1877
Aus oen
Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung —- Heimatzeitung der Kreise Calw und Freuden^adt
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Kammer 202
Altensteig, Donnerstag, den 29. August 1949
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Luftangriffe bis Schottland ausgedehnt
Ausgedehnte Brände auch in Schottland — U-Boot versenkte 28SVV BRT. aus starkgeficherten Geleitzügen — B ritis cher Tanker im Indischen Ozean von deutschen Seestreitkräften versenkt — Zwei feindliche U-Boote am Kanal warfcheinlich versenkt
DNB Verlin, 28. Aug. Das Oberkommando der Wehr- mcht gibt bekannt:
Am gestrigen Tage beschränkte sich die Tätigkeit der deuten Luftwaffe infolge unsichtigen Wetters auf bewass - »eie Aufklärung, in deren Verlaus Bomben auf die Hasenanlage,, von Eosport geworfen wurden.
In der Nacht zum 28. August griffen stärkere Kampfverbände Hafenanlagen und Werften, Flugzeugwerke und Rüstungsanlagen in England und Schottland an. In Southampton, Aberdeen, Dundee, Leeds, Hüll, vor allem in den Flugzeug- und Motorenwerken von Derby und Birmingham und in der Staatswerft von Chatam zeigten ausgedehnte Brände die Wirkung der Bombenangriffe.
Das Verminen britischer Häfen durch Flugzeuge wurde fortgesetzt.
Britische Flugzeuge warfen in der Nacht im Reichsgebiet Bomben ohne nennenswerte Wirkung. In Kiel wurden einige Wohnhäuser beschädigt. Infolge des disziplinierten Verhaltens der Bewohner erhielt nur eine Person leichte Verletzungen.
Drei britische Flugzeuge wurden avgeschossen, davon eines durch Marineartillerie. Ein eigenes Flugzeug wird vermißt.
Kn Unterseeboot versenkte 28 Kvü BRT. feindlichen Handelsschiffsraumes aus stark gesicherten Eeleit- Bgen. Vor der französischen Kanalkiiste beschoß deutsche Marineartillerie zwei feindliche Unterseeboote; mit ihrer Vernichtung ist zu rechnen.
Im Indischen Ozean versenkten deutsche Seestreitkräfte den bewaffneten britischen Tanker „British Commander" von 6991 BRT.
Der italienische Wehrmachtsbericht
Das Erdölzentrum von Haifa erneut bombardiert — Große Brände — Neue Verletzung des Schweizer Luftraumes durch die Engländer
Rom, 28. Aug. Der italienische Wehrmachtsbericht vom Mittwoch hat folgenden Wortlaut:
„Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt:
Das Erdölzentrum vo « Haifa ist gestern am hellichten Tage von unseren Lustsormationen bombardiert worden. Der Bahnhof und die neue Raffinerie wurden getroffen, wobei übcr- M große Brände entstanden. Alle unsere Flugzeuge sind zurück- gekehrt.
In Nordafrika hat der Feind einen heftigen Luftangriff onf Derna unternommen. Ein kleiner Dampfer mit einer Holzladung wurde getroffen. Im übrigen wurde nur leichter Schaden verursacht; zwei Tote und fünf Verwundete werden gemeldet.
2n Ostafrika haben feindliche Einflüge auf Harrar, wo das Militärlazarett für Eingeborene getroffen wurde, und auf Desfie ftattgefunden, wo die Militärsanitätsstation getroffen wurde. Insgesamt beläuft sich die Zahl der Opfer auf acht Tote "ad etwa zwanzig Verwundete. Ein feindliches Flugzeug wurde abgeschossen. In Massaua ist eine Strafanstalt getroffen und leicht beschädigt worden. Von den Häftlingen wurden neun getötet.
Feindliche Flugzeuge, die wiederum über die Schweizer Grenze kamen, haben Piemont und die Lombardei überflogen, -«folge der wirksamen Abwehr durch Jäger und Flak haben sich me feindlichen Flugzeuge darauf beschränkt, einige Brandbomben «i Nichelino, Provinz Turin, abzuwerfen, wo ein Bauernhaus » Brand geriet."
Bisher größter Angriff
Militärische Ziele in England stark in Mitleidenschaft gezogen
Stockholm, 28. Aug. In einem Bericht von Reuter aus London wird erklärt, daß die Deutschen in der Nacht zum Dienstag vom Einbruch der Dunkelheit bis zum Morgengrauen ihren bisher größten Angriff gegen Großbritannien durchgeführt hätten. Mährend dieser Nachtangriffe überflogen, so heißt es wei- kr, die deutschen Flugzeuge die englische Küste in einer l^ange von mehr als 800 Kilometern, und man meldete ihre Anwesenheit über Gegenden vom Nordosten bis zum Eudwesten Englands einschließlich Middlands und der Londoner Gegend. Bomben fielen an verschiedenen Stellen nieder. Militärisch wichtige Ziele wie Industrieanlagen in den Middlands, w gibt Reuter jetzt zu, wurden in Mitleidenschaft gezogen. I« ehreren Gegenden waren die Lustalarme die längsten seit tttiegsbegiun, während die Zahl der Bomben, wie in dem Be
richt behauptet wird, vergleichsweise gering gewesen sei.
Das ausgedehnte Feuer der Flakbatterien, das Aufblitzen der Vomenexplofionen und die Strahlen der Scheinwerfer bildeten, so heißt es weiter in dem Reuterbericht weiter, den dramatischen Hintergrund für den 7. Luftangriff auf die militärischen Anlagen Londons innerhalb von drei Tagen.
„Svenska Dagbladet" meldet in einem Bericht aus London, , daß von den 31000 Einwohnern der Stadt Ramsgate 22 000 > evakuiert worden seien.
„United Preß" meldet aus Dover, die Stadt habe Montag den bisher gewaltigsten Angriff erlebt. Die deutschen Maschinen seien am Nachmittag in drei Formationen über Dover erschienen und hätten ihren Weg ins Land fortgesetzt. Messerschmitt- ! Jäger hätten die Ballonsperren angegriffen und zwei Ballone abgeschossen. ,
Wie „Daily Mail" vom 26. August berichtet, hatte eine Stadt ^ in Südwales am Sonntag seit Juni den hundertsten Luftalarm. § Die Leute verbrachten am Sonntag acht bis zehn Stun- ; denimKeller. !
Graf Ciano vom Führer empfange«
Oderjalzberg, 28. Aug. Der Führer empfing heute mit tag in Gegenwart des Reichsministers des Auswärtigen vor Ribbentrop den italienischen Außenminister Graf Ciano aus dem Berghof.
Ribbentrop und Ciano in Wien
Besprechungen mit Csaky und Manoilescu
Salzburg, 28. Aug. Der Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop und der italienische Außenminister Graf Ciano haben den ungarischen Außenminister Graf Csakq «nd den rumänischen Außenminister Manoilescu heute nach Wie« eingeladen, um dort gemeinsam interessierende Frage» zu besprechen. Die Besprechungen der Außenminister beginnen am Donnerstag.
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Graf Ciano nach Salzburg abgereist !
Rom, 28. Aug. Im Hinblick auf die in Wien stattfindende Zusammenkunft der Außenminister Italiens, Deutschlands, Rumäniens und Ungarns ist der italienische Außenminister Graf Ciano am Mittwoch vormittag 9 Uhr vom Flughafen Littorio abgeflogen. Graf Ciano, in dessen Begleitung sich der deutsche Botschafter in Rom, von Mackensen, einige hohe Beamte des Außenministeriums und die italienischen Gesandten in Bukarest und Budapest befinden, wird sich zunächst nach Salzburg begeben.
Helden der Luftwaffe ausgezeichnet
Berlin, 28. Aug. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht verlieh auf Vorschlag des Oberbefehlshabers der Luftwaffe, Reichsmarschall Göring, das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz: Hauptmann Rubensdörffer, Kommandeur einer Fliegergruppe, Hauptmann K e i l,^Kommandeur einer Sturzkampftruppe, Kauptmann O e s a u, ^Staffelkapitän einer Jagdstaffel, Hauptmann Tietzen, Staffelkapitän einer Jagdstaffel.
Hauptmann Rubensdörser, der im polnischen Feldzug Staffelkapitän war, hat später mit seiner Gruppe auf vielfachen Angriffsflügen besonders große Erfolge gegen Schiffe, FT-An- lagen und Flugplätze erzielt. So versenkte seine Gruppe an Handelsschiffsraum 110 000 Tonnen, ferner drei Zerstörer und fünf Vorpostenboote und vernichtete im Luftkampf eine größere Anzahl englischer Flugzeuge.
Hauptmann Keil nahm gleichfalls bereits am Polenfeldzug teil. Im Westen zeichnete er sich mit seiner Stuka-Gruppe bei der Durchbruchsschlacht in Flandern und an der Somme sowie bei der Vernichtung von Panzerwerken bei Saargemünd, Weißenburg und Kolmar aus. Diese Angriffe trugen wesentlich zum schnellen Durchbruch der Maginotlinie bei. Ueber der Nordsee gelang es ihm, mehrere Zerstörer und Kreuzer sowie größeren Handelsschiffsraum zu versenken. Besondere Verdienste erwarb er sich an der Spitze seines Verbandes durch navigatorisch und wirkungsmäßig hervorragende Angriffe gegen englische Flugplätze.
Hauptmann Oesau und Hauptmann Tietzen haben sich als Jagdflieger besonders ausgezeichnet. Jedem von ihnen gelang es, in Lustkümpfe« 20 feindliche Flugzeuge abzuschieße«.
Steigende deutsche Empörung
Ueber den einseitigen Kampf Englands gegen die Zivilbevölkerung
Me „Deutsche Allgemeine Zeitung" schreibt u. a.:
Statt den Franzosen in der Schlacht zu helfen, schickte» die Engländer seit Beginn der deutschen Mai-Offensive ihre? Bombenflugzeuge nach Deutschland. Sie kamen nachts nutz ließen aus großer Höhe planlos ihre Bomben fallen, um dann im Schutz der Nacht und größter Höhe den Rückw^ wieder anzutreten. Die Schlacht in Frankreich war ihnen zu gefährlich. Die aufgefundenen Dokumente des französischen Eeneralstabs waren voll von französischen Hilferufen. Die französischen Generale forderten Churchill wörtlich auf, doch endlich die „sinnlosen Fernflüge" nach Deutschland hinein zu unterlaßen und statt dessen der bedrohten französischen Armee zu Hilfe zu kommen. Die Antwort lautete in klassischem Englisch, die Wellington-Bomber seien für diesM Einsatz zu teuer. Das viele Geld hatten die Engländer doch nicht ausgegeben, um den französischen Soldaten zu helfe«.
^ Den teuren Maschinen war eine andere Verwendung zn-
> gedacht.
Da der britische Kriegsplan von vornherein auf das l Kämpfen keinen großen Wert gelegt hatte, sollte es di« ! Aufgabe der Bomber sein, die Moral der feindlichen Zivil- ! devölkerung zu untergraben. So flogen sie nach Deutsch- ! land ein und wählten sich nichtmilitärische Ziele. Ihre Bom-
> ben fielen auf Krankenhäuser, Lazarette, auf städtische ! Wohnviertel, auf Bauernhäuser, auf Friedhöfe und Kirchen»
aus Goethes Gartenhaus in Weimar und auf das Mausoleum Bismarcks. Deutschland war damals im Mai und Iunr mit dem Sieg über Frankreich beschäftigt. Aber den Engländern wurde gesagt, daß über ihre Freveltaten genau Buch geführt wurde. Trotzdem wurde ihnen noch einmal ein« Möglichkeit gegeben, der Vergeltung zu entrinnen. Das geschah durch das Friedensangebot des Führers in seiner Reichstagsrede. Das Angebot wurde höhnisch zurückgewiesen, und nun auf einmal, wo die Bomben in größere« Mengen auf der britischen Insel fallen, entrüsten sich di« Engländer über den Luftkrieg, der von deutscher Seite streng «ach militärischer Zweckmäßigkeit und gegen militärisch wichtige Ziele geführt wird, wie aus jedem bishergen deutschen Wehrmachtsbericht herorgeht.
Dies bestätigt sogar eine durch Reuter verbreitete Mitteilung einer „hohen Luftwaffenbehörde in London". Das britische Jnformationsministerium hatte die Bevölkerung in bedenklicher Weise aufgeputscht. Demgegenüber hält es nun die Luftwaffenbehörde für nötig, darauf hinzuweisen, daß das Ziel Hitlers ein militärisches sei, und zwar nimmt die britische Luftbehörde an, daß das Ziel der gegenwärtigen Operationen „zweifellos die Zerstörung der Royal Air Force sei". Die Verlautbarung stellt fest, daß die deutschen Bomben demgemäß hauptsächlich Flugplätze, Flugzeug- sabriken und allgemeine industrielle Anlagen zum Ziel nehmen, die indirekt für die britische Verteidigung arbeiten. Wenn die Verlautbarung weiterhin behauptet, nächtliche Einflüge deutscher Bomber, die ihre Ziele nicht finden können, würden ohne Zweifel auch weiterhin ihre Bomben auf gut Glück abwerfen, so ist das allerdings gerade die Me- i thode, die von den britischen Bombern nun schon seit Mo- . uaten angewendet wird.
z Genau nach dieser Methode sind die britischen Bomber in der Nacht zum Montag über Berlin verfahren. Der ^ Nachrichtendienst des britischen Luftfahrtministeriums gibt ^ hierüber eine dramatische Schilderung heraus, aus der jeder , Sachverständige und jeder Laie ersehen kann, mit welcher ! Gewissenlosigkeit die britischen Bomber operieren. Der Be- ! richt unterstreicht, daß die britischen Flugzeuge sich in großer Höhe in dichten Wolken befanden und überhaupt nichts Lehen konnten. Vor und über Berlin gerieten sie dann in Flakseuer, das „schwerer als üblich" war. Sie mutzten wiederholt große Umwege machen und verloren damit den Rest der Orientierung. Es heißt dann: „Plötzlich entdeckten wir «inen Riß in der Wolkendecke, sahen zum erstenmal eine Straße und einen See, in dem sich der Mond spiegelte." Bekanntlich ist Berlin von zahllosen Seen umgeben, und im Stadtgebiet selbst liegt ein gutes Dutzend Seen. Der sekus- denhafte Blick auf einen See aber genügte den englischen Bombern angeblich zur Orientierung. Trotzdem sich die Wolkendecke wieder schloß, sie also auf dem Weiterflug wiederum nichts sehen konnten, warfen sie blind ihre Brandbomben ab. Daß dieser Angriff entgegen englischen Falschmeldungen Die aevlante Wirkung nickt batte, ist nickt dem auten Wille»