Amtliche Bekanntmachungen.

Erlaß an die Herren Ortsvorsteher, betreffend die seinerzeitige Aufnahme der Getreide- und Mehlvorräte am 1. Februar 1916.

Anläßlich der Ausstellung von Mahlscheinen und der Ab- nähme der Getreide- und Mehlvorräte hat sich mancherorts gezeigt, daß allgemein oder in einzelnen Fällen bei der Auf­nahme der Getreide- und Mehlvorräte am 1. Februar 1818 das Gewicht des ungegerbten Dinkels statt des Keruengewichts augegebeu worden ist. Es scheint dies seinen Grund zum Teil in der ungenügenden Ausklärung der Anzeigepflichtigen wie auch der Zähler selbst, zum Teil in der etwas unklaren Fassung des Anzeigevordrucks, ge- habt zu haben, wiewohl das K. Statistische Landesamt in einem den Gemeindebehörden unmittelbar zugegangenen Erlaß vom 29. Januar 1915 besonders daraus aufmerksam gemacht hatte, daß die Vorräte an Dinkel zu 70"/» in Kernen anzu­geben seien.

Times"-Korrespondent drahtet dann unterm 25. Juli: Die Deutschen haben an vielen Stellen den Narew überschritten und sich eingegraben. Auch im Süden steht der Feind in nicht mehr allzugroßer Entfernung. Gestern abend sah man den Feuerschein brennender Dörfer am Himmel. Sogar die Optimisten seien der Meinung, daß die Räumung Warschaus nur noch eine Frage weniger Tage sein könne. Es müsse aber her- > vorgehoben werden, daß die Russen nicht aus ihren Stellungen vertrieben werden, sondern, daß sie diese freiwillig räumen, weil sie eine Schlacht, auf die sie nicht genügend vorbereitet seien, nicht annehmen wol­len. Dadurch würde eine Katastrophe verhütet. Man glaube nicht, daß es noch zu einer großen Schlacht in der Nähe Warschaus kommen werde, sondern daß nur Nachhutkämpfe stattfinden werden. Das Warschauer Postamt wurde bereits nach einer andern Stadt verlegt.

Ein Meisterstück der Strategie".

(WTB.) London, 30. Juli. Der militärische Mit­arbeiter derTimes" nennt den deutschen Feldzugsplan gegen Rußland ein hervorragendes Meisterstück der der Kriegsstrategie. Der Einschließungsplan sei nach dem Muster der Einschließung der Russen durch die Ja­paner bei Mulden gemacht worden. Wenn die nörd­lich des Njemen in der Richtung der Entscheidung sich nähernde Armee nicht kräftig und schnell abgewehrt werde, werde sie nach Wilna zu marschieren trachten und sich dort quer vor den Rückzugsweg der Russen stellen. Das sei das gefährlichste Manöver, das seit Beginn des Krieges gegen Rußland unternommen wor­den sei. Die Petersburger Korrespondenten der Lon­doner Blätter bestätigen, daß Rußland am Borabend der Entscheidung steht, wenn diese nicht schon gefallen sei. Alle stimmen in der Annahme überein, daß War­schau unmittelbar vor dem Fall stehe. Der Peters­burger Korrespondent derMorning Post" weist da­rauf hin, daß Rußlands Beschluß, die Warschauer Be­festigungen und die Weichsellinie zu räumen, um zu verhindern daß die Deutschen die russische Front durch­brechen, die Billigung der Verbündeten fand, da letztere Möglichkeit alle anderen Erwägungen in den Hinter­grund rücke.

Eine rumänische Stimme zur Lage.

(WTB.) Bukarest. 30. Juli. DerUniversul" schreibt in einem Leitartikel unter dem TitelBetrach­tungen über den bisherigen Verlauf des Krieges": Die größte Ueberraschung, die uns der Krieg brachte, ist bei den Zentralmächten und Rußland. Als es bei Beginn des Krieges infolge der Edwardschen Einkreisungspoli­tik Kriegserklärungen regnete, sagten sich selbst die ein­gefleischtesten Anhänger der Zentralmächte, daß diese verloren seien. Wie mächtig der deutsche Militarismus immer sein mag, wie tapfer die Armeen der beiden Reiche auch immer kämpfen mögen, sie würden, so glaubte man, nur einen Achtungserfolg davontragen und schließlich zu Grunde gehen. Im Kampfe gegen die ganze Welt würden sie wohl einige Wochen wider­stehen, bis ihre Kraft gebrochen sein werde. Die größ­ten Erwartungen knüpften sich in dieser Beziehung an die Millionenheere Rußlands. Indessen sind in dem Kriege alle Berechnungen über den Haufen geworfen worden. Wir sehen, daß die Deutschen trotz des Kam­pfes auf beiden Fronten in Feindesland eingedrungen find und bedeutende Siege davongetragen haben. Mit Ueberraschung sehen wir, daß die Oesterreicher und Ungarn, deren Kraft gebrochen schien, in Verbrüde­rung mit den Deutschen heute die Russen auf ihrer Flucht in das Feindesland verfolgen, mit einem Worte: die Berechnungen, die zu Beginn des Krieges aufgestellt wurden, haben fehlgeschlagen. Die Bilanz schließt mit einem bedeutenden Gewinn für die Zentralmächte und einem großen Defizit für den Vierverband. Die nächste Schlußfolgerung ist, daß wir, sowie der Vierverband, die Kräfte der Zentralmächte unterschätzt haben und zwar nicht nur die rein militärischen, sondern auch ihre ganze Organisation auf allen Gebieten.

Russische Niederlage in Beffarabien.

Bukarest, 30. Juli. Heutige Morgenblätter mel­den, lautDeutsch. Tagesztg.", aus Mihaileni: Die Russen haben an der Grenze von Beffarabien eine neue empfindliche Niederlage erlitten. Truppen der Armee Pflanzer-Baltin haben in der Nacht einen schneidigen Angriff auf die Russen unternommen und sie derart aus ihren Stellungen verdrängt, daß sie sich bis in das Innere Bessarabiens zurückziehen mußten. Viel Kriegs-

Nachdem sich die Reichsoerteilungsstelle bereit erklärt hat, in allen Fällen, in denen Kommunalverbände zahlen­mäßige Unterlagen dafür liefern, inwieweit sich unter den am 1. Februar 1915 vorhandenen Weizenvorräte ungegerbter Dinkel befunden hat, diese Vorräte nur mit 70 o. H. des festgestelltrn Gewichts in Ansatz zu bringen, werden die Herren Ortsvorsteher beanftragt, alsbald in dieser Hin- ficht Erhebungen anzustclleu und dem Oberamt um­gehend das Ergebnis (Gewichtsangabe der unter den in Spalte 6 und 8 der seinerzeitigen Ortsliste aufgesührten Weizenoorräte enthaltenen Dinkelmengen) zu berichten.

Sollte die durchschnittliche Keruenausbeute erheblich unter dem Satze von 70°/ Zurückbleiben bezw. geblieben fein, so wollen auch hier über die entsprechenden Unterlagen (Gerber­gebnisse etc.) unter Angabe der Gewichtsmrngen, wie sie in der Ortsliste enthalten sind und des tatsächlichen Ausgerb­prozentsatze» vorgelegt werden.

Talw, den 27. Juli 1915

K. Oberamt: Binder.

material fiel in die Hände der Oesterreicher, die auch Gefangene machten.

Die englischen Gesamtverluste.

Haag, 30. Juli. Die schon gemeldeten Eesamt- verluste der englischen Streitkräfte stellen sich nach der !Deutsch. Tagesz," im einzelnen folgendermaßen bei der Marine bis zum 24. Juli: 615 Offiziere, 8481 Mann, in Frankreich bis zum 18. Juli 11254 Offizere, 255649 Mann, an den Dardanellen einschließlich der Flotte 2144 Offiziere. 47094 Mann, in Deutsch-Siidwestafrika 415 Offiziere, 5333 Mann, zusammen 14428 Offiziere, 316557 Mann.

Die neuesten Brüder der Engländer.

Berlin, 30. Juli. DieVossische Zeitung" bringt aus Scheveningen die Nachricht, daß zur Verstärkung des englischen Heeres 1000V Zuluneger an die Pserfront gebracht worden sind.

Um die Dardanellen.

(WTB.) Serlin, 31. Juli. DasBerl. Tagebl." meldet aus Athen: Nachrichten aus Mytilene zufolge unternehmen die Alliierter ffeit drei Tagen verzweifelte Versuche, die inneren Dardanellenforts durch ein furcht­bares Bombardement zum Schweigen zu bringen. Die Truppentransporte sind wegen der Ilnterseebootsgefahr mit großen Schwierigkeiten verbunden. Bei Lemnos soll vorgestern ein Dampfer mit Truppen torpediert worden sein.

Deutsche V-Boote im Weißen Meer.

Basel, 30. Juli. Wie laut Bericht an den Lok.-Anz." dieDayli Mail" meldet, wurden zwei deutsche Unterseeboote im Weißen Meere festgestellt. Die Versicherungsprämien für Archangelsk find fast unerschwinglich geworden.

Ein deutscher Fischdampfer torpediert.

(WTB.) Esbjerg, 30. Juli. Nach dem Blatt Vestjyllands Sozialdemokrat" ist gestern nachmittag zwischen 5 und 6 Uhr der deutsche bewaffnete Fisch­dampferSenator Beerenberg", 56 Seemeilen von der Küste nördlich vom Hornsrew-Feuerschiff von einem Unterseeboot, das wahrscheinlich der englischen Marine angehört, torpediert worden und gesunken. Der Dam­pfer hatte eine Besatzung von 30 Mann. Ein Mann ertrank, 3 wurden von dem Unterseeboot an Bord ge­nommen. 26, darunter 2 Schwerverwundete, begaben sich im Rettungsboot nach dem Hornsrew-Feuerschiff. Nach einer Meldung vonRiver Stifts Tidende" wären von der Besatzung des Fischdampfers 3 Mann ertrunken, 3 vom Unterseeboot gerettet worden und 24, darunter 3 verwundet, an Bord des Hornsrew-Feuer- schiffs gegangen.

Don unseren Feinden.

Eine Folge der belgischen Enthüllungen.

(WTB.) Berlin. 31. Juli. Eine Meldung des Berl. Lokalanz." aus Genf besagt: Nach einer Pariser Privatmeldung bot Baron Guillaume, der Gesandte des Königs Albert in Paris, wegen der Enthüllungen der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" seine Demission an, aber Poincarö und Delcaffö wirkten auf den König ein, die Entlastung einem späteren Zeitpunkt vorzu­behalten.

Petersburg unter Polizeiherrschaft.

Bukarest, 30. Juli. DerUniversul" meldet, wie der Nat.-Ztg." übermittelt wird, aus Petersburg: Am Vorabend der Duma werden sämtliche Staatsgebäude in Petersburg von einer doppelten Polizeiwache besetzt und der Eingang in die amtlichen Bureaus durch eine scharfe Kontrolle erschwert. Die Arbeiterviertel find militärisch überwacht, um jede Straßenkundgebung zu verhindern. Im Umkreise des Dumagebäudes sind die Straßen für den allgemeinen Verkehr gesperrt. Im Dumagebäude selbst ist mit Genehmigung des Präsi­denten eine Militärwache untergebracht. Ein allge­meines Versammlungsverbot ist für Petersburg er­gangen. Die Post in Petersburg befördert ab Montag nur noch unverschlossene Briefe. Der Stadttelephonver­kehr ist nur denjenigen Abonnenten gestattet, die eine militärische Erlaubnis durch den Militärkommandanten beibringen. . .

Militar-Urlaubsgesuche.

Urlaubsgesuche über die Ernte werden vielfach von den Schulthetßenämtern direkt an die Truppenteile in den Gar- nisonen und im Feld gesandt. Die Echultheißenämter werden daher darauf hingewiesen, Urlaubsgesuch« entsprechend dem Erlaß des K. stellv. Generalkommandos vom 24. Juni 19l5 Calwer Tagblatt Nr. 148 zu behandeln.

Ealw, den 29. Juli 1915.

_ K. Oberamt: Binder.

K. Oberamt Ealw.

Aus die imStaatsanzeiger' Nr. 175 erschienene Be. kanutmachung des Reichskanzlers vom 23. ds. Mts., betr. Wiederholung der Anzeige der Bestände von Berbranchszucker,

werden die beteiligten Kreise hiemit hingewirsen.

Die Anzeigepflicht erstreckt sich nicht auf Mengen, die insgesamt weniger als 50 Doppelzentner betrauen Den 30. Juli 1915.

Regierungsrat Binder.

Der Ruf nach Fapan.

(WTB.) Rom, 30. Juli. Aus Anlaß eines Ar­tikels desTemps", in dem das Eingreifen Japans in den europäischen Konflikt gewünscht und begrüßt wird, hatte ein Redakteur derTribuna" eine Unter­redung mit dem japanischen Botschafter in Rom, der ihm erklärte, er wisse, daß die öffentliche Meinung und die Presse feines Landes sich einer Allianz mit Rußland immer günstiger zeige, wenn er auch von einem solchen Bündnis keine amtliche Mitteilung habe. Der Bot­schafter erklärte, eine gelbe Gefahr sei nicht vorhanden, es würden vielmehr den ruffischen, französischen, eng­lischen und italienischen Produkten neue wichtige Häfen eröffnet werden .__

Die Neutralen.

Feldgrau für die Schweizer Armee.

Berlin, 30. Juli. LautBerliner Lokalan­zeiger" hat der schweizerische Bundesrat 1518 Millionen Francs für die Anfertigung von feld­graue« Uniformen für die schweizerische Armee be­willigt.

Englands Gewaltpolitik gegen Griechenland.

(WTB.) Paris, 30. Juli. England hat Griechen­land amtlich den Beschluß der Alliierten mitgeteilt, Mytilene vorläufig ausschließlich aus militärischen Gründen zu besetzen, wie dies in ähnlicher Weise zuvor bei der Besetzung von Lemnos der Fall war. Die eng­lische Note ist in freundschaftlichem Ton« gehalten. Sie versichert, daß die Alliierten die Souveränitätsrechte Griechenlands achten und die Insel räumen würden, sobald die Gründe für ihre Besetzung verschwinden würden.

Ein Friedenskonzil der Deutsch-Amerikaner.

Fra«kf«rt a. M., 31. Juli. Nach einem Radio­telegramm derFrankfurter Zeitung" aus New-York berufen die Deutschen ein großes Friedenskonzil auf Anfang September in Chicago ein, das als die größte Kundgebung seit Generationen erscheint.

Mexiko und die Bereinigten Staaten.

(WTB.) Washington, 30. Juli. (Reuter.) Die Mexikaner haben bei Puebla ein Automobil angehal­ten, das unter dem Schutze der amerikanischen Flagge diplomatische Schriftstücke wegführte. Die Flagge wurde entfernt und zu Boden getreten.. Zwei Spanier wurden aus dem Automobil geholt und zum Tode verurteilt. Ein Amerikaner wurde später in Freiheit gefetzt. Es scheint, daß man jetzt in Mexiko intervenieren will, es werden deshalbFälle" geschaffen.

Vermischte Nachrichten.

Ein Friedensaufruf des Papstes.

(WTB.) Rom. 30. Juli. (Agenzia Stefani.) Der Offervatore Romano" veröffentlicht einen Aufruf des Papstes an die kriegführenden Völker und ihre Staats­häupter, in dem er sie beschwört, den Krieg zu beendigen.

Wieder feindliche Flieger über Freiburg.

WTB. Berlin, 30. Juli. Heute früh um 6 Uhr erschienen 3 feindliche Flieger von Südweften kommend, über Freiburg und warfen 7 Bombe«, durch die eine Zivilperson getötet und 6 zum Teil schwer verwundet wurden. Militärischer und son­stiger Sachschaden ist nicht erheblich.

Brandstiftungen in Karlsruhe.

Karlsruhe, 29. Juli. Heute morgen find aus unbekannter Ursache zwei Schuppe« mit Vorräte« in der Nähe des Güterbahnhofs in Brand geraten.

(WTB.) Karlsruhe, 29. Juli. Gestern abend ent­stand in dem historisch merkwürdigen sogenannten Eot- tesauer Schlößle ein Brand, der jedoch alsbald von der Feuerwehr gelöscht werden konnte. Nur die aus Holz mit Wellblechbedachung bestehende zwiebeförmige Turmkuppel ist abgebrannt. Dank der Zufuhr von gro­ßen Waffermaffen wurde das Feuer auf seinen Herd be­schränkt. Insbesondere gelang es, einen anliegenden großen Lagerschuppen der Firma Dürr vor Brandscha­den zu bewahren. Die Löscht und Aufräunmngsarbeiten dürften noch den ganzen heutigen Tag in Anspruch nehmen.