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Schrvarzwalder Tage»rett»»g
Nr. 183
„gewissen Fällen" darüber im klaren sein, was ihm bevorsteht, wenn Kingsley Wood nun dem Ansinnen der „Volksvertreter" im Unterhaus nachkommt und die Steuerschraube noch drückender anspannt. Nach der bisherigen Praxis des Schatzkanzlers werden die Witwen, Waisen und Militärrentner aber auch wissen, was sie zu erwarten haben, wenn der edle Lord „weitere Einsparungen" ankündigt.
Nervöse Spannung in England
Eden entläßt entschieden veraltete Heinuvehrhänptlinge
Stockholm, 6. Aug. Churchills kühne Worte, Hitler habe den Autobus verpatzt, hinter denen er seine Furcht vor dem Kommenden verstecken wollte, haben anscheinend nicht viel genützt. Spannung und nervöse Angst lassen die britische Bevölkerung nicht zur Ruhe kommen.
Deshalb wettert die „Times" heftig dagegen, daß in England alle Welt ständig Barometer und sonstige Wettermesser studiere,, um festzustellen, ob die Bedingungen einem deutschen Angriff günstig seien.
Eden, der sich über die „Unfähigkeit des jungen deutschen Offizierskorps" so skeptisch lustig gemacht hatte, hat, wie der Londoner Korrespondent von „Nya Dagligt Allehanda" meldet, eine grotze Anzahl pensionierter Generale und Admirale, die bisher Häuptlinge in der britischen Hermwehr waren, verabschiedet, weil ihre Vorstellungen von der Kriegführung als „entschieden veraltet" anzusehen seien. Es scheint tatsächlich Churchills mörderischer Ernst zu fein, die ganze Bevölkerung als Heckenfchützen den Schrecken des Krieges auszusetzen: der Heimwehr ist nämlich letzt nach der „Neuyork Herald Tribüne" die Erlaubnis erteilt worden, ihre Schietzkünste an Waldhühnern auszu- probieren.
Siegesbewußt gab der militärische Sachverständige Morrow seiner Zufriedenheit über die britische Verteidigung Ausdruck: Ein deutscher Angriff, so erklärte er, habe keine Aussicht auf Erfolg. Die englische Landschaft sei wie geschaffen für einen Jndianerkrieg (!!!) und damit wiicoen es wohl die Deutschen zu tun bekommen. Es fehlt nur noch, daß man nächstens im Londoner Rundfunk hört, die Karl-May-Festspiele in Werder würden nur veranstaltet, um die Deutschen für diesen Jndianerkrieg in England auszubilden.
Wie Associated Preß meldet, werden indessen an der Küste fieberhaft Verteidigungsmatznahmen getroffen. Millionen Meter sei längs der Küste „unübersteigbarer" Stacheldraht gezogen. An den Landungsstellen würden Tankfallen errichtet. Alle Straßen könnten von Blockhäusern und Betonstellungen aus mit Kreuzfeuer bestrichen werden. Jeder Hügel, jede Scheune sei taktisch befestigt.
Wir glauben es gern, daß Churchill jetzt in größter Eile nachzuholen versucht, was er jahrelang versäumte, als er sich auf seiner Insel in völliger Sicherheit fühlte. Aber Churchill mag sicher sein, die deutschen Truppen haben in kürzester Zeit die „uneinnehmbare" Maginot-Linie in Trümmer geschlagen, sie ^werden auch mit den „unüberwindlichen" englischen Stacheldrahtverhauen fertig werden. Wir machen uns nicht leichtfertig Jllu- ffionen über die Widerstände, die England den deutschen Truppen ^entgegenzusetzen versucht. Widerstände find aber dazu da, um überwunden zu werden. Das haben unsere Soldaten im Verlaufe 'dieses Krieges immer wieder bewiesen. Sie werden auch vor London nicht davor zurückschrecken. Churchill mag vor seinen eigenen Worten gewarnt sein. London könnte zu Schutt und Asche werden, falls es sein verbrecherischer Wille und Wunsch sein sollte.
Kreuz und quer über England
Bombardierung der Hafenanlagen von Aberdeen
Von Kriegsberichter Peter Vohlscheid
DNB—, 6. Aug. (PK.) Einsatzbesprechung: „Angriff auf Hafen- und Dockanlagen, Jndnstriewerke, Flakstellungen und Flugplätze in Nord- und Südschottland." Die Taktik der Angriffe wird soldatisch kurz durchgesprochen, dann wendet sich der Staffelkapitän zum Flieger Günther: „Sie bleiben heute zu Hause, dafür fliegt der Kriegsberichter mit."
Der einsatzhungrige, prächtige Junge tut mir leid, er hatte sich schon so gefreut. Günther macht eine zackige Kehrtwendung, auf seinem Gesicht steht zu lesen: „Warum ausgerechnet ich?" „Das nächstemal..." vertröstet ihn sein Kommandant.
Kurz darauf ist unsere brave He 111 auf IM) Meter gestiegen, von unten ragen die steilen Grate der majestätischen norwegischen Berge hoch, skandinavisches Land. Deutschland ist fest im Besitz dieser strategisch wichtigen Flankenstellung gegenüber Englands Ostküste. Mattrote Helle grüßt von Westen her, wir fliegen der untergehenden Sonne entgegen, über See. Wir fliegen gegen Engeland, das Tag und Nacht die arten Schläge der deutschen Luftwaffe einstecken muß.
Ein Blick auf das Schaltbrett: Zehn Minuten noch und wir müssen an der englischen Küste sein, alle Eefechtsposten sind besetzt; eiserne Nerven haben diese Männer, die seit einem Jahr über Polen, England, Norwegen, Holland, Belgien und Frankreich in der fliegenden deutschen Armada gegen den Feind stürmen.
Anten, Tausende von Metern über Land, in gähnender Tiefe, ein milchig-grauer Wolkenteppich. Längst sind die Gesichter rer fliegenden Männer teils verdeckt von der Atemmaske, deren Schläuche zum Sauerstoffgerät führen. Unermüdlich klettert unser Bomber der Stratosphäre zu, an den Flanken das Wahrzeichen -er Staffel, der Dreizack mit dem springenden Tiger.
Wenige Minuten noch, und über Schottland ist Mitternacht, die Wolkendecke verschwindet langsam, die Luft wird voll von Nebelkügelchen. Der Blick fällt in die Bucht des Firth of Forth, der sich teilweise in einer Breite von 27 Kilometer 82 000 Meter lang ins Innere Schottlands hineinzieht. Irgendwo liegt hier die gewaltige Hochbrücke, die den Firth of Forth an seiner schmälsten Stelle überspannt.
Der Himmel glutrot erleuchtet
Unser erstes Ziel aber führt bis zur Westküste, ruhig fliegt unser Flugzeug Kurs. 30 Sekunden später beginnt ein Höllen- tanz: Schottland macht Luftalarm. Wie ein glühendes Spinnennetz zerreißen zahlreiche Strahlenbündel den nächtlichen Himmels blenden zu uns herauf, um den Angreifer zu erfassen und als winzig leuchtendes Ziel für die unten feuernde Flak festzuhaltem Vergeblich die Suche im endlosen Luftraum, und wenn der Leuchtstrahl einmal für Sekunden die Flügel streift, bringt unser Flugzeugführer mit einer schnellen Kurve die Maschine zurück ins Dunkel der Nacht. Scheinwerfer reichen die He 111 von Strahl zu Strahl weiter, an einer Stelle zähle ich Steuerbord allein 34! Fünf Augenpaare starren in strahlende Helle, dann wieder in
finsterste Nacht. Man vergißt solch ein Feuerwerk, ein blindes Landschaftserlebnis sozusagen, niemals im Leben.
Sekunden bleiben wir im grellen Scheinwerferlicht, wir blicken uns an, gespannte Minen, harte, entschlossene Kerle am Maschinengewehr. Aus dem Kehlkopfmikrophon spricht der Heckschütze, ruhig und gelassen: „Nachtjäger von Achtern!" Gleich darauf zischen Leuchtspurgarben Backbord am Fenster vorbei. Alle verfügbaren ME.s richten sich auf den nur schemenhaft erkennbaren Gegner. An Bord eiserne Disziplin, kein Wort, jeder Zeigefinger am Abzugshahn.
Englische Nachtjäger tauchen aus
Sekunden verrinnen, die Silhouette des Jägers verschwindet; unser Pilot, ein Meister des Steuerknüppels, brauste dem Briten davon, im Dunkel der Nacht über Schottland, „Denkste Tommy —' uns kriegste nicht." Kaum taucht die gute brave He 111 bei Edinburgh, Glasgow, Carlisle und später Aberdeen auf — da folgen Nachtjäger dem deurschen Bomber. Immer wieder das gleiche prickelnde Spiel. Wir verfolgen unser Ziel und der Nachtjäger sucht, irregeführt, unsere Pfade.
Nord- und Südschottland zittern unter dem Angriff deutscher Kampfflugzeuge, der Tommy ist reichlich nervös geworden, Strahlenbündel reiht sich an Strahlenbündel, Lichtkerzen streuen links und rechts das Gelände ab, ganze Batterien werfen glutrote Bälle in den dunklen Raum — vorbei!
Bomben ans Aberdeen
Der große Augenblick kommt. Wir sind vor Aberdeen, auf dem Flug zu den Hafenanlagen, für die unsere stählernen „Grüße" bestimmt find, schwere, mittlere und kleine Kaliber, dazu noch Brandbomben. Eine schwere Last brachten wir nach England. Großbritannien hält den Atem an: Nacht für Nacht deutsche Bomben!
Der Flugzeugführer drückt den Steuerknüppel. Wir gehen auf Tiefe, über dem Zielgerät liegt der Beobachter, unten, dicht am Wasser, unser Ziel. Jetzt kommt's drauf an. Jeder Wurf soll sitzen.
Achtung! Da stürzen die Bomben, krachend schlagen die stählernen Geschosse auf, Sekunden später lodern die Flammen der detonierten Bomben empor, Granate auf Granate schlägt ins Ziel. Ein Stahlhagel entlädt sich über Aberdeen, der Himmel rötet sich vom Widerschein der auslodernden Brände. Rauch und Qualm verschlucken für Sekundenbruchteile die züngelnden Flammen: weiß, rot, blauviolstt.
Lähmendes Entsetzen in Aberdeen, aufgeregt fahren einige Scheinwerfer wie stumme Spielbälle in die Höhe hinauf durch den schweigenden Raum, heften sich sekundenlang an unsere Fersen, — sie finden uns nicht.
Kurs Heimat
Zwei Kurven noch, jeder will noch einmal das Feuerwerk sehen. Dann steuern wir Kurs Heimat, wieder verfolgt von Nachtjägern, die sich aber nach und nach in der Dunkelheit verlieren. Das hat hingehauen, die Besatzung ist bester Laune. Einer stimmt ein Lied an, die Vordverständigung gibt es weiter: Denn wir fliegen gegen Engeland.
lieber Norwegen graut bereits der Morgen. Unsere Heinkel rollt über eine starke Wolkendecke, aus der zeitweise Bergketten herausragen. Wir stoßen durch, Richtung Fliegerhorst, für uns die zweite Heimat im Kampf gegen Engeland. In jedem ist noch, das Erlebnis des Erfolges wach. Eine prächtige Mannschaft, die' eisern zusammenhäll, aus einem Guß. Sie weih: wenn einer versagt, sind alle verloren!
Der Staffelkapitän steht auf dem Rollfeld, er hat die ganze Nacht gewacht. Wir melden: „Zwei Stunden über England, Aberdeen erfolgreich angegriffen!"
Vor der verdienten Ruhe erreicht den Horst die freudige Botschaft, daß sämtliche Flugzeuge, alle Kameraden, sich wohlbehal- ren auf dem Heimweg befinden.
Wenn Angst an die Tür klopft...
Nicht zu Lberbietende Heucheleien und Anmaßungen ' der Londoner „Times"
Bern, 6. Aug. Es gehört zum Wesen britischer Heuchelei, dann von sozialistischen Maßnahmen zu sprechen, wenn es England an den Kragen geht. Wenn die Angst an die Tore klopft, werden sich die Plutokraten ihrer Sünden bewußt. Die Spalten ihrer Zeitungen füllen sich dann mit sozialen Erörterungen und Versprechungen, immer in der Erwartung, daß sich Dumme finden, die darauf hereinfallen. So war es im Weltkrieg, so ist es auch heute.
Keinem „gesellschaftsfähigen" Londoner Blatt wäre es in den Zeiten vor dem Kriege eingefallen, von Steuerausgleich zu sprechen. Daß die Geldsäcke, die im Golde schwammen, sich vor Steuerzahlungen drückten, war ein selbstverständliches plutokra- tisches Vorrecht. Jetzt aber bekennt sogar „Times": „Der Steuerausgleich ist unzureichend. Der Staat muß die Verantwortung für eine Regelung der Arbeitseinkommen übernehmen, so, daß sie für die Bedürfnisse der Familie zureichen." Man glaubt seinen Augen nicht zu trauen, wenn man in der „Times" die Forderung liest, der Krieg müsse die bestehende Gesellschaftsform zerbrechen, oder wenn „Daily Herald" die Einführung einer Vermögenssteuer verlangt.
Das ist eine ähnliche Musik, wie man sie von den englischen Zeitungen auch im Weltkriege vernahm. Daß hinterher alles Leim alten blieb, daß im Gegenteil die Ausbeutung der Arbeiterklasse noch skrupelloser wurde, bedeutet für die Plutokraten eine Selbstverständlichkeit, die keiner weiteren Rechtfertigung bedarf. Heute ist es dasselbe Theater, das die Regierungsclique dem britischen Volke vorgaukelt. Heuchlerische Worte, um es für ihren Krieg geneigt zu machen und die wachsende Unzufriedenheit zu verscheuchen. Auf Taten wird der englische Arbeiter vergebens Warten.
Um so frivoler ist es, daß ausgerechnet „Times" in einem längeren Aufsatz von einer sozialen Neuordnung nicht nur Englands, sondern ganz Europas nach Kriegsende faselt. Mit nicht W Lberbietender Anmaßung und Heuchelei erklärt das Plnto- kratenblatt:
„Die Reorganisierung unseres eigenen sozialen Lebens ist nur ein Teil der großen Aufgaben des europäischen Wiederaufbaues, der uns erwartet, wenn der „Hitlerismus" endgültig über den Haufen geworfen ist... Der erste Schritt zur Schaffung einer neuen Ordnung in Europa wird sein, die Hungrigen zu nähren, die Bedürftigen zu bekleiden und denjenigen ein Heim zu schaffen, die kein Dach über dem Kopf haben. Großbritannien wird, indem es eine Lösung des Problems seines eigenen Wiederaufbaues sucht, der natürliche Führer (!) beim Wiederaufbau Europas. Die Schnelligkeit, mit der sich Europa nach dem Kriege wieder erholt, wird überall von der gerechten Verteilung der Hilfs- I quelle« abhängev."
Das wagt die Zeitung derjenigen Clique auszujprechen, die noch nach dem Waffenstillstand 1918 den mörderischen Hungerkrieg gegen deutsche Frauen und Kinder fortsetzte! Ausgerechnet die Plutokraten in London, die durch das unsinnige Diktat von Versailles nicht nur die Arbeitslosigkeit im eigenen Lande vergrößerten, sondern ganz Europa in heillose wirtschaftliche und sozial« Verwirrung stürzten, um um so profitreicher im Trüben fischen zu können— ausgerechnet diese skrupellosen Egoisten fühlen sich als . „der natürliche Führer beim Wiederaufbau Europas" berufen.
Smuts provoziert nationale Südafrikaner
Lissabon, 6. Aug. In Südafrika reißen die Versammlungen und Kundgebungen gegen die Kriegspolitik des Renegaten Smuts nicht ab. Deutlich tritt die Absicht der Smuts-Regierung zutage die nationalen Südafrikaner, da sie ihrer nicht auf legalem Wege Herr werden kann, durch Provokationen zu gewalttätigen Handlungen zu reizen, um sie dann als Saboteure und Landesverräter mit dem Glorienschein des Rechts mit Gewalt zu unterdrücken.
Auf einer Großkundgebung in Worcester warnte der nationale Oppositionsführer Dr MaIan seine Anhänger, sich nicht zu Gewalttätigkeiten Hinreißen zu lassen und die Republik nicht durch Gewaltanwendung zerreißen zu wollen. Eine offene Rebellion, so führte Dr. Malan aus, sei ganz nach Smuts Geschmack, da er sie heute noch leichter als 1914 unterdrücken könnte. „Wir können nicht", erklärte Dr. Malan wörtlich, „mit geballten Fäusten gegen Kanonen und Bomben kämpfen." Auf die dauernden Provokationen des Smuts-Terrors hin fand ein scharfer Telegrammwechsel zwischen Dr. Malan und Smuts statt. Dr. Malans Forderung, die Regierung möge Maßnahmen zum Schutz der Afrikaner gegen Angriffe des aufgehetzten Pöbels treffen wurde von Smuts in beleidigender Form mit der Behauptung abgelehnt, daß die Unruhen durch die Friedenskundgebungen der nationalen Südafrikaner verursacht seien.
Wie sehr der Pöbel von Smuts und seinen Agenten ausgehetzt ist, beweist der folgende Vorfall: Nach einer von der Regierung zum Zweck der Rekrutenwerbung veranstalteten Versammlung i, Kapstadt, auf der neben dem Bürgermeister bezeichnenderweise f auch der Kapstädter Rabbi Abraham sprach, zogen 500 ' Farbige, Matrosen und Soldaten, vor das Gebäude der nationalsudafrikanischen Zeitung „Die Burger" und warfen sämtlich«! Fensterscheiben des Gebäudes ein. Versuche des Pöbels, in da»' Gebäude einzudringen, konnten verhindert werden. ,
Neuguinea wurde Kriegszone
Zwischen Australien und Asien zieht sich ein Gewirr vo> Inselgruppen hin, die im Süden mit Neuguinea beginnen unl über Niederländisch-Ostindien, die Philippinen und Formoso bis nahe an China heranreichen. Neuguinea ist nach Erönlanl die zweitgrößte Insel der Erde; der Gebietsumfang rwn 800 M Quadratkilometern ergibt sich aus einer größten Länge von 2M und einer größten Breite von 850 Kilometern. Quer durch di« ganze Insel zieht sich wie ein Rückgrat ein Eebirgsmassiv, dar in der vergletscherten 5000 Meter hohen Cqrstenspitze im Nassaugebiet seinen Höchstpunkt erreicht. Im Süden des steil abstürzenden Zentralgebirges breitet sich zuerst eine flachwellige Landschaft und dann eine weite Ebene aus, die in der Richtung aus Australien in ein feuchtes und sumpfiges Niederungsland übergeht.
Das Klima auf Neuguinea ist tropisch; die gleichmäßig hoh« Temperatur und eine kaum merkbare nächtliche Abkühlung ist für den Europäer sehr ungesund. Die Pflanzenwelt ist ungemein üppig; in den Ebenen herrscht unter Verwendung eingeborener Arbeiter die Pflanzungs- und Faktoreiwirtschast vor; Kokospalmen, Kautschuk, Kakao und Sisalhanf stehen dabei i« Vordergrund. Auf der Insel leben etwa 800 000 Eingeborene, die in der Hauptsache zu den Stämmen der Papua, Melanesier und Pygmäen gehören. Trotz der Stammeszersplitterung ist eine ziemlich einheitliche Lebensführung vorhanden. Die Eingeborenen wohnen in geschlossenen Dörfern, in denen jeder Stamm für sich eine Gemeinschaft bildet. Die Zahl der Weißen in der Bevölkerung ist sehr gering; sie geht kaum über 4000 hinaus.
Politisch ist Neuguinea in drei Bezirke aufgeteilt. Im Westen liegt Holländisch-Neuguinea, das verwaltungsmäßig an Nieder- ländisch-Jndien angeschlossen ist. Im Südosten dehnt sich dar frühere Vritisch-Neuguinea, das schon seit 1901 unter der Bezeichnung Papua-Land zum australischen Territorium gehört. Der Nordosten der Insel wird von dem ehemaligen Kaiser-Ml- helmsland ausgefüllt. Diese Deutsche Kolonie wurde nach dem Weltkrieg zum britischen Mandatsgebiet erklärt; im Jahre 1921- aber kam sie als Nachbarland Papuas gleichfalls unter die australische Verwaltung.
Die Verordnung, daß außer dem Papualand auch das ehemalige deutsche Schutzgebiet in einen australischen Militärbezirk eingeschlossen wird, verstößt klar gegen die Mandatsbestimmungen. Eine Einbeziehung des Kaiser-Wilhelmslands in einen Krieg gegen Deutschland ist praktisch zwar ohne Bedeutung; dennoch stellt die Maßnahme der australischen Regierung ein»! unerhörte Verletzung und Verhöhnung aller völkerrechtliche«' Begriffe dar.
Auch bisher schon hat die australische Regierung ihre Pflichten gröblich verletzt. Die Spekulationswut der Londoner Börsenschieber und der tausendköpfigen Verbrechergilde, die in Australien ihr stetes Unwesen treibt, hat dieses Mandatsgebiet völlig, zugrunde gerichtet, weil es sich herumgesprochen hatte, daß in den Bergen und Flüssen Neu-Euineas Gold zu finden sei. Der Eoldsucherstrom, die ausgesuchteste Verbrecherarmee der ganze« Welt, ist daraufhin in das Land eingefallen, hat alle Pflanzungen verwüstet, hat unzählige Eingeborene hingemordet und hat nicht einen Finger zum Aufbau, sondern nur immer zu« Abbau (des Goldes) gerührt. Letzten Endes ist dieses Gesindel damit aber nur in die Fußtapfen der australischen Regierung getreten, die seit 1919 fast alle deutschen Plantagenbefitzer rückfichtslos enteignet und zur Auswanderung gezwungen hat, ohne sich auch nur im geringste» um die hinterlassenen Plantage» z» kümmern.
66 Personen beim Untergang eines chilenischen Dampfer» ertrunken
Santiago de Chile, 7. August. Der 800 Tonnen große Pafsa- gierdampfer „Moraleda", der der chilenischen Staatsbah« gehörte, ist im Smith-Kanal (am Westausgang der Magalhaes- Straße) auf einen Unterwasserfelsen aufgelaufen und gefunken. 66 Personen ertranken oder werden noch vermißt; 33 lleber- lebende wurden geborgen. Das Schiff ging so schnell unter, daß es nicht einmal mehr möglich war, SOS-Rufe zu funken.