Leite 2
Schwarzwälder Tageszeitung
Nr. 247
große Dampfer, beladen mit kriegswichtigen Gütern, mit Ausrüstungen, Kriegsmaterial, Lebensmitteln, wichtigen Rohstoffe», Waffen, kurz all den Dingen, die es England ermöglichen solle», seinen Krieg zu verlängern, kurz vor dem Einlaufen i« de» sicheren Hafen dem würgenden Zugriff der deutschen Untersee» bootwasfe in einer einzigen Nacht zum Opfer gefallen. Dies M der größte und erfolgreichste Sammelangriff unserer Unterseeboote auf einen einzigen großen britischen Geleitzug. der bisher stattgefunden hat.
Das Seeg e fecht vor dem Bristol-Kanal
DNB Berlin, 2V. Ott. Z» dem gemeldete« Seegefecht, das zwischen deutschen Zerstörern und einem britische« Kreuzerverband vor dem Bristol-Kanal stattfand, erfahren wir noch folgende Einzelheiten:
Die deutschen Zerstörer befanden sich am Rand« de» Atlantischen Ozeans auf einem Vorstoß «ach Norden. Auf große Entfernung wurde ein am Horizont auftauchend«! Verband von Schiffen gesichtet, auf den unsere Zerstörer sofort Kurs nahmen. Bald darauf konnte beobachtet werden, daß der gesichtete Verband aus britischen Kreuzern bestand, die vo« Torpedobootszerstörern begleitet wurden. Die feindliche Artillerie war naturgemäß sowohl an Stärke als auch au Reichweite überlegen. Die Bestückung britischer Kreuzer besteht gewöhnlich aus acht Geschützen mit einem Kaliber von 20,3 Zentimeter oder — bei leichten Kreuzern — aus bis zu 12 Geschützen von 15,2 Zentimeter-Kaliber, wozu noch leichte Artillerie, Flak und- Torpedorohre hinzukommen. Unsere Zerstörer sichteten das feindliche Mündungsfeuer aus einer Entfernung, auf die sie mit ihr« Artillerie noch nicht antworten konnten. Die feindlichen Salve» schlugen ins Wasser ein, ohne zu treffen.
Der Führer des deutschen Verbandes gab ohne Rücksicht arff die einseitige Artilleriebeschießung durch den Feind unverzüg- lich den Befehl zum Tagesangrifs mit Torpedos. Mit höchster Fahrt näherten sich unsere Boote unter dauerndem feindlichen Feuer dem Gegner auf die befohlene Torpedoschuhweite, und wie im Manöver wurden dann die Torpedoschüffe ans die feindlichen Kriegsschiffe abgegeben. Ganz nach dem Ablauf der nach der Entfernung berechneten Laufzeit wurde auf einem feindlichen Kriegsschiff ein Treffer beobachtet. Es erfolgte eine Explosion, eine Stichflamme ging hoch und das feindliche Schiff war in eine Rauchwolke gehüllt, so daß nicht fest- gestellt werden konnte, welchem Schiffstyp das getroffene Schiff angehörte. Genau wie in der entscheidenden Phase der Skagerrak-Schlacht drehte der feindliche Verband vor unserem Torpedoangriff ab und zog sich zurück.
Auch die Luftwaffe griff in den Kampf ein, indem fie die feindlichen Kreuzer und Zerstörer mit Bomben angriff. Nach erfolgreicher Erledigung ihrer Aufgabe kehrten alle unsere Zerstörer unversehrt in ihre Stützpunkte zurück. Der vo» »ns erzielte Torpedotreffer wurde später durch die eingesetzte Luftaufklärung einwandfrei beobachtet und bestätigt.
Hafen von Dover beschossen
Schwere Berheeruugen durch deutsche Artillerie
DNB Berlin, 20. Okt. Am frühen Nachmittag des 20. Oktober beschoß schwere Artillerie des Heeres und der Kriegsmarine zwei grohe feindliche Handelsdampfer von je etwa 10 000 BRT. im Hafen von Dover. Die Schiffe und die Hafenanlagen wurden mit einer Reihe deckender Salven belegt, die schwere Verheerungen anrichteten. Im Anschluß hieran beschoß eine feindliche Fern- kampfbatterie die französische Kanalküste mit wenigen Schüssen. Einige Einschläge sielen auf das offene Hinterland, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten.
Himmler in Spanien
Madrid, 20. Ott. Auf Einladung der spanischen Regierung traf am Samstag vormittag der Reichsführer ff und Chef der deutschen Polizei, Heinrich Himmler, zu einem mehrtägigen Besuch der Internationalen Brücke von 2run ein. 2n Begleitung des Grafen Mayadle, des deutschen Botschafters und des Landesgruppenleiters begab sich der Reichsführer dann nach San Sebastian. Mittags veranstalteten die Spitzen der spanischen Behörden zu Ehren des deutschen Gastes auf dem am Meer gelegenen Monte 2gueldo einen Empfang. Abends traf dann der Reichsführer in Vurgos eiu. Auf dem Paseo del Espolon, wo die Autos nach Burgos einfahren, hatte sich eine große Menschenmenge sowie Formationen der Falange eingefunden, die den Reichsführer mit stürmischen Hochrufen auf Deutschland und Spanien, auf den Führer und Franco begrüßten. Zur Feier des Besuches des Chefs der deutschen Polizei hatten alle Geschäfte in Burgos geschloffen.
Himmler i« Madrid
Madrid, 20. Ott. Um 920 Uhr spanischer Zent traf der Reichsführer ff Heinrich Himmler in Begleitung des deutschen Botschafters von Stohrer und des Generaldirektors für das spanische Sicherheitsweseu, Graf Mayalde, auf dem Madrider Nordbahnhof ein. Kurz vorher erschien Außenminister Serrano Suner in Begleitung des neuen Ministers für Hand«! und 2n- dustrie, Carceller, des Marineministers Admiral Moreno und des Falangesekretärs Gamero zum Empfang. Die Zufahrtsstraße nach dem Nordbahnhof waren von dichten Menschenmengen UmsäntNt und Falangisten in Uniform bildeten auf beiden Sei- ttm der Straße bis zum Hotel Ritz zusammen mit den Mannschaften der neuuNiformierteu bewaffneten spanischen Polizei Spalier. Ganz Madrid hatte festlich geflaggt. Nach Himmlers Ankunft "marschierte vor dem Hotel die nach dem Falanae-Eründer benannte Falange-Legion 2ose Antorio auf, um dem Reichs- fittzreck dick Ehren zu erweisen. Danach stimmte die Menge das Fakastgck-Lied an und brachte Hochrufe auf Deutschland und Spanien «us .
Zur Auszeichnung Priens
Deutschlands erfolgreichster «»terseebootsksmmandant
Günther Ptien wurde am 16. 2anuar 1908 in Osterfeld i« Thüringen geboten. Seine Eltern stamme» beide «ns Nord» dentschland. Mit ihnen kam er als zehnjähriger Knabe nach Leipzig, wo et das'Gymnasium bis zur Prima-Reife besuchte.
um sann mit 10^- 2ahren zur Handelsmarine zu gehen. Er hat dort von der Picke auf gedient und zweimal den Erdball umschifft, bevor er im 2ahre 1931 das Examen für den Handels- schiffskapitän ablegen konnte. Als er infolge der Tonnagebeschränkung, die durch den Notstand der deutschen Wirtschaft bedingt wurde, aus der Handelsmarine ausscheiden mußte, erlernte er das Fliegen, wandte sich dann aber als Nationalsozialist dem freiwilligen Arbeitsdienst zu und war schließlich Arbeitsdienstführer und Lagerführer im Vogtland, bis er am 16. 2anuar 1933 als Matrose bei der Kriegsmarine eintrat. Am 1. 2anuar 1934 wurde er Fähnrich, 1936 Leutnant und 1938 Oberleutnant zur See. Während des spanischen Befreiungskrieges nahm er am lleberwachungsdienst und an den gelegentlichen Vergeltungsmaßnahmen der deutschen Marine in de« spanischen Gewässern teil. Als Kapitänleutnant wurde er Unterseebootskommandant und ging mit Ausbruch der Feindseligkeiten am 1. September 1939 mit seinem U-Boot auf Handelskriegsfahrt. Für erfolgreiche Versenkung feindlichen Handelsschiffsraumes wurde er noch im September 1939 mit dem EK. ff ausgezeichnet.
Am 14. Oktober 1939 gelang es ihm dann, mit seinem U-Boot alle Seesperren und Minenfelder vor der Bucht von Scapa Flow zu umgehen und in den dortigen Hafen der englischen Kriegsmarine einzudringen. Mit einem Torpedo versenkte « dort das britische Schlachtschiff „Royal Oak" und traf mit einem zweiten Torpedo den britischen Schlachtkreuzer „Re- puls e". Nach dieser schneidigen Tat manövrierte er sei« Boot wieder glücklich durch Sperren und Minenfelder hindurch und kehrte am 17. Oktober 1939 unversehrt in seinen Heimathafen zurück, wo Großadmiral Raeder das sieghafte Boot erwartete und seine Besatzung mit dem EK. I bzw. II auszeichnete, bevor sie am nächsten Tage in Berlin vom Führer empfangen wurde. Dieser verlieh Günther Prien das Ritterkreuz des Eiserne« Kreuzes. Seitdem hat Prien im Handelskrieg gegen England mit steigendem Erfolg gewirkt und auf zahlreichen Feindfahrte« an der Spitze seiner tapferen Mannschaft stolze Leistungen im Kampfe für die Zukunft unseres Volkes vollbracht.
Wirtschaftliche Zentrale London
Berlin, 20. Okt. Durch die ständigen Angriffe der deutschen Lustwasse aus London werde« systematisch die wirtschaftliche« Anlagen der englischen Hauptstadt zerstört, die in stärkerem Maße als in anderen Ländern die wirtschaftliche Zentrale und ein Mittelpunkt der Rüstungsindustrie des Landes ist.
Werke der Rüstungsindustrie verteilen sich auf das gesamte weite Gebiet von Eroß-London, sie befinden sich sowohl in der Stadtmitte als auch in den Vororten, namentlich in den östlichen und südöstlichen. Massiert ist lediglich ein Teil der Londoner Rüstungswerke im sogenannten Woolwich-Arse- nal, im Osten Londons, in dem einige große staatliche Werke zusammengefaßt sind. Die Bedeutung des Woolwich-Arsenals kann man schon daran erkennen, daß im letzten Friedeusjahr rund 20 000 Arbeiter in seinen Fabriken beschäftigt waren. 2m Woolwich-Arsenal werden schwere Geschütze, Schiffsgeschütze,, Flugzeugabwehrkanonen, schwere Munition und andere Waffen hergestellt.
2m Londoner Vorort Dagenham, der ebenfalls im Osten der Stadt gelegen ist, befinden sich Fabriken zur Munitionsherstellung. 2n Len südöstlichen Bezirken von Crayford und Dartfort liegen Werke für die Herstellung von Munitionsund Sprengstoffen.
Auch im Norden der Stadt gibt es zahlreiche Rüstungsbetriebe. Die wichtigsten befinden sich in Enfield und Waith am ALbey, wo unter anderem Pulver- und Sprengstoffe und Handfeuerwaffen hergestellt werden. Zahlreiche andere RL- stungsbetriebe liegen in verschiedenen Stadtteilen des nördlichen Londons zerstreut.
2m Stadtinnern Londons haben Werke der Flugzeugindustrie und der für die Rüstungsindustrie arbeitenden Eisen- und Maschinenindustrie ihren Standort. Ferner sind im Stadtinnern Werke für die funkentelegraphische Ausrüstung für Flugzeuge und Heer sowie zur Herstellung elektrischer Spezialinstrumente, Gasmasken und Wehrmachtsgeräte vertreten.
Bedeutende Werke der Flugzeugindustrie befinden sich ferner im Süden und Westen der Stadt. Unter den südlichen Vororten ragt besonders Croydon mit seinen Werken zur Herstellung von Geschützen und Flugzeuggerät hervor. Vom Süden zieht sich über den Westen bis zum Norden ein ganzer Kranz von Werken der Flugzeugindustrie und Flugzeugzubehörindustrie. Werke der Flugzeugzellenherstellung verteilen sich beispielsweise auf Weybridge, Cricklewood, Hyes und Kinchon on Thames.
London ist auch derStandortwichtiger2ndustrien, die als Unterlieferanten der Rüstungsindustrie von Bedeutung sind oder deren Produktion zu Rüstungszwecken verwandt wird. So ist beispielsweise ein großer Teil der optischen 2ndustrie Englands in London konzentriert. Außerdem ist London der Hauptstandort für die Herstellung feinmechanischer Apparate und für den feinmechanischen 2nstrumentenbau. 2n London find auch die größten Unternehmungen der Kautschukindustrien zentralisiert. Außerdem verfügt London selbstverständlich über andere 2ndustriezweige mit sehr wirtschaftlicher Bedeutung, wie znm Beispiel Schlossereien, Reparaturwerkstätten, Automobilwerke und andere mehr: ferner gibt es in London natürlich zahlreiche Betriebe, die für die Versorgung der Millionenstadt von großer Bedeutung sind.
Von großer wehrwirtschaftlicher Bedeutung sind die Tanklager für Mineralöl im Londoner Hafengebiet, deren Fassungs- Vermögen über 1 Million Tonnen beträgt.
Die Bedeutung des Londoner Hafens, der als der größte der Welt angefproche» werden kann, ist für England lebenswichtig. Der Londoner Hafen verfügt über 39 Hafenkammer« mit zn- fa««e« 2« Hektar Wasserfläche und 85 Kilometer Kailiiuge; 21 Schleusen i« Londoner Hasengebiet sorgen für die Unabhängigkeit de» Hafen, von Ebb« »nd Flnt. Ueber diese» ringen Häfen wird «in Gebiet von rnnd 29 Millionen Einwohner» »nd denn» nahe-« 49 ». H. der gesamten englische« Bevölkerung
Lever die Größe des Umschlages im Londoner Hafen geben dbe Einfuhrziffern des Jahres 1937 Auskunft; in ditsem 2ähr »«rde« »der den Londoner Hafen »ach England «»geführt:
N«»d 2^ Million«« Tonnen Weizen, rnnd 9,4 Millionen Tonne« Milchprodukte, rnnd 9F Millionen Tonne« Futtermittel, m«d 9.9 Millionen Tonnen Früchte und.frisches Gemüse, ttmd
1,0 Millionen Tonnen Fleisch, rund 1,8 Millionen Tonnen sonstige Lebensmittel einschließlich Zucker, rund 0,8 Millionen Tonnen Gummi, rund 3,8 Millionen Tonnen Erdöl einschließlich raffiniertem Erdöl, rund 1,0 Million Tonnen Metallwaren, rund 0,6 Millionen Tonnen Papier.
Leber London gehen u. a. 60 v. H. der englischen Bleieinfuhr, rund 60 v. H. der englischen Zinkeinfuhr, rund 40 v. H. der Wolleinsuhr, rund 30 v. H. der Oelkuchen- und sonstigen Kraftfuttermitteleinfuhr. Auch als Ausfuhrhafen von Fertigwaren ist der Londoner Hafen von großer Bedeutung. Es wurden über London ausgefiihrt 0,2 Millionen Tonnen Metallwaren, 0,3 Millionen Tonnen Koks und 0,2 Millionen Tonnen Teer.
Aus diesen Darlegungen geht hervor, daß mit London das wichtigste englische Lebenszentrum von riesige» Ausmaßen und größter Bedeutung getroffen wird. Tag für Tag liegt dieses Zentrum nn« im zerstörenden deutschen Bombenhagel.
Ununterbrochen Bomben aufLondon
Die Hälfte der Londoner Bevölkerung lebt unter der Erd« — Ganz« Teile der Stadt in Schutt und Asche
DRV Stockholm 2,0. Okt. „Die deutsche Luftwaffe griff auch während der letzten Nacht über England an. Agenlurmeldunge« zufolge ist beträchtlicher Sachschaden und eine Anzahl Unfälle verursacht worden." Diese kurze, aber vielsagende Meldung des Londoner Nachrichtendienstes läßt erkennen, daß die intensive» deutschen Vergeltungsangriffe mit unverminderter Wucht und Stärke anhalten.
Noch weiter geht der amtliche Bericht des britischen Luftfahrt- ministeriums, der mit bemerkenswerter Offenheit feststellt: „Die feindliche Luftoffenstve wurde in der letzten Nacht fortgesetzt und war etwas ausgedehnter als sie es vorher war. Sie war am stärksten während der ersten Stunden nach Hereinbruch der Nacht, als drei Hauptangrifse oorgetragen wurden, nämlich > gegen London, gegen Mittelengland und gegen Städte im Nordwesten. Die beiden letzten Angriffe hörten um Mitternacht auf; aber der gegen London dauerte die ganze Nacht hindurch mit Ausnahme einer kurzen Zeit in den ersten Morgenstunden. 2» London und seiner Umgebung wurden viele Explosivbomben abgeworfen und einer großen Anzahl von Gebäuden wurde« Schäden zugefügt. Es entstanden auch viele Brände, aber fie wurden schnell ausgelöscht oder unter Kontrolle gebracht. Der Angriff auf Mittelengland wurde hauptsächlich gegen eine Stadt im besonderen gerichtet, wo einige Brände entstanden und Geschäftshäusern und Handelsgebäuden einiger Schaden zugefügt wurde. 2m Nordwesten fielen Bomben auf die Ufer des Mersey und einige Städte. Außerdem fielen Bomben an vereinzelten Punkten Englands und Wales."
Ueber die Angriffe in der Nacht zum Samstag laufen infolge der außerordentlich verschärften britischen Zensurmaßnahmea erst jetzt die ersten Nachrichten ein. 2n einem Telegramm der amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Preß wird dieser Angriff als einer der schwersten bezeichnet. „Die deutschen Flugzeuge", so heißt es hier, „find in größten Formationen gekommen. 2n jeder Welle konnte man 18 bis 20 Maschinen zählen, und alle fünf Minuten kam eine neue Welle. 2n de» ersten zwei Stunden zählte man vom Gebäude der Associated» Preß-Agentur 17 Bombenexplosionen. Der Boden bebte von de« explodierenden Bomben und das Gebäude zitterte in seine» Grundfesten. Einige Feuer waren ausgebrochen. Außerhalb Lon» dons in den Midlands und im Südosten herrschte ebenfalls „lebhafte Tätigkeit". Hier war das Flakfeuer weniger häufig als die Explosionen der Bomben. Trotz der Ballonsperre sind die deutschen Flugzeuge zum Bombenwurf tief heruntergegangen. Verschiedene Bezirke Londons wurden gleichzeitig angegriffen.
Auch United Preß meldet aus London die Wiederaufnahme schwerer deutscher Luftangriffe. Etwa 60 deutsche Flugzeuge hätten die Verteidigungslinien durchbrochen und Bomben geworfen. Weitere Angriffe seien auf Städte an der Themse-Mündung, an der Südküste und in Mittelengland vorgetragen worden. Auf eine Stadt an der Südostküste seien zwölf Bombe» geworfen worden. 2m 2ndustriegebiet Mittelenglands seien Bomben „in die Nähe einer Fabrik" gefallen.
„Selbst der patriotischste Bewohner Englands", so berichtet Affociated Preß in einem längere« Kabel, „kann nicht länger leugne«, daß London durch di« Luftangriffe hart getroffen wurde. Ganze Teile der Stadt liege» in Schutt und Asche. Die Hälfte der Bevölkerung lebt «nter der Erde. Es gibt ganz« Bezirke ohne Gas, Waffe» «nd Elektrizität.
London und seine Vororte sehen nicht mehr schön aus. Da» Leben in London geht zwar weiter, aber die Bevölkerung „liebt" die Bombardierungen immer weniger. Das Leben ist hart, be», sonders aber in den ärmeren Bezirken, wo zahlreiche Gebäude zerstört wurden. Die Hälfte der Londoner Bevölkerung geht Nacht um Nacht in die öffentliche» Luftschutzkeller. Außerhalb der großen Luftschutzunterstände steht man bereits gegen Mittag große Menschenschlangen anstehen, da beispielsweise ein Familienmitglied, beladen mit Decken, Kiffen usw. Platz für dir übrigen Familienmitglieder frei hält. Auf den Untergrundbahnperrons sind zwei Linien gezeichnet, die Vier- und Sieben» Uhr-Linie. Wer Platz auf der Vier-llhr-Linie erhält, hat eine« guten halben Meter mehr Liegeraum als diejenigen, die sich innerhalb der Sieben-Uhr-Lini« aufhälten müssen. Knapp SO Kubikmeter Raum bleiben zum Aus- und Einsteigen der Fahrgäste, da Tausende die Untergrundbahn zum zweiten Heim machen. Für viele ist die U-Bahn sogar das einzige Heim. Di« Verköstigung ist vollkommen unzulänglich, da allgemein wegen Zerstörter Gasleitungen nur kalte Mahlzeit«« zubereitel werden können.
' Die Wirkungen des sechswöchige« Bombardements häufen sich. ^ Der Eindruck der Zerstörung wächst, da der Schutt in den «eiste« Fälle« liege« bleibt. Die Londoner Zeitungen beginne« bereits einen Feldzug gegen die Verzögerungen bei den Reparatur- «uv Aufrämnungsarbeiten. Man hat bereits eine« sechste« Sinn dafür entwickelt, wann die Bombardierung eines Gebiete» Heginnt. Zuerst steht man zertrümmerte Fenster, dann kommt Her scheußliche Haufen angehäuftr« ,Trümmerwerks an Stell« des einstige« GÄSude», der Fabrik »der des Geschäftshäuser. Offiziöse Erklärung«« deute« bereit» an, daß die zwangsweise Evakuier«», der Hauptstadt erwog«« werde. Größte Schäden «ttstehv» Nacht für Nacht i» de« gleiche« Bezirke«, die von de» Deutschen «ffcheineud als HauptzÄe auserwählt wurde».