Nr. 89
Schwarzwälder Tageszeitung
Seite 3
Marsch, was nicht gerade leicht war; für uns nicht und auch für die feldgrauen Kameraden, von denen viele noch kein Wasser gesehen hatten. Aber wen kümmerte das schon! Wir hatten eine Aufgabe, und die war durchzuführen. Koste es, was es wolle!
Ungesehen, unangefochten durchqueren unsere Boote die See. Unangenehm hell ist diese Nacht. Etwas mehr Dunkelheit wäre uns jedenfalls lieber gewesen. Aber der Engländer hat uns nicht bemerkt. Wir laufen in die Bucht Vergens ein und wer das Schärengewässer kennt, wird sich eine Vorstellung davon machen, welche beachtliche seemännische und navigatorische Leistung es ist, durch diese gefahrdrohenden Wasferläufe ohne Lotsen, ohne Licht, ohne Signale durchzukommen.
Der Kommandant steht eisern und ruhig aus der Brücke. Jetzt gilt's: Nichts als ran und hinein! Wir passieren norwegische Vewachungsfahrzeuge, werden auch von ihnen bemerkt und neugierig angemorst. Sollen wir reagieren? Dann gehen plötzlich Wimpel roter Leuchtkugeln hoch. Wir denken: Nette improvisierte Illuminationen, mit denen man uns in Norwegen begrüßt.
Me navigatorischen Verhältnisse werden immer schwieriger. Passagierdampfer sperren den Weg und beginnen aufgeregt das Morsespiel mitzumachen. Von irgend einer Küstenbatterie brennt' «in Scheinwerfer auf und blendet uns krech an. Wir revanchieren uns sofort mit gleichem Manöver, und da bollern die Kerle von oben herunter. Es blitzt ganz nett und heult auch schwer um und über uns hinweg. 21 Zentimeter! Wrr versuchen hart unter Land zu kommen. Aber da ist immer wieder ein dicker Dampfer im Wege. Eine ganze Flotte Frachtpötte liegt hier kreuz und quer. Man war wohl gerade dabei, einen Geleitzug zusammenzustellen. Anderntags erfuhren wir dann, daß unter diesen Pötten die mittlerweile bekannt gewordenen englischen Munttionsdampfer, durch die das Geheimnis des beabsichtigten britischen Vorstoßes gegen Norwegen endgültig und auf das eindeutigste geklärt worden ist. auf die englischen Seestreitkräfte warteten.
Durch ein geschicktes Manöver sind wir bald an der Mole fest, llnd jetzt heißt es nichts als: Truppen heraus! Es ging auch wahrhaft ruckzuck. Unsere Feldgrauen sprangen mit aufgepflanztem Seitengewehr, Handgranaten am Koppel, an Land und standen schnellstens fix und fertig in Reih und Glied.
Die ersten Zuschauer waren auch schon da, hielten sich in respektvoller Entfernung und zeigten erfreulicherweise ein lachendes Gesicht. Wir waren in Bergen! Wir waren in der alten ruhmreichen Speicherstadt, der Stadt, deren schönstes Viertel die Tyske-Vrügge ist, Erinnerung an die Hansezeit und den deutschen Einfluß hier oben im Norden noch bis in das Ende des vergangenen Jahrhunderts. Wir waren in der Heimatstadt Björn- sons und Kriegs. Wir waren im Lande Peer Gynts, Solveigs, Ibsens, in der Heimat Knut Hamsuns.
Als das Licht des Tages über dis Schneeberge und Gletscher stieg, donnerten unsere Heinkel-Bomber über die nordische Landschaft, über die steil sich auftürmenden Felsen und blauen Fjorde. Wir kamen nicht als Feinde wir sind als Beschützer des wundervollen alten Landes gekommen. Der Oberfähnrich hatte ein Sonderkommando und den deutschen Konsul aufzusuchen. Hier traf er mit den ersten Feldgrauen unter Führung eines Leutnant» zusammen, und bald war auch ein deutscher General zur Stelle. Dies und das erzählen die Kameraden- und manches andere nette Zwischenspiel dazu, über das später einmal zu berichten sei« wird. Da war u. a. der Hauptmann der freiwilligen Feuerwehr Borgens, der unseren Oberfähnrich mit seinen Leuten ernlud, sei« Auto zu besteigen, mit dem es dann schneller zum deutschen Konsul ging. Da war am anderen Tag der englische Flirgerbesuch, de» unsere Streitkräfte mit ihrer gut sitzenden Flak schleunigst z«r Amkehr zwangen.
Was unsere Kriegsmarine in diesen Tage» geleistet hat, was hier an Einsatzbereitschaft und Draufgängertum zu verzeichnen ist, mit welchem Schneid die knifflichsten Dinge gedreht wurden, dar zu er zählen und erkennen, wird einer ruhigeren Zeit Vorbehalten bleiben müssen.
Wer versteht nicht den Stolz und die Freude, die tiefe innere Befriedigung der deutschen Kriegsmarine das große Glück darüber, eine Aufgabe mit durchgeführt zu haben, die der Führer befahl, eine Aufgabe, die. mit einem Wort gesagt, einzigartig t« der Seekriegsgeschichte aller Zeiten rst.
Die Deutschen in Dänemark
(PK.) Als der Wagen des Führers der Spitzenkompagnie eines deutschen Panzerverbandes nach lleberschreiten der deutsch- dänischen Grenze bei Flensburg gutgezielte Treffer der dänischen Pak erhalten hatte, glaubten weder der Hauptmann noch sein Kommandeur, daß sie im Laufe des Tages in Vejle mit ihren Männern von den Dänen zum Kaffee eingeladen sein würden. Di« deutschen Soldaten, die im Raum Apenrade-Hadersleben Feuer erhielten von guten, einsatzbereiten Soldaten, tauschten dann am gemeinsamen Standort friedliche Ehrenbezeigungen mit ihnen. Nach diesem Geschehen beim und nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Dänemark datiert im Grunde das gegenwärtige gute Verhältnis zwischen unseren Vesatzungs- truppen und dem dänischen Volk, den dänischen Soldaten und dänischen Behörden. Wir sind durch ganz Jütland gefahren. Wir haben in Kolbing den Schwung des jungen Oberleutnants erlebt, der als deutscher Ortskommandant sich die Sympathien der Bevölkerung wie der durchmarschierenden Truppen eroberte. Wir haben in Viborg einen Hamburger Infanteristen belauscht und den Meinungsaustausch der dabei dicht gedrängt zuhörenden Vi- borger. In den jiitländischen Dörfern fanden wir rastende Truppen im besten Einvernehmen mit Ortspolizei und Bauern. In Horsens wollte alles den wuchtigen Vorbeimarsch der deutsche« Kampfwagen vor dem Befehlshaber des schon genannten Panzerverbandes miterleben. Die in Masten hilfreich aufgebotenen Polizisten in ihren schmucken dunklen Uniformen mit Goldtressen und Eoldknöpfen hatten vor dem Renaissance-Bau des Lichtenberg- Hauses, jetzt ein Hotel und Ortskommandantur, alle Hände voll zu tun. In Aarhus gingen unsere blauen Jungen erstmalig in schmucken Ausgangsjäckchen an Land, was am Hafen von Alt und Jung anteilvoll verfolgt wurde und in Randers wollten die kleinen Jungen ganz genau Bescheid wissen über die Ausrüstung der deutschen motorisierten Einheit, die hier marschbereit stand.
Anteilnahme, Freundschaftlichkeit überall bei den Dänen — Taktgefühl, Sicherheit und Bewußtsein ihrer Aufgabe in jedem Deutschen, der der Vesatzungstruppe angehört.
So erleben wir hier oben, inmitten der Soldaten des im Entscheidungskrieg liegenden nationalsozialistischen Reiches und der Einwohner des kleinen nordischen Staates, der in Lebensführung und politischer Art so ganz anders ist, die neue Zeit atemberaubender Unmittelbarkeit. Und die Landeseinwohner, in deren Mitte sich so mancher Emigrant eingeschlichen hatte, deren Linksparteien eine betont deutschunfreundliche Linie verfolgte« — sie überstürzt die neue Zeit vielleicht noch jäher. Um so höher ist dir Haltung der Dänen gegenüber den über Nacht an sie herantretenden Problemen anzuerkenncn. Gezwungen durch die Erkenntnis der Notwendigkeiten der historischen Stunde treten sie nun mit Ruhe und Besonnenheit den plötzlich kommenden Gästen entgegen, den Deutschen, die in ihrem Auftreren im Verband und einzeln deutlich zeigen, daß ihr Vaterland und seine Wehrmacht weit über das erhaben find, was durch die Londoner und Pariser Propagandazentralen bisher in die skandinavische Presse lanciert wurde.
In den Straßen der Städte kleben nun die weißen Proklamationen von König und Staatsregierung, die Bekanntmachung des deutschen Kommandierenden Generals, die neuen Polizeiverordnungen der Amtswürden: auf den Straßen viele feldgraue Fahrzeuge und viele feldgraue Uniformen — sonst läuft, wie man uns bestätigt, das Leben des dänischen Volkes ungestört weiter. Alle Achtung zollen wir den Verdunkelungsmaßnahmen, die erst zwei Tage hier durchgeführt werden, und zwar tadellos durchgeführt werden. Man steht immer wieder, daß das dänische Volk Vertrauen zur deutschen Korrektheit und Tatkraft hat und Einsicht gewinnt, daß der schnelle Entschluß Deutschlands dem Schutz der skandinavischen Völker dient. Der Ernst der zu jedem Kampf gegen englische Angriffe bereiten deutschen Truppen nötigt gewaltigen Respekt ab. Entsprechend ist das dänische Entgegenkommen. Dänische Krankenanstalten, übrigens modern und vorbildlich ausgestaltet, pflegen erkrankte deutsche Soldaten mit größter Sorgfalt. Die dänischen Post- und Telegraphenbeamten arbeiten angestrengt, um die fernmündlichen und die fernschriftlichen Anforderungen der deutschen Stäbe zu befriedigen. In Gaststätten und Geschäften bemühen sich Personal und Publikum, den Wün
schen der Sprachunkundigen voll und ganz nachzulommen mck die dänische Jugend zeigt da wo die Alten erst noch abwartend und vielleicht mit traditionellen Prinzipien kämpfend dastehe», ausgesprochene Aktivität im Dienst des guten Einvernehmens: Die kleinen Danskes klettern auf den abgestellten Fahrräder« herum, wenn der deutsche Posten mal ein Auge zudrückt, und die Mädels blicken mit großen Augen auf den hallenden Tritt der Wachen vor den Vezirksstellen, wenn der Wachhabende sei» „Ab... gelöst!" ertönen läßt
Unendlich ist die Zahl der kleinen Erlebnisse, die beide Seite» einander bringen. Da will ein Kanonier Erbsensuppe an der Feldküche fassen, hat aber sein Kochgeschirr nicht zur Hand. Er geht, ohne ein Wort dänisch zu können, ins nächste Haus, macht mit aller Bescheidenheit der Hausfrau seine Reverenz, um alsbaü» mit Teller und Löffel ausgerüstet zu sein, die er eine Viertelstunde spater sauber abgespült mit dem schnell gelernten Dankeswort „Moncs tak" wieder abliefert. Oder einem Unteroffizier
eines motorisierten Truppenteils rst die Nadel seines Brauuschweiger Abzeichens abgebrochen, das er als alter SA.-Ma»» trägt. Er wendet sich an die Werkstatt, die die Fahrzeuge sei»er Kompagnie betreut, und bekommt den kleinen Schaden schnell gelötet, nicht ohne daß die gesamte dänische Belegschaft Hoheitszeichen und Inschrift der Plakette mit größtem Interesse geprüft hat.
Im besetzten Dänemark erweist sich nach kürzester Zeit flbc jeden: Die Maßnahem der deutschen politischen Führung trägt i» keiner Weise den Charakter eines Abenteuers, sondern hat i» Gegenteil Ruhe und Sicherheit, Verstehen und Respekt bei de« Betroffenen hervorgerufen Mag kommen, was da will: Ma« begreift: die erfolgreiche deutsche Reaktion auf englisch« Ei»- marschgelüste und Neutralitätsbrüche bewahrt die Länder d» Nordens davor, Kriegsschauplatz zu werden.
G. Kurt Stolzenberg.
Größte Sturmflut seit 28 Zähren
Wolkenbruch über Buenos Aires
Buenos Aires, 15. April. Ueber Buenos Aires ist in der letzten Nacht ein Gewitter mit einem wolkenbruchartigen Regen von katastrophalen Auswirkungen niedergegangen. Der La- Plata-Fluß ist so gestiegen, daß verschiedene Außenbezirke und tief gelegene Stadtteile im Westen überschwemmt sind. Einige Getreidesilos und zwei große Gefrierfleischbetriebe sind von der Zufahrt abgeschnitten. Teilweise ist der elektrische Strom und die Telephonverbindung unterbrochen. Auch der Verkehr zwischen dem Zentrum und einigen Vororten ist stillgelegt.
Bei einem weiteren Steigen des Flusses wird die Gefährdung verschiedener Eisenbahnstrecken befürchtet. In Anbetracht der stündlich wachsenden Gefahr, welche durch den Sturm vermehrt wird, hat die Feuerwehr und Hafenmiliz bereits das Krankenhaus eiligst geräumt und die Bewohner der vom Wasser eingefchlossenen Häuser in Sicherheit zu bringen versucht. Die Sturmflut ist die größte seit 25 Zähren.
Anwachsen der indischen Streikbewegung. Die „Prawda* werft in einer Meldung aus Kabul auf das weitere A«. wachsen der Streikbewegung in Indien und insbesondere t« Bombay hin, wo seit dem 4. März 150 000 Textilarbeiter m den Ausstand getreten sind. Ihnen schlossen sich 10 000 Arbeiter der 22 Seidenfabriken von Bombay an und legte» ebenfalls die Arbeit nieder. Am 13. März griff die Ausstandsbewegung auch auf die 20 000 Arbeiter der 25 Zuckerfabriken von Eorahpura über und in der Folge auch auf die Arbeiterschaft der Zucker- und Papierindustrie vo« Patna, der Kraftwerke von Karatschi, der Zündholzfabrike« von Amritsar und der Druckereien von Allahabad.
Britischer Bomber abgestiirzt. Wie der Regierungspressedienst in Amsterdam meldet, ist Sonntag ein britischer Bomber auf niederländisches Hoheitsgebiet bei der Grenze, i« unmittelbarer Nähe von Babberich, brennend abgestiirzt.
llnreres Herrgotts McksM
Roman von Kurt Riemana
11. Fortsetzung
Was kann nur in den Vater gefahren sein? Hat er etwa die Absicht, wieder zu heiraten? Ausgeschlossen! Lächerlich. Das Mädchen, so hat Heinrich gesagt, ist höchstens ein, zwei Jahre älter als sie. Gertrud ist fünfundzwanzig. Der Vater kann doch nicht seinen erwachsenen Kindern eine gleichaltrige Stiefmutter geben! Ach, und wohin soll das überhaupt führen? Vater wird fünfzig im Januar des nächsten Jahres. Man wird sich in Holzhausen oie Mäuler wundreden.
Vielleicht ist es nur eine flüchtige Bekanntschaft, ein... (^rhältnis", wie man hier sagt. Sie hat davon gelesen, Männer und Frauen in jenen Jahren einen zweiten lAHung erleben, daß der Lebenshunger sie noch einmal überfallt und sie ausziehen läßt, unbekümmerter oft als die Egen. Aber sollte ihr Vater deshalb sich mit leichten " abgeben? Ihr Vater, den sie alle so lieben, dessen ^"d stets vor ihnen steht, untadelig und ohne Fehl? Nein, ^»" abwegig, auch nur in den heimlichsten Gedanken die -nognchkeit zu erwägen. Sie will es nicht glauben, sie will es für einen albernen Zufall halten und für Geschwätz ...
>ie kann die Zweifel, die bohrende Angst nicht töten, «ngst, ihn zu verlieren . . . ihn, der seinen Töchtern alles ist: Pater, Führer, Freund, und nicht zuletzt geliebtes Vorbi'^ 'bres Lebens.
Gott sei De nkt sie im stillen, daß die beiden da hin en noch nicy: m! . . .
Und wirklich, beiden haben nicht die geringste «hnung davon, wa-, och bereits im ganzen Siädtchen die "rächt: Meister Häberlein befinde sich auf gefähr- «Hen Wegen.
Der Krach gestern abend im Mrünen Baum" — er ist Tagesgespräch. Er wird in all, n Ecken und Winkeln Machen, in Waschküchen und Kartoi-elkellern, beim Flei- Der, Bäcker, Schuster, Schneider u"d in den Büros, auf der . . . überall zischelt -d w. rt es: „Wissen Sie A?n -? Gestern abend "" Und dann folgt regel- ^vig ein langer Bericht. . Mich stemmt dann Frau
Schulze oder Frau Meier zum Schluß die Arme in die Seite und meint entrüstet: „Wer hätte das dem Meister Häberlein zugetraut! So ein Mann, in dieser Stellung... und dann solche Sachen! Na, mir tun bloß die Töchter leid!"
Aber die Töchter wissen von nichts, denn keiner hat bisher den Mut gehabt, ihnen die Neuigkeit aufzutischen.
In einem kleinen Dorf hält Heinrich den Wagen an.
„Also, hier trinken wir Kaffee!" verkündet er zur allgemeinen Ueberraschung.
„Hier? Aber du hast doch versprochen, in Wiesbaden?" mault Ev'.
„Habe ich das?" grinst Heinrich. „Komisch. Muß ich ganz vergessen haben. Außerdem habe ich hier ein klein wenig zu erledigen. Das kann ich bei der Gelegenheit gleich besorgen. Uebrigens, dies Gasthaus sieht doch furchtbar nett aus. Setzt euch nur schön in den Garten!"
„Natürlich", seufzt Frau Gertrud, „ganz ohne Geschäft geht' la auf keinen Fall. Also klettert schon heraus, Mät Jch° kenne ihn. Wenn er „etwas zu besorgen" hat, können wir uns auf einige Stunden gemütlich einrichten!"
Das hört Heinrich P. Woltersdorf aber schon nicht mehr. Er hat bei der Einfahrt ins Dorf bereits das Haus gefunden, das er gesucht hat. Die Hauptstraße entlang, dann rechts auf die Kirche zu. Da, wo der Fahnenmast steht. Und wenn ihm der nicht verraten hätte, wo sich die Schule befindet, dann hätten es die Kinder getan, die jetzt wie eine losgelassene Herde junger Pferde angestürmt kommen, llnd die eben hat er gesucht. Sie sollen ihm weiterhelfen.
„He, Jungs!"
Drei große Jungen, die Ranzen unterm Arm, halten auf ihn zu.
„Ick: - "hte gern was wissen.. seid doch tüchtige Kerle?
Miß. .uisch begucken sie ihn. AM ill der geleckte Herr von ihnen?
„Und eine Mark gibt es auch zu oerbienen, verstanden?"
„Eine Mark?" lacht der Größte und sieht seine Kameraden fragend an. ,A as wollen Sie denn wissen?"
Ob ?hr e: F aulein kennt, oder eine Frau, die oft nach "ra.Usurt hereinlommt. Sie ist nicht ganz so groß wie iM
„Ooch, nach Frankfurt fahren 'ne ganze Menge."
„Wißt ihr, sie hat so ein blaues Kleid angehabt mit bunter Stickerei dran. So mit einem hohen Halskragen und ein blaues Hütchen dazu, mit einem kleinen Schleier dran!"
„Mit dem kleinen Schleier dran? Mensch, das ist doch unser Fräulein! Die hat so einen Hut!"
„Euer Fräulein? Habt ihr denn keinen Lehrer?"
„Nein. Bloß ein Fräulein. Aber sie haut doch, wenn wir das Maul riskieren."
„Ja. . . aber ist denn euer Fräulein in Frankfurt gewesen?"
„Die? Die ist oft da. Und einen Hut mit 'nem Schleier hat sonst gar keine im Dorfe. Den hat bloß unsere Lehrerin."
Heinrich wischt dem Größten über den blonden Haarschopf. „Du bist ein tüchtiger Bursche. Da . . . die Mark hast du dir redlich verdient. Euer Fräulein ist doch z« Hause?"
„Ja. Die sieht die Diktatheste nach. Dahinten können Sie sie auf dem Katheder sitzen sehen."
„Schönen Dank, Jungs."
„Hurra, 'ne richtige Mark!" Mit einem wilden Freu- ebrüll stürzen die drei davon.
ngsam geht Heinrich P. Woltersdorf auf das niedrige Sk,....,aus zu. Die Pforte des kleinen Vorgartens steht weit offen. Nach drei Schritten befindet er sich unterm Klassenfenster. Ein Blick genügt — tatsächlich, das Mädchen, das da in seine Arbeit vertieft zwischen vielen blauen Schreibheften hockt, ist die Unbekannte, die er in der Gesellschaft seines Schwiegervaters sah. Na, denn also 'ran an den Feind! . . .
„Herein!" Die Stimme klingt nicht übel, aber es steckt allerlei Energie darin, denkt Heinrich. Nun steht er einem hochgewachsenen Mädchen gegenüber, das ihn mit kühlen grauen Augen abwartend anfieht.
„Was wünschen Sie?" fragt sie und steigt einen Schritt von ihr. Arbeitsplatz hernieder.
Mine Unterredung, Fräulein . . ." Er stockt, will auf d>"ke W.'se ihren Namen hören, aber sie denkt nicht daran, i., -u helfen.
(Fortsetzung folgt.)