Nr. 85

SchwarzwiUde, Tageszeitung

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So landeten wir in Dänemark

Korsör, 10. April. (PK.) Unruhig stampft unser Schlepper durch den Großen Belt. Am Horizont zeichnen sich die erster farbigen Streisen des aufkommenden Morgens ab. Vor uns liegen die Lichter von Korsör, unserem Ziel.

Die Spannung wächst mit jeder Minute. Schon kann man die Schornsteine und Türme der Stadt als deutliche Silhouetten erkennen. Schon kann man die Umrisse der Fähre sehen, die die Inseln Fünen und Seeland miteinander verbindet. Sicher und ruhig wie immer kommen die Befehle von der Kommando­brücke. Alle Vorsichtsmaßnahmen find getroffen. Gewiß: Wir kommen als Freunde des dänischen Volkes, wir wollen und werden sie davor bewahren, daß England aus ihrem Land einen Kriegsschauplatz Machthaber muß man nicht aus alles gefaßt sein, muß man nicht damit rechnen, daß der Engländer noch in letzter Minute einen Eewaltstreich plant? Alle Stationen sind besetzt. Am Glas steht der General. Seine Augen suchen jede Stelle der auftauchenden Stadt ab, er ist mit seinen Truppen der Garant für das Gelingen des großen Planes. Die Mohle ist passiert. Die Nerven bis zum letzten angespannt, steht jeder bereit, im nächsten Moment an Land zu springen.

Der General ist der erste. Er hat kaum den Boden betreten, da springt ihm ein Seeoffizier entgegen und meldet, daß die wichtigsten Punkte des Hafens planmäßig und friedlich besetzt werden konnten. Die Soldaten der Kriegsmarine waren die ersten, die hier an diesem wichtigen Hafenort Dänemarks lan­deten. Ihr Porgehen war ein Werk von Minuten. Schon haben sie ihren Auftrag ausgeführt. Die Freude über das Gelingen leuchtet aus ihren Augen.

Die Truppen des Generals sind indes nicht müßig. In Schützen­reihe laufen sie in die Stadt. Hier und dort öffnen sich einjge Fenster, verschlafene Gesichter schauen den deutschen Truppen nach. In wenigen Augenblicken sind alle wichtigen Punkte der Siadt besetzt. Vor dem Bahnhof, vor der Post grüßen deutsche Posten. Wir kommen als Träger des Friedens. Und die dänische Bevölkerung vermag uns zu verstehen.

Dem Schlepper des Generals folgt ein Frachter. Er hat kaum an der Mohle festgemacht, als auch schon die ersten Radfahrer­kruppen an Land stehen. Sie kennen kein Verweilen. So schnell wie sie gekommen sind, sind sie auch bereits wieder abgefahren, die Städte und Dörfer im Innern der Insel sind ihr Ziel. Nichts an diesem Morgen ist überhastet. Alles vollzieht sich planmäßig und ruhig, als sei alles nur ein großes Manöver. Auf dem Platz vor dem Bahnhof hat der General seine Befehlsstelle auf­geschlagen. 2n wenigen Minuten ist eine Funkstation aufgebaut, und während der Frachter immer neue Truppen an Land bringt, gehen bereits die ersten Funkmeldungen in den Aether. Aus einem deutschen Koffer-Radio klingt deutsche Marschmusik...

Der General ruft seine Offiziere zusammen. Eine kurze Be­sprechung und dann geht die stolze Meldung hinaus:In Kor­sör ohne Widerstand gelandet!"

manische Fischer, Fahrgäste der Fähre und andere Reisende sammeln sich vor dem Bahnhof. Ein Dolmetscher ist sofort bei ihnen. Sie erfahren, weswegen nun deutsche Truppen bei ihnen find. Plakate, die bald an allen Häusermauern kleben, sagen ihnen alles. Sie geben ihnen Aufklärung über die Sabotage- plane Le.r Westmächte, über ihre verbrecherischen Ziele, das Land zum Kriegsschauplatz zu machen. Die deutschen Truppen sind diesen Plänen zuvorgekommen. Sie kommen zum Schutze Dänemarks. Mit Aufmerksamkeit lesen die Dänen:Die Frei­heit des dänischen Volkes wird von den deutschen Soldaten ge­achtet. Die vollkommene zukünftige Unabhängigkeit des Landes ist gesichert. Für die Sicherheit des Landes gegen englische Ueber- orifse sorgt von heute ab das deutsche Heer!"

Einige Fischer nicken verständnisvoll. Englische Uebergriffe werden von nun an unmöglich sein. Es wird niemals wieder Vorkommen können, daß englische Bomber ihre Bomben auf un­schuldige Frauen und Kinder werfen können. Sie lesen die deutsche Aufforderung, ruhig wie immer ihrer Arbeit nachzu- grhen und sie folgen ihr. Während noch die Autos mit den .Truppen in Richtung Kalundborg und Kopenhagen durch die Straßen fahren, nimmt das Leben in der Stadt bereits wieder de» geregelten Gang, schon kann der erste Personenzug wie immer nach Kopenhagen abdampfen.

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Unseres Herrgotts McksM

Roma» von Kurt Riemau«

8. Fortsetzung

In deiner dreckigen Phantasie, du dummes Schaf!" antwortete Heinemann.Du solltest lieber aus deinem Oel- kopf mit der Pomade sparen, damit das Gehirn mehr Luft bekommt. Faß dich an deine eigene Rase, das rate ich dir! Ich möchte nicht wissen, warum du so gerne in deinem Damensalon herumschwänzelst, obschon du von Dauerwellen bestimmt keine Ahnung hast! Um deiner Alten zuzugucken bestimmt nicht."

Diese Beleidigung laste ich mir nicht bieten!"

. Hilflos steht Emil Hochbaum da und steht voll Entsetzen, Me da ein Unwetter aufzieht, aus dem er das Vereins­schisslein nicht mehr herauszusteuern vermag.Aber Sangesbrüder! So nehmt doch Vernunft an!" schreit er, «och man hört schon nicht mehr auf ihn. Klein-Heini ist wutschnaubend aufgesprungen und will zu Fleischer Heine­wann hin. Mit Mühe halten ihn seine Stimmkollegen kwch zurück. Jedesmal wenn es gegen Häberlein geht, packt ihn die Wut. Er ist ihm schon lange nicht mehr grün. Haberlein läßt sich bei ihm nicht rasteren, und seine Mädels Wren nach Frankfurt, wenn sie sich ihr Haar machen lasten. ,, >eme Frau hat herausbekommen, daß Häberleins Töch- »er gesagt haben sollen, er, Heinrich Schröder, habe von ^^richtigen Frisur keine Ahnung. Außerdem haßt er een Meister aus Instinkt. Er kann Menschen nicht leiden, eenen alles gelingt. Häberlein hat ein Geschäft, das gut »eht. Er hat drei patente Mädels und keine Sorgen. Grund genug für ihn, Häberlein ordentlich eins auszuwischen, siecht Hab ich!" schreit er mit seiner hohen, durchdringen- 7 ^" stimme.Wenn einer nach Frankfurt fährt und er wqt sich da ein Mädchen an, dann weiß man, was man von seinem Menschen zu halten hat! Ein Hallodri ist das! ^wer, der seinen Anstand nur vortäuscht. Einer, der nicht gehört, wohin wir ihn gestellt haben."

."Wie meinst du das, Schröder?" fragt Emil Hochbaum unsicher.

Weg muß er! Weg von dem Borfitzendenposten! Wir Zauchen einen Ehrenmann, aber keinen Herumtreiber,

Der General begrüßt selbst einige dänische Offiziere, die mit der Fähre von Nyborg kamen und nun nach Kopenhagen weiter­fahren wollen. Von See her brausen die ersten deutschen Bomber und Aufklärer heran und verschwinden in nördlicher Richtung.

Die deutschen Truppen kennen keinen Halt, lleber den Funk kommen die Meldungen, daß die wichtigsten Städte Seelands genau so friedlich besetzt werden konnten, wie das in Korsör geschah und wie es an jedem Platz, an jedem Brückenkopf, jedem öffentlichen Gebäude ist, wo an diesem Morgen deutsche Sol­daten erschienen. Der General steigt in das Auto. Seite an Seite mit seinen T-n-.vpen fährt er in das Land.

Hein Thiel.

Ein Stimmungsbild aus Kopenhagen

Ehrliche Bewunderung für die deutschen Soldaten Das Leben völlig normal

Kopenhagen, 10. April. Der erste Tag für Dänemark unter dem sicheren Schutz seiner Neutralität durch deutsche Truppen ist in der Hauptstadt und im Lande in Ruhe verlaufen. Dem Aufruf der dänischen Staatsregierung zu einer besonnenen und ruhigen Haltung, der vaterländischen Mahnung des Königs zu einem korrekten und würdigen Auftreten ist überall Folge ge­leistet worden. Allgemein verbreitete sich das Gefühl, daß Land und Volk Dänemarks von der immer ernster drohenden Gefahr eines unübersehbaren schlimmen Schicksals, nämlich der Schau­platz vielleicht fürchterlicher Kampfhandlungen zu werden, befreit wurde. Mit diesem Bewußtsein hat sich Kopenhagen am Diens­tag sehr früh zur Ruhe begeben, zum eriten Male im Zeichen einer allgemeinen Verdunkelung, die übrigens als eine Luftschutzübuug schon seit langem, nur etwas später, in diesem Monat geplant war. während sie nun tatsäch-

Ein großer Teil aller rheumatischen Erkrankungen entsteht durch kranke Zähne: Ein Beweis sür die Notwendigkeit richtiger Zahnpflege!

lich und nicht nur auf zwei Tage wie ursprünglich gedacht war Dienstag nachmittag von der Regierung mit sofortiger Wir­kung angeordnet wurde. Die zeitige Stille ist für die meisten Kopenhagener übrigens ein ihnen ganz natürlicher Abschluß eines bewegten Tages, denn man ist ja tagsüber viel unter­wegs gewesen. Allerschönstes Frühjahrswetter hatte die Neugier begünstigt. Alle wollten doch wenigstens eines der aufklärenden Flugblätter des deutschen Kommandos erwischt haben, wie sie von deutschen Flugzeugen im Laufe des Tages mehrfach über der Stadt abgeworfen waren, oder wollten doch wenigstens einen der deutschen Soldaten gesehen haben, die zu den Besetzungs­truppen gehören. Jedenfalls, wo deutsche Truppen auftauchten, wurde ihnen überall mit Achtung und vielfach auch mit Freund­lichkeit begegnet. Man betrachtete interessiert die Ausrüstung, man bewunderte die straffe Haltung, man stellte fest, wie frisch und froh alle die jungen Soldaten aussehen, und man ging befriedigt über einen so guten Schutz nach Hause.

So waren auch die Abendblätter, die viele Stunden später als gewöhnlich heranskamen, eigentlich in allem nur eine Be­stätigung dessen, was man selbst erlebt, gesehen und gehört hatte. Man las noch einmal die Aufrufe des Königs und der Regierung, die von Ruhe und Ordnung als erster Bürgerpflicht sprechen, man studierte mit Aufmerksamkeit das deutsche Memo­randum über die Vorgänge, die notwendig zu der deutschen Be­setzung im wahren Interesse Dänemarks selbst führten, dessen territoriale Integrität und politische Unabhängigkeit jetzt und in Zukunft unberührt bleiben würde, und man notierte mit

über den die ganze Stadt spricht! Sollen wir uns erst von den Weibern durch die Zähne ziehen lasten? He? Unser­einer hört und sieht doch wahrhaftig genug in seinem Geschäft. Ich möchte es nicht erleben, was daraus wird, wenn es erst 'rum ist, daß der Herr Vorsitzende des Männer­gesangvereins nicht in die Singstunde kommt, sondern da­für lieber nach Frankfurt fährt zu irgendeinem Frauen­zimmer. Eine Lumperei ist das! Das habe ich sagen wol­len und wiederhole es."

Befriedigt blickt er von der Höhe seiner fast zwei Meter auf die Sangesbrüder hinab. So! Dem Häberlein hätte er es gegeben. Das wird er sich nicht hinter den Spiegel stecken!

Aber jetzt legt sich Lehrer Schünemann noch einmal ins Mittel. Ihm paßt das, was hier geschieht, gar nicht. Er setzt den Sangesbrüdern sachlich und ruhig auseinander, daß es sich nicht gehört, wenn man über einen Abwesenden herzieht, daß er aber andererseits der festen Meinung sei, der Vorfall werde sich als ganz harmlos aufklären. Letzt­lich aber sei das alles Privatsache, die niemand etwas angehe.

Doch da hat sich schon allerhand Gegnerschaft im Verein gesammelt. Das mit der Privatsache hätte er lieber nicht sagen sollen.

So? Privatsache? Ist das auch eine Privatsache, wenn Sie so etwas tun, Herr Schünemann, und am andern Morgen würden die großen Mädchen in der Schule grinsen und kichern und sich in die Seite puffen, weil der Herr Lehrer . . . und so weft Wie? Nix für ungut! Aber Privatsache? Nein, me i ''r, das kann man wohl nicht sagen. Jeder kennt Wn - Häberlein in der Gegend,

jeder weiß: das ist der V zende vom Männergesang­verein ,Sriede und Eintracht . Da hat er eben Rücksicht drauf zu nehmen. Da hat er sich eben nach uns zu richten und unseren Ruf nicht zu schädigen!"

Ist ja noch gar nichts erwiesen, was hier alles für Blödsinn behauptet wird, ihr Ochsenkövpe!" Tesit Fleischer Heinemann und knallt sein Glas auf den Tism.Fragt ihn doch erst mal selber, ehe ihr große Töne redet!"

Hähähä . . .1 Der . . . und M ' : - - ' steu!" meckert Klein-Heini hämisch:Der wird fia hüten und hier nochmal antrudeln! Der hat sich wa- chnappt und nun

Befriedigung, w:e alles sonst, Geschäftsleben und Verkehr, seinen normalen Verlauf genommen hat und weiter nehmen wird, und daß gar nichts dem entgegensteht, das tägliche Leben weiter» zusühren, zur Arbeit oder zum Vergnügen, d. h. ins Theater, ins Kino oder ins Restaurant zu gehen.

Wir brechen den Widerstand vor Oslo

..., 10. April (PK.) Seit den frühen Morgenstunden herrscht auf unserem Flugplatz ein Betrieb, wie wir ihn bisher noch nicht kannten. In Minutenabständen startet seit dem ersten Morgen­grauen Flugzeug auf Flugzeug. Diesmal geht es nicht nach England. Heute gilt es, blitzartig alle militärisch wichtigen Punkte Dänemark und Norwegens bis zum hohen Norden hinauf ourch deutsche Truppen zu besetzen.

oen nriegsausweirungspianen der Westmächte tm Norde« «I», sür allemal ein Ende zu bereiten.

Gegen Mittag kehren die ersten Flugzeuge nach Erfüllung ihres Auftrages zurück. Sofort werden die Flugzeuge wieder klar gemacht. In der Pause dis zum nächsten Start erzählen di» Flieger von ihren Landungen auf dänischen und nor­wegisch en Flugplätzen, wie sie hier noch leichten Wider» stand brechen mußten und dort von der Bevölkerung freudig be­grüßt wurden. Auch die Jagdflieger haben ihren großen Tag. Si» sind heute unermüdlich in der Luft und wachen an der Küste und: in der Deutschen Bucht, daß der planmäßige Ablauf der deutsche« Maßnahmen nicht durch feindliche Kampfflugzeuge gestört wird.

Während Oslo sich bereits ergeben hat, leisten noch Befesti­gungen südlich der Stadt Widerstand. Diesen zu brechen war der Auftrag; den unsere Staffel am frühen Nachmittag erhielt.

lieber Dänemark geht es dem Ziel entgegen. Wir fliegen sehr niedrig und haben bei unserem langen Flug Ruhe und Zeit genug, das Leben und Treiben unter uns zu beobachten. Doch bald hinter der deutschen Grenze rollen endlose Wagenkolonne» aus der Landstraße. Das müssen bereits unsere Truppen sein, die den ihnen angewiesenen Zielen zustreben. Wieder einmal ist der gigantische Apparat der deutschen Wehrmacht in Bewegung ge­setzt. Was das bedeutet, haben wir in Polen gezeigt, auch Frankreich und England werden ihn noch weiterhin zu spüre« bekommen.

Bald sind wir über dem weiten Master des Skagerrak. Regenschauer und Böen treiben ihr Spiel mit unserem Flugzeug. Nebelfetzen jagen an den Scheiben vorbei. Es ist kein schön« Wetter. Dann liegt die norwegische Küste vor uns. Im selb» Augenblick bricht die Sonne durch die Wolken und läßt Master in Millionen Reflexen glitzern und gleißen. In seiner ganze« Schönheit liegt das norwegische Land mit seinen dunklen Fjorde«, gletscherbedeckten Felsen und Bergen, sprudelnden und springen­den Wasserfällen und den winzig kleinen Landhäusern unter un«.

Mit Höchstgeschwindigkeit geht es nun unserem Ziele entgegen. Es ist ein befestigter Stützpunkt südlich Oslo, mH einem felsenartigen Eiland in einer Enge des Oslo-Fjordes, der unseren Seestreitkräften den Weg zur Stadt zu versperren ver­sucht. Den Widerstand, der hier geleistet wird, mästen wir mit Wafsengewalt brechen. Die kleine Insel in den vielen Master- straßen zu finden, ist aber nicht leicht. Doch bald liegt der Oslo- Fjord vor uns. Jetzt gehen wir auf die Festungsanlagen, die zwischen zwei Felsen eingebettet liegen. Und nun greifen wir an. Unser Flugzeug jagt dicht über die Höhe, wird über der Festung bis auf 40 Meter heruntergedrückt, so daß die Kasematten und Geschütze greifbar nahe scheinen, und dann fallen di« Bomben. Wir sehen es unten aufblitzen, und die Sprengstücke fliegen bis zu uns herauf. Wir sind von heftigem Flakfeuer empfangen worden, und rings um uns krepieren die Geschosse. Unsere Kabine ist von Pulvergeruch erfüllt. Nun aber raus au« diesem Hexenkessel. Steil wird das Flugzeug hochgezogen, und dann geht es über die andere Höhe hinweg. Die Bomben habe« gesessen.

So greift ein Flugzeug nach dem anderen an. Heller Feuerschet« und starke Rauchentwicklung zeugen von der vernichtenden Wir­kung der Bomben. Wieder über dem Oslo-Fjord, bietet sich un» dann ein schönes Bild. Deutsche Seestreitrräfte ziehen dort unten in Kiellinie ihre Bahn. Wir haben diesen Kriegsschiffen den Weg nach Oslo freigemacht, Ihre drohenden Geschütze, die wir deutlich erkennen können, werden leicht den restlichen Widerstand der Festung brechen. Sie haben ihn gebrochen Seidat.

ist ihm der ganze Gesangverein und das Stiftungsfest schnuppe. Der ist im zweiten Frühling! Der kommt vor­läufig nicht her!"

Unerhört! Häberlein ist doch nicht feige!"

Wir müssen ihn fragen!"

,Zragt ihn doch! Wo ist er denn, euer Herr Wilhelm Häberlein?"

'Hier ist er!" tönt plötzlich eine tiefe wohlbekannte Stimme von der Tür her, und wie auf Kommando ist alles still. Die Köpfe fahren herum, dem Eintretenden zu. Nie­mand hat in der Hitze des Gefechts bemerkt, daß Meister Häberlein bereits seit einer Weile dort stand und zuhörte. Ein verlegenes Räuspern, dann nimmt man einen kräftigen Schluck aus dem Glase, um die ekelhafte Pause sinnvoll zu erfüllen. Langsam geht Wilhelm Häberlein in die Mitte des kleinen Saales, steht sich bedächtig um, faßt diesen und jenen scharf ins Auge und wendet sich dann an den Diri­genten.

Entschuldigen Sie, Herr Schünemann, aber wie das so ist ... die letzten Male gingen andere Dinge vor. Ohne mich klappt's ja doch nicht so richtig im zweiten Baß, was?"

Klappt's auch nicht, Wilhelm!" dröhnt des Fleischers Stimme.Wird höchste Zeit, daß du wieder da bist!"

So? Na, das freut mich!" nickt Meister Häberlein noch immer ruhig, unheimlich ruhig, obwohl ihm die Zähne knirschen in der Bemühung, seine Wut zu unterdrücken. Aber ich habe doch da soeben etwas reden gehört, so komische Geschichten?" Er blickt sich suchend um, als warte er drauf, daß nun einer den Mut finde, die Anschuldigungen laut zu wiederholen. Aber niemand ma»-t Anstalten. Alle gucken sie in die Biergläser oder starren ins Licht.

Ist ja alles dummes Geschwätz genn beruhigt

Lehrer Schüneu.Im Grunde hat es doch keiner

ernsthaft gemein L. .5ie werden doch nicht aur . m albernen Gerede eine Staatsaktion machen wollen, Meister?"

Eine Staatsaktion? Nein. Mit dem Staat hat das nichts zu tun. Aber eine handfeste Privataktion werde ich daraus machen, und da kann mich keiner daran hindern . . . He, Heinrich Schröder ... wo willst du denn auf einmal hin?^

(Fortsetzung folgt.)