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Nr-78

««>»>» Das Verbot bezieht sich nur auf die Zeit nach 21 Uhr. Endlichen unter 16 Jahren ist der Aufenthalt in Gaststätten «berhaupt verboten, sofern sie sich nicht in Begleitung des Er. r-kunasberechtigten oder einer von ihm beauftragten voll- .«kriacn Person befinden. Gaststätten im Sinne dieser Bestim- »,,naen sind Gast- und Schankwirtschaften, aber auch alle an- n-ren öffentlichen Lokale, wie Eisdielen. Cafes u. a in denen Getränke Nahrungs- oder Genußmittel zum Verzehren im Ee-

auitragten volljährigen ^ ^

«nden sieht die Polizeiverordnung eme Ausnahme vor. Ihnen die Möglichkeit gegeben sein, in Wartesälen oder Gaststätten j. der näheren Umgebung des Bahnhofs ihre Mahlzeiten ein- -unehmen oder Zuganschlüsse abzuwarten. Die Vorschrift darf aber nicht dadurch umgangen werden, daß Jugendliche sich miß­bräuchlich Bahnsteigkarten oder Fahrkarten für kurze Bahn­fahrten beschaffen. Bei besonderen Anläßen, etwa bei nationalen Feiertagen, Volksfesten u. a. können Ausnahmen von diesem Verbot zugelassen werden. Dasselbe gilt auch für die Fern­haltung aus öffentlichen Lichtspieltheatern sowie Variete- und Kabarettvorstellungen nach 21 Uhr ohne Begleitung.

Schon im Gaststättengesetz war ein Verbot des Vranntweiu- -enusses für Jugendliche enthalten. Während aber das East- stättengesetz sich aber nur an die Gastwirte, nicht auch an die Jugendlichen richtet, verbietet die Polizeiverordnung den 2u- «endlichen unter 18 Jahren jeden Genuß von Branntwein oder Überwiegend branntweinhaltigen Eenußmitteln, Jugendlichen unter lii Jahren bei letzteren in Abwesenheit des Erziehungs­berechtigten, sofern sie sich überhaupt in Gaststätten aufhalten dürfen, auch den Genuß von anderen alkoholischen Getränke».

Hinsichtlich des Verbots des öffentlichen Rauchens heißt es in dem Erlaß, daß auf ein Abgabeverbot von Tabakwaren an Jugendliche vor allem aus sozialen Gründen verzichtet worden ist Der Vater soll sich nach wie vor Tabakwaren durch seine Kinder holen lassen können. Es soll aber auch verhindert wer­den, daß ein Abgabeverbot durchgeschenkte" oder durchge­fundene" Zigaretten umgangen werden kann. Die Polizeiver- ordnung beschränkt sich auf ein Verbot des Genußes von Tabak« waren durch Jugendliche in der Öffentlichkeit. Ausdrücklich wird in dem Erlaß darauf hingewiesen, daß in den Wohnungen die Aeberwachung des Nikotingenußes durch Jugendliche verant­wortliche Angelegenheit der Erziehungsberechtigten, insbesondere der Eltern, bleibt.

Sehr bemerkenswert sind auch die Ausführungen des Erlaßes über die Handhabung der Polizeiverordnung; sie wendet sich nicht gegen einen gesunden, natürlichen Unternehmungs- und Erlebnisdrang der Jugendlichen. Sie appelliert aber an die Jugendlichen, sich, den Zeitverhältnissen angepaßt, einer straffen Ordnung zu fügen. Den Eltern gibt sie für die Erziehung ihrer Heranwachsenden Kinder Hilfsmittel in die Hand. Für die Durch­führung der Vorschriften sind die Dienststellen der staatlichen Kriminalpolizei, Schutz- und Verwaltungspolizei, der gemeind­lichen Kriminal- und Schutzpolizei und die Gendarmerie zu­ständig. Alle Angehörigen der Polizei haben bei Streifengängen und Eimittlungswegen auf Jnnehaltung der Vorschriften zu achten. Darüber hinaus sind zur wirksamen Bekämpfung der Jugendoerwahrlosung Sonderstreifen zur Erfassung herum­treibender oder sonst gefährdeter Jugendlicher einzulegen, an denen Vertreter der an der Jugenderziehung interessierten.Stel­len (HI., Jugendämter, NSV.-Jugendhilfe, Eesundheitsbehörde) beteiligt werden können. Dabei bleibt für die Führung der Streife stets die Polizei verantv örtlich Verstöße gegen die Polizeive, >rdnung sollen mit aller Schärfe verfolgt werden. Das bedeutet aber nicht, daß gegen Jugend­liche nicht im Einzelfall zunächst belehrend und verwarnend vor­gegangen werden kann. Dasselbe gilt für Eltern und Er­ziehungsberechtigte, die gegen die Bestimmungen verstoßen. Bei wiederholten oder böswilligen Vergehen ist strenges Vorgehen geboten. Gegen Unternehmer, die die ihnen auferlegten Gebote oder Verbote nicht beachten, ist rücksichtslos und scharf vor­zugehen. Auch gegen die volljährigen Personen, die sich wahr­heitswidrig als vom Erziehungsberechtigten beauftragt aus­geben, ist mit aller Schärfe vorzugehen. Als Strafen kommen Geldstrafen und Haft in Anwendung.

^0.7 r wichtig und zweckentsprechend ist auch die Bestimmung, daß dem zuständige» Jugendamt und der NSV.-Jugendhilfe die Jugendlichen, die wegen llebertretung der Polizeiverordnung bestraft werden, in jedem Falle zwecks Einleitung geeigneter Erziehungsmaßnahmen zu melden sind. Darüber hinaus sind dorthin alle Jugendlichen zu melden, bei denen eine Verwahr­losung oder Gefährdung durch eigenes Verschulden oder infolge Versagens der Erziehungsberechtigten festgestellt wird. Am Schluß des Erlaßes heißt es, daß es hohe Pflicht der Polizei ist, die Erziehungsaufgaben an der Jugend durch Abwehr der ihr drohend-» Gefahren erfüllen zu helfen.

Die im Vorfeld

Gedanken in der vordersten Linie

PK.-Sonderbericht von Oberleutnant Tschimpke

nsk. Jeder soldatische Befehl beginnt mit dem Feind. Der Feind ist das Ziel, und nach dem Feinde werden auch Räume und Gelände eingeteilt. Drüben liegen die Franzosen, hüben die Deutschen. Zwischen beiden wölbt und stellt sich, hügelauf und hügelab, mit Schluchten, Senken und Höhen dazwischen das Vorfeld, das Niemandsland. Hier türmt sich's hoch empor, dort fällt es ab wie die ungefüge Federnlast im Deckenbezug eines bäuerlichen Bettes. Dieses Deckbett scheint zu kurz geraten zu sein, mal ziehen die von drüben daran, mal wir von unserer Seite. Das geht nie ohne Geräusch und nicht immer ohne Schmer­zen ab. Denn wir sind es gewöhnt festzuhaltcn, was wir ein­mal haben.

Von uns her gesehen, ist aus einem breiten Streifen dieses Niemandslandes ein Jemandsland geworden. Und dieser Jemand ist der deutsche Soldat in der vordersten Linie. Hier lag und liegt er im Sonnenschein, in der Polarkälte und im Regen. Hier tut er mit selbstverständlicher Gewissenhaftigkeit seine Pflicht, tagaus, tagein und Nacht für Nacht. Neben ihm liegen seine Kameraden, neben diesen wieder andere und so fort, die ganze lange Front entlang, bis aus den Hunderten Tausende und aus Tausenden Hunderttausende geworden sind.

Sie haben das Gewehr im Arm und die Augen am Feind, wenn sie drinnen in der Heimat vielleicht gerade den Morgen­imbiß zu sich nehmen oder sich zum Abendessen niederlaßen oder sich in die Lektüre der Zeitungen verliefen. Und wenn in den Zeitungen etwas gemeldet wird über Spähtrupptätigkeit und Stoßtruppunternehmungen, dann möge man wißen, daß es immer diese Front hier ist, dieses Vorfeld, dieses Land vor der mit unzähligen meterdicken Betonbunkern befestigten Breitseite unseres Westwalles, wo zu jeder Stunde und an jedem Tage sich Soldatenschicksale vollenden, auch dann, wenn der Wehrmachtsbericht nur den knappen Satz meldet:An der West­front keine besonderen Ereignisse."

Hier ist Krieg. Hier wird geschossen, gekämpft und ge­storben, wie es Soldatenart ist. Freilich, der eigentliche West­wall ist noch nicht in Aktion getreten. Ihn anzugreifen, hüten sich die Franzosen, obwohl sie auf ihrem erträumten Sieges­zuge nach Berlin doch nun einmal hier hindurchmüßen. Was vorläufig aber an Franzosen hier durchkommt, find Gefan­gene, denen, wie an diesem Morgen, noch der Vorfelddreck an den braunen Uniformen klebt. Den Marsch nach Berlin, der ihnen triumphreich von den Engländern, wohlweislich aus ge­sichertem Hinterland her, verheißen wird, haben sie sich gewiß anders vorgestellt.

Nun stehen sie vor dem vernehmenden Offizier der Division, der eine, mit aufgeweckten kecken Augen, aus Paris, die an­deren, weniger behende, schwerfälliger, aus dem ländlichen Frankreich. Regennasse Uniformen und Mäntel saugen sich um ihre fröstelnden Körper, in den dreckverkrusteten Händen halten sie die glimmende Zigarette, die ihnen irgendein gutmütiger deutscher Soldat gereicht hat. Nach der Vernehmung werden sie auf einen Lastkraftwagen verfrachtet; für sie ist der Krieg zu Ende. Und dieses Bewußtsein malt sich, nach dem ersten Schock, deutlich auf ihren Zügen.

An das Vorfeld schließt sich der Wall aus Stahl, Beton und

Stei«. Dahinter aber erstreckt sich der Gürtel des ge­räumten Gebietes. Wir sind von vorn gekommen, jetzt klingen unsere eisenbeschlagenen Stiefel auf dem Pflaster einer Stadt. Alle Haustüren sind verschlossen, an den Läden find die Rolläden heruntergelassen. Wo früher der bewegte Tageslauf einer regsamen Mittelstadt sich abspielte, gähnen jetzt die leere« Räume verstohlen hinter den Gardinen. Hier ist immer, zu jeder Stunde, jene Stille, wie sie Städte ähnlicher Größe sonst nur in den frühen Morgenstunden aufzuweisen haben. Die eiu- zigen Bewohner sind gegenwärtig Soldaten, Feldgraue, die vo« vorn kommen oder nach vorn gehen. Der Regen klatscht auf das Pflaster. Sein eintöniges Geräusch vermischt sich mit dem dump­fen Ton des Geschützdonners von der Front.

Schöffe auf den Nheinwärier

Der verkannte »Genera!*

PK.-Sonderbericht von Armin Eichholz

Vor nun 45 Jahren ging der alte Rheinwärter zum erstenmal hinunter ans Ufer, um den Pegelstand abzulesen. Seitdem ver­sieht er den Dienst am Rheinwärterhaus mit der Regelmäßig­keit einer Uhr. Jeden Morgen um 8 Uhr tritt er den altgewohn­ten Gang an und meldet der Vorgesetzten Dienststelle den Wasser» stand. Er kennt den Strom wie kein zweiter, denn sein Rausche» begleitet ihn seit seiner Kindheit.

Als die ersten Panzerwerke des Westwalls an dieser Stelle errichtet wurden, da horchten die planenden Ingenieure und Offiziere auch auf den Rat des Rheinwärters, der die Eigen­heiten des Wassers ohne Berechnung auswendig wußte. De« Pionieren konnte er angeben, wie hoch sie ihre Hochwasserstege bauen mußten und mit welcher Geschwindigkeit etwa zu rechne» war. Der Rheinwärter sah die Panzerwerke täglich wachsen und bald mußte er einen Umweg um die zahlreichen Baustelle» machen, wenn er an das Ufer zum Pegel ging.

Der Kriegszustand mit dem jenseitigen Ufer vermochte seine 45jährige Gewohnheit nicht zu ändern. Um die gleiche Stunde las er auch jetzt noch den Pegel ab, ohne Furcht vor den Mün­dungen feindlicher Maschinengewehre. Erst als die Feuergarbe« der Franzosen die Vetonwände schrammten, zog er es vor, am Altrhein einen Hilfspegel anzubringen und den Weg dorthin mit Strohblenden zu tarnen.

An seinem Dienst hätte sich sonst nichts geändert, wenn er nicht eines Tages auf den Gedanken gekommen wäre, sich eine neue Mütze zu kaufen. Den alten Hut trug er nun scho» sieben Jahre und man sah ihm an, daß er manchen Sturm erlebt hatte. Als der Rheinwärter für seine lange Dienstzeit mit dem goldenen Treudienstehrenzeichen ausgezeichnet wurde, da faßte er den Entschluß, endlich die schöne blaue Schirmmütze zu er­stehen, die ihm schon lange in die Augen stach. Und als er sie dann zum erstenmal aufsetzte, grüßte er sie im Spiegel wie ei» General. Den Gang zum Pegel trat er diesmal besonders gut gelaunt an, denn diese Mütze machte nun geradezu die Würde einer Amtshandlung sichtbar. Sie war eigentlich das, was ihm bisher gefehlt hatte. Am Rande der Strohblsnde sah er noch einmal zum feindlichen Ufer und wollte sich gerade umwenden, da knallten plötzlich links und rechts die Einschläge in die Bretter und Baumstämme. Mit einem Satz brachte er sich in Deckung. Bande, gemeine", fluchte er vor sich hin, als er vorsichtig zurück­schlich,halten sie mich vielleicht gar für einen General...!"

Am nächsten Tag sah man den Rheinwärter wieder pünktlich um 8 Uhr, allerdings mit größerer Vorsicht als bisher, de« Pegelstand ablesen. Auf dem Kopf trug er, wie seit sieben Jah­ren, den grauen, verschwitzten Filzhut. Die schöne blaue Schirm­mütze hängt zu Hause. Er nimmt sie nur noch zum Sonntag­nachmittagsspaziergang vom Nagel.

Hochwasser in USA. Ein starkes Hochwasser zahlreicher Flüsse infolge des Tauwetters überflutete große Teile der Bundesstaaten Pennsylvanicn, New Jersey, Westvirginieu und NewPork. Der Sachschaden beträgt mehrere Millionen Dollar. Wenigstens 15 Menschen kamen ums Leben, etwa 50 000 wurden obdachlos.

Unseres Herrgotts KIücksM

Roman von Kurt Nie mann

2. Fortsetzung

Seit zwei Jahren ist Gertrud, die Aeltefte, nach der Stadt verheiratet, nach Frankfurt. Mit einem Mann, den Meister Wilhelm nicht ausstehen kann, und wenn Gertrud nicht mündig gewesen wäre, hätte es nie eine Frau Wol­tersdorf gegeben. An der einzigen höheren Privatschule in Holzhausen unterrichtet ein Fräulein Dr. Ella Haber- lein als Studienassessorin in Literatur, Musik und Leibes­übungen. Eva, das Nesthäkchen, geht zwar noch zur Schwester in die Schule, aber sie hat bereits ihren Kops für sich, denn ihre weitere Absicht äußert sie kurz und knapp; Es gibt nur einen Mann, den ich heiraten würde, das ist Vater. Weil sich das nicht gut anstellen läßt, bleibe ich ledig und werde ihm die Wirtschaft führen."

Co liegen die Verhältnisse am Markt, als das Leben auf seiner Landfahrt anhält, sich Haus, Marktplatz und Stadt anfieht und beschließt, hier zunächst ein wenig zu bleiben. Seine Geschwister, das Schicksal und das Glück, helfen ihm bei seinem Spiel. Aber was da gespielt Wird und nach welchen Regeln, das verrät keins von den dreien. Denn der Mensch ist nicht Gott und mutz zuzeiten daran erinnert werden.

Bist du nun endlich fertig, Paul?" fragt Meister Haberlein und schüttelt verzweifelt den Kopf. Aber noch immer erhält er keine rechte Antwort, sondern nur ein Knurren bestätigt ihm, daß der Sanitätsrat verstanden hat.

»Setze deine Füße voreinander! Lege den Kopf in den Nacken und hebe die Arme hoch! . . - Danke."

Ein höllischer Blödsinn!"

Jetzt bitte zehn tiefe Kniebeugen. Moment . . . erst "iuß ich dir diese Eummimanschette um den Arm legen.

, Mißtrauisch betrachtet der Meister, was mit ihm ge­schieht.

Willst du mich anschnallen?" - «

,Wenn du tobst! . . . Hundertvierzig. Danke. Nun die Kniebeugen. Los! Aber tief 'runter! Keine Vor­täuschung."

Alter Schinder! Das sollte ich vorher geahnt haben. Ich wärd doch . . ."

. . . zur Konkurrenz gegangen, was? Nee, Freund­chen, bei mir bleibst du. Und ich garantiere dir, so gründ­lich hat dich vor mir bloß der liebe Gott untersucht, ehe er zu deiner Frau Mutter fertig!" sagte und dich mit einem Wuppdich auf die Welt schickte."

. . . neun . . . zehn . . . Uff, das macht warm! Das kostet eine Flasche Mosel, alter Freund!"

Genehmigt. Auf deine Kosten natürlich. Heute abend imGrünen Baum"! Und nun hülle dich nur wieder in deine Gewänder. Jetzt ist's nämlich zu Ende."

Gott sei Dank!"

Langsam zieht sich der Untersuchte wieder an. Er spricht kein Wort dabei, obwohl er weiß, daß der Sanitätsrat vor Neugierde platzen möchte. Soll er doch! denkt er und lacht innerlich vor Vergnügen. Was wird der für ein Gesicht machen, wenn er erst weiß, warum ich hier diese Schinderei über mich ergehen lasse! Und dann sitzen sie wieder bei­einander, vorn im gemütlichen Studierzimmer, das nach Tabaksqualm und nach langer Pfeife duftet, als hätten unzählige Pastorengenerationen hier über ihren Sonntags­predigten gehockt.

Und wie ist das nun, Paul?" beginnt Häberlein end­lich.Hast du was gefunden?"

Nix!" knurrt der unwirsch.Du bist mit deinen Neun­undvierzig geradezu unanständig gesund. Von mir aus könntest du hundert Jahre alt werden. Ihr Häberleins habt das liebe Leben gepachtet. Herz, Lunge, Kreislauf­system, Gliedmaßen. . . alles wie für die Ewigkeit ge-

affen."

Zufrieden läst Häberlein den Rauch seiner Zigarre von s.Und Haare, lieber Paul, Haare habe ich wie ein oanzigjähriger. Kein graues dabei!"

, Soll da nu wieder 'ne dreckige Anspielung sein?" bellt cSanitätsrat verdrießlich und wischt über seine mächtige atze.Meinetwegen geh doch noch mal aus den Heirats- irkt, du alter Esel! Unsereiner hat soviel im Kopfe haben issen, daß die Haare dabei flötengegangen sind. Aber :m der Vater so ein warmes Rest hinterlassen hat wie c? . . . Tja, du hast in deinem Leben nie Kopfschmerzen habt, mein Euter!"

Gott sei Dank, nicht! Ich bin des lieben Herrgotts Glückspilz! An mir verdienst du nichts und der Pillendreher auch nicht. Höchstens der Standesbeamte."

Päng! ... Da ist die Bombe geplatzt. Meister Häber­lein lacht schallend auf und haut sich aufs Knie vor Ver­gnügen. Herrgott, kann so ein Sanitätsrat ein dämliches Gesicht machen! Und das will nun ein studierter Mann sein! ...

Du willst . . . heiraten?"

Wenn du nichts dagegen hast! Hast du nicht eben ge­sagt, ich kann hundert Jahre alt werden?"

Die Anlagen hast du, Wilhelm." Der Sanitätsrat ist aufgestanden und geht mit langen Schritten durchs Zim­mer. Hastig zieht er an seiner Zigarre und man steht, wie diese neue Nachricht erst in seinem Hirn verarbeitet werden mutz.Der Arzt . . .? Nein, der kann bestimmt nichts dagegen einwenden!" spricht er mehr zu sich selbst als zu seinem Besucher.Da heiratet mitunter ganz anderes Kroppzeug. Du bist doch ein Kerl, Wilhelm, einer, an dem der Herrgott genau so seinen Spatz hat wie dein alter Freund Fehlhauer. Du kannst eine Frau glücklich machen, denn du hast Mumm in den Knochen und Grips im Kopfe, und was dieses liebliche Erdentheater, genannt das lockende Leben, betrifft, nun, das hast du ja auch gespürt. Wir haben ja beide zusammen gestanden, als die Grete starb. Das war allerhand. Diese Frau . . . solche Frau sterben und ihr glückliches Gesicht dabei zu sehen . . .! Ich war bei vielen dabei, mit denen es zu Ende ging, Alte, die froh waren, daß der Spektakel vorbei sein sollte Junge Men­schen, die sich gewehrt haben gegen den Sensenmann mit aller Kraft. . .! Aber nur eine sah ich, die gelächelt hat und zufrieden war. Das war deine Frau, Wilhelm, deine Grete. Weil sie stark war . . . ganz stark in deiner Liebe. Das hat mich mächtig gepackt damals, diese Stunde ... das kann ich nicht vergessen."

Meinst du, ich hätt's vergessen?"

Nein, das meine ich nicht. Sonst könntest du mir nämlich im Mondschein begegnen. Aber ich suche nach einer sinnvollen Erklärung, warum du nun noch einmal auf Freiersfützen gehen willst!"

(Fortsetzung folgt.)