Sette 1

Echwarzwälder Tageszeitung

Nr. 89

Aus Stadt und Land

Altensteig, den 16. April 1940.

Keine mitzdrSuchliche Inanspruchnahme der Eisenbahn

Der Beauftragte für den Vierjahrcsplan hat eine Verordnung gegen mißbräuchliche Inanspruchnahme der Eisenbahn erlassen. Wer die Vorschriften und Anordnungen, die der Reichsverkehrs­minister oder die von ihm beauftragten Stellen zur Sicherstellung oder Beschleunigung der Beförderung kriegs- oder lebenswichtiger Euter getroffen haben, durch unrichtige Angaben im Fracht­brief, bei der Wagenbestellung oder in anderer Weise umgeht, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren und mit Geldstrafe oder mit einer dieser Strafen bestraft. Der Versuch ist strafbar. Die Tat wird nur auf Antrag des Reichsverkehrsministers oder der von ihm bestimmten Stellen verfolgt.

Vorbestellung von Kondensmilch. In der Lebensmittel- Zuteilungsperiode vom 6. Mai bis 2. Juni 1940 wird den Ver­sorgungsberechtigten, wie ein Erlaß des Reichsernährungs­ministers bestimmt, die Möglichkeit gegeben, anstelle von ISO Er. Nährmitteln nach ihrer Wahl entweder eine große Dose bzw. zwei kleine Dosen Kondensmilch oder eine Ein-Liter-Dose Obst­oder Gemüsekonserven oder 250 Er. Trockenpflaumen (Back­pflaumen) zu beziehen. Hinsichtlich der Konserven und Trocken­pflaumen sollen nur die noch beim Kleinhandel vorhandenen Vorräte geräumt werden. Dagegen werden sich die Wünsche der Verbraucher auf den Bezug von Kondensmilch voraussichtlich voll verwirklichen lasten, weil der Einzelhandel mit Kondens­milch beliefert werden wird. Damit die Verteiler in die Lage versetzt werden, sich für die Ausgabe der Kondensmilck die .erforderlichen Vorräte zu beschaffen, ist es notwendig, die Kon­densmilch bereits jetzt zu bestellen. Diejenigen Verbraucher, die anstelle von Nährmitteln Kondensmilch beziehen wollen, lasten daher spätestens bis zum 18. April 1910 die Fl. 1-Abschnitte der gegenwärtig gültigen Reichsfleischkarten sür Normalverbraucher >»nd für Kinder bis zu 6 Jahren von den Verteilern abtrennen, Lei denen sie di« Kondensmilch zu beziehen beabsichtigen. Die > Verteiler stempeln den Stammabschnitt der Fleischkarte und ^versehen ihn mit dem ZusatzFl. 1".

Bekämpfung des Stachelbeermehltaus!

Der Stachelbeermehltau ist fast in allen Gärten anzutresfen. Häufig ist der Befall so stark, daß der ganze Ertrag der Sträu- cher wertlos ist. Zur Bekämpfung ist zunächst nötig, daß die Eträucher gründlich ausgelichtet und die abfallenden Teile sorg­fältig gesammelt und verbrannt werden. Befallene Triebspitzen, erkenntlich an den typischen Krümmungen, dürfen nicht an der Pflanze verbleiben. Das Auslichten kann auch jetzt noch erfol­gen. Wichtig ist dann Kalkung des Bodens um die Sträucher und Spritzungen mit einem der nachstehenden Mittel. Minde­stens einmal vor der Blüte und zweimal nach der Blüte, wäh­rend dieser darf nicht gespritzt werden. Es kann verwendet wer­

ben: Lproz. Schwefelkalkbrühe, oder Iproz. Sodalösung, oder Iproz. Formalin, oder Iproz. Solbarlösung. Letzteres hat sich sehr gut bewährt. Hauptsache ist vorbeugende Spritzung, also ehe die Blüte erscheint, und kurz nach der Blüte zweimalige Wiederholung in lltägigem Abstand. Ist der Mehltau erst an den Beeren sichtbar, so läßt sich der Mehltaupilz mit keinem Mittel mehr ganz unterdrücken.

Bei Neupflanzungen verlange man Sorten, die weniger vom Mehltau befallen werden, wie: Hünings Frühe, Grüne Flaschen­beere, Weiße Volltragende, Maiherzog. Ferner pflanze man nicht zu eng, wenigstens 1'/-2 Meter Abstand, damit Luft und Sonne durchkann, das ist die beste Vorbeugung.

Kreisbaumwart Walz-Nagold.

Nagold, 15. April. (Hell klingt das deuts che Li ed.) Das deutsche Lied lebt fort. Gerade jetzt in der Kriegszeit klingt es wieder hell auf. So auch gestern wieder, als der Vereinigte Lieder- und Sängcrkranz die Kranken in der Aufbauschule, im Krankenhause und in der Versorgungskuranstalt Waldeck mit schönen, sinnvollen und kampffrohen Gesängen erfreute. Die Sänger und ihr rühriger Chormeistcr, Hauptlehrer Kempf, fanden mit ihrem Liedersingen lebhafte Anerkennung. Mit Freu­den wollen wir uns alle von der'Macht des deutschen Liedes mit seiner Sehnsucht nach Volkseinheit und -freiheit erfassen lasten und den deutschen Gesang bewußt pflegen im Sinne des Sänger­spruches: Mein deutsches Land, mein deutsches Lied, in Ewig­keit dich Gott behüt!"

Führerappell des Kreiskriegerverbandes Calw

Vom Kreiskriegerverband Calw wurde am 14. April ein Appell der Kameradschaftsfiihrer und Schießwarte vom alten Kreis Nagold angesetzt. Der Kameradschaftsfiihrer der Krieger- kameradschaft Nagold, Wilhelm Theurer, begrüßte die Anwesenden kurz und brachte seine Freude zum Ausdruck, daß der Kreiskriegervcrband Calw diesen Appell nach Nagold ver­legte und die Kameradschaftsführer nicht in Calw antreten muß­ten. Trotz der Kreiszusammenlegung blieb die alte Tradition des Treffens in Nagold gewahrt.

Der stv. Kreiskriegerführer Espenhain in Calw hielt die allgemeine Ansprache und erwähnte u. a., daß der NS.-Reichs- triegerbund und seine Gliederungen vom Führer bei der Tagung in Kassel anerkannt und gewürdigt wurde. Auch brachte er zum Ausdruck, daß die alten Soldaten des Weltkrieges laut Urteilen der jetzigen kommandierenden Generäle, im Polenfeldzug neben den jungen Soldaten ihre Pflicht in vorbildlicher Weise erfüllt hätten. Die daheimgebliebenen Kameraden hätten während des Krieges ihre Pflicht in der Heimat zu erfüllen und er schilderte Beispiele, wie dies am besten gemacht werden könne, so z. B. sol­len Wunschkonzertspenden usw. durchgeführt werden. Selbstver­ständlich sei auch, daß die Fahnenspitzen für die Metallsammlung zum Geburtstag des Führers abgeliefert werden.

Ortsgruppenleiter Raisch-Nagold wohnte der Tagung ebenfalls bei und fand markante Worte für die Erforderniste einer vorbildlichen opferbereiten Einstellung und Haltung der Kriegerkameradschaften.

Der Kreisschießwart, Hauptmann Meißner, berichtete über das Wettkampfschießen, wobei die Kameradschaften Dennach, Ebhausen und Haiterbach im Kreiskriegerverband die besten Resultate erzielt haben. Ferner wurden für die Einzelwett­kämpfe Preise verteilt. Weiter wurde befohlen, Laß die Wett­kämpfe im Schießen liegend freihändig, bis 11. August 1940 wie­der durchgeführt werden müssen.

Der Sozialreferent Wild von Calw sprach über das Unter- stützungs- und Veitragswesen und schilderte die praktische Kame­radschaftshilfe. Er erläuterte, daß Lei vorübergehenden Not­lagen jedem Kameraden auf Antrag durch den Reichskriegerbund in bescheidenem Rahmen geholfen werde. Er erinnerte auch an die vorzüglich eingerichteten Waisenheime des NS.-Reichs- kriegerbundes.

Die Tagung dauerte bis nachmittags 4 Uhr und fand ihren Abschluß mit dem Gruß an den Führer.

Freudenstadt, 15. April. (Der letzte Freudenstädter Nachtwächters). Am Donnerstag starb im Alter von nahe­zu 83 Zähren der frühere Tuchmacher Karl Schmelz! e. Mit ihm ist der letzte der einstigen Freudenstädter Nachtwächter es waren deren einst sechs heimgegangen. 22 Jahre lang, von 1899 bis 1921, hat der Entschlafene jede Nacht treu seines Amtes gewaltet. Das letzte Mal rief er die Stunde in der Nacht vom 31. Oktober 1921:Hört, ihr Leute, laßt euch sagen: / Unsre Glock hat viere g'schlagen! / Wohl um die Viere!" An den anderen Nachtstunden, beginnend um 10 Uhr, lautete der Ruf jeweils etwas poetischer. Zum Beispiel um 10 Uhr:Hört, ihr Leute, laßt euch sagen: / Unsre Glock hat Zehne g'schlagen! / Nehmet 's Feuer und 's Licht in Acht! / Gott behüt euch diese Nacht! / Wohl um die Zehne!" - Als einziger damals hier noch im Berufe stehender Nachtwächter legte Schmelzle sein Amt nieder, erstens aus Gesundheitsrücksichten und zweitens wegen schlechter Bezahlung. Die Belohnung betrug einstens 60 Pfg., später 80 Pfg. und zuletzt biL. in der Inflationszeit 1 Mark pro Nacht. Man kann nicht gerade sagen, daß dies einefürst­liche" Bezahlung war für die nächtlich-stündlichen Rundgänge bei oft eisigen Schnee- und Regenstürmen und kalten Regen­güssen. Nun hat auch dem stillen, braven Mann seine letzte Stunde geschlagen. Möge ihm erfüllt werden, was er an jedem Christfestmorgen um 4 Uhr mit seiner klangvollen Stimme so schön und gemütvoll gerufen hat:Dann wird's erst recht Christ­tag werden, / Wenn wir scheiden von der Erden, / Droben in der Zionsstadt, / Wo Gott seine Wohnung hat!"

Erstorben

Simmersfeld: Friedrich Braun, llnteroffiz. (gefallen).

Verantwortlich für den gesamten Inhalt: Dieter Land in Altensteig. Vertr. Ludwig Laud Druck und Verlag: Buchdruckerei Lauk, Altensteig. Zurzeit Preisliste 3 gültig.

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Simmersfeld

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In soldatischer Pflichterfüllung für Führer und Vaterland starb im Alter von 26 Jahren am 9. April 1940 in Dänemark den Flieger­lod unser lieber Sohn, Bruder und Neffe

Friedrich Bram

Unteroffizier

Beobachter in einem Kampfgeschwader Die Beerdigung hat in fremder Erde stattgesunden Die tieftrauernden Angehörigen: Michael Schaible und Kinder der Bruder Karl Braun, Unteroffizier und der Großvater Michael Braun

Den Soldaten an der Front das Heimatblatt

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Balentin Zörgler

Altensteig, den 16. April 1940

Danksagung

Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme bei dem Heimgang unseres lieben Entschlafenen

3oh. Georg Bolz

Straßemvart a. D.

danken wir herzlich. Insbesondere sür die zurück­greifende, ehrende Widmung der Stadtgemeinde und seitens der Gefolgschaft seiner Berufskame- roden, für die tiefgreifenden, erhebenden und trostreichen Worte des Herrn Geistlichen und die Umsicht dessen Gattin, für die hingebende Liebe der Schwester Agnes, die nimmermüde Betreu ng des Arztes, die erhebende Trauer­musik, sowie für die vielen Kranzspenden und das zahlreiche Geleite all der Lieben und Liebenden zu seiner letzten Ruhestätte, sagen wir nochmals unseren herzlichsten Dank.

Die trauernden Hinterbliebenen:

Familie Bolz - Schenk

Hochdorf, 15. April 1940.

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Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meinen lieben, guten, unvergeßlichen Gatten und Vater, unseren lieben Bruder, Schwager und Neffen

Louis Bauer

unerwartet rasch im Alter von 33 Fahren zu sich in die ewige Heimat zu nehmen.

3n tiefem Schmerz

die Gattin: Julie Bauer geb.Kalmbach mit ihrem Kinde Louis

Die Beerdigung findet Mittwoch, 17. April, nachmittags V-2 Uhr statt.

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