Die Italiener in Tripolis.
Rotterdam. 27. Juli. Wie hiesige Blätter aus Saloniki melden, werden über die großen Verluste die die Italiener auf dem nordafrikanischen Kriegsschauplatz erlitten, folgende Einzelheiten bekannt' Gleich nach dem Beginn des italienischen Krieges gegen Oesterreich begann die aufständische Bewegung in' Tripolis so bedrohlich zu werden, daß die italienischen Behörden in dieser Kolonie zu dem Mittel griffen, die farbigen Soldaten derselben, also die Äskaris und Venghafi. nach Italien zu schaffen, was von der einheimischen Bevölkerung als ein Zeichen italienischer Schwäche aufgefaßt wurde. Ein Teil dieser farbigen Italiener verweigerte demzufolge den Gehorsam, und als die italienischen Offiziere mit strengen Maßregeln drohten, flüchteten diese Eingeborenenruppen mit den zu ihrer Beaufsichtigung beigestellten Trainsoldaten in das Lager der Aufständischen. Da die Meuterer auch viel Munition und Proviant neben ihren Waffen Mitnahmen, wurden die Kräfte der italienischen Kolonialarmee in Tripolis sehr geschwächt, weshalb die Italiener sich genötigt sahen, sich gegen das Meer zurückzuziehen. Dieser Rückzug artete aber in Flucht aus, als die Aufständischen die zurückgehenden Italiener von drei Seiten umzingelten. So gelang es ihnen sogar, die italienische Front zu durchreißen. Ein Teil der Italiener wurde auf französisches Gebiet hinübergedrängt, der andere erlitt bei Solma und Sirk eine entscheidende Niederlage. Bei dem erstgenannten Orte hatten die Italiener 3000, bei dem andern gegen 2500 Tote. Außerdem verloren sie 45 Geschütze. 50 Maschinengewehre und viele tausend Gewehre. Die aufständischen farbigen Italiener hatten außerdem eine Summe von 2 Millionen Lire in Silber mitgenommen. Das erbeutete Kriegsmaterial verwandten sie zum Teil für sich, zum Teil wurde es nach Addis Abeba gebracht, wo ein offener Handel mit italienischen Waffen getrieben wurde. Dagegen erhob der italienische Konsul zwar Einspruch, der aber erfolglos blieb, da die abessynische Regierung sich Italien gegenüber vollkommen gleichgültig verhielt.
Unsere 0--Boote.
(WTB.) Pmuiden, 27. Juli. Der holländische Fischdampfer „Hercules" hat hier die aus 9 Mann bestehende Besatzung des norwegischen Schoners „Harbo" gelandet, der mit Holz von Christiünia nach Sunderland unterwegs war, und am Sonntag abend auf 68 Grad 40 Minuten nördlicher Breite und 2 Grad 32 Minuten östlicher Länge von einem deutschen Unterseeboot in Brand gesetzt worden war. Die Besatzung erhielt 5 Minuten Zeit, um in das Boot zu gehen. Der Kapitän erzählte, er habe in der Nähe 3 andere Schiffe in Flammen gesehen. (Holz ist Bannware.) - W-,
(WTB.) Rotterdam. 27. Juli. Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant" meldet aus London: Die 29 Mann zählende Besatzung der „Leelanow" ist gestern in Kirkwall gelandet. Als das Schiff geräumt war, gab das Unterseeboot ein Dutzend Schüsse ab und schoß dann einen Torpedo ab. Die Besatzung wurde an Bord des Unterseebootes genommen und dort gut behandelt. Das Unterseeboot brachte sie bis in Sicht der Küste, ließ sie, als im Horizont eine Rauchsäule aufstieg, in die Boote gehen und tauchte unter. Ehe die „Leelanow" angegriffen wurde, sah die Besatzung in der Ferne, wie zwei Schiffe von denen das eine offenbar ein Segelschiff war, in den Grund gebohrt wurden.
(WTB.) Kopenhagen. 27. Juli. Der dänische Dampfer „Nogill", von Göteborg nach dem Tyne mit Eisenbahnschwellen unterwegs, ist in der Nordsee von einem deutschen Unterseeboot in die Luft gesprengt worden. Die Besatzung wurde in Wilhelmshaven gelandet. (Schwellen sind Bannware.)
Aufgebrachte Dampfer.
Berlin, den 28. Juli. Dem „Berliner Tage- blatt"wird aus Stettin berichtet: Wie die„S1ettiner Abendpost" aus Swinemünde meldet, wurden der norwegische Dampfer „Borgila" und der schwedische Dampfer „Franz", beide mit Papiermasse von Schweden nach England unterwegs, in Swinemüade eingebracht.
Vermischte Nachrichten.
Die Türkei und Italien.
GKG- Lugano. 17. Juli. Der „Tagesanzeiger" in Luzern läßt sich aus Rom berichten, daß der italienische Botschafter in Konstantinopel auf drei Tage in Rom eintrifft. Er wird an dem Kronrat teilnehmen, der am Freitag unter Vorsitz des Königs an der Front stattfindet und in dem die Entscheid« ung über die Kriegserklärung an die Türkei fallen soll. Die Sprache der römischen Zeitungen gegen die Türkei ist wieder auffallend milde geworden.
Die Balkanumtriebe der Entente.
(WTB.) Berlin. 27. Juli. Aus Rotterdam meldet ide „Voss. Ztg.", daß der Vierverband gegenwärtig in Bukarest und Sofia die verlockendsten Angebote mache. Rumänien solle Siebenbürgen, das Banat und alle von Rumänien besetzten Teile Vessarabiens erhalten, Bulgarien ganz Mazedonien. Die Könige von England und Italien und Präsident Poincarö ständen wegen der Valkanverhandlungen in persönlichem Depeschenwechsel mit dem Zaren.
Die Unentwegten.
(WTB.) Zürich, 27. Juli. Nach der „Neuen Züricher Zeitg." soll in Genf, gutem Vernehmen nach, demnächst eine Konferenz zwischen drei französischen und drei deutschen sozialistischen Abgeordneten stattfinden. Es handelt sich vermutlich um die Franzosen Vuisson, Nuel und Longnel und die Deutschen Bernstein. Haase und Kautsky.
Das letzte Mittel.
(WTB.) Kopenhagen. 27. Juli. „Nowoje Wrem- ja" und „Rußkoje Slowo" bringen, abgesehen von den gewöhnlichen täglichen Berichten über die angebliche Bestialität der deutschen Soldaten und über die Behandlung der russischen Gefangenen, jetzt noch andere haarsträubende Meldungen, angeblich auf Grund der Aussagen eines österreichischen Offiziers, der erklärt haben soll, die deutschen Truppen würden besonders dazu angelernt, die russischen Gefangenen zu martern, zu Tode zu peinigen, lebendig zu verbrennen oder zu ersäufen. Die russischen Soldaten werden daher gewarnt, sich lebendig in Feindeshand zu begeben. ' ,
Die Beerenernte Südbadens.
Karlsruhe, 28. Juli. Nach einer Meldung des „Berliner Lokalanzeigers" ist die überaus ergiebige Beerenernte Südbadrns, die sonst größenteils nach der Schweiz ausgeführt wurde, in diesen Tagen von Berliner undHamburgerHändlernanfgekauftworden.
Aus Stadt und Land.
E«l», den 28. Juli 1918. Kriegsauszeichnung.
In Anerkennung großer Tapferkeit ist dem Unteroffizier der Reserve Paul Kirchherr von Stammheim die silberne Verdienstmedaille und das Eiserne Kreuz 2. Klaffe verliehen und außerdem ist Kirchherr zum Vizefeldwebel befördert worden. — Die silberne Militär» Verdienstmedaille wurde dem Unteroffizier Niethammer von Ealw und dem Gefreiten Rentschler von Althengstett verliehen, beide beimLandst. Jnf.-Batl. Calw, z. Zt. im Felde.
Verlustliste für den Oberamtsbezirk Calw.
Aus der amtlichen wSrttembergischen Verlustliste 231 und 232.
Grenadier-Regiment Nr. 119, Stuttgart.
Lörcher, Philipp, Neuweiler, gef. — Braun, Emil, Calw, verw. — Widmann, Karl, Calw, verw. — Blaich, Jakob, Ltn. d. R., Altbulach, l. verw. — Rentschler. Michael, Schmieh, l. verw. — Nonnenmann, Johannes Oberkollbach, l. verw. — Schaible, Friedrich, Tamb., Oberhaugstett, gef.
Infanterie-Regiment Nr. 127, Mm.
Schüttle, Wilhelm, Calw, l. verw.
Reserve-Iufanterie-Regiment Nr. 246.
Gabel, Johann, Martinsmoos, l. verw. — Weber, Gottlieb, Alt bürg, ins. Verw. gest. — Wentfch, Adam, Utfsz., Alt bürg, I. verw. — Pfrommer, Johann, Utffz. Ottenbronn, l. verw.
Bon der Reichsgetreidestelle.
Unter dem Vorsitz des Unterstaatssekvetärs Exzellenz Michaelis fand die erste Sitzung des Kuratoriums der Reichsgetreidestelle statt. Es wurde beschlossen, den Kommunalverbänden den bisherigen Bedarfsantoil an Mehl einschließlich der Zuschläge für die schwer arbeitende Bevölkerung bis zum IS. September weiter zu gewähren, da der neue Einteilungsplan nicht eher fertiggestellt werden kann. Es wurden ferner die Grundsätze besprochen, nach denen das Direktorium der Reichsgetroidestelle mit den Fabrikanten von Nahrungsmitteln verhandeln soll, um einerseits diese Fabriken zu beschäftigen und andererseits der Bevölkerung in den Mehlfabrikaten sehr willkommene Nahrungsmittel zuzuführen. (Amtlich.)
Ein Lazarettzug brachte den Militär lazaretten Liebenzell. Hirsau. Calw und Nagold gestern abend wieder eine größere Anzahl verwundeter und kranker Krieger. Wie wir erfahren, ist die Ueberführung überall dank der Vorbereitung gut von statten gegangen.
Hirsau, 27. Juli. Am letzten Sonntag fand in Gasthof zum „Hirsch und Lamm" ein patriotischer Abend statt, bestehend aus Klavier- und Gesangsvorträgen, Rezitation und Theater. Das Programm umfaßte der Zeit angemessene ernste und heitere Lieder und Gedichte, die schön vorgetragen von dem zahlreich erschienenen Publikum mit lebhaftem Beifall ausgenommen wurden. Großen Beifall fand zum Schluß der reizende Einakter „Ein blauer Teufel". Alles in allem erlebten die Teilnehmer einen wohlgelungenen Abend, sodaß der Wunsch nach einer Wiederholung der Veranstaltung vielfach geäußer wurde.
Für die Schriftl. verantwort!.: Otto Seltmann, Calw. Druck ».Verlag derA.Oelschläger'schen Buchdruckerei, Calw.
Amtliche und Privat-Anzeigen.
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flr das Kote Kttuz u. die Unterstützung der Familien AasmaWerter.
am 2. August 1915,
dem Jahrestage der Mobilmachung.
Die lange Dauer des Krieges stellt ungeheuere Anforderungen an das Rote Kreuz und den Hilfsausschuß für die bedürftigen Kriegerfamilien. Tausende von Mark sind zur Linderung der Not der Verwundeten und Bedürftigen ausgegeben worden und es sind die Mittel des städtischen Hilfs- ausschuffes erschöpft.
Um die
Xrlegstürsorg«
nachhaltig und kräftig fortsetzen zu können, find immer neue
Mittel nötig. Allein für die Kriegsfamilienunterstützung in ^ Calw sind monatlich gegen 2000 Mark erforderlich. !
Wir wenden uns daher wiederholt an die erprobte Opferwilligkeit in Stadt und Land, davon ausgehend, daß gerade der Jahrestag der Mobilmachung jedermann in unserem Volke Gelegenheit geben soll, ein Scherflein beizusteuern und bitten, unermüdlich weitere Opfer zu bringen, um denen zu helfen und zu danken, die tu unvergleichlichem Heldenmut die Schrecknisse der Krieges vo« unserer Heimat serngehalten haben.
Die Sammlung in Calw wird durch hiesige Mädchen vorgenommen. Außerdem sind zur Entgegennahme von Beiträgen auch die bekannnten Sa««elstellen bereit.
Auf dem Land bitten wir die Herren Ortsvorfteher, Geistlichen und Lehrer die Sammhmg am 2. August in die Wege zu leiten und das Ergebnis des Opferertrages dem Bezirksvertreter einzusenden.
Das Rote Kreuz Calw.
Der Bezirksvertreter: Amtmann Rippmann.
Der Hilfsausschuß
für Kriegsfamilieuunterpützung in Calw.
Vorsitzender: Kommerzienrat Georg Wagner.
Dem Unterzeichneten ist «in gelber russischer
MinShunS
(Hündin), MM- zugelaufen, (weiße Brust, weiße Tatzen). Abzu» holen gegen Einrückungsgebühr und Juttergeld
Gottlieb Holzäpfel ju»., Unterhaugstett.
Neues
Siiierbr»»
Friedrich Lamparter.
Lumpen»
alt Kupfer. Meffing. Zinn «sw., sowie sümtl. Altwaren kaust fortwährend Althändler Deh« beim Lamm. Di« War« wird auf Wunsch abgeholt. Zuschriften erbeten.