Nr. 147
Schwarzwälder Sonntagsblatt
Seite 8
lüen Streitkräfte siegreich fortgesetzt. Verschärfte Fortsetzung des Krieges gegen England auf allen Sektoren, zusammen mit dem siegreichen deutschen Verbündeten ist die Losung Italiens. Die Stunde Englands schlägt, so schreibt „Messagero" in einer fetten rleberschrift und unterstreicht die außerordentliche Bedeutung der Inspektionsreise, die Großadmiral Raeder in den letzten Tagen an der französisch-belgischen und holländischen Küste durchgeführt hat, um sich von ihrer vollen Bereitschaft für den in der allernächsten Zeit bevorstehenden Angriff auf England zu vergewissern._
So hat Churchill Frankreich betrogen
Erklärung des französischen Jnformationsministers — Hilfs- »ersprechen schnöde gebrochen — «Englands Kriegsanstren- Mg vollkommen ungenügend" — Jrrd Mandel wollte ganz Frankreich verblute^ lassen
Eens, 25- 2uni. Der französische Jnformationsminister Prou- vost empfing am Montag amerikanische Pressevertreter und gab ihnen eine Erklärung ab, die eine sachliche, aber scharfe Antwort auf Churchills Verrat an seinem ehemaligen Bundesgenossen darstellt. 2n dieser Erklärung wurde noch einmal ganz klar herausgestellt, daß England seine Verpflichtungen Frankreich gegenüber nicht eingehakten hat. Ferner wurde die verhängnisvolle Rolle des früheren jüdischen Innenministers Mandel gebrandmarkt, der ohne irgend welchen Auftrag Churchill dazu aufgehetzt hat, in Bordeaux unter allen Umständen auf der Weitersührung des Krieges zu bestehen.
Prouvost sagte: „Wir bedauern, daß sich die britische Regierung mit ungerechter Kritik gegen uns gewandt hat. Es ist notwendig, daß wir einen schnellen historischen Ueberblick geben.
Vor der Kriegserklärung stimmte das Parlament in London für die Wehrpflicht, und der Kriegsminister versprach uns um- jangreiche Hilfe. 26 britische Divisionen sollten in den ersten Monaten der Feindseligkeiten nach Frankreich her- überkommen. (Zehn kamen aber nur.) Die Regierungen Daladier und Reynaud hörten nicht aus, die englische Regierung auf die Schwierigkeiten aufmerksam zu machen, die für uns darin bestanden, alle französischen Männer bis zu 48 Jahren unter den Waffen zu halten, wühreno die jüngeren Jahresklassen Englands überhaupt noch nicht moüilgemacht waren. Aber die englische Regierung wies immer auf ihren Mangel an Waffen und Kasernen und auf die Unmöglichkeit hin, nach Frankreich unvollkommen ausgebildete Mannschaften zu entsenden. Im März 1940 begab sich eine große französische Presseabordnung nach England. Sie stellte fest, daß sich die englische Kriegsanstrengung als vollkommen ungenügend erwies. England glaubte wie in der Zeit Pitts an die Blockade, und die Regierung regierte England nach diesen alten Traditionen weiter.
Der französische Minister schilderte dann die dramatischen Sitzungen des Kabinetts am li. und 12. Juni. Weygand habe einen Ueberblick über die militärische Lage gegeben. „Die bei den Mitgliedern der Regierung vorwiegende Meinung", so fuhr Prouvost fort, „ging dahin, daß Frankreich mit ohne ohne Waffenstillstand seiner Eesamtbesetzung nicht mehr entgehen könne. 3n diesem schrecklichen Dilemma beschloß der Ministerrat einstimmig, Churchill aufzufordern, sofort nach Frankreich zu kommen, um sich mit ihm zu verständigen." Churchill Hab« es aber vorgezogen, nur mit Reynaud und Man- delzu sprechen. Dann sei er wieder abgereist, ohne das Ge- jamtkabinett zu sehen, das schon stundenlang auf ihn gewartet habe. Reynaud habe dann die Regierung über die Meinung Churchills folgendermaßen instruiert: „Nach dem ersten Ueber- einkommen mit Halifax und Veaverbrook wurde erklärt, daß die britische Regierung wie in der Vergangenheit auch weiterhin Frankreich die größtmögliche militärische Hilfe (!) zu Lande, zu Wasser und in der Luft senden werde, die in ihrer Macht stünde, es aber, wenn die Ereignisse Frankreich zwängen, Deutschland um einen Waffenstillstand zu bitten, nach ihrer Ansicht dies dem Verbündeten nicht verübeln zu wollen und die Schwierigkeiten und die Lage verstehen zu wollen, in der sich dieser gegen seinen Willen befinden würde."
frau 5orge unä ihre (Ächter
Aufwärts - Verlag, Berlin bllV 7, Schiffbauerdamm 19.
Roman von Gert Nothberg
7. Fortsetzung
Er fühlte die Kraft in sich, das schlanke, dunkle Mädel glücklich zu machen. Die Jungens blieben nicht mehr allzu lange im Hause. Sie gingen später auf auswärtige Universitäten, denn beider Studium war seit langem festgelegt. Emen anständigen Wechsel würden sie jeden Monat bekommen, und er würde ihnen ja auch niemals eine Mutter geben, die dafür sorgte, daß sie das Vaterhaus nicht mehr betreten durften. Hanna Tirschenreuth war ein liebes, kluges Geschöpf. Die würde die Sache schon richtig anbacken, und er hatte sie sehr gern. Immer lieber hatte er ge gewonnen im Laufe dieser Wochen. Und heute nachmittag würde er sie einfach fragen!
Und er fragte sie!
. Hanna blickte ihn ratlos an. Das Herzklopfen war wieder da, und sie sagte leise:
habe Sie sehr gern, Herr Doktor, aber ich weiß b°kh nicht, ob . . ."
»Sie meinen, ob's zu einer Heirat langt? Wenn Sie mir ein bißchen gut sind, geht es schon. Ich bin mit Wenigem zufrieden. Ich Hab' keine glückliche Ehe geführt. Meine war sehr nervös und ist in einer Heilanstalt gestor- in mich nach ein bißchen Glück, und ich glaubte,
warten"" auch diese Sehnsucht. Ich kann ja aber
Diese bescheidenen letzten Worte gaben den Ausschlag, llanna sah auf das weiße Haar an den Schläfen des Man- nes und sie dachte:
d„ sollst gar nicht warten, ich Hab' dich ja lieb,
.Ubber, energischer Pflichtmensch du!
Ei„ *Ee sich ein bißchen. Wie sonderbar das war! hatte sie immer gedacht, er wäre klein, und jetzt ^ daß er ja ein ganzes Stück größer war als sie Hals ^ ^ reckte sich und legte die Arme um seinen
„Ich will Ihre Frau werden!"
Das Kabinett habe dann seine Entscheidung doch noch hinausgeschoben. Zwischendurch hätten verschiedene Minister, darunter besonders der Jude Mandel, ohne jeden Auftrag bei den britischen Regierung darauf gedrungen, daß England Frankreich gegenüber eine festere Haltung einnehme und es zwinge, den Kampf unter allen Umstünden sortzusetzen. Zum Schluß wies der Minister darauf hin, daß die Regierung Pstain entschlossen sei, das Schicksal aller Franzosen zu teilen. „Die Negierung faßte völlig unbeeinflußt ihren Beschluß, der ihr auch jede Möglichkeit nahm, ins Ausland zu gehen. Gewisse Parlamentarer und frühere französische Minister (Reynaud, Mandel, Blum und Genossen) urteilen anders. Die französische öffentliche Meinung machte auf sie nicht den geringsten Eindruck. Dadurch, daß sie vor der Verantwortung flohen, die sie der Nation gegenüber aus sich genommen hatten, haben sie sich aus der französischen Volksgemeinschaft entfernt." Frankreich verachte diese Emigranten.
Neues vom Tage
Wasferrstillstandskommisfion in Wiesbaden
Berlin, 2b. Juni. Auf Grund des deutsch-französischen Waffenstillstandsvertrages tritt eine Waffenstillstandskommission zusammen, die ihren Sitz in Wiesbaden haben wird. Zum Vorsitzenden der Waffcnstillstandskommission hat der Führer den General der Infanterie von Stiilpnagel ernannt.
Aufgabe der Waffenstillstandskommission ist es, die Durchführung des Waffenstillstandsvertrages zu regeln und zu überwachen. Die französische Regierung ist aufgefordert worden, ihrerseits Vertreter zu der Waffenstillstandskommission zu entsenden.
Rückführung geflüchteter Holländer
Den Haag, 25. Juni. Der Staatskommissar für die besetzten niederländischen Gebiete hat unter Heranziehung holländischer Stellen Maßnahmen ergriffen, um die Sammlung und Rückführung der nach Frankreich geflüchteten und evakuierten holländischen Staatsangehörigen zu beschleunigen. Es hat sich bereits am Dienstag eine holländische Kommission nach Belgien und Frankreich begeben.
MUW
MM
MM
Vorwärts, an brennenden Waffen vorüber
Brennendes feindliches Geschütz an einer Straßensperre in Frankreich. Der Gegner wurde hier kaum Lberrannt und schon geht der Vormarsch weiter. (PK.-Engel-Scherl-Wagenborg-M.)
„Ich danke dir, Hanna! Ich heiße Ludwig!"
„Ich weiß. Und ich danke dir, Ludwig, daß du das Vertrauen zu mir hast!"
„Wann darf ich zu deiner Mutter kommen, Hanna?"
„Ich will unsere liebe Frau Sorge vorbereiten."
„Was sagst du da?" fragte er ganz erstaunt.
Und Hanna lachte herzlich, sagte:
„So nennen wir drei Schwestern unsere liebe kleine Mutter. Sie sorgt sich immerzu, und siehst du, da haben wir sie eben Frau Sorge genannt. Es gab eine Zeit, wo wir sehr, sehr einfach leben mußten, wo jeder Pfennig zehnmal umgedreht wurde, ehe er ausgegeben werden durfte. Und Mutter saß und Rechnete und rechnete. Wer ihr von uns dreien zuerst diesen Namen gegeben hat? Ich weiß es nicht. Jedenfalls ist der Name geblieben, und Mutter hat ihn sich gefallen lassen."
„Ach, so war das?" sagte er; aber er lachte nicht, er blickte nur mitleidig in das schöne, klare Mädchengesicht. Er war ein vermögender Mann und hatte ein sehr gutes Einkommen. Dabei war er ein bescheidener Mensch, und irgendwelche Leidenschaften besaß er nicht. Heute aber freute ihn plötzlich sein Vermögen.
Er wußte gleich, daß er den Angehörigen seiner Braut helfen würde. Auf eine vornehme, unauffällige Weise würde er das tun.
„Also meine liebe, liebe Hanna, dann bereite Frau Sorge vor! Aber lasse mich nicht zu lange warten."
Das Letztere klang bittend. Und Hannas schönes Gesicht überzog sich mit lichter Röte. Seltsam glücklich fühlte sie sich. Sie sagte:
„Nein, ich lasse dich bestimmt nicht lange warten, Ludwig! Am Sonntag wirst du kommen können. Da essen wir zusammen."
„Ich danke dir, Hanna!"
Und jetzt küßten sie sich. Eine ganze Weile standen sie so; dann sagte Hanna:
„Nun muß ich also gehen. Wirst du gleich eine neue Sprechstundenhilfe bekommen?"
„Ich denke schon. Es hat sich eine nette junge Frau gemeldet, deren Mann vor kurzem verunglückt ist, und die sich gern zu der Unfallrente, die sie nun bezieht, etwas hinzu verdienen möchte. Sie war recht bedrückt, als ich ihr sagte,
Vertrauen zu Petain
Kammer und Senat sprechen Petain ihr Vertrauen aus
Eens, 25. Juni. Am Montag haben sich, wie der französische Rundfunk mitteilt, in Bordeaux die dort anwesenden Senatore«. und Abgeordneten der Kammer iw Saal des Theaters Athener versammelt. Die Minister Laval und Marquet ergriffe» das Wort. Sie unterstrichen die Notwendigkeit, daß die Volksvertreter hinter der Regierung bleiben. Die Tätigkeit der Parlamentarier habe sich nun auf praktische Dinge zu erstrecken. Di» Versammlung stimmte diesen Ausführungen zu und sprach Pstai» für seine letzten Erklärungen ihren Dank und ihr Vertraue» a»s.
Aegyptische Negierung zurückgetreten
Rom, 25. Juni. Die ägyptische Regierung ist zurückgetrete«. König Faruk hat die Demission des Kabinetts Ali Mäher Pascha angenommen. Er bot dem Führer der Wafd-Partei, Nahas Pascha, die Neubildung an. Dieser lehnte jedoch mit der Begrü»-j düng ab, es müßten Neuwahlen stattfinden. Der Ausgang de? ägyptischen Regierungskrise ist daher noch ungewiß.
Hochverräterische Aktion Reynauds
Drei angebliche Sekretäre Reynauds verhaftet
Madrid, 25. Juni. Die spanische Grenzpolizei kam einer große». Hochverratsaktion französischer Volksfrontler auf die Spur. A»! Sonntag nachmittag verhafteten Erenzbeamte an der internationalen Brücke bei Jrun verdächtige Franzosen, die in drei Autos ankamen und in zahlreichen Koffern viel» Millionen französische Francs in Gold und geheime Staatsdokumente undeklariert nach Spanien: einzuschmuggeln versuchten. Die Verhafteten hatten als angeb»' liche Sekretäre Reynauds die spanische Einreiseerlaub», nis erhalten. Ihre Koffer wurden aber doch, wie bei allen jüdischen Reisenden, einer eingehenden Kontrolle unterzogen. Di» Untersuchungen ergaben, daß die Dokumente über Frankreich» politische und wirtschaftliche Beziehungen zum Ausland handelten und verschiedenen Ministerien entwendet worden sind. Die riesigen Geldsummen entstammten dem Finanzministerium.
Die Untersuchungen ergaben weiter, daß es sich um ein« hochverräterische Aktion des ehemaligen französischen Ministerpräsidenten Reynaud handelt, der durch seine Agenten dem französischen Nationalkomitee in London wertvolles Material in di« Hände spielen wollte, um Petains Sturz hcrbeizusühren. Der französische Botschafter in Madrid wurde durch die spanischen Regierung unterrichtet, und es wird angenommen, daß dieser die spanischen Maßnahmen billigt. Das Geld wurde zunächst der Bank von Spanien zugeführt. Ueber eine etwaige Rückgabe der beschlagnahmten Dokumente und des Geldes werden Verhandlungen geführt.
»
Sie haben genug vom Kampf!
Jrun, 25. Juni. Nachrichten aus St. Jean de Luz zufolge wurden am Sonntag im dortigen Hafen kümmerliche Restede» englischen Expeditionsheeres eingeschifft. Klein« Einheiten, die sich aus Polen zusammensetzten, sollten Montag nacht verladen werden. Die Polen weigerten sich jedoch, an Bord zu gehen und für England weiterzukämpfen, Sie wollten sich lieber ergeben.
»
Weitere Einzelheiten zur Unterzeichnung des italienisch- französischen Waffenstillstandsabkommens
Rom, 25. Juni. Ueber die Unterzeichnung des italienisch- französischen Waffenstillstandsabkommens werden nachträglich von unterrichteter italienischer Seite noch folgende Einzelheiten mitgeteilt: Nachdem die französischen Bevollmächtigten von Bordeaux die Weisung zur Annahme der italienischen Bedingungen erhalten hatten, waren sie um 15.45 Uhr in der Villa Jncisa erschienen, wo sie von Marfchall Dadoglio und den übrigen italienischen Bevollmächtigten empfangen wurden. Die anschließende Ausarbeitung der Konvention und ihrer Anlagen er
daß der Posten besetzt sei. Wenn sie also noch nichts gefunden hat inzwischen, kann sie hier antreten. Da ist uns allen gleich geholfen", sagte der Doktor fröhlich.
Er fühlte sich überhaupt sehr froh und leicht. Und mit der Hochzeit wollte er auch gar nicht lange warten. Er hätte absolut keine Zeit mehr zu verlieren, behauptete er.
Er sah dann vom Fenster aus hinter der schlanken Gestalt her, die so federnd und leicht über den Fahrdamm schritt. Und er atmete tief und glücklich auf.
Am Nachmittag sagte er seinen beiden Jungen, daß sie eine Mutter bekommen würden.
Sie schwiegen und sahen vor sich nieder. Der Vater fragte streng:
„Na, ich dachte, ihr würdet euch freuen? Ihr glaubt doch nicht etwa, daß ihr euch erlauben könnt, mürrisch und häßlich zu eurer Mutter zu sein? Betrachtet sie ja als Respektsperson, das möchte ich euch beizeiten raten. Sie übernimmt einen schweren Posten, wenn sie hierher kommt. Sie hätte ebensogut einen Mann ohne Kinder heiraten können. Ich habe sie aber lieb, und deshalb kommt sie."
„Ja, Vater!"
Heinz, der jüngere, sagte es.
Wolfgang schwieg verbissen. Seine schlanke Jungenfigur war leicht nach vorn geneigt. Es war, als studiere Wolfgang sehr, sehr genau das Teppichmuster. Aber um ^ seinen Mund war ein böser Ausdruck.
„Nun? Hast du mich auch verstanden, Wolfgang?"
„Ich Hab' dich sehr gut verstanden, Vater! Wir bekommen hier eine Stiefmutter her, eine noch zunge Person, die weiter nichts tun wird, als uns dir entfremden. Warum kann es. nicht bleiben, wie es ist? Tante Antonie versorgt uns doch recht gut. Auch dich, Vater! Ich finde es absurd.."
Eine Minute Totchfftille!
Wolfgangs rechte Eesichtshälfte brannte von dem Schlag von des Vaters Hand. Heinz hatte sich entsetzt geduckt.
„Ich hoffe, daß du es bei der einen Aufsässigkeit bewenden läßt, Wolfgang! Und ich hoffe, daß du freundlich und höflich zu meiner Frau sein wirst. Andernfalls würdest du das Haus verlassen. Und d:: Heinz?"
(Fonsetzung folgt.)