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Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt

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Nummer 282

Alten steig, Samstag, den 30. November 1940

«S. Jahrga»>

Deutsche Kampfgeschwader über Liverpool

Bombardierung der militärischen Ziele der westenglischen Hafenstadt und der benachbarten Dockanlagen von Birken-

head. Zahlreiche Explosionen und Brände die Folge.

DNB Berlin, 28. Noo. Nach beim Oberkommando der Wehrmacht vorliegenden Meldungen griffen in der Nacht zum 29. November deutsche Kampsgeschwader militärische Ziele in der westenglischen Hafenstadt Liverpool und in den benachbarten Dockanlagen von Virkenhead an. Die Angriffe erstreckten sich über mehrere Stunden. Die abgeworfenen Bomben hatten zahlreiche Explosionen und Brände zur Folge. Ein deutsches Flugzeug wird vermisst.

Liverpool wichtigstes Zentrum der englischen Wirtschaft.

Der Angriff der deutschen Luftwaffe auf Liverpool hat mit dieser Stadt ein hervorragend wichtiges Zentrum der englischen Wirtschaft getroffen. Liverpool ist mit seinen 850 000 Einwoh­nern die viertgrößte Stadt Englands. Sein Hafen ist der zweit­größte der britischen Insel. Dieser Hafen ist deshalb von lebens­wichtiger Bedeutung für England, weil über ihn die Versorgung des englischen Industriegebietes der Midlands erfolgt. Damit ist Liverpool die Hauptversorgungsquelle für ein hochindustriali­siertes Gebiet, in dem rund 10 Millionen Menschen leben. Die im Hafen von Liverpool angerichteten Zerstörungen müssen also zu empfindlichen Versorgungsschwierigkeiten im industriellen Herzen Englands führen.

Liverpool verfügt im Hafen- und Stadtgebiet über ausge­dehnte Lageranlagen. Charakteristisch sind die riesigen Getreide- !filos und Lagerhäuser für die verschiedenen Güter. Von großer iwehrwirtschaftlicher Bedeutung sind die Erdöllager von Liver­pool. Der Hafen besitzt ein Speziallagergelände für Erdöl von !zwölf Hektar Größe. In diesem Gelände befinden sich zahlreiche !Erdöltanks mit einem sehr großen Fassungsvermögen. Die Zer­störungen in diesen Erdöllagern dürften sich für die Midland überaus nachteilig auswirken.

Wie wichtig der Hafen von Liverpool für das Industriegebiet der Midlands ist, geht aus der Tatsache hervor, daß der einzige Großkanal Englands, der mit großen Schiffen befahren werden ikann, bei Liverpool seinen Anfang nimmt. Dieser Kanal führt nach Manchester. Seine Zerstörung oder Beschädigung dürfte für Manchester schwerste Auswirkungen haben. Im Stadtbezirk von Liverpool ist auch die englische Rüstungsindustrie mit einigen Werken vertreten. Am wichtigsten dürften die Montagewerke flir Flugzeuge sein. In diesen Werken werden insbesondere die Lockhead-Vomber montiert.

Der deslfche Wehrmachlsberichl

Lergeltungsangrisfe gegen London fortgesetzt Das er­folgreiche Seegefecht am Westausgang des Kanals Neben Plymouth auch eine größere Stadt in Schottland wirkungs­voll mit Bomben belegt Fernkampfbatterien beschossen erneut Dover

DNB. Berlin, 29. Nov. Das Oberkommando der Wehr­macht gibt bekannt:

Deutsche Zerstörer unternahmen einen Vorstoß in den We stausgang des Kanals bis dicht unter die englische Küste. Hierbei kam es zu einem Gefecht mit eng­lischen Zerstörern. Es gelang, zwei feindliche Zer- Pörerzutorpedieren. Andere deutsche Zerstörer ver­renkten an der englischen Südküste zwei Dampfer von 9099 And 3999 VNT. und zwei weitere kleinere feindliche Fahr­zeuge.

Die Luftwaffe setzte in der Nacht zum 28. und im Laufe Des 28. November ihre Vergeltungsangriffe gegen kriegs­wichtige Ziele im Stadtgebiet von London fort. Neue Brände und starke Detonationen wurden beobachtet.

Stärkere Kräfte griffen in der Nacht zum 28. November, wie bereits gemeldet, Stadt und Hafenanlagen von Ply­mouth konzentrisch an und verursachten mehrere starke Gxplostonen sowie größere und kleinere Brände. Außerdem Wurden Bahn- und Jndustieanlagen einer anderen größeren Stadt in Schottland wirkungsvoll mit Bomben belegt.

Fernkampfbatteriendes Heeres und der Kriegs­marine beschossen auch gestern feindliche Schiffe und andere Ziele im Raum von Dover.

In der Nacht zum 29. warfen mehrere britische Flugzeuge sin Nord- und Westdeutschland Spreng- und Brandbomben. An einigen Häusern wurden erhebliche Sach­schäden verursacht. Dachstuhlbrände konnten bald gelöscht werden. Eine Bombe traf ein Reservelazarett.

Die Verluste des Gegners betrugen gestern insgesamt s13 Flugzeuge, davon 11 im Luftkampf und zwei durch Flak- Mnd Marineartillerie. Vier eigene Flugzeuge werden ver­mißt.

Der italienische Wehrmachtsbericht

Erfolgreiche Gegenangriffe an der griechischen Front Großeinsatz der italienischen Luftwaffe Seestreitkräfte bombardierten die militärischen Anlagen von Korfu Vombenvolltreffer auf britisches Kriegsschiff

Rom, 29. Nov. Der italienische Wehrmachtsbericht vom Frei­tag hat folgenden Wortlaut: '

Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt:

AndergriechischenFront haben die Divisionen Ferrara, Siena und Centauro von der 11. Armee im Verlaus des gestrigen Tages Gegenangriffe unternommen und jeden feindlichen Eiu- dringungsoersuch gewaltsam unterbunden. An der Front der 9. Armee kein besonderes Ereignis.

Rund 300 Flugzeuge unserer Luftformatione» habe« die Zentren und die Verbindungswege bombardiert und dabei insbesondere in der Zone von Erseke und Sopiki die Ziele wie­derholt getroffen, wobei Explosionen und Brände hervorgcruje» wurden. In Erseke ist ein Brennstosslager unter MG.-Feuer ge­nommen und in Brand gesteckt worden. I» de» Lustkämpfen sind vier feindliche Jäger abgeschossen worden. Zwei eigene Flug­zeuge sind nicht zurückgekehrt. An der Front der 9. Armee hat unsere Flak zwei Flugzeuge brennend abgeschossen. Ei« Bomber landete im Flußbett der Devoli; die aus einem Offizier und zwei Unteroffizieren bestehende Besatzung wurde gefangen ge­nommen. Andere Luftformatione« haben die Ziele von Korf» bombardiert. Die militärischen Anlagen dieses Stützpunktes wur­den von unseren Streilkriijtzn am Morgen des 2S. aus kurzer Entfernung einer längere« Bombardierung unterzogen. Dabei wurden folgende Ziele mit offensichtlich zerstörender Wirkung getroffen: Die Batterien von St. Salvatore, St. Stefano, Lul- tura «ad Roda, ferner die Verteidigungsanlage« sowie die Ka­serne von Sidari, die Rundsunkstation von Tignola sowie ei« Beobachtungsposten. Die feindliche Abwehr war plan- und wir­kungslos. Unsere Einheiten habe« keinerlei Schaden erlitte«.

Eine in der Nähe von Malta gesichtete feindliche Ma- rineformatio« wurde von unseren Luststreitkräften erreicht and angegriffen. Ein großes Kriegsschiff erhielt durch eine Bomb« schweren Kalibers einen Treffer. Bei den folgenden heftigen Luft- kämpfen zwischen unseren die Bomber begleitende» Jagdflug­zeugen und feindlichen Jägern wurden fünf feindliche Flugzeuge abgeschossen und vier ernsthaft beschädigt. Ein eigenes Flugzeug ist nicht zuriickgekehrt. Während der Nacht habe» unsere Flugzeuge den Hafen von Valletta (Malta) bombardiert.

In Ostafrika blieben feindliche Luftangriffe auf Tesseuei ohne Folgen, während in El llak zwei Personen verwuudet und in Comar (Metemma) einige Eingeborene verwundet und «in Kind getötet wurden.

Unser U-BootMarconi" hat im Atlantik eine» beladenen englischen Transportdampser von 19 üüü BRT. versenkt.

Feindliche Flugzeuge versuchten, die Städte Brindisi und Ta­rent zu erreichen. Auf Grund des heftigen Sperrfeuers der Flak konnte der Gegner nur in der Nähe von Brindisi Speng- und Brandbomben abwerfen, die auf freies Feld und ins Meer fielen.

3m eisernen Ring der deutschen Blichnde

Ernährungsminister Woolton muß weitere Einschränkungen ankündige»

Stockholm, 29. Noo. Neben den pausenlosen Großangriffen der deutschen Luftwaffe gegen die Häfen und Industriezentren der britische» Insel ist es vor allem die ständig zunehmende Wirksamkeit der deutschen Blockade, die in England mit der aller­größten Sorge verfolgt wird. Besonders auf dem Gebiete der Nahrungsmittelversorgung macht sich diese Abschnürung von den lebensnotwendigen Einfuhren in immer bedrohlicherer Weise be­merkbar.

So mutzte der britische Ernährungsminister Woolton in seiner Rede vor Vertretern der Kühlmaschincnindustrie die un­angenehme Mitteilung machen, das britische Volk müsse für die Kriegsdauer seine Ernährungsweise ändern. Die Re­gierung brauche die Kühlschränke für Kriegszwecke. Deshalb müß­ten die Engländer auf frische Kost verzichte« Auch die Fleisch­einfuhr werde vielleicht weiter verringert werden müssen. Neue Rationierungsmatznahmen seien zu erwarten, und zwar würden " davon besonders Kantinen, Fabrikspeisesäle, Schulen und Restau­rants betrosfen werden.

Auch derDaily Herald" unterstreicht, daß das Rationierungs­system in Zukunft verschärft werden müsse. Ferner würden die Lebensmitteleinkäufe in Uebersee verringert werden müssen, um den Schiffsraum für diese Zwecke weniger in Anspruch zu nehmen.

Dieser Ankündigung kommt besonders schwerwiegende Bedeu­tung zu, wenn gleichzeitig von amtlicher britischer Seite zugegeben wird, daßin einigen Teilen Englands Lebensmittel-

rageryauser von deutschen Bomben zerstört wovh den seien". ^

Wie schwierig die Lage auch auf dem Gebiete der Papier-s Versorgung ist, zeigt eine Bekanntmachung des britische» Ernährungsministeriums, daß Ende dieses Jahres neue Lebens^ mittelkarten an die Bevölkerung ausgegeben würden, die zwölß Monate anstatt wie bisher sechs gültig seien. Man hoffe, dadurch Tausende von Tonnen Papier einsparen zu können. Für die bri» tische Bevölkerung werden diese Karten, die auf einemvöllig neuen System" beruhen sollen, vermutlich ebenfallsEinspa^ rungen" unangnehmster Art mit sich bringen.

Derforgungslage in steigender Unordnung!

Eine Folge der deutschen Massenangriffe aus die Produktionszentren

Stockholm, 29. Nvo. Die Versorgungslage macht der britische» Regierung immer größere Sorgen. Ein in hiesigen Eewerkschafts«' kreisen kolportierender Bericht aus England gibt offen zu, daß große Teile der Bevölkerung einfach Hunger leiden müssen» Dies gilt, wie ausdrücklich erklärt wird, nicht nur von durch die Luftangriffe besonders schwer betroffenen Städten, wo die Verpflegung immer mehr durch Massenspeisungen durchgeführt wird, sondern auch von weniger stark betroffenen Bezirken. Die Belegschaft wichtigster Rüstungswerke müsse ihre schwere Arbeit buchstäblich oft mit leerem Magen durchführen, was natürlich in einer sinkenden Arbeitsleistung zum Ausdruck komme.

Die Ursache dieser Verknappung liege nach dem genannte« Bericht in folgenden Faktoren: 1. Ausfall der früheren Liefe­rungen vom europäischen Kontinent. 2. Verminderung der lieber- see-Lieferungen durch Schiffsverlust. 3. Vernichtung großer La­gerbestände durch den Luftkrieg. 1. Ungenügende Erhöhung de« eigenen Agrarproduktion. 5. Chaotische Zustände im Transport­wesen infolge des Ausfalles wichtiger großer Schiffahrtslinie« vor allem im Osten, wodurch sich eine lleberkastung der Eisen­bahn ergab, da das Kanalwesen stark vernachlässigt ist. 8. Zu-> rückhaltung und Hamsterung wichtiger Lebensmittel wie zun» Beispiel Kondensmilch, Fett usw. 7. Allgemeiner Mangel a» Masse, der eine Rationierung vieler Artikel nicht ratsam erschein nen läßt. Das Fehlen einer umfassenden Rationierung begün-» stigt wiederum die besser gestellten Vevölkerungsteile, denn dies» konnten sich systematisch, wenn auch gegen enorm erhöhte Preis» eindecken, während für die Massen immer weniger übrigblieb.

Zu diesen konstanten Faktoren der britischen Knappheit trete» die variablen, die durch die Massenangriffe auf bestimmte Pro», duktionszentren hervorgerufen werden. Diese Massenangriffe ver» Nichten nicht nur kriegswichtige Werke, sondern bringen stets! auch das Transportwesen und die Lebensmittelversorgung in»! Umkreis von vielen hundert Meilen in Unordnung.

Transporlproblem im zerstörten Gebiet

Alle Landstraßen in Mittelengland mit Autokarawane»» vollgepfropft"

Stockholm, 29. Nov. Die außerordentlichen Zerstörungen, di» die wuchtigen deutschen Vergeltungsangriffe auf die britische» Industriezentren in den Midlands verursacht haben, gehen auch aus einem Londoner Eigenbericht der ZeitungNya Daglig» Allehanda" hervor, der die rosiggefärbten Meldungen Duff Coo« pers Lügen straft. Der schwedische Berichterstatter schildert i» eindringlichen Worten das schwierige Problem, wie man di» ihrer Arbeitsstätte in den kriegswichtigen Betrieben beraubte» Arbeiter und ihre Familien aus den zerstörten Gebieten ab» transportieren soll.

Der Berichterstatter, der im Kraftwagen diese Gebiete in Mit-s telengland uns den übrigen Zentren der Waffenschmiede Eng-s lands befahren hat, schreibt, daß er auf allen Landstraßen Mas-, sen von mit Menschen vollgepropften Autobussen und Karawai nen von Automobilen beobachtet habe, die bemüht waren, au» der Zone der durch die Bombenflügen angegriffenen und zui» Teil zerstörten Industriestädte, die noch fortgesetzt weiteren An- griffen ausgesetzt seien, herauszukommen. Vergebens wartete» unzählige weitere Personen an den Haltestellen der Autobuss» auf freie Plätze zur Beförderung.Obgleich alle Wege auf de» Strecke zwischen den mittelenglischen Industriestädten und de» Provinz Warwickshire mit Kraftwagen und Autobussen vollge- propft waren, reichten diese Transportmittel nicht aus, die i» Bewegung geratene Maste der aus dem Gebiet der Städte flüch­tenden Einwohner zu befördern."

Der schwedische Berichterstatter erwähnt in diesem Zusammen­hang das besonders durch Bombeneinwirkung in Ruinen liegend« völlig zerstörte Coventry und das in der Zerstörung London ähnliche Birmingham. Alle Hotels, Pensionen und sonstige» Unterkunftsmöglichkeiten in den Provinzorten von Warwick­shire, so heißt es dann weiter, seien längst überfüllt. Es sei für die vielen Menschen aus dein Industriegebiet, demBlack Coun» try", zwar nicht möglich, einen Unterschlupf in Orten zu finde«, wo sie wieder auf eine geregelte Licht- und Wasserversorgung^ auf ein warmes Zimmer und ein Bett hoffen könnten. Birming­ham erlebe jetzt genau die gleichen Schwierigkeiten, mit denen London seit Wochen kämpfe. '