Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt

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Hummer IIS

Altensteig» Freitag» den 24. Mai 1040

k 8. Jahrgang

Ser eiserne Ring schließt sich immer mehr

Feindliche Ausbruchsversuche überall abgewiesen Vormarsch in Richtung Calais Neue Erfolge der

Luftwaffe an der Kanalküste Schnellboote versenkten Zerstörer Bei Narvik Schlachtkreuzer schwer getroffen

Derzweiflungstaktik

Es war vorauszusehen, daß nach der Abschneidung außer­ordentlicher starker feindlicher Streitkräfte nördlich der Somme die endgültige Niederkämpfung der in diesem Raum zusammengedrängten gegnerischen Armeen nicht von heute auf morgen vor sich gehen konnte. Diese notwendige Zeitspanne, die uns von dem Enderfolg in diesem Raum noch trennt, war von der deutschen Heeresleitung klar in Rechnung gestellt worden. Aehnliche militärische Operatio­nen waren auch im polnischen Feldzug mit größter Sicher­heit durchgeführt worden. Man vermag also in diesem Fall bereits neueste Erfahrungen in einem Wiederholungsfall zu bekräftigen. Dies dürfte allerdings die einzige Vergleichs­möglichkeit sein, die sich etwa zwischen den Kämpfen um Kutno und den jetzigen weit größeren Aktionen darbietet. Unsere Truppen haben es in Flandern nicht mit polnischen Streitkräftsn zu tun, sondern mit den besten Divi­sionen des belgischen und französischen Heeres. Es find Elitetruppen, die noch von Eamelin nach Norden geworfen wurden. Sie umfassen auch nicht nur Regi­menter und Divisionen, sondern ganz sicherlich viele Armee­korps. Sie sind überdies mit modernsten Waffen und Pan- zerkräften ausgestattet. Alles dies macht den Einsatz und die deutschen Vorstöße noch härter und unerbittlicher. Aber gerade die Mitteilungen des Oberkommandos der Wehr­macht beweisen, daß trotzdem auch nicht einen Augenblick die deutschen Operationen an stählerner Wirkung verlieren. Die Erweiterung unseres Durchbruches zur Kanalkllste, die nördlich der Somme von Arras aus über St. Pol bis Montreuil sur Mer und in Richtung Calais bereits durch­geführte Operationen zeigen deutlich, in welcher außer­ordentlichen Tiefe und Breite der deutsche Durchbruch ge­glückt ist. Hier bereiten sich bereits militärische Katastrophen unserer Gegner vor, deren dramatischer Einzelverlauf erst in den nächsten Tagen ganz klar werden dürfte. Auch die Engländer konnten unter dem Eindruck des unaufhaltsamen deutschen Vormarsches ihre wilde Flucht zur Küste keines­wegs so fortsetzen, wie sie ursprünglich beabsichtigten. Sie mußten bei Arras und Cambrai sogar noch einmal ihre Panzerkräfte einsetzen, um eine Entlastung zu bringen. Im Bombenhagel unserer Junkers-Stukas brach auch diese Be- MAng ihrer sonst nur sehr wenig geübten Bundesgenossen­pflicht unter schwersten Verlusten zusammen. Ueberdies er- «ier sich auch diesmal wieder, daß die feindlichen Panzer­verbände weder taktisch noch technisch unseren eigenen moto­risierten Truppen gewachsen waren. Auch ihre Führung versagte. Wir erwarten es schon längst nicht mehr anders.

3m Zusammenhang mit diesen unerbittlichen Keulen­schlägen, die stündlich auf die im Nordraum eingekesselten feindlichen Truppen niedersausen, standen in den letzten Tagen auch außerordentlich interessante neue Operationen imserer Seestreitkräfte. Diese haben keineswegs der Luft­waffe allein die Kontrolle des Seegebietes vor den bel­gischen Häfen und im Kanal überlassen. Sie haben zu einem eigenen großartigen Spurt angesetzts Es wirkte ge­radezu sensationell, als der Heeresbericht des 22. Mai mel­dete, daß deutsche Schnellboote bei einem Vorstoß g»gen me französischen Kanalhäfen einen feindlichen Hilfskreuzer versenken konnten. Diese Mitteilung besagte nämlich nichts anderes, als daß unsere Schnellboote bereits an den bel­gischen Häfen vorbei in die Straße von Dover eingedrungen waren.

Es ist kaum verständlich, daß bei dieser katastrophalen Zuspitzung in unmittelbarer Heimatnähe die britische Flotte immer Lust und Muße findet, ihre Anstrengungen zur Eroberung Narviks fortzufutzen. Wenn man die Ge­schehnisse in diesem weit von dem eigentlichen Kriegsschau­platz entfernten Raume mit den deutschen Blitzstegen in Pollcmd, Belgien und Frankreich vergleicht, so erkennt man M, mit welcher Sinnlosigkeit und Erfolglosigkeit sich die Mtische Admiralität in diesem letzten Rest ihres Norwegen- Abenteuers verbissen hat. Sie hat hier oben nördlich des Polarkreises Opfer an Schiffen, Material und Menschen gebracht, die geradezu beispiellos sind. Aber selbst ihre Mge zahlenmäßige Ueberlegenheit war einfach nicht in M Lage, die noch weit zähere Abwehrkraft der deutschen Mden dieses unvergleichlichen Kampfes zu brechen. Dafür Mchs der Raum um Narvik immer mehr zu einem großen Englischen Friedhof an. Das Tollste ist aber, daß jetzt die pon Drontheim nach Norden vorstoßenden deutschen Trup- ps" nach Ueberwindung eines 400 Kilometer langen An- Mrschweges sogar in neue Gefechtsberührung mit Ror- WLgern und d-xt eingesetzten Engländern kommen konnten.

Der Wehrmachtsbericht

Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

In Flandern gewinnt unser Angriff über die Schelde gegenüber starkem feindlichem Widerstand lang­sam Boden. Bei Valenciennes ist der Kampf noch im Gange. Das Waldgelände von Mormal, siidostwiirts Va- lenciennes', in dem französische Kräfte Zuflucht gesucht hat­ten» wurde gesäubert.

Auch gestern wurden Ausbruchsversuche feindlicher Pan­zerkräfte bei Cambrai im Zusammenwirken zwischen Heer und Luftwaffe unter schweren Verlusten für den Geg­ner abgewiesen. Im westlichen Artois find deutsche Truppen aus dem Durchbruchsteil heraus im Vorgehen nach Norden in allgemeiner Richtung Calais.

An der gesamten SüdfrontvonderSommebis zur Maas ist der Feind überall in der Abwehr. In der Festung LLttichhat sich auch die zweite neuzeitliche Werk­gruppe Vattice mit 20 Offizieren und 650 Mann unseren Truppen ergeben.

An der Südfront von Namur hält der Feind noch einige Werke.

Angriffe der Luftwaffe trafen in erster Linie die rückwärtigen Verbindungen des Gegners sowie Rückzugs- bewegungen und Truppenansammlungen in Flandern und im Artois.

Durch bewaffnete Aufklärung vor der Kanalküste wurden drei Transporter und ein Tanker mit insgesamt etwa 20 000 Tonnen versenkt und ein Zerstörer schwer be­schädigt. Die Hafenanlagen von Dünkirchen und D o - ver sind wirksam mit Bomben belegt worden.

Deutsche Schnellbote haben vor Dünkirchen einen feindlichen Zerstörer durch Torpsdoschutz versenkt.

Alan kann wirklich daraus gespannt sein, wie lange Herr Churchill auch hier oben noch das längst zerzauste englische Prestige verteidigen will. Unsere Luftwaffe setzt täglich ihre Kraft ein, um den Nachschub zu stören. Immer wieder wer­den dabei Schlachtschiffe getroffen.

Bei Narvik gelang es» einen Schlachtkreuzer am Bug schwer zu treffen, einen Transporter von 3000 Tonnen zu versenken und einen weiteren Transporter schwer zu be­schädigen. Ferner wurden Zelt- und Munitionslager in Brand geworfen» Nachschubkolonnen versprengt, Batterie- ftellungen und Landungsanlagen erfolgreich angegriffen.

Auch in der letzten Nacht setzte der Gegner seine plan­losen Luftangriffe gegen nichtmilitärische Ziele fort. In den, Niederlanden wurden die Orte Nymwegen und Waalroqk von britischen Flugzeugen angegriffen und dabei mehrere Zivilpersonen gelötet.

Auf Grund nachträglich eingelaufener Meldungen be­trägt, wie bereits durch Sondermeldung bekanntgegeben» die Zahl der durch Flakartillerie in der Zeit vom 10. bis 15. Mai abgeschossenen feindlichen Flugzeuge 342.

342 Flugzeuge durch Flak abgeschossen!

Wesentliche Ergänzung zu den OKW.-Berichten

Berlin, 23. Mai. Das stürmische und erfolgreiche Vordringen unserer Truppen bringt es mit sich, daß viele Meldungen über Angriff- und Abwehrerfolge der deutschen Luftwaffe mit Rück­sicht auf die immer notwendiger werdenden Verlegungen der Verbände mit Verzögerungen eintreffen. In besonderem Mage trifft dies für die in Feindesland stehenden Teile der Flak­artillerie zu. Die Abschußerfolge unserer Flakartilleristen können deshalb im Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht nicht immer vollständig wiedergegeben werden. Sie finden daher in Zukunft von Zeit zu Zeit in einer zusammenfassenden Be­kanntmachung ihre Berücksichtigung.

Diesem Umstand ist es zuzuschreiüen, dag in dem Zeitraum vom 18. bis 15. Mai nur 143 feindliche Flugzeuge als durch Flak abgeschosse« gemeldet wurden» während nach den jetzt vor­liegenden genaue» Unterlagen im genannten Zeitraum 342 Flugzeuge dgrch die im Feind- und Heimatgebiet eingesetzte Flakartillerie zum Absturz gebracht worden sind.

Hierzu ist die erfreuliche und beruhigende Feststellung an­gebracht, daß in der Gesamtzahl aller.in der Zeit vom 1V. bis 15. Mai vernichteten feindlichen Flugzeuge dir Flakartillerie mit über ein Fünftel der Gesamtsumme be-

Die deutsche Wehrmacht beherrscht das Schlachtfeld

Italienischer Bericht schildert die

Dom» 23. Mai, Eine anschauliche Darstellung der militärischen Lage im Westen gibt ein Bericht des Sonderkorrespondenten der Agenzia Stesani. Einleitend wird betont, daß die derzeitige Si­tuation in der Feststellung gipfele, der alte General Weygand versuche verzweifelt, die von Generalissimus Eamelin als Erbe übernommene Lage zu sanieren. Dis Pläne Weygands zie­len darauf ab, die französischen Kräfte auf einer neuen Wi­tz e r st a n d s l i n i e, die mit dem Lauf der Somme, Aisne und Maas zusammenfalle, zu konzentrieren. Dazu habe er in der Zone von Peronne eine Reihe heftiger Gegenangriffe unter­nommen in Richtung Nord, die gleichzeitig mit Angriffen von Teilen der eingekeilten Heere in südlicher Richtung zusammen­fielen. Alle diese Angriffe der Franzosen und Engländer seien an dem Widerstand der deutschen Truppen zerschellt oder durch das unaufhörliche Eingreifen der deutschen Luftwaffe zusammen­gebrochen, die unaufhörlich die Truppen und rückwärtigen Stel­lungen angreife.

In einigen Zonen seien Kolonnen von schweren und schwersten deutschen Panzerwagen, von Fliegern unterstützt, mitten in große belgisch-französische Einheiten eingedrungen und hätten sie auf dem Marsch oder in den Quartieren überrascht. An verschiedenen Stellen seien während der Nacht die Verbindungswege zerstört worden, so daß sich die feindlichen Truppen am anderen Morgen vor zerstörten Straßen fanden, und gleichzeitig erneuten An­griffen der Luftwaffe ausgesetzt waren.

Eine schwere Schlacht tobt zur Zeit in Flandern und in der Gegend von Calais zwischen englisch-franzö­sisch-belgischen Truppen, die verzweifelt einen Ausweg nach den Küstenhäfen suchten, und den deutschen Einkreisungskräften, die Stunde für Stunde den Kreis enger und enger ziehen. Trotz des Widerstandes der belgischen und französischen Truppen, die unentwegt kämpften, beherrschten die motorisierten Einheiten der deutschen Webrmackt. unterstützt von der Luftwaffe, vollkom-

verzrveifelte Lage der Westmüchte

men das Schlachtfeld. Der neue deutsche Sack sei 100 Kilo­meter lang und 80 Kilometer tief. Weygand unternehme an der ganzen Front eine Serie kleiner Tastversuche in der Hoffnung, einen schwachen Punkt zu finden und in ihn einen Keil zu trei­ben, um dann seine Reserven durchbrechen zu lassen. Aber bisher habe das deutsche Heer allen diesen französischen Tastversuchen Eisern standgehalten und mit blitzartigen Gegenangriffen ge­antwortet.

Die Kämpfe, die gegenwärtig in der Zone von Valencien - nes und Arras im Gange sind, seien äußerst blutig. Sie würden mit der zwingenden Notwendigkeit gerechtfertigt, .Len größtmöglichen Teil von belgischen und französischen Truppen zu retten, um dem Heer, das sich auch zahlenmäßig in einer äußerst schwierigen Situation befindet, weitere Kräfte zuzusüh- ren. Man verstehe, daß die französische Regierung mit allen Mit­teln versuche, wenigstens vor Paris und Le Havre Widerstand zu leisten, um der Industrie Zeit zu geben, eine Menge- stungsmatcrial zu liefern, um so mehr, als die Besetzung des Jndustriebeckens von Lille nach der Besetzung Belgiens einen schweren Schlag für die französische Kriegsindustrie darstellt.

Was England anbetresse, so bleibt es mit Worten natürlich an der Seite Frankreichs. In Wirklichkeit denke es an seine eigenen Angelegenheiten. In der sicheren Annahme, alsbald das Ziel einer deutschen Luftoffensive zu werden, versuche England, seine Marinestützpunkte und seine industriellen Zentren zu schützen. Die Anwesenheit der Deutschen an der holländischen und belgischen sowie an der französischen Küste laste die Gefahr unmittelbar und überaus schwer werden. England habe vor allem Angst vor den deutschen Fallschirmtruppcn. die durch die Verlegung des Krieges auf englisches Gebiet die militärischen Fähigkeiten Großbritanniens auf eine harte Probe stellen wür­den, worüber sich die Engländer selbst keinen Illusionen hingeben.