Auffassung, daß eine Intervention Rumäniens zum mindesten sehr fraglich ist, wird von einem Teil der Pariser und von dem größten Teil der Provinzpresse geteilt. So schreibt der Sonderberichterstatter des LyonerProgres", daß die Verhandlungen Rumä­niens mit dem Vierverbmrde andauern, daß jedoch die Lage stationär bleibe. Man zeige in diplomati­schen Kreisen in Bukarest bezüglich der Unterhand­lungen einen gewissen Pessimismus. Alles lasse er­kennen, daß Bratianu die Verhandlungen verschlep­pen wolle. Eine Intervention werde keinesfalls vor dem Monat September erfolgen.

Die französische Kutturnation.

Weitere Veraeltungsrnatzregeln gegen Frankreich.

(MTB.) Berlin. 12. Juli. DieNordd. Allg. Ztg." schreibt: In letzter Zeit sind hier Fälle bekannt geworden, in denen kriegsgefangene deutsche Offi­ziere in Frankreich nicht in einer den Kriegsgebräu­chen entsprechenden Weise behandelt werden, und zwar lediglich aus dem Grunde, weil sie ihr Ehren­wort, nicht mehr gegen Frankreich und seine Ver­bündeten zu kämpfen, verweigert haben. Insbe­sondere werden nach Privatbriefen, wie nach dem Bericht des Vertreters einer nationalen Macht etwa 50 deutsche Offiziere, die im Fort Entreveaux in den Alpen interniert find und die Abgabe des Ehrenwor­tes verweigerten, in vier stets geschlossenen Räu­men gefangen gehalten. Sie dürfen sich tagsüber nur eine Stunde auf dem kleinen Hof von 10 bis 12 Metern bewegen, auch sich nicht gegenseitig besuchen. Dieses Verfahren widerspricht den Bestimmungen der Haager Landkriegsordnung. In Deutschland haben die kriegsgefangene» französischen Offiziere, denen, dem deutschen Standpunkt entsprechend, die Abgabe des Ehrenwortes überhaupt nicht ange­sonnen wird, den ganzen Tag über die Möglichkeit, sich frei im Kriegsgefangenenlager zu bewegen und sich gegenseitig zu besuchen, auch ungehindert die ihnen zur Verfügung stehenden Hof- und Garten­räume zu benutzen. Nachts werden sie nicht einge­schlossen, sondern haben nur die Verpflichtung, in ihren Schläfräumen zu verweilen. Die Vorstel­lungen, die bei der französischen Regierung erhoben worden sind, um den deutschen Offizieren im Fort Entrevoaux eine gleich liberale Behandlung zu ver­schaffen. sind bisher erfolglos geblieben. Auf An­ordnung der Heeresverwaltung sind daher zunächst 50 französische Offiziere aus ihren verhältnismäßig angenehmen Gefangenenlagern in das Fort Zorn­dorf bei Cüstrin übergeführt worden, wo sie in genau derselben Weise gehalten werden, wie die deutschen Offiziere in Entrevsaux. Sollte sich die Nachricht be­stätigen, daß andere kriegsgefangene deutsche Offi­ziere in Frankreich ähnlichen Beschränkungen unter­liegen, so werden die deutschen Maßnahmen auf eine größere Anzahl und, wenn nötig, auf alle kriegsge- fangenen französischen Offiziere in Deutschland er­streckt werden. Dabei ist wohl zu berücksichtigen, daß der Zahl eine vielfach höhere ist, als die der kriegs- gefanaenen deutschen Offiziere in Frankreich.

Schändliche Behandlung deutscher Verwundeter.

(WTB.) Berlin. 12. Juli. Eine jetzt als Kran­kenschwester tätige deutsche Dame, ide in den ersten Kriegsmonaten in Frankreich lebte, schildert als Zeugin unter Eid einen von ihr selbst beobachteten Vorfall, der sich in dem Vororte Le Bourget bei Paris abspielte. Dort wurde aus dem Krankenzuge ein schwerverwundeter deutscher Infanterist ausge­laden und in den Wartesaal gebracht. Man sah ihn: an, daß er bald sterben würde. Die Zeugin begab sich zu ihm, um ihn nach seinem letzten Wunsche zu fragen. Er bat um einen Geistlichen, der auch bald erschien. Der Bahnhof war nicht abgesperrt und eine große Anzahl der Bewohner von Le Bourget hatte sich eingefunden, um sich an dem Schauspiel der ver­wundeten Kriegsgefangenen zu ergötzen. Als der Schwerverwundete vom Wagen gehoben wurde, be­gann ein ungeheures Johlen und Schimpfen der Menge. Zahlreiche Steine, darunter solche von Eier­größe, wurden gegen den wehrlosen Mann geworfen und trafen ihn mehrfach. Selbst als der Geistliche ihm die letzten Trostworte zusprach, hörte das Schim­pfen und das Werfen mit Steinen nicht auf. Die Bitten des Geistlichen und der Zeugin, die letzten Minuten des Schwerverwundeten zu achten, wurden mit Hohn und Spott beantwortet. Die zahlreichen anwesenden französischen Soldaten, die die Vor­gänge ebenfalls beobachteten, machten keine Miene, den Bedauernswerten vor der Volkswut zu schützen. So hauchte der Mann, der in Ausübung der höchsten Pflicht für sein Vaterland geblutet hatte, unter Schmähungen und Mißhandlungen desersten Kul­turvolkes der Welt" sein Leben aus. (Amtlich.)

Pepnischte Nqchchhten.

^Wne Lakaien der Internationale"!

Unter diesem Titel schreibt Dr. Paul Lensch in der sozialdemokratischen ChemnitzerVolksstimme": In dem berufenen Schriftstück der drei Genossen Bern­stein. Haase und Kautsky muß als Beschönigung ihres Auftretens unter anderem auch die Petition dienen, die die kapitalistischen Organisationen der Industrie und Landwirtschaft an den Reichskanzler zwecks aus­gedehnter Annexionen gerichtet haben. Ueber diese Petition selber ist kein Wort weiter zu verlieren. Die deutsche Sozialdemokratie hat sich seit Anbeginn als Gegnerin der Annexionspolitik bekannt und gerade darin beruht vielleicht ihr schärfstes Unterscheidungs­merkmal zu den ausländischenBruderparteien". Wenn die Petition an den Reichskanzler nicht gerade von deutschen Großindustriellen und preußischen Groß­grundbesitzern in die Welt gesandt wäre, man hätte in der Tat, dem Geiste nach zu urteilen, der in dieser Petition steckt, glauben können, sie sei eine Petition französischer Sozialdemokraten an die französische Re­gierung. Schrieb doch erst das Mitglied des franzö­sischen Parteivorstandes Heros am 8. April in seinem Leibblatt als Antwort an Liebknecht:Wir müssen Ihrer Regierung unbedingt eine solche Strafe erteilen, daß sie für 100 Jahre jede Regierung und jedes Volk so mächtig es sich auch glaubt, von der Ver­suchung, den Krieg auf die Menschheit zu entfesseln, heilt. Sie sagen, daß Sie für den Frieden ohne An­nexion sind? Was verstehen Sie denn darunter? .... Wenn Sie glauben, daß wir Ihrem Volke weiter ge­statten werden, die deutsche Kultur den Dänen in Schleswig, den Polen in Posen und Schlesien und den Elsaß-Lothringern aufzuzwingen, so bedeutet das, daß Sie uns nicht kennen." Was haben die drei Genossen, was hat insbesondere Genosse Haase als Vorsitzender der Partei, was hat derVorwärts" als Zentralorgan der deutschen Sozialdemokratie zur Kennzeichnung dieser französischen Zerstückelungspläne getan? Gar nichts! Totgeschwiegen hat man sie, und wo man das nicht mehr konnte, hat man sie beschönigt und entschuldigt. Die Pläne deutscher Kapitalisten, Frankreich zu zer­stückeln, sind ruchlos und aufs äußerste zu bekämpfen. Die Pläne französischer Sozialisten aber, Deutschland! zu zerstückeln, sind harmlos, entschuldbar und nicht der! Rede wert. Es scheint in der Tat so, daß die deutsche Bedienteuhaftigkeit, die man früher dem deutschen Bürgertum nachsagte, heute ihre Pflanzstätten bei ge­wissen deutschen Sozialdemokraten hat, die nicht ruhen, als bis sie die Fußtritte, die ihnen von den ausländi­schenBruderparteien" in überreicher Fülle appliziert werden, mit einer Dankesträne im Auge hinnehmen.

Diesen erfrischenden Bemerkungen seien noch einige Worte gleichen Kalibers angefügt, die ein im Felde stehender Redakteur der ChemnitzerVolksstimme" feinem Blatte zu der Dreier-Erklärung schreibt: In Wahrheit verteidigt sich Deutschland noch immer mit zäher Energie gegen zahllose Feinde ringsum; die es überrennen wollen. Des zum Beweise braucht mau bloß die Mitkämpfer von Ppern, den Lorettohöhen, den Maashöhen und den Vogesenbergen zu fragen. Alle ersehnen die Stunde, die sie aus Stellungen be­freit, auf die (nach dem französischen Eeneralstabs- berichte) an einem Tage auf wenige Kilometer Breite 300 000 Granaten verfeuert werden. Ist aber einmal der Sieg über die Angreifer errungen er hat schon entsetzlich viel Opfer gekostet und wird noch große Opfer erfordern sind einmal alle feindlichen An­griffe abgeschlagen, dann sollen unsere Feinde es bü­ßen, daß sie Deutschland überfallen haben. Den Ban­diten einen Freibrief ausstellen, daß sie uns än die Gurgel springen können, so oft sie wollen, ohne be­fürchten zu müssen, daß sie dabei etwas verlieren, wäre nicht mehr Politik, sondern selbstmörderischer Wahnsinn. Wir haben im Gegenteil schon jetzt unfern Feinden zu sagen, daß ihr Spiel verloren ist und daß jeder Tag länger, den sie zögern, ehe sie es aufgeben, sie teuer zu stehen kommen wird. Nur durch diese feste Drohung können wir die Wiederherstellung des Friedens be­schleunigen, den wir von der Gerechtigkeit und Frie­densliebe unserer Feinde wahrhaftig vergeblich erbeten haben.

Bryan zur deutschen Note.

(WTB.) Newyork, 14. Juli. Wie aus Los Angeles gemeldet wird, erklärte Bryan, die Leit­artikel über die Antwort Deutschlands stellten ex­treme Ansichten dar. Er glaube, daß die Majorität lediglich an dem Schutz der amerikanischen Rechte interessiert sei. Das amerikanische Volk werde herz­lich alle Schritte des Präsidenten billigen, die er für geeignet halte, um die Amerikaner von der Ge­fahrenzone fernzuhalten und die Passagiere mit Kontrebande, besonders Munition, nicht in Berüh­rung kommen zu lassen.

Gin österreichisch-ungarisches Rotbuch.

(WTB.) Wien, 13. Juli. Der Minister des Auswärtigen veröffentlicht ein umfangreiches Rot­buch, das diplomatische Aktenstücke betreffend die Be­ziehungen Oesterreich-Ungarns zu Italien in der Zeit vom 20. Juli 1914 bis zum 23. Mai 1915 ent­hält. Die Aktenstücke bestehen zum allergrößten Teil aus Mitteilungen und Erlaßen des Ministers des

Auswärtigen an den Botschafter in Rom und aus dessen Berichten nach Wien. Die Verhandlungen zwischen der österreichisch-ungarischen und der ita­lienischen Regierung betreffen zuerst die Auslegung des von Kompensationsrechteu sprechenden Artikels 7 des Dreibundoertrags, dann die Anwendung die­ses Artikels auf den Krieg Oesterreich-Ungarns ge­gen Serbien und Montenegro. Dabei stellte die ita­lienische Regierung das Verlangen, daß Oesterreich- Ungarn noch vor dem Wiederbeginn der Attion ge­gen Serbien Italien Kompensationen, und zwar aus eigenem Besitz bewillige und die abzutretende« Gebiete sofort übergebe. Die Konversation und Ver­handlungen wurden in Wien geführt, doch kam es gleichzeitig zu Unterredungen zwischen dem öster­reichisch-ungarischen Botschafter und dem italienischen Minister des Auswärtigen. Auch nachdem Italien am 4. Mai das Bündnis offiziell für aufgehoben er­klärt hatte, dauerte die Diskussion noch fort, die nun aber hauptsächlich in Rom geführt wurde. Da die österreichisch-ungarische Regierung aber einen Teil der Forderungen Italiens nicht bewilligte und sich auch nicht zur sofortigen Uebergabe der Gebiete, die zu opfern sie bereit gewesen wäre, verstehen wollte, erklärte die italienische Regierung am 23. Mai den Krieg. Die Sammlung fügt zu den schon bekannten Hauptzügen Einzelheiten hinzu, und man ersteht daraus mit vollster Deutlichkeit die mala kiäss dev italienischen Regierung in allen Phasen der Ver­handlungen. Aus den Berichten des Botschafters Macchio geht unter anderem hervor, daß Sonnino l sowohl den König wie die meisten seiner Minister­kollegen über die Angebote Oesterreich-Ungarns und auch über die Stimmung im Auslande falsch unter­richtete, und daß der Generalstab, wie es scheint, unterstützt durch die Darstellungen des italienischen Militärattaches in Wien, die Schwierigkeiten eines Krieges gegen Oesterreich-Ungarn stark unterschätzte.

! Als eine Hauptstütze der Kriegspartei erscheint der ^ Minister der Kolonien Martina. Ein dem Akten­stück aus dem Jahre 1914/16 beigefügter Anhang enthält Schriftstücke aus dem Jahre 1909, 1911 und 1912, die beweisen, daß die österreichisch-ungarische Auslegung des Artikels 7 des Bündnisvertrags früher auch von der italienischen Regierung geteilt wurde, und daß die Berufungen derselben auf die Vorgänge im tripolitanischen Kriege haltlos waren, daß dagegen Oesterreich-Ungarn aus dem dortigen Vorgehen Italiens Präzedenzfälle zur Widerlegung der italienischen Anwürfe holen konnte.

Ein Dankgottesdienst in den Argonne«.

Berlin» 14. Juli. Wie demBerliner Lokal» anzeiger" aus Köln berichtet wird, fand am letzten Freitag im Argonnenwald ein Dankgottesdienst zur Feier der jüngsten ruhmreichen Siege in den West- argonne« statt, zu dem der deutsche Kronprinz, so­wie der greise Generalfeldmarschall Graf HSseler persönlich erschienen waren.

Das Munitionsfieber auch in Italien.

(WTB.) Rom, 13. Juli. DieTribuna" mel­det: Der König hat im Hauptquartier ein Dekret unterzeichnet, durch das ein Komitee für die inten­sivere Herstellung von Waffen und Munition er­nannt wird, an dem der Ministerpräsident sowie der Minister des Schatzes, des Krieges und der Marine teilnehmen. Zugleich wurde Generalleutnant Al­freds Dollolio zum Unterstaatssekretär für Waffen und Munition ernannt.

Aus Stadl und Land.

Calw, den 14. Juli 1918.

Das Eiserne Kreuz.

Pionier Ernst Heldenmaier von Möttlingen, im Pionierbat. 13, hat das Eiserne Kreuz erhalten; ebenso Landwehrmann Jakob Krohmer von Stamm- Heim, im Landwehr-Jnf-Regt. 119.

Kriegsauszeichnung.

Gefr. Karl vöttinger von Lalw, im Jnf.-Regt. 126 hat die silberne Berdienstmedaille erhalten.

Regen.

* Der seit Wochen herbeigesehnte Regen ist nun auch bei uns eingetreten. Besonders in unserer Ge­gend, die bisher nichts von den in der weiteren Um­gebung niedergegangenen Gewitterregen abbekom­men hatte, war ein ausgiebiger Niederschlag sehr notwendig geworden. Die Feld- und Gartenfrüchte hatten unter der dauernden Trockenheit schwer zu leiden gehabt, und es war eben nicht überall möglich gewesen, für genügende Bewässerung zu sorgen. Als gestern morgen nun, so ohne jegliche Gewitterbil­dung, ein rechter Landregen einsetzte, da werden un­sere Landleute undKriegsökonomen" wohl befreit