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Schwarzwälder Tageszeitung

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Blaubeureu. (Mit dem Drahtseilkipper abge­kürzt) Ein beim Steimoerk Merkle, Blaubeuren. beschäftigter A Jahre alter Arbeiter aus Jugoslawien ist in Blaubeuren schwer verunglückt und bald nach seiner Einlieferung ins Kreis« kwnkenhaus gestorben. Der Verunglückte setzte sich trotz Verbot md Warnung seiner Arbeitslameraden in den Drahtseilkippe, Md stellte dabei selbst den Motor an. Der Kipper wurde vom -liehseil nicht erfaßt, fuhr auf dem Laufseil schnell zu Tal und »ich mit einem anderen Kipper zusammen. Beide Kipper stürzten wit dem Verunglückten in die Blau.

Nürtingen. (A n g e fa h r e n.) In der Friedhofstraße wurd, an, Dienstag abend eine ältere Frau, die beim Ueberqueren de, Straße nicht die nötige Vorsicht walten ließ, von einem Kraft- «dsahrer angefahren und zu Boden geschleudert. Die Frau er­litt u.a. eine starke Gehirnerschütterung und einen Nasenbein, truch Beim Zusammenstoß wurde auch der Beifahrer verletzt

Psorzheim. (Kinderwagen rollte in die Enz.) Zwei etwa sechs Jahre alte Kinder aus Brötzingen schoben auf der Enzseite einen Kinderwagen mit einem etwa sechs Monate alten Kind. Plötzlich rollte der Wagen die steile Böschung zur ßnz hinunter und fiel ins Wasser. Nur dem entschlossenen Da­zwischentreten eines Mannes, der in die Enz sprang und das Kind aus dem Wagen nahm, war seine Rettung zu danken.

Baden-Baden. (Allzugroße Eile.) Die Fahrerin eines Personenkraftwagens wollte noch vor einer talwärts fahrenden Ltraßenbalm die Gleise überqueren. Da die Gefahr eines Zu­sammenpralls mit der Straßenbahn bestand, gab die Fahrerin Vollgas, fuhr auf den Gehweg und überrannte dabei den aus Karlsruhe stammenden 42jährigen Kaufmann Drößher, Vater von vier Kindern, der einen schweren doppelten linksseitigen linterschenkelbruch erlitt.

Lorsch. (T o t g e f ah r en.) Auf einer Baustelle der Reichs­autobahn bei Sandhofen wurde der 18jährige Nikolaus Schneller aus Lorsch durch einen Transportzug totgefahren.

Lahlinge» bei Emmendingen. (Beim Spiel tödlich verletzt.) Beim Spiel mit Kameraden fiel der 12 Jahre alte Sohn des Gärtners Frey so unglücklich in den zwei Meter tiefen Dorfbach, daß er den dabei erlittenen Verletzungen erlag.

! Beobachtungen an der Obstblüte!

Von Kreisbaumwart Walz-Nagold

Das Blühen der Obstbäume findet jetzt allgemeines Interesse. ! Zeder beschaut sich voll Hoffnung die Blüte und rechnet mit ! einem gewissen Ertrag. Leider muß gesagt werden, daß die , Beobachtung der Blüte zu oberflächlich geschieht oder aber weiß der Beschauer nicht über die auftretenden Schäden Bescheid. Mtterungsschäden sind bis jetzt nicht zu verzeichnen und trotz­dem findet man, daß die meisten Blüten eine gewisse Stockung ausweisen. Man findet teils ausgefressene Staubgefäße, an­gefressene Blätter und Blüten oder geschlossene, in der Entwick­lung fitzen gebliebene Blütenanlagen, die jetzt absterben. Die Ursachen solcher Erscheinungen müssen vom Besitzer erkannt und dann auch die nötigen Schlüsse für die Behandlung der Bäume gezogen werden. Wo Fratzstellen an Blättern und Blüten er­kenntlich, sind Raupen des Frostnachtspanners oder des Knospen­wicklers oder Ringelspinnerraupen am Werk. Man findet sie jetzt zwischen Blättern eingesponnen. Wo die Blütenblätter braun und zu einem Häubchen zusammengesponnen sind, lebt Mier dieser Hülle die Larve des Apfelblütenstechers. Wo die Mienbüschel sich ungleich entwickeln oder ganz welk werden, findet man bei genauer Untersuchung zwischen den Blatt- und Mtenstielen schimmelig aussehende kugelförmige Wasserbläschen und dazwischen hellgrüne Läuse, die Larven des Apfelblattsau­gers, Letztere saugen Saft aus den Blatt- und Blütenstielen und bringen dadurch massenhaft Blüten zum Absterben. Für das Auge noch unsichtbar siedelt sich jetzt an den jungen Blät­tern der Schorfpilz an, der schlimmste Gegner des Obstbaus, um sich bald auf die kleinen Früchte zu verbreiten. Weiter legt jetzt der kleine Schmetterling des Apfelwicklers seine Eier an die Kelchröhre der Früchtchen. Aus dem Ei entschlüpft nach wenigen Tagen das Räupchen, das sich in die Frucht einfrißt und sie wurmig macht. All dem kann und darf der Baumbesitzer nicht achselzuckend und untätig gegenüberstehen. Soviel steht fest, wer

Unseres Herrgotts Klückspilr

Roman von Kurt Riemann

Uiheberrechtsschutz: Verlag Oskar Meister, Werdau/Sa.

38. Fortsetzung

Cie weiß ihren Weg. Er führt an den Hellen Gärten des Glückes vorüber, er führt daran . . . vorbei. Liebe ist Seligkeit. . . aber die Treue ist das Fundament ihres Lebens. Was kann der eigene heiße Schmerz daran ändern? Cie muß zu ihrem Wort stehen ... sie kann nicht anders, und koste es das Leben. Entschlossen richtet sie sich auf.

Herr Doktor, ich nehme an, daß Herr Häberlein Sie im unklaren darüber gelassen hat, in welchem Verhältnis er zu mir steht. Ich bin seine Braut. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß wir nicht öffentlich verlobt sind."

Ich wußte es, Katarina!"

Und Sie kommen trotzdem hierher und . . . wagen es, mir solchen Antrag zu stellen?" zwingt sie sich zu sagen. Ahr ist, als rede eine Fremde, und ihr Herz bittet doch im S'eichen Augenblick um Verzeihung für das harte Wort, dn steht, wie ihn der Vorwurf trifft, wie er blaß wird bis un den Ansatz der dunklen Haare. Seine Lippen schließen W zu einem schmalen Strich zusammen. Am liebsten möchte ste ihm zärtlich über die Stirn streichen, um die bitteren Falten wegzuwischen, ja ihr Herz ruft es ihm zu ohne unterlaß: Ich liebe dich! . . . Stehst du es denn nicht? -Ich liebe dich ja! . . . Aber ihr Mund bleibt fest «erschlossen.

Cie haben recht, Fräulein Frowein, vollkommen recht", antwortet er nach langer, langer Pause.Es ist kaum zu verantworten, was ich tue. Aber der Zustand, in dem ich vl'ch befinde, macht es mir schwer, die Grenzen des Erlaub-. en einzuhalten. Verzeihen Sie mir ... ich habe diese glückselige Liebe nicht herbeigerufen. Sie ist da und lottert ihr Recht wie ein Naturgesetz. Aber ich hätte wis- ld" Muffen, daß ich Sie beleidige. Ein Mensch wie Sie steht

leinein Wort. Sie werden es allerdings nicht hindern ttnnen, daß ich auch zu meiner Liebe stehe. Bitte, reden ^ nicht, Katarina, ich weiß, was Sie sagen wollen. Sie ollen mich darauf Hinweisen, daß es überflüssig ist. Ich

Jahresabschluß der Kreissparkasse Calw

3m Zeichen günstiger Aufwärtsentwicklung

Die Kreissparkasse Calw hat auch im abgelaufeneu Geschäfts­jahr, trotz des dem deutschen Volke aufgezwungenen Krieges, eine erfreuliche Aufwärtsentwicklung genommen, was sich in den Posten- und zahlenmäßigen Umsätzen sowohl als in der Steige­rung der Gesamteinkagen um rund RM. 4,8 Millionen getreu wiederjpiegelt.

Namentlich das Anwachsen der Spareinlagen, das auch durch den Krieg nicht unterbrochen wurde, zeigt in hohem Grade das große Vertrauen unseres Volkes zur Staatsführung und zur Stabilität unserer Währung; sie sind aber auch" ein Zeichen des großen Vertrauens der Bevölkerung unseres Kreises zu ihrer Sparkasse.

Die Gesamteinlagen der Kreissparkasse Calw (also einschließlich derjenigen der Sparkassen Altensteig, Bad Lieben­zell, Nagold, Neuenbürg und Wildbad) sind im letzten Jahr auf RM. 35 361 756., also gegenüber dem Vorjahr mit Reichsmark 30 582 760. um 15,69 Prozent gestiegen. Der Gesamt­umsatz stieg um 77,6 Millionen auf RM. 573,8 Millionen. Die Bilanzsumme erhöhte sich von RM. 32 272 580. auf RM. 37 096 495.. Die Zahl der Sparbücher be­trug gegen Jahresende 43 358 gegen 42 072 am Ende des Vor­jahres. Somit entfällt auf jeden 2. Einwohner ein Sparbuch der Kreissparkasse Calw. Das Durchschnittsguthaben von einem Sparer beträgt RM. 691. gegen RM. 626. im Vorjahr. Heimfparbüchsen waren 3748 ausgegeben. Das Schulsparen wird in 104 Schulen des Kreises betrieben. Von der Möglichkeit des Reisesparens KdF., sowie des HI.-Sparens und der Einlösung der ausgegebenen Ee- schenkurkunden für Neugeborene wird immer stärkerer Gebrauch gemacht. Den Spargiro- und Scheck­verkehr pflegen 6943 Kunden. Der Eilüberweisungs­verkehr, der es ermöglicht, jeden Betrag von einem Tag auf den andern in jede beliebige Stadt des ganzen Reichs zur Ver­fügung des Empfängers zu bringen, erfreut sich dabei steigender Beliebtheit. Im ganzen wurden in dieser Sparte 1093 755 Buchungen 3645 je Arbeitstag erledigt. Das Wechsel-,

die Winterspritzung mit Obstbaumkarbolineum richtig vornahm, kann jetzt stolz sein auf nahezu ungezieferfreie Blüte. Wer dies nicht tat, erntet eben, -was das Ungeziefer nicht vernichtete. Der Ungezieferbekämpfung wird viel zu wenig Beachtung geschenkt. So dürften weit mehr Nistgelegenheiten für die Meisen u. a. aufgehäugt werden. Allerdings mit dem allein kommt man nicht aus, es muß auch gespritzt werden. Damit kann auch nach der Blüte noch viel gerettet werden. Gegen Pilzkrankheiten wirken kupser- oder schwefelhaltige Mittel, gegen Raupen und andere fressende Insekten arsenhaltige. Beide Mittel können gemischt weiden. Wenn die Blütenblätter abgefallen sind, kann sofort gespritzt werden mit nachstehender Brühe: Für 100 Liter wird verwendet 2 Kg. Schwefelkalkbrühe und 400 Gr. Bleiarsen, oder 750 Er. Kupferkalkbrühe und 400 Gr. Bleiarsen. 100 Liter reichen für ca. 10 mittelgroße Bäume. Kupfermittel sind nur beschränkt zu erhalten, weshalb meist Schweselkalkbrühe verwen­det werden muß. Schweselkalkbrühe darf nicht zu heißer Tageszeit, Kupferkalkbrühe nicht zu kühler Tageszeit ver­spritzt werden. Die Verteilung mutz in allen Fällen nebelartig sein, bei Nichtbefolgung dieser Erfahrungen entstehen unter Um­ständen Schäden. Wo arsenhaltige Mittel mitverspritzt werden, ist Vorsicht nötig. Die Erasunterkultur ist zuvor abzumähen, Gemüse und dgl. zuzudecken. Pflanzen, die blühen, dürfen nicht mit Arsen gespritzt werden. Vor unberufenen Händen und Haus­tieren ist solche Brühe entsprechend zu verwahren, vor allem ist auf die Bienen Rücksicht zu nehmen. Fahrlässigkeit muß bestraft werden. Bei richtiger Anwendung kann kein Schaden entstehen. Die zahlreich im Bezirk seit mehreren Jahren unternommenen Schulbeispiele haben noch nie zu berechtigten Klagen Anlaß gegeben und es ist nötig, daß solche mehr nachgeahmt werden, um regelmäßig mehr und schöneres Obst zu ernten.

Sorten- und Devisengeschäft muß den Verhall- Nissen entsprechend als zufriedenstellend bezeichnet werden. Wertpapierdepots sind 2191 zu verwalten.

Das erfreuliche Ergebnis der Spareinlagenentwicklung und die nicht unerheblichen Darlehensrückzahlungen ermöglichten es der Sparkasse auch Heuer wieder, alle an sie herantretenden Dar­lehens- und Kreditgesuche, soweit sie satzungsmätzig sichergestellt werden konnten, zu befriedigen und damit die einheimische Wirt­schaft weitgehendst zu fördern. Darüber hinaus war es der Kreissparkaffe möglich, sich in erheblichem Umfange an der Kon­solidierungsaktion des Reiches durch Ankauf von Anleihen und Reichsschatzanweisungen zu beteiligen.

Neben einer großen Anzahl von Kontokorrent- Krediten wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr 189 lan g- fristige Darlehen mit einem Gesamtbetrag von Reichs­mark 685118. verwilligt.

Ende 1939 waren ausgegeben: Kurzfristige Dar­lehen und Kredite an Private 2555 Posten mit RM. 3 921 885.. Langfristige Darlehen und Kre­dite an Private - 3751 Posten mit RM. 1036926«.. An Gemeinden und Gemeindeverbände waren ausgeliehen: insgesamt RM. 1091 400..

An Zinsen wurden erhoben: Für laufende Kre­dite 5 Prozent, für langfristige Hypotheken und Kommunaldarlehen 4*/- Prozent. Irgendwelche Provi­sionen kamen hierbei nicht zum Ansatz. In mündelsicheren Wertpapieren waren angelegt RM. 13466976.. Im Wertpapiergeschäft wurden 1342 Kauf- und Verkaufs­austräge mit einem Nennwert von RM. 1237 976. getätigt. Von der Möglichkeit der Mietung von Schrankfächer» in den Tresoren der Kreissparkasse und ihren Hauptzweigstellen wird in befriedigender Weise Gebrauch gemacht.

An flüssigen Mitteln standen der Kreissparkaffe Calw auf Jahresschluß zur Verfügung: RM. 19 156 537. 163,87 Prozent des Solls der vorgeschriebenen Zahlungsbereit­schaft. Mit diesen Mitteln ist die Kreissparkasse Calw jederzeit vollkommen in der Lage, allen an sie herantretenden Anforde­rungen gerecht zu werden. Die Gesamtvermögensrück­lagen betragen nach Verteilung des RM. 171450. betragen­den Reingewinns RM. 1561961.. Dabei ist zu berück­sichtigen, daß die Eesamteinrichtung der Kreissparkaffe und ihrer Hauptzweigstellen nur mit RM. 5. und die Spar­kassen- und sonstigen Gebäude, sowie Grund­stücke derselben nur mit RM. 117 241. zu Buche stehen, sodah auch hier, wie bei den Wertpapieren, noch stille Reserven vor­handen sind.

Aus den aufgeführten Zahlen ergibt sich deutlich, daß die Kreissparkasse Calw mit ihren Hauptzweigstellen auch im abge­laufenen Jahr an der allgemeinen Aufwärtsentwicklung regen Anteil genommen hat. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich z. B. die Gesamteinlagen um 13,66 Prozent, die Gesamtumsätze um 15,61 Prozent und die Bilanzsumme um 16,28 Prozent ge­steigert. Diese Zahlen zeigen deutlich die enge Verbundenheit der Bevölkerung des Kreises mit ihrer Kreissparkaffe, zugleich aber auch das große Vertrauen zur Staatsführung und zur Stabilität der Währung.

Die Kreissparkasse Calw und ihre Hauptzweigstellen können mit voller Befriedigung auf das Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahrs zurückblicken.

Verantwortlich für den gesamten Inhalt: Dieter Lauk in Altensteig Vertr.: Ludwig Lauk. Druck u. Verlag: Buchdruckerei Luuk, Altensteig. Zzt. Preisliste 3 gültig. Alle Bilder, soweit nichts angegeben: Scherl-Wagenborg Ü.

weiß. Aber trotzdem ... ich warte. Sie können mir nicht verbieten, wenigstens von dem zu träumen, was ich nicht erringen kann."

Ich glaube, Sie müssen jetzt gehen, Herr Rechts­anwalt . . ."

Er nickt langsam und wendet sich. In der Tür bleibt er noch einmal stehen.Leben Sie wohl, Katarina! Der Mann, der Sie heimführt, muß sehr glücklich sein."

Dann ist er plötzlich fort und die Tür legt sich leise ins Schloß.

Katarina verharrt noch immer in der gleichen Haltung: die Hände fest über dem Herzen verschlungen. Sie rührt sich nicht, die Tränen fortzuwischen, die ihr langsam über die Wangen rinnen.

» *

ck

Auf dem Bahnsteig stehen zwei junge Menschen, denen das Glück aus den Augen lacht.

Das empfindet sogar der bärbeißige Vorsteher Emanuel Scharnke, der sich das ist stadtbekannt selbst im Nacht­hemd noch alsim Dienst" betrachtet und zweimal wöchentlich das Schlüsselbrett in der Küche seiner Frau revidiert. Es soll dabei zu erheblichen ehelichen Auseinan­dersetzungen gekommen sein, als er es rügte, daß der unter Nr. 12 inventarisierte Waschhausschlüssel auf Nagel Nr. 11 hing, der laut Liste dem Schlüssel zum Kohlenkeller Vor­behalten war. Es erübrigt sich, zu sagen, daß dieser Mann vom Publikum nur Notiz nahm, wenn es sich in irgend­einer Form gegen die Dienstvorschrift verging, beispiels­weise auf der linken statt auf der rechten Seite der Sperre seine Angehörigen erwartete. Es will daher etwas bedeu­ten, daß er das junge Paar mit der denkwürdigen An­sprache auszeichnete:Nun, mal ein bißchen nach Frank­furt fahren?" Er erwartete natürlich nicht, daß man es wagte, ihm auf seine rhetorische Frage eine menschliche Antwort zu geben, und ist deshalb höchst erstaunt, als Hei­ner Hennig ihm laut über den Bahnsteig zuruft:Jawohl, einen ganzen Sack voll Geld verschludern!"

Ein wahres Glück, daß der einlaufende Zug ihn der Mühe enthebt, die respektwidrige Redeweise gebührend zurückzuweisen: denn es ist natürlich jeder Dienstvorschrift strikt zuwider, einen Beamten im Dienst mit unmoralischen Vorsätzen offiziell bekannt zu machen. Abgesehen davon

hegt er die Vermutung, daß sich der junge Mann über ihn lustig gemacht hat.

Glücklicherweise hat der junge Mann keine Gelegenheit, über sein Vergehen nachzudenken. Der hat vollauf damit zu tun, dem blitzsauberen Mädel in die Augen zu sehen, das da im weiten wiesengrünen Kleid wie der leibhaftige Frühling neben ihm sitzt. Er muß sie immer wieder an­schauen, die Eva, ach, und sie ist nicht nur für ihn eine Augenweide, es gibt keine Mannsperson, die sich nicht nach dem schmucken Frauenzimmer umschaut, als sie nun, nach kurzer Bahnfahrt, miteinander durch die Straßen Frank­furts laufen.

Sie sind glücklich. Sie halten sich bei den Händen und sind zu bang, sich anzusehen, als könnten sie Feuer aneinan­der fangen. Für sie ist dieser Tag ein so köstliches Ge­schenk, daß sie sich vor Uebermut kaum zu fassen wißen. Mitten in der Woche, wenn alle Menschen arbeiten müs­sen, frei und ledig im schönsten Sonntagsstaat durch die Stadt bummeln zu können, das ist schon allein was Herr­liches. Wenn es aber dann noch zu zweien sein darf, offen und ehrlich, ohne Heimlichkeit und Verstecken, dann ist das Matz der Seligkeit bis zum Rand gefüllt.

Vor den Auslagen der Geschäfte bauen sie Zukunfts­pläne . . . einen immer schöner und verlockender als den anderen. Evas Begehren erstreckt sich vor allem auf Seide, Leinen, Kleiderstoffe und Porzellan . . . Heiners Wunsch­träume dagegen bestehen aus Eisen und Stahl mit einem robusten Vierzylindermotor darin oder auch aus einem Gerippe, von wasserdichter Haut überzogen, aus zwei Pätscheln, einem Zelt und einer lustigen Flagge für das Heck.

Ja, und dann stehen sie im brausenden Mittagsverkehr auf der Zeil. Vor einem breiten Schaufenster, aus dem ... ihre Möbel sie anschauen. Ganz stumm sind sie im ersten Augenblick, dann lachen sie beide verlegen und überrascht.

Klaffe, was?" meint Heiner endlich und schaut verliebt in das wunderschöne Wohnzimmer hinein, das da drinnen mit seinen edlen Hellen Kirschbaummöbeln, den grünen Bezügen zwischen lichten Tapeten und Vorhängen wirklich ein Meisterstück handwerklicher Kunst darstellt.

(Fortsetzung folgt.)