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Amtsblatt des Kreises Calw für Attensteig und Umgebung — Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt
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Nummer 245
Alten steig» Freitag» den 18. Oltober 1940
«S. Jahrga»,
Englands Weg in den Winter
Von der Niederlage zur Katastrophe Von Helmut Sündermann
NSK. Es sind nun gut vier Monate vergangen, seit die Entscheidung des Krieges fiel, den England im September 1939 mit dem Ziele begann, das wiedererstandens Reich zu Boden zu werfen und zu vernichten. Es ist nicht nötig, an die Ereignisse zu erinnern, die mit unerhörter Dramatik diesen verbrecherischen Plan zunichte werden ließen. Seit die Trümmer der englischen Armee in Kähnen und Schaluppen unter Preisgabe aller ihrer Waffen das nackte Leben auf ihre Insel hinüberretteten, ist Deutschland gemeinsam mit seinem faschistischen Bundesgenossen der Herr des Kontinents, der auch das Schicksal Großbritanniens bedeutet.
An dem Tage, an dem die Spitzengruppen deutscher Soldaten im stürmenden Angriff in Calais einrückten, iert sie Dünkirchen erkämpften und den Kanal beherrschen, wurde der Krieg gegen England entschieden — und zwar eindeu- trger entschieden als der Weltkrieg am 9. November r918; damals war es Verrat und Verbrechen im Innern des Reiches, daL den Kampf der Front aussichtslos machte, diesmal aber ist es eine klare strategische Lage, die jede Möglichkeit einer Wendung im Kriegsgeschehen in das Reich der Phantasie verweist. Die Waffen haben gesprochen, und zwar so deutlich gesprochen, daß seitdem an derNieder - läge Englands kein Zweifel mehr ist. England war zu schwach, seine Macht in Europa zu behaupten, wie sollte es hoffen, sie von Narvik bis zur Biskaya, von Paris bis nach Bukarest den deutschen Truppen wieder zu entreißen? Es war eine Niederlage, so eindeutig und klar, daß die Ehre eines Volkes unangetastet blieb, das sich entschloß, sie anzuerkennen. Sie war um so leichter erträglich, als Gewißheit über maßvolle Forderungen der Sieger bestand, und das eigene Land noch verschont war von den furchtbaren Erlebnissen des modernen Krieges.
Die gleiche englische Führung freilich, die im Jahrs 1917 nur unter dem Eindruck des verstärkten U-Boot-Krieges lieber einen Niederlage-Frieden als eine Aushungerung in Kauf nehmen wollte, hat diesmal) als die Entscheidungsstunde der deutschen Eroberung der Kanalküste (eine Lage, die auch im Weltkrieg von beiden Seiten als kriegsentscheidend gewertet wurde) schlug, nichts mehr verraten von jenem berühmten englischen Realismus, der sich jetzt ebenso als Schall und Rauch erwies, wie die Propagandathese von der englischen Vündnistreue und Tapferkeit. Dem Verbrechen gegenüber den europäischen Völkern, das die Kriegshetzer von 1939 begingen, als sie den neuen Krieg entfesselten, haben sie ohne Wimperzucken ein weiteres Verbrechen, diesmal gegenüber ihrem eigenen Volk, hinzugefügt, über dessen Ausmaß sie sich gewiß nicht im unklaren waren und das heute unter dem Eindruck der Nachrichten aus London die ganze Welt zu ahnen beginnt.
Denn das ist die Lage Englands heute: Seme Niederlage ist seit Monaten entschieden, seine Kriegshetzer aber sind entschlossen, diese Niederlage ihrem Volke er ft Inder Katastrophe seiner ganzen Existenz .einzugestehen! Hoffen sie, daß das Volk in dem Elend des völligen Zusammenbruches, in Hunger, Kälte und Verzweiflung die Frage nach der Schuld am Kriege vergessen ^noge? Erwarten sie, daß ihnen im Chaos der Vernichtung leichter sein wird, den Absprung in ein bequemes Ausland Au finden, als es nach einem Eingeständnis der Niederlage gegenüber einem Volk mit klarer Besinnung möglich geflossen wäre? Fürchteten sie den Richterspruch ihrer Nation jllnd zögerten sie deshalb die Niederlage dem völligen Unter- Lang vorzuziehen, der heute in einer unausweichlichen Entwicklung sich vollzieht? Mögen sich diese sadistischen Hoffnungen erfüllen, oder die Kriegsverbrecher auch persönlich Ms Schicksal ereilen, das sie verdienen — die Gewalten, die Ae riefen, sind entfesselt, und sie werden in den kommenden onaten einen weiteren Bundesgenossen finden, der den " en Fliegern hilft, aus der englischen Niederlage die rophe zu machen, die Churchill und seine jüdischen ^Hintermänner ihrem Volk zu bereiten sich entschlossen haben. Wenn wir.daran denken, daß in die furchtbaren Wunden, die dem öffentlichen Leben Englands heute — nach wenigen Wochen der Luftangriffe — bereits geschlagen sind, noch die Kälte und der Nebel des Winters ein- dringen werden, daß die pausenlosen wohlgezielten Angriffe Unserer Flugzeuge alles in Trümmer legen, was an öffentlichen Einrichtungen, sei es die Wasser-, Licht- und Kraft- Versorgung, sei es Transport- und Verkehrswesen, für die Aufrechterhaltung des staatlichen Lebens unerläßlich ist. Mir wissen schon seit dem Fall von Warschau, welche furchtbaren Wirkungen auf das Leben einer Millionenstadt allein schon die Zertrümmerung von Fensterscheiben auszuüben vermag, die aus Wohnungen kalte Höhlen macht oder was das Fehlen nur von Wasser bedeutet, das für den Menschen wichtiger ist als Brot. Unsere Phantasie reicht nicht aus, wenn sie an London, die Stadt mit fünffacher Größe, denkt und den bevorstehenden Winter in Rechnung rieht.
Verstärkter Bombenhagel aus London
21 vov BRT. versenkt — Neue nächtliche Angriffe auf Wohnviertel deutscher Städte
DRV. Berlin» 17. Okt. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Die Luftwaffe setzte trotz ungünstiger Wetterlage ihre AngrisfeaufLondon fort. Besonderen Erfolg hatte der Bombenwurf auf einen Flugplatz südlich Liverpool. In einem Rüstungsbetrieb Miltelenglands gelang es, mehrere Hallen und Werkstätten durch schwere Bomben in Brand zu setzen.
Mit einbrechender Dunkelheit nahmen die Bergel- tungsangriffeaufdieenglischeHauptstadt wieder größeren Umfang an. Bomben aller Kaliber wurden bis zum Tagesanbruch auf kriegswichtige Ziele zu beiden Seiten der Themse geworfen. Die entstehenden Brände ließen die über London liegende Wolkendecke auf weite Entfernung hell aufleuchten. Weitere Angriffe richteten sich gegen Städte Mittel- und Siidenglands» wie Liverpool und Birmingham.
An zahlreichen Stellen vor der britischen Küste legten Flugzeuge Minen.
Am WestausgangdesKanals wurden wiederum einige feindliche Kriegsfahrzeuge, die sich der Küste zu nähern versuchten, durch das Feuer unserer Marineartillerie zum Abdrehen gezwungen.
Ein U-Boot versenkte aus einem Geleitzug drei bewaffnete Dampfer von zusammen 21000 VRT.» darunter einen Tanker von 10 000 VRT.
Britische Flugzeuge warfen in der Nacht zum 17. Oktober im Reichsgebiet Bomben, ohne, militärischen Schaden anzurichten. Dagegen wurden erneut in verschiedenen Städten Wohnviertel getroffen, wobei u. a. in Kiel eine Anzahl Häuser beschädigt wurden.
Ein britisches Flugzeug wurde in der letzten Nacht schon vor Erreichen der Reichsgrenze durch die Abwehr zum Absturz gebracht, ein weiteres Flugzeug im Luftkampf abgeschossen. Marineartillerie schoß ein drittes feindliches Flugzeug ab. Zwei eigene Flugzeuge werden vermißt.
Stuka vernichtet feindliches U-Boot
DNB Berlin, 17. Okt. Ein deutscher NahaufNärer, der in geringer Höhe die Kanalküste zu sichern hatte, sichtet« heute nachmittag ein feindliches ll-Boot und meldete die» sofort an seinen Eeschwaderstab. Daraufhin startete ein« Kette deutscher Sturzkampfflugzeuge zum Angriff. Ein Flugzeug traf das Boot, das dicht unter Wasser fuhr, unmittelbar. Es erfolgte eine große Explosion unter Wasser, durch die Wrackteile hoch über Wasser geschleudert wurden. Danach war von dem Boot nichts mehr zu sehen. Es bildete sich jedoch ein großer Oelfleck auf der Oberfläche.
Englischer Kurzwellensender zerstört
Berlin, 17. Okt. Stockholmer Meldungen aus Loudou zufolg« ist in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag ein englischer Kurzwellensender, der bisher für de« Dienst »ach Fernost eingesetzt war, von einer deutschen Fliegerbombe getroffen und zerstört worden. Wie der Korrespondent des schwedischen Blattes berichtet, seien die Hörer dieser Sendungen aufgefordert worden, sich auf einen anderen britischen Sendere einzuschaltsn.
Britische Bomben aus Amsterdam
Amsterdam, 17. Okt. Während noch die Särge der Opfer des letzten britischen Luftangriffes auf Amsterdam in den Wohnungen aufgebahrt standen, warfen in der Nacht zum Mittwoch wiederum britische Flieger über der holländischen Hauptstadt Bomben ab. Es fielen Brandbomben und eine Sprengbombe. Todesopfer find' glücklicherweise nicht zu beklagen. Der angerichtete Sachschaden an Wohnhäusern ist allerdings beträchtlich. Auch andere Orte wurden von den Engländern angegriffen. Es fielen Bomben, die lediglich Sachschaden anrichteten.
Wachsendes Chaos in der englischen Hauptstadt
Beträchtliche Zerstörungen und verheerende Feuersbrünste
Stockholm, 17. Okt. „Nach Anbrechen der Dunkelheit am Mittwochabend wurden", so berichtet der englische Nachrichtendienst, „die deutschen Luftangriffe auf England wieder ausgenommen." Bomben seien in Südwest- und Nordwestengland gefallen. Einzelheiten über angerichtete Schäden liegen zur Zeit noch nicht vor. Die wegen der wahllosen nächtlichen Bombenangriffe auf nichtmilitärische Ziele der Royal Air Force verstärkte deutsche Vergeltungsaktion kennt keine Pause. Ununterbrochen Tag und Nacht brausen die deutschen Vomberstaffeln über London dahin, pausenlos prasselt ein Hagel von Bomben aller Kaliber auf die britische Hauptstadt und auf die kriegswichtigen Ziele in Süd- und Mittelengland. Immer grösseren Umfang nehmen die Zerstörungen
Die Engländer, die gewohnt waren, im Faktor „Z e i t" einen Bundesgenossen zu betrachten, erleben heute schon unter dem Eindruck ihrer zerstörten Vorratslager, der zu Trümmern gewordenen Fabriken, der katastrophalen Schiffsverluste, des von Bränden geröteten Horizonts und — der ersten kühlen Herbstnächte, daß auch in der Frage des Nutzens von Zeitgewinn der Krieg von 1939 die Umkehrung des Weltkrieges mit sich gebracht hat. Diesmal sind es die Deutschen, die in aller Ruhe warten können, und die Engländer, denen jeder Tag neue Schläge, neue Trostlosigkeit, neue Stunden des Hungerns, des Frierens und der Angst beschert. Das Schicksal ist dabei, auf der Insel, die so lange herrschte ohne zu kämpfen, eine härtere Sprache zu führen, als je anderswo zuvor. Eine Sprache, für die wir neue Worte und Begriffe gebrauchen werden, um die Bilder des Grauens zu beschreiben und die Saat der Vernichtung zu bezeichnen, die in den kommenden Monaten zu einer furchtbaren Ernte zu werden verspricht.
Wir sind gewiß, daß Herr Churchill auch dann noch das Lächeln zeigen wird, das seine Züge verklärte, als die Reste seiner Armee geschlagen aus Dünkirchen zurückkehrten und das er heute zur Schau trägt, wenn er über die Trümmer klettert, die er auf dem Gewissen hat.
Aber es wird die Heiterkeit eines Nero sein, der den Brand besingt, den er gelegt, die Katastrophe preist, die er gewollt hat.
und Verheerungen an, die die britischen Kriegsverbrecher durch ihre Wahnsinnspolitik so leichtsinnig herausforderten.
Trotz der außerordentlich kraß gehandhabten britischen Zensur lassen die Berichte der ausländischen Pressevertreter in London aufschlußreiche Einblicke in das von Stunde zu Stunde größer werdende Chaos in London zu. So berichtet die amerikanische Nachrichtenagentur Associated Preß aus London, die deutschen Angriffe in der Nacht zum Mittwoch hätten beträchtliche Zerstörungen angerichtet.
Die spanischen Zeitungen berichten ausführlich über den deutschen Großangriff gegen London in der Nacht zum 16. Oktober. Die Zeitung „Alcazar" schreibt, daß diese Nacht, eine wahre VartholomäusNacht gewesen sei und den Charakter einer furchtbaren Repressalie gegen die von den englischen Bombern zerstörten deutschen Hospitäler, Kirchen und Wohnviertel trage.
Aus dem „gemäßigten Ton" der letzten Churchill-Rede will das Blatt schließen, daß die unaufhörlichen Angriffe der deutschen Luftwaffe gegen England bereits ihre Wirkung zeigten.
Die verheerenden Folgen der letzten deutschen Vergeltungsschläge werden auch in der argentinischen Presse durch ausführliche Schilderungen bestätigt. Die Zeitung „Nacion" stellt in einem Londoner Sonderbericht fest, daß das britische Volk mit Verdruß und Unwillen darüber erfüllt sei, daß die Ergebnisse der Flüge der Royal Air Force in keinem Verhältnis zu der Wirkung der Bombardierungen der deutschen Luftwaffe ständen. Trotz optimistischer Prophezeiungen, durch die man die Besorgnis der englischen Bevölkerung zu zerstreuen versuche, würden die deutschen Nachtangriffe immer heftiger und die Sachschäden und Verluste so bedeutend, daß diese auch dem Ausland gegenüber nicht mehr abgeleugnet werden könnten.
In einer Eigenmeldung der Stockholmer Zeitung „Nya Dag- ligt Allehanda" über die Angriffe in der Nacht zum Mittwoch heißt es: „Die deutschen Flugangriffe von heute nacht waren kürzer als in den vergangenen Nächten, aber dafür bedeutend intensiver. Größere Formationen deutscher Bombermaschine« führten Angriffe auf das Londoner Zentrum und dessen nächste Umgebung aus. Die Aktivität der Luftabwehr war so kräftig wie nie zuvor. Den Salven der Sperrbatterien folgten derart starke rollende Laute, die so kräftig waren, daß man unmöglich die explodierenden Bomben von ihnen unterscheiden konnte. Große Mengen Brand- und Explostvbomben wurden ab»