iöelte 2

^qwarzwaroer Lageszetrung

Post" vom Sonntag. Diese lehnt sogar Hulls Hundertprozen- tiges Dementi vom Freitag ab, offenbar, weil sie ebensogut wir jeder Kenner der amerikanischen Außenpolitik weiß, daß dic Behauptungen von Potocki und anderen Polen über die An­sichten Vullitts und Kennedys zumindest grundsätzlich stimmen und weil offensichtlich Hüll dieses Dementi auf direkten Befeh! seines Arbeitgebers abgeben mußte.Washington Post" führt aus: Bullitt habe zwar den Inhalt des Potocki-Berichts demen­tiert und Kennedy werde vermutlich das gleiche tun, aber lei­der klängen die bisher bekanntgewordenen Auszüge durchaus plausibel. Und sie klängen plausibel, weil Bullitt und Kennedy sich nicht als Angestellte des Staatsdepartements, sondern als persönliche Abgesandte Roosevelts betrachten. Daher sei Hulls Dementi so unbefriedigend, wenn es, was seine Weisungen angehe, auch dem Buchstaben nach richtig sei. Die volle Wahrheit dagegen zwinge zu dem Verdacht, daß die be­haupteten Aeutzeruugen sehr gut die Ansichten und diePolitikRoosevelts, im Gegensatz zu der des Staats­departements, wiedergegeben haben mögen. Das Blatt verweist darauf, daß man die Dokumente nicht bagatellisieren dürfte, die erstens den Engländern und Franzosen zeigten, daß Roo­sevelt sie zum Krieg an stachelte, ohne selbst etwas riskieren zu wollen; zweitens den Amerikanern kurz vor der Präsidentenwahl bewiesen, daß Roosevelt im Streit zwischen Deutschland und Polen bereit war, in einer Weise Partei zu ergreifen, die sich mit einer völligen Neutralität nicht verein­baren lasse. Man könne daher das Weißbuch nicht mit einem Lächeln abtun.

Große Beachtung fand auch die Samstag abend, zur besten Hörzeit des Rundfunks, gebrachte scharfe Rede des führenden republikanischen Mitglieds des Außenausschusses des amerika­nischen Abgeordnetenhauses Hamilton Fish, der erklärte, das deutsche Weißbuch bestätige seine schon immer ausgedrückte lleberzeugung, daß die K r i e g s h y st e r i e in den Vereinigten Staaten direkt aus dem Weißen Haus stamme. Sollte die von ihm geplante Nachprüfung die im Weißbuch ent­haltenen Beschuldigungen gegen den Pariser USA.-Botschafter bestätigen, so werde er im Kongreß formell beantragen, Bul­litt unter Lfentliche Anklage zu stellen. Auch Roosevelt sollte das gleiche Schicksal erleiden, falls er geheime Abmachungen, die Amerika in den Krieg verwickeln würden, mit ausländischen Regierungen getroffen habe. Unter der Bal- Irr.überschriftBullitt und Kennedy droht Senatsuntersuchung" neidetNew York Journal American", daß der Bundeskongreß iber oie Enthüllung der geheimen amerikanischen diplomatischen Intrigen in Europas Politik vor Kriegsausbruch derartig be- mrubigt sei, daß voraussichtlich der gesamte Fall nächste Woche M Plenum des Senat» und Abflrordne^-"'''av?e-'' ventiliert mnrde.

Das demokratische Mitglied des Auswärtigen Senatsaus- ichusses Reynold erklärte, dem gleichen Bericht zufolge, er wolle die Vorladung Bullitts und Kennedys verlangen, damit beide unter Eid alle Hintergründe der amerikanischen Diplomatie in Europa seit Beginn der augen­blicklichen Kriegskrise aufdeckten.Wir alle", so fuhr Reynold fort,erinnern uns, daß vor Amerikas Eintritt in den Welt­krieg von verschiedenen europäischen Regierungen alle mög­lichen Dokumente veröffentlicht wurden, die das amerikanische Staatsdepartement prompt dementierte, obwohl sich Jahre nach dem Weltkriegsende ergab, daß die 191b und 1918 erhobenen Beschuldigungen im wesentlichen zutrafen. Das USA.-Volk ist berechtigt, klaren Wein eingeschenkt zu erhalten. Es wünscht die Wahrheit, und zwar in aller Oeffentlichkeit. Es wünscht keiner­lei Eeheimdiplomatie, die geeignet ist, die Vereinigten Staaten in Europas Krieg zu verwickeln. Jedermann weiß, daß Bullitt profranzösisch und probritisch ist."

Die anglophileNew York Herald Tribüne" dagegen erklärt wutschnaubend, die stillschweigende Folgerung des Weißbuches, daß die Vereinigten Staaten wegen der bekannten Sympathien Roosevelts für die Westmächte mitverantwortlich für den Krieg seien, verdiene überhaupt nicht ernst genommen zu werden und sei für den deutschen Jnlandsgebrauch bestimmt. Immerhin be­nutzt das Blatt, das den Republikanern nahesteht, im gleichen Atem die Weißbuchurkunden als Argument gegen dievöllige Unklarheit" der von Roosevelt in der Außenpolitik benutzten Methoden und als Beweis dafür, daß Roosevelt sich bereits im Januar 1939, als er eine hochwichtige Konferenz mit dem Aus­wärtigen Senatsausschutz abhielt, weitgehend der alliierten Sache verschrieben hatte. Das Blatt kritisiert Roosevelts Ein­mischungsversuch in europäische Angelegenheiten. Der jüdischen New York Times", welche sich Sonntags auf ganze 15 Kommen­larzeilen beschränkte, hat es den Atem verschlagen. Sie erwähnt das Weißbuch als solches überhaupt nicht.

Stellungnahme Roosevelts zum Weißbuch

Washington, 1. April. Präsident Roosevelt, der auf der Presse­konferenz über das deutsche Weißbuch befragt wurde, war offen­sichtlich bemüht, von der Behauptung des polnischen Botschafters Potocki abzurücken, daß der USA.-Bot- schaster Bullitt den Westmächten amerikanische Kriegshilfe gegen Deutschland versprochen habe. Roosevelt erklärte, er habe das Weißbuch bisher nicht gesehen, wolle aber grundsätzlich sagen, daß in gegenwärtigen Kriegszeiten alle Propagandamitteilungen aus kriegführenden Ländern mit mehreren Körnern Salz genossen werden sollten. Roosevelt fügte hinzu, daß Bullitt in der nächsten Woche auf seinen Pariser Posten zurückkehren werde.

Die Originale der Dokumente

Bon ansländischen Jonrnalistev eingesehen

New Park, 1. April. Mehrere New Yorker Blätter veröffent­lichen eine United-Preß-Meldung aus London, die einem direk­ten Eingeständnis der Echtheit der deutschen Dokumentenver- ösfentlichung durch polnische Kreise in London gleichkommt. Auch wird in diesem Zusammenhang betont, daß einige Berliner Kor­respondenten ausländischer Blätter die Originaldokumente im Berliner Auswärtigen Amt gesehen und diese Urkunden für echt hielten. Der Bericht beschreibt dann die zahlreichen Unter­schriften und Randbemerkungen auf den Dokumenten. Alles dies beweise, daß die Dokumente im polnischen Außenamt durch viele Abteilungen gegangen seien.

Buenos Aires, 1. April.Associated Preß" meldet, daß den Auslandsjournalisten in Berlin die Einsicht in die Original­dokumente zur Prüfung ihrer Echtheit ermöglicht worden sei.

Riga, 1. April. In Zusammensassung seines Berliner Berich­tes, der ein Echo des deutsche» Weißbuches im Spiegel der deut­schen Presse darstellt, schreibt das halbamtliche lettische Blatt Rits": Die amerikanischen Behauptungen, das Weißbuch sei auf groben Fälschungen aufgebaut und die polnischen Doku­

mente seien keineswegs in dem Archiv des Außenministeriums gefunden worden, sondernauf Bestellung" angefertigt worden, seien unbegründet. Verschiedenen ausländischen Journalisten i« Berlin seien die Originale dieser Dokumente gezeigt worden^ uni zu belegen, daß derartige Dokumente tatsächlich vorläge«.

«Das Wort liegt jetzt bei Washington!-

Stellungnahme Italiens zum neuen deutschen Weißbuch

Rom, 1. April. Das Interesse der italienischen Oeffentlichkeit für das deutsche Weißbuch nimmt in dem Maße zu, in dem Einzelheiten darüber bekannt werden. Im Mittelpunkt des In­teresses. so urteilen die römischen Blätter am Sonntag, stehe die Entlarvung der Anteilnahme der amerilannchen Diploma­ten an dem Ausbruch des Krieges.Hierdurch sei Las Weißbuch dazu bestimmt", schreibt derMessaggero",in der ganzen Welt einen lebhaften Eindruck zu erwecken." Das Blatt fährt dann fort:Ein Mann wie Bullitt, der nach Europa mit dem vollen Vertrauen des Präsidenten Roosevelt geschickt wurde, um hier eine delikate Mission zu übernehmen, beschränkt sich nicht darauf, zu beobachien und zu berichten, wndern wird Be­rater und Ansporner zym Krieg und vereinigt sich mit denen, die von der deutschenGefahr" sprechen. Diese Tatsache dürfte nicht verfehlen, in Amerika einen Widerhall zu haben, besonders in diesem Augenblick der Vorbereitungen zur neuen Wahl. Das Weiße Haus wird genötigt sein, gegenüber den Ent­hüllungen des deutschen Weißbuches seine wirklichen Gedanken in der einen oder anderen Weise bekanntzugebcn, zumal die betroffenen amerikanischen Botschafter Bullitt und Kennedy etwas zu sehr die Politik des Präsidenten Roosevelt entblößen."

Gazetta del Popolo" erklärt, das deutsche Weißbuch Nr. 3 sei ein Geschoß von ungeheurer Wucht. Das Weißbuch sei ein Schlag aufs Ganze gegen den Präsidenten Roosevelt; das Wort liege nun bei Washington. Die in die Hand der Eroberer von War­schau gefallenen Archive enthielten wahre dokumentarische Schätze. Am meisten bloßgestellt sei der amerikanische Botschafter in Paris, Bullitt, der sich dazu bereitgefunden habe, auf die Regierung von London einen Druck auszuüben, damit diese den Polen bedingungslos Unterstützung gewähre.

Norwegische Stimmen

- Oslo, 1. April. Die weiteren Veröffentlichungen aus dem drit- den deutschen Weißbuch mit den in Warschau gefundenen Geheim­dokumenten wurden von der gesamten norwegischen Presse erst am Montag in zum Teil größter Aufmachung und sehr ausführ­lich wiedergegeben. Großen Eindruck macht ferner die meist in Fettdruck wiedergegebene Meldung aus Neuyork, daß Hamilton Fish in seiner Ueberzeugung, die Kriegshysterie in den Ver­einigten Staaten stamme unmittelbar aus dem Weißen Hause durch den Inhalt der jetzt bekanntgegcbenen Dokumente bekräftig! worden sei, und daß er eine Untersuchung und öffentliche An­klage nicht nur gegen Bullitt, sondern gegebenenfalls auch gegen Roosevelt selbst verlangt.Morgenbladet" wirft die Frage auf welche Folgen die Veröffentlichungen aus die weitere rnnerpoli- tische Entwicklung in den Vereinigten Staaten haben werden. Diese Frage stelltTidens Tegn" in großer Schlagzeile heraus. Morgenposten" bezeichnet den Geheimbericht des Pariser pol­nischen Botschafters über seine Unterredung tm Februa- 1938 mit dem amerikanischen Botschafter Bullitt, in der letzterer er­klärte, daß die Vereinigten Staaten wohl nicht am Beginn eines Krieges gegen Deutschland dabei sein, ihn aber zum Abschluß bringen würden, als am meisten aufsehenerregend. Roosevelt, so meint das Blatt, sei sicherlich nicht sonderlich begeistert, daß dic Veröffentlichungen gerade jetzt erfolgten.

USA. erkennt Wang Chingwei nicht an

RewYork, 1. April. In einer offiziellen Verlautbarung er­klärte Außenminister Hüll, daß die Regierung der Vereinigten Staaten auch weiterhin die chinesische Regierung in Tschungking, also nicht die neugebildete Regierung unter Wang Chingwei, anerkennen werde.

Tokio. 1 April. Zur Erklärung Hulls über die Nichtanerken­nung der >'.c'u>r- Regierung Wangtschingwei in China bemerkte der gegenwärtig in Osaka befindliche Außenminister Arita gegenüber de- Nresse, daß diese Haltung Amerikas nicht über­rasche und daß mau nicht beunruhigt zu sein brauche. Wichtig dagegen sei für Tokio uno Nanking eine Haltung zu beweisen, die dritte Mächte zwangsläufig zu einer Anerkennung der neuen Regierung veranlassen werde

Vorbereitung desAngehorsamkeitsfeidzuges

Amsterdam, 1. April Wie aus Indien gemeldet wird, hat die Kongretz-Partei jetzt ihre Unterorganisationen angewiesen, all« Maßnahmen für die Einleitung eines neuen llngehorsamkeits- feldzuges zu treffen. Von den Unterorganisationen werden be­reits Listen von denjenigen Indern aufgestellt, die bereit sind, sich auf Gandhis Befehl aktiv der Kampagne gegen die britischen Unterdrücker anzuschleißen.

Das nennt man belgische Neutralität!

Berlin, 1. April. Nicht um unseretwillen, sondern um Belgiens willen, nehmen wir kurz Notiz von einigen belgischen Ent­gleisungen, die völlig gleichbedeutend sind mit einer Preis­gabe der ungemeinen Vergünstigung, welche die Berücksichtigung der Neutralität eines kleinen Staates zwischen den Kanonen kriegführender Großmächte bedeutet. So fand am Sonntag bei der belgisch-französischen Zollstation Bettignies die feierliche llebergabe eines von einer wallonischen Bergarbeitergewerkschaft gestifteten Sanitätswagens an die sranzösi- fchenVehörden statt. Der belgische Bürgermeister von Qua- regnon bat die Franzosen, das Ge; >nk alseinen bescheidenen Beitrag Belgiens zu der riesenhaften Anstrengung der Alliier­ten" entgegenzunehmen, und wünschte heißen Herzensden Sieg der Alliierten" Zwei französische Generale sprachen im Namen Frankreichs und des französischen Verteidigungsministers von demZusammenschluß Belgiens und Frankreichs für die Ver­teidigung der Fahne der Freiheit".

Und so etwas faselt vonNeutralität". Man hört die Fenster­scheiben förmlich klirren. Wer wirb die zersplitterten Scheiben bezahlen? Dieser wallonisch «Skandal ist nicht damit ab­zutun, daß die flämische ZerrungVolk en Staat" gegen eine derartige Verständigung mit den Alliierten über die Grenz« Hin" warnenden Einfvruck erbebt, zumal im selben Augenblick

Nr. 77

der BrüsselerSoir" in einem Leitartikel das Schicksal Belgien, ganz offen mit der Sache Frankreichs verbindet und sich in wüsten Ausfällen und Verleumdungen gegen Deutschland ergeht und aus derVerteidigung des französischen Bodens" eine Funktion und einen Daseinszweck Belgiens macht. Wir notieren's gelassen zum übrigen und notieren einstweilen auch, daß jedenfalls bis zur Stunde keine Brüsseler Regierungsstelle irgend einen Ein. spruch erhoben hat gegen die völlige Preisgabe der belgischen Neutralität durch solche Taten und Worte. Um so schlimmer jür die belgische Neutralität.

Große Parade vor Genera! Franco Höhepunkt der Gedenkfeier des spanischen Freiheitskampfes

Madrid, 1. April. Die Gedenkfeier am 1. Jahrestag der sieg, reichen Beendigung des spanischen Freiheitskampses fanden in Madrid ihren Höhepunkt in einer großen Parade vor General Franco. Der Generalissimus, der seine Feldunisorm trug, war umgeben von allen Ministern und den ruhmreichen Generälen aus dem dreijährigen Freiheitskampf. Unter den Vertretern des diplomatischen Corps befanden sich auch der deutsche Botschafter und die deutschen Waffenattaches. In erster Linie waren die- jenigen Truppenteile vertreten, die sich in den Kämpfen des Bürgerkrieges besonders ausgezeichnet hatten. Starken Beifall erntete die Fliegergruppe, die in ihrer blau-grauen Uniform einen vorzüglichen Eindruck machte. Während der Parade kreuz­ten mehrere Staffeln von Bombern und Jagdfliegern in niedri­ger Höhe über den Tribünen. Nach der Parade veranstalteten die Parteiformationen einen Aufmarsch. Aehnliche Veranstaltungen fanden in ganz Spanien statt.

So schlagen deutsche Jagdflieger!

Sieben französische Flugzeuge abgeschossen - Erfolgreich, Luftkämpfe über der Westfront

DNB, 1. April. (PK.) Am 31. März konnten unsere Jagd­flieger in mehreren Luftkämpfen mit französischen Jägern vom Typ Moräne erfolgreich bleiben, wie bereits berichtet wurde. Den feindlichen Verbänden konnten erhebliche Verluste bei­gebracht werden In größeren Luftkümpfen trafen unsere schnellen Messerschmitt zahlenmäßig überlegene französische Iagdnerbände. die sie zum Kampf stellten auseinandersprengten und aus ihren Reihen sieben Flugzeuge zum Absturz brachten. Während der Aufschlag von drei Moräne durch Augenzeugen einwandfrei be­kundet werden konnte, wurden die weiteren vier Flugzeuge mit langen Rauchfahnen und schwersten Beschädigungen im Absturz gesichtet, irgendwo auf französischem Boden ausgeschlagen zu sein Die Kämpfe spielten sich in den lpäten Nachmittags­stund e n des So n n t a g s ab. Zwei Staffeln eines Jagdflieger-. Horstes im Westen waren hauptsächlich daran beteiligt, deren er- folgeriche Flugzeugführer nach der Landung aus dem Heimat­hafen mit knappen Worten schilderten, wie sie zu ihren Erfolgen kamen. Oberleutnant B. glückte es, in dem nachfolgend geschilder­ten Luftkampf gleich zwei Moräne abzuschießen, eine Leistung, die besonders anzuerkennen ist.

15.39 Uhr Start. Dunstig ist es in Bodennähe Oben wird es etwas besser. Frontwärts geht wie alle Tage der Flug. Immer mehr dringt die Sonne durch. Ob die Franzosen wohl noch da sind, die beim Start durch Funkspruch im Anflug gemeldet wur­den? In mehreren tausend Meter Höhe halten die Messerschmitr Ausschau, suchen die verräterischen Pünktchen am Himmel. Feindliche Flugzeuge vor uns!" Von der Führer- Maschine wird die Meldung durch Funkspruch weitergegeüen. Sie­ben Punkte sind es, die sich am Himmel abzeichnen, harmlosen Insekten gleichend. Französische Jäger. Sie fliegen anscheinend den gleichen Kurs. Jetzt eine große Linkskurve, und der Gegner kommt auf Eegenkurs heran.

Angriff! Abschwung nach unten, um den Gegner von hinten zu fassen. Die Sonne steht genau im Südwesten gün­stig für die Angriffsposition. Schon hacken die ME.-Feuerstöße durch die Luft. Der Führer der deutschen Jagdstaffel hat als Erster den Angriff auf die mittlere Maschine des französischen Schwarms begonnen. Der Franzose ist nach kurzer Feuersolge so von MG.-Treffern und Kanoneneinschlägen durchsiebt, daß er als rauchendes Rad senkrecht abstürzt und am Rande eines klei­nen französischen Dorfes aufschlägt.

Nun fliegt Oberleutnant B. an. Greift sich den nächsten aus dem Schwarm heraus. Auf 109 Meter Entfernung erfolgt der erste Feuerstoß. In die vorgehaltene Feuergarbe fliegt die Mo­räne hinein. Dann haut die Kanone los. Jeder Schuß sitzt. Aus der rechten Rumpfssite fliegen die Fetzen, spritzen die Teile ab. Knapp über die feindliche Kiste kann er das eigene Flugzeug ziehen, aus der Kurve heraus sieht er die Maschine abstürzen, ruckartig nach vorn kippend wie der Flugzeugführer aussteigt . das führerlose Flugzeug noch einen Ueberschlag macht und dann nach unten stürzt. Der ist erledigt. Im Hochgehen kann Oberleutnant B. aber nochmals aus die Knöpfe drücken den Nächstliegenden Franzosen mit einem kurzen Feuerstoß behacken. Die nachfolgenden Messerschmitt stoßen sofort zu, um diesenan­gekratzten" Gegner weiter zu bearbeiten, so daß auch er rauchend in der Tiefe aufschlug

Noch fliegt die Führungskette der Franzosen stur.Drauf! Draus!" brüllt Oberleutnant V. seinen Männern durch Funk­spruch zu. Jetzt scheint man gemerkt zu haben, was vor sich geht. Eine große, weit ausholende Linkskurve, nun ein Abwärtskreis. Auch das hilft nicht. Die deutschen Jäger sitzen schon im Nacken. Von hinten her greift Oberleutnant V den linken Nottenmann an. Schon nach ein paar Feuerstößen mit dem MG. und acht Schuß aus der Kanone fällt das Fahrgestell heraus, fliegt die Maschine ab Auch hier glückt es dem Piloten noch auszusteigen, sich am blähenden Fallschirm zu reiten. Der zweite Abschuß dieses Angriffes von Oberleutnant V.

Als die erfolgreiche Staffel wieder auf dem Heimatflughaftn gelandet ist, kann sie zur Freude feststellen, daß auch die ander« Staffel zwei Abschüsse an diesem Nachmittag aufweisen kann. Mit neun Flugzeugen war sie etwas früher gestartet und traf über der Grenze auf etwa 29 Moräne, aus denen ein Feldwebel und ein Unteroffizier je einen Gegner abschossen.

Obwohl der Franzose auch bei dieser zweiten Begegnung so zahlenmäßig überlegen war, war er nicht imstande, dem Angriff der deutschen Jagdmaschinen standzuhalten, sondern zog es vor, das Weite zu suchen. Es scheint ihm bereits bekannt geworden zu sein, daß mit deutschen Jagdfliegern und ihren Messerschmitt« nicht zu spassen ist. Erfahrungen haben es gelehrt, dieser neu« Schlag wird es erneut eindringlich vor Augen fuhren.

Fritz Mittler.