Deutschland ihrerseits verhindern. (Bekanntlich hat

aber zuerst England diesen Weg betreten). Erey er­klärte, er könne nicht einräumcn, daß eine kriegführende Nation einen fundamentalen Grundsatz des Völkerrechts verletzte, wenn sie eine Blockade ausübe, durch die der über neutrale Häfen gehende Handel des Feindes mit fremden Ländern verhindert werde, vorausgesetzt, daß eine solche Anwendung der Blockadegrundsätze das ein­zige Mittel sei, die Blockade effektiv zu machen. Tat­sächlich habe sich ja auch die Regierung der Vereinigten Staaten bereit erklärt, den großen Veränderungen in den Mitteln der Seekriegsührung, welche, die früher üb­liche engere Blockade der feindlichen Küste unmöglich mache, Rechnung zu tragen. Grey führt sodann ameri­kanische Präzedenzfälle zur Unterstützung des englischen Standpunktes an und betont, Deutschland würde bei Beschränkung der Blockade auf die deutschen Häfen reich­lich Gelegenheit haben, seinen Handel über die Häfen der verschiedenen neutralen Länder, an die es grenze, zu leiten. Sei ja doch für einige deutsche Jndustriebezirke Rotterdam sogar der nächstgelegene Hafen. Als Gegen­gewicht für die Möglichkeit, daß eine kriegführende Na­tion ihren Außenhandel durch ein neutrales Land leiten könne, müsse der andere Kriegführende, sagt Grey, das Recht verlangen können, diesen Handel außerhalb des betreffenden neutralen Landes, nachdem die Ware dieses verlassen hätten, oder, bevor sie es erreichten, zu unter­binden, solange durch diese Maßnahme nicht der bona tiäe-Handel des neutralen Landes behindert wird, (was aber tatsächlich geschehen ist). Da diese Ausdehnung der Blockade auf den über neutrale Häfen gehende Handel des Feindes das einzige Mittel sei, die Blockade effektiv zu machen, so widerspreche sie den allgemein anerkannten völkerrechtlichen Grundsätzen nicht. Die englische Regier­und sei bemüht, dem neutralen Handel jede unnötige Schwierigkeit zu ersparen und den auf ihm lastenden Druck zu mildern. Der Handel, den die englische Regier­ung zu behindern wünsche, sei eben derjenige des Fein­des, der sich der neutralen Häfen für seinen Handels­verkehr zu bedienen versuchte. Der englischen Regierung sei es angenehm gewesen, fcststellen zu können, daß ibre Maßregeln den Handel der Ver. Staaten nicht nachteilig beeinflußt hüten, denn aus den Ziffern der letzten Mo­nate geht hervor, daß Nordamerika für den Verlust des deutschen und des öster.-ung. Marktes durch die Ver­mehrung der anderen Handelsmöglichkeiten mehr als entschädigt werde. Erey verteidigt sodann nachdrücklich die Gesetzlichkeit des Vorgehens der brik. Prisengerichte und erklärt, jeder Bürger der Ver. Staaten habe ja das Recht, dort die Ansicht zu vertreten, daß der eine oder der andere Ministerratsbeschluß, durch den sein Handel getroffen werde, mit den Grundsätzen des Völkerrechts unvereinbar sei. Weigere sich dann das englische Pri­sengericht seine Beschwerde zu berücksichtigen, so könnten die Ver. Staaten diese Frage jederzeit vor ein inter­nationales Schiedsgericht bringen.

DieLusitania"--Angelegenheit erledigt.

Berlin. 2. August. Aus Amsterdam meldet dasBerliner Tageblatt": Ein Berliner Tele­gramm an denNew-Pork World" sagt, daß die Lufita«ia"-A«gelegesheit, soweit sie Deutschland betrifft, erledigt sei. Die allgemeine Meinung sei, daß Präsident Wilson durch die Ausführungen sei­ner letzten Note ausdrücklich und absichtlich alle weiteren Verhandlungen abgeschnitten habe. Der von ihm eingenommene Standpunkt habe zur Folge, daß, wie auch die Antwort von deutscher Seite aus- fallen möge, die Situation nur verschlimmert und die Spannung nur vergrößert werden würde.

Die Neutralen.

Englische Machenschaften in Holland.

(W2W.) Haag. 5. Aug. In einem imNieuwe Courant" veröffentlichten Briefe wendet sich ein Niederländer gegen die sogenannten amtlichen Mit­teilungen, die in letzter Zeit durch das britische Ge­neralkonsulat in Rotterdam den Soldaten in der Nachbarschaft und vermutlich auch in den Garnisonen zugesandt worden seien. Der britische Generalkon­sul versuche auf diese Weise, eine deutschfeindliche und englandfreundliche Stimmung im niederländi­schen Heere zu erzeugen und arbeite, wie aus den an­geführten Beispielen hervorgehe, mit dem gewöhn­lichen Mittel der britischen Pressepropaganda. Der Schreiber des Briefes betont, es sei die höchste Zeit, der Propaganda, die unter Umständen gefährlich werden könne, ein Ende zu bereiten.

Der englische Druck auf Dänemark.

(WTB.) Kopenhagen, 5. Aug. Das englische Ausfuhrverbot von Kohlen vom 13. August an hat in Dänemark große Aufregung verursacht. An der Börse entstand eine Panik in Dampfschiffahrtsaktien, die um 2 bis 13 Prozent fielen. Auch Industrieaktien fielen. DieNationaltidende" enthält einen Auf­ruf an den Leiter der größten Kohlenimportfirma, Ostenfeldt, der Direktor der dänischen Kohlenkom­pagnie möge rechtzeitig durch Ankauf in Deutschland und Amerika Vorsorge treffen, falls das Verbot sich bestätige. Die beteiligten Kreise erhoffen noch eine Aenderung des Verbotes und sonstige Milderungen, zumal da die dänische Regierung bisher keinerlei Bestätigung des Verbotes erhalten hat.

Die Vergewaltigung Griechenlands durch England.

Athen, 6. August. Englische Kriegsschiffe habe« zwei griechische Dampfer, die mit Etsenbahnmatertal für die griechische Unionbahn, die Alt- und Neu- griechenland verbindet, sowie einige Wagen für die Linie Larissa an Bord hatten, angehalten und mit Beschlag belegt. Die griechische Regierung hat in­folgedessen eine scharfe Einspruchnote gegen ein solches Verfahren in London überreichen lassen.

Wie», 5. August. Aus Athen wird gemeldet: Die ZeitungEmbros" schreibt: Gegen die englische Note an Griechenland wegen der Besetzung von Mytilene ist eine Protestnote Griechenlands an das Londoner Kabinett abgegangen.

Bulgarien.

Kopenhagen» 5. August. Politiken schreibt: Die Londoner Presse rechnet bereits mit der Möglichkeit eines Eintritts Bulgariens in den Krieg an der Seite der Zeatralmächte und meint, daß in diesem Falle Griechenland augenblicklich zeigen werde, daß der serbisch-griechisch« Vertrag kein leeres Papier sei und daß Griechenland es als eine nationale Ehrensache betrachten würde, Serbien beizustehen.

Vermischte Nachrichten.

Kämpf wiederholt ausgezeichnet.

(WTB.) Berlin, 5. Aug. Der Kaiser hat heute, am Jahrestage der denkwürdigen Reichstagssitzung vom 4. Aug., dem Reichstagsprästdenten Dr. Kämpf den Charakter als Wirkl. Geh. Rat mit dem Prädi­kat Exzellenz verliehen. Der Reichskanzler fuhr mit­tags bei Präsident Dr. Kämpf vor und überbrachte ihm das Patent Mit seinen Glückwünschen.

Deutsche Milde.

Brüssel, 4. Aug. Der Sekretär des Kardinals Mercier Kanonikus Brancken war wegen Wider­stands gegen deutsche Wachen bei der Zerstreuung einer Menschenansammlung am Tor von Mecheln zu einem Monat Gefängnis verurteilt worden. Der Generalgouverneur hat die Strafe im Gnadenweg erlassen. Was sonst über den Vorfall verbreitet wird, ist freie Erfindung.

Botha und Deutschsüdwest.

WTB. Johannesburg, 5. Aug. Reuter meldet: General Botha erklärte in einer Rede, soweit er selbst in Betracht komme, halte er es für «»möglich, SÜdwestafrika de» Deutschen zurückzugebe». Alle ernsten Schwierigkeiten in Afrika seien auf deutsche Machenschaften zurückzuführen. Außerdem sei die Politik der Deutschen gegenüber den Eingeborenen eine Quelle der Gefahr für die Union.

Aus Stadt und Land.

Lalw. den 6 August 191 si

* Leutnant d. L. Karl Steudle, der vorige Woche an seiner in den Kämpfen im Westen erhaltenen schweren Verwundung in einem Feldlazarett gestor­ben ist, wurde gestern, auf seinen letzten Wunsch in der Heimat bestattet zu werden, auf dem neuen Sol­datenfriedhof zur letzten Ruhe gebettet. Eine große Trauergemeinde gab dem Verstorbenen das Geleite auf seinem letzten Wege. Außer den hies. Militär­vereinen beteiligten sich am Begräbnis die Offiziere und Mannschaften des Bezirkskommandos und die Rekonvaleszenten des Bereinslazaretts. Auch eine Offiziersabordnung des Ersatz- u. Feldreg Nr. 119 hatte sich zur Bestattung des Kameraden eingefunden. Nachdem die Leidtragenden vor dem in der Friedhof­kapelle aufgebahrten Sarg ein stilles Gebet verrichtet und ein aus Mitgliedern der hiesigen Gesangvereine zusammengesetzter Chor unter Leitung von Lehrer Knöpfler das erhebende Liedlieber den Sternen" vorgetragen hatten, wurde der Sarg von Mannschaf­ten des Vereinslazaretts zum Grabe getragen. Wäh­rend des Trauerzuges spielte eine Abteilung der hie­sigen Stadtkapelle die ChoralliederEin feste Burg ist unser Gott",Christus, der ist mein Leben" und Befiehl du deine Wege". Die Trauerhandlung nahm Stadtpfarrer Schund vor, der in einer ergreifenden Ansprache den festen Charakter des Dahingegange­nen während der mancherlei Schicksalsprüfungen im letzten Kriegsjahr schilderte. Noch angesichts des Todes hatte der tapfere Mensch und Soldat die Kraft, in seinem letzten Gruß der unglücklichen Gat­tin und Mutter seines Kindes die aufmunternden WorteKopf hoch" zuzurufen. So stirbt ein wahrer Mensch und echter deutscher Krieger. Wie seine An­gehörigen erst jetzt erfuhren, war der Verstorbene auch wegen seines tapferen Verhallens und seiner umsichtigen Führung vor dem Feind mit dem Eiser­nen Kreuz ausgezeichnet worden. Die herzlichen Nachrufe, die im Anstrug des Offizierskorps seines Regiments sein Kamerad Leutnant Bauer und hier-