abgehaltenen Versammlung, die allen Teilnehmern unvergeßlich sein wird, wurde unserer Forderung strengster Neutralität seitens der Vereinigten Staaten das nötige Gewicht und der nötige Nachdruck verliehen, zu gleicher Zeit aber auch den Feinden Deutschlands und seines Verbündeten der deutlichste Beweis erbracht, daß in den Herzen von Millionen von Deutsch-Amerikanern die Liebe zur alten Heimat und der Glaube an die deutsche Sache lebendig sind. Mitbürger, Jeden von euch, dem das Wohl der Heimat, das Wohl der Vereinigten Staaten und seine eigene Stellung als amerikanischer Bürger am Herzen liegt, bitten wir sich zur Mitgliedschaft bei dem Zentralverband für Boston und Umgebung als Einzelmitglied zu melden, damit der Verband seiner Aufgabe gerecht wird und wir unsere Rechte als amerikanische Bürger geltend machen und unserer treuen Liebe zur alten Heimat rückhaltslosen Ausdruck verleihen können.
Der deutsch-amerikanische Nationalbund der Vereinigten Staaten von Amerika erstrebt die Vereinigung aller Deutsch-Amerikaner, um der Bevölkerung deutscher Abkunft den ihr gebührenden Einflug auf das öffentliche Leben des Landes zu sichern, und auf diese Weise zur Entwicklung der amerikanischen Nation beizutragen. Der Nationalbund vertritt den Grundsatz, daß in allen öffentlichen Angelegenheiten das allgemeine Wohl über die Partei- und Sonderinteressen zu setzen ist, daß die persönliche Freiheit der Bürger gewahrt und Gerechtigkeit gegen alle geübt wird. Er ist bestrebt, die alten freundlichen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland nach Vermögen zu kräftigen. Die Geschichte der deutschen Einwanderung beweist, daß die Deutschen zur geistigen und materiellen Entwicklung der Vereinigten Staaten in hervorragender Weise beigetragen haben und daß sie an Opferwilligkeit und Treue ihrem neuen Vaterlande gegenüber von niemand übertroffen worden sind. Diesen Geist in der heutigen Generation von Deutsch-Amerikanern lebendig zu erhalten, ist die Aufgabe des Nationalbundes.
Die Deutsch-Amerikaner gegen Wilsons Note.
Frankfurt. 27. Juli. Die „Franks. Ztg." meldet aus Genf, 27. Juli: Wie der Newyorker Sonderberichterstatter des „Petit Parisien" meldet, geht die deutsch-amerikanische Presse mit Wilson wegen der Note scharf ins Gericht. Man habe den Glauben verloren, daß Wilson den Bruch zu vermeiden suche, und die Ueberzeugung gewonnen, daß er den Bruch suche, nicht um die Streitkräfte der Verein. Staaten mit den Kriegführenden zu vereinigen, sondern um England mit allen ökonomischen und Geldmitteln zu helfen. Die Zeiten seien für die Verbündeten hart und die amerikanische Hilfe könnte umso nachdrücklicher sein, als die Lage Englands immer kritischer werde. Der Wille, England zu helfen, erkläre allein den so angreifenden Ton der Note. Scharf verurteilt man das Vorgehen Englands. Wenn England vorhabe, alle Rechte friedlicher Nationen zu brechen und sich bemühe, alle andern zu opfern, damit es selbst triumphiere, so handle es als Tyrann und verdiene das Schicksal eines Tyrannen. Wenn es nicht Krieg führen könne, ohne gegen die Menschlichkeit zu verstoßen, sondern nur durch die Verletzung der Rechte der andern Nationen bestehen könne, tue es besser, bald Frieden zu schließen.
Andere Stimmen aus Amerika.
(WTB.) San Francisco, 27. Juli. Brqan erklärt in einem Aufruf, die Vereinigten Staaten hätten kein Recht, einen Krieg gegen Deutschland oder irgend eine europäische Macht zu beginnen.
(WTB.) Berlin. 27. Juli. Die „Franks. Ztg." meldet aus Newyork: Die Zeitungen im Westen und Süden der Vereinigten Staaten beurteilen die durch die Note geschaffene Lage ruhig.
(WTB.) London, 27. Juli. „Daily Mail" meldet aus Newyork: Die Hearstblätter und die deutschamerikanischen Zeitungen kritisieren Wilsons Note abfällig. Hearst bezeichnet sie als herausfordernd und unneutral. Hermann Ridder spricht sein Vertrauen in die deutsche Diplomatie aus, daß sie die Kriegsgefahr abwenden wird. Beide finden eine gewisse Unterstützung bei der „New-Pork Evening Post" und anderen Blättern, die sagen, daß wenn den Deutschen Angriffe auf Amerikaner unterliefen, sie Wilson freie Hand geben würden, gegen die englische Blockade Deutschlands vorzugehen.
Die englisch-wilsonfche Taktik.
Kopenhagen, 27. Juli. Amerikanische Reifende zeigen trotz aller Warnungen noch immer eine gewisse Vorliebe dafür, auf ihrer Ueberfahrt nach Europa englische Dampfer zu benutzen, trotzdem ihre Ladung häufig aus Kriegsmaterial und anderer Bannware besteht. Nach Meldungen aus Newyork hat, laut
„Deutsch." Tagesztg.", wiederum eine ganze Reihe amerikanischer Bürger die Reise nach dem Kontinent auf dem White Star-Dampfer „Adriatic" angetreten, der nach einer Aufstellung der Newyorker Zentralbehörde an Waren folgende Güter an Bord hatte: 1995 Kisten Patronen, 19V Kisten Zünder, 3V Kisten ungeladene Granaten, 182 Kisten ungeladene Handgranaten. 8 Kisten Revolver, 4 Kisten Gewehre und anderes Kriegsmaterial.
MetallarbeiterLewegung in Amerika.
Berlin» 27. Juli. Aus Amsterdam meldet das „Berliner Tageblatt": „Central News" melden aus New York, daß nach einer Bekanntmachung der „International Association of Machinists" mit eine« Streik von 6V0V00 Metallarbeiter« gerechnet werden darf. Die Arbeiter fordern einen Arbeitstag von 8 Stunden und beträchtliche Lohnerhöhungen.
Wie England die Note Wilsons behandelt.
Washington, 27. Juli. (Reuter) Die englische Antwort auf die amerikanische Note betreffend die britische Blockade ist eingelaufen. Es wird darin erklärt, daß das Vorgehen Großbritanniens mit de« Völkerrecht übereinstimme (?) wenn dieses auch den neuen (!) Bedingungen entsprechend angewandt werden müsse. Gut unterrichtete Kreise erklären, die britische Note sei in sehr verbindlichen Worten gehalten und berufe sich auf die Entscheidung des amerikanischen obersten Gerichts während des Bürgerkriegs, in der Englands Auftreten gebilligt wurde. Staatssekretär Lanstng schickte die Note an Wilson weiter.
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
Die deutsche amtliche Meldung.
(WTB.) Großes Hauptquartier, 27. Juli. (Amtlich.) Westli cher Kriegsschauplatz. Schwache französische Handgranatenangriffe nördlich vo>n Souchez und Sprengungen in der Gegend von Le Mesnil in der Champagne waren erfolglos. In den westlichen Argonnen besetzten wir einige feindliche Gräben. Auf die Beschießung von Thiaucourt antworteten wir abermals mit Feuer auf Pont-ü- Monsson. In den Vogesen setzte sich der Feind gestern abend in den Besitz unserer vordersten Gräben auf dem Lingekopf (nördlich von Münster). Bei Roncq (nordwestlich von Tourcoing) wurde ein französischer, bei Terannne ein englischer Flieger zum Landen gezwungen. Die Insassen wurden gefangen genommen.
OestlicherKriegsschauplatz. Ein Vorstoß aus Mitau wurde von uns abgewiesen. Zwischen Poswol (südlich von Mitau) und dem Njemen folgen wir dem weichenden Gegner. Die Russen versuchten gestern unsre über den Narew vorgedrungenen Truppen durch einen größeren, einheitlichen, auf der Linie Goworowo (östlich von Nozan) —Wysckow— Serock (südlich von Pultusk) angesetzten Angriff zurückzudrängen. Die russische Offensive scheiterte völlig. 3319 Russen wurden gefangen, 13 Maschinengewehre erbeutet. Oestlich und südöstlich von Rozan dringen unsere Truppen hinter dem geworfenen Feind nach Osten vor. Am Bug (südöstlich von Pultusk) wird hartnäckig gekämpft. Bor Nowo-Georgi- jewsk und Warschau keine Veränderung.
Südöstlicher Kriegsschauplatz. Vor Jwangorod nichts Neues. Nördlich von Hrubieszow warfen wir den Feind aus mehreren Ortschaften und nahmen 3941 Russen, darunter 1v Offiziere gefangen. Im Uebrigen ist die Lage bei den deutschen Truppen des Generalfeldmarfchalls v. Mackensen unverändert.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.
(WTB.) Wien. 27. Juli. Amtliche Mitteilung Russischer Kriegsschauplatz. Seit der Erstürmung von Sokal durch unsere Truppen wurde südöstlich der Stadt um den Besitz einer Höhe gekämpft, die für die Behauptung der Bugübergänge besonders wichtig ist. Gestern stürmten unsere tapferen Regimenter diese Position, wobei wir 20 Offiziere und 3090 Mann gefangen nahmen und fünf Maschinengewehre erbeuteten. Die Kämpfe nördlich Grubieszow schreiten erfolgreich fort. Sonst ist die Lage im Nordosten unverändert.
JtalienischerKriegsfchauplatz. Unter dem Schutze des gestern früh eröffneten Artilleriemassenfeuers griffen die Italiener das Plateau von Doberdo mit verstärkter Kraft abermals an. Der Ansturm scheiterte unter größeren Verlusten denn je. Nach erbitterten Nahkämpfen blieben unsere Truppen auch an diesem neunten Schlachttage in vollem Besitze ihrer alten Kampfstellungen am Plateaurand. An den übrigen Teilen der küstenländischen Front, dann im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet hat sich nichts Wesentliches ereignet.
Die Räumung Nordwestrußlands.
(WTB.) Paris, 28. Juli. Der Korrespondent des „Temps" in Petersburg meldet, daß die Militärbehörden die notwendigen Maßnahmen für die Räumung Wilnas. Erodnos, Kownos und Bielostoks ergriffen haben. Die Spitäler, Gefängnisse und Schulen wurden bereits geräumt. Die Blätter beruhigen die Bevölkerung, indem sie erklären, es handle sich um Vorsichtsmaßregeln.
Das Ausland zur Lage im Osten.
(WTB.) Paris, 27. Juli. Aus Kopenhagen berichtet das „Berl. Tagebl.": Der militärische Mitarbeiter der streng neutralen dänischen Regierungszeitung „Politiken" kommt in einer Studie über Rußlands militärische Lage zu dem Schluß, daß Rußland vor der größten militärischen Katastrophe der Weltgeschichte steht, falls es nicht rechtzeitig seine stärkste Stellung, das riesige Festungsdreieck Warschau—Jwangorod—Brest—Litowsk opfere. Mit dieser Umzingelung von über 500 Kilometer Frontlänge verglichen, sei Sedan nur ein Scharmützel zu nennen. Auch das Vorrücken des Generals v. Gollwitz, der in verblüffend kurzer Zeit die ungeheuer starken Sumpfbefestigungen der Narewstellung genommen habe, sei eine kriegerische Leistung ersten Ranges. Der „Berl. Lokalanz." meldet aus Kopenhagen: Der „Temps" schreibt über die Lage der russischen Heere: Die letzten Nachrichten aus Petersburg ließen leider befürchten, daß die russische Stellung am Narew entweder schon durchbrochen sei, oder daß dies nahe bevorstehe, wie es auch den Anschein habe, daß die Eisenbahnverbindung Warschau—Petersburg stark bedroht sei.
(WTB.) Paris. 27. Juli. Diejenigen Blätter, die bisher der Offensive der Verbündeten in Rußland jede strategische Bedeutung abgesprochen hatten, äußerten sich gestern ziemlich pessimistisch. Der „Temps" fragt besorgt, welches Ergebnis die ungeheure Schlacht haben werde, deren Phasen man nur anzudeuten brauche, um ihre Größe und ihren Ernst zu zeigen. — „Figaro" schreibt: Wir erleben wieder einmal tragische Stunden. — Oberstleutnant Rousset stellt im „Petit Parisien" fest, die Lage sei leider nicht so glänzend, wie die Alliierten wünschten.
Die Gesamtverluste der englischen Armee.
(W.T.B.) Berlin, 28. Juli. Aus Rotterdam erfährt der „Berliner Lokalanzeiger": Amtlich wird aus London gemeldet: Die Gesamtverluste der englischen Armee auf sämtlichen Kriegsschauplätzen betragen: an Offizieren: gelötet 4000, verwundet 8330, vermißt 1383; an Mannschaften: getötet 57384, verwundet 188190, vermißt 62502.
Die Schlacht am unteren Isonzo.
Kriegspressequartier, 27. Juli. Der Angriff der Italiener auf die Jsonzofront von Görz bis Monfal- cone wird mit der größten Erbitterung fortgeführt. Tagsüber finden die heftigsten Artilleriekämpfe statt, denen ununterbrochene Nachtangriffe der Infanterie folgen. Die Angriffe werden zäh und mit größter Tapferkeit durchgeführt. Sie brechen erst im Feuer unmittelbar an den österreichischen Schützengräben zusammen. Die italienischen Verluste bei diesen andauernden, beiderseits mit größter Erbitterung geführten Kämpfen sind sehr schwer. Die italienische Artillerie entwickelt buchstäblich einen Granatenhagel. Der felsige Boden bringt es mit sich, daß viele Verwundungen durch Steinsplitter erfolgen. Auf österreichischer Seite erfordert es die höchste Kraft-» anstrengung, der feindlichen Uebermacht standzuhalten. Bisher konnten die Italiener keinen Erfolg erringen oder auch nur eine Verbesserung ihrer Stellung erreichen. Vor einigen Tagen warf, wie dem „Lokalanz." berichtet wird, ein italienischer Flieger aus Görz einen Zettel mit der Mitteilung, daß die Italiener Görz bis zum 25. Juli auf jeden Fall nehmen werden. Auch wurde bei einem verwundeten Offizier ein Brief gefunden, in dem er den Eltern mitteilt, er habe die feste Zuversicht der baldigen Einnahme. Der Brief sollte am 25. Juli in Görz aufgegeben werden. Seit Freitag beschießen die Italiener wieder die offene Stadt Görz. Mehrere Privathäuser mitten in der Stadt sind zerstört.
Die schneidige österreichische Flotte.
(WTB.) Nom. 27. Juli. Die Zeitungen melden, daß ein österreichisches Geschwader, bestehend aus einem leichten Kreuzer und 4 Torpedojägern, die Küstenbahn zwischen Senigallia und Pesa-ro beschossen habe. Einige Schüße seien auf die Stadt Senigalla abgegeben worden. Fast gleichzeitig hätten drei Wasierflugzeuge Ancona mit Bomben belegt. Bei beiden Unternehmungen sei kein Menschenleben zu beklagen und auch der Sachschaden sei gering.