erseits ansehnliche Menschen- und Materialverluste eingetreten sind. Zur Lage im Osten meint der Kri­tiker: Zm Augenblick scheint ein gewisser Beharrungs­zustand eingetreten zu sein, welcher aus der Versteifung des russischen Widerstandes und dem methodischen Ver­halten der Gegner erklärbar ist.

UeLerfall durch einen Panzerzug.

Wien, 29. Juli. Die Blätter berichten, lautLok.- Anz.", über einen gelungenen Neberfall des Militär­lagers von Mossa, wo gerade ein großer Truppentrans­port angekommen war, durch einen österreichischen Pan­zerzug. Diesem gelang es, bis an das in der Nähe von Cormons befindliche Lager in finsterer Nacht heranzu­kommen. Als die italienischen Zelte in Sicht waren, wurde ein verheerendes Maschinengewehrfeuer aus allen vier Wagen des Zuges eröffnet. Zugleich wurden die Zelte mit Brandbomben belegt. Im Nu stand das ganze Lager in Flammen. Die flüchtenden Italiener wurden reihenweise niedergemäht, während die Ueberlebenden sich wie wahnsinnig gebärdeten. Der Panzerzug kehrte nach dem Ueberfall unbeschädigt nach Eörz zurück.

Die russische Niederlage im Kaukasus.

Konstantinopel, 29. Juli. Wie. lautKriegsztg.", demTanin" eine Privatdepesche vom Kaukasus-Kriegs­schauplatz meldet, hat die türkische Armee durch ihren Angriff die Russen von ihrer dritten Verteidigungs­linie zurückgeschlagen, wobei die Russen enorme Ver­luste hatten, lieber 400 Russen, darunter lO Offiziere, wurden gefangen genommen. Die türkische Offensive dauert fort. Eine ganze russische Batterie samt ihrem Kommandanten, mehrere tausend Gewehre, Hunderte von Kisten mit Munition und einige Sanitätswagen wurden erbeutet.

Ein französisches l^-Boot versenkt.

(WTB.) Paris, 29. Juli. Eine Mitteilung des Marineministeriums besagt: Das französische Darda­nellengeschwader ist ohne direkte Nachricht von dem französischen UnterseebootMariotte", das am 26. Juli, vormittags in die Meerenge einsuhr, um im Marmara­meer zu operieren. Türkische Telegramme melden, daß dieMariotte" versenkt wurde und ihre Besatzung von ZI Offizieren und Matrosen gefangen genommen wor­den ist.

Unsere O-Boote.

(WTB.) Berlin, 30. Juli. Die dänischen Blätter stellen für dre letzten Tage eine Rekordtätigkeit der deut­schen Unterseeboote fest. Seit Sonnabend seien nicht weniger als 22 englische Schiffe versenkt worden, außer­dem viele skandinavische Schiffe, was den skandinavi­schen Handel mit Bannware empfindlich gestört habe.

Don unseren Feinden.

Italien vor dem Kriege mit der Türkei.

(WTB.) Rom, 29. Juli. Zu dem Verbot, durch das in Syrien wohnhafte Italiener sich nicht in Mersina einschiffen dürfen, um nach Italien zurückzukehren, er­halten römische Blätter aus Bukarest folgende Nach­richt: Aus Konstantinopel erfährt man, daß die türki­sche Regierung auf die Vorstellungen des italienischen Botschafters Garonni hin das Verbot der Abreise der Italiener aus Mersina aus militärischen Gründen wei­ter aufrecht erhält. Der römische Korrespondent der ^ TurinerStampa" teilt dazu mit, man sei in römischen Regierungskreisen der Ansicht, daß der Augenblick ge­kommen sei, sich zu entscheiden. Man glaubt, daß in den nächsten Tagen der Ministerrat zusammentreten wird, um die peinliche Lage, in die Italien durch die Türkei gebracht wurde, zu lösen.

Der arme Giolitti.

Berlin. 28. Juli. Nach demPopolo d'Jtalia" hat die Stadt Pisa, so wird demBerliner Lokal- anzeiger" gemeldet, das Siolitti seinerzeit verliehene Ehrenbürgerrecht diesem wieder entzöge».

D'Annunzio der Marktschreier.

(WTB.) Berlin, 29. Juli. DerBerl. Lokalanz." meldet aus Chiasso: Nach derTribuna" hat d'Annunzio auf einem von dem Marineleutnant Migaglia geführ­ten Flugzeug an einem Fluge über Triest teilgenom­men. Während der Leutnant Bomben auf das Arsenal warf, hat d'Annunzio eine poetisch-begeisterte Ansprache an die romtreue, nur noch für kurze Zeit unerlöste Stadt herabgeworfen.

Die Kehrseite der Medaille.

Luzern, 29. Juli. Das in Venedig erscheinende BlattAdriatica" veröffentlicht eine lange Liste ita­lienischer Millionäre und Industrieller, die nicht eine einzige Lire für die Kriegsanleihe gezeichnet haben. Demselben Blatt zufolge befinden sich allein in Venedig 8VVV Familien von Kriegsteilnehmern in größter Rot, weil die staatlichen Unterstützungen erst vom dritten Kriegsmonat ab gezahlt werden.

Englands Absicht mit Deutsch-Südwesiarika.

(WTB.) Kapstadt, 29. Juli. Reuter meldet: In einer Rede, die er in Bloemfontain hielt, sagte General Smuts, die Regierung beabsichtige eine Anzahl von Bürgern der Union in Deutsch-Südwestafrika anzu­fiedeln, wobei jenen, die im Feldzug mitgekämpft haben, der Vorzug gegeben würde. Die Kreaturen der eng­lischen Regierung werden wohl tun, mit der Ausfüh­rung ihres Planes noch einige Zeit zu warten. Der Krieg wird nicht in Afrika sondern in Europa und auf der See entschieden.

Die Neutralen.

Amerikanische Neutralität.

(WTB.) Newyork, 29. Juli. Die Smith Boat and Engine Company erhielt von den Regierungen der Alliierten den Auftrag, Voranschläge für starke und ge­schwinde Motorboote zu unterbreiten, die zwei oder mehr leichte Kanonen tragen können und zur Jagd auf deutsche Unterseeboote verwendet werden sollen. Eng­land will eine Flotte von 100, Rußland von 3040 solcher Boote einstellen. Die Boote werden im Stande sein, 50 Meilen in der Stunde zu fahren. Das wären also Kriegsschiffe, die nach dem internationalen Recht nicht ausgeführt werden dürfen.

Ein Friedenskongreß der Deutsch-Amerikaner.

Rotterdam, 29. Juli. WieCentral News" laut Deutsch. Tagesztg." aus Newyork melden, beabsichtigt der Verband der Deutsch-Amerikaner rm Staate New- Pork zum 5. September in Chicago einen Friedenskon­greß zu veranstalten. Der Kongreß wolle dem Präsiden­ten Wilson beweisen, daß der größte Teil des amerika­nischen Volkes nicht gewillt sei, sich in ein kriegerisches Abenteuer gegen Deutschland einzulassen.

Revolution auf Haiti.

Washington, 29. Juli. (Drahtb. W.-B.) Nach einem amtlichen Berichte an das Staatsdepartement aus Port au Prince, hat die Bevölkerung trotz Protestes des französischen Gesandten, den Präsi­denten Guillaume aus der französischen Ge­sandtschaft herausgeholt und totgeschossen. Sie rissen den Leichnam in Stücke, die sie im Triumph durch die ganze Stadt trugen. Später wurde der verstümmelte Leichnam von mehreren Frauen im Kapitol begraben. Die Stadt ist ruhig. Der Panzer­kreuzerWashington" ist in Port au Prince ange­kommen. Admiral Caperton meldet, daß er Ma- Marinetruppen des KreuzersWashington" in Port au Prince habe landen lasten, um die Amerikaner und Fremden zu beschützen. Die Unruhen dauern an. Auf Amerikaner wurde nicht geschossen.

Die rumänische Ernte.

Berlin, 30. Juli. Nach einer Meldung der Deutschen Tageszeitung" berichten dieTimes" aus Bukarest, daß in ganz Rumänien nunmehr die reiche Ernte eingebracht sei. Die Regierung werde wahr­scheinlich das Ausfuhrverbot für Getreide aufheben, das seit dem Kriegsbeginn in Kraft war, doch da die Dardanellen geschlossen seien, würden von der rumänischen Ernte ungefähr 3 Millionen Tonnen «ach Deutschland gehen.

tages mit Worten des Dankes und der Anerkennung für die neuen bewunderungswürdigen Erfolge der Verbün­deten und mit einem Hoch auf den König, die Truppen und das Volk und Land. Die Mitglieder der sozial­demokratischen Fraktion hörten die Verlesung der könig­lichen Kundgebung und das Königshoch stehend an. Die drei Mitglieder der Sozialistischen Vereinigung hatten sich vor der gemeinsamen Sitzung aus dem Saale ent­fernt. Die Erste Kammer ist den Beschlüsten der Zweiten Kammer in den Fragen der Lebensmittel­versorgung der Bevölkerung nicht beigetreten, sie hat eine Erklärung angenommen, in der sie die Regierung ersucht, durch eigene Maßnahmen und durch Einwirkung auf den Vundesrat für eine weitere wirksame Bekäm­pfung der allgemeinen Teuerung auf sämtlichen Gebie­ten des täglichen Bedarfs mit allen zu Gebote stehenden Vorbeugungs-, Schutz- und Strafmitteln rechtzeitig und nachhaltig einzutreten. In der heutigen Sitzung der Ersten Kammer erklärte der Berichterstatter über diese Fragen, Freiherr von König-Fachsenfeld, daß es bei der jetzt eingeführten großen Volksversorgungsorganisation angebracht erscheine, darauf Bedacht zu nehmen, daß man voraussichtlich über den Krieg hinaus, wenn man so sagen dürfe, Vorratswirtschaft treiben müsse. Wenn auch das derzeitige Monopol nicht als dauernde Ein­richtung beibehalten werden könne, werde es sich doch empfehlen, im Interests einer ruhigen Weiterentwick­lung des gesamten wirtschaftlichen Lebens diese Einrich- l iung solange aufrecht zu erhalten, bis der gegenseitige > Austausch von Produkten wieder seinen normalen Lauf j nehmen könne.

Lichtbilderoortrag. Es sei auch hier auf den Lichtbilder-Abend in der Methodiftenkapelle am Sonntag abend aufmerksam gemacht. Inspektor Zahnte aus Nagold wird eine Reihe schöner Bilder aus dem Kriege vorführen; geeignete Deklamationen und Liedervorträge werden den Vortrag umrahmen.

(SCB.) Waldsee, 29. Juli. Der Künstler Erich Orthmann, Kapellmeister am Stadttheater in Barmen, der in einer Schlacht durch einen Nervenschock die Sprache verloren hatte und sich zur Zeit im hiesigen Krankenhauslazarett befindet, dirigierte gestern abend im Schuchaus einen gemischten Liederkranzchor zu dem auf nächsten Sonntag geplanten Konzert zu Gunsten des Roten Kreuzes. Bei einer Fortistimostelle, wo er die Sängerschar zu einem kräftigen Herausrücken mit der Stimme veranlassen wollte und eregt einige unartiku­lierte Laute von sich gab, platzten auf einmal regel­rechte Worte heraus und er konnte wieder reden. Die Freude seiner anwesenden Mutter, Schwester und Braut, die als Künstlerinnen von einer Wohltätigkeits­reise von Belgien kamen, und am Sonntag das Konzert gaben, war unbeschreiblich.

Aus Stadl und Land.

Talm, den 30. Juli 191S.

Das Eiserne Kreuz.

Das Eiserne Kreuz 2. Kl. erhielt Unteroffizier d. Res. Friedrich Burk, 2. Prediger der Methodisten­gemeinde Calw.

Der württ. Hauptfinanzetat angenommen.

Stuttgart, 29. Juli. Bei der heutigen Eesamtab- stimmung über den Hauptfinanzetat in der Zweiten Kammer stimmte die sozialdemokratische Partei für den Etat, die drei Mitglieder der Sozialistischen Vereini­gung stimmten dagegen. Die sozialdemokratische Partei begründete ihre Zustimmung zum Etat in einer Er­klärung damit, daß durch die Einführung der Vermö­genssteuer eine alte Forderung der Partei unter weit­gehender Befreiung der kleinen Vermögen erfüllt sei. Die Regierung habe durch die Vorlage der beiden Ge­setzentwürfe, der Vermögenssteuer und der Zuwachs­steuer, bei der Deckung des Defizits im Staatshaus­haltsetat nach dem Grundsatz der Schonung der weniger leistungsfähigen Klassen gehandelt. Weiter heißt es in der Erklärung:Weit schwerer als diese Gesichtspunkte fällt für unsere Entscheidung die Erwägung ins Ge­wicht. daß alle innerpolitischen Gegensätze solange zu schweigen haben, als die Gefahren, die dem Sein unseres Volkes von einer feindlichen Uebermacht drohen, nicht endgültig abgewehrt sind. Die Geschlossenheit des würt- tembergischen Volkes in diesem ungeheuren Kampf auch nach außen zu betonen, galt uns als erste Pflicht. (Leb­hafter Beifall.) Es handelt sich jetzt für uns nicht da­rum, einer Regierung ein Vertrauensvotum zu geben, wir lehnen daher alle Schlüsse ab, die man in dieser Hinsicht aus unserer Haltung ziehen möchte. Es handelt sich vielmehr darum, auszusprechen, daß die Volksklasten, die wir zu vertreten haben, sich als untrennbare Teile des Volksganzen betrachten." (Erneuter lebhafter Bei­fall im ganzen Hause.) Die drei Vertreter der Sozialist­ischen Vereinigung begründeten die Ablehnung des mit dem Hinweis auf die sozialistischen Grundsätze, auf die Parteitagsbeschlüste und auf die dem Charakter des Staates entsprechende Unfähigkeit, der durch den Krieg verursachten Not der minderbemittelten Bevölkerung wirksam zu begegnen. In einer gemeinsamen Sitzung beider Ständekammern verlas der Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker das Vertagungsreskript und eine Kundgebung des Königs, in der der König den Ständen seinen wärmsten Dank ausspricht und das Gefühl des Stolzes und der tiefsten Rührung für die patriotische und opferwillige Haltung des ganzen Landes zum Aus­druck bringt. Der Präsident der Ersten Kammer, Fürst zu Hohenlohe-Bartenstein, schloß die Tagung des Land-

Evangettfche Gottesdienste.

s. Sonntag nach Trinitatis, 1. August. Vom Turm: 449, Das walte Gott rc. Predigtlied: 268, Herz und Herz vereint zusammen rc. Kirchenchor: Heilig, Heilig ist Gott der Herr rc. 8 Uhr: Frühpredigt, Stadtpfarrer Schmid. 9'/, Uhr: Antritts- Predigt von Dekan Zeller. Investitur desselben durch Prälat Dr. theol. pon H ermann. 1 Uhr: Christenlehre mit der jün­geren Abteilung der Söhne.

Katholische Gottesdienste.

10. Sonntag nach Pfingsten, 1. August. 7 ^< Uhr: Früh­messe. 9'/, Uhr: Predigt und Amt. 1 Uhr: Christenlehre. 1>/, Uhr: Kriegsandacht. Werktags Pfarrmesse täglich 7'/, Uhr, Mittwoch um 8 Uhr, Freitag 7'/- Uhr: Lazarettgottesdienst; Abends 7'/- Uhr: Kriegsbetstunde.

Gottesdienste der Methodistengemeinde.

Sonntag, 1. August. Vormittags 9'/, Uhr: Predigt, Inspek­tor Jahnke-Nagold. Feier des hl. Abendmahls. Nach­mittags 2 Uhr: Freie Aussprache über religiöse Erlebnisse. Abends 8 Uhr: Lichtbilderabend mit Deklamationen und Lieder­vorträgen (Bilder aus dem Kriege). Mittwoch abend 8yo Uhr: Gebetstunde. _

Für die Schrift!, verantwort!.: Otto Seltmann, Talw. Druck u. Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei, Talw.

lsnöwiNschattlichet kericksverein Lalw.

Auf Anregung des Ausschusses des Bezirksobstbau­vereins Calw wird der staatliche Obstbausachverständige Herr Obstbauinspektor Winkelmann aus Ulm am 2.. 3. und 4. August ds. 3s. im Saale des hiesigen Georgenäums einen

lfm; über bSurlicde Obst- ««ü stemikeveweltinig

nach folgendem Lehrplan abhalten:

Erster Tag:

Vormittags 9 Ahr: Das Einmachen von Obst und Ge- müsen in Gläsern, Krügen, Flaschen und Büchsen. Das Einsäuern von Gemüsen, theoretisch und praktisch. Nachmittag« 2 Ahr: Dörren von Obst und Gemüse, theo­retisch und praktisch.

Zweiter Tag:

Vormittags 9 Ahr: Die Herstellung von Mus, Marme­lade, Kraut, Gelee, theoretisch und praktisch.

Nachmittags 2 Ahr: Dasselbe.

Dritter Tag:

Vormittags 9 Ahr: Die Saftbereitung. theoretisch und praktisch.

Nachmittags 2 Ahr: Die Obstweinbereitung, theoretisch.

Zu dieser zeitgemäßen Veranstaltung sind di« Vereins- Mitglieder freundlichst ringeladen.

Talw, den 29. Juli 1915.

Bereinsvorstand: Neg.-Rat Binder.