Nr. 2

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Töglich neun Millionen Pfund Kriegskosten

Der kostspieligste Krieg Englands

Stockholm, 26. Nov. Schatzkanzler Sir Kingsley Wood wies in einer Rede daraus hin, daß dieser Krieg für England der kostspieligste würde, den es je ge­führt habe. In den ersten Tagen des zweiten Kriegs­jahres hätten die täglichen Kosten 9 Mill. Pfund Sterling betragen. Die Staatsausgaben hätten bereits einen derartigen Umfang angenommen, daß man sie trotz der hohen Steuern auf dem gewöhnlichen Einnahme­wege nicht mehr decken könne. Das Loch müsse durch Kriegssparbonds vom britischen Volk gestopft werden.

Trotz dieser offenen Erklärung des Schatzkanzlers, die von dem englischen Volk neben aller leiblichen Not wei­tere finanzielle Opfer fordert, ist die Bloßstellung der Finanzsorgen durch den britischen Botschafter in New York in London sehr peinlich empfunden worden. Nicht nur eine halbamtliche Erklärung, sondern auch die eng­lischen Zeitungen bemühen sich darum krampfhaft, dem düsteren Bild, das Lord Lothian entrollte, etwas lichtere Farben aufzufetzen, offenbar, um das Ohr der Ameri­kaner den englischen Prestigewünschen geneigter zu machem

DieTimes" findet abeft daß die Erklärung Lord Lothiansaußerordentlich freimütig" gewesen, sei.Will das amerikanische Volk, so bettelt derDaily Herald" lieber Geld an England leihen oder soll England ge­zwungen werden, seinen Widerstand Deutschland gegen­über aufzugeben? Ist es Amerikas Politik, England Zerstörer zu geben, aber kein Geld zu leihen, mit dem Munition für diese Zerstörer gekauft werden kann?

Wie groß trotz aller Schönfärberei die Bedrängnis ist, beleuchtet der Umstand, daß das Parlamentsmitglied Wodgewood seine Absicht bekanntgegeben Haft Eden zu interpellieren, ob nicht Island Amerika überlasten werden kann.

Londoner Lügenbomben au? Berlin

Berlin, 25. Nov. Der Londoner Rundfunk gibt in englischer Sprache die Darstellung eines Luftangriffs der britisches Luftwaffe in der Nacht zum Sonntag auf Berlin, die nach jeder Richtung frei erfunden ist. Es wird behauptet, daß auf dem Eüterbahnhos Putlitzstratzs und Lehrter Bahnhof große Feuer entfacht wurden. Auf dem Eissnbahngelände zwischen dem Pots­damer und Anhalter Bahnhof seien über 1000 (!) Brandbomben abgeworsen worden. Demgegenüber wird amtlich fest ge. stel lt, daß in der Nacht vom 23. zum 24. November keinein - ziges Flugzeug Berlin erreicht hat und daß auch keine einzige Bombe auf Berliner Gebiet geworfen wurde. Die Flugzeuge, die sich in Richtung Berlin bewegten, haben sämtlich auf das wirkungsvolle Abwehrfeuer der Flakartillerie hin ab­gedreht, bevor sie die Stadtgrenze der Reich-Hauptstadt erreichten. Die Berliner wißen, daß am Samstag abend nur für kurze Zeit Fliegeralarm gegeben wurde und daß nicht ein Scheinwerfer aufslammte.

Ein Augenschein

Deutschland ist nicht gewillt, diese Fieberphantasie.'. Churchills auf sich ruhen zu laßen, zumal auch Reuter ganz dicke Lügen be­handelt. Deshalb sah sich der Reichspressechef Dr. Dietrich in Gemeinschaft mit dem engsten Mitarbeiter des Reichsmarschalls Hermann Eöring, Generalleutnant Vodenschatz, veranlaßt, die Militär- und Luftattachss der in Berlin akkredi­tierten Mächte sowie die in- und ausländische Preße an die Stätten der Verwüstung" zu führen. Der Reichs- Pressechef erläuterte in einleitenden Worten, diese Lügen­meldung stelle keinen Einzelfall dar, sondern sie sei eine von Hunderten. Da aber mit dieser systematischen Verlogenheit in vielen Ländern Politik gemacht werde, halte man es für geboten, aller Welt zu zeigen, was man von der englischen Wahrheits­liebe zu halten habe. Generalleutnant Bodenschatz, der im Weltkrieg Adjutant bei Richthofen und Eöring war, betonte, man habe damals mit Hochachtung mit dem englischen Gegner die Klinge gekreuzt. Er bedauere, daß angesichts dieser unwiir - digenLLgenderenglischen Flieger diese Hochachtung nicht mehr gezollt werden könne.

Dann besichtigten die Militär- und Lustattaches von Japan, UdSSR., USA., Spanien, Schweden, Rumänien, Ungarn, Finn­land, Schweiz, Bulgarien. Jugoslawien und Bolivien sowie die Vertreter der in- und ausländischen Preße die in Len englischen Lügenmeldungen angegebenen Bahnhöfe und Bahnanlagen. Nir­gends war auch nur eine Spur zu sehen, die darauf Lindeutete, daß in dem großen Reuterschen Liigengespinst auch nur ein Fünk­chen Wahrheit ist. Alle Bahnhöfe befanden sich in normalem Vr- triebszustand, fahrplanmäßig wickelte sich der Orts- und Fern­verkehr ab, auf den Rangiergleisen der Eiiterbahnhöse waren die Arbeiter mit Entladen beschäftigt. Es war ein vollkommen normaler Betrieb, wie wir ihn von jeher auf den Berliner .Bahnhöfen kennen. Churchill hat schon oft gelogen und seine Flieger haben wiederholt bewiesen, daß ihre Meldungen nicht stimmten. Diese Lügen, wie sie tagtäglich in die Welt hinaus­posaunt werden, ändern nichts an der Tatsache, daß England ohn­mächtig den schweren Schlägen der deutschen Luftwaffe gegen- stbersteht, sie zeigen aber auf der anderen Seite, wie hart die deutschen Angriffe gertoffen haben. Es ist die reine Angst und Verzweiflung, die die Fieberphantasie geboren hat.

Britenbomben auf Marseille

Genf, 25. Nov. Wie aus Vichy gemeldet wird, erschienen einig« Kritische Flugzeuge am Samstag gegen 22.3V Uhr über Marseille und warfen 2V Bomben über dem Jnnenviertel und den Außen- Bezirken der Stadt ab. Nach einer Meldung des Marsciller Prä- ßekten wurden bisher vier Tote und zahlreiche Verletzte fest- »esteklt. Zahlreiche Brände seien entstanden. Die Flugzeuge hätten Eder ein« Stunde über der Stadt gekreist und zunächst mehrere Leuchtbomben abpeworien. Die Svreng- und Brandbomben seien

vann in dem Stadtteil Vompard niedergegangen, wo sich weder, industrielle noch militärische Ziele befänden. Zu diesem neuesten Schurkenstreich Churchills wird in zuständigen Kreisen Vichys er­klärt, daß er die ernstesten Konsequenzen haben dürste.

Auch Fliegeralarm in der Schweiz

In der Nacht zum Sonntag verletzten britische Flieger in dev Zeit zwischen 20.30 und 22.30 Uhr wieder dis schweizerische Luft­hoheit und Neutralität. Sie überflogen in südöstlicher Richtung das Schweizer Gebiet. Wie die Preße berichtet, flogen die Briten diesmal in drei Wellen ein. In St. Maurice (im Kanton Wallis^ verursachte eine Leuchtbombe einen Brand. In Genf, Lausanne,' Nyon und im Wallis wurde Fliegeralarm gegeben.

Wer wird irregeführt?

New York Times" gegen den britischen Zensurterror. Deutliches Zeichen allgemeiner Kopflosigkeit.

New York, 25. Nov. Nicht der Feind, sondern Londons beste Freunde werden durch den englischen Zensurterror irregeführt, schreibt der Londoner Berichterstatter vonNew Port Times" seinem Blatt. Alle nicht rosig gefärbten Schilderungen über die Ausmaße der Zerstörungen, die durch die deutschen Bomben­angriffe auf London und andere Industriestädte entstanden seien, würden von der Zensur rücksichtslos unterdrückt, erklärt der Korrespondent. Nicht einmal die Namen der bombar­dierten Städte dürften genannt werden, obwohl alle Welt aus den deutschen Heeresberichten wiße, um welche Städte es sich handele.

Unwillkürlich denke man bei diesen strengen Vorschriften daran, daß auch Frankreich und zwar in den letzten Wochen vor dem Zusammenbruch seine Zensur außerordentlich ver­schärft hatte. Der Berichterstatter zweifelt auch daran, daß diese scharfe Zensur in Englands Interesse liegt, denn obwohl Eng­lands Hilfsbedürftigkeit größer sei denn je zuvor werde durch rosige Schilderungen alles unterdrückt, was geeignet sei, dem amerikanischen Volk die bittere Lage, in der England sich befin­det, klarzumachen.

Der Korrespondent weist darauf hin, daß sogar die englische Preße gezwungen sei, deutsche Kommuniques abzudrucken, um ihre Leser wenigstens einigermaßen zu unterrichte». Der scharfe Zensurterror sei der deutlichste Beweis für die gefährliche Lage, in der England sich befinde und ein untrügbares Zeugnis der Ratlosigkeit in London, dieser Gefahr Herr zu werden.

Brasilien zu den Dergeltungsschlägett

Niemand täusche sich über Deutschlands Macht"

Rio de Janeiro, 25. Nov. Die Vernichtung der englischen Rü­stungszentren durch die pausenlosen Vergeltungsschläge der deut­schen Luftwaffe macht auf die brasilianische Presse tiefen Ein­druck. Der Führer erfüllt sein Wort. unter diesen Ueberschristen veröffentlicht Maciel Filho, ein führender Leit­artikler der Rio-Preße, imJmparcial" einen Aufsatz, in dem cs unter anderem heißt: Die Engländer glauben aushalten zu können, sie halten aber unter Nuknen aus. Wen» sie nicht durch­halten, hat die letzte Stunde des britischen Empires geschlagen. Niemand täusche sich über Deutschlands Macht, seine militärische Kraft grenzt ans Wunderbare. 1814 leistete es gegen die ganze Welt Widerstand, heute hat es Europa in der Hand und Japan, die größte Macht des Ostens, als Verbündeten. Es hat weiter ei» diplomatisches Wunder vollbracht durch das Abkommen mit Rußland.

Englischer 70üü-Tonner gesunken?

New Pork, 25. Nov. Wie aus Washington gemeldet wird, ist der englische FrachterPort Hobart" (7430 BRT.) durch ein Kriegsschiff 600 Seemeilen nordöstlich von Puertorico angegrif­fen worden und wahrscheinlich gesunken. Mackay-Nadio gibt be­kannt, daß er ein Notsignal des britischen SchiffesPort Hobart" aufgefangen habe. 25 Minuten vorher sei ein Funkspruch dessel­ben Schiffes ausgenommen worden, in dem es mitteilte, daß es ein verdächtiges Schiss gesichtet habe.

Die Bedeutung Southamptons

Berlin, 25. Nov. Southampton, das in der Nacht zum Sonntag schweren deutschen Bombenangriffen ausgesetzt war, ist in dop­pelter Hinsicht von größter wirtschaftlicher Bedeu­tung, und zwar einmal wegen seiner Wichtigkeit als Ein- und Ausfuhrhafen und zum anderen wegen seiner umfangreichen An­lagen der Rüstungsindustrie.

Southampton ist der drittgrößte Hafen Englands und der größte der englischen Südküste, lieber Southampotn geht fast der gesamte transatlantische Personenverkehr Englands. Außerdem werden in erster Linie Jndustrieerzeugniße und Fertigwaren über diesen Hafen ausgeführt. Die Hauptbedeutung Southamptons lag in seiner Leistungsfähigkeit als Einfuhrhafen. Southampton ist einer der größten Einfuhrhäfen für Erdöl und Erdölerzeugniste und verfügt über entsprechende Lageranlagen. Ferner war Southampton sehr wichtig als Einfuhrhafen für Lebensmittel, zum Beispiel für Getreide, Futtermittel, Gemüse und Früchte. Insgesamt kommen über den Hafen jährlich Ein­fuhrgüter in Höhe von 2,5 Millionen Tonnen.

Im Hafengebiet von Southampton befinden sich mehrere Kriegsschiffwerften, davon einige für den Bau von Zer­störern, Motor-, Torpedobooten und Minenlegern. Die Beschä­digung derjenigen Werftanlagen, die für den Vau von Zer­störern besonders wichtig sind, fällt für England deswegen be­sonders empfindlich ins Gewicht, weil die englischen Zerstörer schon jetzt nicht mehr ausreichen, um die Geleitzüge zu begleite». Ein erhebliches Hindernis wird auch der Ausfall der Werste» für Reparaturzwecke darstellex.

Im Stadtgebiet vo» Southampton befinde» sich auch mehrere Werke der Luftrüstungs-Jndustrie, und zwar »or allem Werke des Vickers-Konzerns, in denen die Spitfire-Jäger hergestelli werden. Außerdem befinden sich in Southampton große Werk« ftir die Herstellung von Panzerkampfwage,, di« ebenfalls znm Vickers-Konzern gehöre«. Southampton ist «nch ei« wichtiger Standort der englischen Pnloer- »*d Eprengstoff-Jndnstri«. di«

mit mehreren recht bedeutenden Fabriken vertreten ist. Fern« gibt es in Southampton noch zahlreiche andere Industriezweige! die für die englische Rüstung arbeiten.

«Für eine Generation vernichtet-

Stockholmer Presse über die Zerstörungen in Coventry.

Stockholm, 25. Nov. Die Stockholmer Preße bringt am Mon­tag morgen spaltenlange Londoner Eigenberichte ihrer Korre­spondenten über die nahezu restlose Zerstörung des einstigen Co­ventry durch den veamichrenden Arm der deutschen Luftwaffe.

WieStockholms Tidningen" im Gegensatz zu den britische» Verlautbarungen melden kann, ist die Gas-, Licht- und Wasser­versorgung Coventrys völlig außer Funktion gesetzt. Das Blatt schreibt, die ersten Bomben rissen das ganze Wassersystem aus. Die Feuersbrünste konnten nicht gelöscht werden, die Schläuche, die in den Kanal gelegt wurden, wurden vom Schlamm verstopft. Ohne Unterbrechung fielen die Bomben elf Stunden lang auf dieses sehr begrenzte Stadtgebiet. Die Feuersbriinste waren eine Richtschnur, so daß die Flieger niemals umherkrcisen mußten, um das Ziel zu suchen. Der ganze Angriff muß bis ins einzelne zurechtgolegt gewesen sein, denn sonst hätten die deutschen Ma­schinen nicht mit solcher Präzision ankommen können. Diese Feuersbriinste und die fehlende Wasserversorgung wurden Co­ventry zur Katastrophe. Die Gaszufuhr ist so schwer beschädigt« daß ihre Reparatur drei Monate in Anspruch nehmen dürftet Die Wasserleitungen sind unterbrochen und werden vom Kanal-' waßer verunreinigt. Auch das Elektrizitätswerk ist schwer öeschä- digt worden. Weiter meldetStockholms Tidningen", daß große! Lautsprecher in der Ruinenstadt umherfahren und Neues übe^ Transportmöglichksiten, Ueberarbeits- und Lohnzahlungen mel­den. Die Leute hätten aber überhaupt nicht darauf gewartet^ sie hätten nur den einen Wunsch gehabt: Fort!Einzelne Häu­ser", so schreibt das schwedische Blatt,stehen noch oder bester gesagt, Reste von einzelnen Häusern, die noch brauchbar find^ Von knapp 70 000 Häusern der Stadt sind 20 000 entweder völlig zersplittert oder so beschädigt, daß sie bis auf weiteres völlig unbrauchbar sind. Eine Woche nach der Katastrophe sah ma» noch den Rauch glühender Feuersbrünste unter deck Ruinen." NachSvenska Dagbladet" steht innerhalb eines großen Stadt­viertels heute nur noch hier und da ein Haus, das einigcrmaße» unbeschädigt davongekommen ist, während alle anderen dem Erd­boden gleichgemacht sind. Ganze Stadtviertel sind nichts anderes mehr als Haufen zerschlagener Backsteine und verbogenen Eisens^ schreibtDagens Nyheter". Coventry als Zentrum eines Men­schenlebens ist vielleicht für eine Generation im voraus vernich­tet. An anderer Stelle schreibt das Blatt: Fordkarren und Luft­schutzwagen stehen überall auf den Straßen und sind, wo stej standen, nahezu von der Hitze der Riesenfeuersbriinste rings­herum geschmolzen worden. """1

«Der neutrale Reisende-

Märchen von Winston Churchill oderWas dem englischen!

Volk über Deutschland erzählt wird."

Genf, 25. Nov. Die britische SonntagszeitungPeople" gehört« zu den englischen Blättern, die von dem berühmtenneutrale«! Reisenden, der soeben von einer Fährt durch Deutschland zurück- kehrte", zehren. Was dieserneutrale Reisende" in mehreren! Ausgaben der Sonntagszeitung schilderte ist so köstlich, daß einige Kostproben wörtlich wiedergegeben seien.

Bei seiner Ankunft hat derneutrale Reisende", der übrigens angeblich Schweizer Uhren in Deutschland absetzen wollte, sofort einen nächtlichen Bummel unternommen. Er schreibt hierüber^ Alle Geschäfte waren noch offen. Die Frauen kauften Lebensmit­tel fast bis Mitternacht ein, wie das die deutsche Art ist. An! ihren Röcken hingen arme kleine Kinder, die halbverhungert aus­sahen. Ich hörte, daß ihre Männer bis 11 Uhr nachts trinken, dann hastig etwas essen und für 12 Stunden in die Fabrikeist gehen. Zu welcher Zeit eigentlich die Frauen schlafen, blieb mir! ein Rätsel. Die Bierhallen machten noch ein blühendes Geschäft! um ein Uhr nachts." In den Lokalen beobachtete dieserneutrale Reisende", daß regelmäßig ^-Männermit Pistole und Gummi­knüppel" zur Kontrolle hereinkamen, worauf es sofort in dem Lokal vollkommen still geworden sei.

Von dieser Art sind sämtliche Erlebniße desneutralen Rei­senden", die der breiten englischen Maße als lauterste Wahrheit! vorgesetzt werden. Zum Beispiel berichtet der Reisende, er habe seine Musterkollektion von Uhren einem Beamten der Berliner Fremdenpolizei vorlegen müssen. Als er den begehrlichen Blick des Kommissars gesehen habe, habe er eine der goldenen Uhren: Sem Beamten geschenkt, woraus dieser ihm einen Ausweis gab, dermich berechtigte, jeden beliebigen Ort in Deutschland anf- zusuchen". Hieran schließen sich Erlebniße in demberühmtem Nachtlokal der Fledermaus" und ergreifende Schilderungen übers Tausende von leerstehenden Wohnungen". Der unglückselige! neutrale Reisende" mußte dann 100 RM. für eine Fahrkarte« nach Hamburg bezahlen wohin er .übrigens nur mit Hilfe de« besonderen Ausweises gelangte, dennHamburg ist eine verbog tene Stadt".

Auf der Fahrt traf er einen Marineoffizier ausNeubabels- berg bei Berlin", der dem Ausländer sofort bereitwilligst er-s klärte:Die Moral in der deutschen Marine ist einfach nieder­schmetternd. Hundert U-Boote hat Deutschland schon verloren."

In Hamburg entdeckte dann dieser famose Reisende eine ent­setzliche Arbeitslosigkeit. Mit Ausnahme der Rüstungsindustrie, sei ziemlich alles ohne Beschäftigung gewesen. Uebsr 100 000 An­gestellte, Verkäufer, Seeleute usw. seien ohne Verdienst, und das- Land müße sie alle ernähren. Erstaunlicherweise bei einem sonst, so wahrheitsgetreuen Bericht wird eingangs die Regelmäßigkeit^ gerühmt, mit der die RAF. täglich über Hamburg erscheine, dann- aber zwei Spalten weiter erwähnt, daß der Reisende die Nächst gut verbracht habe, da kein Angriff stattfand. Auf Grund seines Polizeipaßes ließ man in Hamburg diesen Ausländer natürlich! bereitwilligst jeden Flecken des Hafengeländes, zu dem sonst nie­mand Zutritt habe, besichtigen, wo erMeile auf Meile nichts als Ruinen sah". Die Hamburger trügen im übrigeneine» Blick der Verzweiflung" zur Schau. Chinesische Schiffsmann­schaften habe er gesehen, die sich mit Katzen und Hunden um ei» paar Nahrungsreste balgten. Er sei gegen Abend wieder umge­kehrt, weil er fürchten mußte, in der hereinbrechenden Dunkelheit non verhungernden Männern überfallen zu werden.

Es ist eines bezeichnend, daß die Stimmung in England nur noch mit solchen und ähnlichen »«» Churchill befohlenen Mätzchen hochgehaltrn werden kann.