Amtliche Bekanntmachung.
Amtskörperschaft Calw.
Bekanntmachung betr. Zuckerfuttermittel. Bei dem großen Mangel an Haber wird den Tierbesitzern als Ersatz die Anschaffung von Zuckerfuttermitteln dringend empfohlen.
Die Oberamtspflege ist bereit, die Bestellung von Zuckerfutter und Zuckerschnitzeln zu übermitteln und es wollen Anmeldungen auf solche spätestens bis 12. August gemacht werden. Die Bestellung von Häckselmelasse empfiehlt sich während der wärmeren Jahreszeit nicht.
Die Herren Ortsoorfteher werden ersucht, die Tierbesitzer und insbesondere die Pferdehalter auf Vorstehendes aufmerksam zu machen, die Anmeldungen entgegenzunehmen und diese der O.A.- Pflege zu übermitteln.
Calw, den 5. August 1915.
Regierungsrat Binder.
An die SemeiudedehörSen.
Einleitung der Zahresschätzung der Gebäude.
Zn Ergänzung des oberamtlichen Erlasses vom 3. August ds. Zs. wird bezüglich der Jahresjchätzung der sonstigen Gebäude unter Hinweis aus Ziffer II des Erlasses des K. Verwaltungsrats vom 15. Juli ds. Js. (Min.-A.-Bl. S. 121) folgendes angeordnet:
1) Die Gebäudeeigentümer sind zur Anmeldung der seit der letzten Zahresschätzung vorgekommenen Neubauten und Bauveränderungen aufzufordern.
2) Unter Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse des Bezirks hat die gemeinderätliche Durchsicht des Feueroersicherungsbuchs unverzüglich ftattzusinden. Bei dieser Durchsicht haben die Gemeinderäte, insbesondere auch bei neuen oder neu eingeschätzten Gebäuden eine Vergleichung der Vrandvers.-An- schläge mit den Eebäudesteueranschlägen vorzunehmen und in denjenigen Fällen, wo ein auffallendes, Mißverhältnis zwischen beiderlei Anschlägen zu! Tage tritt, das Geeignete wahrzunehmen. Bei vor-! kommenden Anständen ist Vorlage zu machen. :
3) Bis zum 15. August ds. Js. ist von den Ortsvorstehern dem Oberamt zu berichten, ob und wieviele Gebäude des Eemeindebezirks einer neuen oder veränderten Schätzung der Klasseneinteilung zu unterwerfen sind. Da die bisherigen Jahresschätzungen hauptsächlich dadurch verzögert wurden, daß bei der Schätzung eine weit größere Anzahl zu schä- tzender Gebäude vorgefunden wurden, als die Verzeichnisse erwarten ließen, so ist der Aufstellung der Verzeichnisse besondere Sorgfalt zu widmen.
Aus dem Anmeldungsverzeichnis sott ersichtlich sein: g. der Name des Eebäudebesitzers, b die Hausnummer und die Bezeichnung des Gebäudes und etwaiger Zubehörden, insbesondere auch die einzelnen Unternummern zusammengehöriger Gebäude, welche neu geschätzt werden sollen, c. der Grund der beantragten veränderten Schätzung, cl. (gem. Art. 17 des Brandvers.-Ees.) der Wert des angemeldeten Gebäudes und die etwa von der Versicherung auszunehmenden Teile.
Für die Vollständigkeit der Aufzählung werden die Ortsvorstehcr verantwortlich gemacht.
4. Dem Bericht des Ortsvorstehers ist von dem Ee- meinderat die Beurkundung beizufügen, daß die jährliche Prüfung der Gebäudeversicherungsanschläge unter Zuziehung der Ortsfeuerschau der Vorschrift gemäß von Nummer zu Nummer vorgenommen worden ist.
5) Das von den Ortsvorstehern zu führende Verzeichnis über die angefallenen Aenderungen ist seiner Zeit der Schätzungskommision bei ihrem Eintreffen in der Gemeinde zu übergeben.
Calw. 3. August 1915.
K. Oberamt: Regierungsrat Binder.
Die Herren Ortsvorsteher und Berwaltungsaktuare
werden auf den Erlaß des K. Verwaltungsrats der Ee- bäudebrandversicherungsanstalt, betr. die jährl. Aenderungen zum Feuerversicherungsbuch vom 15. Zuli ds. Zs. Zisf. IV und besonders Ziff. VII — M.-A.-Bl. S. 121 — ^ ^ zur Nachachtung hingewiesen.
§ Calw, den 3. August 1915.
! K. Oberamt: Reg.-Rat Binder.
blutig zusammen. Der Feind ging nachmittags teilweise fluchtartig in die Wälder südlich des Grenzbaches zurück. Zur Entlastung dieser italienischen Kräfte versuchte am Nachmittag ein feindliches Bataillon überraschend gegen die Seikofelstellung (unmittelbar nördlich des Sattels) vorzubrechen. Auch dieses wurde nach kurzem Kampfe zurückgeschlagen und verlor ca. IVO Mann an Toten. Der Bataillonskommandant und mehrere Offiziere fielen. Unsere Verluste in diesen Gefechten waren gering. Im Eör- zischen unterhielten die Italiener seit gestern mittag wieder ein heftiges Artilleriefeuer gegen unsere Stellungen am Plateau von Doberdo. Als feindliche Infanterie von Sagrado und von südlich Sdraussina zum Angriff vorzugehen versuchte, wurde sie durch unsere Artillerie zusammengeschossen. An den sonstigen Fronten hat sich nichts Wesentliches ereignet.
Der Stellvertreter des Chefs des Generatstabs: von Höfer, Feldmarschalleutnant.
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Ein neutrales Urteil über die Lage.
Zürich, 5. Aug. In Frankreich gibt man sich, so schreiben die „Neuen Zür. Nachr", noch der einzigen Hoffnung hin. daß sich die Russen auf ihren andren Linien stellen und im geeigneten Moment eine neue, natürlich siegreiche Offensive ergreifen werden. Eitle Hoffnung! Es ist mehr als fraglich, ob die Deutschen und Oesterreicher überhaupt daran denken, die „natürliche" Linie der Russen zu erreichen. Der Besitz der Festungslinie Kowno—Warschau—Jwangorod ist ihnen bedeutsam genug, um sich dort festzusetzen, und die frei werdenden Kräfte nach Westen und Süden zu werfen. Die russische Armee ist heute so außer aller Fassung, daß auch drei und vier Monate nicht ausreichen, um nur die moralischen Wunden zu heilen, die sie durch den beständigen Rückzug seit dem Durchbruch bei Gorlice erlitten hat. Wie sehr ihre moralische Kraft gelitten hat, zeigen die immer wieder eingesetzten, aber auch immer wieder vergeblichen Anstürme gegen das Vordringen der deutschen und österreichischen Armee. Die russische Kraft ist heute gebrochen, und ihr hilft auch der beste„Temps"- Artikel nicht mehr. Auf dieser jetzt gebrochenen Kraft baute sich der Plan des Vierverbands auf. Er scheiterte jedoch vollends. Jene englischen Blätter — manche von ihnen sind ja wesentlich ernster zu nehmen als die ftanzösischen — die das Schicksal Warschaus mit demjenigen des Bierverbands verknüpften, sind durchaus im Recht. Der Fall Warschaus ist der Fall des Bierverbands. Was nach Warschau kommt, vollendet nur diese Tatsache.
Die Russen im schwarzen Meer.
(WTV.) Petersburg, 5. Aug. Der Generalstab des Generalissimus meldet: Im Schwarzen Meer,
steckten unsere Torpedoboots im Kohlengebiet ein Kohlenlager in Brand und zerstörten zehn mit Kohlen beladene Segelschiffe. An der anatolischen Küste vernichteten unsere Torpedoboote über 2VÜ (?) mit dem Transport von Kohlen und Kriegsmunition beschäftigte Segelschiffe sowie drei Werften für den Bau solcher Schiffe. Die auf einem dieser Schiffe befindliche Munition wurde beschlagnahmt.
Die russische Niederlage am Kaukasus.
(WTB.) Konftautiaopel, 5. August. Privat- nachrtchten aus Erzerum besagen: Infolge der Kämpfe, die seit zwei Tagen in der Gebirgsgegend stattfinden, die auch den Ararat, sowie die Zonen von Karaktlissa, Alascherd, ganz nahe der türktsch- cusfischen Grenze, etwa 170 Kilometer östlich Erzerum umfaßt, zieht sich die Hauptmacht der Raffen in llnorduung in der Richtung Kagysmann ans russisches Gebiet zurück. Die Russen haben etwa 1000 Tote und 2000 Verwundete. Die türkische Armee verfolgt die Russen.
Bon unseren Feinden.
Zntressantes über die Stimmung in Italien.
(WTB.) Mailand, 5 .Aug. Ein Leitartikel des „Secolo" nimmt die Engländer gegen Angriffe von italienischer Seite in Schutz, indem er in mehr als 5 Spalten unter anderem folgendes ausführt: Angesichts der Fortschritte Deutschlands und Oesterreich- Ungarns auf allen Kriegsschauplätzen sei das italienische Publikum besorgt, wenn nicht gar entmutigt. Allgemein frage man sich, wie das weitergehen solle. Das Publikum nehme dann in seiner Ungeduld und seinem Aerger besonders die Engländer aufs Korn und sage: „Was machen nur diese „gesegneten Engländer?" Der Verfasser des Artikels sucht als Verteidiger Englands nachguweisen, daß England. den deutschen Unterseebooten zum Trotz. Herr der Meere sei. Sodann zählt der Verteidiger Englands alle Orte auf, wo die Engländer zu Lande kämpfen, und bemertt, wenn sie in Frankreich nur eine Front von 52 Kilometern besetzt hätten, so sei das nicht ihre Schuld. Wenn die 800 000 Engländer in Frankreich nicht die Offensive ergriffen, so hänge das nicht von ihnen ab, denn die Leitung des Feldzuges in Frankreich unterstehe nicht den Engländern, sondern den Franzosen. Die Offensive sei auch nicht so leicht, wie es sich die Kritiker in den Kafeehüusern dächten. Die deutsche Front sei derart verteidigt durch Stahl und Zement, daß ein Durchbruch nur mit Melinit und Lyddit zu erreichen wäre. Bisher hätte man aber diese Explosivstoffe nicht gehabt. Auch sollten die Kaffeehauskritiker aufhören, Joffre
I. Es wird verboten die Ausfuhr und Durchfuhr
von:
Künstlichem Leder (ganz oder teilweise aus Lederabfällen zusammengesetzt) der Nr. 554 des Zolltarifs; Ramtegarn. auch gemischt mit Flachs oder Jute, jedoch ohne Beimischung von anderen Spinnstoffen, der Ausfuhrnummer 478 des Statistischen Warenverzeichnisses (Garn der Nummern 478 und 480 des Zolltarifs) unter Aufhebung der entgegenstehenden Vorschriften der Bekanntmachungen vom 22. Febr. 1915 Absatz 5 (Reichsanzeiger Nr. 45 vom 23. Febr. 1915) und vom 15. April 1915 Ziffer l Absatz 3 (Reichsanzeiger Nr. 88 vom 16. April 1915): Hufhauklingen. >,
II. Verboten wird die Durchfahr von Magnesit (natürlicher kohlensaurer Magnesia), auch gebrannt, der Nr. 227 b des statistischen Warenverzeichnisses unter Aufhebung der entgegenstehenden Vorschrift in Ziffer lll der Bekanntmachung vom 20. Mai 1915 (Reichsanzeiger Nr. 117 vom 21. Mai 1915).
Berlin, den 27. Zuli 1915.
Der Reichskanzler Zm Aufträge: Richter.
Obige Verbote werden hiemit zur allgemeinen Kenntnis gebracht.
Calw, den 4. August 1915.
K. Oberamt: Binder.
K. Obi^amt Tolw.
Auf den im „Staatsanzeiger" Nr. 180 erschienenen Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 3. d. Mts., betreffend die Meldung von Militärpersonen an Orte« ohne Garnison, werden die Herren Ortsvorsteher hiemit hingewiesen.
Den 4. August 1915.
Regierungsrat: Binder.
Die Ortsbehörden für die Arbeiterversicherung
werden an die alsbaldige Vorlage der in den letzten 3 Monaten aufgerechneten Quittungskarten erinnert.
Calw, den 4. August 1915.
K. Berficherungsamt. Reg.-Rat Binder.
zu kritisieren, weil er jetzt, wo Italien und Rußland so schwer zu kämpfen Hütten, nicht die Offensive ergreife. Wenn er jetzt noch nicht vorwärtsstrebe, so habe er seine Gründe dafür. Die Kritiker sagten ferner, die Engländer hätten glückliche Gewissenlosigkeit, indem sie den Dingen ihren Lauf ließen, aber trotzdem immer wieder feierlich erklärten, sie seien s ihres Sieges sicher und wollten bis zum Ende käm- , pfen. Man müsse aber bedenken, welche Schwierigkeiten England überstanden und welche Opfer es bereits im Kriege gebracht habe, und dabei sei es doch das Land, in dem das Individuum alles und der Staat nichts bedeute. Praktischer wäre es, wenn die Italiener aushoren wollten, unnütze Vorwürfe gegen England zu erheben. Die Engländer hätten gewiß ihre Fehler, aber sie hätten auch große Verdienste in diesem Kriege. So hätten sie z. B. den Verbündeten, die es nötig hätten, Milliarden gegeben.
Der „Avanti" über den Krieg.
Chiaffo, 5. Aug. In einem Leitartikel, welcher die jüngsten Kundgebungen von Staatsoberhäuptern und Regierungschefs kommentiert, läßt der „Avanti" als einziges italienisches Organ dem deutsche» Standpunkt Gerechtigkeit widerfahren mit der Feststellung, daß Deutschland heute mit Recht behaupte, einen Verteidigungskrieg zu führen. Dies Recht verliehen ihm seine leidenschaftlichen Hasser, von Lloyd George bis zu Ssassanow, von den französischen Monarchisten bis zur „Humanite", welche alle die Absicht äußerten, Deutschland zu demütigen, zu zerreißen und wirtschaftlich wie politisch zu vernichten. Deutschland könne auch Liebknechts Vorwurf zurückweisen, es habe einen Präventivkrieg angezettelt, mit dem Nachweise, daß dieser berechtigt und notwendig gewesen sei gegenüber der Gefahr, später unter ungünstigeren Umständen von den Feinden zum Kriege gezwungen zu werden. Weiter könne Deutsch land darauf Hinweisen, seit 44 Jahren trotz zahlreicher Gelegenheiten niemals einen Krieg, abgesehen von dem Kleinkampf in Südwestafrika, geführt ^ zu haben, während andere Mächte in und außerhalb ! Europas Krieg führten. Ferner hebt das Sozialisten- ^ blatt hervor, selbst der französische Sozialist Sembat, der heutige Kollege Delcasfts, habe zugeben müssen, daß Einkreisungsmanöver von Seiten Delcassßs und ein Hinterhalt in Algeciras bestanden. Deutschland mußte die lleberzougung gewinnen, daß Rußland, Frankreich und England einen politischmilitärischen Trust gebildet hatten zur Teilung aller noch vorhandenen Kolonialgebiete von Marokko bis Persien und Syrien und zum Kampfe gegen Deutschlands wirtschaftliche Ausdehnung und Industrie. Was der „Avanti" dagegen Deutschland vorwirst, fällt fast ausschließlich ins Gebiet der inneren Politik.