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Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt

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Nummer 78

Altensteig, Mittwoch, den 3. April 1940

6 3. Jahrgang

Zwei Bomben

Sie trafen die Kriegsbrandstifter

Zwei Bomben trafen die Kriegsbrandstifter, mit denen sie nicht gerechnet hatten: die Veröffentlichung der pol­nischen Dokumente aus den Warschauer Geheim­archiven und die Molotow-Rede. Beide explodierten fast zur gleichen Zeit. Und von beiden ist zu sagen, das; ihre weitreichenden Splitterwirkungen selbst Tage nach der Zün­dung noch nicht voll zu übersehen sind.

Die polnischen Geheimdokumente haben inzwischen in der Welt eine Sensation erregt, die weit über das Maß son­stiger politischer Überraschungen hinausgeht. Dis Haupt- beteiligten haben versucht, sich hinter klägliche Dementis zu verstecken. Aber dieser Versuch ist restlos mißglückt. Dis Echtheit der in den ehemaligen Veckschen Archiven in War­schau aufgefundenen diplomatischen Aktenstücke ist so hun­dertprozentig, daß ihre Verfasser, wie zum Beispiel der ehe­malige Botschafter Graf Potocki, durch ihren Ableugnungs­versuch nur ihren eigenen politischen Ruf geschädigt haben. Denn so zweifelhaft die verschiedensten Persönlichkeiten sind, deren Aeußerungen und Standpunkte in den polnischen Vot- schafterakten wiedergegeben wurden, so unzweifelhaft sach­gemäß, kritisch und äußerst interessant war die Beobach­jungstreue der polnischen Diplomaten selbst. Diese Män­ner haben in einer Weise die klägliche Haltung der eng­lischen und französischen Verantwortlichen durchschaut und gleichzeitig die ungeheuren Gefahren gesehen, denen ihr Land durch die Doppelzüngigkeit und Schwäche Englands und Frankreichs ausgesetzt waren, was man nur sachlich anerkennen kann. Nur in einem allerdings sehr wesent­lichen Punkte haben sie sich selbst täuschen lassen. Sie wurden hier ein Opfer der unerhörten Kriegstreibereien der amerikanischen Botschafter in Paris und London, denen heute eine Hauptschuld an der Entfesselung dieses sinnlose­sten aller Kriege zufällt. Sie nahmen den Druck, mit denen diese Herren selbst unter Anwendung von Zwang Paris und London von jeder Verständigung mit Deutschland abhalten wollten, für blutigen Ernst. Dieser begreifliche Irrtum der polnischen Diplomaten, für den Männer wie Vullitt und Kennedey die Verantwortung tragen, ist jetzt mit einem Schlage in den Mittelpunkt aller Erörterungen gerückt, dis in der Weltöffentlichkeit über die wahren Kriegsschuldigen angestellt werden. Die Wirkung auf die Neutralen ist dabei eine doppelte. Selbst in Amerika entdeckt man plötzlich mit Entsetzen, welche kriegstreiberische Haltung von gewissen amerikanischen Stellen schon seit Jahren eingenommen wurde. Auf der andern Seite tritt zugleich die Schwäche der Positionen Englands und Frankreichs immer nachhal­tiger hervor. Das Vabanquespiel dieser Mächte wird in sei­ner ganzen grotesken Unzulänglichkeit sichtbar. Und auch die Larmkrämpse der britisch-französischen Presse können an dieser peinlichen Demaskierung des demokratischen An­griffskrieges nichts mehr ändern.

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, um die ver­brecherische Leichtfertigkeit der plutokratischen Drahtzieher m ihrem ganzen Umfang zu entlarven, so ist dieser Be­weis auch durch die Molotow-Rede erbracht worden. Auch sie war ein harter Schlag gegen alles, was jetzt von der Churchill-Reynand-Front bei Frühjahrsbeginn unter­nommen werden sollte. Alle zweideutigen Hoffnungen auf eine rasche Entfremdung zwischen Deutschland und der Sowjetunion sind durch diese Rede vernichtet worden. Die wichtigsten Weltprobleme, die in Europa zur Debatte stehen, wurden offen mit Namen genannt. Dadurch rückt auch die geplante englisch-französische Offensive gegen die nordischen Staaten und den Balkan noch einmal in schärfste Beleuch­tung. So wie sich die Herren um Chamberlain diese Offen­sive gedacht haben, kann sie niemals glücken. Wieder ein­mal ist das Geschrei von einer deutschen Einkreisung an der «genen Heiserkeit zujammengebrochen. Was übrig bleibt, ist ein Scherbenhaufen, aus dem sich auch nicht einmal mit Gewalt mehr die Marmorfigur einer demokratischen Sieges­göttin wiederherstellen läßt.

Dast nach so ungewöhnlichen Vernichtungsschlägen in der fl.Mösischen und angelsächsischen Welt von Tag zu Tag starker die Frage nach dem Schuldigen und nach den Ver- antwortlichen für diese Mißerfolge erhoben wird, ist selbst­verständlich. Wir brauchen uns in die Abrechnung, die da­mit verbunden ist, kaum mehr einzumischen. Es genügt, vatz einmal wenigstens die Polen als die garantierten 2 riegsfreunde der Eeldherren der Erde die Wahrheit ge- >agt haben. Diese Wahrheit wird weitermarschieren. Sie ist auch mit den übelsten Lügenattacken nicht mehr auszuhalten.

Wiede» ein englisches Flugzeug über djinische« Gebiet

Kopenhagen, 2. April. Aus Apenrade wird berichtet, daß m der vergangenen Nacht über Haurup und Feldsted von einem Flieger Flugblätter in großer Menge abgeworsen wurden. Aus dem antideutschen Text dieser Wische ergibt sich einwandfrei, daß is sich um eine englische Maschine gehandelt haben muß, die er­neut die däniiche Neutralität verletzt hat.

Erkenntnisse eines plutokratischen Blattes

Wir stehen den zielbewutztesten und klügste« Köpfen Europas gegenüber

Amsterdam, 2. April. Die englische Landwirtschafts­politik wird in einem zweispaltigen Aussatz in derTimes" in überraschend offener Weise einer geradezu vernichtenden Kritik unterzogen.

Dieser Aussatz derTimes" hat nicht nur in dem beteiligten Ministerium größten Unwillen, sondern auch im englischen Volk größtes Erstaunen und tiefste Bestürzung hervorgerufen.

Der Verfasser des Aufsatzes, der bekannte Landwirtschasts- fachmann A. P. McDougall, beschränkt sich in seinen Ausfüh­rungen auf nüchterne Tatsachen. Gleich am Beginn straft er die Erklärungen Chamberlains, der festgestellt hatte, es würden zwei Millionen Acres Grasland wieder unter den Pflug ge­bracht, Lügen, indem er feststem, daß knapp die Halste dieser Zahl richtig sei. Durch diese Maßnahme werde aber nicht mehr gewonnen, als nur ein einziges Prozent der heimischen Erzeu­gung. Dieses eine einzige Prozent bedeutet im Gesamtverbrauch Englands knapp 0,004 Prozent!, d. h., daß die ganze riesenhafte Landkampagne Chamberlains nichts als ein Bluff ist und Nah­rung nur für knapp 1*/- Tage zusätzlich aus eigener englischer Leistung erzielt.

Was für einen Sinn hat es", so ruft McDougall aus,Hun­derte von Millionen für Flugzeuge anszngeben, wenn wir die Ernährung unserer Bevölkerung in keiner Weise sichern können! Wir können nicht ständig darauf hoffen, uns von Tag zu Tag durchschwindeln" zu dürfen!

Wir dürfen eines nicht vergessen: Wir Haben uns mit die­sem Krieg den zielsichersten, klügsten und stärkste« Köpfen und Gehirnen Europas entgegengestellt."

Dänische Vorstellungen in London

Die Torpedierung des deutschen HandelsschiffesEdmund Hugo Stinues" in dänischen Hoheitsgewässern einwandfrei erwiesen Kopenhagen, 2. April. Zu der Torpedierung des deutschen HandelsschiffesEdmund Hugo Stinnes" vor der westjütischen

Küste in der Nacht zum 24. März durch ein englisches A-Boot teilt das dänische Außenministerium heute nachmittag mit, das Wrack des vor Thorsminde an der Westküste Jütlands versenk­ten deutschen HandelsschiffesEdmund Hugo Stinnes" liegt etwa 10 Meter unter Wasser in einem Abstand von etwa ein­einhalb Seemeilen von der Seeküste, das heißt also innerhalb dänischen Seeterritoriums. Nachdem die Untersuchung der nähe­ren Umstände, die in Verbindung mit dem Untergang des Schis­ses stehen, jetzt zu Ende geführt worden ist, wird der dänische Gesandte in London den Auftrag von seiner Regierung erhal­ten, in der Angelegenheit bei der englischen Regierung vor­stellig zu werden.

Explosion in einer Munitionsfabrik in Schottland

Amsterdam, 2. April. Aus London wird gemeldet, daß bei einer Explosion in einer Munitionsfabrik in Schottland eine Anzahl Tote und Verwundete zu beklagen sind.

Amsterdam, 3. April. Bei der bereits kurz gemeldeten Ex­plosion in einer Munitionsfabrik in Schottland scheint es sich um eine schwere Katastrophe zu handeln. Im Anschluß an die erste dürftige Mitteilung sah sich der Versorgungsminister ver­anlaßt, bekannt zu geben,er bedauere, Mitteilen zu müssen, daß mehrere Menschenleben verloren gegangen seien, außerdem habe es mehrere Verwundete gegeben. Es seien aber Schritt« unter­nommen, um die .daldmöglichste" Wiederaufnahme der Produk­tion jicherzustellen". Kurz darauf wurde bereits eine dritte Meldung ausgcgeben, in der es u. a. heißt: Infolge der Ex­plosion brach in der Munitionsfabrik ein Brand ans und in allen umliegenden Städten wurde um Hilfeleistung ersucht. Die Fenster in den Häusern und Läden der Umgebung wurden durch die Gewalt der Explosion zertrümmert. Männer, Frauen und Kinder eilten nach den Fabrikeingängen, wurden jedoch nicht zugelassen, da die ganze Gegend militärisch abgeriegelt war.

Wie Italien und Deutschland zerstückelt werden soll

Eine sensationelle Enthüllung des «Regime Saseista-

Mailand, 2. April. DasRegime Fascista" macht in einem aufsehenerregenden Leitaussatz Mitteilung von einem sensatio­nellen Dokument, das die Doppelzüngigkeit der fran­zösischen Politik schwarz auf weiß beweist und offen er­kennen läßt, daß die Westmächte bereits beschlossen haben, wie Italien zerstümmelt werden solle.

Als Sumner Welkes in Paris weilte, so schreibt das Blatt, hatte er u. a. auch eine lange Aussprache mit Reynaud, der damals noch Finanzminister war. Beide unterhielten sich über die Kriegsziele, und Rennaud entwickelte dabei mit der äußerste» Zurückhaltung die berühmten Pläne, wie Frankerich und Eng­land sich die Gestaltung deskünftigen glücklichen Europas" denken. Damit sich der Amerikaner eine klare Borstellung von den Projekten machen konnte, wurde ihm eine Landkarte Europa» mit den neuen hypothetischen Grenzen gezeigt. Nach der Bespre­chung wurden die beiden Staatsmänner, wie üblich, für die Zei­tungen in freundschaftlich lächelnder Haltung photographiert. Der Zufall wollte es nun. daß auch jene Landkarte von Europa hin-

Der Wehrmachtsbericht

Wieder drei feindliche Flugzeuge abgeschossen Verstärkte Luftaufklärung über der Nordsee und Ostfrankreich

Berlin, 2. April. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

An der Westsront keine besonderen Ereignisse.

Die Luftaufklärnng über der Nordsee und gegen Ostfrankreich wurde am 1. April in verstärktem Maße fort­gesetzt. Dabei kam es zu wiederholten Lustkämpfen zwischen einzelne« deutschen Aufklärungsflugzeugen und feindlichen Jägern. Ein Dornier-Aufklärungsflugzeng schoß ein fran­zösisches Jagdflugzeug vom Muster Curtiß, ein anderes Auf­klärungsflugzeug schoß eine Moräne ab. Ein englisches Auf­klärungsflugzeug, das in die Deutsche Bucht einzufliegea versuchte, »nrde von einer Rotte Me 109 abgeschossen.

Ei« denlsches A»fklär««gsflugez»L kehrte vom Feindstng «icht zurück.

ter beiden Männern aus dem Bilde festgehalten wurde, ohne daß irgend ein höherer Funktionär sie genauer beachtet hätte. Diese Karte zeigt nun in beredter Weise, gewissermaßen graphisch, die politischen Gedanken der Engländer und Franzosen.

Die neuen Grenzen aus der Photographie, so schreibt das Blatt weiter, lassen keinen Zweifel offen: Deutschland ist aufderKarteaufgeteiltundaufdasbloßePreu- ßen zusammengeschrumpst. Alle rheinischen Provinzen sind an Frankreich angegliedert, Bayern bildet einen selb­ständigen Staat, Polen ist wiederhergestellt und durch Pom­mern vergrößert, Ungarn ist verstümmelt, das alte tschecho­slowakische Staatsgebilde Veneschs wiederhergestellt und zum Schaden Deutschlands und Ungarns vergrößert. Rumänien gewinnt weitere ungarische Gebiete, und das ebenfalls wiederher­gestellte Oesterreich reicht bis zur Adria. Italien verliert das Julische Venezien und ganz Istrien: elfteres wird an Oesterreich, letzteres an Jugoslawien gegeben.

Endlich also hat man, stellt hierzu dasRegime Fascista" fest, auf einem sichtbaren Dokument eineu klaren Beweis für die französische Erkenntlichkeit gegenüber Italien, das 1915 für di« Sache der Alliierten 000 000 Tote und eine Million Verwundete geopfert hat. Frankreich hat also bereits beschlossen, Italien ge­rade jene Gebiete wieder wegzunehmen, die es mit Mühe mit der Einwilligung der Wortbrecher von Versailles für die Voll­endung seiner Einheit erhalten hatte.

Hinzuzufügen sei, so betonte das Blatt, daß die Karte de« Herrn Reynaud nur Europa gezeigt habe. Hätte sie auch Afrika verzeichnet, dann hätte man sicherlich auch die neuen Grenzen Lydiens gesehen, das von Engländern und Franzosen aufgeteilt wäre. Auch di- Grenzen Aethiopiens wären zu erkennen, das wahrscheinlich Negus Tafari unter britischenm Schutz zurück- gegeben werden solle. Habe nicht erst vor wenigen Monaten der französische Kriegsmarineminister Campinchi erklärt, es genüge, nur auf einen Klingelknopf zu drücken, uni dqs italienische Im­perium verschwinden zu lassen? Der von de» Juden vom Zau« gebrochene undfür das Recht und die Christlichkeit" geführt« Krieg solle also mit einem »eueu, »och viel schlimmeren Ver­sailles ende»!

Der französische Haß gegen Italien werde nur von einem Wunsch beherrscht, die italienische Macht zu vernichten. Wenn die Engländer »«d Franzose« Deutschland besiegen würden, dann würde» ste auch Italien verstümmeln, um es für immer machtlos ^u, mache«. Reynaud sei logisch und aufrichtig gewesen, als er dem