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Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt

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Nummer 81

Altensteig, Samstag, den 8. April 1948

«S. Jahrgang

Massenstreiks und Unruhen im kritischen Empire

Die Opfer der britischen Kolonial-Plutokratie rütteln an ihren Ketten

Amsterdam, 5. April. DerDaily Wörter" gibt am Freitag eine Ueberficht, die deutlich erkennen läßt, wiedemokratisch" England seine Kolonien regiert. Gleichzeitig zeigt diese Zusam- «enstellung aber auch, daß die unterdrückten Völker des briti­schen Empires sich immer leidenschaftlicher gegen die soziale Rückständigkeit und den Terror ihrer plutokratischen Zwing­herren auflehnen.

Einleitend verweist das Blatt auf die Vorgänge in Nord- rhodesien, wo britisches Militär in streikende Bergarbeiter hineingeschossen und 17 getötet hat. Diese streikenden Berg­arbeiter hätten nichts anderes gefordert als eine Lohnzulage und bessere lleberstundenbezahlung. Seitdem seit Ausbruch des Krieges die Kupfernachfrage gestiegen sei, habe man die Arbeiter gezwungen, jeden Tag der Woche zu arbeiten und außerdem noch Leberstunden zu machen. Im vergangenen Jahre hätten laut amtlichen Angaben diese Bergwerke einen Gewinn von über einer Million Pfund erzielt und jede Tonne Kupfer, deren Ge­stehungskosten 25 Pfund und 14 Schilling betragen hätten, sei mit über 43 Pfund verkauft worden. Mehr als die Hälfte des gesamten Reingewinns sei als Dividende ausgeschüttet worden. Rechne man jedoch Bonus und Kapitalerweiterung hinzu, so be­trage die tatsächliche jährliche Dividende 48 vom Hundert, das sei der wirtschaftliche Hintergrund eines Streiks, in dem Trup­pen eingesetzt worden seien, umdie Demokratie zu erhalten".

Bei anderen Streikbewegungen im Empire sei man seit Kriegsausbruch ebenso hart vorgegangen. Auf Trinidad sei der Arbeite ran sichrer Butler deportiert worden. Führenden Arbei­

tern habe man verboten, zu reden. Am 4. 2. habe die Polizei eine Massenversammlung zugunsten eines Elektrizitütsarbeiter- strcikes gesprengt und drei Gewerkschaftler verhaftet. Irgend­welche Hinweise in der Presse auf industrielle Unruhen würden sofort geahndet. Die Arbeiterzeitungen feien verboten.

In den malaiischen Staaten habe die Regierung im Januar erklärt, daß der Hasenarbeiterstreik wesentliche Dienste gefährde und daher nicht geduldet werden könne. In Singapore seien elf Leute verhaftet worden. Um die höheren Lebenshaltungs­kosten auszugleichen, sei es zu weitverbreiteten Streiks unter den chinesischen Industriearbeitern gekommen.

Ende Februar habe die Polizei auf Cypern 40 Arbeiter­anführer verhaftet, die für Lohnzulagen eingetreten seien. Am 9. 3. sei es auf Cypern zu einem 24stündigen Generalstreik für höhere Löhne gekommen. Außerdem habe es sich hierbei um einen Sympathiestreik für die seit zwei Wochen streikenden Ar­beiter der öffentlichen Werke gehandelt.

In Indien sei es zu weitverbreiteten Streiks und Verhaf­tungen der Arbeiteranführer gekommen. Die Polizei habe Ar­beiter-, Bauern- und Studenten-Organifationen in Kalkutta aufgehoben. In Bombay fei es im Oktober vorigen Jahres zu einem 24stündigen Streik von SO MO Arbeitern gekommen. Am 4. 3. sei trotz scharfer Polizeimatznahmen ein Streik von 150 000 Textilarbeitern ausgebrochen, die höhere Löhne forderten. Zwei streikende Stratzenarbeiter in Kalkutta seien durch feuernde Poli­zei Ende März verwundet, 18 verhaftet worden. Alle Streik­nachrichten würden durch scharfe Zensur unterdrückt.

Der Wehrmachlsbericht

Deutscher Stoßtrupp hob feindlichen Stützpunkt aus

Berlin, 5. April. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

8m Westen hob ein Stoßtrupp einen feindlichen Stütz­punkt im Grenzgebiet südwestlich Saarkautern aus. Die feindlichen Verluste betrugen etwa 15 Tote.

Im übrigen keine besonderen Ereignisse.

Ein harter Schlag für die Franzosen

Deutscher Stoßtrupp vernichtet befestigte Stützpunkte

DNB.,_). April. (PK.) Ein deutscher Stoßtrupp bricht

im Morgengrauen in eine stark befestigte Stellung ein, vernichtet in vorbildlich kameradschaftlichem Zusammenwirken feindliche Stützpunkte, erledigt die bis zuletzt heftige Gegenwehr leistenden Besatzungen, kehrt wieder vollständig in die deutsche Ausgangs­stellung zurück und bringt den einzigen lleberlebenden dieses harten Kampfes, einen verwundeten Franzosen, als Gefangenen mit. Wenn bisher die unzähligen Stoßtrupps dem Feind den Schneid und die Ueberlegenheit des deutschen Soldaten zeigten, so bekam hier der Franzose einmal die Wucht deutschen Angriffs­geistes M spüren. So mußte er sehen, daß die geballte Kraft deutschen Siegeswillens auch den zähesten Widerstand und die stärksten Sperren seiner Stellungen zu durchbrechen vermag.

An einem Brennpunkt der Front wirft seit Tagen die fran­zösische Artillerie ihre Feueriiberfälle ins deutsche Vorfeld, ver­wandelt da die Felder und Wiesen des Saarberglandes zu einem Stück platter-narbiger Erde, splittert den Wald des Vorfrühlings zu einem verzerrten Dickicht aus. Wo sich ein einzelner Mann bei klarer Sicht nur am Waldrande zeigt, schießt sie unversehens los. Dicke Luft! Das Gesetz des Handelns aber haben wir in der Hand, wir, der Stoßtrupp H. Mitten unter ihm Soldaten der StandarteFeldherrnhalle".

Von langer Hand ist alles vorbereitet, angefangen vom Zu­sammenwirken mit anderen Truppenteilen bis zum Zerschnei­den der Drahtsperren. Hauptmann R., ein bewährter Stotz- truppführer aus dem Weltkrieg, kennt all die vielen Einzel­heiten, aus die es ankommt. Er wird das Unternehmen leiten, « bespricht alles mit den Männern seines Stoßtrupps, seinem Etohtruppsührer, dem erst vor wenigen Wochen wegen Tapfer­keit vor dem Feinde zum Feldwebel beförderten Verndt H-, übt all die Dinge gewissenhaft mit ihnen ein.

An einem stürmischen Frühmorgen stehen sie alle bereit zur Tat, sind sie im zerschossenen Vorfeld versammelt. Kurz vorher hat der Franzmann noch ein paar Häuser dieses Dorfes umge-- kgt. Die Handgranaten, die Maschinenpistolen, die Geräte wer­den noch einmal im Kerzenlicht überprüft. Es geht los, in Reihen bis zu einem Gehölz, dem Ausgangspunkt des ganzen Unternehmens. Noch herrscht tiefe Nacht und Stille. Lautlos wird die Sicherungs- und Unterstütznngsposition bezogen. Im Traben flüstert der HanptmannHals und Beinbruch H.", wünscht er seinen Soldaten den Erfolg, den Sieg. Feldwebel H. Rhrt seine Truppe an. Sie arbeiten sich ohne jedes Geräusch über eine Wiese, über einen Bach hinweg bis zum feindlichen Waldrand heran, ohne vom Gegner wahrgenommen zu werden, legen sich vor zum Einbruch, bis sie im Morgengrauen einiger­maßen Sicht ins Gehölz, bis sie Büchsenlicht bekommen. Nerven- anspannende Minuten des Wartens, dem Feind fast schon an der Kehle. Der Zeitpunkt des vorbereitenden Feuerschlages ist da.

Die SMG.'s rattern hinüber hinüber zum Feind. Eine -^ölle tut sich plötzlich um ihn auf, nimmt ihm den Atem. Ein Krachen und Heulen, ein Bersten und Wuchten drüben tm Gehölz, jede Detonation von anderem Schlag. Ein unheimliches Schauspiel. Feldwebel H. gibt weithin sichtbar das Signal zum Einbruch in die französische Stellung. Die Drahtscheren arbeiten gründ­lich. Ehe sich die vom Schreck betroffenen Franzosen überhaupt erholen können, ehe sie daran denken, das Feuer aufzunehmen, ist eine breite Gasse bis zu ihrem vordersten Stützpunkt ge­schnitten.

Halt! Der Mafchendraht! Das kennen sie schon, die wacke­ren Stotztruppler. Er soll vor den deutschen Handgranaten schützen. Falsche Rechnung mit diesem Käfig. Schnelle Deckung. Ein Heller Schlag. Maschendraht und übrige Sperren find weg­

gefegt an dieser Stelle. Die Franzosen nehmen plötzlich das Feuer auf. Schießen mit ME. Einer bläst ein Signal aus dem Horn. Ihre Fernsprechleitung ist zerschossen. Sie wissen sich keine andere Rettung; sie fordern Verstärkung. Aber das hatten wir vorausgesehen und schieben einen Riegel vor. Feldwebel H. wird am Bein verwundet, er erhält einen Steckschuß. Das kümmert ihn nicht. Er gibt weiter seine Befehle, die feindliche Schießscharte wird bearbeitet. Dann augenblickliche Stille blin­den, gar nichts regt sich mehr. Unteroffizier Sch., der nun wei­ter in den Stützpunkt eindringt, findet nur noch eine tote Be­satzung vor, bis auf einen verwundeten Franzosen. Ein Pionier nimmt ihn auf, bringt ihn sofort zurück. Wo der feindliche Lauf­graben in das feindliche Waldinnere führt, kämpft Unterfeld­webel Ki. mit einem Trupp. Er rollt mit Handgranaten den Graben ans bis zum zweiten Stützpunkt: Tote Franzosen, di« im Graben liegen, ein völlig zusammengestürzter weiterer Stütz­punkt. Der deutsche Ueberfall hat die gesamte Besatzung restlos vernichtet.

Feldwebel H. sieht seine Aufgabe erfüllt. Er befiehlt Los­lösung vom Feind. Sie gelingt ebenso planmäßig wie der toll­kühne Angriff. Der französische Artillerie-Beobachter irgendwo auf erhöhtem Punkt findet kein Ziel mehr. Feldwebel H. merkt, daß ihn die Kräfte verlassen. Blut im Stiefel. Seine Kame­raden nehmen ihn sofort auf. Ueber die deutsche Ausgangsstel­lung hat der Franzose ein wütendes Sperrfeuer gehagelt. Di« Männer von der Truppe, die aus dem Graben heraus die Siche­rung übernommen hatten, nehmen Deckung. Dennoch, es gM einige Verwundete. Sie sind schnell in den Händen des hier vorne im Unterstand bereitstehenden Stabsarztes, der schwer« Arbeit leisten muß, der ihre Wunden versorgt, für jeden von ihnen ein gütiges, väterliches Wort hat, der ihren schnellen Ab­transport befiehlt. Feuerpause! H. mit allen seinen Stotz- trüpplern ist im Graben bei seinem Hauptmann, der ihnen allen die Hand drückt. Der Stolz auf diesen Sieg steht ihnen auf dem verschrammten Gesicht. Ihre Wasfenröckc sind zum Teil Fetzen, fast keine Hose ist ganz. Macht alles nichts. Niemand steht darauf.

Als sie in tadelloser Marschordnung durch ein rückwärtiges Dorf ziehen, ist ein Soldatenlied Ausdruck all der Freude die­ser prächtigen Kerle vom Stoßtrupp.

Gründung der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft

Festsitzung im Haus der Flieger

Berlin, 5. April. Die traditionellen Freundjchastsbeziehungen zwischen dem Reich und Ungarn sind in der letzten Zeit weiter ausgebaut worden. Wie schon kürzlich in den Besprechungen der Landwirtschaftsminister der entschlossene Wille zur Vertiefung der beiderseitigen Handelsbeziehungen zum Ausdruck kommt, so find nunmehr auch dem kulturellen Austausch zwischen beiden Ländern neue Wege und Möglichkeiten eröffnet worden. Zur Pflege der deutsch-ungarischen Beziehungen auf dem Gebiete der Kultur und der Volkswirtschaft erfolgte in Berlin die Grün­dung einer unter der Schirmherrschaft des Generalfeldmarschalls von Mackensen stehenden Deutsch-Ungarischen Gesellschaft.

Es war ein festlicher Rahmen, in dem am Freitag nachmittag im Haus der Flieger der feierliche Gründungsakt vollzogen wurde. An der Spitze der deutschen Ehrengäste sah man neben Eeneralfeldmarschall von Mackensen den Präsidenten der Gesell­schaft, Staatsminister a. D. Generalmajor Elaise von Horstenau, und ihren Ehrenpräsidenten, Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt Dr. Woermann, Reichssportführer von Tschammer und Osten und Staatssekretär Zschintzsch, die Reichsminister Dr. Lam- mers und Rust und andere.

Unter den ungarischen Gästen sah man den ungarischen Ge­sandten, Exz. Sztojay, ferner als Mitglieder der nach Berlin ge­kommenen Abordnung den Präsidenten der Ungarisch-Deutschen Gesellschaft in Budapest und des ungarischen Abgeordnetenhauses, Andreas Tasnaid-Nagy, sowie den Staatssekretär im Kultus­ministerium, von Szily.

Zunächst nahm der Präsident der Vereinigung Zwischenstaat­

licher Verbände und Einrichtungen, U-Obergruppenführer Lo­renz, die neugegründete Gesellschaft in die Vereinigung auf. Er begrüßte dann mit besonderer Herzlichkeit die Gäste aus Un­garn wie auch den königl. ungarischen Gesandten und den Schirm­herrn der Gesellschaft. Eeneralfeldmarschall von Mackensen.F)ie Gründung der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft sei ein erneuter Beweis für das ernsthafte Bestreben Deutschlands, den Gedanken der zwischenstaatlichen Verständigung in die Tat umzusetzen.

Präsident Elaise von Horstenau betonte, daß das national­sozialistische Deutschland fest entschlossen sei, das alte kulturelle Erbe der deutsch-ungarischen Beziehungen weiter zu hegen und zu pflegen. Der vor einigen Jahren abgeschlossene Kulturvertrag, der schon reichste Früchte gezeitigt habe, sei einer von vielen Beweisen dafür. Wie der Präsident weiter mitteilte, hat das Präsidium der Gesellschaft in Erußtelegrammen dem Führer und dem Reichsverweser von Horthy offizielle Mitteilung von der Gründung der Berliner Gesellschaft gemacht. Weitere Telegramme wurden an die Außenminister beider Länder ge­richtet.

Präsident Tasnady-Nagy (Budapest) führte u. a. aus:In schicksalsschwerer Zeit hat aufrichtige Freundschaft erhöhten Wert. Es ist für uns ein erhebendes Gefühl, daß wir Ihre ehrliche und kräftige Männcrhand hier auf deutschem Boden drücken dürfen. Wir bitten Sie, davon überzeugt zu sein, daß wir Ihre Hand gefaßt haben, um sie niemals wieder loszulassen."

Staatssekretär Zschintzsch hielt den Festoortrag über die Aus­wirkungen des deutsch-ungarischen Abkommens vom 28. Mai 1936 über die geistige und kulturelle Zusammenarbeit.